i..i6. i. Seilte des Lmarts" Krliner NsIIiglllM. l�eickstag. 110. Sitzung. Mittw och, den 18. Januar 1S11, nachmittags 1 Uhr. Hm Bundesratstisch: Mermuth . Präsident Graf Schwerin-Löwitz erinnert zunächst an die am 18. Janur 1871, also vor vierzig Jahren, erfolgte Reichs- gründun g. Dann macht er dem Reichstage Mitteilung von dem Unfall des Unterseebootes. 17 8" in der Kieler Bucht , wobei der Kavilänleutnant Fischer, der Leutnant Kalbe und der Matrose Rieper ums Leben gekommen sind, und widmet den in treuer Pflichterfüllung umgekommenen Seeleuten einen warmen Nachruf. Die Abgeordneten haben sich zu Ehren der Verunglückten von den Plätzen erhoben. Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten Be- ratung des Gesetzes betr. die Reichstvertzuwachssteuer. Abg. Dr. Zehnter(Z.) begründet einen Antrag, der dem Absatz über die Steuerbefreiung beim Verkauf von kleinen Grundstücken im § 1 eine Fasiung geben will, durch welche Steuerumgehungen mittels Zerstückelung von Grundstücken unmöglich ge- macht werden sollen. Direktor im Reichsschatzamt Kühn hält die KommissionSfasfung für diesen Zweck für ausreichend. Abg. Dr. Weber snatl.) schließt sich dem an. Gegenüber dem Abg. Arendt betont er, die Einbeziehung deS mobilen Kapitals in dieses Gesetz würde geradezu verhängnisvoll wirken; dann tritt der Redner lebhaft für eine weitgehende Befreiung des Bergwerks- eigentums von der Werlzuwachssteuer ein. Damit schließt die Debatte über§ 1. Unter Ablehnung aller Abänderungsanträge wird Z 1 in der Fassung der Kommission angenommen, ebenso die ss 1», 1 d, lo, 2 und 3. § 4 sieht eine Reihe von Freilassungen von der Steuer vor, bei Erbschaften, gewissen Schenkungen usw. Es liegen dazu eine Reihe Anträge vor, welche Spezialwnnsche zum Ausdruck bringen. Die Abgg. Albrccht und Genosien(Soz.) beantragen den Absatz zu st reichen, der den Austausch von Feldesteilen zwischen angrenzenden Bergwerken und bei der Bereinigung mehrerer Bergwerke für steuerfrei erklärt. Abg. Böhle(Soz.: Die Befreiung der Bergwerke ist gestern von den Abgg. Vogel und Arendt begründet worden mit der st a r k e n B e l a st u n g des Bergbaues. Aber die Belastung deS Bergbaues ist keineswegs stärker als die der Industrie überhaupt. Deshalb ist diese Befreiung nicht geboten, zum mindesten müßte die Bestimmung anders gefaßt werden. Abg. Marx(Z.) befürwortet einen Antrag, wonach bei Be- gründung von Rentengütern und anderen GrundstückSveräußerungen mit Hilfe einer Behörde zur Beförderung deS mittleren und kleinen Grundbesitzes die Steuer nicht erhoben werden soll. Abg. Dr. Weber(natl.) befürwortet einen Antrag, auch den Austausch eines Bergwerks mit einem Hütten- unternehmen steuerfrei zu lasten, und bekämpft den Antrag Marx; die Steuerfreiheit bei Begründung von Rentengütern werde bereits im ß 22 vorgesehen, und eine Erweiterung nach dem Antrage Marx sei unnötig. Abg. Dr. Arendt(Rp.) beantragt den Austausch kleiner laadwirtschaftlicher Parzellen bis zum Wert von 3000 M. steuerfrei zu lasten: ein Wertzuwachs werde hier so wie so nicht entstehen und deshalb soll man den ganzen fiskalischen Apparat der Schätzung nicht erst in Bewegung setzen. Schatzsekretär Mermuth bittet um Ablehnung der gestellten Abänderungsanträge. Zu dem Antrag Albrecht erklärt er, sich nicht äußern zu wollen, da derselbe die Wiederherstellung der Regierungsvorlage bedeutet. Abg. Zietsch(Soz.): Wir haben gestern aus einem Vortrage des Kollegen Goercke von einer sinnreichen Vorrichtung gehört, die die Chinesen anwenden. um den Einbrechern das Eindringen in ihrer Häuser möglichst schwer zu machen. Ungefähr nach demselben Prinzip