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fttm Sozialismus erregen sollen. Nach den Aussagen der Genossen in Leicester ist eS den.Feinden der«Neu Flagge" bis jetzt aber nur gelungen, fich lächerlich zu machen. Dem Parteitag ging heute eine Konferenz über die Abrüstung und die internationale Lage voraus. Folgende Resolution wurde von dem Parteivorstand vorgeschlagen: Da diese Konferenz der Ansicht ist. dastderMilitariS- mus und der Krieg die Zivilisation und den nationalen Wohlstand vernichten, protestiert sie energisch gegen die schweren und wachsenden Rüstung?- lasten. die die Sozialreform aufhalten und die internationale Solidarität und da-Z Wohlwollen und den Frieden zwischen den Rationen gefährden. Sie ist ferner der Ansicht, daß der Militarismus, obwohl er gewinnbringend für gewisse finanzielle Kreise ist. auf deren Tätigkeit nicht wenig von unserer Kriegshetze zurückzuführen ist, in unnötiger Weise das Leben und die Lohne der Arbeiter besteuert und Grotzbritannien das Uebel der allgemeinen Wehrpflicht aufzubürden droht. Die Konserenz erklärt deshalb, dag Streitigkeiten zwischen den Nationen nicht durch die brutale Gewalt, sondern durch Vernunft und auf schiedsgerichtlichem Weg e beigelegt werden sollten. und fordert die Arbeiter dieses Landes auf, mit ihren Genosien in Deutschland und anderen Ländern gemeinschaftlich vorzugehen, um der Kriegshetze entgegenzuwirken und eine Verständigung zwischen allen Nationen zur Erreichung des internationalen Friedens und zur Förderung der sozialen Gerechtigkeit herbei- zuführen." Keir Hardie stellte zu dieser Resolution einen Abänderungs- antrag, der die Vorschläge enthielt, die auf dem internationalen sozialistischen Kongreß zu Kopenhagen über die Förderung des internationalen Friedens gemacht worden sind. Dieser Abänderungs- antrag wurde mit Ausnahme des letzten Absatzes angenommen. Dieser Absatz behandelt die Frage des Streiks als Mittel zur Verhinderung des Krieges. Er wurde mit 125 gegen 111 Stimmen abgelehnt. Man wollte, wie erklärt wurde, nicht den Anschein erwecken, als wollte man den Gewerkschaften Vorschriften machen. Eine neuer Vorsitzender. Leicester, 2. Februar. Barnes wird infolge von Krankheit den Vorsitz in der Arbeiterpartei niederlegen. Ramsey Macdonald hat sich bereiterklärt, an seiner Stelle den Vorsitz zu übernehmen._ Huö der Partei. Gememdewahlsieg. Bei der Stadtverordnetenwahl in Braunschweig behaupteten unsere Genossen ihre alten Sitze und gewannen außerdem noch einen Sitz hinzu._ Aus den Organisationen. Der Wahlverem für den achten hannoverschen Reichs- tags Wahlkreis(Hannover - Linden) nahm in feiner letzten Generalversammlung einen Antrag des Vorstandes an, vom 1. April ob den Beitrag von 30 auf 40 Pf. zu erhöhen. Der Bericht über die Emwickelnng der Organisation zeigt einen weiteren Fortschritt. Die Mitgliederzahl stieg von 17 214 auf 18 105, darunter 3129 weibliche Mitglieder. An die Kaste der Organisation wurden große Anforderungen gestellt, so wurden 5000 M. an die VollLbuchhandlung abgeführt. 