borstandeZ erklärte Dr. Lengner, daß eS oft unmöglich fei, die sofortige Genehmigung der Gemeindevertretung bei dringlichen Nachforderungen einzuholen; die Dispositionen des Gutsber- Walters hingen sehr oft vom Wetter, sonstigen Zufälligkeiten und besonders von der in der Landwirtschaft häufig wechselnden Kon- junktur ab. Da ließen sich nicht immer die bureaukratischcn Regeln einhalten, wenn man nicht die Gemeindeinteressen schädi- gen wolle. Die Rechnung, die mit einem Bctriebsiiberschuß von 4546,16 M. abschließt, wurde hierauf genehmigt. Den wichtigsten Punkt der Tagesordnung bildete die neue Vorlage über die Heranziehung der Anlieger zu den Pflasterkosten der iihausscestraße, die sich insgesamt auf über eine Million 200 000 M. belaufen. Die Gemeindevertretung hatte früher be- schlössen, daß in Ansehung der besonderen Vorteile für die Grund- besitzer der genannten Straße dieselben% der Regulierungslosten zu tragen hätten. Dieser Beschluß wurde seitens des Kreisaus- schusses genehmigt, vom Bezirksausschuß jedoch auf Klage der Grundbesitzer aufgehoben und ein Anteil derselben von 50 Proz. der gesamten Pflasterkosten als angemessen bezeichnet. Der Bezirks- ausschuß erklärte die Chausseestratze als eine bedeutende Durch- gangsverkehrsstraße mit verschiedenen Bauklassen; daraus zog er den wohl nicht ganz zutreffenden Schluß, daß die Anlieger im Verhältnis zur Gemeinde einen größeren Porteil von der Regu- lierung der Straße nicht hätten. Die entgegengesetzte Annahme wäre wohl richtiger gewesen. Eben weil die genannte Straße einen lebhaften Verkehr aufweist, bringt deren Verbesserung einen sehr erheblichen Vorteil für die Anlieger mit sich.— Durch dieses Urteil ist die Gemeinde in eine böse Patsche geraten, die nun zirka 800 000 M. für die Pflasterung aufbringen muh. Schöffe Dr. Domino begründete die Vorlage des Gemeindevorstandes, die Kosten nach folgendem Maßstabe einzuziehen: Von den Anliegern des Straßcnteils Giesensdorferstraße— Bäkestraße und Äugusta» straße— Schützenstraße 50 Proz., für den mittleren Teil, die Dorf- aue, 30,47 Proz., soweit die dortigen Grundbesitzer bereits früher einmal einen Zuschuß zu den Pflasterkosten geleistet haben. Schöffe Dr. Lengner wandte sich energisch gegen die Verabschiedung dieser Vorlage, die er als Mitglied des Gemeindevorstandes nicht einmal kenne, und die er in ihrer Fassung für sehr bedenk- l i ch halte. Es seien früher Fehler genug gemacht worden und es sei höchste Zeit, zur Vorsicht zu mahnen. Dr. Domino erwiderte in gereiztem Tone, daß die Vorlage von allen Mitgliedern des Gemeindevorstandes und der zuständigen Kam- Mission in der von ihm gegebenen Fassung angenommen worden sei. Auf die Frage Lengners, wo das betreffende Protokoll sei, warf Domino ein Paket Akten auf den Tisch, wobei seine Aus- führungen für den Pressetisch verloren gingen. Nach längerer Debatte wurde dem Antrage prinzipiell zugestiimnt, vor- bchaltlich einer genauen Formulierung des Gemeindebeschlusses. In der darauffolgenden geheimen Sitzung wurde über den Antrag auf Verleihung der Stadtrechte verhandelt; die Angelegen- hcit hängt mit der Gründung des Zwangszweckverbandes Groß- Berlin zusammen. Der Beschluß lautet: Die Gemeindever» tretung beantragt einstimmig bei der Königl. StaatSrcgierung, der Gemeinde Groß-Lichterfelde die Stadtrechte