scheinen die ver- schiedenen Antragsteller zu verfahren, die ein wahres Labyrinth von Mauern und Bauten aufführen, um es dem Staate unmöglich zu machen, an den Wertzuwachs heranzukommen. (Sehr gut l und Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Selbstredend Kleines feuilleron. Unterseeboote. DaS Unterseeboot ist keineswegs eine Erfindung der jüngsten Zeit; schon bei Beginn der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts hat man Versuche mit Tauchbooten gemacht, doch war damals die maschinelle Triebkraft noch nicht in Anwendung und die Menschenhand mußte sie ersetzen. Erst seit dem Ende der sechziger Jahre ging man dazu über. Maschinen zur Fortbewegung in Anwendung zu bringen. Nach Lage der Sache kommt bei der Fahrt unter Wasser vor- wiegend der Elektromotor in Frage, während an der Oberfläche Verbrennungsmotoren verwandt werden. Der Elektromotor hat große Vorteile für die Sicherheit des Manövrierens, da er ohne weiteres vor- und rückwärts laufen und in den verschiedensten Ge- schwindigkeiten arbeiten kann. Eine große Annehmlichkeit sür die Besatzung des Unterseebootes liegt auch darin, daß der Elektro- motor fast geräuschlos, außerdem ohne Wärmeentwickelung arbeitet. Von noch größerer Wichtigkeit ist es, daß er keine Verbrennungsluft braucht, daß der Sauerstost nicht durch den Gang der Maschine konsumiert wird. Der Nachteil des Elektromotors liegt aber in seinem hohen Gewicht und in der Schwierigkeit, die notwendige elektrische Energie zu seinem Antriebe ohne weiteres zu beschaffen. Man ist bisher auf die Mitnahme von Akkumulatoren angewiesen, deren Betriebögewicht aber vor- läufig für_ ihre alleinige Verwertung noch viel zu hoch ist. Es wird auch wohl kaum in absehbarer Zeit gelingen, den lange ersehnten leichten Akkumulator zu konstruieren, so daß die Unterwasserfahrt, also der kriegsmäßige Zweck des Bootes, be- schränkt bleiben wird. Eine nicht geringe Gefahr bilden die Akkumulatoren durch die EntWickelung von Knallgas, das bei der Ladung der Sammelbatterien entsteht. Denn hierbei entwickelt sich WosterstoffgaS, das bei einer bestimmten Mischung mit atmosphärischer Luft außerordentlich explosiv ist und das bereits mehrfach schwere Katastrophen herbeigeführt hat. Die Explosionsmotoren für die Fortbewegung der Tauchboote an der Wasseroberfläche haben den großen Vorteil des leichten Ge- wichteS; aber auch bei ihnen liegt die Gefahr der Bildung explo- fibler Gasgemische vor, die bisher schon siebenmal zu Unglücksfällen geführt haben. Gegenüber dem Elektromotor sind die VerbrennungS- Maschinen durch ihre geringere Manöverierfähigkeit erheblich im Nachteil. Man verwendet deshalb auch Kolbendampfmaschinen, sowie neuerdings Dampfturbinen als Triebkraft für die Ueber- wasserfahrt. Bei dieser werden angeblich schon 1ö bis 16 Knoten Geschwindigkeit erzielt; natürlich werden wohl nur die allernenesten Boote so viel leisten. Unter Wasser werden gegenwärtig 10 See- Meile» in der Stunde als Maximalgeschwindigkeit angenommen. Einer der wichtigsten Teile des Unterseebootes ist das Periskop, ein aevanzertes Rohr, da« aus dem Innern des Bootes nach oben reicht und oben ein Spiegelfernrohr trägt, mrt dem über Wasser lasten wir uns auf keine derartige Verschlechterung oder Abschwächung der Kommissionsfassung ein. Wenn auch Herr Weber mit Engels- zungen redet, so wird er uns doch nicht davon überzeugen, daß Berg Werksfusionen eine besondere steuerliche Privilegierung verdienen— iveil sie im Interesse der Bergarbeiter seien. Ach, nein! Wenn Bergwerke fusioniert werden, so geschieht das im Interesse der Unternehmer. ES kann sein, daß auch einmal eine solche Fusion dem Interesse der Arbeiter entgegen kommt. Im allgemeinen aber sind gerade die Bergherren die allerletzten Leute, die ohne dringende Notwendigkeit ihren Arbeitern Zugeständniste machen. Wenn aber die Bergarbeiter versuchen, sich durch Lohnkämpfe einen Anteil am erhöhten Gewinn der Werke zu verschaffen, so haben sie, wie das bei allen Streiks der Fall ist, nicht nur die Arbeitgeber, sondern die ganze Staatsgewalt gegen sich.(Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Wir könnten nur dann über die Privilegierung der Fusionen mit uns reden lassen, wenn eine besondere Bestimmung zugunsten der Arbeiter, etwa wie sie sich im Kaligesetz befindet, in das Gesetz hineingeschrieben würde.(Beifall bei den Sozialdemokraten.) Abg. Dave(Vp.): Wir treten durchaus für die Koalitionsfreiheit ein; aber Bestimmungen, wie sie die Sozialdemokraten mit reaktiv- närer Hilfe in das Kaligesetz hineingebracht haben, bedeuten einen Schritt in der Richtung des Zulunflsstaates, den wir nicht mitmachen. (Beifall bei den Liberalen. Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Abg. Dr. Weber(natl.) hält gegenüber den Ausführungen des Abg. Zietsch seine Behauptung aufrecht, daß die Arbeiter an der Privilegierung der Fusionen interessiert sind. Abg. Sachse(Soz.): Hier ist verschiedentlich von den Bergbauverhältnisten im Sieger Land die Rede gewesen und man sucht mit ihnen die Privilegierung der Fusionen zu rechtfertigen. Tatsächlich aber werden die Vor- aussetzungen des Antrages Weber im Sieger Lande kaum jemals eintreten. Es liegt aber gar kein Grund vor, die reichen Berg- Herren deS Ruhrreviers noch zu privilegieren. Wir werden gegen den Antrag Weber stimmen.(Zustimmung bei den Sozialdemo- kraten.) Die Diskussion schließt. Sämtliche materielle Abänderungsanträge zum§ 4 werden abgelehnt. Mit einigen redaktionellen Aenderungen wird§ 4 in der Kominiisionssasiung angenommen. 5 und 6 werden debattelos angenommen. § 6a gestattet, bei der Berechnung des Wertzuwachses vom ver- äußerungspreis« den Wert der vom Veräußerer übernommenen Lasten, der Maschinen, auch soweit sie zu den wesentlichen Bestand- teilen des Grundstücks gehören, abzuziehen. Der Paragraph wird nach längerer unwesentlicher Debatte unter Ablehnung aller Abänderungsanträge angenommen, desgl. die ßß 7 und 8. Z 8a gestattet dem Bundesrat, soweit in Landesgesetzen für die Werterniittelung von den vorstehenden Vorschriften Abweichungen ge- troffen sind, diese der Bemessung der Reichsabgabe zugrunde zu legen, und überläßt eS den Landesregierungen, im Einverständnis mit dem Reichskanzler bei der Werlfestsetzung Einheitspreise zugrunde zu legen. Abg. Trimborn(Z.): Der letzte Absatz dieses Paragraphen gibt der Regierung eine ungeheure Macht; außerdem würde bei einer schematischen Festsetzung von Einheitspreisen jede Taxierung unmöglich sein. Ich habe große Bedenken, dafür zu stimmen. Direktor im RcichSichatzamt Kühn: Diese Art der Schätzung hat sich in einzelnen Gemeinden sehr bewährt, und es ist kein Grund, dort davon abzugehen. Mit der Ausdehnung werden wir sehr vorsichtig sein. Abg. Dr. Südeku«(Soz.): Auch wir haben sehr erhebliche Bedenken gegen diese Bestimmung. Man könnte danach den landwirtschaftlichen Boden einfach ganz allgemein zu hoch schätzen, so daß der Ertrag der Steuer verschwindet. Weiter fehlt jede Korrektur und jedes Rechts- mittel gegenüber einer derartigen ungerechten Schätzung. Reichsschatzsekretär Mermuth : Die Absicht der Bestimmung war nur, eine Vereinfachung der Veranlagung herbeizu- führen. Bei der Ausführung würden wir die örtlichen Verhältnisse berücksichtigen und jedenfalls eine Festsetzung nicht gegen den Willen einer Gemeinde treffen. Zum Mißtrauen haben Sie keine Ver- anlassung. Abg. Dr. Junck(natl.): Von Mißtrauen ist nicht die Rede, sondern von Vorsicht.