4l00 M. an den BildungSauSschuß, 4100 M. an den Parteivorstand, 424S M. an den Provinzial« vorstand._ Polizei und Preßgesetz. Bei der Halleschen Polizei ist eS eine beliebte Methode, unserem dortigen Parteiorgan, dem.Volksblatt', fortgesetzt mit Berichtigungen nach dem berüchtigten Paragraphen 11 deS Preßgesetzes lästig zu fallen. Selbst Dinge geringfügigster Art geben Anlaß zu derartigen schriftstellerischen Leistungen. Auch derVorwärts" hat ja erst im vorigen Jahre diesen BcrichtigungSeifer an sich erfahren. Im November v. I. wurde gegen daS.Volksblatt" für Halle eine Geldstrafe in Höhe von 500 M. wegen angeblicher Beleidigung verhängt. Vor der Strafkammer wurde ein umfangreicher Wahr- heitSbeweiS angetreten, um darzutun, daß die� Bezeichnungen Schikane und Drangsalierung im Hinblick auf die Hallesche Polizei nicht ungerechtfertigt seien, indes vergebens. DaSGericht erklärte denWahthcitö- beweis als mißlungen und sprach dies im Urteil aus. Der Prozcßbericht des.VolkSblaUS" führte hierüber wörtlich aus:Die Beweis- aufnähme habe ergeben, daß die Polizei nicht unberechtigt, sondern durchaus berechtigt vorgegangen sei. Der Wahrheitsbeweis sei nicht gelungen," fügte jedoch auch hinzir, daß die Urteilsbegründung dies unter anderem sage. Der Polizeiverwaltung von Halle war jedoch der Bericht nicht ausführlich genug; ihr Leiter, Oberpolizei- inspektor W e y d e m a n» letzte sich aus die Hos«, und verfaßte zu dem Prozeßbcricht eineBerichtigung", in der eS hieß, eS sei unwahr, daß die Urteilsbegründung nur die im Bericht deSVolksblatts" wiedergegebenen Sätze enthalte, sondern e» stände auch noch mehr darin, nämlich, daß die Polizei in keinem einzigen Falle rechtswidrig gehandelt habe. Die sonderbareBerichtigung" wurde selbstverständlich abgelehnt. Statt sich damit zusrieden zu geben, veranlaßre die Polizeioer- waltung den Staatsanwalt, im öffentlichen Inter­esse gegen das.Volksblatt' auf Aufnahme der Berichtigung resp. Bestrafung zu Nagen. Belde sind damit gehörig abgeblitzt. Zwei- mal mußte wegen der Sacke Termin abgehalten werden, da in der ersten Verhandlung der Richter nicht herausbekommen konnte, welchen Zweck die Polizeiverwaltung von Halle etgemlich mit der.Beuch- ttgung" verfolgte. Im zweiten Termin legte der angeNagte Redalleur, Genoste Nie- buhr dar. daß die Berichtigung sick*i,icht an Tatsachen halte. WaS nicht behauptet worden, sei leine Tatlache im Sinne des Preßgeietzes und könne nicht berichtigt werden. Wiewohl der öffentliche Ankläger glaubte, 100 M. Geldstrafe und Verurteilung zur Aufnahme der Berichtigung beantragen zu müsten, folgte daS Gericht dem An- geklagten und sprach ihn frei unter Auferlegung der »kosten auf die Staatskasse. Die Berichtigung enupreche, so sübrte cS aus. weder in der Form noch in der Sache den Au- forderungen des Prcßgesetzes. Soziales. Wahrfoge-Annoncen. Ucber das Jnseratcnwesen bürgerlicher Tageszeitungen und Zeitschriften ließen sich ganze Bände schreiben. Es treibt die wundersamsten Blüten. Wir hatten schon oft Gelegenheit, die eine oder andere Art bürgerlicher Annoncen zu geißeln. Erinnert sei an die Kuppelcckcn, die sich auS bescheidenen Anfängen heraus zu langen Spalten und vielen Seiten ausgewachsen, und an keinem Wochentag, am allerwenigsten am Tage des Herrn fehlen. Ja. letz- terer scheint besonders dafür in Betracht gezogen zu werden. Das Berliner Tageblatt", dieMorgenpost", und wie sie alle heißen, überbieten sich, ihren Raum für den Heiratsmartt zu vergrößern. Gedacht sei der gemeingefährlichen vielen Annoncen