baldmöglichst zu per- leihen. Ein Ausscheiden aus dem Kreise Teltow wird hierbei zunächst nicht beabsichtigt. Dieser Beschluß wird unter der be- stimmten Voraussetzung gefaßt, daß der künftigen Stadt Groß- Lichterfeldc die eigene Polizei verbleibt. Heber ein LiebcSdrama, wobei ein junges Mädchen das Leben inbüßte, wird folgendes berichtet: Die siebzehn Jahre alte Erna siebte von hier halte vor mehreren Monate» einen Drogisten auS Bcr'm kennen gelernt. Das Liebesverhältnis der jungen Leute wurde jedoch von den Elter» der jungen Z. nicht gebilligt. Das Pärchen faßte daher den Entichluß, gemeinsam auS dem Leben zu scheiden. In der vergangenen Woche verschwanden die beiden plötz- lich. Sie logierten bis zum Sonnabend in einem kleinen Gasthaus in einem Dorfe bei Magdeburg . Dort wollten sie die VerzweiflungS» tat ausführen. Sie hatten sich von Berlin verdünnte Blausäure mit- gebracht: hiervon gab der Bräutigam seiner Geliebten zu trinken. Ihm selbst aber schien der Mut zu fehlen von dem Gift etwas zu genießen. Er bekam es mit der Furcht zu tun und. die Geliebte hilflos zurücklassend, ergriff er die Flucht. DaS junge Mädchen wurde später nach dem Kreiskrankenhause in Groß-Lichterfelde über- geführt, wo es vorgestern den Wirkungen des GifteS erlag. Die Polizeibehörde sucht nun den Drogisten zu ermitteln. Die Leiche wurde von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Zehlendorf (Wannseebahn ). Die Lerkehrskalamität zwischen Zehlendorf und seinen südlichen OrtSteilen wächst sich immer mehr zum Schaden der Bewohner dieser OrtStcile aus. Besonders tst dies bei Schönow der tall. Der"l* Stunden lange Weg von Zehlendorf nach chönoto mag im Sommer bei schönem Wetter eine ge Ivisse Annehnilichkeit bieten, das heißt auch nur, wenn die Staubentwickelung nicht zu stark ist; sobald aber die Regenzeit oder im Winter starker Schneefall und Tauwetter eintritt, beginnt eine Kalamität für die Schönower Bewohner. Besonders hat die Schuljugend dann zu leiden. Die Kleinen sollen bei Wind und Wetter den weiten Weg zu Fuß machen, soweit die Eltern sie aus diesen Gründen nicht lieber die eintlassige Volksschule in Schönow selbst durchmachen lassen. Selbstverständlich haben die Eltern ein Interesse daran, ihre Kinder die verhältnismäßig gute Schule in Zehlendorf besuchen zu lassen. Sie helfen sich jetzt vielfach so, daß sie die Kinder bei gar zu schlechtem, gesundheitsschädlichem Wetter auS der Schule fenihalten; das hat einen unberechenbaren Schaden für die Kinder, aber auch für die Schule. Hinzu kommt, daß die Eltern in ständiger Sorge leben, daß die Kleinen wegen dieser Schulversäumnis von den Lehrern geprügelt werden. Diese Befürchtung wurde kürzlich in einer Versammlung des Ortsvereins Schönow lebhaft besprochen und eS wurde beschlossen, Material zu sammeln über etwa aus solchen Gründen stattgefundene Züchtigungen. Gegen die Auf- fassung, daß überhaupt schon einmal ou-Z solchen Gründen Züchtigungen stattgesunden haben, wehrt sich jetzt der Leiter der Volksschule, Herr Rektor Hoffmeister, mit aller Entschiedenheit. Wir meinen, daß gerade die Zehlendorfer Lehrerschaft sich mit aller Entschiedenheit aus pädagogischen Gründen gegen diese Vernach- lässiguug Schönows wehren sollte. Läßt die Gemeinde eS zu, daß die Kinder von Schönow in die Zehlendorfer Gemeindeschule