©ewerkfcbaftUcbee. Kopflongkeiten der„Chnften". Die zentrumschristlichen Gewerkschaften können nach dem Diktum Roms noch eine Weile mit ihrem Namen als Aushängeschild spielen, dafern nur die„Arbeit" fortab ganz im Sinne von„Sitz Berlin ", daß„Knecht bleiben" soll, wer „Knecht " ist, geschieht. Diese Bedingung muß aber u n- w e i g e r I i ch erfüllt werden. Und nun ist es gar possierlich, die zentrumschristliche Gewerkschaftspresse zu beobachten, wie sinnlos alles durcheinanderkreucht, just wie in einem auf g e w ü hl t e n Ameisenhaufen. Durch die Todesangst angepeitscht, geben sich die„christlichen" Macher im Schweiße des Angesichts Mühe, die Kulissen so zu schieben, wie es von ihnen verlangt wird. Dabei werden die größten Bocksprünge gemacht. Besonders tölpelhaft gebärden sich zurzeit die Zechenknechte im„ch r i st l i ch e n" Bergarbeiter- verband. Die Leitung des Zentrumsgewerkvereins veo öffentlichte in den„bürgerlichen" Blättern eine Er� klärung zur Lohnbewegung der Bergarbeiter, in der gegen den alten Verband polemisiert wird. In dem spaßigen Erguß heißt es: „Grundsätzlich muß daran festgehalten werden, daß ent scheidende, die Organisationen bindende Beschlüsse bei Lohn bewegungen bezw. den Versammlungen der organisierten Ar beiter gefaßt werden können. Belegschaftsversamm- luugen, in denen auch unorganisierte— oft in der M«hrzahl— v e rt r e t e n sind, kann nicht das Recht gegeben werden, über die Schritte zu entscheiden, die in einer von den Organisationen eingeleiteten Bewegung ge- tan werden sollen. Das kann um so weniger geschehen, als auch in der Regel gar keine Kontrolle besteht, ob nur Beleg- schaftSmitglieder in solchen Versammlungen anwesend sind und nicht von weit und breit zusammengeholte Schreier den Ausschlag geben." Weiter heißt es dann in der Erklärung, um die Meinung der Kameraden zu hören, um die Stimmung und Ansicht der Belegschaft kennen zu lernen, brauche man keine Belegschaftsversamm- Jungen abzuhalten usw. Im zweiten Teil der Erklärung frißt der Fabrikant derselben sein eigenes Produkt aber wieder selbst auf. So- wohl die Gewerksvereinsnütglieder„als auch die Unorgani- sierten" werden ersucht,„sich nicht von den Sozialdemokraten mißbrauchen zu lassen": „Wir bitten die Mitglieder des Gewerkvareins und die Un- organisierten, sich zahlreich an den vom Gewerkverein einberufenen öffentlichen Gewerkvereins- Versammlungen zu beteiligen." Wirklich, ein derart„kurzes Gedärm" läßt sich selbst bei den„Christen" nicht leicht vermuten. Bei den Zentrums- jüngern wird zur Nachtigall, was bei den anderen Berg- orbeiterverbänden eine Eule sein soll. In dem einen Fall dürfen die„weit und breit zusammengeholten" unorgani- sierten„Schreier" nichts zu sagen haben, im anderen werden sie von den Christen gleich selbst eingeladen! Ein anderes Bildchen von dem Wirrwarr und der fahrigen Konfusion im Lager der Zentrumschristen. Be- sonderer Aufmerksamkeit der„christlichen" Strategen erfreut sich in letzter Zeit auch der Buchdruckerverband. Eine Unmenge Druckerschwärze wird verwandt, um die organi- sierten Buchdrucker als„schlechte Christen, Kommunisten, Atheisten", als g e r a d e s o s o z i a l i st i s ch„verseucht" wie die anderen freien Gewerkschaften er- scheinen zu lassen. Aber siehe da: nun konstatiert die M.-Gladbacher„Westdeutsche Arbeiter-Zeitung" selbst, daß entgegen ihren Schauergeschichten Mitglieder des Buch- druckerverbandcs„Hausagitation" für die— katholischen Arbeitervereine betreiben. Darüber freut sich nun wohl die Neligionswächterin in M.