m flBrTeen BaBcn ftir Tm Rechtsstaat" Preußen au] diese\ solchen Gesetzentwurf tm Unier�aufe einzubringen, tvozu sienach Ostern Gelegenheit haben werden.Einbringung der Gesetze gegen das Oberhaus.London, 13. FÄbruar. Im Unterhaus teilte PremierministerAsquith heute mit, er hoffe, daß die Adretzdebatte Mittwochabend beendet werden würde. Am Donnerstag würde die Rc-gierung dem Haufe eine Resolution unterbreiten, nach der alleSitzungen bis zu Ostern der Beratung der Regierungsvorlagenzugelviesen werden sollen. Am nächsten Montag beabsichtige dieRegierung, die Parlamentsbill einzubringen.(LebhafterBeifall bei den Ministeriellen.)Rußland.Gegen China.Petersburg, 12. Februar. Die offiziöse„Rossija" zähltin einem langen Leitartikel eine Reihe von Verletzungendes Petersburger Vertrags aus dem Jahre 1881 durch die cht»ncfifche Regierung auf. Das Blatt meint, die ange-führten Tatsachen riefen den Verdacht hervor, die chinesischeRegierung werde von dem Hintergedanken geleitet, die Bedeutungder Rechte und Vorrechte Rutzlands.zu untergraben. Die HaltungChinas sei um so v e r d ä ch t ig e r, als der Vertrag im August1811 außer Kraft trete, sobald auch nur eine Seite eine Revisionverlange. Sollte die chinesische Regierung die Warnungenunbeachtet lassen, so werde die russische Regierung wirksameMittel zum Schutze ihrer verletzten Rechte und■ Interessen zufinden wissen. Die Verantwortung für die Folgen falle aus»ichlietzlich auf die chinesische Regieruiig.perNen.Zurückziehung der rufsischen Truppen.Petersburg, 12. Februar. Die russische Regierung hat denBeschlutz gefaßt, ihre seit 1303 in K a s w i n in Persien befindlicheTruppenabteilung zurückzuziehen.hserwaltungsgerichtliche Bestätigung des Volksurteilsunsere Rechtszustände ja nicht zu warten brauchen.Neue Unruhen in Deutsch- Tüdwestafrika.Aus Dcutfch-Südwestafrika wird amtlich gemeldet, daß nacher Mitteilung der englischen Grenzpolizei ein Teil derimon-Kopper-Leute bei Palla nnd Ramarsdrift dielutsche Grenze zu überschreiten sucht. Der Polizei-»sten von Ramarsdrift hörte am Abend des 7. Februar Gewehr-»uer. Da auch auf deutsche in Gebiet eine bewaffnete Bandeestgestellt ist und sämtliche Eingeborenen und Vieh-v ä ch t e r in der Gegend von Steinkops verschwundensind, wurde das Kommando des Südbezirks angewiesen, die Bandeenergisch zu verfolgen und die Bondels zu überwachen.Eine Verbindung zwischen den Simon-Kopper-Leuten und denBondels bei Stcinlopf erscheint nicht ausgeschlossen,Ein toleranter Antisemit.In Halle a. S. erscheint ein antisemitisches Skandalblättle,.Resorni" geheißen, dessen Redakteur Schröder dieser Tage ineiner SchwuigeriebtSverhandlung wegen betrügerischen Bonironseines jüdischen Kaufmanns als Zeuge vernommen wurde. Dabeistellte sich heraus, daß der leutsche Antisemitenhäuptling frisch undfroh als Sachwalter des Bankrotteurs fungiert hotte. Während eram Tage in seiner.Reform' die Juden friiajsierte, fürchterlichüber die Unmoral des jüdischen Kapitals schimpfte undSkandalgeschichten aus jüdischen Geschäften erzählte, führteer am Abend dem jüdischen Kaufmann die Bücher und.brachtesie in Ordnung'. Wie doS geschah, geht daraus hervor, daß sichzahlreiche Eintragungen für.Max und Moritz' fanden oderBuchungen auf de» 3l1. Februar 1808! Für seine solcher Artbeschaffene Bemühung erhielt der Antiscmitenführer 120 M. DemGericht versicherte er. daß er sich nur deswegen mit dem Judeneingelasien. weil er herausgefunden, daß dieser.ein guter Mensch'sei. Ter Bankrotteur erhielt 1'/, Jahre Gefängnis.Mandatsmüde.Der fortschrittliche Abgeordnete Schräder, der Verlreier fürDessau, hat sich endgültig entschlossen, nicht wieder zu kandidierenIm