denen such der Zehige Zentrumsabgesrdnete Dr. Bell war, Sozialdemokraten befinden?— Zeuge Mantell: Dessen erinnere ich michnicht; ich mühte es dann doch aber in Erinnerung haben.— Staats-anwaltschaftsrat Pfaffe: Worauf, meinen Sie, könnte es zurückzuführen sein, dah die damaligen Entlastungszeugen, die jetzigenAngeklagten, ihre Aussage einschränkten?— Zeuge Mantell: AufVerwirrung keineswegs. Sie haben die Aussagen wohl einge-schränkt, weil sie sie auf die Vorhalte hin einschränken muhten.— Vert. RechtSanw. Dr. Niemeyer: Diese Frage muh ich bean-standen. Es ist daS ein reines Urteil eines am Ausgang des Pro-zesses interessierten Zeugen.— Vors.: ES kann ja diese Frage ineine rein tatsächliche Frage umgewandelt werden.— Staatsanwalt-schaftsrat Psaffe: Haben Sie in dem Prozeh Margrafs durchGesten oder Bemerkungen in die Verhandlung eingegriffen?—Zeuge Mantell: Ich habe natürlich in die Verhandlung einge-griffen, denn was die Angeklagten aussagten, war nach meinerUcberzeugung, wie nach der des Herrn Vorsitzenden unwahr. Sieniuhten darauf aufmerksam gemacht werden und haben daraufhindann auch die Einschränkungen gemacht.— Vert. RechtSanw. Tr.Niemelier: Ist Ihnen noch erinnerlich, dah Zeuge Münter nochwährend der SchwurgcrichtSverhandlung eine schriftliche Eingabean die Staatsanwaltschaft machte, dah ich. der als Zeuge oer-nommen worden war, immer aus- und eingehe und drauhen densozialdemokratischen Zeugen Mitteilung mache?— Zeuge Mantell:Ob Münter eine schriftliche Eingabe machte, weih ich nicht? jedenfallsaber wurde der Staatsanwaltschaft von Münter die Mitteilunggemacht, dah Herr Niemeyer drauhen mit den sozialdemokratischenZeugen verkehre. Es ergab sich dann die Unbcdeutenheit diesesVorganges.— Staatsanwalt: Erinnern Sie sich, dah der ErsteStaatsanwalt Peterson damals in öffentlicher Verhandlung er-klärte, daß er bedanre, daß dieser Zwischenfall eingetreten war?— Zeuge: Ich glaube wohl.— Vors.: lieber das Auftreten vonMünter bekommen wir ja hier noch genug zu hören.— ErsterStaatsanwalt Eger widerspricht der Entlassung der Zeugen Mantellund Moser.— Nach einer kurzen Pause kommt der Vorfitzendenochmal» auf die Bemerkung des Verteidiger» zurück, der ZeugeMantell fei interessiert an dem Ausgang des Prozesses. Es könnedavon wohl nicht die Rede sein, höchstens könnte gesagt werdendaß der Zeuge an dem früheren Verfahren beteiligt war. r- VertRechtSanw. Dr. Niemeyer: Der Zeuge hat zuerst die Verhaftungder Angeklagten versllgt: er hat die Anklage im Prazeh Margrafserhoben und vertreten und hat auch in der SchwurgerichtSverhand-knng die Anklage vertreten. Er ist insofern an der Herbeiführungde» Schicksal» der Angeklagten beteiligt. Ich habe mich nur dagegengewehrt, dahein derartig interessierter Zeuge ein förmliches Gutachtenabgebe.Zeuge Mantell svortretend): Von einem Interesse meinerseitskann absolut keine Rede sein. Ich habe dje Sache Margrafs imInteresse des Staate» vertreten; ich habe als Staatsanwalt nurdie Hoheitsrechte des Staates wahrgenommen. Der Staat gibtGesetze und muh darauf achten, dah diese Gesetze beachtet werdenIch habe daher al» Staatsanwalt dafür zu sorgen, dah Ueber.tretungen gesetzlich geahndet werden. Ein persönliches Interessemeinerseits liegt also keineswegs vor.