gl«-. Gegen diese EiteNeit der Mchtn mvtzFrüN, gemaN Set?-n., Im Moaviker PrM Mederhott Ke Erscheinung gezeigk. Scft Fiesie ist mit der richterlichen Qualifikation schlechterdings unvereinbar. Natürlich kann die menschliche Eitelkeit nicht auf einmal mitStumpf und Stil beseitigt werden. Aber wir sollten sie wenigstensstaatlich nicht fördern. Das Pflichtbewußtsein solltefür den Richter der schönste Orden sein.(Bravo! beiden Sozialdemokraten.)Abg. Dr. Müller-Meiningen: Der erste Teil des sozialdemo-kratischen Antrages entspringt der irrigen Auffassung, daß frühereStaatsanwälte nun auch blutrünstige Richter werden müßten. Wirin Bayern haben mit früheren Staatsanwälten die beste Er-f a h r u n g gemacht und wir können daher dem Antrag nicht zu-stimmen. Der Begriff„Titulatur" ist zu wenig bestimmt. Wirbeantragen daher, daß den Richtern die Annahme von Orden undEhrenzeichen verboten werden soll.Unter Ablehnung aller Abänderungensanträge werden dieNommisstonSbeschlüsse angenommen.Das Haus vertagt sich.Nächste Sitzung: Dienstag 1 Uhr. Fortsetzung. SchlußV Uhr.Hbgeordnetenbaiiö.20.Staatsanwaltschaft beamtete Zeugen stets mit großer" Beharrlichkeit auf ihr Recht der Zeugnisverweigerung hinweist, umder Polizei unangenehme Aussagen zu verhindern. Das ist abernicht Sache der„objektivsten Behörde", sondern nach der Straf-Prozeßordnung höchstens Sache des Gerichts. Es macht den Ein-druck, daß die Staatsanwaltschaft mehr Interesse an der Aufrecht-erhaltung dev Staatsautorität hat, als an der Ermittelung derWahrheit.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Redner gehtdann auf den Essener Prozeß ein und stellt fest, daß dieStaatsanwälte aus dem früheren Meineidsprozeß nichts da-von erwähnt haben, was jetzt über den Zeugen Münter befctnnt geworden ist. Ich möchte wissen, ob die Staatsanwälte bcvmals diese Tatsachen schon gekannt und trotzdem ver�schwiegen haben. Damit hätten sie zur Verschleierung derWahrheit beigetragen. Jene Staatsanwälte haben damals sichzu Trägern einer einseitigen politischen Gehässigkeit vorGericht gemacht.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Sie haben durch diesVerhalten zu dem vorhandenen Mißtrauen gegen die Justiz er-heblich beigetragen. Erfreulicherweise haben ja die diesmaligenStaatsanwälte diese Sünden ihrer Vorgänger wieder gut ge-macht. Es ist wohl selbstverständlich, daß der Herr Justizministerdiese Sache aufklärt und pflichtgemäß einschreitet.(Bravo! beiden Sozialdemokraten.)Justizminister Beseler: Das erste Verlangen des Vorrednersist u n g e r ech t fer t i g t, denn es ist Pflicht der Staatsanwälte,Ermittelungen anzustellen. Gegen die Verdächtigung, als ob derdamalige Erste Staatsanwalt in Esien die Wahrheit verschleierthätte, muß ich entschieden Verwahrung einlegen.Anlaß, irgend etwas zu veranlassen, liegt für mich nichtvor.(Bravo! rechts.)Abg. Liebknecht(Soz.):Ich verstehe nicht, wie der Justizminister das Verhalten derStaatsanwaltschaft in Moabit billigen kann. Das ist fürmich ein Zeichen, auf welcher Höhe die Auffassung unserer Justiz-verivaltung über das Wesen unserer Justiz steht.(Sehr richtig!bei den Sozialdemokraten.)— Der Erste Staatsanwalt im erstenEssener Prozeß hat in unerhörtester Weise an die Klasseninstinkte der Geschworenen appelliert. Sowohl der Vorsitzende, wiedie Staatsanwälte in dem neuen Prozeß haben zugegeben, daß daserste Urteil als Ausfluß dessen, was man Klassenjustiz nennt,bezeichnet werden muß.