Mimler Z ge�eHen?»- Nngckl.: Nelü, a?er sesüW habe ich sie im Nacken. Es war niemand sonst da. Als ich den aweiten Stotz erhielt, lag ich noch an der Ecke deS Podiums.— Vors.: Auch beim zweiten Stoh haben Sie Munter nicht gesehen oder seinen Arm?— Angekl.: Nein, nur gefühlt. Ich sprang dann schnell aus und lief hinaus. Draußen kam mir viel Polizei entgegen.— Bors.: Sahen Sie, daß beim zweiten Stoß viele Leute herumstanden, die es mit ansahen.— Angekl.: Als ich aufsprang, waren schon viele Leute aufgestanden, die neugierig waren, was da passiert sei.— Bors.: Die allgemeine Aufforderung, hinauszugehen, haben Sie nicht ge- hört?— Angekl.: Nein, nur nachher erfuhr ich. daß der Kommissar später gesagt habe, alle Sozialdemokraten sollen hinausgehen.— Bors.: Sie sagen, daß außer Ihnen am 5knssentisch nur Munter war?— Angekl.: Jawohl.— Bors.: Wo war denn Polizeikommissar Brockmeyer?— Angekl.: Als ich mich zum zweiten Male aufkrab- belte, sah ich, wie er zur Tür hereinkam.— Vors.: Also Sie meinen, daß kein anderer als Munter Ihnen den Stoß gegeben haben kann? — Angekl.: Nein, kein anderer.— Bors.: Halten Sie es für aus- geschlossen, daß der Stoß nicht direkt erfolgt ist. sondern, wie Münter es in der ersten Verhandlung als möglich erklärte, durch die allgemeine Berührung seines Leibes entstanden sein könnte?-- Angekl.: Rein, das ist ausgeschlossen.— Bors.: Sie haben sich dann mit Ihren Freunden getroffen und über die Borgänge sich aus- gesprochen.— Angekl.: Ich wollte gegen den Gendarm eine Anzeige erstatten.— Vors.: Sie glaubten, daß eine unberechtigte Ueber- schreitung der Amtsgewalt vorliege?— Angekl.: Ja, das wollte ich mir nicht gefallen lassen.— Vors.: Sie waren sich also nicht bewußt, sich deS Hausfriedensbruchs schuldig gemacht zu haben?— Angekl.: Nein, mir war es neu, daß mir mein Groschen nicht ausgehändigt werden sollte. Ich hatte nicht die Absicht, zu stören und wäre von selbst gleich gegangen. Soviel war mir an meinem Groschen nicht gelegen. Ich hatte schon in vielen Versammlungen früher gesprochen und man wird mir wohl soviel Anstandsgefühl zutrauen.— Vors.: Sie machten dann auch Mitteilung an die Presse? — Angekl.: Ja. der Redaktion der„Berg- und Hüttenarbeiter� Zeitung" habe ich erzählt, wie eS in der Versammlung zugegangen ist. Es ist dann ein Bericht erschienen, damals war mir noch alles in frischer Erinnerung.-- Bors.: Haben Sie denn nun Schritte getan, um Münter zur Verantwortung zu ziehen?-- Angekl. Daraufhin wurde ich ja schon in Dortmund vernommen, weil die Gendarmerie sich durch den Artikel beleidigt fühlte. Vors.: Das war aber doch wohl erst vier Wochen später.— Angekl.: Borher hatte schon Meyer einen Anwaltzeugen für den Vorgang benannt zum Zweck der Beschwerde über Münter beim Brigadier. Vors.: Bei der ersten Strafkammerverhandlung waren nur Sie. Meyer und Gräf als Zeugen, seitens der Anklage Münter und Brockmeyer. Es ergaben sich Widersprüche, und es wurde die Verhandlung ver- tagt. Zur zweiten Verhandlung waren viele Zeugen da. Inzwischen hatten Sie sich ja wohl nach Zeugen umgesehen, in Ihrer Zeitung war aufgefordert worden, daß sich Augenzeugen melden sollten. Sie wußten za auch, was Ihnen drohte. Der Staatsanwalt hatte schon in der ersten Verhandlung den Antra» gestellt, Sie wegen Verdachts falscher Aussage zu verhaften.