— Vert. RechtSanw. DrNiemeyer: Das ist ein Plädoyer gewesen.Es wird dann zur Vernehmung einer Reih« Zeugen über diePersönlichkeit MünterS übergegangen. Eine Anzahl Zeugen be-runden über ein Erlebnis mit Münter am l. März 1W4. DieZeugen, die untereinander bekannt waren, hatten einen mehrscherzhaften Streit, bei dem es nicht übermähig laut zugingMünter sei herangetreten, habe»hne Veranlassung blank gezogenund auf einen Zeugen eingeschlagen.— Zeuge Hasenpetter be-kündet, dah Münter nacht» an eine Gruppe herangetreten sei undeinen Man» repidiert habe. Münter sagte., er hätte RevolverMssegehört und müsse nachsehen, ob einer der Leute einen Revolverhabe. Als Zeuge hinzukam, wurde er auch von Münter angehalten;er wisse aber Nicht mehr, ob er selbst revidiert worden sei.— Pars.:Hat Münter einen d«r Leute geschlagen?— Zeuge: Ich glaubenicht.— Vors.! Früher sagten Sie, der Mann, der revidiertWerden sollte, soll gesagt haben: So ein LumpenaaS revidiert michlDarauf habe Münter gescklagen. Zeuge: Heute weih ich da«nicht mehr.—- Zeuge Regierungssekretär Petri-Miinster warzweiter Brigadeschreiber bei der dortigen Gendarmertebrigade.Münter War erster Brigadeschreiber und Rechnungsführer �und verwaltete auch die von den Gendarmen hinterlegten Heiratskautionen.Vors.: Dabei sollen Unregelmäßigkeiten vorgekommen sein;Münter soll Gelder für sich verwendet haben.— Zeuge: Ja. Wegen de» Lebenswandels MünterS nahm ichPeranlassung, beim Oberst Meldung zu erstatten. Ich fiel zunächstaber glatt ab. Erst später konnte ich von wirklichen Unregrlmäftig-ketten Mitteilung machen und den Oberst fragen, ob ein solcherMensch noch wert sei, die Tressen zu tragen. Auch sein außerdienstltcheS Verhalten war mir bereit» aufgefallen. Er warei» abnorm aufgeregter Mensch,der bramarbasierte und bei Kneipereien immer gleich den Mittel-Punkt bildet» und da« große Wort führte. Sehr oft sah man ihman, daß er nach durchfoffener Stacht in den Dienst kam.— Vors.:Er führte also ein unsolide» Leben?— Zeuge: Sin für einenGendarmen direkt anstößiges Leben. Als er erfuhr, dah ich beimOberst Anzeige erstattet hatte, erklärte Münter, er wolle mich er-schießen. Inwieweit er das ernst meinte, weih ick nicht, jedenfallshabe ich den Oberst gebeten, mich gegen alle Eventualitäten zuschützen. Ich habe mich Im Bureau so gesetzt, daß ich ihn nichtmehr im Rücken, sondern neben mir hatte.— Vors.: WievielKautionen mag er für sich verwendet haben? � Zeuge:Zwei zu je Z00 M.— Staatsanwaltschafttrat Pfaffe: Als die Revision kam. hatMünter doch da» Geld ersetzt?— Zeuge: Soviel ich weih, hat ersich das Geld erst von einem Bekannten geborgt.— Zeuge Landessekretariatsassistent Wolf-Merseburg war früher Gendarm inMünster.— Vors.: Was war Münter für ein Mann?—Zeuge: Erverkehrte in den Kneipen viel mit Frauenzimmernund hat sich auch insofern etwa» zuschulden kommen lassen, als erKautionen für sich verwandte. Als die Revision feststand, meldeteer sich krank. E» vergingen 14 Tage, bi» er das fehlende Geld andie Kasse abgeführt hatte.— Zeuge Petrt: Wie ich jetzt aus demRechnungsbuch sehe, hat Münter in drei Fällen den Verlust derZinsen decken müssen.— Erster StaatSanw. Eger: Wir könnenMünter ja darüber nicht mehr hören, ob er irgendwelche Ent-fchuldigungsgründ« hatte, vielleicht Bummelei. Zeuge Petri:Nein, Herr Erster Staatsanwalt, Bummelei kommt wohl nichtin Frage. Dazu ist dt« Zeit von Oktober bi» April zu lang.