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©ewerhrcbaftlicbee. Vie polnifcken Bergarbeiter gegen die ße- fcbimpfung durch die Chrirtlicben. Die polnische Berufsvereinigung der Bergarbeiter der- öffentlicht in den Polnischen Zeitungen des Ruhrgebiets eine Erklärung, in der sie gegen die öffentliche Beschimpfung der polnischen Bergarbeiter durch den Christenführer Hüskens protestiert. Hüskens hatte nach seinem eigenen Ein- geständnis gesagt: .Ja, das wäre noch schöner, wenn wir UNS von Elementen aus dem Osten, welche mit einem großen Donnerkiel(Slirnlocke) am Kopfe hier herumlaufen und die vor fünf bis sechs Jahren noch dem Gutsherrn die Hand küßten, die sie schlug, in der Lohn» frage hineinreden ließen." In dem Protest der polnischen Bergarbeiterorganisatton gegen diesen Schimpf heißt es: Gegen die Brüskierung der polnischen Bergarbeiter legen wir energischen Protest ein. Die polnischen Bergarbeiter arbeiten im hiesigen Jndustriebezirk nicht erst seit etlichen Jahren, sondern schon seit 40 Jahren und haben in der Zeit ihre Kräfte den Arbeitgebern geopfert. Während vieler Jahre haben die polnischen Bergarbeiter genieinsam mit ihren deutschen Kameraden an der Aufbesserung ihrer Lage und an einer Reform der berggcsetzlichen Bestimmungen gearbeitet. Die polnischen Bergarbeiter nehmen als preußische Staatsbürger dieselben Rechte in Anspruch, die den Bergarbeitern deutscher Zunge zustehen. Wenn HerrHüskens ihnen das Recht ab st reitet, in Lohnangelegenheiten ihre Meinung zu sagen, so unterstützt er damit die Interessen derKapi- ta listen. Wir richten an den Hauptvorstand deS christlichen Gewerkvereins die Anfrage, ob er Herrn HüskenS beauftragt hat, in dieser Weise die Polen zu brüskieren, und ob er sich mit den Auslassungen deS Herrn Hüskens solidarisch erklärt." In derselben Rede hatte Hüskens ja versichert, daß sie(der christliche Gelverkverein und das Zentrum) gern helfen würden, in der Reichstagsstichwahl den nationalliberalen Kandidaten gegen H u e herauszuhauen, wenn diese nur einen einigermaßen genehmen Kandidaten aufstellten. Demgegen- über betonten die beiden maßgebenden Zentrumsblätter im Wahlkreise Bochum unter scharfer Desavouierung ihrer ge- schwätzigen Parteigenossen, daß das Zentrum gar nicht daran denke, die Hoffnung, selbst in die Stichwahl zu kommen, auf- zugeben. Diese Hoffnung ist nun aber durch die Beschimpfung der Polen durch Hüskens als vollends gescheitert zu betrachten. Denn ohne die Polen ist das Zentrum ini Wahlkreise Bochum von vornherein fertig. Berlin und Ilmgegend. Unstimmigkeiten im Malerbernf. Der Verband der Maler, Lackierer, Anstreicher usw. hatte zum Donnerstagabend vier Versammlungen einberufen, die sich mit dem Stand der Verhandlungen über zwei wichtige Bestimmungen des Reichstarifs für das Malergewerbe zu beschäftigen hatten. Die Tagesordnung in allen Versammlungen lautete:Was wird aus der L e i st u n g s k l a u s e l und dem paritätischen Ar- beitsnachweis?" Der Reichstarif(§ 2 Absatz 10) verlangt die Aufstellung einerLeistungsnorm", und die Unternehmer legten zuerst sehr großes Gewicht auf diese Bestimmung. Jetzt sind im ersten Bezirk in 45 Städten Verträge auf Grund des Reichstarifs abgeschlossen worden, aber nur 18 enthalten die Leistungsklausel, die oftmals erst nach langwierigen Beratungen eingefügt werden konnte. In Berlin war man bereits zu einer Verständigung ge» langt und besaß die volle Zustimmung der Vertreter der Unter- nehmer in der Kommission, die dafür eingesetzt war. Die Organi- sation der Unternehmer wies aber die vereinbarten Sätze zurück und stellte für«ine Leistungsnorm Forderungen auf, die weit ab- wichen von allem, was in der Kommisston vereinbart war. Auf das Verlangen