SIS Genosse Brey zur Begründung deS sozialdemokratischen'Antrages die Tribüne bestieg, wurde er von der Rechten mitunwilttgem Lärnl empfangen und wurde längere Zeit amSprechen gehindert. Brey ließ sich indes nicht abhalten,dafür einzutreten, daß diese Gelegenheit zur Abschaffung desverderblichen Zündwarengesetzes benutzt werde. Er brachtedabei die Rücksichtslosigkeit der Regierung und Schnaps-blockparteien gegen die braven Zündwarenarbeiter in wirk-samen Gegensatz zu der zarten Besorgnis, die die nämlichenLeute für das Steuerprivileg der Fürsten betätigt hatten. Dashalf natürlich nichts. Gegen die Stimmen der Sozialdemo-traten und Freisinnigen wurde der Antrag abgelehnt.Dann kam es zur Schlußabstimmung über dasganze Gesetz, die namentlich vorgenommen wurde. Sieergab 199 Stimmen f ü r und 93 g e g e n das Gesetz, bei20 Stimmenthaltungen. Außer den Sozialdemokraten hatkeine Partei geschlossen gegen das Gesetz gestimmt. Enthaltenhaben sich wieder die Polen. Sogar eine größere Zahl Frei-sinniger befand sich unter den Jasagern, so daß daraus zuersehen ist, wie nicht einmal in solchen Steuerfragen die Frei-sinnigen sich noch in die Stellung einer entschiedenen Oppo-sitionspartei hineinfinden können.Der Rest der Sitzung wurde dann mit der Fort-führung der Jmpsdebatte ausgefüllt. Dabeivertrat Genosse Sachse mit Wärme einen von einerAnzahl Parteigenossen unterzeichneten Antrag auf An-stellung neuer Untersuchungen über die Jmpfmethode undihre Wirkungen, sowie die Einführung der englischen„ G e>w i s s c n S k l a u s e l", die es in das Belieben der Elternstellt, ob sie die Impfung ihrer Kinder zulassen wollen. Esmag hierbei bemerkt werden, daß andere Parteigenossen wohlmit der Anstellung neuer Untersuchungen, nicht aber mit derEinführung der Gewissensklausel einverstanden sind. EineParteiangelegenheit ist diese Frage natürlich überhaupt nicht.Die Debatte führte zu einem mehrstündigen sehr eingehendenVortrage des als Regierungskommissar anwesenden ProfessorsKirchner über die gesamte Jmpfpflege. Er trat mit großerEntschiedenheit für die Aufrechterhaltung desJmpfgesetzeS und des Impfzwanges ein. Um 6>/, Uhrwurde dann die Debatte wiederum vertagt.Die nächste Sitzung findet M o n t a g, den 6. Febmar, statt.Die neue Methode.Der Präsident der preußischen Duma, Herr Jordanü. Kröcher. hat am Mittwoch zum ersten Male die neue Methodeprobiert, die er neulich in so auffallender Form angekündigt hat.Daß sich die Methode bewährt, kann man beim besten Willen nichtbehaupten� denn in letzter Linie ist der Blamierte doch immer ihrgenialer Erfinder. Herr v. Kroch er rief nämlich unseren Ee-nossen Liebknecht, der namens der Fraktion zu dem Gesetzentwurfüber die Polizciverwaltung in den Regierungsbezirken Düsseldorf,Arnsberg und Münster sprach, fortgesetzt zur Sache. Dabei war Lieb-kuecht auch nicht um Haaresbreite von der Sache abgewichen, denn eSgehört doch selbstverständlich zur Stiche, wenn man auf die letztenUrsachen hinweist, denen ein Gesetzentwurf entsprungen ist, und seineGefahren schildert. Aber des Präsidenten Begriffe über Sachlichkeitsind andere. Vielleicht wollte er auch lediglich eine Probe seinerSchneidigkeit ablegen. Kurz ünd gut, nach dreimaligem, direkt pro-vokatorischcm Ruf zur Sache entzog er unserem Redner das Wort.Nach der Geschäftsordnung mußte er das Haus befragen, ob esLiebknecht noch weiter anhören will, und da ist