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.)Ich frage den Herrn Minister erneut, ob er bereit ist, zu unter-sucken, inwieweit die damaligen Staatsanwälte von dem, was gegenMünter vorlag, unterrichtet waren, und dadurch, daßsie es trotzdem nicht vorbrachten, zur Verschleierung derWahrheit beigetragen haben.(Bravo! bei den Sozialdemo-kraten.)Abg. Haarmann(natl.): Die ungeheuerlichen Unterstellungengegenüber dem damaligen Ersten Staatsanwalt P e t e r s o n mußich auf das schärfste zurückweisen. Es ist hier nichts zuuntersuchen, denn Herr Peterson ist inzwischengestorben.(Zuruf bei den Sozialdemokraten.) ES darf auchgar nicht untersucht werden.(Oho! bei den Sozialdemokraten.)Es muß ohne weiteres bestritten werden, daß ein Ehrenmann wieHerr Peterson sich einer solchen Tat schuldig gemacht hat. TcttSitzung. Montag, den 6. Februar 1011, vormittags 11 Uhr.Am Ministertisch: Beseler.Das Haus ehrt das Andenken des verstorbenen Abg. Bohsen(konservativ) in der üblichen Weise.Die zweite Beratung desJustizetatswird fortgesetzt beim Kapitel Landgerichte und Amts-g e r i ch tc.Abg. MathiS(ntl.) verteidigt die Richter gegen den Vorwurfder Weltfremdheit und der Klassenjustiz. Die Zahl der Fehlsprüchesei verhältnismäßig außerordentlich gering, man dürfenicht Einzelfälle verallgemeinern. Die vielen Nörgeleien amRichteramt steigern die Berufsfreudigkeit der Richter nicht.Präsident v. Kröcher bittet, eine allgemeine Besprechung nichtwieder zu eröffnen.Abg. Mathis(ntl.): Zu meinem lebhaften Bedauern bin ichdann nicht in der Lage, dem Hause noch sehr viel interessantesMaterial vorzutragen.(Heiterkeit.)Abg. Easiel(Pp,): Warum soll man nicht Fehlsprüche, die mitdem Volksempfinden in Widerspruch stehen, kritisieren? Die Ge-wissenhaftigkeit und das Pflichtgefühl der Richter erkenne ichvoll an.Abg. Riehl(Z.), Frhr. v. Rcitzenstein(Z.). Dr. Kaufmann undDr. v. KrieS(k.) machen, unwesentliche Ausführungen.Justizminister Dr. v. Beseler tritt der Verallgemeinerungeiner nicht ersprießlichen Kritik an der Rechtspflege entgegen.Abg. Dr. Liebknecht(Soz.):Am allermeisten sollte der Justiz daran gelegen sein, daß siedie Autorität unserer Gerichte stärkt, so daß sie freiwillig undfreudig vym Volke anerkannt wird. Liebe kann mannicht erzwingen, auch die zur Justiz nicht. Was nützt es den Justiz-ministern, der Kritik den Mund zu verbinden? Oeffentliche Aus- �,______,___...._________ D �_______spräche ist schließlich doch das einzige Mittel, um alle Mißstimmun-' sacken, die ihm über Münter bekannt" waren'.'zu versckweigen. Wirgen abzuhelfen. Freiwillig anerkannte Autorität kann nur auf l haben nichts zu beweisen; Sie(zu den Sozialdemokraten) habendem Wege geschaffen werden, daß sich die Justiz nach Möglichkeit � zu beweisen. Sie wollen nur Haß gegen die Behörden säen; dasbemüht, die Schädlichkeiten, die sich aus der heutigen Gesellschafts-.....'"Ordnung und aus der Heftigkeit der Gegensätze ergeben, und dieSchäden, die der aus unseren Zuständen notwendigund organisch hervorgehenden Klassenjustiz an-haften, zu beseitigen. Sorgen Sie dafür, daß unsere Richtereine bessere sozialpolitische und psychologischeA usbildunzz erhalten, dann wird die Autorität in höherer undbesserer Weise gestärkt sein.