-Gladbach gar sehr, meint ihr? Ach nein, am Kopfe der betreffenden Mitteilung steht ein warnendes:„Aus gepatzt!" Im„Betretungsfalle" sollen nämlich solche„sozialdemokratischen" Buchdrucker nicht in die katholischen Arbeitervereine aufge n o m m e n bezw. wieder exkommuniziert und exmittiert werden! Vom sozialdemokratischen Standpunkte aus wäre dazu ja nicht viel zu sagen, aber originell ist es doch, daß dieselben Hanswürste, die ein ver- Heucheltes Lamento über die„Gefährdung" der Religion durch die sozialdemokratischen Gewerkschaften anstimmen, selb st Warnungstafeln aufstellen, damit sich kein„sozialdemokratischer" Arbeiter 'in einen katholischen Awbetterverein ver l äu f t j_ Berlin und Qmgegcnd. Vereinbarungen zum Abschluß des �ensterputzerstreiks. Die streikenden Fensterputzer der Glaserinnung hatten sich gestern vormittag bei Wegener in der Seydelstraße versammelt, um den Bericht über die Verhandlungen zur Beilegung des Streiks entgegen- zunehmen. Wie Lambrecht berichtete, hat sich die Firma nach längerem Widerstreben bereit erklärt, den Mindestlohn sowohl wie die übrigen Löhne um 2 M. zu erhöhen unter Beibehaltung der Arbeitszeit, wie sie im alten Tarif festgelegt ist, und auf dieser Grundlage ein provisorisches Uebereinkommen abzuschließen, das so lange gelten soll, bis der Generaltarif für die FenfterreinigungS branche, über den jetzt zwischen den Organisattonen beider Parteien verhandelt wird, zustande kommt, und wenn diese Verhandlungen nicht zum Ziele führen sollten, soll von neuem mit der Firma über einen Tarifvertrag verhandelt werden. Maßregelungen dürfen nicht stattfinden. Der Redner empfahl der Versammlung', dieses Augebot anzunehmen und demgemäß den Streik zu beenden. Aus der Mitte der Versammlung machte sich jedoch eine starke Opposition geltend. Man erklärte das Angebot der Firma für durchaus un- zureichend, und es zeigte sich auch, daß das frühere Verhalten der Firma große Erbitterung unter den Streikenden hervorgerufen hat. Außer Lambrecht traten auch die Organisationsvertreter Liebenow und Uthes entschieden für Annahme des Angebotes ein.— Die geheime Abstimmung, die schließlich nach der aus- gedehnten Debatte vorgenommen wurde, ergab 3ö Stimmen für, und ö4 gegen die Annahme des Angebotes, das somit als abgelehnt zu betrachten wäre. Da» Statut des TranSportarberterverbandeS bestimmt jedoch, daß für die Fortsetzung de» Streiks eine Mehrheit von vier Fünfteln vorhanden fein müßte. Die Versammlung schloß damit, daß sie den Vertretern Auftrag gab. nochmals m,t der Firma Rücksprache zu nehmen, und am Rachmtttng eine neue Versammlung der Streikenden abzuhalten.,,.. Diese Versammlung, die auf 6 Uhr einberufen war, konnte erst 6V« Uhr eröffnet werden und zwar, weil die Unterredung mit dem Direktor Ru b arth sich infolge deS Umstandes. daß am Nachmittag die Streikbrechergarde entlassen wurde, verzögert hatte. Die Streik- brechcr führten sich dabei so auf, daß die Firma und ihre kauf- männischen Angestellten froh sein mußten, daß die Ransreißer cnd- licb. nachdem sie sich so viel wie nur irgend möglich an Extra- Vergütung ergattert hatten, aus dem Hause waren. Auf dem Hofe waren mindestens 15 uniformierte und geheime Polizeibeamte an- wesend. diesmal aber offenbar nicht zum Schutze der„Arbeits- willigen", sondern zum Schutze de« Geschäfts vor senen Leuten. Die Unterredung mit Herrn R u V a r t h hat, wie 2 i e V e n o w berichtete, zu weiteren Zugeständnissen nicht geführt. Der Direktor hatte nicht die Konipeteuz dazu und die Vorstandsmitglieder der G. m. b. H., mit denen er Rücksprache genommen hatte, waren auch nicht dafür zu haben. Der Redner empfahl der Versainnilung von neuem dringend. das Angebot gutzuheißen und dasselbe taten die übrigen Vertreter der Organisation. Die Mehrheit der Versammlung wandte sich jedoch so entschieden und mit solcher Erregung gegen den Vorschlag, daß die Wiederaufnahme der Arbeit von den Streikenden nicht beschlossen wurde.