Wahlkreise Dessau-Zerbst wurde Schräder 1807 als Blockkandidat mit 19183 gegen 13 322 sozialdemokratische Stimmen ge�wählt.Als sozialdemokratischer Kandidat ist bekanntlich im DessauerWahlkreis Genosse Heine aufgestellt.Wie ein Agrarier die �leischnot beseitigen will.Ter.Praktische Landwirt', ein in Halle a. S. erscheinendeskandwirtschaftliches Organ, macht zur Beseitigung der Fleischteucrung folgenden erbaulichen Vorschlag:»Die Fleischteuerung hängt, wie von anderer Seite schondargelegt wurde, damit zusammen, daß die Landwirte zur Pflegede» Viehes nicht mehr genug Gesinde erhalten... Wennsozusagen ein gewisser Eindämmungsversnch(der Landflucht derDorsjugend) von Erfolg sein soll, wird vor allem die Schaffungeines Fonds nötig sein, aus den jungen Leuten, die sich zur LandWirtschaft und Viehzucht verdingen, eine jährliche Gratifikation von beiläufig 50 Dt. jährlich gewährt werden kann, diedem Burschen beim Eintritt zuoi Militär, dem Mädchen bei ihrerVerheiratung, im allgemeinen bei Vollendung des 20. Lebens-jahrcS ausbezahlt wird. Bei beiden Lebensabschnitten werdendiese 300 M.(von der Konfirmation an gerechnet) eine hochwill»kommen« Beihilfe bilden und gewiß viele junge Leute bis zumgegebenen Zeitpunkte an die Landwirtschaft und Vieh-z u ch t fesseln... Und woher die Mittel nehmen? Gar keinKunststück! Ter Landwirt kann sie selbstverständlich nicht ausbringen. Da die großstädtischen Vergnügungen aber einen wesent-lichen Faktor der Landflucht mit bilden, sollen diese auch quasidie Zeche bezahlen, und zwar in der Weise, daß jede Eintrittskarte zu irgend welcher Vergnügungsanstalt mit einer Steuervon 5— 20 Pf. belegt wird... Außerdem könnte aber auchwenigstens ein Teil jener Summen, die alljährlich für Studiumbewilligt und gespendet wird, mit zu dem Zwecke Verwendungfinden.Dem bildungS- und vcrgnügungsfeindlichen Verfasser dieserVojiz gebührt ein Ehrenvorsitz im Bunde der Landwirte!Soldatenschinderei.vor dem Kriegsgericht der 15. Division stand der UnteroffizierMahlburg vom Füsilierregiment Nr. 40 in Koblenz unter derAnklag«, in den Jahren 1807 und 1308 gewohnheiiSmäßig die R«kruten durch Schläge mit dem Seitengewehr mißhandelt zuhaben. Einen Soldaten schlug er mit dem Gewehrkolbenauf den Kopf. Infolge der fortgesetzten Mißhandlungen ist dieserSoldat desertiert. Als er mit blutendem Kopfe auf der Stubesaß, kam der Hauptmann hinzu! aber aus Furcht vor weiterenschweren Mißhandlungen hatte er nicht den Mut. diebrutale Mißhandlung zu melden. Cr zog eS vor zu desertieren.wofür er mit fieben Monaten Gefängnis und Versetzung in diezweite Klasse bestraft wurde. Auch von allen anderen Sol»daten hat keiner trotz der langandauernden Mißhandlungen.Quälereien und Schikanierungen den Mut gehabt, den Schinder zumelden. Erst infolge der Desertion deö erwähnten Soldaten kamen»ach dessen Ergreifung die Schandtaten des Mahlburg heraus.Er wurde zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt.England.Die Ausländerfrage vor dem Unterhause.Man schreibt uns aus London: Als erste parlamenta»rischo Folge der„Schlacht von Sidney Street' kam die Ein-wanderun�ssrage im Unterhause zur Sprache.Ein konservativer Abgeordneter frasgte den Minister desInnern, ob er Gesetzesmatznahmen vorschlagen werde, um dieEinwanderung unbemittelter Personen zuverhindern. Churchill antwortete, daß ein solchesGesetz bereits bestehe, und daß er weitere Gesetzesvorschlögeüber diesen Punkt nicht vorschlagen werde. Auf eineweitere Frage teilte Churchill mit, daß im Jahre 1910610776 Ausländer nach England eingewandert und 597 506von � hier ausgewandert sind: der Ueberschuß betrug also12 270. Diese Zahlen sind nicht ganz