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Kr. 27. 28. Zahrgaug. z. Kilagt des Joruiitts" Kerlim NsldsdIM JUitludili, 1. ftbtnut 101L Das Sli(d(raufnal)mev(rfal)reD des Cifcner liieineidsprozeKes. Telegraphischer Bericht. Essen  » 31. Januar. Zweiter Tag. Zur heutigen Verhandlung sind als Zeugen die Richter und Anklagevertreter aus der Strafkammerverhandlung gegen Mar- graff, die seinerzeit zur Einleitung des Meineidsverfahrens gegen die jetzigen Angeklagten führte, und weiter eine Reihe von Zeugen über die Vorgänge in der Bcrgarbeiterversammlung in Baukau   ge- laden. Vor Eintritt in die Verhandlung nimmt der Vorsitzende Landgerichtsdirektor König das Wort zur folgenden Erklärung: In dem Bericht derKölnischen Zeitung  " finde ich, daß meine gestrige Ansprache an die Herren Geschworenen durch die Verstellung eines Wörtchens einen ganz anderen Sinn bekommen hat. Ich hatte ge- sagt:Auch in weiteren Kreisen sind Zweifel entstanden, ob wohl der Schuldb�weis in ausreichendem Maße geführt sei. Dadurch. daß in dem Bericht die Worteob wohl" inobwohl" zu- sammengezogen sind, ist ein ganz anderer Sinn in meine Worte ge- kommen, und zwar als ob ich meine Meinung hier zum Ausdruck gebracht hätte, daß die Angeklagten in der ersten Verhandlung zu Recht verurteilt worden seien. Von solch einer Ungeheuerlichkeit kann natürlich keine Rede sein. Ich habe mir überhaupt noch kein Urteil über die Schuldsrage gebildet, da ich eS ablehne, ein Urteil aus dem Aktenstudium jju gewinnen. Ich warte erst den Gang der Verhandlung ab. Ich bitte, dies zu berichtigen." Bert. Rechtsanwalt Dr. Riemeher: In derDortmunder Zei- tung" ist ein noch viel krasserer Irrtum vorgekommen. ES heißt da:Ob schon der Schuldbeweis in der ersten Verhandlung völlig geführt worden ist." Ich möchte das hier auch feststellen. AIS   erster Zeuge wird darauf in der fortgesetzten Zeugender- nehmung Geheimrat Möser vernommen, der die Strafkammervcrhandlung gegen Margrafs ge- leitet hat. Der Zeuge bekundet: Mir ist das Bild dieser VerHand- lung noch ganz klar vor Augen. Ich entsinne mich, daß Redakteur Margrafs den Gendarm Münter beschuldigt hatte, weil er be- hauptet hatte, der Gendarm habe einen Versammlungsbesucher widerrechtlich zu Boden geworfen. ES entstanden bei der Ver- nehmung Widersprüche.> Auf der einen Seite waren Bergbeamte und Polizei, auf der anderen Zeugen, die interessiert waren, ge- wissermaßen als Partei Schröder. Den Zeugen habe ich im Ver- laufe der Verhandlung Vorhaltungen gemacht, und sie wurden etwas schwankender. Auf meine Ermahnung haben sie auch in ihren Angaben etwas nachgegeben, aber sie blieben immerhin mit Bestimmtheit dabei, daß der Gendarm gestoßen habe und Schröder gu Boden gefallen sei. Vors.: Erinnern Sie sich, ob auch Schröder schwankend gewesen ist? Zeuge: Er hat wohl auch etwas mehr über das Hinfallen angegeben und schränkte das dann ein, daß er sagte, er sei nur auf die Hände gefallen. Aber er blieb auch dabei, daß der Gendarm ihn gestoßen habe und daß er hingefallen sei. Bors.: Wie war der Angeklagte Meyer in seiner Aussage? Zeuge: Meyer ist wenig schwankend gewesen, er ist trotz meiner Ermahnung bei seiner ersten Angabc geblieben. Vors.: Sie haben