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Ohb ßaBefl Mgefähr 40 Schüsse aB, die vo? BKi Bfiette�chsschen Gendarmen mit zwei Schüssen erwidert wurden. Eine Kom- Mission ist zur Untersuchung nach Podwoloczhskg abgegangen, Spanien . Das Gesetz über die Orden. Madrid , 27. Januar.Jmparcial" will wissen, daß der von der Regierung vorbereitete Entwurf des Vereinsgesctzes in dem die religiösen Kongregationen betreffenden Teile dem Waldeck-Ztousseauschen Gesetze nachgebildet ist. Er wird vornehmlich jede Gelübde fordernde Vereinigung, mag sie sich auf das Konkordat stützen oder nicht, untersagen, die, einer fremden Macht gehorchend, einen religiösen oder lediglich Materiellen Zweck verfolgt. Dagegen soll die freie Vereinigung ohne Gelübde von solchen Personen, die- sich einem religiösen Zwecke, wie der Gebetsübung oder der Kranken- und Armenpflege, widmen wollen, gestattet sein. Minderjähr, ge können religiösen Genossen- schalten nicht angehörxv.~- Englancl. Die Kranke«- und J«validenverfichera«g. AuS London wird uns geschrieben: Die von dem Schatzkanzler eingeführten neuen Steuern sollen bekanntlich die Mittel für eine Aranken- und Invalidenversicherung liefern, die Großbritannien auf diesem Gebiete der Sozialpolitik in Reih und Glied mit den anderen großen Industriestaaten bringen würde. Ucber die Grundsätze und Einzelheiten dieser staatlichen Versicherung hat man bis vor kurzem tiefes Schweigen bewahrt. Als die Idee der staat - lichen ZwangSversichcrung zuerst austauchte, gaben sowohl die Gewerkschaften wie auch die vielen großen freiwilligen Kranken- und llnterstützungSkassen der Regierung zu verstehen, daß irgendeine Versicherungsart, die ihnen Abbruch tue, mit ihrem Widerstand rechnen müsse. Die Behörden setzten sich daher mit diesen Organisationen in Verbindung und berieten über Mittel und Wege, wie sich die einzuführende ZwangSversichernng mit den Interessen der schon bestehenden VerficherungSorganisationen der Arbeiter vereinbaren lasse. Die Konferenzen zwischen den Re- gierungSvertretern und den Spitzen der Gewerkschaften und Unter- stützungSgesellschaften dauern noch fort; eS find aber schon einzelne Hauptpunkte bekannt geworden, die auf die Ausstattung des Kranken- und JnvalidenversicherungSgesetzes schließen lassen. Die Versicherung soll nach diesen Berichten alle arbeitenden Personen umfassen, deren Jahreseinkommen weniger als das ein- kommensteuerpflichtige Einkommen<160 Lstr.=> 3200 M.) beträgt. Die Zahl dieser Personen schätzt der Schatzkanzler auf 13 Millionen. Die VcrficherungSpflicht besteht vom 16. bis zum 70. Lebensjahre. Der Verwaltungsapparat soll aus den bestehenden freiwilligen UnterstützungLkasjen(Frieiidly Socioties) gebildet werden, so daß jede versicherungspflichtige Person Mitglied einer der schon bestehenden und von der Regierung anerkannten Kasse werden muß. Als niedrigste wöchentliche Unterstützung soll b Schilling(ö M.) fest- gesetzt werden. Die Beiträge sollen zur Hälfte von den Arbeitern aufgebracht werden; die andere Hälfte soll zu gleichen Teilen vom Staate und dem Arbeltgeber bezahlt werden. Der Staat garantiert dieses Minimum, und augenscheinlich werden auch die Arbeitgeber nur zur Zahlung der Minimalbeiträge herangezogen werden. Die Eintreibung der Beiträge geschieht in der Weise, daß der Arbeitgeber die Beiträge der Arbeiter vom Lohne abzieht und diese samt seinem Beitrag an den Staat abführt, der die Gelder den Gesellschaften überweist. Arbeiter, die schon bei einer der be- stehenden Kassen bis zur Höhe