zuverlässig, und derUeberschuß schließt Besucher, Durchwandernde und See-lcute ein.Auf eine Frage über die ausländischen Per-breche? antwortete Churchill, daß die Zahl der Ausländerdie Zahl der Lerbrcchen nicht merklich beeinflußt,wie die Gefängnisstatistiken beweisen. Der höchste Prozent-satz der ausländischen Gefangenen war im Jahre 1904 er-reicht, als dieser 2,22 Proz. betrug. Seitdem ist die Zahl derausländischen Gefangenen um mehr als die Hälfte zurück-g e g a n g e n. und das Verhältnis ist jetzt 1,20 Proz. DieseZahlen weisen an sich nicht auf die Notwendigkeit, das Gesetz strenger zu ge st alten. Es seiwahr, daß die auf Grund eines Gerichtsurteils ausgewiesenenausländischen Verbrecher häufig dennoch wiederkehren, aberes liege an den Gerichten, solche Leute streng zu bestrafen.Die vorsichtig formulierten Antworten Churchills lassennicht den zuversichtlichen Schluß zu, daß die Gefahr reaktio-närer Gesetzgebung aus Anlaß der Houndsditch-Asfäre völligGefeitigt ist. Die Konservativen haben beschlossen, selber einenHus der Partei.Ei» Gedächtnisblatt für Paul Singerbietet der„Wahre Jacob" in seiner soeben erschienenen 20 Seitenstarken Nummer seinen Lesern. Ein warmherziger Nachruf,dem ein gutes Porträt beigegeben ist, entstammt der Feder EduardBern st einS. Außerdem wird ein Brief Singers aus den erstenTagen des Sozialistengesetzes, der einen Einblick in die damaligenVerfolgungen der Parte» gewährt, im Faksimile veröffentlicht.Im übrigen präsentiert sich die Nummer als eine Spezial-nummer»zur Bündlerparade', die bekanntlich diesmal nicht imZirkus Busch, sondern un Eispalast zu Berlin stattfindet. Ausihrem Inhalt erwähnen wir:Bilder: Der Junkcrhut. Von M. Vanselow.— Eine ostpreutzischeIdylle. Von Erich Schilling.— Clown Elard im Eispalast.Von M. Vanselow.— Fleischnotrummel. Von H. G. Jentzsch.—Aus dem Berliner Straßenleben. Von E. Erl und anderes mehr.Text: Der Notleidende. Bon Lehmann.— Aus dem preußischen Abgeordnetenhaus. Von Balduin.— Der Reichsverband rücktan. Von Tobias.— Japan. Von Balduin.— Von der Kronprinzenreise. Von T.— Das närrische Berlin.— Der römischeSkandal. Von Tobias.— Der Preis der 20 Seiten starken Nummerist 10 Pf._Reichstagskandidatur.I» der am Sonntagvorinittog abgehaltenen Delegiertenversannn«lung für den dritten Hamburger ReichstagSwohlkrei» sprach GenosseWilhelm Metzger, der den Kreis feit 1880 ununierbrochen imReichstage vertritt, über.Die kommenden ReichStagSwahlen'. DerAntrag, Genosse Metzger. wieder mit der Kandidatur zu betrauen,fand einstimmige Annahme. Daß dieser auS den Vororten und demLandgebiet« bestehende Kreis zu den Hochburgen unserer Partei ge>hört, braucht nur ea passant erwähnt zu werden.SlrbelderenS Sozialökonomik.Unter diesem Titel hat unser Genosse Puntcrvold, deran der sozialdemokratisck)en Abendschule zu Kristiania als Lehrertätig ist, eine Nationalökonomie für Arbeiter herausgegeben, diean dieser Schule als Lehrbuch benutzt wird. In dem engen Rahmenvon 102 Druckseiten gibt die Schrift eine llcbersicht über die Ge-schichte der Nationalökonomie und ihrer verschiedenen Systemesowie eine Darlegung der Grundlehren des wissenschaftlichen So-zialismus: Das Buch soll dem strebenden Arbeiter die Kenntnissevermitteln, die zu einem gründlichen Verständnis des Klassen-kampfes und seiner Bedingungen notwendig sind, und ist dazu auchoffenbar in hohem Maße geeignet, um so mehr, als es ja zurGrundlage fiir den Unterrichtskursus dient, der dem LernendenGelegenheit bietet, sich immer wieder über Dinge, die ihm nicht hin-reichend verständlich sein sollten, Aufklärung zu verschaffen. Nacheiner Einleitung über das Wesen und die Bedeutung des Lehr-gegenständes