die Aussagen in der zweiten Verhandlung und zum Teil auch in der ersten Verhandlung protokollieren lassen? Zeuge: Ja. Vors.: Wir haben aus den Protokollen ersehen, daß es da heißt, daß die Angeklagten auf Vorhalt des Vorsitzenden recht merk- würdige Einschränkung machten. Haben Sie darüber Erinnerung, wie das zustande gekommen ist? Zeuge: Nein, so wie cS im Protokoll steht, ist es sicherlich gewesen. Vors.: Die Angeklagten sagen, daß sie verwirrt waren durch die Art» wie dir Verhandlung geführt wurde und wie die ganze Situation war. Es habe eine gewisse Spannung geherrscht, denn schon in der ersten Verhandlung sei gedroht worden mit Verhaftung, und in der zweiten Verhand- lung hieß eS den Zeugen gegenüber immer:Nehmt Euch in Acht, sonst werdet Ihr verhaftet!" Die Angeklagten meinen, daß auf diese Weise auf die Zeugenaussagen eingewirkt worden sei. Zeuge: Das kann ich nicht annehmen, daß Verwirrung entstanden ist. Ich weiß natürlich nicht, was in den Angeklagten innerlich vorgegangen ist, aber Erregung habe ich nicht bei ihnen bemerkt. Auf mich haben die Leute den Eindruck gemacht, daß sie einem be- stimmten Vorsatz gemäß aussagten. Vors.: Erinnern Sie sich auch der Aussage MünterS? Wie wir gehört haben, soll auch er in der Aussage geschwankt haben, und es sollen verschiedene Modi- sikationen feiner Aussage zustande gekommen sein. Zeuge: Ich kann das nicht mehr genau sagen. Vors.: Erinnern Sie sich, daß Münter zuerst jede Berührung bestritten und daß er nachher eine Berührungsmöglichkeit zubegeben hat? Zeuge: Das kann ich auch nicht mehr aus meiner Erinnerung sagen. Vors.: Ist Münter aufgeregt gewesen? Zeuge: Er war auch ein lebhafter Mann. Ich habe mich die ganze Zeit nicht mehr mit der Sache be- kleines feuillcton. Warum der Februar nur 28 Tage hat. Bei einer künftigen Kalenderreform, die sich an die von vielen Seiten beabsichtigte Fest- leanng des Oster- und Pfingstfestes knüpfen soll, bildet der Februar mit seinen 28 bezw. 29 Tagen einen argen Stein des Anstoßes, über dessen Beseitigung Berufene und Unberufene schon ganze Büchereien zusaminengeichrieben haben. Daran, daß der Fevruar mir 28 Tage zugeteilt erhalten hat, ist wahrscheinlich der zweite König des alten Rom, Numa PompiliuS.   schuld, der daS 354 Tage dauernde Jahr mit 10 Monaten durch ein Jahr mit 12 Monate» von 29 bezw. gg Tagen ersetzte und. weil ungerade Zahlen als glück- verheißend galten, um möglichst viel Monate mit ungerader TageS- zahl zu erhalten, noch einen Tag hinzufügte. Man gab dann später vier Monaten je 31 Tage und beließ sieben andere Monate mit 29 Tagen, so daß für den Februar, der übrigens als letzter im Jahre gezählt wurde, mir 28 Tage übrig blieben. Luch als man ipäter die Dauer des JahrcS als Sonnensahr um zehn Tage verlängert«, blieb der Februar aus alter Gewohnheit daS Stieflind der Kälendermacher, erhielt aber, weil er als letzter in dem am 1. Mär, beginnenden Kalenderjahr gezählt wurde. ivenigstcnS alle vier Jahre den Schalttag zucrteilt. Diese einfache Erklärung genügt selbstverständlich nicht der auf phantastische Märchen be- gierigen Einbildungskraft des Volkes, das die letzten Tage dieses MonalS als.Tage deS Alten" oder.vorgtage" zu bezeichnen