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Nr. 20. 28. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Dienstag, 24. Januar 1911.

Hbgeordnetenbaus.

10. Sizung vom Montag, den 28. Januar, mittags 12 Uhr.

Am Ministertisch: v. Schorlemer.

Das Haus ehrt zunächst das Andenken des verstorbenen Ab­geordneten v. Jaz dzewski( Bole) durch Erheben von den Sigen. Vor Eintritt in die Tagesordnung erhält das Wort Abg. Stengel( ft.): Ich bin beauftragt, folgende Erklärung abzugeben: Der Abg. Hoffmann hat in der Sizung vom 20. den ersten Präsidenten dieses Hauses schwer beleidigt. Selbst wenn Abg. Hoffmann infolge einer vorher gegen ihn gerichteten Bemerkung des Präsidenten zu einer Abwehrerklärung fich für be­rechtigt hielt, hat er durch den dem Präsidenten, dessen Ehre die Ehre des ganzen Hauses ist, angetanen Schimpf alles Maß überschritten und nicht nur die Ordnung des Hauses, sondern auch das Ansehen des Parlaments in einer in Deutschland bisher noch nicht dagewesenen Weise verletzt.( Sehr richtig! rechts.) Da die Partei, der der Abg. Hoffmann angehört, feinen Anlaß genommen hat, sein Verhalten gegenüber dem Präsidenten zu mißbilligen, so weise ich im Namen der sämtlichen übrigen Parteien die dem Parlament in seinem Präsidenten widerfahrene Beschimpfung auf das nach drücklichste zurück.( Lebhaftes Bravo! bei den bürgerlichen Parteien.) Abg. Hirsch( Soz.): Ich möchte an den Herrn Präsidenten die Bitte richten, mir zu erlauben, zu der eben verlesenen Erklärung eine Erklärung meiner Freunde abzugeben.

werden.

Präsident v. Kröcher: Das darf ich nicht. Ich kann Ihnen nicht erlauben, jetzt eine Erklärung abzugeben. Ich werde Ihnen aber außerhalb der Tagesordnung gestatten, diese Erklärung abzugeben, wenn Sie mir vorher schriftlich den Inhalt mit geteilt haben.( zurufe bei den Sozialdemokraten.) Ich kann Ihnen nur gestatten, jezt über die gefchäftsordnungsmäßige Be handlung der Erklärung zu sprechen. Ich will Herrn Hirsch gar nicht vergewaltigen, er soll ebenso behandelt werden wie die übrigen Mitglieder des Hauses, es ist aber üblich, daß Erklärungen, welche vor oder außerhalb der Tagesordnung abgegeben werden, dem Präsidenten vorher schriftlich mitgeteilt und dann berlesen Abg. Hirsch( Soz.): Ich hätte selbstverständlich den Weg be­schritten, den der Herr Präsident vorschlägt, wenn ich davon Kenntnis gehabt hätte, daß heute namens aller übrigen Parteien eine Er flärung abgegeben werden würde.( Lachen rechts.) Ich muß mich nun vorläufig mit der Erklärung begnügen, daß es mir im Rahmen dieser Debatte nicht möglich ist, die Gründe anzugeben, aus denen wir uns der verlesenen Erklärung nicht anschließen können.( Lachen rechts.) Nunmehr tritt das Haus in die Tagesordnung ein. Einige fleinere Etats werden in zweiter Lesung debattelos erledigt. Beim Etat des Disziplinarhofes wünscht Abg. König( 3.) eine Kodifikation des gesamten Beamtenrechts und fragt an, ob entsprechend einem früheren Beschluß des Land­Wiederaufnahmeverfahrens im Disziplinar verfahren gegen nicht richterliche Beamte zu erwarten sei.