—Ersrer Staatsanwalt Eger: Ich gebe Ihnen ja zu, daß es sehrverdächttg ist. Von dem Zeugen Oberwachtmeister Böttcher hatsich Münter eine? TageS 600 M. geborgt. Es war daS zweitemal,daß wir uns überhaupt sahen. Al» Grund gab er an, dah er seineMöbel bezahlen müsse. Er hat mir da» Geld in Raten zurück-gezahlt.~ geu-e Gastw'rt Tamann-Bochum. früher Oberwacht.meister, hatte Munter m Herne In seinem Beritt. Münter war vonMünster überwiesen worden, weil er sich dort allerlei hatte zu-schulden kommen lassen.— Vors.: Wie war seine dienstlichtFührung?— Zeuge: Im allgemeinen wollte man nichts von ihmwissen; er benahm sichwi» ein Löwe unter einer Herde Schafe.Man glaubte ihm nicht». Er kannte gemacht haben, wa» er wollte,«ach seinen Berichten hatte er immer recht. ES kamen auch An-»eigen über dienstliche Ueberschreitunge», aber er wuhte alles so zudrehen, dah die Sache für ihn günstig war. Da sich die Anzeigen»iederheltcn, kam ich schließlich zu der Ansicht, dah doch die An-«eisenden recht hatten.— Vors.: Liegt das alle» vor der erstenSchwurgerichtsverhandlung?_ Zeug«: Ja.— Vors.: Kam es auchvor, dah er Leule gleich mit dem Säbel schlug, die nicht weggingen?— Zeuge:Fast täglich.StaatSanw.-Rat Pfaffe: Wie kommen Sie auf die Wendung:..Münter habe sich benommen wie ein Löwe unter einer Schaf-Herde?"— Zeuge: Er hetzte die Kameraden auf und fühlte sichhocherhaben. Renommierte mit seinen früheren Stellungen mitseiner Gardc-du-Corp-Vergangenheit.— Staatsanw.-Rat Pfaffe:Kamen nicht auch über andere Gendarmen Anzeigen wegen dienst»licher Ueberschreitungen?— Zeuge: Jawohl, noch über zwei.Sie bildeten mit Münter zusammen eine Art Komplott.— StaatSanw.-Rat Pfaffe: Waren die Anzeige».jGMÜndet?—Zeuge: Ja, in vielen Fällen. Ter eine Gendarm trut auch baldzum Zivildienst über, der andere starb später im Jrrenhause.Hierauf trat die Mittagspause ein.In der NachmittagSsitzung wird die Zeugenvernehmung fort-gesetzt. Magistratsassistent Georg Wolf-Berlin hat die vomBerliner Magistrat gegen Münter eingeleitete DiSziplinarunter-suchung geführt. Münter war zuerst als Diätar in den städtischenDienst getreten und wurde später Assistent mit 250 M. monatlichemGehalt. Das Sekretärsexamen hat er nicht bestanden. Kurze Zeithatte er noch einen Nebenverdienst, der ihm wieder entzogen wurde,da er darüber seine eigenen Arbeiten vernachlässigte. Münter kambeim Oberbürgermeister einigemal um Unterstützung ein, weil erinfolge Krankheit hilfsbedürftig sei. Er hatte ein Gallenstein-leiden.— Vors.: Ex hat wohl sehr häufig gefehlt unter dem Vor-geben, daß ihm sein Leiden grohe Beschwerden bereite?— Zeuge:Er fehlte sehr häufig.— Vors.: Er ist wohl auch an einer Gallen-steinoperation gestorben?— Zeuge: Ja. Er litt auch an Gelenk-rheumatismus und sagte, das rühre davon her, daß er einmal vonBergleuten in einen eisbedeckten Tümpel geworfen worden sei.—Vors.: Sie haben den Arzt Dr. Berakner auch gutachtlich überMünters Gesundheits- und Geisteszustand befragte— Zeuge: Erwar ein überaus aufgeregter Mann; seine Mutter war in einerIrrenanstalt und ist dort gestorben. Als die DiSziplinarunter-suchung eine für ihn ungünstige Wendung nahm und ich ihmmanche ihm wenig angenehme Borhaltungen machen muhte, ist erganz plötzlich in eine aufbrausende Wut gekommen. Er hat auchvielfach Beschwerden über mich an den Oberpräsidenten und Ministergerichtet, die mich zweifeln liehen, ob er geistig ganz normal sei.— Vors.: Ist ein Bruder von ihm, der Volksschullehrer war, nichtauch in eine Irrenanstalt gekommen?