pflegt. Der erste Wcltrassenkongreß wird in der letzten Juliwoche dieses JahreS in der Londoner   Universität zusammentreten. Der Zweck de« Kongresses besteht nach der Formuliernng seiner Veranstalter darin: die allgemeinen Beziehungen zu untersuchen, die zwischen den Völkern deS Ostens und denen des Westens, zwischen de» sogenannten weißen und den sogenaiiiiten farbigen Völkern bestehe», mit der Absicht,«in vollere« Verständnis, die freundschaftlichsten Gefühle und ein herzlichere« Zusaminenwirlen unter ihnen zu fördern. Mehr kann man von einem Kongreß nicht verlangen, der bei der Erfüllung dieser Aufgabe sowohl wissenschaftlichen al« wahrhast humanen Grundsätzen huldigen würde. Insbesondere sind bisher bereits sechs einzelne Themata für Vorträge und daran sich an- schließende Besprechungen ausgewählt worden: grundlegende Be- trachlungen und Bedeutung von Rassen und Nationen: allgemeine Bedingungen de« Fortschritts; friedliche Berührung zwischen den ver- schiedenen Zivilisationen: besondere Problem einer interrassialen ein deutsches Wort gibt eS dafür noch nicht WirtschaftSlehre: das moderne Bewußtsein mit Bezug auf Rassenfragen: positive Vorschläge zur Förderung eines freundschaftlichen Verkehrs zwischen den Rassen. An faßt, und Einzelheiten sind mir daher nicht mehr in Erinnerung. Vors.: In der früheren Verhandlung ist erörtert worden, daß das Gericht in der ersten Verhandlung den Antrag des Staats- anwalts auf Verhaftung der Zeugen abgelehnt hatte. Zeuge: Der Tatbestand erschien dem Gerichtshof noch nicht genügend auf- geklärt. Die Verhandlung wurde vertagt und neue Zeugen ge- laden. In der zweiten Verhandlung habe ich von meiner Mit- Wirkung bei der Verhaftung abgesehen, weil es sich um eine vor- läufige Festnahme handelte, die das Amtsgericht zu verfügen hatte. Es handelte sich hier also lediglich um prozessuale Gründe. Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Nicmeyer: Herr Geheimrat, ist meine Meinung eine irrige oder richtige, daß Sie überzeugt waren, die Zeugen sagen die Unwahrheit und daß Sie bemüht waren, ver- meintlich im Interesse der Zeugen selbst, diese in ihren Aussagen zu dem zurückzuführen, was Sie objektiv für wahr hielten, und daß Sie mit diesem zurückdrängenden Standpunkt immer auf die Zeugen einzuwirken suchten? Zeuge: Die Zeugen schienen mir immer Partei zu sein, auch die von der anderen Seite, wenn auch diese weniger, und da suchte ich, die Widersprüche aufzuklären. Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Niemeyer: Sie suchten also nach Ihrer Meinung die Leute vor einem Meineid zu bewahren. Zeuge: Ja, das pflegt man doch in solchen Fällen �u tun. Bert.: Bin ich nicht zeitweise sogar hinausgegangen, weil mich die wiederholte eindringlche Befragung geradezu irritierte? Zeuge: Das haben Sie vor dem Schwurgericht wenigstens an- gegeben. Erster Staatsanwalt Eger  : Waren Sie auf Grund der Verhandlungen gegen Margrafs der Ueberzeugung, daß Münter die Wahrheit gesagt hatte? Zeuge: Ich hielt die Aussage für wahr. Bert.: In der Verhandlung gegen Margrafs war ja nicht annähernd der Zeugenapparat aufgeboten worden als vor dem Schwurgericht. Außerdem hatte ich auch auf viele EntlastungS- zeugen