aehen dürfen, dann muß sie auch dafür sorgen, daß sie die Möglichkeit haben, an allen Tagen die Schule zu erreichen. Wie soll denn die Ordnung in� der Schule aufrecht erhalten werden, wie sollen diese Kinder die Möglichkeit haben, den Lehrplan richtig zu absolvieren, wenn sie wegen der schlechten Verkehrsmöglichkeit öfter die Schule versäumen müssen? Will die Gemeinde die so brenzliche Verkehrsfrage nicht endlich gründlich regeln, dann muß gefordert werden, daß für die Schönower und eventuell auch für die entfernt wohnenden Machnower Kinder an schlechten Tagen von Gemeindewegen ein Fuhrwerk gestellt wird. Das läge im Interesse der Schule und der Kinder, und diese Forderung sollten auch die Lehrer erheben. Köpenick . In der ersten Stabiverorbnetenversammlung des neuen Jahres wurden zunächst die MagistratSmitglicder Selchow, Dr. Göhring und Streichan sowie die neu- resp. wiedergewählten Stadtverord- ncten in ihr Amt eingeführt. Dem iBurcau gehört als Schrift- führer Genosse Galle an. Als Sitzungstag wurde der Freitag festgesetzt: Beginn der Sitzungen ist um 5 Uhr abends. Hierauf gab die Versammlung ihre Zustimmung, daß vis-a-vis des Hirsch- garten hinter dem städtischen Elektrizitätswerk 6000 Quadratmeter Forst niedergelegt werden, um auf der Stelle eine Schankwirtschaft zu eröffnen. Bei Beratung der Vorlage des Magistrats, wonach für die Errichtung kleiner Lagerzelte von Sportseglern pro Tag 1 M. erhoben tverden sollte, entspann sich eine lebhafte Debatte. Begründend betonte der Magistrat, daß am Strande nicht nur Erholungsuchende ihre Zelte aufschlügen, sondern, daß auch allerlei fragwürdige Personen tagelang frört hausten und erheblichen Schaden anrichteten. Letzte« solle eigentlich das ErhsbungSgeld treffen. Demgegenüber wurde betont, daß durch solche Gebühren wohl die Erholungsbedürftigen behindert, nicht aber die frag- würdigen Elemente verdrängt würden. Die Vorlage wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Potsdam . Aus der Stabtverordnetensitzung. Den Hauptpunkt der Sitzung bildete der Geländeankauf an der Pirschheide zwecks Er- richtung eines Luftschiffhasens. Der Magistrat hat mit der Zeppelinschiffbaugesellschaft einen /Vertrag abgeschlossen, der in Kraft tritt, sobald das nötige Gelände angekauft ist. Die Rechte des Vertrages werden später auf eine aus größeren Kapi- talisten gebildete Gesellschaft übergehen. 1917 soll eine Luftschiff- halle gebaut werden, es wird dann ständig ein Zeppelinluftschisf stationiert. Der Forstfiskus hat sich zum Verkauf eines Geländes von 15 Hektar zum Preise von 3 M. pro Quadratmeter an d«e Stadt bereit erklärt. Außerdem müssen noch andere, Privat- Personen gehörige Grundstücke angekauft werden, so daß das ganze Gelände den Betrag von etwa 888 000 M. erfordern wird. Nach dem abgeschlossenen Vertrage erhält die Stadt für Ueber- lassung des Geländes in den ersten zwei Jahren 2 Proz. des auf 000 000 M. festgesetzten investierten Kapitals. Bei Unterdilanz fällt diese Pacht fort. Ohne Rücksicht aus Unter- oder Ueberbilanz beträgt die Pacht vom dritten Jahre ab bis auf weiteres 3 Proz. und falls die Dividende auf 4 Proz. steigen sollte, fällt der Stadt der vierte Teil des Ueberschusses zu. Der Vertrag hat«ine Dauer von 40 Jahren. DaS Optionsrecht beträgt 10 Jahre und wird dann um weitere 10 Jahre verlängert. Innerhalb der ersten 10 Jahre kann die Gesellschaft den Platz zum Preise von 900 000 M. an» kaufen. Außerdem werden die Unkosten und ZinsauSfälle unter 4 Proz. in Ansatz gebracht. Auch bleibt die Stadt noch am Gewinn beteiligt, solange der Platz zu Flugzwecken benutzt wird. Die Gesellschaft wird auf dem Platz ein größeres Restaurations- etablissement errichten. Für bequeme Fahrgelegenheit soll Sorge getragen werden.