— Zeuge: Ja, er ist in derIrrenanstalt gestorben. Der Arzt sagte mir, er könne kein ab-schließendes Urteil abgeben, weder ob Münter normal oderanormal sei.— Vors.: Wie kam nun daS Disziplinarverfahrengegen Münter zustande?— Zeuge: ES waren mehrere Denun-ziationen über Münter eingelaufen, dah er für andere Leute gegenEntgelt eine Art RechtSkonsulentcutum betreibe. Ein Magistrats-beamter namens Hintze beschwerte sich, daß Kollege Münter in einemRechtsstreit gegen ihn als Vertreter der Gegenpartei austrete.Dann führte der Landrat von Niederbarnim Beschwerde, dah derMagistratsbeamte Münter in Rechtsgeschäften für Dritte ohne Er-laubnis des Magistrats beim Bezirks- und KreisauSschusse auftrete und die Behörden mit Eingaben belästige.— Vors.: Es stelltesich wohl auch heraus, dah er an Tagen, in denen er wegen Krank-heit vom Dienst weggeblieben war,Termine wahrgenommenhatte.— Zeuge: Allerdings hat der Arzt sich dahin geäußert, dahsein Leiden ihn gehindert haben könne, regelmähigen Dienst zutun, dah er aber ganz gut einen Termin wahrnehmen könnte. DaSDisziplinarverfahren wurde eingeleitet, weil den Beamten verbotenwar, ohne Erlaubnis gewerbsmäßig Ncbengeschäfte zu betreiben.— Vors.: Der Lnndrat beschwerte sich, dah Münter als Beamterden Behörden gegenüber in seinen Beschwerden ein unwürdige»Verhalten gezeigt habe.— Zeuge: Ja.— Vors.: Im Laufe derDisziplinaruntersuchung stellte sich dann auch heraus, dah Münter»w« Gastwirtezur Abgabe von unwahren Aussage»in seinem Disziplinarverfahren zu bestimmen versucht habe.-»Zeuge: Ich hatte zunächst den Eindruck, daß eS sich um einen kleinenNebenverdienst handelte, und fahte die Sache nicht so. tragisch auf.Wenn er diese Dinge gleich eingeräumt hätte, wäre wohl kein Ver-fahren eingeleitet worden. Er weigerte sich aber, sich vernehmen zulassen, und da blieb dem Magistrat nichts anderes übrig als dieEinleitung des Disziplinarverfahrens. Ich riet Münter, wenn erwirklich nebenher einige Pfennige verdient hätte, eS ruhig ein»zuräunien. ES wäre nicht so sckilimm, und eS könnte höchstens einVerweis oder eine kleine Geldstrafe herauskommen. Er bestrittaber, für Entgelt tätig gewesen zu sein. Wenn er etwa» genommenhabe, seien es knapp seine baren Auslagen gewesen. Der Zeugeerörterte dann einzelne von Münter betriebene Rechtsgeschäfte.Münter arbeitete in verschiedenen dieser Prozesse mit einem Mannezusammen, der nie arbeitete, aber immer Geld hatte. Man nennediese Art Leute in Berlin„Schieber". In einem Falle beschuldigtensich beide Parteien gegenseitig drS Metneid». Einem der Zeugenhatte Münter veranlaßt,unwahrerweise auszusagen,dah er die ihm gezahlten 100 M. nicht al» Vergütung, sondern fürAuslagen erhalten habe. Münter war auch in mehreren Ehe-chetdungsprozessen tätig. Eine grau von P. wandte sich an denRagistrar mit der Anschuldigung, dah er.faule Dinge" ge-macht Hab«. Dagegen wurde>hm in mehreren von ihm betriebenenWiederaufnahmeverfahren, so u. a. zugunsten von zwei wegenKörperverletzung verurteilten Zuchtleuten das Zeugnis ausgestellt,dah er sich höchst anständig und uneigennützig gezeigt habe. Vors.:Die Voruntersuchung Ist dann wegen Verdacht drS Meineids undUnternchinens der Verleitung zum Meineid gegen Münter undeinen Kollegen von ihm auf Antrag der StaatSanioaltschaft eröffnetworden. Das Verfahren gegen Münter fand sein Ende mit MüntersTod, das Verfahren gegen die anderen Beamten wurde wegenMangels an ausreichenden Beweisen eingestellt.