verzichtet. Zeuge: Wenigstens auf einige. Als nächster Zeuge wird der frühere Landgerichtsrat Bcrres vernommen, der im Prozeß Margrafs als Beisitzer fungierte. An die Einzelheiten und Widersprüche in den Zeugenaussagen hat der Zeuge absolut keine Erinnerung mehr. Zeuge Erster Staatsanwalt Mantell, jetzt in München  -Gladbacb, war Ankläger im Prozeß Margrafs und in der Schwurgerichtsverhandlung gegen Schröder und Genossen. Die Entlastungszeugen sagten das gerade Gegenteil aus von der Darstellung Münters und des Kommissars Brockmeyer. Auf Vor- halt deS Vorsitzenden gab Münter die Möglichkeit zu, Schröder mit dem Bauch oder der Brust berührt zu haben. Ein absichtliches Stoßen bestritt er aber entschieden.?luf Grund dieser Widersprüche beantragte ich zwecks Ladung weiterer Zeugen die Vertagung, außer- dem aber beantragte ich die Verhaftung der damaligen Zeugen Schröder, Meyer und Gräff. Ich kam dazu aus Grund der be- stimmten Angaben Münters und vor allem der Angaben Brock- meyers. Mein Antrag wurde vom Gericht abgelehnt, und ich habe auch nichts mehr unternommen. Zu dem neuen Termin waren an Bcrteidigungszeugen erschienen: Willing, Thiel, Imberg und Beck- mann, ferner wiederum Schröder, Meyer und Gräff. Münter und Brockmcyer waren auch wieder da und weiter Mitglieder des christ- lichen BergarbeitervcrhandeS, der die Baukaucr Versammlung ein- berufen hatte. Die Verteidigungszeugen verwickelten sich in Wider- sprüche, ia, die vier neu geladenen Zeugen machten Angaben, die weit ühcr daS hinausgingen, was Schröder gesagt hatte. Das ver- anlaßte den Vorsitzenden zu ernsten Vorhaltungen. Auf Grund der Beweisaufnahme beantragte ich das Schuldig gegen Margrafs, weil ich die Aussagen der sieben Entlastungszeugen für unwahr hielt. Nach Verkündigung des Urteils beantragte ich beim Gerichtshos die Verhaftung der Zeugen, die auch nach Ansicht des Gerichtshofes die Unwahrheit gesagt hatten. Nach langer Beratung lehnte der Ge- richtshof diesen Antrag ab, worauf ich die Verhaftung von Schröder, Meyer und Gräff verfügte. DaS Amtsgericht erließ auch den Haft- befehl und verhaftete einen vierten Zeugen und die Strafkammer noch einen oder zwei weitere Zeugen. Vors.: Aus Ihrer Aussage könnte man entnehmen, daß Sie auf BrockmeyerS Zeugnis mehr Gewicht legten, als auf das Zeugnis Münters? Zeuge: Ich wollte damit sagen, daß ich auf die Aussage MünterS allein ein Schuldig gegen Margrafs und auch ein Schuldig im Schwurgerichts- Prozeß gegen Schröder und Genossen niemals beantragt hätte. Das tat ich erst, als Kommissar Brockmcyer die Müntersche Darstellung bestätigte. Vors.: Wie kam es, daß die Entlastungszeugen auf Vorhalt ihre Aussagen ganz wesentlich einschränkten? Zeuge: Ter Vorsitzende und ich, der auch eingriff, hielten den Zeugen vor. daß sie etwas ganz Unmögliches bekundet hätten, was vor allem mit Schröders eigener Darstellung sich nicht deckte. Vors.: Meinen Sie, daß Leute dieses einfachen Bildungsgrades die vom Vorsitzen- den gcninchten Unterscheidungen verstanden haben? Zeuge: Das glaube ich doch. Erster Staatsanwalt Eger  : Welches ist nun Ihr Gesamtcindruck über die Müntersche Aussage? Zeuge: Genau war er insofern, als er fortgesetzt jedes Stoßen bestritt, lieber die Ursache deS Fallens hat er verschiedene Vermutungen geäußert Interesse scheint eS dem Kongreß nicht zu fehlen. Nach dem vor- läufigen Bestand werden einige fünfzig Länder vertreten sein, und als Förderer de« Kongresses habe» sich insbesondere bekannt 25 Präsidenten von Parlamenten, die Mehrzahl der Mitglieder deS Haager SchiedSgerichtShof«. 