— Angekl. Schröder: Jawohl.— Vors.: Am Schluß der zweiten Verhandlung... Angekl. Schröder (einfallend): Sind wir alle verhaftet worden.— Vors.: Münter legte Ihne» die Hand auf die Schulter und sagte: Sie sind mein Arrestant. Sie haben das als neue Gehässigkeit aufgefaßt und in dem Hand- auflegen auch eine Ueberschreitung der Amtsgewalt erblickt. Sie wußten aber nicht, daß es die vorgeschriebene Form der Verhaftung ist und daß Münter vom Staatsanwalt damit beaustragt worden war.— Bert. Rcchtsanw. Dr. Niemeher: Den Herren Geschworenen bitte ich zu bemerken, daß dies aber nichts mit der Sache selbst zu tun hat.— Angekl. Schröder: Ich hatte mich darüber gewundert. daß gerade Münter die Verhaftung vornahm.— Vors.: Dann kam es zur Hauptverhandlung. Sie haben schon damals zugegeben, daß Ihre Aussage richtig protokolliert worden war. wir kommen nachher zu deren Beriesung. Eins möchte ich Ihnen nur noch als Wider» spruch Ihrer Aussage vorhalten: Sie hatten seinerzeit gesagt, daß Sie den uniformierten Arm Mllnters gesehen hätten.— Angekl.: Dann habe ich es damals noch in Erinnerung gehabt, jetzt weiß ich es nicht mehr.— Erster Stnatsanw. Eger: Ich bitte, den Angeklagten zu fragen, in welchem Umfange er an jenem Tage geistige Getränke zu sich genommen hat.— Angekl.: Ich war den ganzen Tag unter- wegS. da trinkt man wohl einige Glas Bier. ES ist aber nicht wahr» daß ich angetrunken war. Ich neige überhaupt nicht sehr zu geistigen Getränken. Vors.: Einige Zeugen wollen aber aus dem unsicheren Gang, mit dem Sie nach vorn sich begaben, und auch aus der Art, wie Sie vorher schon dagesessen hatten, geschlossen haben, daß Sie angetrunken waren.— Angekl.: Das ist nicht der Fall.— Bert. Dr. Niemeyer: Ich bitte, den Angeklagten zu fragen, ob er nicht überhaupt einen etwas wiegenden Gang hat.— Angekl.: Ich glaube wohl, daß ich beim Gehen etwas mit dem Körper wippe.— Vors.: Wir werden Sie das einmal bei späterer Gelegenheit vormachen lassen.— Es wird darauf zur Vernehmung des Angekl. Meyer ge- schritten, der seine Aussage mit stark stotternder Stimme macht. Er erklärt, daß er auf seinem Platz stand, um hinauszugehen. Schröder sei an die Kasse gegangen.— Vors.: Was haben Sie nun gesehen, oas mit Schröder vorging?— Angekl.: Daß er gestoßen wurde, und daß Schröder, der sehr gelenkig war, ausspringen wollte. Aber da bekam er nochmals einen Stoß.— Vors.: Und das haben Sie ge» sehen und beschworen?— Angekl.: Jawohl(heftig weinend): Das habe ich beeiden müssen, und die Heiligkeit des Eides hat mir drei- einhalb Jahre Zuchthaus eingebracht.— Der Angeklagte Meyer gibt dann weiter an, daß Schröder beim Hinausgehen noch ein paar Worte sagte, wie etwa:„Kerls, seid ruhig!" oder so etwas ähnliches. — Vors.: Konnten Sie denn das aus so weiter Entfernung hören? — Angekl. So weit war ich gar nicht weg.— Vors.: Haben Sie bei Münter Armbewegungen gesehen oder nur geschlossen, weil er allein bei Schröder stand, daß er diesen gestoßen hatte?--- Angekl.: Ich habe direkt gesehen, wie er gestoßen hat. Das zweitemal hat er mit der geballten Fanst gestoßen, das erstemal mit der Hand. Auf weiteres Befragen er- klärt der Angeklagte wiederum unter Weinen: Mein Gedächtnis hat unter der unschuldig erlittenen Zuchthausstrafe schwer gelitten. Ich habe alles verloren, Kind, Frau und Eltern.