es charakteristisch,daß selbst das Gros der Nationalliberalen sichnicht zu der Kröcherschen Geistesgröße aufschwin»gen konnte, sondern mit Freisinn und Sozialdemokratie dafürstimmte, daß der Sozialdemokrat weiter reden dürfe. Natür-lich war das praktisch bedeutungslos, denn die Mehrheit, bestehendauö den beiden konservativen Parteien, dem Zentrum und einemTeil der Nationalliberalen, trat auf die Seite des Präsidenten. Aberblamabel war das AbstimmungSverhältnis für Herrn v. Kröchertrotz alledem.Hierauf begann die Beratung des I u st i z e t a t s. Wie all-jährlich, so entspann sich auch diesmal wieder zunächst eine Debatteüber die Gefängnisarbeit. Unseren Standpunkt entwickelte2 i e b I n e ch t, der in den Vordergrund die Notwendigkeit der Er-zichung deS Gefangenen zur Kräftigung für den späteren KampfumS Dasein rückte, und sich.gegen jede Echmutzkonkurrcnz aussprach,und die NichtHinzuziehung von Arbeitervcrtretcrn in die Kommissionzur Regelung der Gefängnisarbeit rügte.In der Generaldebatte zum Justizetat stimmte dann der kon-scrvative Abg. B o e h m e r ein langes Klagelied über den MoabiterProzeß an, dessen Eindruck nach außen er dadurch abzuschwächensuchte, daß er dreist und gottesfürchtig behauptete, der.Vorwärts"habe nur die Aussagen der Zeugen wiedergegeben, die ungünstigesfür die Polizei aussagten. Als ob nicht gerade der„V o r w ä r t s"am objektivsten von allen Blättern darüber berichtet hat,während gewisse bürgerliche Organe, die HerrnDoehmer sehr nahe stehen, geflissentlich allesunterschlagen haben, was zuungunsten der Po-lizeispricht! Im übrigen machte der konservative Redner denJustizminister scharf für eine reaktionäre Reform der Strafprozeß-ovdnung. Diesen Rat zu befolgen, wird dem Minister nicht schwerfallen. Geht doch die Anregung zu einer Beschränkung der Rechteder Angeklagten gerade von ihm aus! Auch das Zentrum wird ihmdabei, wie die Ausführungen des Abg. Zimmer beweisen, gernHclfersdienste leisten.Auf die Moabiter Prozesse ging Herr B e s e l e r nur noch inso-weit cin7 als er die vielbesprochene RechtSöelehrung des Land-gerichtsdirektorS Unger über den Begriff der Notwehr als ein Miß«Verständnis bezeichnete und den Grundsatz proklamierte, daß auchderjenige, der sich einem Beamten widersetzt, weil er glaubt, daß derBeamte sich nicht in Ausübung seines AmteS befindet, strafbar ist!Am Freitag wird die Beratung des Justizetats fortgesetzt.Freiheit innerhalb„gewisser Schranken".In der württembergischen Zweiten Kammer gab der MinisterPräsident Dr. v. Weizsäcker am DienStag zu der Frage derpolitischen Betätigung der Beamten folgende Erklärung ab:„Der Kgl. Staatsregierung liegt eine Beeinträchtigung derstaatsbürgerlichen Rechte der Beamten fern. Es kann der Rc-gierung nur erwünscht sein, wenn Männer, die in ihremBerust«in öffentliches Amt ausüben, sich auch außerhalb ihresBerufes am politischen Leben beteiligen und dabeiihre beruflichen Erfahrungen der Allgemeinheit nutzbar machen,doch ergibt sich aus dem Wesen des ö f f e n t l i ch e n Dienstesund der Stellung der Beamten, daß die Freiheitder politischen Betätigung nicht unbegrenztsein kann, vielmehr dem Beamten, wie in seiner amtlichenund seiner außerordentlichen Führung überhaupt, so auch hiergewisse Schranken geboten sind. Diese Schranken sindbedingt durch gesetzliche Bcamtenpfli cht, durck diePflicht der gewissenhaften Wahrnehmung des