12 britische Gouverneure, 8 britische Premierminister, über 139 Professoren de« internationalen RechtS und fast alle führenden Anthropologen und Soziologen. General- selretär des Kongresses ist G. Spiller, 63 South Hill Park, London Nordwest  . Eine mikroskopische Bibliothek wird, wie die englische Zeitschrift N a t u r e" mitteilt, vom Internationale» Bibliographischen Institut in BruxelleS hergestellt. ES handelt sich darum, auf photograpbifchem Wege stark verkleinerte Abbilder von einzelnen Artikeln, ganzen Büchern, überbaupt von allen schriftlichen Dokumente» zu erlangen, deren eventueller Verlust besonders schmerzlich wäre. ES sollen demnach Bücher, Zeitichristen. Manustnvte Seite sür Seit auf kleine Platten von ungefähr 45 Zentimeter Ouadralfläche abphotographiert werden, so daß die Dertleinerung 50- 200 Mal betragen wird. Um solche Platten dann lesen zu können, wird man sie etwa in der» selben Weise durch Projektion vergrößern, wie wir eS jetzt mit den linematographischen Aufnahmen tun. Die minimale Gröge, in der eine solwe Bibliothek hergestellt werden kann, bietet natürlich auch die beste Gewähr für eine Art der Aufbewahrung, die allen An- forderungen der Sicherheit Genüge leisten kann. Zuerst werden dieser mikro-photographischen Reproduktion Zeitschriftarlikel und kunst- geschichtliche Dokunienre unterworfen werden. Der Fernsprecher im fahrenden Zuge. Auf einigen englischen Eismbahnen ist versuchsweise eine vom Jngeuienr H. v. Kramer in Birmingham   erlnndene Vorrichtung eingestellt, die eine Telephon- verbindeng zwischen dem fahrenden Zuge und den Stationen er- möglicht. Die Stromleitung geschieht mittels zweier Drähte je eines sür jede Fahrlrichtiing. die zwischen den Eisenbahnschienen befestigt liegen. Der diese Drähte durchlaufende Strom erzengt einen induzierten Strom im anderen Drahte, der den Eisenbahnwagen, wo Fernsprechappnrat eingestellt ist, in mehreren Windungen senkrecht um'pannt. Als Riicklciiung wird die Telegraphenleitang benutzt. Die Versuche sind bis jetzt recht gut ausgefallen. Bei einer Fahrtgeschwindigkeit von 100 Kilometer in der Stunde stmktionierte die Verbindung tadellos und wurde gar nicht durch das Geräusch deS fahrenden ZugeS gestört. Die Kosten der neuen Vorrichtung sind verhältniSmätzig gering: sie betragen nur 125 M. pro Kilometer. Da die Verbindung sowohl vom Zuge aus als auch von der Station hergestellt werden kann, so haben wir eS hier zweifellos mit einer sehr wichtigen Erfindung zu tun. Darüber hat überhaupt kein Zeuge bestimmte Angaben machen können. Vert. Rechtsanwalt Dr. Nienicyer: Ist es richtig, daß in der ersten SchwurgerichtSverhandluim Sie und vor allem der Erste Staatsanwalt Dr. Petersen in den Plaidoyers die politische Richtung der Angeklagten betonten und daß Sie insbesondere auf die Streiks hingewiesen, aus denen man die Sozialdemokratie