— Der Bebauungsplan der Nauener Vorstadt brachte eine endlose Debatte. Die Stadt will mit Herrn o. Mendelssohn ein Tauschgeschäft machen, indem sie ihren Besitz in der Bertinistraße an Herrn v. Mendelssohn abtritt und dafür von diesem Ersatz" in der Höhenstraße erhält, außerdem mutz er noch 20—30 000 M. zuzahlen. Die Bedingungen, die an dieses Geschäft geknüpft sind, sind für die Stadt nicht die glänzendsten und die Stadtverordneten konnten es sich nicht verkneifen, dem Magistrat den Vorwurf zu machen, daß er sich habe übers Ohr hauen lassen. Herr v. Mendelssohn ist ein Rechenkünstler. Die Stadtväter bissen schließlich doch in den sauren Apfel, nachdem vom Magistrat erklärt worden war, daß man unbedingt zufassen müsse, wolle man der Stadt eines der schönsten Gelände Potsdams erschließen, zu dem Herr v. Mendelssohn den Schlüssel Hab«. Hiermit ist das Projekt der Höhenstraße gesichert, während die Bertinistraße kassiert wird. Die Baustellen der Höhenstraße ge- denkt man. da sie sehr günstig liegen, mit 15 M. pro Quadrat- meter an den Mann zu bringen.— Gelegentlich der Etatsfestsetzung für das Fortbildungsschulwesen bat der Stadtverordnete Glauert i>en Magistrat, die Verfügung rückgängig zu machen, nach welcher die Unterrichtsstunden der Fortbildungsschule ab 1. April d. I. in die Zeit von 5—7 Uhr im Winterhalbjahr(bisher 6— 8 Uhr) und von 6— 8 Uhr im Sommerhalbjahr(bisher 7—9 Uhr) verlegt werden sollen. Die Handwerksmeister seien dadurch geschädigt. Die Begründung, daß die Schulleistungen nicht genügend wären, weil die Schüler abgespannt zur Schule kämen, sei nicht zutreffend, denn von einer Abspannung sei abends, wenn die Jungen auf dem Heimweg von der Schule seien, nichks zu merken. Die Meister hätten den Wunsch, daß die Lehrlinge in den ersten zwei Jahren eine Schule überhaupt nicht besuche« und dann bielleicht ein Vierteljahr gründlich Unterricht erhielten. Dann könne sich der Arbeitgeber wenigstens einrichten usw. usw. (Der Stadtverordnete Glauert, der während seiner geistreichen Rede verschiedentlich durch.sehr richtig",.sehr gut" ausgezeichnet wurde, ist Schloffermeistcr und beschäftigt neben 5— 6 Gehilfen durchschnittlich 15—18 Lehrlinge. Diese Tatsache erübrigt wohl einen weiteren Kommentar.) Bürgermeister Rodig wünschte, über die Anregungen des Herrn Lehrlingsausbilders keinerlei Be- schluß zu fassen. Diesem kam man nach.— Das Grundstück Leipzigerstraße 9 wird auf weitere 3 Jahre zum Preise von 5908 M. verpachtet.— Der für die Beschäftigung arbeitsloser Stadtarmer ausgeworfene Betrag von 5000 M. wurde auf 9000 M. erhöht.