(Große Heiterkeit.) Deshalb ist es am beste». den letzten Satz des Z 8a zu streichen und die Regelung dieser Sache den AuSführungsbestimnumgen zu überlasten. der Horizont beobachtet werden kann. DaS Rohr muß weit genug hinaufreichen, um bei der Unterwasserfahrt noch gerade über die Meeresoberfläche hinausragen zu können. DaS Bild, daS durch das Spiegelfernrohr gewonnen wird, reproduziert sich im Innern des Bootes durck Spiegelung auf einem Tisch, und nur so ist eine Orientierung einigermaßen möglich. Denn der magnetische Kompaß versagt wegen der großen Eisenmasten deS Unterseebootes vollkommen. Die größte Gefahr für die Mannschaft der Tauchboote liegt in dem Versagen der Manövrierfähigkeit. Ist es dem Boote aus irgend welchen Gründen unmöglich, die Wasseroberfläche zu erreichen, ver- sinkt es gar bis auf den Meeresgrund, so ist die Besatzung, wie auch im vorigen Jahre beim„Pluviose", dem furchtbaren Tode des Er- stickens unrettbar verfallen, es sei denn, daß es gelingt, das Boot noch rechtzeitig zu heben. Es sind auch schon verschiedene Rettungs- apparate sür die eingeschlossenen Mannschaften ausprobiert worden; ihre praktische Verwendbarkeit haben sie aber bisher noch nicht er- bracht. Die Zeitdauer, während der die Mannschaft im Innern eines Bootes ohne Lufterneuerung zu leben vermag, ist naturgemäß begrenzt. Der Mensch atmet in der Stunde etwa 22 Liter Kohlen- säure aus, daS sind etwa 4 Proz. der überhaupt aus- geatmeten Luftmenge. Enthält aber die Luft mehr als 1 Proz. Kohlensäure, so stellen sich schon die größten Beschwerden ein und es ist Erstickungsgefahr vorhanden. Infolgedessen muß komprimierte Luft mitgenommen und während der Fahrt unier Wasser zum Ausströmen gebracht werden, wogegen man die verbrauchte Luft durch Pumpen aus dem Boote herausdrückt. Solange der Vorrat an komprimierter Luft zur Erneuerung der Atmosphäre in den von den Mannschaften eingenommenen Räumen reicht, besteht also eine unmittelbare Gefahr für das Leben der Besatzung nicht. Die Furcht vor dem Neuen. Anläßlich der nachträglichen Re- habilitierung des eigentlichen Erfinders des Blitzableiters. Jacques de Romas (1713�1776), der 1752 zur Anziehung der Blitze einen elektrischen Drawen herstellte, und der verspäteten Anerkennung des noch lebenden Physikers Charles B surfe ul, der auf den Ruhm Anspruch erhebt, das Telephon erfunden zu haben, erinnert ein Leser der Pariser „Nouvelles" an die Widerstände, die wichtige E»t- deckungen nicht etwa bei der.blinden Menge", sondern just bei den Fachgelehrten gefunden haben. Dem berühmten Gutachten des königlich britischen MedizinkollegiumS. das von der raschen Bewegung der Eisenbahnen Gehirnerschütterungen bei den Fahrenden und Schwindelansälle bei den Zuschauern befürchtete und die Errichtung von Mauern in Waggonhöhe zu beiden Seiten des Gleises forderte, stellt sich die Debatte der französischen Deputiertenkammer von 1838 würdig zur Seite. Der große Naturforscher A r a g o rechnete herau», daß nach Vollendung des damals geplanten bescheidenen Bahnnetzes daS Er- trägnis der Transportsteuer von 2 303 000 Frank um 1 052 060 Frank sinken würde. Und Thiers sagte:.Ich gebe zu. daß die Eisen- bahnen das Reisen e i n w e n i g erleichtern werden, wofern man ihre Verwendung auf sehr kurze Strecken in der Nachbarschaft Abg. Trimborn(Z.) beantragt die Streichung deS letzten Absatzes von K 8a. Abg. Dr. Potthoff(Vp.): Die Bestimmung ist da eingeführt