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Nr. 38. 28. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Dienstag, 14. februar 1911.

Die Kaufmannsgerichtswahlen in Berlin.  d

Die Arbeitnehmerwahlen zum Kaufmannsgericht in Berlin  ] Die Wahlen finden von 12 Uhr mittags bis 4 Uhr nach­haben am Sonntag unter lebhafter Beteiligung stattgefunden und, mittags statt, und zwar wird in folgenden Wahlstellen wie borweg bemerkt werden mag, mit einem glänzenden Erfolg gewählt. des Zentralverbandes der Handlungsgehilfen geendet.

Oberst Engelbrecht dem Privatkläger Vorhaltungen über seinen Verkehr mit Harden gemacht hat. Die Strafe wurde auf 900 M. Geldstrafe eventuell 60 Tage Gefängnis normiert.

Eine im Jähzorn verübte Tat,

durch welche ein blühendes Menschenleben vernichtet worden war, bildete den Gegenstand einer Verhandlung, mit welcher gestern die Hinter den Wahlstellen ist der Name des Lokals ver- dritte diesjährige Schwurgerichtsperiode bei dem Landgericht I zeichnet, von dem aus die Agitation betrieben wird.

ſtelle

1

Stadts

bezirke

Wahlstelle

Parteilotal

1, 2, 7 u. 8 Rathaus, Eingang Jüden- Boß, Klosterstr. 101 Anfangs Oftober v. J. untersagte Gramsch den Arbeitern, sich einer straße, 3 Tr., Zimmer 109

Nicht weniger denn 12 verschiedene Vereinigungen hatten Listen eingereicht. In den der Wahl vorhergehenden Wochen hatte eine lebhafte Agitation eingesetzt. Am schäbigsten und niederträchtigsten führte wie immer der Deutsch  - nationale Verband den Wahlkampf. Nr. der Umfaßt Verleumdungen und Beschimpfungen der Gegner, vor allem des Zentralverbandes, der von ihnen als sozialdemokratischer Verband denunziert wurde, waren die Kampfesmittel der Deutsch  - natio­nalen. Noch am Tage der Wahl ließen es sich die Schadjünger etwas kosten, indem sie Automobile mit Fahnen und Transparenten ausgestattet hatten, auf denen für ihre Liste Reklame gemacht wurde. Auch andere Verbände waren in der Agitation nicht müßig. Das Resultat all dieser Bemühungen war eine große Zu­nahme der für den Zentralverband abgegebenen Stimmen und eine große Abnahme der Stimmen für die Deutsch  - nationalen und den Verein Deutscher Kaufleute. Der Zentralverband hat 16 Beisiger gewonnen, er hat jetzt 40 Beisiger, gegen bisher 24, während die Deutsch  - nationalen und der Verein Deutscher Kauf­Teute je 8 Beisitzer verloren haben.

Jm einzelnen stellt sich das Resultat wie folgt: Die Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen beträgt 15 527( 14 338). Auf die einzelnen Listen verteilen sich die abgegebenen Stimmen:

Zentralverband

Verein von 1858

2

In den Turnhallen:

3, 4 u. 201 Berlinisches Gymnasium zum Grauen Kloster, Neue Friedrichstr. 86 21./24. Gemeindesch., Hinter der Garnisonkirche 2 51./130. Gemeindeschule, Niederwallstr. 6/77

3

5 u. 6

4

9-11

5

19

Nitz, Neue Friedrich­Straße 88

Weihnacht, Grün­Straße 21

Boß. Klosterstr. 101 Weihnacht, Grün ftraße 21 12-14 u. Dorotheenstädtisches Real- Dorn, Mittelstr. 39 gymnafium, Eingang Dorotheenstr. 13/14 Friedrich Werdersche Ober­realschule, Niederwallstr. 12 27./44. Gemeindeschule, Wilhelmstr. 11739 4./5. Gemeindefchule, Alte Jakobstr. 127 131./169. Gemeindeschule, Tempelhofer Ufer 2 107. Gemeindeschule,

26-30 t.

6

15 u. 16

7

Lifte 1

Deutsch- national

0

Stimmen 4338( 4516)

Beisitzer 49( 57)

8

"

2

Leipziger   Verband.