— Erster Staatsanwalt Eger: Ist Münter vom Dienst suspendiert worden?—teuge Wolf: Ich habe zwar mit Rücksicht auf die Schwere der inrag« kommenden Straftaten einen solchen Antrag gestellt, der Ber.„ner Magistrat hat ihn aber abgelehnt.— Erster StaatsanwaltEger: Also ist Münter im Amt gestorben?— Zeuge Ja.— Vert.R.-A. Dr. Niemeyer: Haben Sie nicht in einem Falle, in dem sichWidersprüche zwischen den Angaben Münter» und den Angabenzweier anderer Zeugen ergaben. Nachforschungen über die Glaub-Würdigkeit dieser Zeugen angestellt?— Zeuge: Jawohl. Und deruständige Amtsvorstcher erklärte diese beiden für ordentliche Men-chen. In einem anderen Falle wurde mir mitgeteilt, daß Münterin einem Prozeß gegen Prof. Bing ein falsches gerichtliches Urteilinsofern herbeigeführt habe, al Ser falsche Photographien produziert habe. Auf Anfrage antwortete die Berliner Polizei, dah sievon einem solchen Prozch nichts wisse. Später aber hörte ich, dahtatsächlich ein solcher Prozch geschwebt hat und daß Ving zu rinerhohen Strafe verurteilt worden ist. Er wurde im Wtederausnahme-verfahren freigesprochen. Wie weit Münter daran beteiligt war,kann ich nicht sagen.— Zeug« Magistratsbeamter Haß.Berlin warmit Münter im Verein Gardeducorps zusammen. Münter wylltepartout Schriftführer werden, er wurde es auch, geriet aber bald inUnfrieden mit seinem Vorsitzenden. Er verletzt« die Statuten undlieh e? auch an kameradschaftlichem Geiste fehlen. Wir schlössen'hn schliehlich aus, nachdem er ver dem Ehrenrat ei« verhalten g».eigt hatte, das jeder Beschreibung spottet. Er kam nicht, spielteTheater und rief nachher die Gerichte an. vors.i Da formelleVerstösse vorgekommen waren, ist-er bei Gericht auch durchgedrun»gen. Halten Sie Münter für glaubwürdig?— Zeuge:Auch wenn er schwört, glaube ich ihm kein Wort.Erster Staatsanwalt Eger: Können Sie dafür bestimmte Beispieleanführen?— Zeuge: Er behauptete einmal, Justizrat Sello habesich im Hardenprozeh an ihn gewandt. Wir konnten ihm aber be-weisen, dah er sich an Justtzrat Sello gewandt hat.— yors.:Spielte er denn auch im Hardenprozeh eine Rolle?— Zeuge Ma-gistratSassessor Löwenstein(nicht Wolf. Anm. d. Berlchtcrst.): Nein,aber er wollte eine Rolle spielen. Da der Hardenprozeh hiernun einmal erwähnt worden ist. kann ich mitteilen, dah sich mden DiSziplinarakten der Vermerk befindet, Münter sei an denRegimentskommandeur des Grafen Hohenau herangetreten.—-Erster Staatsanwalt Eger: Wir brauchen die Sache wohl nichtweiter zu verfolgen.— Zeugin Frau Mieliricke-Berlin ist in Berlinzusammen mit einem Bäckergesellen vom Schöffengericht wegenDiebstahls von Backwerk nach ihrer Meinung unschuldig verurteiltworden. In dieser trostlosen Lage wandte sie sich an oen ihr be-kannten Magistratsbeamten Fehder. Fehder sagte, er hätte einenFreund, der schon viele Prozesse geführt und bisher alle gewonnenhabe. Dieser Freund war Münter. Zeugin hat Münter für ernenRechtsanwalt gehalten und ihm 50 Mk. gezahlt. Münter habe siedarauf schon zu dem Freispruch beglückwünscht. Einige Tage nachherkam ein Brief von Münter, sie solle sich noch auf ein paar hundertMark einrichten. So viel Geld wollte sie aber nicht geben, sie tun-digte trotzdem dem RechtSairwalt Dr. Liebknecht, der ihre Ver-tretung bis dahin hatte, das Mandat. Bald kam Münter aberwieder zu mir und meinte, er wollte den Bruder des angeklagtenBäckergesellen, der inzwischen nach