worden, wo man bis aufs Jahr 1870 oder Weiler zurückgegriffen hat und ländlicher Boden inzwischen städtischer geworden ist. Dort war es gleichgültig, den Wert von 1370 auch etwas zu hoch an- zusetzen; ganz anders liegt die Sache in den Städten oder länd- lichen Gemeinden nach diesem Gesetze, hier würde eine zu hohe Schätzung den Ertrag der Steuer ganz unnötigerweise in Frage stellen. Abg. Dr. v. Savigny<Z.): Vielleicht wird es möglich sein, bis zur dritten Lesung eine bessere Fassung zu finden. Abg. Dr. Neumann-Hofer(Vp.): Auch der erste Absatz deS § 8a ist nicht zu billigen, wir können doch nicht den Landesgesetz- gebungen gestatten, Abweichungen von dem zu bestimmen, was wir hier festsetzen. Ich bitte daher den ganzen Z 8a abzulehnen. Reichsschatzsekretär Mermuth : Das wäre doch zu weitgehend. Abg. Dr. Sndckum(Soz.): Wir müsten doch zum mindesten wissen, inwieweit schon der- artige Landesgesetze e x i st i e r e n. Wenn gar keine da sind, haben wir gar keinen Anlaß, für die Zukunft den Landesgefctzgebungeu Eingriffe in dieses Gebiet zu ge st atten; wenn schon Landesgesetze existieren, müssen wir sie ansehen, ob sie mit den hier festgesetzten Grundsätzen übereinstimmen.' Abg. Dr. Ncnmann-Hoser(Vp.): Wir können doch unmöglich dem Bundesrat gestatten, zusammen mit der Landesgesetzgebung ein Reichsgesetz, daS wir machen, abzuändern und geradezu umzustoßen. Die einzige Landesgesetzgebung, die bis jetzt in Betracht kommt, soll Lippe sein und ich freue mich, daß ich hier in der Lage bin, Lippe auf dem Altar des Reiches zu opfern.(Heiterkeit.) Reichsschatzsekretär Mermuth : Die hier angefochtene Be- stimmung ist wörtlich aus dem§ 84 des Reichsstempelgesetzes entnommen. Abg. Dr. Neumann-Hofer(Vp.): Daun ist es seinerzeit über- sehen worden; unmöglich können ivir die ReichSgesctzgebuug durch die Landesgesetzgebung abändern lassen. Damit schließt die Diskussion;§ 8a wird in beiden Absätzen abgelehnt. 8 9 wird angenommen. 8 10 bestimmt die Berechnungen zum Erlverbspreis bei der Be- stimmung des Wertzuwachses. Auch hier liegt eine Fülle von speziellen Anträge» vor. Abg. Binder(Soz.): Bei der dritten Beratung in der Kon, Mission lagen zu diesem Paragraphen 10 Abänderungsanträge vor und jetzt sind auch wieder 27 eingebracht. Alle diese Anträge haben die Tendenz, die Wir- kung des Gesetzes abzuschwächen. Sie sind von den großen Gesichtspunkten des Gesetzes zu einer entsetzlichen Kleinlichkeitskrämerei übergegangen, der Entwurf der Regierung sagte in diesem Paragraphen mit wenigen Worten, was das Geietz will, Sie aber haben ihn so gestaltet, daß jetzt kein Mensch. auch der beste Gesetzeskeuner, nicht mehr daraus klug werden kann. Sie haben in der Kommission eben lediglich private Interessen vertreten(Unruhe rechts) und daraus ist dieses Monstrum von Paragraphen entstanden. Ich mußte lebhaft bei der Kommissions- beratung an den Grundsatz denken:„Such nur die Menschen zu verwirren, sie zu befriedigen ist schwell" Bei anderen Gesetzen machen Sie nicht solche Ausnahmen, bei den Zoll- gesehen waren Sie nicht so ängstlich bemüht, zarte R ü ck s i ch t aus die von der Steuer Getroffenen zu nehmen. (Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Wir meinen, daß jeder Steuerpflichtige getroffen werden soll, der einen Gewinn an Wertzuwachs macht. Was führt man hier nicht alles an. Da sagt man, die Bautätigkeit ivird erschivert, ein anderer sagt, die Steuer wird auf die Mieter abgewälzt, nächstens wird man wohl noch, wie in einer Zeitung schon vorgeschlagen lvurde, statt dieser Steuer eine R e i ch s m i e t s st e u e r be« fürworten. Wir Sozialdemokraten sind bei diesem