1493( 1540) 17( 19)

17, 18, 20u. 21( 9 22-25

"

3

3451( 1951) 40( 24)

9

4

"

1405( 1117) 16( 14)

117-118

5

1985( 2444) 23( 31)

10

31-42 u.

272( 219)

50

3( 3)

11

10

43-49.

2

( bisher nicht

51-62

12

beteiligt).

63-80,

3( 5)

114-116 u.

28./217. Gemeindeschule, Wilmsstr. 10

2( 3)

123-125

3

.

Berein Deutsch  . Kaufleute ( Hirsch- Duncker)

6 Katholischer Verein

7*) Deutsche Bankbeamten 823

8 Versicherungsbeamte

9

"

"

10

"

12

.

198

Verein junger Kaufleute 215( 433)

Buchhandlungsgehilfen 198( 231)

11) Berliner   Bantbeamte.. 256

Raufmännisch. Hilfsverein 993( 962) 12( 12)

( Die eingeflammerten Zahlen bedeuten das Ergebnis der Wahlen im Jahre 1908).

für den

Das Wahlresultat ist um so glänzender für den auf dem Boden der modernen Arbeiterbewegung stehenden Zentralverband der Handlungsgehilfen, wenn man die wüste Agitation der Deutsch­nationalen in Betracht zieht, und um so ungünstiger für den letzt­genannten Verband. In der Geschichte der Handlungsgehilfen­bewegung dürfte eine solche Niederlage der großmäuligen Deutsch­nationalen noch nicht zu verzeichnen sein. Aber auch der Verein der Deutschen   Kaufleute hat am Sonntag schlechte Geschäfte ge­macht. Dieser Verein steht auf Hirsch- Dunderschem Bodem. Es zeigt sich, daß das Vertrauen in Handlungsgehilfenkreisen auch zu ihm immer mehr im Schwinden begriffen ist.

Das Gesamtresultat dürfte nicht zuletzt zurüdzuführen sein auf die gegenwärtige politische Situation und gliedert sich den Erfolgen bei den letzten Gewerbegerichtswahlen in Berlin  und den politischen Wahlen konsequent an. Die in weiten Kreisen herrschende Mißstimmung über die politischen Zustände kommt bei allen sich bietenden Gelegenheiten deutlich zum Ausdruck und ist für uns ein gutes Zeichen für die zukünftigen großen politischen Kämpfe.

Genthiner Str. 4

108/116. Gemeindeschule,

Hagelbergerstr. 34

81-113B 20. Gemeindeschule, Walde­

marstr. 77

119-122 u. 112./129. Gemeindeschule,

Wassertorstr. 31

128-185 47. Gemeindeichule, Stall fchreiberstr. 54

186-137 u. 62. Gemeindeschule, Schmid­Straße 38 Filiale der 12. Gemeinde schule, Blumenstr. 63 a 23. Gemeindeschule, Straus berger Str. 9

13

u. 138-139

14

126-127

15

16

140-144

17

145-162

18

163-186

19

20

205-215

21

218-260

22

261A- 278

23

279-295

24

187-200 u. 189./161. Gemeindeschule, 202-204 Georgenkirchstr. 2

8./63. Gemeindeschule, Gips­straße 23a

15./171. Gemeindeschule, Staftanienallee 81/82

216-217 u. 260. Gemeindeschule, Ader­

Straße 67

118./128. Gemeindeschule,

Turmstr. 86

296-326D 70./202. Gemeindeschule, Ravenéstr. 12

Raedt, Wilhelmstr.121

Löfer, Alte Jakobstr. 7

WitweHaus, Tempels

hofer Ufer 4

Schulz, Lützowstr. 51 Seufner, Yorfstr. 61

Hemp, Bärwald. ftraße 63a

Voigt, Naunynftr. 67

Lindemann, Morig­straße 9 Manz, Stallschreibers Straße 6

Simon, Michaeltirch­play 19 Merkowski, Andreas­straße 26 Otto Schmidt, StrausbergerStr. 7 Spät, Georgenkirch­straße 65

Wirth, Auguftstr. 51

Obiglo, Schwedter Straße 23/24

Rein, Ackerstr. 68

Siebert,

Alt- Moabit 110 Raczorowski, Ravenéstr. 6

Befte Legitimation- wenn folche verlangt wird, ist die Wahl­farte oder Benachrichtigung des Magistrats, sonst Gewerbesteuer- oder

Zunächst aber gilt es für unsere Partetgenossen, für die sonstige Steuerquittung. Die Wahl ist geheim! Mittwoch stattfindenden

morgen

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-

Arbeitgeberwahlen

Propaganda zu machen, und zwar für die

Liste 2

( fozialdemokratische Arbeitgeber).