Abg. Viereck( ft.): Meine Freunde stimmen diesen Anträgen zu.| fraten.) Die Agrarier wehren sich bei uns ja auch gegen Eine Abschwächung der Sperrmaßregeln zur Bekämpfung der Seuche die Einfuhr argentinischen Gefrierfleisches, mit dem wünschen wir durchaus nicht, wir legen nur Wert darauf, daß man in Desterreich bekanntlich die besten Erfahrungen ge­die Ausführungsbestimmungen mehr mit der Praris in Einklang macht hat. Man gönnt bei uns den Arbeitern eben nicht die ge­gebracht werden. ringite Ermäßigung der Fleischpreise.( Sehr wahr! bei den Sozial­

Abg. Heine( natl.): Auch meine Freunde halten die Forderungen demokraten.) Von einer Nichtgenießbarkeit des Fleisches fann feine des Antrages für durchaus berechtigt. In dem Bestreben, die Seuche Rede sein, unfere Agrarier genießen ja bekanntlich nach Schluß der möglichst rasch zu bekämpfen, sind einzelne Verwaltungs- Jagden Hafenfleisch, das durch Gefrieren lange konserviert wird. beamte nervös geworden und haben Maßregeln ergriffen, Auch in ganz katholischen Kreisen empören sich die Arbeiter heute die die Landwirtschaft mehr geschädigt als ihr genutzt haben. schon über die Art, wie das Zentrum im Verein mit den

Abg. Ehlers( Vp.) betont, daß auch die Kreise des Fleischer- Junkern die Fleischpreise in die Höhe treibt. Wir gewerbes und des Viehhandels großes Interesse an einer durch find, wie gesagt, für jeden Schuß unseres Viehstandes, wollen aber greifenden Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche hätten. Die Garantien dagegen, daß der Schuß nicht gemißbraucht werden kann, Hauptsache sei regelmäßige Untersuchung aller Viehbestände durch um das Volt noch mehr als bisher auszuplündern.( Bravo ! bei den tierärztliche Sachverständige. Die auf 3-4 Millionen geschätzten Sozialdemokraten.) Kosten könnten dabei feine Rolle spielen. Abg. Graf Cramer( f.) bestreitet, daß eine Einschleppung der Seuche aus dem Auslande nicht bewiesen sei.

kommission. Damit schließt die Debatte. Die Anträge gehen an die Budget­Zur Abgabe einer Erklärung erhält das Wort Abg. Hirsch( Soz.):

Landwirtschaftsminister v. Schorlemer: Allgemein besteht die Verseuchung der Viehbestände eigentlich jetzt nur noch in Posen, aber vereinzelt ist die Seuche in allen Provinzen vorhanden, so daß die Gefahr ihrer Weiterverbreitung ständig vorliegt. Zuzugeben ist, daß die Sperrbezirke nicht zu weit gezogen werden dürfen. Nach dieser Richtung wird eine Anordnung an die Regierungspräs fidenten ergehen, in der darauf hingewiesen werden wird, wie wichtig vom 20. Januar 1911 hat der Herr Präsident den Zwischenruf des Nach dem amtlichen stenographischen Bericht über die Sigung die Desinfektion der Tierärzte ist, damit nicht gerade Abg. Hoffmann: Am vielen Lachen erkennt man den Abgeordneten durch sie die Seuche verschleppt wird.( Bravo ! rechts.) Sollte sich in einzelnen Grenzbezirken ein Notstand der Landbevölkerung heraus- b. Pappenheim " mit den Worten gerügt:" Herr Hoffmann, ich stellen, so wird die Regierung jedenfalls für Abhilfe sorgen.( Bravo ! sonst würde ich Sie zur Ordnung rufen". Darauf hat der tann Sie in diesem Falle nicht ernst nehmen, Meine Herren, trags Red an die Budgetkommission. Im übrigen seien auch seine eine Provokation von der rechten Seite einige Burufe machte, fagte Abg. Graf v. Spee( 8.) beantragt Ueberweisung des neuen An- Abgeordnete offmann später erwidert: als ich vorhin bei der Rede des Abgeordneten Leinert auf Freunde mit dem ganzen Antrag einverstanden. Die Stellungnahme der Herr Präsident, der so liebenswürdig war, mich nicht zur Ord des Herrn Ehlers sei um so mehr zu begrüßen, als vor einigen Jahren Abg. Fischbeck denselben Antrag als eine Bevorzugung eines nung zu rufen:" Herr Hoffmann, ich nehme Sie in diesem Falle einzelnen Teiles der Bevölkerung bekämpft habe.

rechts.)

Abg. Hoffmann( Soz.):

"

Nächste Sigung Dienstag 11 Uhr.( Fortsetzung der zweiten Beratung des Etats der landwirtschaftlichen Ver­waltung.)

Schluß 4 Uhr.

tages in dieſer ein wundern, Großgarier, Die Die Moabiter

Ein Regierungskommissar erklärt die Vorlegung eines solchen Gesezes in dieser Seffion für wahrscheinlich.( Bravo !)