der Arbeiter, eine Prüfung der neuen Forderungen dadurch zu ermöglichen, daß die Unternehmer ihre Unterlagen für die aufgestellten Berechnungen herausrücken, ging man nicht ein. Die Verhandlungen führten zu keinem Resultat. Für die Ar- beiter war die Leistungsnorm wichtig geworden, weil sie glaubten, dadurch der Akkordarbeit und der Pfuscharbeit begegnen zu können. Für Privatarbeit soll die Leistungsnorm nicht gelten, sondern nur für Bauten und Umbauten. Die zweite bestehende Differenz, über die viel verhandelt wurde, betrifft den paritätischen Arbeits- Nachweis, von dem es im Reichstarif(Z 11) heißt, daß zur Durch- führung der vereinbarten Bedingungen eine solche Einrichtung an allen Orten, wo die Verhältnisse es gestatten, anzustreben sei. Die Arbeiter wünschten, daß der paritätische Nachweis zugleich obliga- torisch für beide Vertragsteile gemacht werde, wie es auch im Neichstarif bestimmt wird. Zuerst waren die Unternehmer damit einverstanden; sie glaubten, ebenso wie bei der Leistungsnorm, einen Vorteil für sich darin zu erblicken. Dann aber, als sie fürchteten, die Gehilfenschaft könnte Vorteile daraus ziehen, wollten sie nichts mehr davon wissen. Der Einfluß der Scharfmacher in den Arbeit- geberverbänden machte sich bei den Malermeistern geltend, und das Kuratorium für den Arbeitsnachweis zeigt sogar Anträgen auf Erleichterung in der Benutzung des Nachweises für die Ver- bandsmitglieder nicht das gewünschte Entgegenkommen. Diese Lage der Dinge wurde den Mitgliedern in allen Ver- sammlungen geschildert und zur Diskussion gestellt. Die Ver- sammlungen waren sehr gut besucht und überall wurde die folgende Resolution angenommen, die lautet: Die zahlreich versammelten Maler und Anstreicher Groß- Berlins protestieren ganz energisch gegen das Angebot der Unter- nehmer in bezug auf die Leistungsnorm. Die Versammelten sehen in dem Angebot nicht den ernsten Willen, eine auf gesunder Basis ausgebaute Leistungsnorm schaffen zu wollen, sondern sie sehen darin nur eine Maßnahme, um die Schaffung einer Leistungsnorm zu hintertreiben. Ferner sind die Versammelten der Ansicht, daß es nicht möglich ist, die in einigen Betrieben bestehender, niedrigen Akkordpreise als Grundlage zur Schaffung einer Leistungsnorm zu benutzen. Auf dieser Grundlag« wird eS niemals möglich sein, eine beiden Teilen gerecht werdende Norm herzustellen. Die Versammelten stehen nach wie vor auf dem Standpunkt, daß auch diese Sätze des Reichstarifs zur Durch- führung gelangen müssen. Ferner sehen die. Versammelten in der Schaffung eines obligatorischen, auf paritätischer Grundlage aufgebauten Arbeits- Nachweises eine Notwendigkeit zur Durchführung des Neichstarifs, und sie sehen in dem Nachweis eine Institution, die zum sozialen Frieden im Malerberufe viel beitragen kann. Bis zur Um- Wandlung des bisherigen Arbeitsnachweises in einen obligato- rischen fordern die Versammelten auf das nachdrücklichste für alle Verbandsmitglieder mindestens die Ablösung der Einschreibe- gebühr durch die Verbandskasse. Weiter erachten es die Ver- sammelten als eine Notwendigkeit, daß die Benutzung des Ar- beitsnachweises von feiten der organisierten Kollegen mehr als bisher erfolgt." Deutfdieo Reich. Vertrauliches auS einer christlichen GewerkvereinS- leitnng. Die ZentrumSgewerkvereinSführer werden vom Unglück verfolgt. Sie, die überall herumlchnüffeln, umsozialdemokratische Korruption" gtt entdecken und dabei nicht vor der Benutzung gefälschter Briefe zurückschrecken, stehen wieder mal demaskiert vor der Mitwelt. Genosse Thielhorn. Redakteur unseres Duisburger Partei- NatteS, war von dem Vorstand de» Gewerkvereins chriftlrcher Berg- verantw. Redakt.: Richard Barth . Berlin . Inseratenteil