*) Die Bantbeamtenvereine hatten im Jahre 1908 eine gemein fame Liste auf die insgesamt 915 Stimmen und 12 Beifizer entfielen.

Gerichts- Zeitung.

Etsch  , wir machen eine Landpartie!

29110

Rein Anhänger der Partei darf bei der Wahl fehlen. Jede Stimme zählt.

unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Göbel eröffnet wurde. Wegen Körperverlegung mit tödlichem Ausgange war der Kisten­macher Hermann Thiele angeklagt. Der Angeschuldigte war seit Oftober 1909 in der Kistenfabrik von Gramsch in der Dresdener Straße beschäftigt. Im Juni v. J. trat der Bruder des Inhabers, der Kaufmann Paul Gramsch, als Mitinhaber in die Firma ein. elektrischen Bendelsäge zu bedienen. Dieses Verbot wurde von dem Angeklagten wiederholt übertreten. Als der Angeklagte am Nach­mittage des 5. Oktober wieder von G. dabei betroffen wurde, wie er die Pendelsäge benutte, tam es zwischen beiden zu einem Streit, in dessen Verlauf der Angeklagte plötzlich drei zusammengebundene Bretter nach seinem Arbeitgeber schleuderte und diesem am Kopfe traf. Gramsch nahm ebenfalls einige Bretter und schleuderte sie nach dem Angeklagten, der aber nicht getroffen wurde. Gramsch suchte am Abend dann noch eine Schantwirtschatf auf, wo ihm nicht das Geringste anzumerken war. Bald darauf stellten sich bei G. Kopfschmerzen ein, die immer stärker wurden. Er verfiel schließlich in einem völlig apathischen Zustand und wurde nach dem Bethanien­frankenhaus geschafft, wo er bald darauf verstarb. Bei der von dem Geh. Medizinalrat Prof. Straßmann und dem Medizinalrat Dr. Hoffmann vorgenommenen Obduktion ergab sich als Todes­ursache ein Schädelbruch und Gehirnblutung. Dem Wahrspruch der Geschworenen gemäß wurde der Angeklagte unter Zubilligung mildernder Umstände zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt.

Weise" Frauen.

Ausschluß der Deffentlichkeit beantragte gestern der Staats­anwalt bei der Verhandlung einer Antlage wegen Verbrechens gegen das keimende Leben, die das Schwurgericht des Landge­ richts III   beschäftigte. Der Gerichtshof, unter Vorsiz des Land gerichtsdirektors Liebenow, lehnte diesen Antrag ab. Das Gericht war der Meinung, daß eine solche Anflage in einer Form erörtert werden könne, ohne daß eine Gefährdung der Sittlichkeit zu bes fürchten sei. Im Gegenteil sei es angebracht, daß die Frauen und Mädchen, bie die weisen Frauen" aufsuchen, aufgeklärt werden über die Strafbarkeit ihrer Handlungsweise und über die Gefährlichkeit solcher Verbrechen. Die Verhandlung fand das her in voller Oeffentlichkeit statt. Die Anklage richtete sich gegen die Maurerfrau Margarete Lehmann geb. Publich in Charlotten­ burg  , die sich des Verbrechens gegen§ 219 St.-G.-B. und der fahrlässigen Tötung schuldig gemacht hat. Die Angeklagte, die Not in feiner Weise zu leiden hatte, hatte sich dazu hergegeben, an der Arbeiterin Bertha B., die die Folgen eines Fehltritts beseiti gen wollte, gegen Zahlung einer Summe von 15 Mart Eingriffe borzunehmen, die gegen das Strafgesetzbuch verstoßen. Die, B. hatte, um das Geld aufzubringen, zunächst einige Betten ber sehen müssen. Bald nach der an ihrem Körper borgenommenen Prozedur wurde das Mädchen so trant, daß sie in das Kranken­haus Westend   transportiert werden mußte. Dort ist sie nach etwa 14 Tagen an einer eitrigen Gehirnhautentzündung gestorben. Nach dem Gutachten des Medizinalrats Dr. Pfleger, des Prof. Dr. Dietrich und des Assistenzarztes Dr. Lind stand der Tod in ursächlichem Zusammenhange mit den förperlichen Eingriffen, die die Angeklagte ausgeführt hat. Auf Grund des Spruches der Geschworenen verurteilte der Gerichtshof die Angeklagte zu 2 Jahren Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverlust.

