fliing ait'J) auf die Dachen LezieHI. Rcchtsaniv. Eohu: Darauskvnute die Auffassung gefolgert werden, eine Wache vertrage es»ich!' ss man hiiieinguckt.— Vors.: Wir wollen die Zeugen selbercmicheiden lassen.(Zum Zeugen Schutzmann Schünemann): Siesollen Rehaab aus der Wache geschlagen haben.— Zeuge:(soforteinfallend): Nein!— Vors.: Ja, wollen Sie denn überhaupt aus-sagen?— Zeuge: Ich weiß nicht, ob ich darf.— Zeuge LeutnantLiulke: Ich werde an Stelle des Beamten aussagen.— Vors.:(zumZeugen Schünemann): Haben Sie Bedenken wegen der Genehmi-gung?— Zeuge: Ich glaube, ich darf aussagen.— Vors.: HabenSie geschlagen?— Zeuge: Nein.Wieder stellt die VerteidigungBeweisantrSge.Rechtsanw. Cohn und Rechtsanw. Puppe beantragen zu denFällen Lnbe und Tiefc die Vernehmung von Zeugen, deren Aus-sage die Glaubwürdigkeit der Zeugin Frau Bray, die beide Ange-klagte belastet hat, erschüttern werde. Verzichten will Rechtsanw.Puppe aus seinen Antrag, wenn die Staatsanwaltschaft schon jetzterklären wolle, daß sie die Anklage gegen Tietz fallen läßt. Rechts-onwalt Cohn beharrt bezüglich des Falles Lube bei seinem Antrag.Auch zum Fall Sühring beantragt Rechtsanw. Puppe noch Ladungvon Zeugen, durch die er die Aussage der Bclastungszeugin FrauAbraham entkräften will. Staatsanw. Brüning versichert, erzweifle nicht an der Glaubwürdigkeit der Frau Abraham. Dagegengibt er nunmehr die Erklärung ab. daßdie Anklage gegen Tietz nicht aufrecht erhaltenwird, doch besage das nichts gegen die Glaubwürdigkeit der FrauBratz. Diesen neuen Beweisanträgen wird durch Gerichtsbeschlußstattgegeben.Dagegen behält sich das Gericht die Beschlußfassung vor übereinen von Rechtsanw. Cohn eingereichten Beweisantrag bezüglichder Mißhandlungen auf der Wache Utrechter Ecke Maxstrahe.Rechtsanw. Cohn führt hierzu aus, er halte es für eine unzulässigeBeschränkung, daß nur die Mißhandlungen zur Sprache kommendürfen, die von den hier als Zeugen vernommenen Polizeibeamtenverübt fein sollen. Für die fragliche Wache komme nur eine ge-ringe Zahl von Beamten in Betracht, darum werde man diesemBeweisantrag stattgeben müssen, auch wenn nicht die Beamtennäher bezeichnet werden konneu. In der Nacht vom 29. zum 30.Oktober seien etwa von 10 Uhr abends bis 2 Uhr nachts aus deuRäumen des 107. Polizeiburcaus von Zeit zu Zeit klatschendeSchläge und laute Schreie gehört worden. Von einzelnen HauS-bewohnern seien, wie schon in früheren Fällen, so auch EndeOktober über die nächtlichen Ruhestörungen und MißhandlungenFestgenommener Beschwerden gekommen. Es solle bewiesen werden.daß am Abend des 29. Oktober drei Kriminalbeamte auf der Treppezum Polizeiburcau einen älteren Mann, der sich nicht im mindestenwidersetzte, vor sich herstießen und fortwährend mit Gummiknüppelund Stock schlugen; ferner, daß einem Herrn, der den Beamten des-halb Vorhaltungen machte, ebenfalls Schläge angedroht wurden.Zum Fall Lube wird dann der von der Verteidigung geladeneGastwirt Tamme vernommen, nach dessen Bekundung Luve bei ihmvon 1612 Uhr bis kurz vor 12 Uhr nachts geweilt hat, also nichtstundenlang ununterbrochen vom Flur des von ihm bewohntenHauses Schererstraße 