derBersichc- rungSanstalten", die mit immer neuen Tricks harmlose, arbeit- suchende Leser für ihre schlecht bezahlten, unbeliebten Geschäfte an- locken. Erst kürzlich wiesen wir auf die Annoncen hin, in denen Schiffsjungen für erstklassige Schiffe gesucht wurden, wie beispiels- weise in derWoche", und daß hinter deren Angebot oft Jammer und Enttäuschung für unsere abenteuerlustigen, wahrhaftig nicht schlechtesten Jungen lauern, aber niemals wirklich erstklassige' Schiffe. Der Bruhn-Prozeh hat interessante Streiflichter auf die volizeilich geprüften Masteuscn-Annoncea geworfen. Bekannt ist, was hinter den Masseuren- und Masseusen-Annoneen oft steckt. Die wirkltchen Masseusen und Wasscuxe sind Sit Recht über derartige Lmwncen entsetzt. Cm»eueriingS ganz enorm vusstrebenbcr Zweig bürgerlichen JnseratenwesenS spekuliert auf die allergrößte Dummheit der Menschen, insonderheit des geistig blöden Teils der Bevölkerung ohne Unterschied deS Geldbeutels. Wir meinen den Zweig der Wahrsageannoncen. Das Wahrsagen ist ein Erwerbszweig, der in der Hauptsache vom zarten Geschlecht ausgeübt wird. Die Zahl der Bleideuterinnen, Chirologinnen, Handdeuterinnen, Karten- legerinnen, Hellseherinnen, Aus-dem-Ei-Prophezeiciiden usw. usw. ist Legion geworden. Dazu ein Beispiel. Vor uns liegt im hoff- nungSgrünen Gewände dieBerliner Hausfrau" vom 22. Januar 1911, ein Organ, das auch in anderen Städten, wie Breslau , Ham- bürg usw.. dort allerdings alsHamburger Hausfrau",Breslauer Hausfrau" usw. erscheint. DieBerliner Hausfrau", unter Lei- tung der bürgerlichen Frauenrechtlerin Dorothee Göbeler, bringt zweierlei Annoncen, solche mit und ohne Verantwortung der Redak- tion. Während sie in der uns vorliegenden Nummer u. a. vcrant- wortlich zeichnet für vier Annoncen zur Erzielung von Busenfülle durch Apparate, Buscncreme, Kraftpulver usw., auch fürlästige Haare", Hämorrhoidenbeseitigung selbst in hartnäckigsten Fällen. befinden sich unter ihren unverantwortlichen Annoncen nur zwei, wahrscheinlich etwas weniger sicherwirkende Busenfüllannoncen, da- gegen aber volle vierzig Wahrsageankündigungen. Vierzig Annoncen, die auf die regulärste Dummheit der Menschen, in erster Reihe der Hausfrauen und Hausangestellten spekulieren. Das Annoncieren in diesem Blatt durch die Hellseherinnen muß sich zweifellos gut bezahlt machen, sonst würden doch alle dieweisen" Frauen, die den blinkenden Erfolg vorhersehen, ihr Geld nicht so zum Fenster hinauswerfen. Wenn dumme Hausfrauen, dumme Hansangestellte auf diese Weise ihr� flüssiges Kapital bei diesen offiziellen Bauernfängern, die ungestört ihr Spiel treiben dürfen, anlegen, so ist das an und für sich schon sehr bedauerlich. Doch mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens. Fragt sich nur, wieviel unsägliches Elend mag wohl durch diese vierzig, außer Verantwortlichkeit der Redak- tion erscheinenden Annoncen derklugen" Leute angerichtet werden, da doch Selbstmorde, Ehescheidungen. Ver- und Eni- lobunaen, Stellenwechsel, Reiseprojekte, Lotterieverluste, verkehrte Spekulationen infolge von Wahrsagungen bczw. Lügenbeuteleien an der Tagesordnung sind. Wahrhaftig, es wäre Zeit, daß die Auf- klärung diesem lieblichsten aller Damenberufe, der allerdings in kürzester Zeit aus den ärmlichsten Verhältnissen zu ungeahntem Reichtum, aus