verantw.: lenke, vertreten durch die Herren ster, Effert, Behrens und Genossen wegen Beleidigung verklagt. Thielhorn hatte die plötzliche Entlassung des christlichen Gewerkvereinssekretärs Tabeck als skandalös kritisiert und sollte dafür bitter büßen. Es kam aber anders. Durch eidliche Vernehmung des christlichen Gewerkvereins- sekretärs und ultramontanen Agitators Steeger- Obcrhausen stellte sich heraus, daß dieser in einer Wirtschaft mit seinem Kollegen Tabeck Streit bekam und diesen wenig kollegial titulierte. Wer zu schimpfen angefangen hat, ob S t e e g e r oder Tabeck, blieb un- geklärt. Tabeck behauptete, sein Kollege habe ihn Flegel, Lümmel, hirnverbrannter Mensch, Nörgler, Lügner usw. genannt. Diese Beleidi- gungen nötigten Tabeck, den S l e e g e r gerichtlich zu verklagen. Da trat der Gewerkvereinsvorstand in Aktion und hat nach der eidlichen Aussage des beleidigten Tabeck diesen zunächst zur Zurücknahme der Klage veranlaßt und dann den Tabeck auf die Straße ge- setzt. Der Beleidiger S t e e g e r aber konnte bleiben. Das ist ver- ständlich, wenn man weiß, daß Tabeck nicht für die Uttramontanen agitiert, wogegen S t e e g e r einer der bekanntesten Zentrums- agitatoren im Oberhausener Bezirk ist und so wüst wie nur einer die Sozialdemokraten nach M.-Gladbacher Rezepten beschimpft. Tabeck bekundete unter Eid, er habe sich im Dienste des Ge- wcrkvereins krank gearbeitet, sei in diel schwierigsten Bezirke ge« setzt worden und habe sich als Mann, der6 Jahre des Königs Rock gelragen", nicht von S t e e g e r als Flegel usw. beschimpfen lassen wollen. Der aber sei vom Gewerkvereinsvorstand beschützt worden. Tabeck wurde gemaßregelt, ohne daß ihm anständigerweise die Pflichtbeiträge zur Gewerkvereinsbcamten-Pensionskasse zurückgezahlt wurden. Von den Werksbesttzern, erklärte Tabeck, verlange man die Rückzahlung der vollen Pensionskassenbelträge im Falle einer Maßregelung, ihm sei nur der vierte Teil seiner Bei- träge zurückgezahlt worden. Außerdem sei er als kranker Mann entlassen nach mehrjähriger treuer Dienstzeit, nur weil er sich mit S t e e g e r, der am gröbsten beleidigte. gestritten habe. Den Haß des Gewerkvereinsvorstandes will sich Tabeck zugezogen haben, weil er 1905 die vom Zentrum an- genommene Berggesetzvorlage scharf kritisierte. Damals sagte der Gewerkvereinsvorsitzende und ZenlrumSagitator Köster zu ihm: Das werde ich Dir mein Lebtag nicht vergessen." Dann sei er mehrere Male mit dem Vorstand wegen der Anstellung evangelischer Gewerkverein sbeamter zusammen- geraten! Der Vor st and habe die Anstellung Evangelischer abgelehnt!(Tatsächlich sind die wichtigsten Beanitenstellen desinterkonfessionellen" GewerkvereinS fast aus- schließlich init Zentrumskatholiken besetzt.) Um Tabeck moralisch zu vernichten, legte Steeg er plötzlich dem Gericht einen Brief vor, den Tabeck zwecks Denunziation eines Kollegen an die Berufsgenossenschaft geschrieben haben sollte I Tabeck rief erregtPfui! dazwischen und verlangte, eidlich über den Brief vernommen zu werden. Unter Eid bekundete nun Tabeck, daß der Brief eine Fälschung sei, er habe niemals einen sochen Brief geschrieben!!!(Hier haben wir schon wieder eine Brief- geschichte der Gewerkvereinsführer. Festgestellt ist schon gerichtlich. daß ein angeblich von einem Stoppenberger Sozialdemokraten, anläß- lich der Knappschaftswahl geschrieben, imBergknappen" veröffentlichter Brief eine Fälschung ist. Ferner ist derHeinrichs-Brief" nach- weislich eine Fälschung. Nun legt ein Gewerkvereinsvertreter sogar gegen einen entlassenen Kollegen einen Denunziantenbrief vor. den der Angeschuldigte eidlich als eine Fälschung bezeichnet!) Das Gericht schien der Sache auch nicht zu trauen, denn es