— Der Angeklagte Beckmann erklärt, er habe genau gehört, daß Schröder das Geld an der Kasse zurückverlangte. In demselben Augenblick habe er hintereinander zwei Stöße bekommen. Münter folgte dem Schröder dicht aus dem Fuße.— Vors.: Haben Sie gesehen, daß Münter dem Schröder, der hingefallen war. ge- Holsen hat?— Angekl.: Rein.— Bors.: Hat sich Münter bücken müssen, als er Schröder stieß?— Angekl.: Das habe ich nicht ge- sehen.— Vors.: Munter war ein großer Mann, 1.92 Meter groß.— Angekl.: Er war erheblich größer als ich. Der nächste Angekl. Thiel bekennt sich jetzt als Anhänger der Sozialdemokratie, erklärt aber. 189S sich überhaupt noch nicht poli- tisch betätigt zu haben. Er habe deutlich geseheu, daß Münter zweimal ausholte und den Schröder zweimal stieß. Vors.: Wie ist es gekommen, daß Sie damals als Zeuge vernommen wurden?— Angekl.: In der„Bergarbeiter-Zeitung" war ein Auf- ruf erschienen, es möchten sich Leute melden. Daraufhin habe ich mitgeteilt, daß ich die Stöße Münters genau gesehen habe.— Der letzte Angeklagte, Willing, der sich wegen seines schlechten Gedächt- nisses entschuldigt, gehört dem alten Verbände nicht mehr an.— Vors.: Sie brauchen es nicht zu sagen, wenn Sie� nicht wollen.— Wählen Sie sozialdemokratisch?— Angekl.: Ich wähle natürlich so» zialdemokratisch.— Vors.: Sie waren auch bei der Baukauer Ver- sammlung?— Angekl.: Ja. Ich sah, wie Münter an Schröder herantrat und ihn stieß. Schröder fiel zu Boden und bekam einen zweiten Stoß» als er sich aufrichten wollte.— Vors.: Na, Ihr Ge- hächtniS ist doch ganz gut.— Angekl.: Herr Vorsitzender, das ist ejn Ereignis, das einem durch Mark und Knoche« geht und seitdem ppr Auge« steht. I Nur die Einzelheiten Ceiß ich nicht mehr.— Vors.: 1895 haben Sie vor dem Untersuchungsrichter angegeben, in dem Prozeß Margrafs seien Sie so verwirrt gewesen, daß Sie gar nicht wußten, was Sie eigentlich ausgesagt hätten.— Angekl.: Ich weiß eS auch heute nicht. — Vors.: Ihre Aussage ist aber doch protokolliert worden, und Sie haben Sie unterschrieben.— Anzekl.: Das weiß ich auch nicht, ich war zu verwirrt.— Vors.: Sie haben in Ihrer Aussage anscheinend etwas dick aufgetragen. In der Verhandlung und vor dem Unter- suchungsrichter haben Sie übereinstimmend gesagt, Schröder sei drei bis vier Meter weggeflogen. Wenigstens steht es so in der „Dortmunder Zeitung".— Bert. Dr. Niemeyer: Der Bericht ist dick ausgetragen.— Vors.: Er hat dasselbe aber auch vor dem Unter- suchungsrichter gesagt.— Angekl.: Auch da war ich verwirrt, weil der Untersuchungsrichter mit Verhaftung drohte.— Bert. Dr. Nie- mcyer: Der Angeklagte hat mir erst vorgestern einen außerordenk lich drastischen Vorgang aus dem Prozeß Margrafs geschildert, der ihn verwirrt gemacht haben soll.— Llngekl.: Das weiß ich nicht mehr. — Vcrt.: Das ist charakteristisch für seine mangelhafte Auffassung. Er hat mir gesagt, der Staatsanwalt hätte ihn angefahren, gleich sam als ob er ihn habe pressen wollen, und hätte gesagt: Das ist ja alles nicht wahr.— Angekl.: So war es. Damit ist die Vernehmung der Angeklagten beendet, und es gelangt zur Verlesung der inkriminierte Artikel der„Bergarbeiter- Zeitung", wegen dessen im Interesse des Gendarmen Münter An- klage wegen Beleidigung gegen den Redakteur Margrafs erhoben worden war. Der Artikel ist überschrieben:„Die Väter des tot» geborenen Kindes an der Arbeit." Mit dem totgeborenen Kinde wird die christliche Bergarbeiterorganisation gemeint.