Darlehnsschwindler.

geführte Verhandlung gegen den Sypotheken. und Darlehnsber Eine feit 4 Tagen vor der 2. Straflammer des Landgerichts I mittler Carl Rasch und den Sypothekenmakler Mar Ebel ist gestern zu Ende gekommen. Der Staatsanwalt beantragte gegen Rasch

in sieben Betrugsfällen die Freisprechung, dagegen in allen übri gen Fällen die Verurteilung. Die Verhandlung habe gezeigt, welchen Charakter und welche Sinnesart Rasch besize. Sein Vor­Wir erwarten, daß die Parteigen offen, witwe gegenüber, die er durch Eintausch ihres Hauses gegen ein gehen sei ganz ungeheuerlich, insbesondere jener Hauptmanns­namentlich aber diejenigen, welche sich wirtschaftlicher Selb- minderwertiges um ihr ganzes Vermögen gebracht und der er ständigkeit erfreuen, zur Stelle sind und die sich mit Erfolg auch noch geschlechtlich genähert habe, um sie auf wenigen Stunden der Wahl, wie stets, Bei diese Weise in die Hand zu bekommen und eine Strafanzeige hilfe leisten. Der Aktions- Ausschuß.

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ihrerseits zu verhindern. Der Staatsanwalt beantragte gegen Rasch 3 Jahre 6 Monate Gefängnis, gegen den in einem Falle mitangeklagten Ebel 2 Monate Gefängnis. Das Gericht verur­teilte Rasch zu 3 Jahren Gefängnis unter Anrechnung von 4 Mo­naten Untersuchungshaft und sprach den Angeklagten Ebel frei,