(Beifall bei den Sozialdemokraten.)Justizminister Dr. Beseler: Ich habe mich keineswegs der-wahrt, daß die Rechtspflege einer Kritik unterzogen iverde. Sovielweiß ich auch, daß Kritik nur jedermann erwünscht sein kann. Abergegen die Art und-Weise der an unserer Justiz geübten Kritik habeich mich verwahrt.Abg. Dr. Liebknecht(Soz.):Der Herr Minister hat sich bei der Generaldebatte zum Etatscharf gegen Herrn Wiemer gewandt, als dieser sagte, imWeckerprozeß hätten die Richter sich von einseitiger Vorein-genommenheit leiten lassen. Wenn ihm eine solche Kritik bereitsinobjektiv erscheint, so ist das der Standpunkt einer eng-herzigen, über Gebühr von ihrer Unfehlbarkeit überzeugtenBureaukratie.Minister Beseler: Ich habe mich damals lediglich dagegen ge-wandt, daß ein Urteil kritisiert wurde, bevor es rechtskräftig war;habe aber keineswegs die Absicht bekundet, die Kritik überhauptzu unterbinden.Abg. Dr. Liebknecht(Soz.):Ich appelliere an Ihre Erinnerung, daß der Herr Ministerdamals in der Tat sich gegen die Art der Kritik gewandthat. Im übrigen habe ich neulich Fälle genug angeführt, wo Ge-richte sich von mimosenhafter Empfindlichkeit gezeigt haben gegen-über einer Krttik an ihrer Rechtssührung.Abg. Röchling(ntl.) protestiert gegen die Behauptung, es be-stehe eine Klassenjustiz. Damit werde den Richtern vorgeworfen,daß sie sich mit Wissen und Willen zu Dienern derherrschenden Macht hergäben.(Lebhafter Widerspruchbei den Sozialdemokraten.)Abg. Dr. Liebknecht(Soz.):Herr Röchling ist über die Bedeutung dessen, was unter demVorwurf der Klassenjustiz verstanden wird, sehr wenig orten-tiert.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.� Er saßt eS inkleinlicher, persönlicher Weise auf. Unsere Anhänger sind sozialso geschult, daß sie einzelne Vorfälle, die ihr Mißfallen erregen,nicht auf Böswilligkeit einzelner Personen zurückführen,{andern sie auS dem Wesen unserer Klassengesell-ch a f t zu verstehen suchen. Klassenjustiz ist eben eine Justiz, dieaus den bestehenden Klassengegensätzen, also aus einer gesellschaft-lichen Erscheinung entspringt. Sie ergibt sich auS der ja auch oftvon bürgerlicher Seite zugegebenen sozialen Zerrissenheit, für diewir die einzig radikalen Hilfsmittel empfehlen. Das Besteheneiner Klassenjustiz ist also etwas ganz Selbstverständliches. Anderer-seits habe ich neulich gerade die relativ günstigen Erscheinungen inunserer Justiz und den guten Willen, von dem unsere Richtergrößtenteils beseelt sind, anerkannt. Sie sollten die Probleme, diesich aus diesem Charakter unserer Gesellschaftsordnung ergeben, mitErnst diskutieren.(Lachen rechts.) Wenn Sie durch einselches Gelächter, da? der Würde'ines auf geistiger Höhe stehendenParlaments nicht entspricht, ernsten Erörterungen die Spitze ab-brechen, so werden Sie. auf diese Weise mit der Klassenjustiz nichtfertig werden.(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten)Abg. Dr. Röchling(ntl.): An der sozialen Zerrissenheit trägt dieSozialdemokratie die Hauptschuld.Abg. Dr. Liebknecht(Soz.):Will Herr Röchling etwa sagen, daß wir die KlassengegensStzegeschaffen haben?(Rufe: Ja, sa! rechts.) Da kann ich nur sagen:o sancta simplicitas!(O heilige Einfalt!)(Sehr wahr! bei denSozialdemokraten.)Beim Tit.„S t<kommtist Ihr Gewerbe.(Bravo! rechts.)Abg. Liebknecht(Soz.):Der Standpunkt des Vorredners läßt jede Sachkunde des be-treffenden Falles vermissen. Was Münter vorgeworfen wird, istnicht etwa bisher verborgen gewesen, sondern seine Verfehlungenim A liste sind seinen Vorgesetzten überall bekanntgewesen; die Spatzen haben es von den Dächern gepfiffen,daß Münter ein liederlicher, streitlustiger Mensch war.(Sehrwahrl bei den Sozialdemokraten.) Seine Verfehlungen lagen da-mals bereits für alle offen, die sehen wollten. Zum mindestenhaben sich also, wenn nicht die damalige Staatsanwaltschaft, so dieBorgesetzten Münters schwere Verfehlungen zuschulden kommenfossen.