— Vors.: Die Gegensätze waren wohl damals überhaupt etwas schärfer und die Tonart dementsprechend.— Angekl. Schröder: Na ja.— Vors.: Der erste große Bergarbeiterstreik wirkte noch nach und die Um- sturzvorlage stand bevor. Da wurde manches scharfe Wort ge- sprachen und gedruckt.— Angekl. Schröder: Ja.— Bors.: Haben Sie den Artikel geschrieben?— Angekl.: Nein, ober wenn ich den Artikel geschrieben hätte, hätte ich dieselbe Sachdarstellung gegeben. — Es folgt dann die Verlesung der Protokolle der einzelnen Aus- sagen, wegen deren die Angeklagten seinerzeit verurteilt wurden. — Vors.: Von diesen Aussagen habe ich Abschriften für die Ge- schworenen anfertigen lassen. Nach einer kurzen Pause wird in die Zeugenvernehmung eingetreten. Erster Zeuge ist der frühere Besitzer des Dreikaifer. saales in Baukau , der jetzige Rentier Sichtermann. In diesem Saale hatte die fragliche Bergarbeiterversammlung stattgefunden. Zeuge schildert die Größe des Saales, die Stellung der Tische, die Art der Beleuchtung usw. Der Saal war für diese Versammlung durch den Bergmann Tunk für den christlichen Bcrgarbeiterverband gemietet worden. Für eine sozialdemokratische Versammlung hätte Zeuge den Saal nicht zur Verfügung gestellt.— Vors.: Kannten Sie den Gendarm Münter ?— Zeuge: Jawohl.— Vors.: Er renommierte wohl ein bißchen?— Zeuge: Das kann ich nicht sagen; er war ein lebhafter Mensch, über den ich weiter nichts sagen kann. Den Vorfall selbst hat Zeuge nicht gesehen.— Zeug« Reichs- tagsabgeordneter Hne war 1895 in der Redaktion der„Bevg- arbciter-Zeitung" tätig und hat den Bericht über die Baukauer Versammlung verfaßt. Schröder gab die Informationen; weiter wurde für den Bericht benutzt ein Bericht, der direkt von Baukau geschickt worden war. Der Bericht kam erst in die Zeitung, nachdem auch Meyer, der damals Verbandskassierer war, die Richtigkeit der Sachdarstellung bestätigt hatte. Zeuge wurde dann an Stelle des inhaftierten Margrafs fester Redakteur der„Bergarbeiter-Zeitung" und hat in dieser Eigenschaft der ersten SchwurgerichtSverhand- lung beigewohnt.— Bors.: Ist Ihnen aufgefallen, daß der An- geklagte Willing verwirrt war?— Zeuge: Ja, er sagte am Schlüsse beinahe das Gegenteil von dem, was er am Anfange gesagt hatte. Thiel und Willing wurden auch dadurch verwirrt, daß die vernommenen Entlastungszeugen abtreten mußten, während die Belastungszeugen im Saale blieben. Ich glaube auch, daß Thiel und Willing unter der ständigen Furcht aussagten, gleichfalls wie ihre Kameraden verhaftet zu werden. Dann traf wohl auch der Vorsitzende mit seinen feinen Unter- scheidungen nicht dir AusdruckSweise der Arbeiter.— Vors.: Und was können Sie uns über die Aussage MünterS sagen?— Zeuge Reichstagsabgeordneter Hue: Und wenn ich IVO Jahre alt werde, werde ich den Eindruck dieser Aussage nicht vergessen. Er gab von dem Vorgang drei Versionen, dir sich direkt widersprachen. — Vors.: Von drei Versionen weiß ich nicht».— Zeuge: Die zweite und dritte Verston decken sich wohl ungefähr.— Vors.: Münter bat wohl erst nach Vorhaltungen deS Vorsitzenden auch andere Mög- lichkeiten zugegeben.— Zeuge: Nein, er hatte zuerst jede, auch die geringste Berührung Schröders bestritten.