ver- urteilte T b i e l h o r n nur zu 30 Dl. Geldstrafe. In dem Prozeß des Genossen Aufderstraße- Bochum gegen den Bergknappen- redakteur und Zentrumsagitator I m b u s ch von dem wir schon kurz berichteten kam es ebenfalls zu einer charakteristtschen Enthüllung. Vor zwei Jahren wurde ein namenloses Zirkular voll schmutziger periönlicher Angriffe gegen den Genossen P okorny verbreitet. Die Gewerkvereinsleiiung wies mit großer Entrüstung die Behauptung, das Schmutzding komme aus der GewerkvereinS- zentrale, zurück. In dem HcinrichSbriefprozeß beantragte Genosse Aufderstraße die Ladung des Tabeck, der bereit sei, nach- zuweisen, daß das S ch m u tz z i r k u l a r auf der Ge- Werkvereinszentrale hergestellt oder mindestens vervielfältigt wurde. Das lasse dann den Schluß zu, daß auch der Fälscher des Heinrichsbriefes auf der Gcwerkvereinszentrale bekannt sei. Der Prozeß wurde wegen Bestagung eines Schreib« sachverständigen vertagt. Die Fortsetzung der Gerichtsverhandlung wird hoffentlich volles Licht über den Sitz der Fabrik für Brief- fälschungen und anonyme Schmutzflugblättcr verbreiten. Achtung, Metallarbeiter! Bei der Firma C. Jähne u. Sohn G. m. b. H. in Landsberg an der Warthe haben die Former und Gießereiarbeiter die Arbeit niedergelegt. Zuzug von Formern, Kernmachern usw. nach Landsberg a. d. Warthe ist streng fernzuhalten._ Tarifverhandlung en im Baugewerbe zu Kiel . In den Kreisen der Bauunternehmer scheint plötzlich die Stimmung umgeschlagen zu sein. Noch kürzlich hat der Vorsitzende deS Unternehmerverbandes SchleSwig-Holstein bei Verhandlungen den Arbeitervertretern angedroht, die Unternehmer würden sich zu neuem Kampfe rüsten. Jetzt erhielten die Vertreter der Arbeiter von dem genannten Unternehmerverband die Mitteilung, die Unter- nehmer würden alle Forderungen der Arbeiter, über die noch Differenzen bestehen, anerkennen; der Vertrag könne nunmehr unter- zeichnet werden. Woher dieser neue Wind weht, ist nicht recht klar, wahrscheinlich aber haben die Unternehmer in Kiel die Scharf- macherei des Führers des Untemehmerverbandes allmählich satt bekommen. Nach zweitägigem Streit in der Malzfabrik von E ck a r d in S a a l f e l d bequemte sich der Betriebsinhaber zum Abschluß eines Tarifs mit dem Brauerei« und Mühlenarbeitcrverbande. Vor dem Streik halte der Besitzer dem Bezirksleiter schriftlich mitgeteilt, daß er wegen Lohnerhöhung mit seinen Leuten persönlich verhandeln werde; er würde sich auch zu einer Aussprache über diesen Punkt mit dem Bezirksleiter nie emlassen und sei ein Besuch vollständig zwecklos, den er besser unterlasse. Erreicht wurde eine Stunde Arbeitzeitverkürzung täglich, Lohnerhöhung von 12 M. pro Woche und in den nächsten zwei Jahren je eine weitere Mark und sonst noch wesentliche Verbesserungen. Borher war im Wege der Unter» Handlung mit der Malzfabrik Müller in St. Graba bei Saalfeld ein Tarifvertrag mit den gleichen Verbesserungen abgeschlossen worden._ Ueber die Beilegung des SSwöchigen Streiks in der Feilenindustrie in Remscheid » über die derVorwärts" in seiner Sonntagnummer berichtete, wird von der Remscheider Stadtverwaltung eine im Einvernehmen mit der Geschäftsführung des Arbeitgebcrverbandes und der Streik- lcitung aufgestellte Mitteilung veröffentlicht, in der es u. a. heißt: Die Einigungsverhandlungen wurden im Dezember vorigen Jahres auf Veranlassung und unter dem Vorsitze des Bürgermeisters Dr. Jarrcs zwischen je fünf Vertretern der Arbeit- geber und fünf Vertrauensmännern der streikenden Arbeiter ein- geleitet. Der ursprünglich von der Arbeiterseite eingereichte, aber von den Arbeitgebern als unannehmbar bezeichnete Lohntarif wurde zurückgezogen. Die Arbeitgeber legten ihre Vorschläge zur