AmteS, durchdie AmtSverschwiegenbeit. die Treue gegenüber demKönig und der Verfassung."' Mit dieser Erklärung wird man sogar in Preußen zufriedenkein. Der Unterschied besticht nur darin, daß man die„gewissenSchranken' in Preußen und in den Königreichen preußischer Land-rate so eng zieht, daß alles ausgeschlossen wird, was außerhalb desKonservatismus steht. In Preußen nennt man solche Einkreisungder Beamten bekanntlich„gottgewollte Abhängigkeit".Eröffnung des elsaß-lothringischen Landesausschusses.Der elsaß-lothringische Landesausschuß wurde am Mittwochmit einer Thronrede des Statthalters eröffnet. Die Thronredebeginnt mit dem Hinweis auf den Entwurf der Verfassungsreformund spricht die Hoffnung aus, er werde die Zustimmung der be°teiligten Faktoren erhalten. In der allgemeinen Finanzlage desLandes sei keine wesentliche Aenderung eingetreten. Wetterschädcnund Mißernten hätten erhebliche Steuerausfälle herbeigeführt.Neue Steuerzuschläge seien nur dadurch verhindert worden, daßdringliche Ausgaben bis zur Reform der direkten Steuern zurück-gestellt worden seien. Die bereits fertiggestellten Entwürfe würdenzur Beratung gelangen, sobald die Entscheidung über den Ver°faflungsentwurf gefallen sei. Auch die Gehaltsverbesserungen fürverschiedene Beamtenkategorien könnten jetzt nicht durchgeführtwerden. Die Notlage der Winzer solle durch den Erlaß der Grund-steuern und andere Maßnahmen gelindert werden. Angekündigtwird ein Entwurf über die Kanalisierung der Mosel von Metz bisDiedenhofen. Die erweiterte Grenzöffnung für die Einfuhrfranzösischen Schlachtviehes wird begrüßt. Nach der Thronredehielt der Alterspräsident Dietfch eine Ansprache, in der er aus-führte, der Drang des elsaß-lothringischen Volkes nach Freiheitund Unabhängigkeit sei noch unerfüllt. Solle Elsaß-Lothringenewig als Grenzland behandelt werden, so bilde das ein Unikumin der ganzen zivilisierten Welt. Die einzelnen Parteien müßtenihre Kämpfe zurückstellen, um gemeinsam für die Fortentwickelungdes Landes zu wirken. Zum Schluß erinnert der Statthalterdaran, daß der günstige Seuchenstand in Frankreich es erfreulicher-weise ermöglicht habe, im Einverständnis mit der Reichsregierungdie französische Grenze für die Einfuhr bestimmter Marken vonSchlachtvieh in die größeren Städte und in. eine Anzahl von Ortenmit industrieller Bevölkerung zu öffnen.Die Konservativen und die Börse.Die konservative Fraktion des Reichstages hat heuk.e!lft Reichstag folgende Interpellation eingebracht:„Die Unterzeichneten erlauben sich, an den Herrn Reichs-kanzler die Anfrage zu richten, welche Maßregeln gedenken dieverbündeten Regierungen zu ergreifen, um der Ueberschwemmungdes deutschen Geldmarktes mit fremden Wertpapieren und demübermäßigen Abflüsse deutschen Kapitals nach dem Auslande vor-zubeugen?"Die Interpellation wird an einem der ersten Tage der nächstenWoche zur Verhandlung kommen.Polizeipoesie.Such die Polizeibeamten von Kassel haben den Geburtstag deSKaisers durch eine Festlichkeit begangen. Unter den Erschienenen be-fand sich auch der königliche Polizeipräsident Freiherr v. Dalwig! zuLichtenfels. Wie beim Festmahl der Polizeioffiziere zu Berlin, sospielle auch bei der dortigen Veranstaltung der Moabiter Prozeß einegewisse Rolle. Der RcickstagSabgeordneie Lattmann hat nämlich dieFestversammlung antelegraphrert und sie mit folgenden schönen Versenüberrascht:Von verführter Menge,Die