kenne, kurz, daß Sie immer hervorhoben: auf der einen Seite stehen die Mitglieder des christliche,? P-rbandes, die streng religiös feien, auf der anderen Seite die Muglieoer des alten Verbandes, die mehr oder weniger sozialdemokratisch seien und denen Religion Privatsache sei. Zeuge: Dr. Petersen hat so etwas gesagt. Staatsanwaltschaftsrat Pfaffe: Waren sämtliche Belastungszeugen Mitglieder des christlichen Verbandes? Zeuge: Der größte Teil sicher. StaatsanwaltschaftSrat Pfaffe: Nicht auch Mitglieder des Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereins? Zeuge: Das weiß ich nicht mehr. Zeuge Geheimrat Möser: Ich glaube, einer dieser Zeugen gehörte in der Tat der Hirsch-Dunckerschen Rich­tung an. Zeuge Amtsgerichtsrat Teßmar wirkte als Beisitzer im zweiten Margraffprozeh mit. Schröder sollte vormachen, wie Münter ihn eigentlich gepackt habe. Darauf wurde er ganz perplex und verlegen und wußte gar nicht, wie er das anfangen sollte. Zeuge Reichs­tagsabgeordneter Hue: Ich entsinne mich dieses Vorganges genau. Schröder zeigte genau, wo und wie Münter ihn gepackt hatte.--- Erster Staatsanwalt Eger  : Münter war doch außerordentlich groß. Wenn er Schröder, der gefallen war und fast am Boden lag, im Nacken packte, mußte der lange Mensch sich da nicht bücken? Vert. Rechtsanwalt Dr. Niemcyer: Nein, vor dem Schwurgericht wurde festgestellt, daß Münter sich nicht zu bücken brauchte. Zeuge Trß- mar: Ich weiß das nicht mehr. Vors.: Wir werden das Experi- mcnt selbst anstellen, wir haben dafür einen langen Gerichtsdiener (Heiterkeit.) Der Gerichtsdiener, wird herbeigeholt, der An- geklagte Schröder tritt aus der Anklagebank heraus und bückt sich tief zur Erde, während der Gerichtsdiener ihn im Nacken packt. Der Gerichtsdiener braucht sich, obwohl Schröder sich zu dreiviertel zur Erde bückt, seinerseits nicht zu bücken. StaatsanwaltschaftSrat Pfaffe: Es wird behauptet, daß Schröder doch am Boden lag. In diesem Falle mußte sich Münter doch bücken. Vert. Rechtsanwalt Dr. Niemeyer: Nein, es war auch vor dem Schwurgericht nur davon die Rede, daß Schröder sich zu zwei Drittel oder drei Viertel gebückt hätte. Zeuge Dr. Lütgenau: Außerdem hatte Münter, soviel ich weiß, sehr lange Arme. Zeuge LandgerichtSrat Sinteln war im Gerichtshof Berichterstatter in dem Verfahren gegen Margrafs. Er habe die Erinnerung, daß Münter bestritt, Schröder mit einer Arm- bewegung gestoßen zu haben. Bors.: Nachher hat er die Möglich- keit zugegeben, daß er so dicht an Schröder herangetreten sei, daß dieser durch die Berührung zu Boden gefallen sein könnte. Zeuge: Ich erinnere mich nur, daß er zugab, Armbewrgungen gemacht zu haben, aber er bestritt, Schröder zu Boden gestoßen zu haben. Vors.: Von Münter ist nur ein Protokoll seiner Aussage in der Vorunter- suchung vorhanden, im Margraffprozeh ist eine Protokollierung jener Aussage leider nicht erfolgt. Zeuge: Das weiß ich nicht mehr. Soviel ich mich erinnere, hat Schröder immer in der gleichen Weise gesagt, daß er zu Boden gestoßen worden sei. Vors.: Haben Sie noch in Erinnerung, ob Münter in seiner?luSsage schwankend gewesen ist. Zeuge: Nein, ich erinnere mich nicht. Erster StaatSanwaltschasts Eger: Dann beantrage ich, das