Es folgt der Etat der Landwirtschaftlichen Ver- herrschen können. Der Nachweis der Einschleppungsfeuchen aus dem waltung.

Bei den dauernden Ausgaben Titel Ministergehalt" hat die Budgettommiffion einen Antrag Red( f.) ange nommen, die Regierung zu ersuchen,

Vorgänge

vor dem Schwurgericht.

Elfter Tag.

nicht ernst". Ich bitte nun, daß der Herr Präsident mich jetzt ernst nimmt, wenn ich zur Geschäftsordnung fage: Jch halte diese Aeußerung für eine Unverschämtheit". Nach diesem Auch wir stimmen jedem notwendigen Staatsschutz für Menschen Sachverhalt tönnen wir uns der vom Abgeordneten Stengel ver­und Tiere nach innen und nach außen zu. Diesmal scheint besonders der leſenen Erklärung aller übrigen Parteien nicht anschließen. innere Feind bekämpft werden zu müssen.( Heiterkeit.) Die An- Wir billigen im Gegenteil das Verhalten des Abgeordneten Hoffmann zeigepflicht müßte strenger gehandhabt werden; die durchaus,( hört! hört! rechts) weil wir darin einen gebotenen Anzeige findet manchmal erst statt, wenn 8 Tage später die ft der Selbstverteidigung erblicken, dessen Schärfe sich Sperre wieder aufgehoben werden kann. Alzu rigoros sollte aus einer in einem deutschen Parlament bisher noch nicht das man nicht vorgehen. So wunden im Mansfelder Kreife gewefenen erabwürdigung eines Abgeordneten und Tanzbergnügungen untersagt. Biel eher hätte man aus wiederholten Verlegungen der parlamen­den Kirchen bejuh berbieten sollen, weil die Leute gerade tarischen Form feitens des Präsidenten gegen ihn von der Arbeit beim Vieh in die Kirche kommen.( Sehr gut! bei und andere Mitglieder der sozialdemokratischen Fraktion erklärt. den Sozialdemokraten.) Besondere Sorgfalt fei notwendig beim Hierauf verta gt sich das Haus. Milch verkauf. So wurde bei Glogau von einem gemein­gefährlichen Agrarier vom November bis Januar Milch von verseuchten Tieren an Hotels, Private und auch Krankenhäuser ge­liefert. Erst dann gelangte die Seuche durch einen Stallschweizer, der bis dahin Schweigegelder erhalten hatte, zur Anzeige. ( hört! hört! b. d. Soz.) Wenn solche Dinge vorkommen, kann man welche ein Interesse daran hätten, diese Seuche fünstlich zu züchten( Lachen rechts), um damit zu erreichen, daß die Grenze hermetisch verschlossen werde. Die Tatsachen beweisen doch, daß mehr Seuchen auch bei Deffnung der Grenzen in Preußen nicht Auslande ist bisher überhaupt nicht erbracht worden.( Widerspruch In der gestrigen Schlußverhandlung im Moabiter rechts.) Die gefährlichsten Seuchen sind gerade da vorhanden, wo Schwurgericht wurden 4 Angeklagte, Jahnke, Borowiat, eine Einfuhr von Vieh fast gar nicht in Frage Schadowski und Marquardt freigesprochen, ein tommt. Die Maßnahmen gegen die Einschleppung von Vieh- Angeklagter, Cieslid, wurde wegen Werfens von 1. bei Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche die seuchen aus dem Ausland dürfen jedenfalls nicht darauf hinaus. Steinen auf Menschen zu zwei, fünf Angeklagte, durch die notwendigen Schuß- und Sperrmaßregeln hervorgerufenen laufen, die Vieheinfuhr überhaupt zu unterbinden. Der badische Bonnet, Lutsch, Albrecht, Scharfenberg und schweren wirtschaftlichen Schäden dadurch zu lindern, daß Minister v. Bodman ( Lachen rechts) ich weiß ja, a) Die Untersuchung des aus Sperrbezirken auszuführenden das ist fein Mann nach Ihrem Gemüt, aber glüdlicher Minor, wurden wegen groben Unfugs zu je sechs Viehes an bestimmten dem örtlichen Bedürfnis ent- weise sind Sie noch nicht so weit, daß Sie auch in Baden Wochen Haft, zwei Angeklagte, 3ofta und Orlowski, sprechenden Terminen auf Staatstosten erfolgt; die Minister machen fönnen( Heiterfeit und Sehr gut! bei wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt b) bie Sperrbezirle nicht schematisch, sondern nach dem den Sozialdemokraten) hat nach der Kölnischen Zeitung " erflärt, zu je drei Monaten, ein Angeklagter, Rohde, wegen Sach­Ermessen der örtlichen Behörden begrenzt werden; daß kein Anlaß mehr vorliege, die bisherige Sperre gegen Frankreich beschädigung zu bier Monaten, ein Angeklagter, Fißner, 2. Die erneute Einschleppung der Seuche aus dem Auslande aufrechtzuerhalten, da dort schon seit 1% Jahren die Maul- und wegen Aufruhrs zu acht Monaten, drei Angeklagte wegen durch die schärfften Maßregeln an der Grenze zu bekämpfen. Klauenseuche vollständig erloschen sei.