zusammengerottet,Bluthunde gescholten,Beschimpft und verspottet,Stehe fest wie bisher,In der Pflicht stramm und stet,Vom Bürgertum geachtet, du treue Polizei.Das herrliche Produkt Lattmannfcher Poesie fand begeistertenBeifall und versetzte verschiedene Wachtmeister in eine solch hoch-poetische Stimmung, daß sie nach Schluß der Feier, wie manmunkelt, folgenden gereimten Dank an Herrn Latlmann abgesandthaben sollen:O, großer Dichter Lattmann,Es Hai Dein DichtergrußGewirkt aus unser'n MagenWie Lartwerg und Pflaumenmus.Wir spüren noch die Wirkung,Der Hintern tut uns weh;Denn Deine Dichleriti«Bracht uns die Diarrhöe.Der abgelehnte Rodi».Wie die..National-Ieitung" von besonderer Seite erfährt, Istder französische Bildhauer A u g u st e R o d i n, der auf der Kan-didatenliste der auswärtigen Mitglieder der Ritter dsS OrdenSPour le mörite figurierte, vom Kaiser abgelehnt worden.Die auswärtigen Mitglieder des Ordens, soweit Männer derWissenschaft und der Kunst in Betracht kommen, werden von den Aka-dcmien der Wissenschaften beziehungsweise der Künste vorgeschlagen.Nun hatte die Gesamtakademie der Künste, also einschließlich derMusiker, dem Ordenskapitel den Franzosen Rodin vorgeschlagen.Das Kapitel wieder leitete die Liste an den Kaiser weiter.In seinem Buche„In Deutschland" erzählt JuleS Huret, derKaiser habe eines Tages zum Bildhauer Krause, dem Schöpfer einerSiegcSalleepuppe gesagt:„Er hat einen außerordentlichen Ruf.I dieser Nodin.. In Frankreich hält man gar nicht viel von ihm. Undseine Zeichnungen, die sie hier jetzt in der Sezession ausgestellt haben.würde in Frankreich kein Mensch ansehen." Der Kaiser hat zwar nieeinen Fuß in die Sezession gesetzt.— Minister Studt hatte ihm dasUrteil über Nodin suggeriert.Rodin wird wahrscheinlich die kaiserliche Ablehnung ohneSchmerz ertragen._Verspätete Eiusicht.Als vor etwa 12 Jahren die badische Regierung damitbegann, die Wasserkräfte d e S O b e r r h e i n e S an dasUiuernehmertum abzulreten durch Verträge, die teilweise aus dreiMensckenalter abgeschlossen wurden, wendete sich die sozial-demokratische Berlrelung der Kammer gegen� diese Torheit.Der damalige Minister Eisenlohr vertrat die Ausiassung, daß derStaat ungeeignet sei. die Verwertung dieser immensen Kraft zuübernehmen. Nun scheint man in Karlsruhe ander» zu denken; solehnte die Regierung neuerdings ein Geiuch Privater ab, welche«eine Ausnutzung des Gefälles bei Schwörstadt sSäckingen) bezweckte;der Staat wolle sich die Wasserkraft vorbehalten, zunächst zur elek-trischen Bewegung badischcr Bahne». Der badische Anteit an denbereits vorhandenen Rbeinkraflweikcn ist Noch lange nicht ausgenutzt.Lausenburg und Augst-Whhlen liesern insgesamt 7S 000 Pfrrdelräfte.das bei Kembs geplante Werk soll 4a 000 liefern. Die Wiesental-bahn soll zuerst elektrisch betrieben werden.Feuerbestattung in Preußen.Wie die„Nationalliberale Korrespondenz" erfahren haben will.ist der schon fast sagenhaft geioordcne Gesetzentwurf über die Feuer-bcstaltung in Preußen nunmehr dein StaalSministerium zugegangen.Gteuersreihett der Veteranen in Weimar.Im weimarischen Landtage wurde am DienStag die Regierungvon volksparteilicher Seite aufgefordert, eine Borlage über dieSteuerfrelheit der Beteranm mit einem Einkommen vis zu ILM M.vorzulegen.