den dunkelsten Butiken zu eleganten Salons am Kurfürstendamm führt, ein Ende bereitet. Vom g 10 des ReichS-Preßgefetze«. Eine amtliche Bekanntmachung-des Verbandsvorstandes des Handels- und Transportarbeiterverbandes im Verbandsorgan Courier", die der Verbandsvorsitzende Schumann unterzeichnet hatte, fiihrte seinerzeit zu einem Beleidigungsprozeh Kohlmann wider Schumann. Schumann wurde zu 20 B?. verurteilt und Kohl- mann aus die Widerklage ebenfalls. Dem Kvhlmann wurde zugleich die Befugnis zugesprochen, den NrteilStenor, soweit er die Ver- urteilung Schumanns betrifft, auf dessen Kosten imCourier" zu veröffentlichen. Die Aufnahme in denCourier" wurde ab- gelehnt. Das Amtsgericht Lichtenberg als BollstreckungSbchördr ordnete darauf die Aufnahme an. Eine Beschwerde dagegen hatte keinen Erfolg. Da die Aufnahme in denCourier" nicht erfolgte, so wurde Genosse Brllschke als verantwortlicher Redakteur wegen Ucbertretung des Z 10 des ReichS-Prcßgcsetzes angeklagt, welcher bestimmt: Der verantwortliche Redakteur einer periodischen Druckschrist, welche Anzeigen aufnimmt, ist verpflichtet, die ihm von öffentlichen Behörden mitgeteilten amtlichen Bekanntmachungen auf deren Verlangen gegen Zahlung der üblichen Einrückungsgebühren in einer der beiden nächsten Nummern des Blattes aufzunehmen." Das Landgericht I als Berufungsinstanz sprach jedoch den Angeklagten frei, weil derCourier" keine periodische Druckschrift sei, die Anzeigen im Sinne des§ 10 des ReichS-Preßgesetzes auf- nehme. Die Beweisaufnahme habe ergeben, daß derCourier" PublikationSorgan des erwähnten Verbandes fei. ES werde nur an Mitglieder des Verbandes abgegeben und nehme nur Beröffent- lichungen auf, die von Fachverbändcn ausgingen, und Anzeigen gegen Bezahlung überhaupt nicht. Unter periodischenDruck- schriftcn, die Anzeigen aufnehmen"(§ 10 Preßgesetzes), sisien aber nur solche Druckschristen zu verstehen, zu deren Gefchästsgewohn- heiten es gehöre, Anzeigen gegen Bezahlung aufzunehmen. Ter Zweck deS§ 10 fei in erster Linie darauf gerichtet, da» Ansehen der Behörden zu wahren. Er wolle verhindern, daß Druckschriften, welche Privatpersonen die Aufnahme von Anzeigen regelmäßig nicht abschlagen, sie staatlichen Organen verweigern. Gebe man hiervon aus, so sei es nicht gerechtfertigt, die Befugnisse deS Staates auf solche Zeitungen auszudehnen, welche nur von wenigen bestimmten Personen oder Verbänden Anzeigen aufnehmen. Dem- nach sei eine Verurteilung deS Redakteurs' desCourier" nicht möglich. Die Staatsanwaltschaft legte Revision ein. Gegen diese wendete sich in der gestrigen Verhandlung vor dem zweiten Straf- senat des Kammergerichts als Verteidiger des Angeklagten Rechts- anwalt Dr. Kurt Rosenfeld. Das Kammergerickt gab der Revision der Staatsanwaltschaft statt, hob die Vorentscheidung ans und verwies die Sache an das Landgericht zurück. Die Gründe gingen dahin: Der Senat könne der Auslegung, die da? Landgericht dem 8 10 gegeben habe, nicht zustimmen. Aus den Feststellungen des Landgerichts sei zu ent- nehmen, daß derCourier" von verschiedenen Verbänden und Per- sonen, wenn auch nur von wenigen und nur unentgeltlich, Anzeigen aufnehme. Damit sei genügend festgestellt, daß derCourier" zu den periodischen Druckschriften in der Art deS ss 10 gehöre. Daß es sich bei Anzeigen