( hört! hört! bei den Sozial- schweren Aufruhrs, und zwar Trau zu neun Monaten, 3. Die wissenschaftliche Erforschung der Seuche mehr demokraten.) Auch sei der Bezug von Schlachtvieh aus Nord Kasimir und Jakob Adamsti zu je 1 Jahr Ge­als bisher namentlich durch Auslegung von Prämien zu fördern. deutschland bedenklich, weil dort fast niemals die Abg. Red( t.) beantragt, außerdem noch die Regierung zu er- Maul- und Klauenfeuche erlösche. Wenn also das fängnis, Bruhn wegen schweren Landfriedens­fuchen, Mittel im Etat bereit zu stellen zur Unterstüßung französische Vieh nach Bayern und Baden eingeführt werden kann, bruchs zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Die Unter­der Landwirte, die durch Sperrmaßregeln in ihrer Existenz bedroht so ist nicht einzusehen, weshalb es für den preußischen Magen fuchungshaft wurde in vollem Umfange den Verurteilten an­schädlich sein foll.( Sehr wahr! bei den Sozialdemo- gerechnet. des christlichen Tempelherrn und des mohammedanischen Sultans wieder zur Parabel. Bategg gab den Nathan mit einem Realismus, der das Die älteste Industrie der Erde. Vollblutjudentum der Lessingschen Figur bis in den fleinsten Nuancen In der englischen Grafschaft festhielt und im Rahmen dieser Rassenart doch jeden Augenblick Norfolt hat sich noch ein Gewerbe erhalten, das gewissermaßen auf die Güte, wie die mächtige, geistige Ueberlegenheit durchschimmern eine Bergangenheit von wenigstens zehn Jahrtausenden zurückblicken ließ. Das Organ, das leicht Gefahr läuft, in eine etwas singend e. k. lann. Es besteht in der Herstellung von steinernen Flintenschlössern, falbungsvolle Tonlage zu verfallen, gehorchte hier jedweder Intention. Ia benmädchen. Lustspiel von Baul Gavault. Neues Schauspielhaus: Das leine Schoto. die zwar in Europa längst abgekommen find, aber in den wilderen Ebenso vorzüglich gelangen die Szenen, in denen mächtiges Gefühl laden mädchen. Lustspiel von Paul Gavault . Das uner Gegenden von Afrika noch immer ein begehrter Artikel sind und heiß hervorbricht, so die Erzählung von dem Klosterbruder. Würdig Schokoladenfabrikanten quartiert sich bei einem nächtlichen Automobil und ungezogene Töchterchen eines millionenschweren Pariser daher für die Ausfuhr dorthin hergerichtet werden. Die Leute, die standen ihm die jüdländisch leidenschaftliche und schwärmerische Recha fich mit diesem Gewerbe abgeben, werden als Flintsteinspalter be- des hochbegabten Fräulein Alma und Paeschtes prachtvoll unfall im Landhaus eines schüchternen Junggesellen ein, verärgert zeichnet, und diese merkwürdige Industrie pflegt sich in der genannten troziger Tempelherr zur Seite. Von den übrigen sei nur noch ihn durch hahnebüchene Frechheit und bringt ihn dann noch obendrein Gegend in denselben Familien zu bererben. Uebrigens ist die Ve- Reimers einfältiger Klosterbruder namentlich erwähnt. Das durch provozierendes Verhalten mit seiner Verlobten auseinander. schäftigung ziemlich ungesund, da bei dem Spalten der Feuersteine die einzig Störende war die Besetzung des Derwisches durch einen for- als der gepeinigte Vertreter des stärkeren Geschlechts sich dazu auf herumiprizenden Steinteilchen leicht in die Lungen geraten. Un- pulenten Herrn, der im Gegensatz zu diesem Körperphlegma seine rafft, dem reichen Backfisch gründlich die Wahrheit zu sagen, erscheint gefähr geschieht diese Arbeit noch ebenso, wie sie der vorgeschichtliche Reden mit um so atemloferer Hast herunterjagte.