— Die Lohukommission erklärte schließlich, daß sie unter diesen Umständen ihre Aemter niederlege. Die Bezirksleitung hatte den Streikenden folgenden Beschluß empfohlen: Unter der Voraussetzung, daß die angebahnten Verhandlungen zwischen den Arbeitgebern des Fensterreinigungsgewerbes von Berlin und Umgegend und dem Deutschen Trausportarbeiter verband über die Abschlietzung eines korporasiven Lohntarifs für die Arbeitnehmer innerhalb 6 Wochen zu einem für beide Teile zufriedenstellenden Resultat führen, beschließen die im Ausstand befindlichen Arbeitnehmer der Berliner Glaserinnung: Die Arbeit wird am Donnerstag, den IS. Januar 1911 unter der Bedingung aufgenommen, daß der Anfangslohn auf 24 M. und der Höchstlohn auf 28 M. pro Woche festgelegt wird; desgleichen für die Anfänger 20,60 M. pro Woche. Jeder Fensterputzer erhält somit eine sofortige Lohnzulage von 2 M. pro Woche. Die Arbeit nehmer behalten sich vor, falls der obenerwähnte korporative Lohnvertrag nach Ablauf von 6 Wochen nicht zustande kommen sollte, erneut mit den Firmen bezüglich Abschluß eines Tarif Vertrages für die Berliner Glaserinnung in Verhandlung zu treten. Oeuvscsies Reich. Aushungern wollen die Knopflochfabrikanten ihre Arbeiter in Frankenhausen a. Kyffhäuser . Der Geschäftsführer der Fabrikantenvereinigung in Frankenhausen , ein Rechtsanwalt, hat es vor einigen Tagen ausgesprochen, daß die Arbeiter kommen sollen und um Arbeit bitten, Verhandlungen werden abgelehnt, die Fabrikanten bestimmen über die Lohn- und Arbeitsbedingungen. Falls aber die Arbeiter sich zur bedingungslosen Wiederaufnahme der Arbeit bereit erklären würden, könnte eine große Anzahl nicht wieder eingestellt werden, weil die neueingcführten Maschinen nahezu die Hälfte der Arbeiter überflüssig gemacht hätten. Etwa 500 Arbeiter und Arbeiterinnen befinden sich nun schon über zwanzig Wochen im Kampfe, um ihre erbärmlichen Löhne um wenige Pfennige auf- zubessern. Kein Erbarmen der Fabrikanten mit den ausgebeuteten Lohnsklaven, die zum großen Teil im Interesse des Profits ihre Gesundheit geopfert haben. Aber nicht allein die Gesundheit der männlichen Arbeiter ist zum großen Teil zugrunde gerichtet, andern auch die von Weib und Kind mußte geopfert werden, um >as kümmerliche Dasein weiter fristen zu können. Schwindsucht, Augenkrankheiten und Krankheiten der Atmungsorgane sind in der Perlmutterindustrie in geradezu erschreckendem Umfange vor- Hände». Der Wiener Arzt Dr. Baß gibt in der„Allgemeinen Wiener Medizinischen Zeitung" das Ergebnis von Untersuchungen der Wiener Perlmutterdrechsler bekannt, die er während der Dauer des dortigen Streiks vornahm. Er schreibt: „Im ganzen erstreckte sich die Prüfung auf 150 Arbeiter, die ungefähr ein Sechstel der Gesamtheit ausmachten. Zunächst wies das meist jugendliche Alter der Untersuchten, von denen nur elf das 50. Lebensjahr überschritten hatten, darauf hin, daß mit diesem Gewerbe verhältnismäßig frühe Gesundheitsschädigungen verbunden sind. Es wurde dann durch eine umfassende Statistik festgestellt, daß die Knopfdrechsler im Durchschnitt nicht mehr als 36 Jahre alt wurden. Unter jenen 150 Arbeitern wurden 88 Erkrankungen der Atmungsorgane festgestellt, und davon er- wiesen sich 71 als tuberkulös. Allerdings hat es den Anschein, daß