Gesetz i» einer angenehmen Lage, wir brauchen keinen moralischen Katzenjammer zu haben, wie so manche andere Partei, die nicht recht weiß, wie sie ihre den Wählern gegebenen Versprechen einlösen soll; deshalb stellen Sie jetzt so viele Anträge und operieren an dem kranken Körper herum, bis er schließlich an der Ope- r a t i o n sterben wird. Wir werden alle diese Anträge ab- lehnen und bitten die Regierungsvorlage wieder her« zustellen. Abg. Cuno(Vp.) beantragte eine Erweiterung der im 8 10 zu- gunstcn der Gläubiger bei Zwangsversteigerungen getroffenen Aus« nahmebestimmungen. Staatssekretär Mermuth bittet dringend, alle diele AbändernngS« großer Städte wie Paris beschränkt! Große Linien aber sind nicht notwendig."— Drei Jahre nachdem Galveni seine Experimente mit Fröschen augestellt hatte, im Jahre 1742, schrieb er:„Ich werde gleichzeitig von zwei Arten von Leuten angegriffen: von den intelligenten und von den Dummköpfen. Die einen wie die anderen machen sich über mich lustig und nennen mich den Froschtanzmeister. Und doch bin ich überzeugt, eine neue Naturkraft gefunden zu haben." Ohm, der Schöpfer der mathe- malischen Theorie der elektrischen Ströme, wurde von seinen Zeit« genosien als Narr angesehen. Als 1853 der Vorschlag auftauchte, Europa und Ainerika durch ein unterseeisches Kabel zu verbinden, schrieb eine offizielle Auloritöt. der Physiker B a b i s s e t in der „Revue de deux Mondes":„Ich kann diese Pläne nicht ernst nehmen, denn die Theorie der elektrischen Ströme beweist auf unwiderlegliche Weise die Unmöglichkeit einer solchen Transinission, selbst wenn mau den Strom, der sich auf einer so langen Strecke spontan bildet, außer acht läßt. Dieser Strom macht sich schon auf der kurzen Linie zwischen Dover und Calais siihlbar. Das einzige Mittel, die alte und die neue Welt zu ver- binden, ist � die Durchquerung der Vehringstraße." Franklins Forschungen über die Ableitung der atmosphärischen Elektrizität er» regten in der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu London allgemeines Gelächter. Die Gesellschaft lehnte es ab, seinen Bericht in Druck legen zn lassen.— Die französische Akademie der Wissen- schaften halte»och 1806 ein Mitglied,»amens Mercier, in ihrer Mitte, das die Erde für unbeweglich erklärte, mit dem geistvollen Argument, es sei unmöglich zuzugeben, daß sie sich wie ein Kapaun am Spieß drehe. Aus neuerer Zeit ist der Akademiker B o u i l l a r d zu nennen, der in der Sitzung vom 11. März 1878, als Herr Du Moncel zum erstenmal den Edisonschen Phonographen vorführte, auf den Demonstrator los- stürzte und ihm mit den wütenden Worten:„Glanben Sie, daß wir einem Bauchredner erlauben werden, uns zum besten zu halten?" die Faust vors Gesicht hielt. Und am 30. März desselben JahreS, also nach einigen Monaten Nachdenkens, erklärte Herr Bouillard in einem Bericht, daß er ungläubig geblieben sei, denn„man könne nicht annehmen, daß ein gemeines Metall den edlen Ton der mensch- lichen Stimme wiedergeben könne". Notizen. K ü n st l e r st r e i k. Die Zeichner des bekannten dZnischen Witzblattes„Klods-Hans" haben einmütig die Arbeit eingestellt Die Ursache des Streiks ist, daß der Verleger ihre Zeichnungen eiqen- mächtig an ein anderes Blatt weiter verkaufte, ohne den Künstlern auch nur das geringste Honorar hierfür zukommen zu lassen Dies Versahren verstößt übrigens auch gegen das dänische Urheberrecht. Ein Zeichner, der im übrigen für die radikalliberale Tageszeitung .Polittken' arbeitet, ist zum Streikbrecher geworden. Die übriaen 24 Künstler halten tapfer im Streik aus.
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