— Mit aller Schärfe muß ich dagegen protestieren, daß HerrHaarmann es hier so hinstellt, als wenn die Beamten überleden Verdacht erhaben wären. Wir urteilen noch nicht.aber wir verlangen eine Untersuchung. So gut wieder Minister im Falle Unger untersucht hat. wo er nicht dazuberechtigt war, so sollte er hier eine Untersuchung einleiten.Sckwoder. Mever und die anderen, die jahrelang unschuldig imZuchthaus gesessen haben, waren auch Ehrenmanner und sindes heute noch. Jetzt aber handelt es sich darum, zu untersuchen.ob die Qualifikation als Ehrenmänner auch den damaligen Ver-tretern der Staatsgewalt zukommt.(Sehr gut! bei den Sozial-demokraten.)Abg. Haarmann(natl.): Ich protestiere dagegen, daß die da-maiigen Staatsanwälte verbrecherischer Dinge beschuldigt werdenohne den Schimmer eines Beweises. Der damalige Spruch ist auchvon Geschworenen gefällt worden.(Sehr richtig! rechts.) Daß sichnach 15 Jahren das Bild völlig verwischt hat. ist selbstverständlichS,e wissen ja auch gar nicht, wie sich Münter, wenn er nochlebte, zu den Beschuldigungen gestellt hätte! Den damaligenStaatsanwalt jetzt als Verbrecher zu brandmarken, ist nicht bor-nehm.(Bravo? rechts.)Abg. Dr. Liebknecht(Soz.):Unsere vornehmste Pflicht ist es. Schäden in der Rechtspflegezu kennzeichnen.(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Sie ver-stehen unter„vornehm" die Solidarität innerhalb derBureaukratie nach dem Sprichwort:„Eine Krähe hackt der anderenkein Auge aus".(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)— Obes Münter auch jetzt noch fertig gebracht hätte, durch geschicktesAustreten zemand zu täuschen, interessiert uns nicht. SeinCharakterbild steht für jeden Urteilsfähigen fest und es ist nurwunderbar, daß diese einwandsfreien Feststellungen über seinenCharakter, wie sie vor Gericht erfolgt sind, wohl jetzt nach fünfzehnJahren ohne weiteres möglich gewesen sind, nicht ebenso vor16 Jahren erfolgen konnten.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)Eben darum verlangen wir Aufklärung und Unter-s u ch u n g vom Minister. Es ist das gute Recht der Staatsbürger,Rechenschaft darüber zu verlangen, wie die damalige Verurteilungvon sechs bis sieben Ehrenmännern zustande kommen konnte. Hierhat der Jusiizminister eine Amtspflicht zu erfüllen.(Bravo!bei den Sozialdemokraten.)Damit schließt die Debatte.(Zuruf bei den Sozialdemokraten:Und der Minister schweigt!)Bei einem weiteren Titel trittAbg. Witzmann(natl.) für die Interessen der Gerichtssekre-tare ein.Die Abgg. MathiS(natl.) und Bartfcher(Z.) schließen sich demVorredner an.Beim Titel Gerichtsvollzieher wünschtAbg. Dr. Liebknecht(Soz.)Stellungnahme des Ministers zu der angeblichen Versetzung einesGerichtsvollziehers in Eschwege, weil er Mist gefahrenhabe, was als nicht standesgemäß angesehen worden sein soll.Es folgt der Titel Grfängnisinsprktoren.iaatSanwaltschaft"Abg. Liebknecht(Soz.)auf den Moabiter Prozeß zurück und kritisiert die Vernehmuna von Zeugen kurz vor ihrer gerichtlichen Vernehmung durchdie Polizei auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft. Ich hoffe.der Herr Minister wird anerkennen, daß eindem Geiste der Strafprozeßordnung widerspricht.Abg. Dr. Liebknecht(Soz.)kritisiert einzelne Mängel im Gefängniswesen. Es ist ungesetzlich.wenn UntersuchungShäftlinge in ihrer Selbstbeschäftigungso beeinträchtigt werden, wie ich das neulich festgestellt habe. DerHerr Minister sollte wenigstens hierzu seinen Standpunkt dar-legen.