Thale verzogen war, für d:eBeruftingSverhandlung als Zeugen instruieren. Für die Reise nachThale verlangte er 50 M. Ich sagte ihm, dah ich nur noch 50 M.hätte und 10 M. für die Wirtschaft brauche. Mit 40 M. fuhrMünter nach Thale. Er kam mir dem Bruder d«S Bäckergesellennach Berlin und vor diesem Zeugen führten wir nun in meinerWohnung eine regelrechte Gerichtsverhandlung auf. Münter warBorsitzender und ich war die Angeklagte. Ter Bäckergeselle wurdeals Zeuge vernommen, ebenso meine Tochter. Msinter hatte auf-grschriebcn, was beide vor dem ordentlichen Gericht aussagen sollten.Meine Tochter kam weinend zu mir und sagte:Um alles in der Welt kann ich so nicht aussagen, wie Münter auf-geschrirben hat.Erster Staatsanwalt Eger: Die Staatsanwaltschaft steht auf demStandpunkt, dah dieser Bäckergeselle bereits ehe Münter eingrisf,vor der Polizei seine späteren Angaben gemacht hatte.— Vert.R.-A. Dr. Niemeyer: Ich hätte nicht angenommen, daß die Staats-anwaltschaft auch in diesem Falle Münter retten würde.— ErsterStaatsanwalt Eger: Wir wollen auch unsererseits nur volle Klar-heit schaffen.— Zeugin: Kurz vor seinem Tode kam Münter mitFehder zu mir und bat mich unter Tränen und unter HiiUveiS aufdie militärische Stellung seines Sohnes inständig, seine Schrift-stücke zu vernichten. Ich sagte: Nein, Herr Münter, Sie haben zuschlecht gehandelt und mir zu viel Geld abgenommen. Auf ZuredenFehders aber lieh ich mich bewegen und habe alle Schriftstücke, dieich von Münter hatte, verbrannt. Münter gab mir dafür 30 Mark.— Vert. R.-A. Dr. Niemeyer: Ist«S richtig, dah Münter nach derBerufungsverhandlung an den Bäckergesellen herantrat un-d ihmVorwürfe darüber machte, nicht so ausgesagt zu haben, wie er ihmaufgeschrieben hatte?— Zeugin: Ja.— Erster Staatsanwalt Eger:Wie sind Sie überhaupt in diese Sache hineingekommen?— Zeugin:Da» weih ich nicht.— Zeuge Paul Nord mann ist ein Bruder desdamaligen Mitangeklagten Bäckergesellen. Er bekundet, dah Münterfür ihn das Reisegeld von Thal« nach Berlin bezahlt habe. In demfingierten Termin sagte Zeuge auch aus, was Münter ihm aufgc-schrieben hatte.— Bors.: War denn daS wahr?— Zeuge:Nein.Vors.: Sind Sie nun auch vor Gericht vernommen worden?—Zeuge: Ja.— Bors.: Und haben Sie vor Gericht die Wahrheit ge-sagt oder da», wa» Münter Ihne» aufgeschrieben hatte?— Zeuge:Die Wahrheit.— Vors.: War Münter im ffieiichtffaol?— Zeuge:Ja. er sah im Zuhörerraui».— Vors.: Die Berufung hatte fürFrau Mielnicke übrigens keinen Erfolg, ihre Strafe wurde nichtermähigt.Es folgte die Verlesung der gegen den Redakteur Margrafs er-gangenen Urteile. Morgen(Mittwoch) wird die Verhandlung fort-gesetzt.Gerichte-Zeitung.Er„mußte" zum Säbel greifen.Ein geringfügiger WirtShausskandal hat ftir den HaupkbS-teiligten, einen Schraubendreher Alfred Schulze, sehr schlimmeFolgen gehabt. In einer Kellnerinnenkneipe der Gropiusstrvhehatte Schulze einen Streit mit der Wirtin bekommen, so dah dieseihn durch einen Schutzmann hinauSbringcn lieh. Alz der Schutz-mann ihn zur Feststellung seiner Personalien nach der Wacheführen wollte, entstand auf der Strasse die übliche Menschenansamin-lung. Schulz« weigerte sich, den Weg zur Wach« anzutreten, unddie Zuschauer schienen für ihn Partei nehmen zu wollen- Schlich-lich hielt der Schutzmann di« Situation für so bedenklich, daß erden Widerstand durch Waffengewalt brechen zu sollen glaubte. Crzog seinen Säbel, hieb auf