Bei- legung des Streiks im Protokolle vom 23. Dezember endgültig nieder. Diese Vorschläge wurden in einer Versammlung der streikenden Arbeiter am 27. Dezember zunächst mit großer Mehr- heit abgelehnt. Auf Veranlassung der Stadtverwaltung Remscheid wurden die Einigungsverhandlungen Mitte Januar wieder auf- genommen. Bei diesen Verhandlungen blieben die Arbeitgeber auf ihren früheren Vorschlägen bestehen. Diese Vorschläge gingen im wesentlichen dahin: Nach Beendigung des Streiks sollen keinerlei Maßregelungen eintreten. Andererseits wird von Arbeit- Th. GUcke» Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Berlagsanftakt nehmerseite zugesagt, daß über einzelne Betriebe keinerlei Sperren verhängt werden oder bestehen bleiben sollen. Bis zum 4. Februar 1911 soll die Wiedereinstellung, die nach Bedarf stattfindet, bei den alten Arbeitsstellen ohne Vermittelung des Arbeitsnachweises er- folgen. Sollten sich nach der Wiederaufnahme der Arbeit zu den geltenden Lohnbcdingungen hier und da Lohnverhältnisse ergeben, mit welchen die betreffenden Arbeiter nicht zufrieden sein zu können glauben, so sollen sie an den Arbeitgeber zunächst selbst herantreten. Falls hierbei eine Verständigung nicht erreicht wird, so sollen die Arbeiter das Recht haben, einen Prüfungsaus- schuß des Arbeitgeberverbandes anzurufen, unter gleichzeitiger Mitteilung dieser Anrufung an den Unternehmer. Dieser Ausschuß soll aus drei von dem Arbeitgeberverband ge- wählten Feilenfabrikanten bestehen. Der Arbeitgeberverband wird sich dafür verbürgen, daß die Beschwerden der Arbeiter sachlich und gerecht geprüft werden. Etwaige derartige Beschwerden können nur bis zum 4. Februar d. I. bei dem Prüfungsausschuß angebracht werden, von dem sie innerhalb 14 Tagen zu erledigen sind. Im Falle der Annahme der vorstehenden Vergleichsbedingungen er- klärten sich die erschienenen Arbeitgeber bereit, dafür einzutreten. daß die bei dem dortigen Arbeitgebernachweise bestehende Beschwerdekommission nach Hagener Muster(Ernennung eines un. parteiischen Vorsitzenden durch den Regierungspräsidenten) besetzt werde. Sie glaubten einen Erfolg dieser Bemühungen in sichere Aussicht stellen zu können. Die streikenden Arbeiter haben über diese Vorschläge in zwei Versammlungen beraten, darüber abge- stimmt und, wie bereits kurz mitgeteilt, sie mit erheblicher Mehr- heit angenommen. Achtung, Schuhmacher! In der Schuhfabrik Grewe u. Sauer in Würzen haben die Arbeiter und Arbeiterinnen wegen Lohn- differenzen die Arbeit niedergelegt. Verhandlungen lehnte die Firma ab. Sollte während der Dauer der Kündigungsfrist eine Einigung nicht erzielt werden können, wird die Aussperrung am 4. Februar perfekt werden. Arbeitsangebote von dieser Firma sind einstweilen abzulehnen. Versammlungen. Zcntralverband der Glasarbeiter und-Arbeiterinnen. Die Zahlstelle Berlin hielt am Donnerstag ihre Quartalsversammlung ab. Den Vorstandsbericht erstattete Schröder für das letzte Halbjahr, da er erst so lange der Zahlstelle vorsteht. Eine Lohn- bewegung bei der Firma A. E.-G. verlief ungünstig, besonders durch den Zuzug von auswärtigen Streikbrechern. Bei Röder und Meier brach ebenfalls eine Differenz aus infolge der Maß- regelung eines Kollegen, die jedoch bald beigelegt wurde. Bei Krüger u. Friedeberg traten die Glasbläser in Streik, in- dem die Inhaber sich des bestehenden Vertrages nur dann er- inncrten, wenn die Bestimmungen für sie günstig waren. Der Streik verlief ohne Erfolg. Auch eine Tarifbewegung hat stattgefunden, indem der bis dahin gültige Tarif gekündigt und ein neuer mit verschiedenen Verbesserungen eingereicht wurde. Nach längeren Verhandlungen wurde ein Tarif auf 3 Jahre erzielt, der eine sofortige Lohn­erhöhung von