�Bei Vollstreckung der einfachen Hast darf einesolches Verfahren> Beaufsichtigung der Gefangenen über die einfache FreiheitSentWeiter hat sich i ziehung hinaus dem Gesetz nach nicht erfolgen. Vielfach ist aber«die FreiheikSenkziehung fn solchen Fällen schärfer öft W derschwereren Festungshaft. Es wird vielfach solche einfache Haftgesetzwidrig in Gefängnissen abgemacht, als ob der Be-! treffende zu Gefängnis verurteilt wäre.(Hört! hört! bei den�Sozialdemokraten.) Selbstbeschäftigung und Selbst-beköstigung müßte für solche Häftlinge selbstverständlich sein.i Man würde sich doch schwer hüten, einen zu Festungshaft Verur-teilten ins Gefängnis zu bringen(Sehr wahr! bei den Sozialdemo-kraten), und dabei wäre es noch nicht so schlimm, wie ein solchesVorgehen gegen einfache Häftlinge. Aber die Festungshaft gilt jafür Sie als vornehme Strafe, sie wird nur gegenüber Angehörigeder sogenannten besseren Kreise erkannt. Was dann die Voll-st reckung der Gefängnishaft anlangt, so bestimmt dasGesetz, daß die Gefangenen auf ihr Verlangen in einer i h r e nFähigkeiten entsprechenden Weise beschäftigt werden müssenund in Autzenarbeit nur mit ihrer Zustimmung beschäftigt werdendürfen. Ich möchte wissen, ob die Garantie dafür geboten ist, daßin dieser Weise auch verfahren wird. Gefangenen Redakteurendürften danach ihnen absolut unangemessene Arbeiten niemals au;-gezwungen werden, ihre sogenannte Selbstbeschäftigung mit geistigerArbeit wäre eine selb st ver ständliche Konsequenz dergesetzlichenBestimmungen.(Sehr richtig! bei den Sozial-demokraten.) Es sollte über die Art der Gefangnisarbeit undüber die anderen erwähnten Punkte eine erschöpfende Statistik her-ausgegeben werden, an der es heute mangelt. Sehr wenig aus-reichend ist die Zahl der Gefängnisärzte, vor allemmangelt es an spezialärztlicher Ausbildung dieser Aerzte insbe-sondere in psychiatrischer Beziehung. Auch sollten in den Frauen-gefängnissen, wo das noch nicht der Fall ist, weibliche Aerzteangestellt werden.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Rlchtshabe ich im Etat gefunden über die Besoldung unserer Scharf-richter, die ja zu den wichtigsten Institutionen unseres Staatesgehören. Es sollte doch ein besonderer Titel für diese k o n z e s s, o-nierten Akkordarbeiter geschaffen werden, damit mangenau feststellen kann, wieviel unser christlicher Staat ausgibt,damit Mitmenschen durch den gesetzlichen Mord ins Jenseitsbefördert werden.(Sehr gutl bei den Sozialdemokraten.)Ein RegierungSkommissar erwidert, daß über das Briefe-schreiben des UntersuchungSgesangenen der Richter entscheidet. Wasdie Vollstreckung der Haft im Gefängnis anlangt, so ist es unrichtig,daß die Festungshaft nicht im Gefängnis absolviert wird. Haft-linae können jich nach den Vorschriften in der �at selbst be-schäftigen, soweit das mit der Ordnung undSicherheit im Gefängnis vereinbar ist. Dieser Zu-satz ist selbstverständlich. Unter denselben Bedlngun-gen ist den Häftlingen Selbstbeköstigung gestattet. DaßGefangene nur mit ihrer Zustimmung Mlt Auhenarbeit beschäftigtwerden, ist ganz selbstverständlich.Sozialdemokratische Redaktcure haben kein anderes Recht.wie jeder andere Gefangene.Soweit irgend angängig, wird ihnen eine ihrer Individualität ent-sprechende Beschäftigung gestattet. Wenn das manchmal nichtmöglich ist. so ist das kein so großes Unglück, den» zum Ver-gnllgcn kommen die Redakteure nicht ins Gefängnis.(Bravo! rechts.)Abg. Dr. Runzr(Bp.) wünscht Besserstellung der Diätare inden Gesängnissen.Abg. Dr. Liebknecht(Soz.):ES handelt sich nicht so sehr um die Bestimmungen der Ge°fängnisordnung, sondern darum, ob sie d u r ch g e f ü h r t werden.Vor allem müßten die Gefangenen auf die Freiheiten, die ihnennach den Bestimmungen zustehen, hingewiesen werden. Von demRecht der Selbstbeköstigu, ig wissen die meisten Straf.linge nichts.