12 in die sich immer wiederholenden Auf-läufe eingegriffen haben kann. Lube war so betrunken, daß er ein-schlief, nachher wurde er aber von einem Bekannten noch in eineandere Kneipe mitgenommen. Dem Antrag des Rechtsanw. Cohnauf Ladung weiterer Zeugen, die das bekunden können, wird statt-gegeben.Wegen Pokizeibeleidigung und Aufforderung zu strafbarenHandlungen haben dieAngeklagten Arbeiter Wolter und seine Ehefrausich zu verantworten. Sie sollen zum Fenster hinaus geschimpftbaben„Bluthunde! Spitzbuben! Verbrecherl" usw., sollen dieMenge zum Widerstand angereizt und selber die Schutzleute be«droht haben, ihnen»eins auf den Kopf" zu werfen. Beide gebennur zu, von oben den Schutzleuten„Pfui! Schämt Euch!" zugerufengu haben, weil sie Mißhandlungen auf der Straße beobachteten.Leutnant Kulke, der zu der Zeit eine Attacke leitete, bekundet,«ine Zivilperson namens Behrens habt ihn auf das Schimpfen auf-nierksam gemacht, und er habe dann selber die Schimpfworte gehört.Allerdings habe er von einer Aufforderung zum Widerstand nichtsgehört.. Aehnlich lautete die Aussage eines Schutzmanns Lorenzund eines Zivilzeugen Jllus.Die Zivilperson namensBehrens ist Redakteur am„Lvkal-Anzeiger".Herr Behrens ist als Berichterstatter auf dem Wedding tätig ge-Wesen und hat dabei auch der Polizei seine Unterstützung geliehen.Er gibt an. aus dem Walterschen Fenster auch den Ruf gehört zubaben:„Laßt euch das nicht gefalle», schlagt die Verbrecher nieder!"Er glaubt, sagen zu können, daß in der ganzen Etage nur das eine?snster erleuchtet und besetzt war. Der Vorsitzende weist daraufin, daß z. B. die Angeklagte Frau Rohloff, die in demselben Hausewohnt, nach ihrem eigenen Geständnis gleichfalls hinausgeschimßstbat.— StaatSanw. Linde(zum Zeugen): Haben Sie mich dieVorgänge in Moabit mitangesehen?— Zeuge: Ja.— Staatsanw.Linde: Haben Sie beobachtet, daß die Vorgänge auf dem Weddingbeinahe noch schlimmer...— Rechtsanw. Cohn: Diese Fragebeanstande ich.— Rechtsanw. Cohn richtet dann an den Zeugendie Frage, woherdas Material zu den„Losal-Anzeigir"-Artikeln über di«Weddingunrnheubezogen worden sei.— Zeuge antwortet, er habe sich au?Auskünfte der Polizeiund auf eigene Beobachtungen gestützt.— Rechtsanw. Cohn: HabenSie keine Ausarbeitung von der Polizei bekommen.— Zeuge: Nein.— Rechtsanw. Cohn: Auch nicht vom Kommissar Kuhn?— Zeuge:Nein.Beim AMick eines Sistiertentransportes soll dieAngeklagte Frau Plataw..Bkuthunbe!" geschimpft haben; sie hat sich daher wegen Polizei-beleidigung gu verantworten. Frau Platow bestreitet jede Schuld.Die Zeugen Schutzmann Petzel und Schutzmann Bagusat be-künden, nur sie könne diese Schimpfworte ausgestoßen haben. Ihrervon ihr weglaufenden Freundin habe sie nachgerufen:„Tonv,Tonh, bleib bei mir!" Hinterher habe sie erklärt, die andere habegeschimpft, doch kenn« sie sie nicht.Auf der Wache sollen auch die Schutzleute in Zweifel darübergewesen sein, welche von beiden geschimpft hatte.— Rechtsanw.Liebknecht(zum Zeugen Petzel): Auf der Wache wurde der An-geklagten gesagt:„Wenn Sie's nicht Ivaren, tvar es die andere."