Schulze loS und— schlug>ihm daS linkeOhr ab. Schulze ist durch diese eilige Säbeltot des Schutzmannsfür sein ganze» Leben entstellt worden. Daß er hinterher noch aufdie Anklagebank kommen würde, verstand sich von selber. Gesternhatte Schulze vor dem Amtsgericht Wcdding sich zu verantwortenwegen Hausfriedensbruchs, Beleidigung und Widerstand. Mit ihmwar angeklagt ein Arbeiter Giebel, der ihm bei dem Transportzur Unfallstation behilflich gewesen war und dabei sich gegenüberdem Schutzmann bei Widerstands und der Gefangenrnbefrriungschuldig gemacht haben sollte._Die ganze Affäre ist nur im Hinblick auf den SchutzrnannSsabelvon einigem Interesse für eine ivciteve Ocffentlichlcitr Die Bc-weiserhebung, für die die Anklagebehörde eine stattliche AnzahlZeugen aufgeboten hatte, lieh nicht erkennen, dah Schulze sich bc-Kaders gewalttätig gezeigt hätte. Er hatte in dem Lolal krakcclt,e Vertreterin der Wirtin eine„alte H...." geschimpft, den herbei-gerufenen Sckmtzinann gefragt, ob er verrückt sei, und bei seinerSistierung sich an den Türpfosten gelehnt. Auch die Vorgänge aufder Straße, über die der Schutzmann Hirt aussagte, scheinen nichtübermäßig bedrohlich gewesen zu sein. Hirt hielt, so bekundete er,den Schulze am Aermel, wurde aber zuruckgestohen und wollte nundem Widerspenstigen die Kette anlegem Schulze hatte,«AS eraus dem Lcckal hinausgeschoben wurde, ein Tulpengla» in der Handbehalten. Auf der Strahe hob Schulze das Glas, so dah Schutz-mann Hirt annahm, er wolle damit schlagen.„Da zog ich", sagteHirt vor Gericht,.meinen Säbel und schlug zu".„Und schlugenihm da« Ohr ab", ergänzte der Vorsitzende. Ein Zeuge Disimonibekundete über Schulz«? Weigerung, mit zur Wache zu gehen:„ESentstand«in Gedränge, und die Sache wurde ein bißchen brenzlich.ES sah au«, wie wenn sie ihn befreien wollten. Da mußte derBeamte zuschlagen, diesen Eindruck hatte ich vollständig." Dahandere Zuschauer anderer Meinung waren, ging auk HirtS eigenerDarstellung hervor. Seine wiederholte Aufforderung, für denVerwundeten«ine Droschke herbeizuschaffen, habe keinen Erfolggehabt, ja, man habe gerufen:.hol alleine ein«, verfluchter Blut.Hund!" Schliesslich fanden sich doch Leute, die«in- Droschke be-sorgten, Schulze aber weigerte sich jetzt, mit dem Schutzmann zu.sammen in der Droschke zu fahren. In der Droschke und um sieherum kam e» zu einem stürmischen Austritt, bei dem der AngeklagteGiebel den Schutzmann mit einem Stob vor die Brust tätlich an-gegriffen haben soll. Die Beschuldigung der„Gefangenenbefreiung"fiel in sich zusammen, weil Schulze gar nicht mehr zur Wache.sondern zur Unfallstation hatte gebracht werden sollen. Alle» übrig«aber gal: dem AmtSanwalt al« erwiesen; er beantragte gegenSch-ulze 14 Tage Gefängnis und 40 Mark Geldstrafe, gegen Giebell Woche Gefängnis. Den......,,■». durch nicht« begründeten Vorwurf, dahSchulze sich„besonder» roh" benommen habe, wies sein VerteidigerDr. Karl Liebknecht zurück; für den Angeklagten, der schon durchden Verlust de» Ohre» hart genug gestraft sei. sei eine Freiheit».strafe nicht am Platze. Da» Urteil lautete für beide Angeklagte aufje 2 Wochen Gefängnis. Dem Schutzmann wurde attestiert, daher feine AmtSbefugniS nicht überschritte» habe.Umgegangene DmcKIcimften..Frauen-Zukunft«, eine Monatsschrift. Herausgegeben von Gabriel«von lieber. Mein Hammerschlaa. Hanns Dorn.(Frauenverlag Münchenund Leipzig.) Vierteljährlich 4 M.