(Sehr richtig! b:i den Sozialdemokraten.)Eine Antwort darauf, wie es mit den Gefängnisärzten steht, habeich leider nicht erhalten.— Daß auch Festungshaft in Gefängnissenabgemacht wird, wußte ich nicht; jedenfalls sind das selteneAusnahmefälle. Ich kann also meine Vorwurfe nur aufrecht-erhalten.Beim Titel„Maschinenmeister" bringtAbg. Liebknecht(Soz.)Beschwerden von Gerichtsdienern über die verschiedenartigeArt der Ferien bei den verschiedenen Gerichten vor.— Als ich imvorigen Jahre von den Gratisikationen an Gerichtsdiener undGefängniswärter sprach, wurde mir borgehalten, wir seienprinzipiell gegen Gratifikationen. DaS trifft nur zu für dieGratifikationen, die aus Willkür, als besondere Belohnungnach Gunst gegeben werden. Hier handelt es sich aber umGratifikationen, die den Charakter gesetzlicher Ansprüche durchihre regelmäßige Gewährung in bestimmter Höhe erhalten haben.Diese Weihnachtsgratifikationen sollte man den genannten Be-amtcn, deren wirtschaftliche Lage keine besonders günstige ist,wieder wie früher gewähren.Abg. Bartscher(Z.) verlangt bessere Ausstattung der Justiz.gebäude.Bei einem weiteren Titel wünschtAbg. Schmidt(Z.) stärkere Individualisierung beim geist-lichen Zuspruch in Gefängnissen und eine Vermehrung derGefängnisgeistlichen.Ein RegierungSkommissar gibt eine entgegenkommende Er-klärung ab; es seien besondere Abteilungen hierfür gebildet.Abg. Dr. Liebknecht(Soz.):Wir legen kein solches Gewicht auf den geistlichen Zuspruchin Gefängnissen. Jedenfalls darf er den Gefangenen nichtaufgedrängt werden, wie das heute leider vielfach ge-schieht. Auf die Frage, ob hinreichend Geistliche in den Ge-fängnissen vorhanden sind, hat der Herr RegierungSvertreter sofortgeantwortet, meine viel wichtigere Antwort nach den Ge-fängnisärzten ließ er unbeantwortet. Vielleichtholt er diese Antwort jetzt nach.Beim Titel„Auslagen in Zivil, und Straf-fachen" befürwortetAbg. Witzmann(natl.) Aenderung der Gebührenordnung fürZeugen und Sachverständige.Ein RegierungSkommissar erwidert, daS sei Reichssache.Abg. Dr. Liebknecht(Soz.)bittet wiederholt um Auskunft über die Kosten, die in der letztenZeit durch Hinrichtungen veranlaßt worden sind.Beim Titel„Auslagen des Staates für Pro-z e s s e. Entschädigung der im Wiederaufnahmeverfahren frei-gesprochenen Personen" kritisiertAbg. Dr. Liebknecht(Soz.),daß die Uebernahme der Kosten der Verteidigung auf die Staats-lasse häufig zu fiskalisch vorgegangen werde. Bei der Ent-schädigung von im Wiederaufnahmeverfahren Freigesprochenensollte man in bezug auf den Nachweis des Schadens nicht so eng»herzig verfahren, wie das vielfach geschieht. Bei der B e-Messung der Entschädigung der in Essen Frei»gesprochenen sollte die Justizverwaltung so liberal wiemöglich vorgehen.— Wenn wir übrigens den Verdacht aus-gesprochen haben, die damalige Staatsanwaltschaft sei an derfrüheren Verurteilung der jetzt Freigesprochenen nicht ohneSchuld, so gibt uns dazu noch besonders Veranlassung das Ver»halten der Staatsanwaltschaft im Wedding.Prozeß in dem bekannten Fall des Zeugen Schreiber.(Sehrwahr! bei den Sozialdemokraten.) Ihren Standpunkt, daß eineEinschränkung der Beweisaufnahme notwendigsei, wird die Justizverwaltung angesichts der Ergebnisse desEssener Prozesses jedenfalls einer Revision unterziehen müssen.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.)Der Nest des Justizetats wird nach unwesentlicher Debattebewilligt.Hierauf vertagt sich das Hau». Nächste Sitzung: DienstagII Uhr.(Zweckverbandsgesetz.);