— Zeuge: Ich sagte das nicht. Den Ehemann, der nach der Wachekam und behauptete, daß seine Frau es nicht gewesen sei, fragte ich:„Waren Sie es dann?" Er sagte: Ich bin Sozialdemokrat vomScheitel bis zur Sohle, meine Frau ist zu dumm dazu.— Rechtsanwalt Liebknecht: Wozu zu dumm?— Zeuge: Na, er meintewohl, so etwas zu rufen.— Rechtsanw. Liebknecht: Ach, das mußtvohl ein Irrtum von Ihnen sein.Frau Platow klagt, auf der Wache habe ein Beamter zu ihrgesagt, siesie sei wohl eine van der Straße�Schutzmann Bagusat erklärt: Ich habe das nicht gesagt, habe eSauch nicht gehört.— Angekl.: Dieser Beamte sagte eS.— Vors.:Sie können auf die Frage, ob Sie es waren, die Aussage der-weigern.— Zeuge: Solche Ausdrücke gebrauche ich nicht.—Rechtsanwalt Liebknecht: Ja, das ist gar keine Antwort.— Zeuge:Ich kann mich nicht entsinnen, ich glaube es nicht.— Vors.: Siekönnen die Aussage verweigern.— Zeuge: Ich verweigere dieVussagr.Fra» Benni», die Freundin der Angeklagten, schildert, wieau« der Menge„Bluthunde" gerufen worden sei. Da sie sich nichtwohl fühlt, wird ihr ei» Stuhl gereicht. Sie sinkt dgvn plötzlichhinten über, so daß die GerichiMener hinzuspringen und sie aus-richten müssen. Nachdem sie sich ein wenig erholt hat, stammelt sie:„Frau Platow rief„Bluthunde!" Der Vorsitzende stellt fest, daßZeugin im Vorverfahren damit zurückgehalten hat und erst jetztunter ihrem Eide die Wahrheit sagt. Vors.: Haben auch Sie ge-rufen?— Zeugin: Wenn ich gerufen hätte, hätte mich der Schutz-mann festgenommen.— Vors.: Ja, haben Sie nicht gerufen?Sie können die Aussage verweigern.— Zeugin: Ich verweigere sie.— Vors.: Aber das ist richtig, daß Frau Platow rief?— Zeugin:Ja.— Angekl.: Herr Kuhn hat ihr so den Kops verkeitt. Erhat ihr gesagt: Es ist gut, wenn Frau Platow es nicht war, dannwaren Sie es!Zum Fall Rudolph wird dann, um dieGlaubwürdigkeit deS Zeugen Schreiberzu prüfen, der auf Antrag des Rechtsanwalts Cohn geladeneGastwirt Fuchs vernommen. Er bekundet, daß Schreiber an demTage, wo er hier vor Gericht vernommen worden war, abends insein Lokal gekommen sei und dort gesagt habe, nur im Interesseder Partei habe er das getan, daß er einen jungen Bengel. derLaternen einwarf, der Polizei übergab. Schreiber habe hinzu-gefügt, er sei seit 4 Jahren Mitglied der sozialdemokratischen Parteiund sei Bezirksführer gewesen. Als Fuchs ihm sagte:„Na, dannwürden Sie doch auch den„Vorwärts" halten", habe Schreiberversichert:„Ja, den halte ich schon vier Jahre zu Hause." Daraufhabe Fu-hs gerufen:„Du verfluchter Schwindler, Du! Heutefrüh stelltest Du Dich vor den Nichtertisch und sagtest. Du hältstihn nicht!" Darauf habe Schreiber sein Bier stehen lassen undsei schleunigst gegangen.Zeuge Schreiber, der telephonisch herbeigerufen worden ist, wirddaraufhin nochmals vernommen.— Vors.: Sie haben uns hiergesagt, daß Sie den„Vorwärts", den Sie in der Tasche zur Schaugetragen haben sollen, gar nicht halten. Nun haben Sie doch abereine ganz eigenartige Angabe bei Fucbs gemacht.— Zeuge: Ichmuß bedauern, hier überhaupt eine Aussage gemacht zu habenund möchte gar keine Aussage mehr machen. So, wie mich dieZeitung schon abgemalt hat...— Vors.: Sie sind Zeuge undmügen aussagen.— Zeuge: Ja, ich habe bei Fuchs gesagt, ich leseden„Vorwärts", bin im Wahlverrin und war Bezirksführer. DieGäste machten mich schlecht, sie schimpften mich„Strolch" und„Schuft" und machten Miene, mich zu verprügeln. Da sagte ichschnell, ich bin Bezirksführer gewesen und ging raus.— Vors.: Siesollen Ihren eigenen Bruder bestohlen haben.— Zeuge: Davonweiß ich nichts.— Vors.: Wollen Sie sagen, Sie haben es nichtgetan.— Zeuge: Ich habe es nickt getan, das bestreite ich ganz ent-schieden.— Rechtsanw. Cohn: Wie verhält es sich denn eigentlichmit Ihren Borstrafen?— Zeuge: Ich sage darüber überhaupt nichtsmehr.— Vors.: Das müssen Sie.— Zeuge: Ich verweigere meineAussage.— Bors.: Dann können Sie bestraft werden.— Zeuge:Ich kann mich ja nirgends mehr sehen lassen, so bin ich in derZeitung abgemalt worden.— Rechtsanw. Cohn verzichtet nunmehrauf die Frage nach den Vorstrafen, forscht aber jetzt nach dem Zu-standckommcn des StrafaussckubgesuchS. Er sagt: Kannten Sieden Kommissar Kuhn schon früher?— Zeuge: Nein.— Rechtsanw.Cohn: Von polizeilicher Seite wird das Gegenteil behauptet. BeiUebersendung des Strafaufschubgesuchs hat die Polizei der Staats-anwaltschaft mitgeteilt, daß Sie auch sonst im Dienste der Polizeistehen.— Zeuge: Darüber habe ich mich auch schon gewundert. Dashat der Kommissar Kuhn aus Versehen geschrieben.— Rechtsanw.Cohn: Sie bestreiten das unter Ihrem Eid?— Zeuge: Ja.—RechtSanw. Cohn: Auch, daß Sie bezahlt worden sind?— Zeuge:Ausgeschlossen!— Rechtsanw. Cohn: Nachdem Sie die erstenStrafen erlitten hatten, was haben Sie dann vom Jahre 1898 angemacht?— Zeuge: Gearbeitet.— Rechtsanw.: Cohn: Wo?—Zeuge: Sie haben mich schon so schlecht gemacht, ich gebe Ihnenüberhaupt keine Antwort mehr.— Vors.: Sie dürfen nicht so er-regt sein, wenn man recht ruhig bleibt, geht alles am besten.—Rechtsanw. Dr. Cohn: Ich beantrage nunmehr, den Kriminal-kommissar Kuhn darüber zu vernehmen, daß der von ihm her-rührende amtliche vermerk:„Schreiber ist auch sonst für diePolizei tätig", der Wahrheit entspricht.Staatsanwalt Brüning: Ich bitte diesen Antrag doch schriftlicheinzureichen. Rechtsanw. Dr. Cohn: Herr Staatsanwalt, ich habebis jetzt geschwiegen über die sehr merkwürdige Art und Weise, mitder der Herr Polizeipräsident von der Verteidigung verlangt, An-träge, die sich auf die Vernehmung von Polizeibeamten in nicht an-genehmen Dingen beziehen, schriftlich niederzulegen. Ich erklärezetzt. daß es uns gar nicht einfällt, dem Folge zu leisten. Hier isteine mündliche Verhandlung und das Gericht ist verpflichtet, auchmündliche Anträge entgegenzunehmen.— Rechtsanw. Dr. KarlLiebknecht: Ich stelle ebenfalls den Antrag, den KriminalkommissarKuhn zu vernehmen, und erkläre gleichfalls, daß ich mich nicht vcr-anlaßt sehe, diesen Antrag schriftlich zu fixieren.(Zu dem ZeugenSchreiber gewandt): Hat Ihnen der Kriminalkommissar Kuhn, alser Ihr Strafaufschubgesuch befürwortete, vielleicht gesagt: EineHand wäscht die andere, ich werde dafür sorgen, daß Sie nicht ver-ljaftet werden, Sie müssen aber auch für die Polizei hin und wiedertätig sein?— Zeuge: Nein, davon weiß ich nichts.— RechtsanwaltDr. Liebknecht: Ihr Bruder Rudolf soll doch auch ein sehr abfälligesUrteil über Sie fällen?— Zeuge: Der kann meinetwegen sagen,was er will.— Rechtsanwalt Dr. Puppe: Hat der Kommissar Kuhnjenen Vermerk vielleicht in Ihrer Gegenwart gemacht, daß Sie ihnlesen konnten oder Ihnen vielleicht mitgeteilt, was in dem Briefestand?— Zeuge: Na, soll ich denn hier nochmals sagen, was schonin der Zeitung gestanden hat? Der Kommissar hat mir nichts da-von gesagt.— Rechtsanwalt Dr. Liebknecht: Vorhin hat der Zeugeaber gesagt, er habe sich schon damals über den Vermerk gewundert,er muß demnach doch davon Kenntnis gehabt haben. Diese Sacheist doch heute hier das erstemal zur Sprache gebracht worden.—Vors.: Waren Sie vielleicht vorhin im Zuschauerraum?— Zeuge:Nein.— Rechtsanwalt Dr. Liebknecht: Sie haben uns neulich hiergesagt, Sie wären außer der letzten Strafe nur einmal vor sechzehnJahren vorbestraft. Ist das teiin richtig?— Zeuge: Ich bin jaauch nur einmal bestraft.— Rechtsanwalt Dr. Liebknecht: Ich weißnicht, ob die Staatsanwaltschaft jetzt nicht einen Antrag gegen denZeugen stellen wird. Es ist ja einfach unglaublich, daß der Zeugedies in Abrede stellt.— Borsihcnder: Wie aus den Akten hervorgeht,sind Sie doch schon mehrfach bestraft.— Zeuge: Dann habe ich daswohl falsch verstanden, ja, früher bin ich allerdings mehrfachbestraft.— Rechtsanwalt Dr. Liebknecht: Der Zeuge hat aber hierganz deutlich auf wiederholte Fragen gesagt, er sei früher nur ein-mal bestraft und hat dies dem Vorsitzenden neulich auch leisemitgeteilt, worauf dieser uns zurief:.242".Der Zeuge Fuchs tritt nochmals vor und bezeichnet es als eineglatte Unwahrheit, wenn der Zeuge Schreiber hier behaupte, er seiin seinein Lokal bedroht worden und habe npr aus Angst ge-schwindelt.Der Angeklagte Rudolf bittet an den Zeugen Schreiber dieFrage richten zu dürfen, weshalb er ihn denn gerade nach dem91. Polizeirevier habe bringen wollen.— Das Gericht lehnt dieseFrage ab. Der Angeklagte Rudolf bemerkt noch, daß es ihm bekanntgeworden sei, daß sich Schreiber sogar mit mehreren Beamten diesesReviers duze.— Vorsitzender: Na, selbst wenn!— RechtsanwaltDr. Liebknecht: Ja, die Beamten pflegen sich doch nicht so ohneweiteres duzen zu lassen!— Der Vorsitzende erklärt die Frage fürunerheblich.— Rechtsanwalt Dr. Cohn stellt fest, daß die Polizeidamals dem Zeugen Schreiber noch so viel Glauben schenkte, daßsie ihm auf der Wache die aus einer Gastwirtschaft auf seine Ver-anlassung sistierten Personen vorführte und sie von ihm bezeichneten festnahm. Einer wurde drei Wochen in Untersuchungshaftfestgehalten und mußte dann außer Verfolgung gesetzt werden.Zum Fall Lube wird noch Gastwirt Soms. der die Zeugin Bratzals nicht jehr vertrauenswürdig bezeichnet.Zum Fall Lube wird noch Gastwirt SomS vernommen, der dieZeugin Bratz als nicht sehr vertrauenswürdig bezeichnet..DaS Gericht beriet dann über die Beweisantrage, über dieLl>K lejüe SuMeidung ßciipffea ist. und kommt zu folgende«!Beschluß: DaS Gericht sictk die VeKekSankräze?er BsrkeldkgMkgteilweise abgelehnt, da sie als BeweisermittelungSanträge anzu-sehen seien, teilweise auch, da eine Beweiserhebung insoweit nichtzulässig sei, wenn die von den zu ladenden Zeugen zu bekundendenTatsachen Urteile darstellen. Andere Punkts in den Beweis-antrügen hat das Gericht als wahr unterstellt. Das Gericht hatferner als wahr unterstellt, daß sich die Angeklagten in demGlauben befunden haben, es seien Handlungen, wie sie von derVerteidigung behauptet werden, tatsächlich von der Polizei unter-nommen worden. Die Anträge auf Ladung des KriminalkommissarsKuhn und deS Obsthändlers Schreiber werden abgelehnt, da die inihr Wissen gestellten Tatsachen für die Entscheidung des Gerichtsohne Bedeutung sind.Die Sitzung wird hierauf auf Dienstag O'/i Uhr vertagZ.Hud aller Melt.JVIcbr Hrbcitcrfchutz— weniger JVIeiifcbeiiopfer.Ein schreckliches Brandunglück hat sich vor einigen Tagen in derZelluloidabteilung der Kannnfabrit Brunhuber inNaumburg ereignet. Bei dem Unglück sind 20 Personenverletzt worden, davon sieben schwer. Einem Arbeiter.der vor einigen Jahren bei einem ähnlichen Brandunglück schoneinenArm verlor, wird auch der zweiteab�enommenwerden müssen. Außerdem wurde ihm das rechte Augeherausgerissen. DaS Unglück wurde heraufbeschworen durch daSEinlöten der Versandkisten. Die Arbeiter behaupien. daß das hierzuverwendete Metall zu schwach gewesen sei, so daß der Löthammerdasselbe durchbrannte. DaS Unglück wurde dadurch besonders groß,daß die Kiste» in einem Räume verlölet wurden, über dem sichFamilienwohnungen befinden. Durch die Explosion desZelluloids, die in einem Parterrezimmer erfolgte, flog dieDecke, sowie auch das Dach des zweistöckigenHauseS in die Luft und die verletzten Personen Ivurden teil-weise durch die Fenster und Türen ins Freie geschleudert. Durchdas direkt angrenzende Zelluloidlager erhielt das Feuer reicheSiahrung, so daß eine Reihe weiterer Personen in Gefahr geriet.Schon vor einiger Zeit hat der Holzarbeiterverbaud in Gemein»schaft mit den übrigen Verbänden, zu denen die Zelluloidarbciterihrer Berufstätigkeit nach gehören, sich in einer Petition andie Reichsregierung wie auch an den Reichstag gewendet,um einen größeren Schutz gegen die Feuers»gefahr in den Zelluloidfabriken zu erreichen.Insbesondere wurde in der Petilion verlangt, daß die Räume,in denen Zelluloid verarbeitet und aufbewahrt wird, von den Wohn-räumen isoliert werden sollen. An die gesetzgebenden Körperschaslenmuß aus Anlaß dieses Falles mit aller Energie die Forderung gestellt weide», daß die Verarbeitung und Aufbewahrung vonZelluloid in besonders dazu hergerichteten Räumen geschieht unddie Schutzvorrichtungen für Leben und Gesundheit der Arbeiterverschärft werden._Schweres Eisenbahnunglück in England.Am Montag vormittag stieb in der Nähe der englischenStadt Pontypridd auf dem durch das Flußtal des Taffführenden Schienenwege ein Personenzug mit einemKohlenzuge zusammen. Die ersten Wagen des Per»sonenznges schoben sich ineinander, die anderen Wagen bildeneinen Trümmerhaufen. Bisher sind elf Tote unter denTrümmern hervorgeholt werden. Unter den bei dem Eisen-bahnunglück Getöteten befinden sich drei Mitgliederdes Ex ekutiv aus s ch uss es des Bundes derBergarbeiter