werden die verschiedenen Systeme und Richtungen derNationalökonomie in ihren Zusammenhängen kurz und treffendgeschildert. Was der Verfasser dabei über die deutschen Katheder-sozialistcn sagt, könnte vielleicht zu einer Ueberschatzung dieserLeute führen, wenn dergleichen auch dem Verfasser gänzlich fern-liegt. Er schreibt von dem Berliner Professor Adolf Wagner:„Gleichwie die Sozialisten fordert er, daß das jetzt herrschende pri-vatkapitalistische Rechtssystem aufgehoben werde, aber will hierbeinur die Hilfe der Gesetzgebung haben." Der Satz muß den Ein»druck erwecken, daß Wagner die Grundlagen des Kapitalismusernsthaft erschüttern will. Besser wird die Richtung durch den dar-auf folgenden Satz charakterisiert�„Wagner meint, daß er imDer Arbeiter Merl Siss., 1839 geboren, stellte bei der LanstS?�Versicherungsanstalt Berlin den Antrag auf Bewilligung der Alters«rente. Sch. hatte den Nachweis über 740 geleistete Bettrage(resp.als solche anzurechnende Krankheitswochen) geführt. Der Autrag-steiler wurde abgewiesen, weil er in den ersten funs Jahren nur 181Beitragswochen nachweisen, aber eine Bescheinigung über Beichafi»-gung in den Jahren 1883. 1888 und 1830 nicht beibringen konnte.Die ermäßigte Wartezeit, in unserm Fall 725 Wochen, kam nichtin Betracht. Sch. sollte vielmehr 1200 Wochen Wartezett zurücklegen.Nach vieler Mühe gelang es Sch., festzustellen, wo er in den Jahren1888 bis 1890 gearbeitet hatte. Es wurde gegen den ablehnendenBescheid der Landes-Versicherungsanstalt Berlin Berufung beimSchiedsgericht für Arbeiterversicherung eingelegt und nun. gestutztaus die von Sch. beigebrachte Bescheinigung, der Nachweis geführt,daß Sch. ein Anrecht auf die Ermäßigung der Wartezeit habe. DasSchiedsgericht verurteilte darauf die Landes-Versicherungsanstaltzur Zahlung der Rente. �...„.Je mehr Zeit seit dem Inkrafttreten des Jnvalidenversicheruitgs-gesctzes vergeht, um so schwerer dürfte es den Versicherten werden,sich Arbeitsbescheinigungen aus den Jahren 1888, 1389 und 1830 zubeschaffen. Der vorstehende Fall darf daher als Mahnung gelten,daß sich die Versicherten, sosern sie derartige Bescheinigungen nichtbesitzen, derartige Bescheinigungen beizeitcu zu beschaffen, um etneAltersrente erlangen zu können.Merkwürdige Praktiken im Submissionswcsen.Am Mittwoch verhandelte die Strafkammer II des LandgerichtsHamburg in zwolsstündigcr Sitzung gegen sieben Inhaber großerBaufirmen(gegen zwei erkrankte bezw. verreiste Angeklagte sollspäter verhandelt werden), die sich des Betruges schuldig ge-macht haben sollen. Die Verhandlung gewährte einen tiefen Ein-blick in die„übliche Praxis" im Submissionswesen. Eine Frau L.hatte sieben Baufirmen aufgefordert. Offerten zum Bau einesSpeichers einzureichen, wobei sie sich vorbehielt, die Auswahl unterden Mindestfordernden zu treffen. Die Unternehmer sindvorzüglich organisiert. Denn sie wußten sofort, welcheFirmen zu submittieren beabsichtigten. Die neun Inhaber dersieben Firmen traten also zu einer Sitzung zusammen, setzten denMinimalpreis für den Bau auf 160 000 M. fest, übertrugen dessenAusführung der Firma Gebrüder Haupt, schlugen 21 000 M. hinzu,in welche Summe sich die„ausfallenden" sieben Firmen teilten, sodaß jede, ohne einen Handschlag getan zu haben, 3000 M. erhielt.Die„ausgefallenen" Offerten waren entsprechend höher gehalten.Durch einen Architekten, der in Unfrieden von der einen Firmaschied, erhielt Frau L. Kenntnis von dieser Submissions-k o m ö d i e. woraus sie eine Zivilklage gegen Gebrüder Haupt an-strengte, die verurteilt wurden zur Zahlung eines Teiles der ctnge.klagten Summe. In diesem Prozeß, der alle Instanzen beschäftigte.wurden