— Nach der vor kurzem geänderten Grundwertsteuer ordnung sind landwirtschaftlich oder gärtnerisch betriebene Grund» stücke nur mit zwei Drittel des gemeinen Wertes zu besteuern Bei auf eine Tiefe von 60 Metern an der Straße liegenden Grund> stücken sollte die Ermäßigung nicht eintreten und bei Eckgrundstücken sollte die längere Straßenfluchtlinie maßgebend sein. Der Be- zirksausschuß hat diese Bestimmung beanstandet. Spandan. Eine gut besuchte Generalversammlung des WahlverelnS nahm zunächst den Ouartalsbericht des Vorsitzenden Genossen Szior ent- gegen. AuS demselben ist bemerkenswert, daß die Aktion in Falken- Hagen-Seegefeld zur Erlangung eines Lokals doch noch von Erfolg gekrönt worden ist. Das Lokal Nicolai in Seegefeld ist jetzt frei. Nicht so erfolgreich sind die Bemühungen in Tiefwerder gewesen. Nachdem hier alle Versuche fehlschlugen, ist über sämtliche Lokale in Tiefwerder der Boykott verhängt worden. Entgegengesetzte Wirkung hat das Eingreifen der Behörden im Bezirk Nonnendamm gezeitigt. Durch das rigorose Vorgehen der Polizei erbittert, hat hier der Wirt, der sich bisher sehr reserviert verhielt, sein Lokal der Partei zur Verfügung gestellt. Auch die hier vorgenommene„Vorwärts"- Agitation hatte gute Erfolge aufzuweisen. AuS dem Kassenbericht geht ein Steigen des Kassen- und Mitgliederbestandes hervor. Ge- noffe Köppen wies bei seinem Bericht darauf hin, daß jetzt kurz vor der Wahl es jeder als seine Pflicht betrachten müsse, mit seinen Beiträgen aus dem laufenden zu bleiben. Mit der von manchem Genossen beliebten Säumigkeit müsse gebrochen werden. Mit den Berichten der Kommissionen erklärte sich die Generalversammlung einverstanden. Aus Antrag des Vorstandes wurde Genosse Manker, der sich Unredlichkeiten hatte zuschulden kommen lassen, ausgeschlossen. Eine längere Debatte rief der Antrag des Vorstandes, die hiesige Vorwärtsbuchhandlung an Berlin anzugliedern, hervor. Räch kurzem Rückblicke über die Entwickelung der hiesigen Buchhandlung, den Genosse Köppen gab. nahm dann die Versammlung gegen zw« Stimmen den Antrag an. Auch der Antrag, den Wochenbeitrag für Männer a 10 Pf. einzuführen, wurde nach kurzer Diskussion gegen 3 Stimmen angenommen. Als Delegierte zu der am 19. Februar, vomittogS 10 Uhr, bei Gottwald stattfindenden KreiSgeneralver« sammlung wurde die Genossin Wegener und die Genossen Szior und Pieck gewählt. Unter Verschiedenes machte Genosse Szior noch bekannt, daß am Sonnabend, den 23. Januar cr. bei Köpenick eine Frauenvcrsammlung mit anschließendem gemütlichen Beisammensein Hub aller Alelt. Die Cfaterfeeboctdltatartrophe im Kieler Rafen. Der Untergang des Unterseebootes„II 3" in der H e i k e n» d o r f e r Bucht hat bedauerlicherweise drei Menschen- leben vernichtet. Die gestern ausgesprochene Ver- mutung, daß es gelingen werde, die im Turm des Bootes eingeschlossenen drei Mann der Besatzung, Kapitänleutnant Fischer aus Darmstadt , Leutnant zur See Kalbe aus Berlin und Torpedomatrose R i e p e r aus Hamburg . noch lebend zu retten, hat sich leider nicht bestätigt. Gestern morgen 4 Uhr konnte das Unglücksboot mit Hilfe des Hebe- schiffes„Vulkan" g e b o r g e n w e r d e n. Bei der Oeffnung des Turmes wurden die drei Verunglückten in leblosem Zn stände aufgefunde n. Trotz der sofort vor genommenen Wiederbelebungsversuche gelang eS nicht, die Verunglückten ins Leben zurückzurufen. Ueber die Katastrophe wird von amtlicher Stelle folgende zu« sammenhängende Schilderung gegeben: Bei einer am gestrigen Tage gegen 10 Uhr vormittags in dem östlichen Kieler Hafen bei Heikendorf stattgefundenen Tauchübung des Unterseebootes U 3 sank das