im Sinne de« 8 10 nur um gegen Entgelt auf- genommene Anzeigen bandeln müsse, sage der Paragraph nicht. An sich würde hier die Ctrafbarteit gegeben sein. Nun sei die Verjährungsfrage angeregt worden, wie auch in der Vorinstanz, die sich jedoch damit noch nicht befaßt habe, weil sie aus anderen Gründen freisprach. Der Senat stehe auf dem Standpunkt, daß Delikte der vorliegenden Art keine Dauerdclikte seien, die Ver- jährungsfrist also zu laufen beginne, nachdem die zweitnäckste Nummer des Blattes ohne die Veröffentlichung erschienen sei. Darüber stehe nichts Näheres fest. Deshalb müsse die Vorinstanz dieser Frage auch nähertreten. Hii9 Industrie und Kandel . Die chemische Industrie. Eine? der jüngsten Kinder der kapitalistischen Produktion die chemische Industrie zeigte im verflossenen Jahre ein recht be- wegleS Bild. Tie höchsten Dividenden und die fieberhafte Gründer- tätigkeit parten sick hier mit manchem Krach, der vielen allzu hoch gegriffenen Spekulationen ein jähes Ende bereitete. Soweit die Geschäftsabschlüsse vorliegen, bewegen sich die D i v i d e n d e n auf einer geradezu schwindelbaften Höhe. Deutsche Zelluloid- Fabrik A.-G.. Leipzig zahlte 13 Proz.(im Vorjahre 12 Proz.),.Höchst er Farbwerte 27 Proz.(wie im Vorjahre). Badische Anilin-»nd Soda-Fabrik in Lndwigshasen 27 Proz.(im Vorjahre 24 Proz.), Mitteldeutsche Gummiivarenfabrtk Louis. Peter A.-G., F r a n k f u r 1 a. M.-7- 25 Proz.(wie i. B.). Chemische Fabriken vorm. Weiler-ter Meer, Uerdingen (N i e d e r r h e i n) 12 Proz. usw., usw. Dabei nehmen die meisten von den größeren Firmen Reubauten und GeschästSerweite- tungen vor. Die rege Gründertätigkeit hält auch im kaufenden Jahre an. So ist im Januar d. I. von nicht weniger als 26 Rettgrün- düngen berick'.et worden. Darunter besiudeu sich: Deuts ch e Miiteralölindusirie A.-G. in Wietze bei Celle mit 16 Millionen Marl Aktienkapital. Pure O t l C 0.. G. m. b. H.. Bremen mit 10 Millionen Mark. Ehemische Fabrik Wesseling A.-G. mit 1,5 Rillionen Mark, Chemische Werte Hente u. vaertling 0.«®., Bremen mtt 0.« Millionen Mar?. In allen diesen 26 Neugründungen ist mehr als 21 Millionen Mar- investiert worden._ SubmissionSschwindel« Daß die sogenannten Submissionen meist nur Farce sind, konnte schon ost nachgewiesen werden. Schutzmaßnahmen gegen Uebervor- teilungen sind zumeist ohne Wirkung. Die Oeffentlichkeit«nährt gar nicht, welche geheimen Abmachungen zwischen denkonkurrieren- den" Firmen bestehen. Bekannt ist ja. daß gerade die Groß- elektrizitätsindustrie die raffiniertesten Eeheünverträge dieser Art fabriziert. Die Submissionspreise sind bei den geheimen Uo- machungen vorher festgelegt, eS wird sogar bestimmt, welcher Firma der Auftrag zugeschanzt werden soll; die leer ausgehenden erhallen von denehrlich" erkonkurrierten Preisen gewisse Prozente als Beuteanleil. Eine Submission, bei der es anscheinend nicht so zugegangen ist, hatte kürzlich die Eisenbahn direktion Kassel ausgeschrieben. Es handelt sich hier um den Bau einer tunnelartigen Untersübnmg des Frankfurter Scknellzug- gleiseö aus dem Bahnhof Kasiel-Oberstadt. Bei rund 4000 Meter Länge waren 25 000 Kubikmeter Erdmasse und 11 000 Kubikmeter Beton zu bewältigen. In den VerdingnngsaNschlägen hatte die Eiienbahnbauabteilung Kassel , um sich zu decken, den PossuS ein- gefügt, daß sich nur solche Bewerber melden sollten, dieauS- reichende Erfahrungen besitzen" undden Nachweis darüber im voraus ichristlich oder mündlich führen" können. 