genannten Hochstehenden Kreisen. In dem Artikel war die Be­hauptung aufgestellt, daß der Privatkläger, der Referbeoffizier war, durch seine Beziehungen zu dem Schriftsteller Maximilian Harden   seine Ehre als Offizier verletzt habe und deshalb durch den Der Maler Louis Lewin   und der Arbeitsbursche Felig Lewin Oberst Engelbrecht veranlaßt worden sei, seinen Abschied einzu Neun Jahre Zuchthaus wegen Sittlichkeitsverbrechen  . beteiligten sich am 23. Oktober an einer Kartoffel- und Herings- reichen. Auf Grund dieses Artikels hat Dr. Jänede die Privat­Nach zehntägiger Verhandlung ist vor dem Heidelberger partie nach Kiekemal. Der Maler Lewin steuerte dazu ein Papp- flage angeſtrengt. Der Klatschartikel teilte unter heftigen Aus- Schwurgericht ein Prozeß wegen Verbrechen gegen die Sittlichkeit schild bei, welches die schöne Aufschrift trug: Etsch  , wir machen fällen gegen Marimilian Harden mit, daß dieser in Hannover  , wo zu Ende geführt worden, der nach seinem Umfange wie seinem eine Landpartie!" und an welchem mehrere Salzheringe und rohe er öffentliche Vorträge hielt, im Haufe des Dr. Mar Jänede freund- Strafmaß als wohl einzig dastehend bezeichnet werden kann. Auf Kartoffeln befestigt waren. Unter Voraustragung dieses Schildes schaftlich berkehrt habe und daß Jänede, der Reserveoffizier der der Anklagebank saß der jekt 57 Jahre alte frühere Leiter der zogen die Angeklagten mit etwa 30 jungen Leuten durch die Straßen Kavallerie gewesen, gezwungen worden sei, den Offiziersrod aus Großherzoglichen Taubstummenanstalt, Johann Holler. Er ist be zuziehen. zum Schlesischen Bahnhof  . Der Angeklagte Weber, der den Artikel nicht selbst ge- schuldigt, sich in einer sehr großen Anzahl von Fällen an den schrieben, erklärte, den Wahrheitsbeweis führen zu können. Er feiner Obhut übergebenen weiblichen taubftummen Böglingen in In diesem Tatbestand fand ein eifriger Schuhmann groben behauptete, das Material sei von hochstehender" Seite mitgeteilt schwerster Weise vergangen zu haben. Die Verfehlungen Hollers Unfug und Veranstaltung eines öffentlichen Aufzuges ohne polizei- worden. Der Privatkläger Dr. Jänede bemerkte u. a., daß Mari- reichen bis in das Jahr 1907 zurück und sind nur durch einen liche Genehmigung, fistierte die Gebrüder Lewin, und heute standen milian Harden seinerzeit doch auch bei dem Regierungspräsidenten Bufall ans Licht gekommen. Entsprechend dem Milieu des Pro­sie auf der Anklagebank. Grafen Wilhelm v. Bismard in Hannover   drei Tage lang logiert esses, der von Anfaang an unter Ausschluß der Deffentlichkeit ge­Der Schußmann bekundete zum höchsten Erstaunen der Zu- habe. Er befinde sich daher in recht guter Gesellschaft. Der als führt wurde, befanden sich unter den Zeugen überwiegend jezige hörer, daß er auf die telephonische Nachricht: ein Zug marschiert Beuge vernommene Oberst Engelbrecht befundet, er habe sich infolge und ehemalige Böglinge der Taubstummenanstalt, die Holler zu mit einer Fahne durch die Straßen! eingeschritten sei, obgleich nur kommen lassen und dieser habe gleich nach dieser Unterredung sein Alter von 12 bis 15 Jahren. Der Angeklagte befand sich feit ca. des Befuches des Herrn Marimilian Harden den Privatkläger seinen unfittlichen Zweden mißbraucht haben sollte, meist im ein Pappschild zu sehen war. Abschiedsgesuch eingereicht. Die Besprechung sei eine dienstliche ge- einem Jahre in Haft. Die Untersuchung zögerte sich deshalb fo Der Amtsanwalt ließ die Anklage wegen Veranstaltung des wesen und habe unter vier Augen stattgefunden; er sei nicht be- lange hin, weil ein umfangreiches Anklagematerial zu bearbeiten Aufzuges fallen, beantragte aber wegen groben Unfugs" Verurtei- fugt, über diese dienstliche Unterredung Aussage zu machen ohne war und die Verteidigung verschiedentlich den Antrag gestellt Jung der beiden Missetäter zu 20 Mart refp. Verweis. vorherige Genehmigung seiner vorgesetzten Behörde. Dr. Jänede hatte, den Angeklagten auf seinen Geisteszustand hin untersuchen Der Verteidiger Dr. Kurt Rosenfeld beantragte Freisprechung erklärte, daß er 40 Minuten nach dieser Unterredung sein Abschieds- zu lassen. Holler wurde dann auch eine Zeitlang in der Heil­beider Angeklagten und Uebernahme der den Angeklagten erwach- gesuch eingereicht habe, weil er dem Bezirkskommandeur das Recht und Pflegeanstalt Wiesloch   interniert, und der dirigierende An­fenen notwendigen Auslagen der Verteidigung auf die Staatstaffe. nicht habe zusprechen können, in sein Privatleben einzugreifen. Auf ſtaltsarat soll auch zu der Ueberzeugung gekommen sein, daß Es liege weder ein Aufzug vor, noch hätten die Angeklagten eine eine Frage an den Zeugen Oberst Engelbrecht, ob lettere es mit bei Holler eine schwere Gehirnerkrankung vorliege, die die freie Gefährdung des Publikums verursacht, höchstens hätten sie zu dessen einen Herrn wie Marimilian Harden freundschaftlich in seinem Anstaltsarzt waren noch eine Reihe anderer medizinischer Sach der Ehre eines inaktiven Offiziers für unvereinbar erklärt habe, Willensbestimmung bei Holler ausgeschlossen habe. Neven diesem Erheiterung beigetragen, und das sei doch noch nicht strafbar. Hause zu empfangen, erklärte der Zeuge, er wüßte nicht, daß er verständiger geladen, darunter der Leiter der Heidelberger psychia Das Gericht schloß sich diesen Ausführungen an und sprach außerhalb seiner dienstlichen Unterredung in diesem Sinne fich atrischen Universitätsklinik Professor Dr. Niffel. Der Ausschluß beibe Angeklagte frei, lehnte aber ab, die Verteidigungskosten der ausgesprochen habe. Er habe das Stillschweigen bewahrt. Der der Oeffentlichkeit wurde so streng gehandhabt, daß nicht einmal Staatstaffe aufzuerlegen, weil die Angeklagten durch den ult, den Bribattläger wünschte vom Zeugen zu wiffen, ob nach seiner Mei- einem von der Verteidigung beauftragten Stenographen der Zu­fie gemacht hätten, an der Einleitung des Strafverfahrens schuld nung er gezwungen worden wäre, seinen Abschied einzureichen, tritt gestattet war, lediglich einige Assistenzärzte der psychiatrischen feien. wenn er ihn nicht freiwillig engerecht hätte.- Oberst Engelbrecht: Klinik wurden zu den Verhandlungen zugelassen. Das Urteil Tatsächlich sei er nicht befugt, einem Untergebenen den Befehl zu lautete, wie bekannt, auf neun Jahre Zuchthaus und die üblichen geben, seinen Abschied einzureichen. Wenn er aber sich gezwungen Nebenstrafen. Die Wahrheit" vor Gericht. gesehen hätte, ein Ehrengerichtsverfahren einzuleiten, dann würde Ein Artikel der Wahrheit" unter dem Titel Harden und er es sicher getan haben, ohne lange Zeit verstreichen zu lassen und feine Freunde moralisch geohrfeigt" hat Anlaß zu einer Privat- würde ein freiwilliges Abschiedsgesuch des Herrn Jänede gar nicht