des MinimalsatzeS versichert sind, brauchen keine Beiträge vom Lohnt zu zahlen; der Arbeitgeber muß aber den Minimalbeitrag(d. h. seinen Anteil) für sie abführen. Höhere Beiträge mit entsprechenden Gegenleistungen find für die Arbeiter fakultativ. Die Gesellschassen müssen die für die staatliche Versicherung bestimmten Gelder getrennt von ihren sonstigen Fonds verwalten und stehen in betrefi der staatlichen Ber- ficherung unter Regierungskontrolle. Ein ZentralverwaltungSrat, dem Vertreter der Regierung, der Frtendly SocietieS und der Arbeit- geber angehören, soll den ganzen Lersicherungsapparat überwachen. ' Wie stark die Vertretung der Arbeiter durch die Friendlh SocietieS in diesem Bcrwalwngsrat sein wird, ist noch nicht bekannt. foißlanck. Tic Gefängnistragodie in Serentur. Endlich ist auch der Schleier gelüftet, der bisher über den bekannten Vorgängen auf der Katorga zu Serentui lag. wo die Durchveitsckwng der politischen Gefangenen zu Massen- s c l b st m o r d e n Anlaß gaben. In der ZeitimgWjatskaja Retsch" wird folgender Brief eines Gefangenen veröffentlicht, j»er während der Ereftrtionen in Serentui war: Ich schreibe diesen Brief von unterwegs. Wie Dir bekannt ist, war das Leben bei uns in Serentui ziemlich erträglich. JBa ernannte man einen neuen Direktor für unser Gefängnis, näm- lich den früheren Direktor der Arrestanten-Kompagnie in Perm, einen gewissen W i s o tz k i. Gleich bei der Uebernahme der poli- tischen Gefangenen redete er jeden von uns mit D u an. Dieser Anrede ungewohnt, antworteten wir ihm nicht. Als er uns zur Rede stellte, erhielt er die Antwort:Auf Du antworten wir nicht." Gleich darauf wurden� 80 Personen in den Karzer ge- schleppt. Ztachdem er den Empfang der Gefangenen beendet, kam Wisotzli in die Gefangenenzelle und die Gefängniswärter kom- mandierten:»Ruhe, aufgestanden I" Wir leisteten einem solchen Kommando nicht Folge. Darauf befahl Wisotzki den Aufsehern, unS mit Gewalt hinzustellen.... Am folgenden Tag ließ Wi- sotzki einen Gefangenen aus dem Karzer holen, um ihn mit Ruten zu züchtigen. Auf dem Wege nahm aber der Ge- fangene ein Fläschchen mit Salmiaksäurc aus der Tasche, trank es und fiel gleich zu Boden. Man ergriff den Un» glücklichen und brachte ihn ins Spital. Da die Lösung nicht sehr stark war, blieb er am Leben, obgleich für seine Wiederherstellung wenig Hoffnung vorhanden ist. Darauf wurde ein anderer Ge- fangener aus dem Karzer geholt und durchgepeitscht. Wi- sotzki kam wieder in die Gefangenenzelle, wo sich dieselbe Ge- schichte mit dem Kommando und dem Ausstehen wiederholte. Darauf wurde aus der Zelle wieder ein Gefangener geholt und durchgepeitscht. Nach allen diesen Ereignissen begannen wir Poli- tischen alle den Hunger st reik. Das war am Morgen des 10. Dezember. In der darauffolgenden Nacht vergiftete sich S s a s o» o w. während zwei andere sich die V e n e n a u f- schnitten. Am dritten Tage begingen noch drei Gefangene einen Selbstmordversuch. Darauf kam die Obrigkeit zu uns, die Exekutionen wurden eingestellt." Wie der Briefschreiber weiter mekdek, wurden sämtliche politische Gefangene aus Serentui nach den benachbarten Katorgagefängnissen in Kutamara, Katai und Algatschi über, oeführt. Nach anderen Meldungen, die unö zugegangen sind, find die Zustände und das Regime in diesen Gefängnissen so fürchterlich, daß man täglich neue KefängniLtragd- d i e n erwarten kann.