werden.

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Kleines feuilleton.

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"

dt.

Dank einer im ganzen recht sorgfältigen Aufführung, bei der die Vertreter des Kneesschen Ehepaares: May Mary und Ilka Grüning schöne ausgeglichene Charakterleistungen darboten, war der Soggenstedter Komödie", die man allerdings lieber in einen Ginatter zusammengeschlossen sähe, ein freundlicher Erfolg beschieden.

dt.

das dem verwöhnten Gänschen nur als eine neue und besonders Mensch während der Steinzeit ausgeübt hat, wenn er seine Messer, anziehende Sensation. Endlich einer, dem die väterliche Schokolade Alerte und Hämmer verfertigte. Als Waffen aus Metall eingeführt Neue Freie Voltsbühne( im Kleinen Theater): Das nicht imponiert, einer, bei dem man sicher sein kann, daß er nicht des wurden, wurden die Feuersteine doch noch zum Feuermachen durch Kind" von Ottomar Enting. Der Titel läßt Befürchtungen Geldes wegen heiratet. Sie verliebt sich also in den kleinen Beamten Vermittelung von Bunder lange gebraucht, und man findet sie für ein Modethema auffommen, das innerhalb der bürgerlichen und läuft ihm durch drei Afte, so lana es eben der Theaterabend er­zu diesem Zwed noch heutigen Tages sogar in europäischen Gesellschaft seit verschiedenen Jahren bis zum Ueberdruß diskutiert fordert, nach. Von irgend welchen Ansägen zu psychologischer Durch Ländern wie in Spanien und Italien . Die Steinschloß- worden ist. Glücklicherweise scheint die Mär vom Jahrhundert des führung ist dabei so wenig wie bei einem beliebigen Residenz flinten oder Feuersteingewehre brachten dann der alten In Kindes" noch nicht nach Soggenstedt gedrungen zu sein. In diesem theaterschwank die Rede. Die kraffesten Unglaublichkeiten türmen dustrie einen neuen Aufschwung, der erst durch die Er- Provinznest, irgendwo im Holstenlande, spielt die Komödie. Dort fich aufeinander, nur spärlich hier und da mit einigen amüsanten findung der Perkussionswaffen unterbrochen wurde. Während mag die Trennung der Kinder von den Eltern wirklich noch zuweilen Einfällen versetzt. Schlußtrumpf: Fräulein Lagiſtolle fagt nach dem des letzten füdafrikanischen Krieges sollen nach einer Angabe von bitter sein und den Eltern es ähnlich ergehen wie der Henne, die geblichlagen aller anderen Attacken im schwarzen Nonnenschleier English Mechanic" auch die englischen Truppen noch mit Erzeug- Entlein ausgebrütet hat. Jda, die einzige Tochter der Familie dem teuren Bruder ein gerührtes Lebewohl, was den letzten Stolz niffen dieser uralten Industrie versehen worden sein, indem ihnen nicht knees, ist als erwachsenes Mädel nach Hamburg gegangen. Not- des Männerherzens zum Schmelzen bringt. Es wurde gut gespielt. weniger als 14 000 Bunderbüchsen als Feuerzeuge mitgegeben wendig war das nach Ansicht der Eltern, die von einer fleinen In erster Reihe war es Jda üst 3 unzerstörbare Frische und wurden gewiß eins der schlagendsten Beispiele dafür, wie zäh Benfion und Kapitalsrente ganz gemächlich leben, nicht gewesen. Munterfeit, die das gebrechliche Fahrzeug durch alle Klippen ohne der Mensch an Vorrichtungen festhält, die durch Jahrhunderte sich Schließlich hätte da einen braven Soggenstedter geebelicht und man Unfall in den Hafen steuerte. als zuverlässig erwiesen baben, was man von den modernen Feuer- wäre so bübsch beisammen geblieben. Aber alles ist anders ge­geugen nicht