35 Firmen beteiligten sich an der Ausichreibung. Der M t n d e st« fordernde verlangte 33971 M. und die beiden Hochs-- fordernden 331522 M. und 362824 M. Die Dtfferenz zwischen diesen Angeboten beträgt alsonur"'.nd 330 Pro- z e n t. Solche Beispiele sind die beste Begründu.. für die Forderung der eigenen Regie bei gemeindlichen und staatlichen Arbeiten. Fuselkonsum. Wenn auch die Branntweinstatistik keinen ganz sicheren Maßstab für den Schnapskonsum liefert, indem das SptrituSsyndikat die Aus­weise nach seinen Bedürfnissen beeinflussen kann, so erlaubt die Statistik doch einige Schlußfolgerungen. So viel �fteht fest: der SchnapSkonium hat stall nachgelassen. Das bestätigt die nach- Es betrug: die Alkohol- Produktion i n 1029235 1 146 370 1 450 810 1 246 792 1 248 003 ____. Resultat dieser.. fünf Jahre ergibt sich, daß die Produktion andauernd zurück- gegangen i st, nachdem sie 1908 wegen der in Aussicht stehenden Steuern einen Sprung nach oben gemacht hatte. Der gewerbliche Verbrauch" war im Vorjahre absonderlich stark gestiegen, weit auf diese Art der Ueberfluß an Alkoholverschwinden" sollte. Jetzt sind die Spiritusläger völlig überfüllt und können nichts mehr fassen. Inzwischen wird versucht, den Branntweinkonsum wieder zu heben. Alle die, welche da mit um ihre Fuselprofite schreien und kämpfen, müssen durch den einmütigen Willen der Arbeiter merken, daß sie nicht gegen die Kultur können. Abhängig ist dieser Eriolg aber davon, ob jeder Arbeiter seine Pflicht erfüllt und den Schnaps, die freiwillige Fronleistung Junker und Staat, konsequent meidet. folgende Ausstellung. 1. Oktober bis 31. Dezember 1910... 1909... 1908... 1907... 1906... Als wichtigstes der Trink» der gewerbl. verbrauch Verbrauch Hektolitern 530443 324 948 420 394 474 088 657 121 439 268 044 345 423 934 631 800 868 133 Gegenüberstellung der letzten an /Iiis der fraiienbewegun<£ Frauen in der Schweizer Heimarbeit. Die Schweizer Hausindustrie nahm bereits vor 600 Jahren ihren Anfang, als das Seidenhandwerk und ettvas später die Leinenweberel sich aus dem Handwerk teilweise zur tzauSindustrie entwickelten. Die Gesamtzahl der Heimarbeiter wurde 1904 von dem eidaenössischen Fabrikinspektor Dr. Schüler ans 133 000 ge- schätzt: das find 4 Proz. der schweizerischen Bevölkerung. Aux 100 Arbeiter, die dem Fabrikgesetz unterstehen, entfallen nicht weniger als 54»55 Heimarbeiter. Eine 1905 vorgenommene Be- triebszählung ergab nur 92 162 HauSindustrielle, aber dicses Er- gebniö kann auS verschiedene» Gründen nicht als erschöpfend an- gesehen werden. Wie überall in der Heimindustrie, so ist auch in der Schweiz die Zahl der in ihr beschäftigten Frauen weit größer als die der Männer. Einer Reihe von Tabelle», die das Reichs- ArkPitsblatt in seiner Dezember-Rummer vcrüsfcntlichtc, ent- nehmen wir folgende Einzelheiten: In der Textilindustrie, welche mit 63 725 Personen zwei Drittel aller 1905 gezählten Heimarbeiter beschäftigt, sind allein 53000 Frauen tätig. Auf 9231 Kleidung und Putz herstellende.Hausindustrielle kommen 7554 weibliche. Selbst in der Metallindustrie, die hauptsächlich die Herstellung