die sauberen Praktiken der zum Teil Millionen-schweren Firmen aufgedeckt, und nun wanderten die Alten andie Staatsanwaltschaft.Tie Angeklagten weisen entschieden zurück, sich irgendwiestrafbar gemacht zu haben, weil das von ihnen beobachtete Ver-fahren überall geübt werde: es handle sich um die„üblichePraris" zur Bekämpfung der Schmutzkonkurrenz, eine andere Mög-lichkeit gebe es nicht, um sich vor Schaden gegen Unterbietungen zuschützen.Die Sachverständigen, darunter der Vorsitzende des Ar«beitgeberverbandes, H o l st, und Obermeister L u m m e r t, hattengegen diese Praktiken durchaus nichts einzuwenden, die Unternehmermußten sich schützen vor unlauterer Konkurrenz, die„Entschädigun-gen' bildeten nur ein Aequivalent für die Mühen und Kosten beieiner Submission, im übrigen Deutschland werde es zum Teilebenso gemacht, wo es noch nicht durchgeführt sei. müsse es mitHilfe der Organisation angestrebt werden usw. Ein Sachkundigererklärte, die Unternehmer hätten Millionen an solchen Sub-missionsbeteiligungen verloren.Wie in der Verhandlung erörtert wurde, haben in der Sitzungder Unternehmer nur drei„Kalkulationen" vorgelegen, die anderenUnternehmer erhielten durch Los die Summe zugeteilt, die sie ihrenOfferten zugrunde legen mußten.Der Staatsanwalt bezeichnete diese Submission als etneF a r c c, die in dem Zivilprozch gegen die Firma Haupt vom Ober-landesgericht als gegen die guten Sitten verstoßend bezeichnet wor-den sei. die Angeklagten hätten sich einen Vermögensvorteil er-schlichen, aber trotzdem müsse er aus subjektiven GründenFreisprechung beantragen, weil die Angeklagten sich nicht be-wüßt gewesen seien, sich einen rechtswidrigen Vermögensvorteil ver-schasft zu haben. �Das Gericht schloß sich nach längerer Beratungd i e se m A n t r a g e a n.Die„Komödien" im Submissionsberfahren können also unge-stört weiter aufgeführt werden. Den Bauarbeitern bieten sie einenguten Fingerzeig für ihre Dispositionen; sie werden die stereotypenErklärungen der Unternehmer:„Wir können der Konkurrenz wegenkeine höheren Löhne bewilligen," gebührend einschätzen.Staatsso�ialismuS den goldenen Mittelweg zwischen Liberalismusund Sozialismus gefunden habe." Den breitesten Raum nimmtselbstverständlich der wissenschastliche Sozialismus ein. dessen Lehrendem Leser klar und leichtfaßlich vorgeführt werden. Dabei kam-wen auch die theoretischen und talttschen Differenzen, wie sie jaam deutlichsten innerhalb der deutschen Sozialdemokratie hervor-getreten sind, nicht zu kurz. Der Verfasser widmet ihnen nichtweniger als 14 Seiten seines Buches und gibt namentlich eineUebersicht über die Polemiken zwischen Bernstein und KautSkh.Puntervold wendet sich entschieden gegen den Revisionismus undschreibt über dessen Vertreter unter anderem:.Ihrer Politik fehltnicht allein Ziel, sondern auch Potnt,— die Revisionisten sind schonauf der Schwelle zu allgemein wässerigem Liberalismus angelangt;noch stehe» sie schwankend, aber verlassen sie den Programmpunkt:Ucbernahme der Produktionsmittel durch die Gesellschaft, so habensie damit das Recht verloren, sich Sozialdemokraten zu nennen."Daß in den gcschicksslichen Angaben Lassalles„Arbetterpro-gramm" und sein„Offenes Antwortschreiben" in das Jahr 1853verlegt werden, ist offenbar nur ein Druckfehler; eS sollte heißen1862 und 1863.