die jungen Leute, die sich diesem Gewerbe zuwenden, an sich nicht aus dem besten Menschenmaterial stammen; denn es waren unter ihnen eine erstaunlich große Zahl als untauglich für den Heeresdienst erklärt worden; auch waren fast zwei Drittel auffallend klein." Dr. Baß erklärt dann weiter die Tuberkulose schlechthin für eine„Berufskrankheit der Perlmutterdrechsler". In Wien liegen nun aber die Verhaltnisse für die Perl- mutterdrechsler noch weit günstiger als in Frankenhausen . In Frankenhausen ist die Heimarbeit in weit größerem Umfange vor- handen, die Arbeitszeit weit länger und die Löhne viel niedriger als in Wien . Wie es da mit dem Gesundheitszustand der armen Knopfdcechsler in Frankenhausen aussieht, wird man sich denken können; man weiß es, wenn man an einer Versammlung der aus- gemergelten, blassen Arbeiter und ihrer Frauen teilgenommen hat. Zwanzig Wochen haben die Streikenden treu ausgehalten und sie werden auch ferner aushalten, bis der Uebermut der Fa< brikanten gebrochen ist. Die eigene Organisation und die Sw lidarität der übrigen Arbeiterschaft stehen hinter den Kämpfenden. Zuzug von Knopfarbeitern ist auch weiterhin fernzuhalten! Versammlungen. Im Wahlverein für den zweiten Kreis hielt Genosse Emanuel Wurm am Dienstagabend einen Vortrag über das Thema: ..Volksernährung, Volksbesteuerung und Volkseinkommen." Die Versammlung, die im„Hofjägerpalast", Hasenheide, stattfand, hätte wohl besser besucht sein können, wie der Vorsitzende hervorhob und er forderte die Genossen auf, für die geplanten Versammlungen im Februar und März, wo ebenfalls belehrende Vorträge geboten werden sollen, reger zu agitieren. Der Vortragende lenkte die Auf- merksamkeit darauf, wie die Frage der Ernährung eng zusammen- hängt mit der sozialen und politischen Lage des Volkes. Er erntete reichen Beifall und beantwortete zum Schluß einige Fragen aus der Mitte der Versammlung. Zur Diskussion meldete sich niemand. Der Vorsitzende schloß die Versammlung mit einem Hinweis auf den kommenden Wahlrechtssonntag. Volksstaat oder Bcamtenstaat? Ueber diese Frage sollte Reichstagsabgeordneter Ledebour am Dienstag im sechsten Wahlkreise sprechen. Er war jedoch erkrankt, und statt seiner hatte der Reichstagsabgeordnete Emme! den Vortrag übernommen. Die Versammlung, die im„Swinemünder Gesellschaftshaus" statt- fand, war schon lange vor Beginn überfüllt und polizeilich abge- sperrt. Obwohl man Tische und Stühle entfernt hatte, reichte der geräumige Saal lange nicht aus. Der Redner fand lebhaften Beifall.— Die Genossin Frau M a t s ch k e machte nach dem Vor- trage in eindringlichen Worten auf den von der Internationalen Konferenz in Kopenhagen für die ganze Welt beschlossenen Frauentag aufmerksam, für den bekanntlich der 19. März dieses Jahres ausersehen ist und der der internationalen Propa- ganda für das allgemeine, gleiche Frauenwahlrecht gilt. Schifferversammlung. Die rührige Agitation unter den Schiffern Berlins ist bisher von den erfreulichsten Resultaten gekrönt worden. Wie empfänglich diese Berufskategorie für unsere Lehren ist, beweist der rege Zu- spruch der Versammlungen. Auch am Freitagnachmittag war eine Versammlung einberufen, die sehr gut besucht war. W a l d e ck M a n a s s e hatte es übernommen, in einem zündenden Vortrage. dem die anwesenden wetterharten Frauen und Männer mit ficht- lichem gespannten Interesse folgten, das Thema:„Was haben die Schiffer vom Sozialismus zu erwarten?" zu behandeln. Dann nahm Reichstagsabgeordneter Z u b e i l das Wort, um speziell auf die Lebensfragen des Schiffergewerbes einzugehen und mit