Urteil im Pro- zcß gegen Margrafs zu verlesen. Vert. Rechtsanwalt Dr. Nie- meyer: Ich müßte dann beantragen, auch das Urteil der Kölner  Strafkammer gegen Hofrichtcr �u verlesen. Erster Staatsanwalt Eger: Die Staatsanwaltschaft ist zu der Ueberzeugung gekommen, daß im Interesse der Sache sowohl der Angeklagten wie der Ver- teidigung die Verlesung sämtlicher Urteile liege. Staatsanwalts- rat Pfaffe: Welchen Eindruck machte Münter in der Verhandlung gegen Margraff auf Sie? Zeuge LandgerichtSrat Sinteln: Damals machte er auf mich einen durchaus glaubhaften Ein- druck um so mehr, als feine Aussage von verschiedenen Leuten bestätigt wurde. Allerdings standen auch auf feiten Schröders viele Zeugen. Bors.: Also in objektiver Beziehung erschien Ihnen die Müntersche Aussage richtig. Aber welchen Eindruck hatten Sie von der Münterschen Persönlichkeit? Zeuge: Er machte den Eindruck eine? besonders forschen Gendarmen, aber eS lag kein Anlaß vor, an der Richtigkeit seiner Aussage zu zweifeln. Vert. Reckstsanw. Dr. Niemeyer: Erinnern Sie sich, daß die Verteidigung schon damals die subjektive Glaubwürdigkeit Münters bezweifelte? Zeuge: Das muß man wohl aus den ganzen Umständen schließen. StaatsanwaltschaftSrat Pfaffe: Trotz der Anzweifelung der Glaubwürdigkeit seitens der Verteidi- gung hatten Sie aber Münter für glaubwürdig gehalten? Zeuge: Ja. Vert. RechtSanw. Dr. Niemeyer: Herr Erster Staatsanwalt Mantell, ist es richtig, daß in der vorigen Verhandlung ein Ge- schworen« die Frage stellte, ob sich unter den Verteidigern, unter Humor und Satire. Erlös der Erlösung. Dies ist Gesetz, wenn Hell'ge sterben: kaum ist die Seele retiriert, so wird von den vergnügten Erben mit den Reliquien hausiert. Da zeigt sich, wie von der Verwesung auch manche» Menfchenwürmlein zehrt; besonders Heilige der Erlösung sind heute wieder stark begehrt. Sind WagnerS längst mit dem Erlöse des Welterlösers Parsifal  erlöst, so zeigt sich, wie ich lese, bei TolstoiS ein verivandter Fall. Verkloppt wird selbst die heil'ge Stätte, genannt JaSiiaja Poljana, verkloppt am Ende Tisch und Bette und jedenfalls die opora. Ach, euer klassisch' Vorbild kenn' ich: datiert von Christi Sterbetag und destilliert den Peterspfennig als WelterlösuitgSreinerlrag. Franz. Notizen. --»Eine Dissertation über diePfarrerSköchin Der an die Krakauer Universität bcnifene klerikale Agitator Professor Zimmer, gegen den stch eine Protestaktion der Studenten rilbtete, hat ein Buch herausgegeben, da« er zuerstMeine Alte" nennen wollte, aber auf da» Gebot seiner Wirtschafterin in Meine Dame. Ein Beitrag zur P'ychologie der PfarrerSköchin" umtaufen mußte. Da« Buch behandelt die Tyrannei, unter der die Rompriester leiden müssen nicht etwa die der Hierarchie, sondern die der Köchin l SS ist auch physiologischen Inhalt». Als Genosse DaSzynSki   in seiner EtatSrede im Parlament hieraus zu zitieren begann, wie die Er»Shru»gSweise der Hochwürdigen auf die... Volks- Vermehrung wirke, da erhob sich gewaltige Heiterkeit über diese neueste Art von Moden, iSmiiS, die aber nicht verboten ist. Nun hat aber Herr Zimmeriliaim das so erfolgreiche Buch aus dem Handel zurückgezogen... Und e« stand doch gar nicht auf dem Index.«