— Den Schluß des Buches, dem ein zweiter Bandfolgen soll, bildet ein«„Sozialhistorie", eine Uebersicht über die Ge-schichte der sozialen Verhältnisse tn ihrer Abhängigkeit von denProduktionslveiscn,__Soziales.Ermätzigung der Wartezeit beim Anspruch auf MterSeente.Nach den Bestimmungen des JnvalidcnvcrficherungsgesetzeS be-trägt die Wartezeit zur Erlangung der Altersrente 1200 Beitrags-wachen. Diese Wartezeit ermäßigt sich jedoch für diejenigen, diebeim Inkrafttreten des Gesetzes<1. Januar 1891) daS 40. Lebens-jähr erreicht hatten um je 40 Wochen für jedes Jahr, um das das40. Lebensjahr überschritten war. Voraussetzung für die so herab-gesetzte Wartezeit ist jedoch, daß der Versicherte in den drei Jahrenvor vem Inkrafttreten deS Gesetzes, also 1888, 1889 und 1880, be-russmäßig, wenn auch nicht ununterbrochen, Arbeiten verrichtet hat.Dieser Nachweis wird jedoch erlassen, wenn der Antragsteller in denersten fünf Jahren nach Inkrafttreten des Gesetzes mindestens 200 1Beitragsmarlen auf ötuni der BersicherungSpflicht geleistet hat.Hus der frauenbewegung.Tu Homisexualitätsparagraph und die Frauen.T« HomssuualitatSparagrapy und die srauen. Unter kergroßen Zahl rückschrittlicher.Bestimmungen, die der neue Regie-rungSentwurf zum Strafgesetzbuch borsieht, befindet sich auch dieAusdehmmg des Homosexualitätsparagraphen auf die Frau.Ein« Protestkundgebung gegen die geplante Gesetzes«Verschlechterung veranstaltete dieser Tage der Bund fürMutterschutz. DaS einleitende Referat hielt Dr. HeleneS t ö ck e r. Obwohl— nach ihren Worten— der Bund eine seinerAufgaben darin erblickt, der normalen Liebe zwischen Mann undWeib jede Förderung zu erwirkei», hält er cS doch für angezeigt,jetzt für die neu und schwer bedrohte» Frauen einzutreten, die vonden Gesetzesbestimmungen der ZK 175 resp. 250 getroffen werdenkönnten. Die Rednerin verurteilt unsere gesamte heutige Geschlechtsmoral und fordert zur Abwehr der staatlichen Einmischungs-versuche auf.Dann sprach Dr. Magnus Hirschfeld vom Stand.Punkt des Spezialarztes und Naturforschers zum Thema. Es gibtzwischen den Geschlechtern Zwischenstufen, die vom Durchschnitts-typuS abweichen. Die Natur bringt nicht selten volle und halbeZwitter hervor, die nicht normal empfinden können. Da eineriesige Zahl von Vergehen gegen den K 175 geheim bleibt, so istnicht die Tat straffäll'g. fondern das Pech, daS einer hat. Imübrigen hofft der Redner von den kommenden ReichStagSwahleneine Niederlage der Reaktion.Professor Bruno Meyer erörterte das Thema vonrcchtswissenschaftlichen Gesichtspunkten aus und kam gleichfalls zurunbedingten Verwerfung der Vorlage. Er hält jede staatliche odergesetzliche Einmischung in geschlechtliche Ding« für verfehlt, so»lange kein Rechtsgut geschützt werden muß. Verletzungen vonRechtsgütern wären z. B. Mißbrauch jugendlicher, bewußtloser odernicht verfügungsfähiger Personen. Gewaltakte oder Körperver-letzungen. Di« Bestimmungen über Sittlichkeitsverbrechen imStr.-G.-B. bilden überhaupt einen Komplex, der zertrümmertwerden sollte, um so mehr, als die höchsten Rcchtsgüter der Frei«heit nicht genügend geschützt sind.Zum Schluß hielt Dr. med. Heinz Stabe! eins Nachlese.In einem kurzen kulturhistorischen Rückblick kam er zu dem Schluß,daß wir es in der Verfemung der Homosexuellen mit einemNiederschlag der Moraltheorie des Mittelalters zu tun haben, diejeden Geschlechtsakt für unsittlich erklärte, der nicht der Zeugungdient. Normal geworden ist noch kein Homosexueller durch de»§ 175. Wohl aber trägt die geltende Rechtsauffassung zu ihrer Ver-mehrung bei, indem sie die Unglücklichen zur Verehekichung zwingt.Eine getvaltige Zunahme homosexueller Akte durch incht abnormVeranlagte haben ztveifellos auch die bekannten Staiidalprozesssverursacht. Redner betont am Schluß, wie Dr. Stöcker im Ein«gan�Sreferat, daß der Bund für Mutterschutz nur aus reinen undsittlichen Gründen an die Behandlung dieses heiklen Themas ge»i gangen sei. Eine im Sinne der Referate gehaltene Protestreso,j littion fand Annahm�.,—