-- Cürhet. Der Aufstand im Aemc«. Konstantinopel , 27. Januar. Blättermeldungen zufolge haben die Aufständischen im D c m c n einen Angriff gegen den strategisch wichtigen Ort Menakha, südwestlich von Sana, unternommen. Die türkische Garnison, obwohl schivach, verteidigte sich gut. Said Jdris soll die Verständigungsvorschläge dcS Militärkommandggtcg von Ssshr abgelthgt mr*-""m Hud der Partei. Die Krankheit des Genossen Singer« In dem Befinden unseres Genossen Singer ist insofern eine Besserung zu verzeichnen, als der Patient fieberfrei ist. Die Herztätigkeit ist etwas kräftiger. Doch bestehen noch zeitweise Bewußtseinstrübungen, so daß der Zustand andauernd ernst bleibt. Wie Preßsünder behandelt werden! Wegen angeblicher Beleidigung von Königsberger Richtern war Genosse Dahl als verantwortlicher Redakteur derErfurter Tribüne" zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt war- den. Die Strafe hat Genosse Dahl im Gefängnis zu Erfurt verbüßt. Ueber die Behandlung, die der Prcßsünder im Gefängnis erdulden mußte, lesen wir im Erfurter Parteiblatt: Er hatte Selbstbeschäftigung mit kommunalstatistischen und literarischen Arbeiten beantragt, die ihm aber vom Ober- staatsanwalt in Naumburg abgelehnt wurde. So mußte unser Kollege sechs Wochen hindurch Etiketten stanzen; eine äußerst monotone Arbeit, die keinerlei geistige Anforderungen stellt. Daß die Nichtgewährung der Selbst- beschäftigung einen schweren Nachteil für die Berufspflichten ' eines Redakteurs bedeutet, ist selbstverständlich. Inzwischen hat Genosse Dahl bereits wiederum drei Monate Gefängnis von den Erfurter Richtern zudiktiert erhalten. Der Oberstaatsanwalt, dem der Genosse Dahl die Verweige- rung der Selbstbeschäftigung verdankt, heißt v. Prittwitz und G a f f r o n. Der Herr scheint Preßsündern prinzipiell die Selbst- beschäftigung zu verweigern, hat er doch auch dem früheren Ver° antwortlichcn desselben Parteiblattes, Genossen Hennig, während einer achtmonatlichen Gefängnisstrafe hindurch konsequent die eigentlich selbstverständliche Forderung der Selbstbeschäftigung abgelehnt. Hennig konnte seine literarische Tätigkeit durch F l e ch- ten von Korbdeckeln in Uebung halten. Unsere parlamentarischen Vertreter im Abgeordnetenhause werden nicht verfehlen, beim Justizetat die geistige Mißhandlung sozialdemokratischer Redakteure durch derartige Strafver- schärfungen gebührend zu geißeln. Wieber ein alter Mitkämpfer gestorben. In Fürth i. Bayern starb im Alter von 70 Jahren der Leiter des dortigen städtischen Krankenhauses, Oberarzt Dr. Degen, der zu den ältesten Genossen in Fürth zählte und früher in der Oeffentlichkeit eine große Rolle spielte. Mitte der sechziger Jahre kam er als junger Arzt nach Fürth , wo cr sich alsbald eifrig an der politischen Bewegung beteiligte und sich jener Gruppe repu- blikanischer Demokraten anschloß, deren Vorbild Johann Facoby war, mit dem sie dann auch in da? Lager der Sozialdemokratie abschwenkten. Dr. Degen gehörte mit dem erst vorige Woche ver­storbenen Gabriel Löwenstein zu dem Konsortium, das im Herbst 1871, um der jungen Arbeiterbewegung einen geistigen Rückhalt zu schaffen, das..Fürther Demokratische Wochenblatt", den Vor- läufer unseres Nürnberger Parteiorgan?, begründete und unter großen finanziellen Opfern aufrechterhielt, bis in Nürnberg eine Genossenschaftsdruckerei gegründet wurde, die das inzwischen in den Nürnberg-Fürther Sozialdemokrat" umgetaufte Blatt herstellte. Dr. Degen war Mitglied der Genoffenschast und Vorfitzender ihre? AufsichtSratS bis zu deren Auflösung unter dem Sozialistengesetz. In den letzten drei Jahrzehnten verlegte der Verstorbene seine Tätigkeit mehr auf die Gemeindepolitik; seit 27 Jahren gehörte er dem Fürtber Gemeindekollegium an, das ihn eine Zeitlang mit dem Amte des Vorsitzenden betraute. Die Glühlichter' konfiszier». Die Wiener Staatsanwaltschaft hat die letzte Nummer des österreichischen ParteiwitzblatteS.Glühlichter" konfisziert. Als Grund diente der Behörde eine Illustration, auf der der P a p st zu sehen ist. Inwieweit der Papst eineEinrichtung der katho- tischen Kirche" ist, wird eine Interpellation ergeben, die die sozial- demokratische Fraktion des Lsterreichschen Abgeordnetenhauses an den Justzminister gerichtet hat. poUrelllck,««, O erleb tUche« uto» Beleidigte Kriegervereinler. Wegen angebliche» Beleidigung der gesamten KriegerveretnS- brüder wurde Genosse Paul Fröhlich, der frühere Verantwort- liche derAltenburger Volkszeitung", zu300MarkGeldstrafe verurteilt. Der Staatsanwalt hatte 2 Monate Gefängnis be- antragt. Der Vorsitzende der Strafkammer meinte, die Beleidigung müsse besonders streng bestraft werden, da sie 8000mal(Auf. lagestärke derAltenburger Volkszeitung") begangen worden sei. Der unter Anklage stehende Artikel bezog sich auf die Sedanfeier; Strafantrag war vom Vorsitzenden des Altenburger Landeskrieger- Verbandes gestellt worden. Nur gut. daß diese durchaus irrige Deduktion des Herrn Vor- sitzenden noch nicht Allgemeingut der Rechtspflege geworden ist. Danach müßte bald einmal gegen den Verantwortlichen unseres Blattes Auflagestärkegegen 160000 auf lebens­länglichen Aufenthalt in Tegel erkannt worden. Soziales. Die Arbeiter müssen kastriert werde«, damit fie nicht fo viel ltinder in die Welt setzen. An den Rat der Bütten- Freifrau von VopcliuS erinnert eine tviderliche Aeußerung des nationalliberalen Fabrikanten Wolf in Linden. In der Gemeinderatssitzung in Linden lag das Unter- stützungsgefuch eines Bergmannes vor, der am Lohntage keinen Pfennig Geld ausbezahlt erhalten hatte und nun völlig mittellos dastand. In der Not wandte er sich nun an die Gemeindevertretung und ersuchte um Gewährung eines Bor- schusses, der wieder zurückgezahlt werden sollte. In dem UnterstützungLgesnch war auf die große Kinderschar hingewiesen. Die Vertreter der Zeche beantragten Abweisung des Antrages, in der Regel handele eS sich um Bummelanten. Durch das Lohnbuch konnte aber festgestellt werden, daß der Mann seine Schichten stets vollzählig verfahren hatte. Als sich nun die Abweisung so nicht rechtfertigen ließ, erklärte der nationalliberale Fabrikant Wolf: Die Arbeiter müssen kastriert werden, damit sie nicht so viel Kinder in die Welt setzen. Herr Fabrikant Wolf ist ein frommer Mann. Seine Aeußerung übersteigt an GemütSroheit bei weitem den Rat der Frau v. BopeliuS. Er kennzeichnet besser als lange Dar- legungen die abgrundtiefe Moralanschauung so mancher Kapitalisten.__ Hud Industrie und Kandel . DaS niederträchtige System. Die Agrarier, deren Familiensinn nach ihrer eigenen Erklärung durch Steuerpflichten gelockert werden kann, haben es fertig gebracht, durch Plünderung der Reichskasse die armen Witwen und Waisen zu berauben. Das tückische Zentrum versuchte den letzten Zollraub zu beschönigen mit dem Antrage, die Mehretträge aus den erhöhten Getreidezöllen für eine Witwen- und Waisenverficherung zu reser« vieren. Die Demagogen wußten natürlich ganz genau, daß die feisten Junker durch verstärkte Inanspruchnahme der indirekten Ausfuhrvergütung eine Mehreinnahme aus den Zöllen zu verhindern wissen würden. Wie die Edlen der Nation in der Ptünderei Fort- schritte gemacht haben, zeigt die folgende Ausstellung über die mittels Einsuhrscheinen.beglichenen Zölle. Es kommen dabei diese Summen heraus: 1907... 