von Süd-Wales, die nach Londonreisten, um an der allgemeinen Bergarbeiter-konferenz teilzunehmen._Tie Pestgefahr im Osten.Wie aus Tientfin telegraphiert wird, hat sich die durch denAuSbrigh der Pest geschaffene Lage weiter verschlimmert.In Peking waren gestern neun, in Tientsin acht Todes»fälle an der Pest zu verzeichnen. Die Nachrichten aus C h a r b i nlassen erkennen, daß eine Abnahme der Erkrankungen noch nicht ein»getreten ist. In T s ch i f u sind 13 neue Todesfälle vor-gekommen. Man hegt Besorgnis für die Sicherheit Schan-g h a i S..Daily Mail" meldet aus Peking, daß dort wegen derAusbreitung der Eeucke das diplomatische Korps daS Gesandt»chajtSviertel abgesperrt habe. Auch die Absperrungdes europäischen Viertels dürfte im Laufe deS gestrigenTage» erfolgt sein._Kleine Notizen.50 000 M. Schmucksachen gestohlen. Reiche Beute machten Gin-brecher, die am Sonntagnachmittag ein Goldwarengeschäft inWürzburg heimsuchten. Den bisher unbekannten Tätern fielenfür etwa SO 000 Mark Uhren und Juwelen in die Hände.Ein Opfer feines ärztlichen Berufes wurde der Assistenzarzt ander Kinderklinik in Breslau Dr. Ernst Blumenthal. Der imAlter von 23 Jahren stehende Arzt, der Sohn eines Fabrikbesitzersin Berlin, war Stationsarzt der Scharlachabteilung der Kinderklinik.Er infizierte sich vor fünf Tagen mit Scharlach und erlag am Sonntagder 5lrankheit.Bluttat eines Fahnenflüchtigen. Wie die„Pfälzische Presse" ausSpeyer meldet, hat der Pionier Klotz, ein Schlosser aus Pforz-heim, der aus Furcht vor einer Strafe desertiert war. bei seinerVerfolgung durch 20 Pioniere einen Offizier und einenUnteroffizier lebensgefährlich verletzt. Als Klotzdann bei Dudenhofen gestellt wurde, tötete er sich durcheinen Schuß aus seinem Dienstgewchr.Schweres Unglück in einem franzäsischeu Bergwerk. Wie einTelegramm aus S t. C l a i r e im Departement Oiie meldet, sindin einem dortigen Bergwerk vier Bergleute verschüttet worden;zwei von ihnen wurden als Leichen geborgen. Dieübrigen liegen noch unter den Gesteinsmassen.Folgenschwere Explofionen. Gestern nachmittag explodierte inder nnlitärtechniichen Anstalt in Wien ein eisernes, Schwefel-säure enthaltendes Faß. Durch die gewallige Explosion wurdendreiSoldatensehr schwer verletzt.— Jusolg« einerGasolinexplosion geriet in Moskau ein Restaurant inBrand. Drei Personen sind in den Flammen um-gekommen, sieben Bedien st ete deS Restaurants wurdenschwer, vier leicht verletzt.Noch ein Opfer dcr japanischen Reaktion. Die Mutter deszum Tode verurteilten Dr. Kotoku. die nach der Verhaftung ihresSohnes erkrankt war. ist am Tage nach der Verkündigung des Urteilsinfolge der Aufregungen gestorben.Bneftaften der Redahtion.C8. Gkehm n. Gen. Infolge eine» Versehens der Druckerei ist»inkleiner Teil der Auflane von der Unterhaltungsbeilage Nr. S verdrucktworden. Leser, die die Unterhaltungsbeilage ausbewahren. können sich dieNummer nachliesern lassen, evctterprognoke für Dienstag, den 34. Januar 1911.Zunächst etwas kühler, vorwiegend heiler bei mäßigen südöstlchenWinden; ipätcr wieder zunehmende Erwärmung und Bewölkung vhiieerhebliche Niederschläge.Berliner Wetterburea»