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festsgie Parker. Nicht abhängig von blinder Leidenschaft, nicht buhlend um dis Gunst der Masse, nicht die Zeitumstände in skrupellosem Egoismus ausnutzend, nicht schachernd um ein paar Mandate. Wie die Nationalliberalen stimmen sollen, wenn ein Sozial- Demokrat mit einem Ultramontanen in die Stichwahl kommt, ver- rät dieMagdeb. Ztg." noch nicht. Bald wird sie jedoch entdeckt haben, daß auch in solchem Fall die vaterländische Pflicht die Unterstützung des Gegners der Roten gebietet. Ter Zweck des Kampfes gegen die freie Jugend- bewegung. In der.Deutschen Tageszeitung" beklagt ein Adept der Oertel- schen Schule, daß zwischen der Schule und der Kaserne eine Zeit liege, in der die heranwachsende Jugend»der Zügel ledig" sei. Er meint: .Kein Boll Europas, kein Kulturvolk der Welt tut so wenig für die Heranwachsenden wie das deutsche. Wir. die Erfinder der allgemeinen Wehrpflicht, wir. die strengsten Durch- führer der allgemeinen Schulpflicht, scheren uns den Kuckuck darum, was die Objekte unserer nationalen Trziehungs- kunst zwischen der Schule und dem Heere treiben. Beim Kommifi fassen wir fie hart an. beugen sie unter feste Sotdatenzuckn, lassen ihnen, der Disziplin wegen, nur einen kleinen Teil s!!> des eigenen Willens. Borher aber gönnen wir ihnen bedingunglos jede Freiheit. Dem Zwanzigjährigen ist verboten, was der Fünf- zehnjährige sich lachend gestalien darf. Dies nennen wir Folge- richligkeit, und wir rühmen fie vor Fremden gern. Derselbe Fremde weiß indes, dag junge Burschen, die schon einmal aller Zügel ledig gewesen sind, nur knirschend wieder Ge- horsam üben. Dah ein Unreifer. dem bereits alle Laster der Erwachsenelt offenbart und gestattet worden sind, nie mehr in einen naiv aufrechten Jüngling zurück- verwandelt werden kann. Wie soll da« Heer gut machen, was Kneipe. Tanzböden, Gtratze ausgiebig verdorben haben? Wenn sich die Klagen über schlechtes Material, das besonders aus den Krotz- stödten zum Militär kommt, bedrohlich häufen, wen darfS Wunder nehmen?" Der ist wenigstens offen: Er verlangt Gehorsam, nicht den �knirschenden", sondern den des Leibeigenen. Alles Greinen der .Jugendfreunde" über den.enisittlichcnden" Einfluß der freien Jugendbewegimg ist verlogene und widerliche Heuchelei man will unbedingte Zucht und Gehorsam, tiefste Devotion vor den»Edelsten und Besten"._ Politik der Nadelstiche. Auf eine Beschwerde des polnischen Komitees für Volksvorträge in Posen hat das preußische Oberverwoltungsgericht als höchste Instanz vor einigen Tagen eiitichieden, daß unter den Z 12 deS ReichSvereiiiSgefetzeS nur die öffentlichen Versammlungen fallen, die unmittelbar bezwecke», aus politische Angelegenheiten Einfluß aus- zuüben. Dogegen ist eS erlaubt, öffentliche Versammlungen in polnischer Sprache zu veranstalten, dt« BildungSzwecke verfolgen. Seit dieser Entscheidung finden in Posen Versammlungen zu Bildungszivecken ungehindert statt. WaS in Posen gilt, braucht natürlich in Oberschlesien nicht beachtet zu werden l Als vor einigen Tagen in Kattowitz ein öffentlicher Lichtbildervortrag in polnischer Sprache angekündigt war, löst« ein Pvlizeikommissar gleich naiti Eröffnung die Beriammlung wegen de« Gebrauchs der polnischen Sprache aus. Der vorfitzende de« Kattowitzer KonüleeS für polnische Volksvorträge, der