um- fassender Sachkenntnis die wirtschaftliche Lage der Schiffer dar- zulegen, die nur eine Verbesserung erfahren könne durch Anschluß an die Sozialdemokratie und deren Unterstützung. Es zeigt sich bei diesen Schifferveranstaltungen, daß sie eirt dringendes Bedürfnis darstellen, denn es ist wohl die einzige Mög- lichkeit, an. die Schifferbevölkerung heranzukommen und ihnen Wissen und Aufklärung zu übermitteln, wie denn auch die Schul- und Bildungssrage von M a n a s s e eingehend behandelt und von Z u b e i l auch noch nebenbei gestreift wurde. Jedenfalls tritt die Tatsache zutage, daß das politische Erwachen unter den Schiffern in stetiger Vorwärtsentwickelung begriffen ist. Um so verzweifel- ter sind die Anstrengungen, die von weltlichen und kirchlichen Be- Hörden gemacht werden, diese Berufsgruppe unter den reaktionären Fittichen zu behalten resp. wieder dahin zurückzuführen. Die all- eitige Zustimmung, die den Ausführungen Zubeils folgte, lassen die Aussichten der reaktionären Maulwurfsarbeit allerdings in traurigem Lichte erscheinen. Besondere Erregung hat das Gerücht von einer geplanten Ausweisung der Schiffer von den Gewässern Charlottenburgs ausgelöst, und die Schiffer werden alle Mittel und Wege ergreifen, um eine so ein« schneidende, schädigende Maßregel noch rechtzeitig abzuwenden.— Nach kurzer Diskussion sprach Schwedtler noch in eindring« licher Weise zu seinen Berufskollegen und führte ihnen die un« abwendbare Tatsache vor Augen, daß sie sich der Sozialdemokratie anschließen müssen, wenn sie Hilfe für ihre große Bedrängnis er- halten wollen. Mit einem begeisterten Hoch auf die internationale Sozialdemokratie nahm die Versammlung ein Ende, nachdem noch Z u b e i l die Wege gezeigt hatte, die gegen die Abjicht der Char- lottenburger Behörden zu betreten sind. Achtung, Glasarbeiter! Auf der Glashütte Jmmenhausen. Bezirk Kassel , Besitzer Lamprecht, sind Differenzen ausgebrochen. Der Inhaber der Firma will die Fabrik von Mitgliedern des Zentralverbandes der Glasarbeiter säubern und hat in den letzten Wochen bereits mehrere Arbeiter wegen ihrer Zugehörigkeit zur Organisation entlassen. Zuzug ist fernzuhalten!_ Lohnbewegung in den Kinderwagenfabriken in Zeitz . In der Kinderwagenindustrie in Zeitz sind rund 2000 Arbeiter beschäftigt. Zeitz ist das Hauptzentrum für diese Industrie in Deutschland . In der größten Fabrik sE. A. Näther) werden gegen 500 Arbeiter beschäftigt, während die übrigen Arbeiter sich auf weitere 11 Betriebe verteilen. In Frage kommen hauptsächlich Korbmacher, Stellmacher, Maschinen- und Metallarbeiterverband sowie die Ver- bände der Sattler und Maler und Lackierer. Die Arbeiter fordern Verkürzung der Arbeitszeit von 60 auf 56 Stunden pro Woche. Neben dem' Ausgleich für Verkürzung der Arbeitszeit, eine Erhöhung der Stundenlöhne um 5 Pf., einen Mindcstlohn von 45 Pf. für Arbeiter über 20 Jahre alt, für Hilfsarbeiter von 36 Pf. und für Arbeiterinnen von 25 Pf. pro Stunde, sowie einen Auffchlag von 15 Proz. auf alle Akkordpreise. Zu bemerken ist. daß für die übrige gesamte Holzindustrie in Zeitz die 54stündige wöchentliche Arbeitszeit vertraglich festgelegt ist. — Die Forderungen sind den Fabrikanten am Montag unterbreitet und haben die in Frage kommenden Arbeiterorganisattonen um baldige Antwort gebeten. Von dieser wird es abhängen, ob der Friede gewahrt bleibt. Die bisherigen Löhne sind so niedrig, daß dieselben dringend einer Aufbesserung bedürfen. Wochenverdienste für verheirate Arbeiter von 15—17 M. find keine Seltenheit. Der Kampf i« den Röthaer Rauchwarenzurichtereien ist jetzt allgemein, da