____Oertemid».Die Ausweisungen in Preußen.Budapest, 31. Januar. In der Oesterreichischen Delegation er-klärte Graf Äehrenthal über die Frage der Ausweisungen ausPreußen, zur objektiven Beurteilung der einschlägigen Verhältnissedürfe man nicht aus den Augen verlieren, daß es das unbestritteneRecht eines jeden souveränen Staates sei, fremde Elemente, derenAufenthalt auf seinem Gebiete ihm im öffentlichen Interesse nichterwünscht erschiene, auf seinem Territorium nicht zu belassen oderdie sich schon dort niedergelassen hätten, wieder zu entfernen. Geradedeshalb könne auch die östcrreichisch-ungarische Regierung den be-züglichen Maßnahmen der preußischen nicht anders entgegentreten,als indem sie sich in jedem einzelnen Falle der Ausweisung andie preußische Regierung wende, um eine Zurücknahme odereine Fristverlängerung für die Ausweisung anzustreben.Der Ministerpräsident hielt daran fest, daß speziell im Falle derDienstmagd Ciaston die säumige Abgabe der Uebernahme-Er-klärung durch die galizischen Behörden die lange Festhaltung der-selben mitverschuldet habe. Er hoffe, daß die Verhältnissesich künftig günstiger gestalten würden, nachdem die Reichs-kanzlei, welcher der osterreicbisch-ungarische Botschafter in Berlinkünstig die Verhältnisse in jeder einzelnen Ausweisungsfrage schil-dein werde, die Zusicherung erteilt habe, sie werde dafür Sorgetragen, daß bei der Durchführung von Ausweisungsverfügungcnin Preußen mit möglichster Schonung und Milde vor-gegangen werde.frankrdd).Der Fall Durand.Paris, 1. Februar. Syndikatssekretär D u r a n d hat durch Ver-mittlung des Deputierten Meunier an den Präsidenten der Repu-blik ein Schreiben gerichtet, in dem er für die Aufhebung der Todes-strafe seinen Dank ausspricht, nochmals seine Unschuld beteuert undum seine sofortige Freilassung bittet, um die Revision desProzesses wirksamer betreiben zu können.Verurteilte Antimilitaristen.Rouen, 1. Februar. Das Zuchtpolizeigericht verurteilte den nachHallaich geflüchteten Arbeitcrsekretär Tortou wegen Auf-reizung zur Desertion in contumaciam zu zwei Jahren Ge-fängnis, zwei andere Personen aus demselben Grunde zu zweibezw. sechs Monaten Gefängnis.Lelgien.. Der Polizeispitzel in der Maske eineS Studenteu.Brüssel, 1. Februar. An der Lütticher Universität ist ein ge-wisser Brodzky als Student eingetragen, dessen Tätigkeit alsrussischer Polizeispitzel des öfteren an den Pranger gestellt wordenist. Dieser Tage ließ sich Brodzky im Speisesaal der Universität zuunvorsichtigen Aeußerungen hinreißen, die auf sein Gewerbe Bezughatten. Die Studenten verließen unter Protest sofortd e n S a a l und sandten eine Abordnung an den Rektor. Der sozia-listische„Peuple" bietet dem Rektor die nötigen Dokumentean zum Beweise, daß Brodzky in der Tat Polizeispitzel ist,Cnglsnck.Die Eröffnungszercmonien.London, 1. Februar. Die Mitglieder des Unterhauses be-gaben sich heute in der üblichen Weise unter Vorantritt des er-wählten Sprechers nach dem Hause der Lords, um dort die An-kündigung der königlichen Zustimmung zur Ernennung desSprechers zu vernehmen. An der Schranke des Oberhauses stehend.bekräftigte Mr. Low t her in der historischen Formel die Unver-letzlichkeit der Privilegien der Gemeinen und bat zu gleicher Zeit,daß man alle Irrtümer auf feiten des Hauses ihm anrechnen möge.Sodann kehrte der Sprecher, der inzwischen seine Amtstracht an-gelegt hatte, nach dem Unterhause zurück, leistete seinen Eid-undtrug seinen Namen ein. Minister und frühere Minister folgtenseinem Beispiel, dann