polnische Landtagsabgeordnete Rechtsanwalt Dr. Seyda, ließ der Kattowitzer Polizei vor der betreffenden Versammlung die Abschrift de« Urteils des Oberverwaltungsgerichtö zugeben; die Polizei setzte sich aber trotzdem auf Grund eines Ukas des Regierungspräsidenten in Oppeln über jene Entscheidung hinweg. Herr v. Jagow und der Band der Jestbesoldeten. Vom Vorstand deS.Bundes der Festbesoldeten" ist beim Polizei- Präsidenten v. Jagow angefragt worden, ob es den Tatsachen ent­spreche, daß er den ihm unterstellten Beamten den Beitritt zum Bund untersagt habe. Herr v. Jagow antwortete, daß er den Bei- tritt nicht untersagt, sondern nur als.zur Zeit nicht empfehlenswert' bezeichnet habe. Das Schreiben des Polizei- Präsidenten schließt: .Die in dem dorsigen Schreiben enthaltenen Vorwürfe, daß ich durch diese Maßregel meine Beamten.politisch entrechtet" und .logischerweise" genötigt habe,.polilisch die Sozialdemokratie zu unterstützen", weise ich als unbegründet und ungehörig sowie al« eine Beleidigung aller dem Bunde nicht angehörenden Beamten hiermit auf das EiUschiedenste zurück." Diese Entrüstung ändert nicht« an dem Faktum, daß der Polizeipräsident seinen Beamten den Beitritt zu einer Organisation verbietet, die sich zur Aufgabe gemacht hat, die Jiuereffen der Beamten zu vertreten._ Tieanständige" konservative Presse. Herr Oberst a. D. Gädke schreibt uns: In Ihrer Nummer vom 21. Januar besprechen Sie in Ihrem Leitartikel denAnschlag auf die anständige Presse". Sie er- wähnen dort, daß dieDeutsche Tageszeitung" mitpharisäischem Augenaufschlag" darauf verweise, daß die gegen sie angestrengten Beleidigungsklagen jedesmal im Sande verlaufen seien. DieDeutsche Tageszeitung" hat in der Tat ein außer- ordentlich kurzes Gedächtnis. Ich habe sie vor knapp zwei Jahren ivegen Beleidigung verklagt, weil sie mich einenLob- preis« de« Königsmordes" genannt Halle. Sie wurde in der ersten Instanz zu 600 M. Geldstrafe verurteilt und mußte sich in der zweiten Instanz bequemen, ihre Beleidigung mit dem Ausdruck des Bedauerns zurückzunehmen und die Kosten des Ver- fahrenS zu tragen. Auch jetzt bin ich wieder dabei, zwei konservative Zeitungen durch den Richter zu größerem Anstände erziehen zu lassen. In der Presse keiner anderen Partei wird mit so nichtswürdigen Mitteln persönlicher Beschimpfung und Verleumdung gearbeitet wie in der sogenannten staatSerhaUenden Presse. Ich erfahre das fost täglich am eigenen Leibe." Sieuerdriickebergerei mit behördlicher Hilfe? Eine befremdliwe Behauplung stellte in einem in Augsburg ge- haltenen Vortrage der Syndikus des Bayeriickicn Industriellen- Verbände» Dr. Kuhla auf. indem er sagte, im Finanzministerium zeige man selbst den Leuten den Weg. wie sie um eine höhere Be- steuerung herumkommen. DaS sei gewiß nicht im Geiste deS Gesetzes gelegen. DaS bayerische Finanzministerium wird nicht umhin können, sich hierzu zu äußern. Wie derBayer. Kurier" schreibt, gehen»>, München tatsächlich solche Mitleilimgen um. Besonders werden dre RückversicherungS-Gesellichaft und KathreinerS Malztaffee-Gesell ichaft al« solche genannt, die durch Steuerkouzessiouen de« Finanzministerium« bewogen worden seien. in Bayern zu bleiben. ES wird iogar behauptet, daß beide unter den neuen bayerischen Steuergesetze» weniger zahlen als bisher. Zum Studentenstreit in Hannover . . Da die Reise de» Direktors der Tierärztlichen Hochschule, des GehrimraiS Dammau. nach Berlin zum Minister für Landwirtschast in Sachen de« StudentenstreikS ohne Erfolg geblieben lst, beschlossen die Studenten heute vormittag, ihrerseits eilte Deputation an den Minister für Landwirtschaft zu senden, um die Erfüllung ihrer Wünsche zu erreichen. Auch sollen die Hannoverschen Landtags- abgeordneten ersucht werden, für die streilenden Studenten«inzu« treten. Eine weitere Deputation soll sich zum Stadldirestyr Tramm begeben, um diesen zur Intervention zu veranlassen. I« nach Erfolg dieser Schritte wird die Studentenschaft in den nächsten Tagen be- schließen, ob sie im Streik beharren oder den Besuch der Vorlesungen wieder aufnehmen soll._ Dr. v. Jazdzetvski. Abg. Dr. v. Jazdzewski sPole) ist heute vormittag 10'/z Uhr im Abgeordnelenhauie plötzlich an Herzschlag gestorben. Kurz vor dem angesetzten Ternii» zu einer Fraktionssitzung. etwa 10 Minuten nach 1V Uhr, als erst drei Mitglieder der polnischen Frakiiou sich im SitzungSsaale eingefunden hatten, erkrankte er plötzlich tiiiier«ymptonien von Schlaganfall. Das Mitglied der polnischen Fraktion, Pfarrer Kapitza, erteilte dem Sterbenden die Absolution, der unmittelbar darauf verschied. Ein Gewaltakt. Die Mandate der sechs in Haynau in Schlesien ge- lvählten sozialdemokratischen Stadtverordneten wurden vom Bezirksausschuh für ungültig erklärt; von den Gegnern, die gegen die Wahl Protest erhoben hatten, waren grobe V e r st ö ß e begangen worden. Eine Jnnungsgröhe. Geradezu Unglaubliches enthüllt« eine Verhandlung vor der Strafkammer in G l o g a u. Angeklagt war der Obermeister der Fleiicherinuung zu Nem'alz a. O. Reckzeh wegen Nahrungsmittel- sälichung. Er betreibt die Fleischerei seit 22 Jahren auSichlietzlich mit Lehrlingen. Ein von ihm schwer mißhandelter Lehrling er- -stattete Anzeige, daß sein Meister verdorbene Wurst verkaufe und verdorbenes Fleisch zu Wurst verarbeite. Bei einer polizeilichen Revision wurden unter dem Ladentisch vollständig mit Moden durchsetzte Lungenbraten und viele hundert verdorbene Würste gefunden. Trotzdem der Angeklagte in der Verhandlung durch die Zeugen schwer belastet wurde, leugnete er alleS. ES half aber nichts. Sr wurde wegen Nahrungsmittelfälschung zu sich» Monaten Gefängnis verurteilt. Iftonaco* Berfassuagsfragen. Monaco , 23. Januar. Eine von etwa 400 Wählern besuchte Versammlung sprach sich gestern gegen den vom Fürsten genehmigten Verfassungsentwurf au«. Insbesondere wurde gegen die Teilung deS Fürstentunis in drei Gemeinden und gegen die Ernchumg eines NationalrateS ohne wirkliche Regierungsgewall protestiert. Aegypten . Die Unterdrückung der Preßfreiheit. Kairo , 23. Januar. Der Vorsitzende der ägyptischen National- Partei. Mohammed Ferid, wurde wegen Veröffentlichung des Vorwortes zu einem aufrührerischen Gedicht zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. LKina. Unruhen. Hattkou, 22. Januar. Die englische Polizei ließ einen Kuli, den sie todkrank ausfand, nach der Polizeistation bringen: der Kuli starb uulerwegS. Die Chineseil behaupten nun, die Polizei hätte den Kuli getötet, und es brachen infolge davon U n« ruhen au». Von dem englischen KanonenbootTdistle" und dem deutschen Kanonenboot.Jaguar" wurden Freiwillige aufgerufen und DetochemeniS gelandet, die von der Menge mit Steinen beworfen wurden. In dem nun folgenden K a m p f wurden acht Chinesen getötet. Der Bizekönig entsandte darauf chinesische Truppen zur Wiederherstellung der Ordnung. Die Lage, die zuerst ernst war, wurde bald wieder ruhiger. Die Berfassungöbewegung. Peking , 20. Januar. Die Session der beratenden Versammlung ist durch«in Edikt um zehn Tage verlängert worden, um die Prüfung der Geschäfte zu ennöglichen. Die beratende Versammlung hat eine sehr große Rolle gespielt und man sieht mit Spannung der Zeit entgegen, wo fie nicht mehr das Sprachrohr der Nation sein wird. Nach dem Schlüsse der Session werden die einzelnen Agitationskomitees wieder an Bedeutung gewinnen, und sie werden den Kampf um die Annahme der vierten Bittschrift, die eine sofortige Einberufung des Parlamentes will, wieder aufnehmen. Amerika. Die Befestigung des Panamakanals. New Dork, 22. Januar. In einer Ansprache an die Vertreter der Pennsylvaniagesevsckaft in New Aork erllärte Taft, die Ab- änderung des Abkommens zwischen den Bereinigten Staaten und England über den Panamakanal habe zum Zweck. daS Recht zur Befestigung deS Panamakanals wieder zu erlangen. Der Vertrag mit Panama enthalte ausdrücklich die Anerkennung dieses Rechtes. Keine einzige Nation, einschließlich England«, habe bei den Vereinigten Staaten ein Unvermögen angenommen, den Kanal zu befestigen. Tost berührte sodann den Vorschlag, den Kanal durch ein internationales Abkommen zu neutralisieren. und fragte: Nachdem wir SOO Millionen Dollar zur Verbesserung der nationalen Verteidigung ausgegeben haben, sollen wir auf den halben militärischen Wert de» Kanal« verzichten, indem wir den Vorteil davon einer Nation zukommen lassen, die uns zu ver- nichten sucht? Tost erklärte dann weiter: Gerade durch die Be- dingungen de« Vertrages mit England sind wir verpflichtet. den Kanal in gutem Zustande zu erhallen, als einen Durchgangs- weg für alle kriegführenden Parteien, solange wir nicht selbst in den Streit mit hineingezogen werden. Er gebe niemand in der Friedensliebe nach und schlage vor. wenn er die Zustimmung der betreffenden anderen Staaten erlangt habe. dem Senat SchiedsgerichtSverträge zu unterbreiten, die in ihren Bestimmungen weiter al« alle bisher ratifizierten und weiter al« alle jetzt zwischen irgendwelchen Nationen bestehenden Verträge gingen. Aber er könne sich nicht vor der Möglich. keit eine« Kriege« verschließen. Man habe die Zeit noch nicht erreicht, wo man aus Beilegung aller internationalen Streitig- leiten durch Schiedsspruch rechnen könne. Mexiko . Eine Niederlage der RegierungStruppen. New 2)orf, 23. Januar. Aus Prcsidio in Texas wird gemeldet, daß etwa hundert Mann mexikanischer Regierung s- t puppen in einen, zweitägigen Kampf mit den Nevolutio- n ä r e n bei Ojibinaga gefallen seien. Bus der Partei Ein sozialdemokratisch» OrtSschulzr wurde iiN A l b r e ch t S bei Suhl gewählt. Zwei Kandidaten er- Sielten e fünf Stimmen; das Los entschied für den Genossen niter. fDolfzedtdies, CerlchtfMtts uf». Ein verständiges Urteil. Vor dem Hamburger Schöffengericht hatte sich am Sonn« abend der verantwortliche Redakteur de«Hamburger Echo", Ge- nosse Köpke, tvegen Beleidigung eines dortigen Bäckermeisters zu verantworten. Vor einiger Zeit hatte unser Hamburger Partei- blatt einer Zuschrift Raum gegeben, wonach dem weiblichen Per- sonal deS angeblich Beleidigten Schlafräume angewiesen waren, die menschenunwürdig seien. Außerdem wurde in der Notiz die Aufsichtsbehörde auf die ungesetzliche, von 5% Uhr morgens bis 11 Uhr abends dauernde Arbeitszeit hingewiesen. Trotzdem der Bäckermeister erst am Tage vor der Verhandlung gegen Genossen Köpke wegen Uebertretung der Gewerbe- ordnung angeklagt und auch verurteilt worden war, ließ er sich trotz der eindringlichen Vorstellungen des Vorsitzenden, Amtsrichters Carls so n. zu einem Vergleich nicht herbei. Aber es kam anders, wie der Kläger erwartete. Nach eingehender Verhandlung erkannte das Gericht auf Freisprechung des Beklagten und legte dem Privatkläger sämtliche Kosten, einschließlich der dem Beklagten erwachsenen persönlichen Auslage n-, auf. Schon aus subjektiven Gründen müsse der Angeklagte frei- gesprochen»verde», da er in Wahrnehmung berechtigter Interessen gehandelt habe. In gutem Glauben habe er in sachlicher Weise nur das»nitgeteilt,»vas ihm von Zeugen, deren GsvjUbwürdigkeit außer Ztveifel stehe, mitgeteilt worden sei. Pflicht der Presse sei e«, auf Mihstände hinzuweisen, um die Behörden»um Einschreiten zu veranlassen. Schon auL diesen Gründen müsse da- hingestellt bleiben, ob die Mißstände, wie geschildert, vorhanden lvaren. Wenn in ähnlich verständiger Weis« auch andere Gerichte die Pflicht und Bedeutung der Presse erkennen würden, manches un- glaubliche Urteil gegen Preßsünder müßte eine Korrektur erfahren. Der beleidigte Bürgermeister. Bon der Düsseldorfer Straskaunner wurde Genosse Peter Berten von der Düsseldorfer BolkSzeilung" wegen Beleidigung deS Bürgermeisters Hahn in Erkelenz zu 300 Mark Geld- strafe verurteilt' von der Anklage, auch den Erkelenzer Polizei- lvacbtmeister beleidigt zu haben, wurde Berten freigeiprochen. Die BolkSzeilung" hatle in drei Artikeln Erkelenz » kommunale Vor- kommnisse kritisiert. Wegen zwei dieser Artikel soll später ver- bandelt werden._ Eine hochnotpeinliche Aktion. Am Sonnabend wurde im Austroge der StaatSanwaltschast durch den Polizeirat M a e d l e r- Beuthen O.-S. in der Reaktion derGazeta Robotnicza" in Kattowitz eine Haussuchung vorgenommen. Es wurde noch Manuskripten des Genossen Genossen Wojziechowski vermutet man den Verfasser des Artikels. Wojziechowsk i-Dorlmund gefahndet. Durcheinen imOktober lOtO veröffentlichten Artikel fühlt sich die Essener Polizei beleidigt; in dem ES wurden lediglich einige Briefe von ihm beschlagnahm� die keine Verbindung mit dem Artikel haben. Bus der fravenbewegung. Teutonisches. In einer tiefsinnigen Belrachtung über Mädchenerziehung und Rastenhygiene schreibt das Organ deS Deutschnationalen HandlimgS» gehilfenverbandes: Die scharf gespannten Züge, das frühzeitige Welken so vieler Studentinnen lehren, wie schädlich angestrengte Hirnorbeit für den weiblichen Körper ist. Eigcnltich sollten Ronn� ooib gut mal y pense! die junge» Mädchen wie die jungen Kühe und Stuten geweidet werden. Wenn dabei nur ihr Gemüt, ihr Charakter und ihr praktischer Sinn gepflegt und entwickelt werden, könnten sie allen gelehrten Plunders sehr wohl ent- behren." Die Deutschnationalen lassen e« sich hoffentlich auch angelegen sein, durch Organisation von Triolen unter geschickter Meisterschaft für genügende Verwendung der Stuten zu sorgen. Kampf gegen die