— Vors.: Bei dem zweiten Stoß ist Niünter aber dabei geblieben, jede Berührung zu bestreiten.— Zeuge: Das mag sein, dafür brachte er hier die neue Version, Schröder sei aus Angst gefallen.— Vors.: Aus Angst oder Schreck ist doch auch unerheblich.— Zeuge: Ich würde auch darauf kein so großes Gewicht legen, wenn nicht bei den Eni- lastungSzrugen eine ganz andere Praxis befolgt worden wäre.— Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Riemeyer: Ist es richtig, daß ich die Protokollierung der Münterschen Aussage im Prozeß Margrafs beantragte und baß sie abgelehnt wurde?— Zenge: Ja.— Verl. Rechtsanw. Dr. Niemeyer: Ist es richtig, daß ich mich im zweiten Termin gegen Margrafs als Zeuge angeboten habe zur Feststellung der Münterschen Widersprüche? — Zeuge: Jawohl: wir fürchteten schon, wir müßten uns einen neuen Verteidiger besorgen.— Vors.: Worin sollen denn nun die eigentlichen Widersprüche Münters bestehen?— Verl . NechtSonw. Dr. Riemeyer: Ich möchte wirklich nicht wieder Gefahr kaufen, als Zeuge geladen zu werden. DaS Unglück ist mir schon in der ersten Schwurgerichtsverhandlung passiert.— Staatsanwalt Pfaff: Von wem stammt der Aufruf in der„Bergarbeiter-Zeitung" eS möchten sich Zeugen für den Vorfall Münter-Schröder melden?— Zeuge: Wohl vom Borstand deS Verbandes.— Verl Rechtsanw. Dr. Niemeyer: Wird in diesem Aufruf nicht ausdrücklich hin- gewiesen auf die schwere Strafe, die auf Meineid steht?— Zeuge: Jawohl. Ich muß weiter sagen: Schröder war damals Vorsitzender deS Verbandes; wir hatten viele Konflikte mit den Gerichten ge- habt und waren finanziell ziemlich geschwächt worden. Deshalb wachte Schröder mit geradezu kleinlicher Pedanterie darüber, bah nichts in die Zeitungen kam, was irgendwie Anstoß erregen könnte. — Vors.: In dem Artikel über die Baukauer Versammlung sind aber auch persönliche Verunglimpfungen der Gegner enthalten.— Zeuge. DaS ging hin und her.— Vert. Rechtsanw. Dr. Niemeher: In den Akten befindet sich ein Bericht MünterS, in dem gesagt wird: Was Schröder für ein Mann sei, ergebe sich schon daraus. daß er seine NeichStaaSkanbldalur für eine Lage SchnapS an Sachse habe verkaufen wollen. Ist da? überhaupt möglich? Hat da? überhaupt einen Sinn?— Zeuge: Nein. Sachse kandidierte 1893 in Waldenburg , während Schröder hier in Essen kandidierte. Zeuge Dr. Franz Lütgcnau hat über die erste Schwurgerichts- Verhandlung eine Broschüre verfaßt„Geschichte und Glossen des Essener MeineidSprozesscs".— Vors.: Meinen auch Sie, daß die Zeugen in dem Prozeß Margrafs verwirrt waren?— Zeuge: Offenbar glaubte der damalige Vorsitzende den Entlastungszeugen nicht und seine Borhaltungen wurden immer schärfer. Es herrschte eine peinliche Stille im Saale und diese äußere Situation drückte ans die Zeugen. Das war jedenfalls wein Eindruck.— Vors.: Und welches ist Ihr Eindruck über die Münterfch« Aussage?— Zeuge: Er hat mit seinen Aussagen häufig gewechselt. Erst hat er be- stritten. Schröder überhaupt berührt zu haben. Er meinte. Schröder sei betrunken gewesen und deswegen gefallen. Das konnte er nicht aufrecht erhalten und sagte dann, Schröder sei wohl gefallen auS Angst v»r seinem, Münters, energischem Auftrete«. Schließlich gab, er auf Vorhabt des Vorsitzenden die Möglichkeit zu, Schröder berühr? zu haben, und zwar mit der Brust. Dadurch könne Schröder viel» leicht gefallen sein. Zeuge Redakteur Thiemt-Tortmund war in den Vorprozeffen als Berichterstatter für die„Dortmunder Zci- tung" tätig, kann sich aber auf Einzelheiten nicht besinnen.