von Uhren pflegt, entfällt fast die Hälfte aller Heimarbeit auf Frauen. Nur in der hausindustricllen Holz- und Elfenbeinschnitzerei ist der Anteil der Fraiien ein vergleichSiveise sehr geringer. Schweizer Stickereien und Seidenstoffe sind in der ganzen Welt bekannt. In den Schaufenstern der luxuriösen Schweizer Fremdcnzentralei, sieht man Produkte des hausindustriellen Fleißes, die, was Feinheit, Schönheit und geschmackvolle AuSfüh- rung anlangt, ivahrhaft bewunderungswürdig genannt werden müßen. Dabei sind sie durchaus nicht teuer zu nennen. Freilich, wenn man die Löhne kennt, die de» Verfertigerinnen all dieser Herrlichkeiten gezahlt werden, dann wird einem klar, warum sie verhältnismäßig wohlfeil verkauft werden können. Nach Ermittc- lungen der Getverbeinspektoren beträgt der durchschnittliche Tages - verdienst der Plattstichweberinnen 11,50 Frcs.(80 Pf. bis 1,20 Mark), der Brust- und Jacquardweberinncn 1,20 1,50 Frcs.(96 Pf. bis 1,20 M.). der Seidenweberinnen 0,701, Frcs.(56 80 Pf.), der Seidenzettlerinncii und-Andreherimren 1,2c> 1,85 Frcö.(1,03 bis 1,48 M.). der Handstickcrinnen 12 Frcs.(80 Vf. bis 1,60 M.), der Kettenstichstickerinnen 0,80 1,80 Frcö.(56 Pf. bis 1,44 M.). Aehnlich liegen die Tinge in anderen Zweigen der Hausindustrie. Nur in der Seidenbandweberei erheben sich die Fraucnlöhne auf 3 Frcö.(2,40 M.) und etwas darüber. Eine Uhrenarbeitcrin kann es vis auf 2,652,85 Frcs.(2,12'2,24 M.) pro Tag bringen. Da- gegen verdient eine um die Erhaltung der Religiosität so verdiente Person wie die Vcrfertigerin von Rosenkränzen nur bis zu 1 Frcs. (80 Pf.) per Tag. Die Ermittelungen für den Heimarbeiterschutz- kongreß von 1909 ergaben Stundenlohne für feine Handstickerei von 10 bis höckstens 20 Cts.(816 Pf., für AuSschneiderei 34 Cts. (2)43 Pf.), höchstens 1215 Cts.(lv 12 Pf.), für Seidenstoff- Weberei 8,4 Cts. Ifi'A Pf.), für Strohflcchtcrci im Tessin 2 3 Cts. (1% 2J4 Pf.). Eine Folge so niedriger Arbeitslöhne ist das starke Heranziehen der Kinder zum Mitverdieneu. Die Zahl der in der Hausindustrie besckästigten Kinder unter 14 Jahren wird auf rund 25 000 geschätzt, eine für ein so kleines Land wie die Schweiz außer- ordentlich große Zahl. Eine so intensive Ausbeutung von Frauen- und Kinderarbeit muß naturgemäß schwere Mißstände für die Volkögesundheit zeitigen. In den schönsten Teilen dieses von der Natur so bevorzugten Landes findet man oft einen auffallend ver- kümmerten Menschenschlag, Kinder mit welken alten Gesichtern. Männer und Frauen, dich obwohl noch in den besten Jahren, den Eindruck gebrechlicher Greise erwecken. Ueberarbeit, Unterernäh- rung und elende Wohnungsverhältnisse haben sie vor der Zeit dazu gemacht. Fast widerstandslos ist die Sckiveizer Heimarbeiterschaft bisher der kapitalistischen Auöwucherung preisgegeben, da ihre Organisation nock» in den allerersten Anfängen steckt. Um so drin- gender ist die Erfüllung der von der organisierten Arbeiterschaft an die eidgenössische Gesetzgebung gerichteten Forderungen nach Unter- stützung der Heimarbeiteigewcrkschaften bei der Abschließung von Tarisverträaen, nach Ausdehnung aller Zweige der Arbeiterverfiche- rung auf d>e Hausindustriellcn, sowie nach Einführung einer be- sonderen Heimarbeit-Jnspektipn zur Durchführung eweK besonde­ren HeimarbeitSgesetzes,"