49749 371 Mark 1908... 90 706 023. 1909... 92 908 385 1910... 122 352 952 Die Liebesgabcnschlucker sind natürlich ehrliche Lenke. Sie stehlen sicherlich keinen Pfennig und sie entrüsten sich über die arme Mutter, die in ihrer Verderbtheit sogar Brot stiehlt, wenn die Kinder hungrig sind; aber mittels der Gesetzgebung dem darbenden Volke Milliarden aus der Tasche zu mopsen, das halten die Edlen für vornehm. Wer sie in der Ausübung solchen HandlverkS zu stören versucht, der ist ein Ordnungsfeind I Die Konzentration in der Braunkohleniudustrle. Nichts ist so geeignet, das Märchen, Kartelle seienKinder der Not" zu zerstören, wie die Entwickelung der Braunkohlenindustrie. Von 1902 bis 1910 stieg die Braunkohlengewinnuug von 43,13 auf 69,11 Millionen Tonnen oder um 60 Proz, Die Arbeitsproduktivität ist im Braunkohlenbergbau seit Mitte der 70er Jahre auf das 2'/, fache gestiegen, während der Kohlenpreis nur gering zurück- gegangen ist. Und trotz oder gerade dank dieser für die Unternehmer günstigen Enttvickelung ist der Konzentrationsprozeß weit fortgeschritten. Die ganze Produktion ist in acht Verbänden kartelliert: 1. Magdeburger Braunkohlensyndikat in Magdeburg , 2. Braunkohlenbrikettstmdikat in Helmstedt , 3. Braunkohlenbrikett-Verkaufsvercin in Köln , 4. Mittel- deussches Braunkohlensyndikat in Leipzig , S. Lausitzcr Braunkohlen- ihndikat in Forst, 6, Verkaufsverein der hessischen Braunkohlenwerke, 7. Niederlausitzer Brikettverkaufsgesellschaft und 8. Verlaussverein Bitterfelder Braunkohlenwcrke. Im Jahre 1001 gab eS im Braunkohlenbergbau 412 Gesell- schaften, 1908 nur noch 361. Die Zahl der Unternehmungen ist also um 12,6 Proz. zurückgegangen, während die Förderung in gleicher Zeit um 50 Proz, gestiegen ist. Einen weiteren Beweis für die zunehmende Konzentration liefert die Ausdehnung der Aktienform der Gesellschaften. In der Zeit von 1901 bis 1908 stieg die Zahl der Aktiengesellschaften von 61 auf 69. Diese Gesellschaften vereinigen den weitaus größten Teil der Ge» samtförderung. Von der Gesamtförderuna des Rheinischen Braun- kohlensyndikatS in der Höhe von 4,22 Millionen Tonnen entfalle» au) die Roddergrube 0,63 und aus die Rheinische Aktiengesellschaft für Braunkohlen 0,95 Millionen. Diese beiden Gesellschafte» sind außerdem mit anderen Gesellschaften verbunden, so daß sie insgesamt 65,83 Prozent der Kartellförderung liefern. Die gesamte Entwickelung deS Braunkohlenbergbaues führt zur Bildung eines Trusts, in dem die Herrschast einigen Groß- Unternehmungen gehören wird. DaS erwähnte Kartell im Rheinlande hat schon die ersten Schritte in dieser Beziehung gemacht, indem es keinen Gewinn verteilt und dazu noch eine Abgabe von 1 M. für jede verkaufte Tonne Briketts erhebt, um Felder zu erwerben. Das Vermögen des Kartells beträgt über 9 Millionen Mark und stellt aus eigenem Besitz über 45 000 Tonnen Briketts her. So schafft der Kapitalismus in seinem ExpansionSdrangk die ProduktionSformen für eine sozialistische Gesellschaft. AuS der Elekttizitätsindustrie. Die deutschen ElekrizitätSgesellschaften haben ein gute? Jahr w sich und gehe» nach den vorhandenen Anzeichen noch besseren Zeiten entgegen. Die Generalversammlungen, sofern sie in den letzten Monaten abgehalten wurden, beschließen fast durchweg, die Dividende gegen das Vorjahr zu steigern, und beurteilen die Lage für das kommende Jahr als durchaus günstig. So hat die SiemenS-A.