— Zeuge Redakteur Karl Schncidt-Berlin ist von der Verteidigung als Zeugs darüber benannt worden, wie Schröder über de« Begriff des poli- tischen Meineides denkt, mit dem in der ersten Schwurgerichtsver- Handlung operiert worden sei.— Zeuge Schneidt: Ich traf 1590 in Halle mit Schröder gelegentlich des ersten Bergarbeitertages zu- sammen. Damals saß der Anarchist Ncve im Zuchthaus, der dis Berechtigung des politischen Meineides vertreten hatte. Dafür hatte Schröder absolut kein Verständnis. Mit einem gewissen Fanatis- mus wandte er sich gegen Neu«. Er begriff gar nicht, daß man auch aus idealen Motiven einen Meineid leisten iönne. Er sagte: Wer die Arbeiter auf eine höhere Stufe der Zivilisation heben will, müsse selbst das beste Beispiel geben und dürfe von der bürgerlichen Moral nicht abweichen. Als Schräder 1895 verurteilt worden war, war ich fest von seiner Unschuld überzeugt.— Vert. R.-A. Dr. Nie- meyer: Gehören Sie der sozialdemokratischen Partei an?— Zeuge: Nein, ich gehöre gar keiner Partei an, ich bin freier, unabhängiger Schriftsteller. — Zeuge Gewerkschaftssekretär Bartels-Dortmund war Augen- und Ohrenzcuge, als Anfang der vver Jahre sich Schröder mit größter Schärfe im internen Parteikreise gegen den dem Anarchismus zuneigenden Deub wandte, der den politischeil Meineid verteidigte. Den Schluß der Sitzung bildet die Verlesung der Aussage des im Mai 1910 im Krankenhaus Friedrichshain in Berlin nach einer Gallensteinoperation verstorbenen Gendarmen Münter . Er bc- kündet, Schröder sei lärmend zweimal an den Kassentisch heran- getreten und habe sein Geld verlangt.— Angekl. Schröder: Das ist falsch.— Vors.: Und beim zweiten Herantreten hat Münter die Möglichkeit einer Berührung zugegeben, hat aber das Stoßen bc- stritten.— Angekl. Schröder: Zuerst hat er alles bestritten, er hatte aucki gesagt, ich sei betrunken gewesen.— Vors.: Er wußte wohl nicht, daß Sie von Natur aus einen etwas schwankenden Gang haben. Hierauf wird die Weiterverhandlung ans Dienstag vertagt. EnlFegangene vruekfcknfren. Vom»Wahren Jacob- ist soeben die 3. Nwnmer deS 28. Jahrgangs erschienen. Der Preis der IL Zeiten starke» Nummer ist tv Ps. Bon der„Sileiäibcit-, Zellschrist sär die Interessen der Arbeiterinnc» (Stuttgnrt, Verlag von Paul Singer), ist uns soeben Nr. S deS 2t. Jahr- ganges zugegangen. Aus dem Jichalt dieser Nummer beben wir hervor: Die proletarischen Frauen als politisch Organisierte. Von Luise Zieh.— Ei» Gruß der finnilchen Sozialdemotraüunen an ihre Schwestern in Deutichlnnd. Von Hilja Parlsinen.— Ein Nachwort zu dem Prozeß der Mieltichiner Breuel.— Zur Schulreform in Hamburg . Von s. g.— Folgen der Ehescheidung. II. Von Einst Oberbolzcr.— DaS Werk der Arbeiter- liasse. Von Julian Sorchardt.— Mehr Schutz der weiblichen ArbeitSlrast. Bon w. d.— Sckauspieleriniienelend. Von mg. Mit den Beilagen:Fiir unsere Mütler undHauSsrauen und Für unsere Kinder. Die.Gleichheit' ericheint alle ll Tage einmal. Preis der Nummer tv Ps.. durch die Post bezogen beträgt der AdonncmcntSpreiS vierteljährlich ohne Bestellgeld 55 Ps.; unter Kreuzband LS Ps. Jahresabonnement S.