gerade behaupten fann. tommen. Jda hat sich zu großstädtischer Anschauung hinaufgearbeitet Notizen. und dann auch geheiratet, ohne die Alten zu fragen. Troßdem bleibt das Kind" nach wie vor ihre einzige Sorge. Als infolge das auch in Arbeiterkreisen bekannte Sünstlerpaar, werden heute Kunstabende. Marya Delbard und Marc Henry, Charlottenburger Schiller Theater: Rathan Banttrach Jdas Erbteil verloren geht, ziehen sie in eine Mansarde Dienstag, den 24., und Donnerstag, den 26. Januar, im Künstler­der Weise" von Leffing. Es war eine der besten, vielleicht und schränken sich ein nur, damit Ida nichts verliere. Endlich die beste Klaffikeraufführung, die dem Schiller- Theater bisher gelang. tommt sie auf Besuch, sehr verwundert über die Veränderung. Sie hause zwei Kammerfunstabende geben. Farbe, Ton und Wort haben Sie hatte einen Nathan, eine Recha, einen Tempelherrn, die auch offenbart den Eltern, daß sie sich scheiden lassen und auf eigene die Künstler zugleich in ihren Dienst gestellt. einer Bühne ersten Ranges zur Zierde gereicht hätten. Die milde Gefahr ein Geschäft übernehmen will. Hierzu bedarf sie ihres- Die Kulturtätigkeit der Sozialdemokratic. Herzenswärme und die tiefe in ihren Aeußerungsformen so anspruchs- Erbteils. Da tommt's nun zu unliebfamen Aufklärungen. Die In seinem Vortrag über die hygienischen Mißstände auf dem Lande boll bescheidene Weisheit des Dramas leuchtete unverdunkelt aus Eltern haben ihr mitgeteilt, daß das Geld verloren ging und bemerkt Dr. Liebetrau, Kreisarat in Recklinghaufen: Eine Begleit­dieser Darstellung heraus und setzte sich beim Zuschauer in ein Ge- daß sie um der Tochter willen gedarbt haben. Bon soviel erscheinung der unzulänglichen Ernährungsverhältnisse ist der Mig­fühl andächtig stiller Freude um; mit erneuter Ueberraschung wurde fürsorglicher Liebe ist Jda dermaßen gerührt, daß sie ihre brauch geistiger Getränke. Man darf jett, besonders nachdem die man gewahr, welch plastische Charakteristik und welch lichtvolle beabsichtigte Chefcheidung aufgibt. Des weiteren verzichtet sie auf Sozialdemokratie den Schnapsboykott erklärt hat, wohl fagen, daß bramatische Architettonit dies Werk der abgeklärtesten Tendenzkunst ihr Erbe zugunsten der betagten Eltern, für die fie fortan forgen der Schnapsgenuß auf dem Lande relativ viel größeren Umfang auszeichnet. Die Einheit des Gedanlens, des humanitären Jdeals, will. Knees und Frau begreifen das nicht; im Gegenteil: fie als in der Stadt hat." das Ziel und Nichtung gibt, verbindet sich vollkommen ungezwungen wähnen sich nunmehr gänzlich ihres Kindes" beraubt, so, als ständen- Die Phalang der Tradition. Die Pariser mit der Freiheit eines farbigen Spiels. Die um das ideelle sie ganz allein."... So schließt die bitterfüße Komödie, die, un- Akademie der Wissenschaften wählte im zweiten Wahlgang mit Zentrum jenes Gleichnis von den drei Ningen- gruppierte beschadet aller liebevollen Milieuschilderung und trefflichen Be 30 Stimmen Branly zum Mitglied. Sandlung wird im Schlußbild, in der durch Nathans Güte und leuchtung des innerlichen Wesens und äußerlich stillen Lebens der 28 Stimmen. Der Mann und nicht die größere wissenschaftliche Frau Curie erhielt Klugheit herbeigeführten Vereinigung der jüdisch erzogenen Christin, beiden alten Leute doch nur ein Bühnenstück ohne Handlung ist. Bedeutung trug den Sieg davon

Theater.

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