Rechtlosigkeit. Die sozialistische Frauenbeweguug unterscheidet sich von der bürgerlichen allein schon dadurch, daß sie keinDing für sich" ist, sondern nur ein Glied der großen internarioiialen Arbeiterbeivegung. Die Bewegung zur Gleichberechtigung der Frau daliert in der Sozialdemolratie erst seit Bebel", schrieb kürzlich eine Frauen- rechllerin. Sie wollte damit anders kann die Aeußerung ja nicht verstanden werden jedenfalls sagen, die Sozialden'rotte habe sich zuerst auch nicht um die Frauen gelümmert und Bebel mußte erst kommen, um eine solche Bewegung aus dem Boden zu stampfen. Nach dieser Logik hätte» wir heute keine sozialistische Frauen- bewegung. wenn Bebel nicht lebte. Was Bebel für das weib- liche Geschlecht getan hat. brauchen wir nicht besonders hervorzuheben. Der obige Borwurf baut aber schon aus dem Grund« daneben, weil unser alter Kämpfer Bebel das Fundament der aufkommenden Sozialdemokratie mit lege» half. Wer jedoch die Schriste» von Marx, Engels und Liebknecht liest, wird ohne weitere« feststellen können, daß unsere Altmeister der Frauen- frage mehr Bedeutung und Wert zugemessen haben al« die ganzen bürgerlichen Mondscheinpolitiker von heule. Der Sozialismus hat von Anbeginn den Kampf um die volle Gleichberechtigung auf allen Gebieten für da« gesamie iveibliche Geschlecht ebenso konieaueitt wie energisch durchgeführt. Ist es doch einer unserer wichtigsten Pro- granimpunkte, für alleS, was.Menichenantlitz trägt", einzulreten. Weiler heißt eS im Erfurter Programm:Abschaffung aller Gesetze. welche die Frau in öffentlicher und privatrechtlicher Beziehung dem Mann« gegenüber benachteiligen." In unserer Partei ist dieser Standpunkt auch in die Praxi« um- gesetzt. Blicki man hingegen in das Lager der bürgerlichen Parteien, so findet man nicht eine, die der Frau die Gleichberechtigung zu­erkennt. Mit den lächerlichsten, nbgeschinacktesten Mätzchen, mit den fadesten Ausreden drückt man sich um die Anerkennung einer selbst- verständlichen Forderung herum. Die ganze Art, wie die Herren der Schöpfung au« dem bürgerlichen Lager über diese Frage denken, wird in einem alten Herrn verkörpert, der sich in blirgerbchen Frauen« Versammlungen gewöhnlich zur Diskussion meldet und regelmäßig sein Sprüchlein mit den Worten beginnt:Erst wenn die Frauen auch die Flinte auf die Schulter nehmen----" Man kann die.fortschrittlichen" Führer an dem Fingern einer Hand abzählen, die geneigt sind,gegebenenfalls" fttr das Frauen- sliminrechr einzulreten. Trotzdem überbieten sich die guten Damen in rührender Aufopserung für ihre unerbittliche» RechlSverweigerer, leisten jegliche Arbeit, sammeln Gelder und schleppen bei den Wahlen für sie. Wären die bürgerlichen Frauen in ihrer Haltung nicht so jämmerlich schlapp, fie könnten ihren Herren Führern schon die Zähne weisen. Weiter aber, als bis zu einer gelegentlichen fürchterlichen Drohung, bei längerer Verweigerung ihrer Rechte zur Sozial- demokratie abzuichivcnken, reicht ihr Kämpfermut nicht. Das Wahl- rech» wird nicht init Weinen und Drohungen erobert: hinter dem Wort inuß die Tat stehen I_ Lefeabend. Niedcrschöncweid». Dienstag, den 24. Januar, beim Genossen Benasch, Britzer Str. 17." KönigS-Wustcrhauscn. Mittwoch, den 2S. Januar, bei Witwe Med- Horn(Alte« SchützcnhauS). Bortrag:.Bürgerliche und politisch« Rechte der Frauen".