Boot, ohne sich selbst wieder mit seinen Hilfsmitteln über die Oberfläche bringen zu können. Durch die von dem Begleitboot sofort herbeigerufenen Kriegsschiffe und Werftfohrzeuge gelang es, Verbindung mit dem gesunkenen Boot herzustellen. AuS dem Boot wurde durch Telephon gemeldet: Wasser dringt achtern ein. Schon um 11 Uhr vormittags war der große Schwimmkran der kaiserlichen Werft zur Stelle, und es gelang, das Boot, das sich inzwischen durch Ausblasen des vorderen Balasttanks vorn aus dem Wasser gehoben hatte, mit Hilfe des KranS soweit zu heben, daß die Mündung des Torpedolancier- rohrs aus dem Wasser kam. Durch dies Rohr wurden gegen 3>/, Uhr nachmittags 28 Personen aus dem Boot geholt. Hierbei zeichneten sich der Oberleutnant zur See Balentiner. Bootsmannsmaat Heinrich und Torpedoheizer G i e ß n e r besonders aus. indem sie durch das Torpedorohr ins Boot hineingingen und ihre Kameraden unter schwierigen Umständen aus dem sehr engen Räume retteten. ES zeigte sich, daß die Rettung der im Kommandoturm ein- geschlossenen drei Personen— Kommandant, Wachoffizier und Ruder- gast— nur nach Hebung des Bootes durch.Vulkan" möglich war. Erst nach Bergung der Leute aus dem vorderen Schiffsraum konnte „Vulkan" an die Hebung des Bootes und somit an die Rettung der im Kommandoturm eingeschlossenen Leute gehen. Hierzu mußte das Unterseeboot er st wieder auf den Grund gesenkt werden. Trotz der früh einsetzenden Dunkelheit und des frischen Windes gelang eS„Vulkan", um 4 Uhr morgens das Boot zu heben und die im Turm befindlichen Leute zu bergen. Diese gaben noch einzelne schwache Lebenszeichen von sich. Die schon vorher vorbereiteten und sofort mit allen Mitteln angestellten Wiederbelebungsversuche blieben leider erfolglos. DaS Unterseeboot wird im Lauie des heutigen Vormittags eingedockt. Die Ursache des Eindringens von Wasser in die hinteren Schiffsräume wird erst nach der Dockung sestgestelll werden können. Die gesamten Bergungsarbeiten sind von allen Beteiligten mit großer Umsicht, Energie und aufopferungsvoller Hingabe ausgeführt worden. Die Pest in der Mandschurei . Ueber den Umfang der Pesterkrankungen meldet ein Telegramm aus C h a r b i n. daß dort in den letzten 24 Stunden zehn Pestkranke und sechs Leichen aufgefunden worden. In Beobachtung befinden sich 1709 Personen, unter ihnen 22 Europäer. Isoliert sind 23 Personen, unter ihnen zwei Europäer. Seit dem Beginn der Epidemie sind auf dem Charbiner Pestfriedhofe 403 Leichen beerdigt worden. Der russische Ministerrat beriet am Dienstag über Maß- nahmen gegen die weitere Verbreitung der Seuche. Das Finanzministerium wurde angewiesen, alle Maßregeln zur Bekämpfung der Epidemie zu ergreifen, und insbesondere der Einschleppung der Pest aus den außerhalb der Bahnzone gelegenen chinesischen Ortschaften entgegenzuwirken. Da über die Fortschritte der Epidemie im Innern Chinas nur unsichere Nachrichten einlaufen und somit für Rußland und die übrigen euro« patschen Staaten die Gefahr der Einschlep- p u n g besteht, hat der Ministerrat den Minister des Aeußern beauftragt, die chinesische wie die übrigen intcr- essierten Regierungen zu ersuchen, zur wissenschaftlichen Er- forschung der Krankhest und zur Uebermittelung richttger Mit- teilungen eine Expedition nach der Mandschurei zu entsenden. Der Skandal in der amerikanischen Marine. Nach einer New Dorker Depesche des„Herold" macht man in Amerika alle möglichen Anstrengungen, um den Skandal deZ Admiralö Barry, der homosexueller Verfehlungen an Untergebenen beschuldigt wird, so wenig als mög- lich aufkommen zu lassen. Die Marineoffiziere haben sich entschloffen, über die ganze Angelegenheit nicht zu spreche it. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird der Admiral nicht vor ein Kriegs- gericht gestellt werden; sollte dies dennoch geschehen, so wird die Verhandlung hinteft geschlossenen Türen geführt werden. 6 Matrosen, die als Komplicen deS Admirals zu be- trachten sind, werden im Hospital bewacht, alle Verbindung mit ihnen ist verboten. Auch die Presse bemüht sich, so wenig wie möglich auS dem Skandal zu mache». Die Hälfte der Zeitungen hat überhaupt fast nichts darüber gebracht und selbst die Sensationspreffe verhält sich sehr reserviert. Eine einzige Zeitung diskutierte gestern abend die Chancen des Admirals vor einem Kriegsgericht.__ Jedem das Seine. In Hessen hatten einige Lehrer OrdeiiSailszeichnungen ab» gelehnt, weil der Charakter der Orden„nicht ihrer sozialen Stellung entspreche". In einem Beschluß ersucht nun der hessische Lehrcrverein die Regierung, so lange keine Lehrer zur De- koration vorzuschlagen, als sich die Regierung nicht entschließen könne, allen Lehrern den gleichen Orden zu gewähren. Die hessischen Volksschullehrer werden glauben, jener Beschluß sei„eine mannhafte Tat"._ Kleine Notizen. Zur Katastrophe des.�Hildcbrandl". Der bei der Bergung ins Wasser gesunkene Leichnam des Prokuristen K e i d e l aus Berlin ist gestern auS dem See bei Wildenbruch herausgefischt worden. Auch mehrere den Luftschiffern gehörende AuS- rü st ungsgege n stände wurden bei dem Abfischen deS Wassers zutage gefördert. Beim Stifahrcn vcrnuglückt. Der Leutnant A s ch m a n n vom österreichischen Jägerbataillon Nr. 8 ist auf einer Skitour in den Kärntner Alpen dadurch verunglückt, daß er sich den eigenen Skistock in den Leib gestoßen hat. Skifahrende Soldaten fanden den Leutnant schwer verwundet und beinahe vollständig verblutet. Trotz seiner schweren Verwundungen hofft man. ihn am Leben erhalten zu können. Ein Ordnungshüter. Vor dem Bromberger Schwurgericht wurde am Dienstag der Kriminalkommissar Schreiber wegen Unterschlagüng im Amte zu einem Jahre Gefängnis verurteilt. Von der Anklage der Aktcnbeiseiteschaffung wurde er fteigesprochen. In einer Mergrlgniie verschüttet. Seit mehreren Tagen wird an der Rettung zweier verschütteter Arbeiter gearbeitet, die bei dem Eii'sturz einer Mergelarube bei V e n e S v i l l e in Frankreich von der Außenwelt abgelchnitten wurden. Die beiden vermochten sich in einen Seite nschacht zu flüchten und be- finden sich noch am Leben. Man lonnte ihnen durch einen Spalt Lebensmittel reichen. Um zu ihnen zu gelangen, gräbt man gegenwärtig einen Schacht, auch ist eine Abteilung Genietruppen zu ven Rettungsarbeiten kommandiert worden. vviyt«yccsuucir usiu v* �| a w u*■-**» fvjus.1. uuv ucn VlCllUUQ9aiOCllCn l0MlNUlt0»erl IDOtOCn. Verantwortlicher Redakteur: Richard Barth , Berlin . Kür den Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin . Druck u.Vtriag: Vorwärts Buchdruckerei Verlagsanstalt Paul Singer».Co.. Perlin LW.
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