"

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flage gegeben, die gestern bor ber 145. Abteilung des Schöffen- angenommen haben. Der Schwerpunkt bei jener Unterredung sei Würzburger Hühneraugenmittel gerichts unter Vorsitz des Amtsgerichtsrats Wollner verhandelt gar nicht die Aufnahme des Herrn Harden im Hause des Privat- von Dr. H. Unger. Gegen 30 Pfennig auf 10 Pf. Anweisung frei. wurde. Privatfläger war der Verleger des Hannoverschen Cou- flägers gewesen, sondern der Vortrag des Herrn Harden, der in Dhne Zweifel die bequemite u. wirksamite Silfe. Der Schmerz ist in 5 Min. riers", Dr. M. Jänede. Angeklagt war der Redakteur der Wahr  - der Hauptsache gegen seine Majestät den Kaiser gerichtet gewesen. fort. Das Hühnerauge selbst in 3 Tagen.( Enthält Salicylsäure und indischen heit". Otto Weber. Der inkriminierte Artikel war in der sattfam Der Privatkläger erklärte, daß eine Berlesung jenes Vortrages ganfegtraft.) Dr. H. Unger in Würzburg  . bekannten, auf sensationslustig geistesarmer Philisterart, auf diese Ansicht nicht bestätigen würde. Das Gericht verurteilte nach gemacht, die blöde Leser in den Glauben versehen soll, die Wahr- längerer Beweisaufnahme den Angeklagten wegen verleumderischer heit" jei Wächterin der Moral und habe rege Beziehungen zu fo- Beleidigung aus§§ 185 und 186 Str.-G.-B. Erwiesen sei nur, daß

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In Berlin  ( 20 f.): Salomon- Apotheke, Charlottenstraße 54. Greit­Apotheke, Barnimstraße 33. München  : Schützen- Apotheke. Stutt gart: Hirsch- Apotheke. Breslau  : Victoria  - Apotheke. 113/8