-G-, Berlin , im Geschäftsjahre 1909/10 einen er- höhten Ueberschuß erzielt und die Dividende von 6 auf 6'/, Proz. erhöht. In der Generalversammlung von A.- G. Siemens u. HalSke , Berlin , wurde die Dividende von 12 Proz. ge- nehmigt und die Aussichten des laufenden Jahres als sehr gut bezeichnet. ElektrizitätS-A.-G, vorm. Schuckert u. Co., Nürnberg ,(Generalvcrs. 7. 1. 1911) zahlte für das abgelaufene Geschäftsjahr 7 Proz. Dividende und hat eine Steigerung des Aktien- kapitals um 10 Millionen Mark(auf.60 Millionen Mark) beschlossen. Aus dem jüngsten Bericht derElektr . Licht- und Kraft» anlagen, A.-Ä., B e r l i n", die ihren Aktionären 7 Proz. Dividende zahlt, klingt dieselbe optimistische Note heraus, und was die größte Elektrizitäts-Gesellschaft Deutschlands , dieA. E.- G", anbetrifft, so bat im laufenden Jahre ihr Aktienkapital, dank der Erhöhung von 30 Millionen Mark, die enorme Höhe von 130 Millionen Mark er- reicht. Der Absatzmarkt für die Elckiroindustrie wächst wie nach innen so nach außen. Vo» den unzähligen Kommunal unter- nehmen, die in der allernächste» Zeit zur Verwirklichung gelangen sollen, seien hier erwähnt: Berliner Untergrundbahn Potsdamer Bahnhof Stettiner Bahnhof(Sieniens u. HalSke), Schnellbahn Ge­sundbrunnen Rixdorf<A. E.-G.), Königsberger Stadtbahnen(Tochter- gesellschaft der A. E.-E.), Kleinbahn in Kreis Solingen, Lichtanlagen im Kreis Mainz(Schuckert) usw. Auch an den Anlage» in, AuS« l a n d wird unsere elektrische Industrie im steigenden Maße be» teiligt. Die Siemens- Schuckert-Werke , Berlin , liefern elektrische Güterzuglokomotiven für die lappländische Eisenbahn; die AuS- sührung des neuen Tclephonamtes in Bukarest , die Erbauung einer elektrischen Straßenbahn im russisch-polnischen Jndustriebezirk be- findet sich in Händen von SiemenS-Halske A.-G. Auch die Warenausfuhr zeigt die stelgende Tendenz. Sie betrug: 1910 Jan. Nov. 1909 Jan. Nov. 1903 Jan. Nov. Warenmenge in Dopp.-Z. 303 691 701 298 727 843 Warenpreis in Mill. M. 192,89 100,61 Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß die Lage auf dem Kupfermarkt für die elektrotechnische Industrie besonder? günstig ist. Die Bilanz der Kupferprodnkiivn im Jahre 1910 endete mit 133 275 Tonnen Ueberschuß. und dieser Vorrat wird vorderhand den preissteigernden Tendenzen der Küpfersyndikate einen Riegel vorschieben. Die Preisbewegung des Kupfers dürste im laufenden Jahre in derselben Weise wie in den letzten vier Jahren vor sich gehen(in diesem Zeitraum ist der Preis beinahe um 35 Prozent gefallen) und das wird auf die Kabelfabrikation belebend wirken. Alles in allem: die Ernte für die elektrische Industrie verspricht im laufenden Jahre besonders günstig zu werden, und Sache der Arbeiterschaft ist eS, dafür zu sorgen, daß sie nickt nur in hohen Dividenden, sondern auch in höheren Löhneti zum Ausdruck kommt. Hapag -Dividende. Die Hamburg-Amerika-Linie schüttet für das letzte Geschäftsjahr 8 Proz. Dividende auS gegen 6 Proz. im Vor- jähre. Der Bettiebsgewinn erhöhte sich von rund 83 auf rund 40 Millionen Mark. DiSkontermSßignng in London . Während vor acht Tagen all- gemein erwartet worden war, daß die Leitung der Bank von Eng- land mit der ojfiziellen Zinsrate heruntergehen werde, hat die am Donnerstag tatsächlich erfolgte Diskonterniäßigung einigermaßen überrascht, da in der Zwischenzeit sich die Situation der Bank os England keinesfalls bedeutend günstiger gestaltet hat. Der Diskontsatz betrug in London bisher i'/a Proz. und ist um V, Proz. ermäßigt worden.