die übrigen Mitglieder des Hauses. AmEnde der Donnerstag-Sitzung wird die große Mehrzahl der Mit-glieder vereidigt sein und das Haus wird sich dann bis zum Montag,den 0. Februar, vertagen.Die Bigamicbeschuldigung gegen den König.London, 1. Februar. Heute begann dasPvozeßv erfahrengegen den der Verleumdung des Königs angeklagten EdwardMylluS vor dem Lord-Oberstrichter Lord Alverstone. Der Saalist von Zuhörern dicht besetzt. Die Krone wird durch den Attorney-General Sir Rufus JsaacS. den Solicitor-General Sir JohnSimon, sowie die Juristen Rowlatt und Muir vertreten. AufLord Alverstones Frage, ob er durch einen RechtSbcistand vertretensei, antwortete MyliuS, er werde sich selbst verteidigen. Erer, Uchte dann, ihtrt seine privaten Briefe zurückzugeben, deren Be-schlagnahme eine grobe Rechtsverletzung sei. Ter Richter lehntedas Ersuchen ab. Der Gefangene fragte darauf, ob der Königals Kläger anwesend sei. Er wünsche seine Anwesenbeit,weil seder Angeklagte berechtigt sei, seinem Kläger im Gerichtshofegegenübergestellt zu werden. Der Richter erwiderte, der Königkönne nicht aufgefordert tverden. vor dem Gerichtshof zu cr-scheinen.Sir RufuS JsaacS erklärte, cS handle sich um eine Ber-leumdung, welche die Ehre des Königs angreife und berechnetsm, ihn in der Achtung allev Rechtlichdenkenden herabzusetzen. Erbetonte, daß keine Klage gegen die republikanischenGesinnungen des Angeklagten erhoben werde. Die gericht-liche Verfolgung sei eingeleitet worden, weil der Angeklagte be-hauptet habe, datz� des König? Ehe mit der Königin eine s ch m a ch-volle Bigamie sei und ein Aerbrecken gegen die Kirche. DerAngeklagte habe ferner behauptet, der König habe- im Jahre 1880in Malta die Tochter des AdmiralS Seymour geheiratet. Als crim Jahre 1882 Thronerbe geworden sei, habe er sie und ihrenSprößling verlassen.� um eine Prinzessin zu heiraten. Mit er-hobener Stimme erklärte Sir Rufus JsaacS sodann, die ganze Ge-schichte sei von Anfang bis zu Ende ein Gewebe von Unwahr-Heiken. Der als Zeuge aufgerufene Admiral Seymoursagte aus, er habe zwei Töchter gehabt. Die ältere habe im Jahre1899 den Kapitän Rapier geheiratet, die jüngere sei 189S gestorben.Sie sei niemals verheiratet gewesen und habe niemals mit demKonig gesprochen. Der König sei überhaupt nie in Malta gewesen,als seine Töchter dort gewesen seien. Ein Vertreter der Behördenvon Malta legte daS Eberegister von 1888 bis 1908 vor. Es istkeine Ehe eingetragen, bei welcher der Familienname der Ver-mählten Sevmour war. Des Königs Privatsekretär Sir ArthurBigge erklärte, er habe im August vorigen JabreS in einemBrief die Ermächtigung zur Dementierung des Gerüchts vo» einermorganatischen Vermählung erteilt. MyliuS stellte an die Zeugenkeinerlei Fragen. Damit war die Verhandlung für die Anklage ge-schlössen.MyliuS ist schuldig befunden und zu 12 MonatenGefängnis verurteilt worden. Nach der Urteilsverkündungsagte Sir Rufus F s a a c ö, er sei von Seiner Majestät ermächtigt,öffentlich zu erklären, daß dev König niemals vermählt ge-Wesen sei außer mit der Kc.ngin, und daß er sich niemals irgend-einer Trauungszeremonie unterzogen habe, außer mit der Königin.Der König würde der gerichtlichen Verhandlung bei-gewohnt haben, um ein entsprechendes Zeugnis ab»zulegen, wenn er nicht von den juristischen Beratern der Kronedas Gutachten erhalten hätte, daß dies der Konstitution Wider-sprechen würde.