nunmehr sämtliche Hilfsarbeiter und Ar« beitermnen im Streik stehen. Die Gesamtzahl der Ausgesperrten und Ausständigen ist 320 und zwar 121 verheiratete und 81 ledige Kürschner und 116 Hilfsarbeiter und Arbeiterinnen. Die Unter- nehmer haben sich bereit erklärt, die Aussperrung der Kürschner auf- zuheben. wenn sich die Filiale Rötha des Kürschnerverbandcs den Beschlüssen ihres Verbandsvorstandes und Ausschusses fügen, die entgegen einem früheren Beschlüsse des Ausschusses gemeinschaft- lich die Wiederaufnahme der beiden ausgeschlossenen Mitglieder be- schlössen haben. Die Rölhaer Verbandsmitglieder erklären jedoch den Ausschluß der beiden Schützenbrüder als Angelegenheit der Mit- glieder, in die die Unternehmer nichts hineinzureden haben und so geht der Kampf in verschärfter Form weiter. Bon den Streik- brechern haben drei Rötha wieder verlassen, da ihnen der ver- sprochene Lohn nicht ausgezahlt und ihnen auch nicht mitgeteilt worden war, daß in Rötha Streik sei. Letzte Kehrichten» Bergarbeiterlos. Mülhausen i. Elsaß , 13. Januar. (B. H. ) In dem noch im Aushau befindlichen Schachte„Max", bei Reichweiler, der Gewerk» schaft„Amelie" ist heute mittag eine Hängebank, auf der vier Bergleute beschäftigt waren. auS 15 Meter Höhe herabgestürzt. Ein Arbeiter wurde getötet, drei andere sind schwer verletzt. Alle vier stammen aus Baden._ Die Ausstandsbewegung der belgischen Bergarbeiter. Brüssel , 18. Januar. (W. T. B.) Trotzdem die Delegierten der ausständigen Bergarbeiter in der Provinz Lüttich gestern die Wiederaufnahme der Arbeit beschloffen hatten, ist heute, wie„Siecle" erklärt, ein neuer Konflikt ausgebrochen, weil die Grubenbesitzer nicht alle nach Inkrafttreten des Gesetzes über den Maximalarbeitstag getroffenen Anordnungen ruck- gängig machen wollen._ Zur Londoner Polizeischlacht. London , 18. Januar. (W. T. B.) Die Kommission, welche die Ursachen des Todes der bei dem Kampfe in der Sidney- straße umgekommenen beiden Männer feststellen sollte, hat ihr Gutachten dahin abgegeben, daß der eine an einer Schußwunde gestorben, der andere erstickt ist. In dem Gutachten wird der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß dieser Vorfall Anlaß geben werde,„strenge gesetzliche Maßnahmen zur Ueberwachung der Einwanderung ausländischer Verbrecher zu ergreifen". Von be- sonderem Interesse bei den Verhandlungen der Jury war die Aus- sage des Minister Churchill , der erklärte, er übernehme die volle Verantwortung dafür, daß er den Feuerwehrleuten nicht erlaubt habe, den Brand zu löschen, da sie höchstwahrscheinlich getötet worden wären. Völlig unrichtig sei, daß er sich in die Tätigkeit dex Polizei eingemischt habe. Der Justizmord an den japanischen Sozialisten. Tokio . 18. Januar. (W. T B.) Während die VerhanS- lung im Anarchtstenprozrß geheim war, wohnten Mitglieder des dtplomatiichen Korps und angesehene Japaner der Ur- teilsverkundigung bei. Einer der Verurteilten rief: „B a n s a i!", worauf alle Verurteilten aufspran. gen. Em anderer rief:„Hoch lebe die Anarchie!" Dann ließen sich alle ruhig abführen. Man hält es für mög- lich, daß die Todesstrafe in lebenslängliche Verbannung um- gewandelt wird._ Vier Personen erstickt. Sosnovivce, 18. Januar. (W. T. B.) Bei einem auf dem Hüttenwerk Kasimir ausgebrochenen Brande sind ein Aufseher und drei Arbeiter erstickt. Verantw. Redakt.: Richard Barth , Berlin . Inseratenteil' verantw.: Th-Glocke, Berlin . Drucku. Verlag: VorwärtsBuchdr.u.VerlagSanstaIt Paul�ingerötEo..BerIinSW. Hierzu S Beilagen«. Unterhalt««,»bl.
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