drei Pfennigen die Stunde bestimmte, während eine gleiche im dritten Vertragsjahre einzutreten hat. Ferner kam es zu einer Gesamtentlassung der Kollegen bei der Eirma Kosmos. Durch das unsolidarische Verhalten einiger ollegen, die vorzeitig die Sperre brachen, war der Ausgang des Kampfes kein glücklicher; immerhin wurde ein Teil der Entlassenen wieder eingestellt. Bei mehreren anderen Firmen, wo auch Diffe- renzen ausgebrochen waren, hatte der Verband gute Erfolge zu verzeichnen. Durch Firmenberschmelzungen, Konkurse und technische Ver. änderungen wurden eine Anzahl Mitglieder arbeitslos. Die Ab- rechnung ergab folgendes Bild. Die Einnahme im 3. Quartal betrug, einschließlich des Barbestandes vom 2. Quartal, 8500,05 M., die Ausgabe 5982,73 M.; verbleibt Barbestand 523,32 M. Die Ein- nähme im 4. Quartal betrug, einschließlich des Barbestandes vom 3. Quartal, 5299,82 M., der eine Ausgabe von 4858,14 M. gegen. übersteht. Verbleibt ein Barbestand von 441,88 M. In den Vor- stand wurden gewählt: Schröder. Schleifer, 1. Vorsitzender, Bachmann, Glasbläser, 2., Reis, Schleifer, 1. Kassierer, Rose. Bläser, 2., Zippel, Sck, leiser, 1. Schriftsührer. Schmidtmeier, Bläser, 2. Als Revisoren wurden gewählt: Zwicker, Schleifer, Schneider, Schleiser, Zimmermann. Bläser._ letzte Nachrichten. Die Interpellationen über den allgemeinen Arbeiterverband. Paris , 27. Januar. (W. T. B.) Die Deputierten- k a m m e r nahm die Beratung über die Interpellationen be- treffend den allgemeinen Arbeiterverband wieder auf. Berry forderte von der Regierung eine energische Unterdrückung des Ber- bandcs, I c i l e l l a(Progressist) legte eine Tagesordnung vor, die die Regierung auffordert, den allgemeinen Arbeiterverband durch Gerichtsbeschluß auflösen zu lassen. Colin meinte, man dürfe den Verband wegen einiger Ausschreitungen seiner Mitglieder nicht auflösen. Darauf wiederholte B r i a n d seine Darlegungen. die er schon in der Sitzung am 20. Januar gemacht hatte. Der De- putierte Roche schlug die einfache Tagesordnung vor. die Briand jedoch ablehnte, indem er die Vertrauensfrage stellte. Die einfache Tagesordnung wurde mit 424 gegen III Stimmen abgelehnt. Darauf wurde eine Tagesordnung Grosdidier. die die Erklärung der Regierung billigt und ihr das Vertrauen ausspricht, daß sie eine Ent- Wickelung der Syndikatsfreiheiten gewährleisten und die Berufs- Vereinigungen innerhalb des ihnen gesetzlich zugestandenen fStt bietes halten würde, mit 298 gegen 73 Stimmen angenommen, Ungetreuer Postbeamter. Leipzig . 27. Januar. (W. T. B.) Der Postasststent Karl Loeffler von hier, der am 27. Mai auf dem Postamt 2 in Leipzig -Gohlis neun Wertbriefe, die von der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt aufgegeben waren, unterschlagen hat, ist heute vom hiesigen Schwurgericht zu zweieinhalb Jahren Gefängnis und fünf« jährigem Ehrverlust verurteilt worden. Einfuhr französischen Schlachtviehs. Bamberg , 27. Januar. (B. H. ) Das Ministerium des Innern aenehmigte die direkte Einfuhr französischen Schlacht. vichs in Bamberg und zwar dürfen vorerst wöchentlich 25 Stück Ochsen eingeführt werden._ Bon Strandränbern geplündert. Paris , 27. Januar. (W. T. B.) Aus Brest wird gemeldet: Der englische DampferArden", der mit einer Erzladung nach Rotter- dam ging und am 18. Januar bei Plogoff strandete, wurde von den Küstenbewohnern vollständig geplündert. ES wurde eine Unter- snchung eingeleitet, um die Strandräuber ausfindig zu machen. Die Unruhen in Südamerika . Guayaquil , 27. Januar. (W. T. B.) 20V peruanische Soldaten haben den Grenzort EHaeraS in Equador ange­griffen. Drei Equadorianer wurden getötet, acht verwundet. ktul Sin gerät(So..Berlin SW, Hierzu 3 Beilagen».Unterhaltungsbl.