ö0 M._ Nmiitwer«Marttbkrtchi der ftädMchen Marktballen-DweMon über den»rohbandel in den Zenwal-Marktballen. ivtartilage: Fleisch: Zusuhr reichlich. Geichäst etwas reger, Preise für Rind-, K.ssb- und Schweinefleisch anziehend. W> i b: Zufudr mätzig, Geichäst schleppend, Presse unverändert. G e l l ü g e l: gutuhr genügend, Seichäst lebhast, Preise(est Fische: Zusubr knapp, Geschäsl ruhig, Presse wenig ver- ändert. Bulter und Käl«: Geschäst ruhig, Presse unverändert. Gemüse, Obst und Südsrüchle: Zusutzr genügend, Geschäst sehr still, Presse wenig verändert. yvttiernnasnverNd» von, 30. Januar 1911, morgen« 8 Mtr. g■§' se §3 •2_ 0(8(1 m emtnttnv« 778 N öaxntnat 1 780 ONO Berlin 778 R .yrantt a SU 775 NO München 775 O Wien 773 NN« t*c d* u 3 wolkig—1 8 woikenl— 2 3 wollig— 8 Lwoikeiil—3 5 woltenl—8 3 bedeckt-,-3 Ii! *****!ßZ!|| i|"*« �* IB, A u Hl Ä Havaranfta 778 S) 2 bedeckt— 17 Petersburg_— 1—|_ Scrnc 765 DSD s bedeckt 1 7 Äxroeev!773$S28 3 bedeckt 8 Pari! l7ä7DNO, 2 wollen!—2 I I l «rnrrprogiiolr für DicnStog. den 31. Jannar 1911. Trockenes, vorwiegend heiteres Frostwetter mil mäßigen nordöstlichen Winden. Berliner Wetterbureau. «Vafferstands.Stnchrlcheev vasserlland Memel. TUM P r e g e l, Jiistcrbnrg Weichsel. Tborn Oder. Ratibor » Krossen , Franburt Warthe, Schrimw , LandSberg Netze, Voroanim Elbe, Leümeritz , Dresden , Bardo . Ragoeburg am 22. 1. om 301') 57») 220' 378») 279«) 283') 138 too 48 145 —10 250 191 i(il 28.1. «in') -16 0 -32 +23 + 17 +8 +5 +7 +66 +40 +12 -3 Wasserstand Saal«, Grochlttz Havel , LoandauZ , Rathenow ») S v r« I, Soremberg') , BeeSlow Weier. Münden , Minden Rhein , MarnnlltanSau » Kaub , Köln Neckar. Heilbrom» Main , Wettheiw Mosel. Trier am 29. 1. ein 150 115 140 182 176 63 90 834 184 212 108 1Ä |'est 28. t. cm') +16 —3 +1 +12 —1 +23 +24 0 +9 + 19 —7 +10 '1+ bedeute! Wuchs,— stall.—•) llmerveoet.—•) Eisstand.— «) Sistreidcn.—•) Höchster Wasserstand am LS. um 12 Uhr miliagS: 394 cm.—*) Vom 23. 6 Uta nachmittags bis 29. 8 Uhr morgenS: 280 em. —©est 2 Uhr nachts unverändert Der Flutwelle der oberen Oder folgt eine zweite, eben« sallS nicht bedeutende Welle, deren Scheitel gestern um Ist, Uhr nach- mitlagS am Pegel Natibor 396 cm('', ra unter Aususer ungShöde) erreichte. Heute morgen betrug der Wasserstand dort nur noch 314 cm. Der Scheuel der ersten Welle besand sich von gestern um 4 Uhr nachmittags bi« beute um 7 Uhr morgens mit 466 cm(st, w über Aususerungshöhe) am Pegel Brieg . JMisw-Csupons-Jtesie. wunderbar* Früh ich r* Neuheit tn fü> Anzüge. ULler, Kostüme etc.. SUtet 3—, 5.— Strichhaar- Loden. imprägniert für Wetter- Pelttiuen, Metes /•SO. 2.-». Tu chlore/ Ceriraadten- etraße 20-21, Koch£ SceJ&nd, Ge eelUchult m. b.H.vi- ü visd Pefr kirche Neuheiten und Ersindnttgen für die Vereinigten Staaten ver. langt. Finanzierung. Palcnikoste» bezahle, wen» Anieil am Paiente oder Gewinn gegeben wird. Schreibe äutzeiste Bedingungen. Modelle erwünscht, wenn Zeichnung nicht genügend. Nur wirtliche Neuheiten Osserten an 2906d' Karl Kalle, 229 Broadway, Sfew York C.»• A. Gclcscnhcltstkaaf t Wollene Sciilafdecken Ist 350 4E0 500 goo u Pferdedecken! ist 2603,0480560 m. n«fir dicke rTICS Perile�ein «l!o Farben { Motcr 1,75,«,50 bis 4,50. IbgepaOle Friewniäutcl S.S5-« a. Versand anter NactuuliBe. Emil Lefevre, | Berlin , OranienstraSe 158.
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten