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Selber fehlen in diesem Bericht auch wieber, wie in d'en Vor­jahren. die Maximalziffern der Klassenfrequenz: augenscheinlich sind diese Ziffern derartig hoch, daß man sie schamhaft zu ver- schweigen sucht, trotzdem von sozialdemolratischer Seite mehrfach die Anregung gegeben wurde, diese Ziffern in den Jahresberichten zu veröffentlichen. Brausebäder sind nur in einem Schulgebäude in der Boddinstrasse eingerichtet. Die Beteiligung der Schüler war leider eine sehr mätzige. Von den Knaben badeten 36 Proz., von den Mädchen nur 17 Proz.; augenscheinlich wird von den Lehrern kein sehr energischer Druck auf die Kinder ausgeübt, sich an den Bädern zu beteiligen. Wenn es sich darum handelt, Hurra- patriotische Dinge zu treiben oder die Kinder aus der Freien Turnerschaft herauszubringen, dann entwickeln unsere Volksschul- lehrer eine viel energischere Tätigkeit. Jedenfalls sollten die Eltern ihre Kinder möglichst dazu anhalten, an den Schulbädem teilzu- nehmen, wo ihnen die Möglichkeit gewährt wird. Die Ausgaben, die auf den Kopf des Volkschülers entfallen, be- tragen in Rixdorf 1916 74 M.; das ist die niedrigste Summe, die für den Kopf des Volksschülers in ganz Grotz-Berlin   aus­gegeben wird; selbst Weihensee gab 76 M. aus, Treptow   177,62 M., Eharlottenburg bezahlt 168,28 M. pro Kopf und Grunewald   sogar 253,84 M. Vom ersten April ab wurden zuerst sechs Aerzte für die Rix- dorfer Volksschulen angestellt, und damit endlich dem ständigen Drängen der sozialdemokratischen Stadtverordneten wenigstens in etwas nachgegeben. Doch üben diese Aerzte nur erst einen kleinen Bruchteil der schulärztlichen Tätigkeit anderer Gemeinden aus; sie untersuchen nur die Schulfähigkeit der Lern. a n f ä n g e r. Jede weitere Tätigkeit, wie eine dauernde lieber- wachung der Schüler, der Schulen usw. fehlt vollkommen. Unter den untersuchten Lernanfängern waren April 1969 9,2 Proz., im Oktober 1999 9,7 Proz. untauglich für die Schule. Bei den 2579 April 1999 untersuchten Kindern wurde unter ver» schiedenen anderen Krankheiten bei 421 Kindern Blutarmut  (ungenügender Kräftezustand), 164 Rachitis(englische Krankheit). 236 Skrofulöse, 352 Zahnkrankheiten. 112 Verkrümmungen der Wirbelsäule, festgestellt. Bei 2277 Kindern, die Oktober 1999 unter- sucht wurden, konnte bei 494 Kindern ungenügender Kräftezustand (Blutarmut), bei 235 Rachitis, bei 446 Skrofulöse, bei 494 Zahn- krankheiten, bei 91 Rückgratsverkrümmungen konstatiert werden. Für diese Kinder geschieht nun nichts iveiter, als dah sie vom Schulbesuch auf ein halbes bis ein Jahr dispensiert werden. Un- bedingt notwendig wäre, datz auch die Stadt Rixdorf, wie viele andere Gemeinden, helfend eingreift. In erster Linie mühte der Versuch gemacht werden, durch«ine städtische Schul-Zahnklinik die enorm hohe Zahl der Zahnkrankheiten unter den Schulkindern zu beseitigen. Jedenfalls beweisen diese Ziffern, dah in bezug auf den Gesundheitszustand der Schulkinder und die schulärztliche Ueberwachung noch so gut wie alles in Rixdorf fehlt. Was die Erreichung der Lehrziele der Volksschule betrifft, so erreichten die 1. Klasse fast%, genau 59 Proz. der Schüler; aus der 2. Klasse gingen fast%, genauer 24 Proz., ab; aus der 3. Klasse 13 Proz.; aus der Oberstufe also 96 Proz., während aus der 4. Klasse 3 Proz., aus der 5. Klasse 1 Proz. entlassen wurden. Die Kosten auf den Kopf der Volksschüler, verglichen mit den Kosten auf den Kopf eines Schülers der höheren Lehranstalten, waren folgende: Der Zuschuß der Stadt betrug 1998 für den Volksschüler 62,32 M., für den Schüler des Realgymnasiums 196,19 Mark, für den Schüler der Oberrealschule 166,73 M. Der Zuschuh der Stadt betrug 1999 für den Volksschüler 79,19 M., für den Schüler des Realgymnasiums und Vorschule 91,79 M.. für den Schüler der Oberrealschule 146,94 M., für den Schüler der Real- schule 182,97 M. Man ersieht daraus, dah der Zuschuh, den die Stadt für die Besucher der höheren Lehranstalten leistet, trotz der Schulgelder bedeutend höher ist, als bei den Besuchern der Volks- schule. Für die Schwachbegabten sind zwei Hilfsschulen eingerichtet, von denen die eine achtklassig, die andere sechsklassig ausgebaut ist. In diesen Hilfsschulen waren am 1. Januar 1919 179 resp. 133 Kinder untergebracht. Diese Ziffern sind sehr niedrig gegenüber der Gesamtzahl der VolkSschulkinder; sicher mühten viel mehr in diesen Hilfsschulen untergebracht werden, und es wird auch stets eine grohe Zahl von Anträgen auf Aufnahme schwachbegabter Kinder in diese Hilfs- schulen wegen Ueberfüllung abgewiesen. Die Hilfsschulen selbst sind beide in MietSräumen untergebracht, die durchaus ungeignet sind zur Aufnahme von Kindern, die wegen körperlicher oder geistiger Schwäche eine besondere Rücksicht verdienen. Der Bericht spricht ferner auch von den Jugendspielen, die für die Volksschüler und Volksschülerinnen eingerichtet sind. Be- sonders hervorgehoben wird, dah im Jahre 1998 an den öffentlichen Spielfesten in dem Treptower Park auher den Knaben der höheren Lehranstalten 1999 Gemeindeschüler, an den öffentlichen Spiel- festen 1999 neben den Schülerinnen der höheren Mädchenschule 1909 Voltsschüleriunen teilnahmen. Natürlich fanden diese öffent- lichen Spiele am 2. September, am Sedauiage. statt, so dah hier mal wieder die Volksschüler und Bolksschülerinnen Staffage bilden muhten für Hurrapatriotismus und Scblack'tenbegeistening. Viel bleibt unseren Genossen noch in Rixdorf zu tun übrig. um das Volksschulwesen auf das Ideal zu bringen, das ihnen vorschwebt. Lichtenberg  . Ein schwerer Betriebsunfall ereignete sist. wie uns nachträglich mitgeteilt wird, am Kreitag in der Maschimnfabrik von Eckert A.-G. Einem Werkzeug-osser deS Betriebes war eine Stanze zur Reparatur übergeben worden. Der Schlosser prüfte hierauf den Gang der Maschine und als er dieselbe abstellen wollte, geriet er mit dem Körper in die Kammräder, sodatz ihm die linke Seite auf- gerissen wurde. In seiner Angst rannte der Schwerverletzte noch ein paar Meter weiter, bis er entkräftet einem Arbeiter in die Arme sank. Leider wurde dem Schwerverletzten erst nach über einer Stunde Hilfe zuteil. Der Verungückte hatte erst einen Tag vorher in dem Betriebe angefangen. Dah der Jugendausschuß Lichtenberg.Friedrichsfelde mit seiner am Sonntag veranstalteten Ausführung von Ibsens  Gespenster  " das rege Jmeresse bei jung und alt erweckt hatte, bewies nicht nur der stattliche Besuch, sondern auch die gespannte Aufmerksamkeit der Zuhörer sowie am Schluh die beifällige Aufnahme des Stückes. einleitenden Vortrag hielt Frau Wally Zepler. Das Drama selbst wurde von der Märkischen Wanderbühne aufgeführt. Zchlendorf(Wannseebahn  ). Ter letzte» Gemeindevertretersitzung lag zunächst der Vertrag mit der Eisenbahnverwaltuug zur Genehmigung vor. Derselbe hat schon früher die Äerrrelung belckäftigt und wurde zuletzt in der Sitzung vom 18. November vorigen JahreS wegen der inzwischen erHöhlen Forderungen deS Eisenbahnfiskus abgelehnt. Der Verlrag bezweckt die Herstellung einer Unlerführung der Wannseebahn   im Zuge der Krottnaurer Straße sowie die Regulierung der an- grenzenden Strassen. Es wird jetzt ein Zuschuh in Höhe von 14 999 M. von Zehlendorf   gefordert. Die Vertretung stimmte dem Bertrag zu. Gleichfalls genehmigt wurde der Fluchtlinienplan für die Alfenstrahe vom Ziegelrolhschen Grundstücke bis zur Gemarkungs- �renze mit dem Grunewald, für die Hermannstrahe von der Alfen- Verantwortlicher Redakteur: Richard Barth  , Verlin. Kür den strafe bis zur sogenannten Betthstrahe und für die Verlängerung der Klopstockstrasse von der Alseustrahe bis zur Hermannstratze. Mit der Festlegung dieses FluchtliiiienplaneS wird wieder ein gewaltiges Terrain den erholungsbedürftigen Ausflüglern entzogen. Abgelehnt wurde dagegen die Annahme der Verwaltung einer Stiftung der Justizrat Barkowschen Eheleute, durch die Stiftung sollen einer Anzahl Verwandten der Stiftenden, sowie Angehörigen von im Testament näher bezeichneten Berufen der Intelligenz, vorzugsweise Dichtern und Philosophen, wirtschaftliche Vorteile gewährt iverden. DaS Stiftungsvermögen umsaht etwa 215 999 M., wozu ein in der Eitel-Fritz-Strahe in Schlachtensee liegendes Stistshaus gehört. Die Verwaltung der Stiftung wurde abgelehnt, weil dadurch eine erheb- liche Belastung einiger Gemeindebeamten entstände, die Gemeinde aber keinerlei Lorteile als Gegenleistung erwarten könnte. Der nächste Punkt betras die Herstellung einer OmnibuSverbindung mit Teltow   bezw. Schönow. Wir halten schon einige Male auf die be« stehende Verkehrsmisere hingewiesen, die es mit sich bringt, dah die Kinder vom Oristeil Schönow an Regentagen oft die Schule nicht erreichen könne». Es wurde nun eine Osterle des Fuhrwerksbesitzers Palm zur Genehmigung unterbreitet. Herr Palm erbot sich durch Offerte vom 18. Dezember, einen Omnibusverkehr einzurchten, wenn ihm von Zehlendorf   pro Tag 4 M. und pro Jahr 1299 M. Zuschuh gewährt wird. Erst am Dienstag, den 7. Februar, wurde die Offerte der Gemeindevertretung vorgelegt und genehmigt unter der Voraussetzung, dah vertraglich eine pünktliche Einhaltung der Fahr« zeiten und vor allem die Beförderung der Schulkinder von Schönow garantiert wird. Ein weitergehender Antrag Koppen, auch für Sonn« tags den Zuschuh zu gewähren, wurde abgelehnt. Ob nun der OmnibuSvertehr auch eingeführt wird, steht natürlich noch nicht fest. Herr Palm hat auf eine inzwischen an ihn gerichtete Aufrage, ob er seine Offerte noch auftecht erhält, vorgezogen, nicht zu antworten. Es steht also zu erwarten, dah infolge der Schnelligkeit unseres Ge- meindevorstandes die Verkehrsmisere noch weiter bestehen bleibt. Die nun folgende Etatdebatte wurde durch eine längere Rede deS Bürgermeisters Küster eingeleitet, aus der mit aller Deut- lichkeit hervorging, dah die bisher beliebten Etataufstellungen so eine Art Bilanzverschleierungen darstellten, die gemacht wurden, um recht zahlungskräftige Einwohner nach Zehlendorf  zu ziehen So waren angegebene Ueberschüsse in Wirklichkeit gar nicht vorhanden und ed muhte daher durch fortgesetzte Erhöhung der Steuern, besonders der Einkommen- und Grundwertsteuer, ein Ausgleich herbeigeführt werden. Trotzdem weist jetzt der Etat einen Fehlbetrag von 399 999 M. auf. für den Deckung gesucht werden muh. obwohl man schon die Grundwertsteuer auf 4,2 pro Mille zu erhöhen vorschlägt. Eine schärfere Heranziehung deS unbebauten Grundbesitzes wird nicht geivilnscht. Der Bürgermeister führte dann eine Reibe von Beispielen über das Steigen der DurchschnittSquote der Einkommensteuer von Zehlendorf   an und brachte sie in Gegensatz zu anderen Onen um Berlin  , womit er eine ersteuliche Entivickelung von Zehlendorf   beweisen wollte. Ein sonderbares Kunststück. Man braucht wahrhaftig kein Verwaltungsgenie zu sein, um zu wissen, dah in einem Ort mit reicher Einwohnerschaft der durchichnittliche Satz der Einkommensteuer höher sein muh wie in einem haiiprsächlich von Arbeitern bewohnten Orte. Im übrigen suchte er gegenüber übel» süchtigen Nörgeleien darzulegen, dah in Zehlendorf   für die Volksschule ?enau soviel getan werde wie für die höhereu Schulen. DaS trifft nach einen eigenen Ausführungen jedoch nicht zu, denn für den Schüler des Gymnasiums werden 184 M., für den der Oberrealschule 374 M., für die Schülerin der höheren Mädchenschule 151 M., für den Ge- meindeschüler aber mir 131 M. Zuschuh von der Gemeinde geleistet. Das unerfreuliche Bild. daS er entrollte, suchte Herr Hammer z> verwischen, indem er die Vertreter der Presse,.die Zehlendorf   lieb haben", bat, darüber nicht zu berichten. Aber selbst Herrn Hammers Darlegungen können das Bild nicht besser machen. Zeigten fie doch. dah schon 1999 ein Fehlbetrag von 75 999 M. vorhanden war. ob« ivohl nach auhen die sogenannten Ueberschüsse den Zustand ver- schleicrten. Aus der Debatte ging noch der unerfreuliche Zustand einer Beamtenivirtschaft hervor, wie sie ihresgleichen vergeblich sticht. Aus 72 Einwohner kommt in Zehlendorj bereits ein Beamter. Die Verwaltung allein verschlingt 295 999 M. Bei einem Ort von 17 999 Einwohnern jedenfalls ein hübsche? Sümmchen. Die an» schließende Spezialberatung konnte nicht zu Ende geführt werden. Weiftensee. Eine Zweimillionenanleihe wird von dem Landwirtschaftlichen Kreditinstitut für Sachsen in Dresden   aufgenommen. Die Zinsen betragen 4, die VerwaliungSkosle» V20 Proz., der KurSverlust 9,89 M. Die Tilgung der Anleihe erfolgt vom 1. April 1913 ab mit!>/, Proz. Die Verwendung derselben ist folgende: 359 999 M. zur Ablösung einer Hypotheleuschuld auf dem Elektrizitälswcrk, 259 999 M. für die Erweiterung des Elektrizitätswerks, 169 999 M. zur Tilgung einer schwebenden Anleihe, 51 599 M. zur Erstattung der Mehrkosten bei dein Bau der Gcineiudelurnhalle, 12 599 M. zur Erstattung der Mehrkosten bei dem Vau des Verwaltungsgebäudes, 1999999 M. zur Finanzierung des GrunderwerbSfondS, 159009 M. zur Regu­lierung von Ströhen  . 26 999 M. zur Deckung der Koste  » bei der Aufnahme der Anleihe. Eine noch nicht zur Verwendung gekommene Summe von l'/» Millionen Mark von der im Jahre 1398 auf- genommene Siebemnillionenanleihe soll erst vom 1. April 1912 ab zur Amortisation kommen. Lanke. Eine imposante Versammlung fand am Sonntag um 3 Nhr nachmittags in Lanke im Schlohpark-Gasthaus statt. AuS der Um­gegend, Pankow  , Sophienstädt, Ruhlsdorf, Marienwerder  , waren über 399 Personen', insbesondere aus den ländlichen Kreisen zu- sammengeströmt, um dem Vortrag des Abgeordneten Stadthagen  über das Thema:.Nieder mit der Reaktion!" beizuwohnen. In den 99er Jahren und 1996 war es.Patrioten" unter Führung deS Amisvorstehers Seeger und einer Reihe Forsteleven gelungen, die Versammlung zu sprengen. Auch diesmal wurden die größten An- strengungen gemocht, dasselbe Ziel zu erreichen. Der aus der Waudlitzer Versammlung weiteren Kreisen bekannt gewordene Ober- förster F i n st e r w a l d e r hatte die Lokalinhaberin, eine Witwe, wiederholt bestürmt, ihre Zusage zurückzuziehen und ihr gedroht, er werde ihr das Geschäft zerschlagen, die Holzauktionen entziehen u. dgl. Es war die Aeuherung gefallen, nicht zehn Mark solle die Frau verdienen. Lanke und Umgegend wurden mit Zetteln vom patriotischen Verein belegt, in denen mitgeteilt war, der Revier- förster Finsterwalder.plane eine Gegendemonstration" gegen die zur Wahlagitation einberufene»sozialdemokratische Versammlung". Aus den Wunsch des Herrn Finsterwalder wurde»den patriotischen Männern" nahegelegt,.sich zur Stärkung dieser in Vaterland- freund! chem Sinne geplanten Gegenbewegung um Vä3 Uhr nach­mittag» in Lanke auf der R evier förster et einzufinden". Diejer Appell fiel auf steinigen Boden. Luch eine große Anzahl von Mitgliedern des Bundes der Landwirte und von Kriegervereinlern fanden sich in der Versammlung ein, ohne vorher beim Oberförster zum Appell angetreten zu sein. Gegen 3 Uhr ruckte die Finsterwalder Schar der als antisemitischer und konservativer Wauderredner bekannte Redakteur Döring aus Berlin   mit 3 Berliner   Begleitern und etwa 25 Mann an. Herrn Finsterwalder wurde der Eintritt aus den oben angeführten Gründen verwehrt. Die übrigen erhielten selbstverständlich die Forst» boomten nach Ablegung ihrer Hirschfänger Zutritt. Genosse Kno etschke sorgte als Versammlungsleiter für Aufrechterhaltung der Ordnung, die zu stören vergeblich versucht wurde. Der häufig von lebhaftem Beifall unterbrochene Vortrag lieh u. a. die Finanz» reform, die ZiviUiste, die Kanalvorlage, das SchiffahrtSabgabengesetz, die Reichsversicherungs ordnung, die Moabiter Vorgänge, die Rechtspflege, di« Wahlrechtsentrechtung Revue passieren und legte die Not» wendigleit deS Zusammenschlusses zur Riederringung der den Mittel» stand, die Arbeiterklasse und daS Baterland so schwer schädigender- !jnseratenteil verantw.:Th.Gl,cke/Berlin  . Druck».Verlag: Vorwärfl i Reaktion dar. Großer Beifall burchtoste den Saal, als Redner mit einer Darlegung des Endziels der Sozialdemokratie und mit dem Appell. unaufhörlich durch Aufklärung für Beschleunigung des Sieges der Arbeit zu agitiere«, geschlossen halte. Nach ihm erhielt R ed alte ur Döring daS Wort. Der Vorsitzende wußte trotz der oft pro- dozierenden Wendungen des Redners ihm vollste Redesteiheit zu verschaffen, nachdem dieser versichert hatte, er werde bis zum Schlich der Versannnlmig bleiben. Seine unter lebhaftem Widerspruch, insbesondere auS Landarbeiterkreisen, gemachten Darlegungen erzielten die entgegengesetzte Wirkung, als von ihm beabsichtigt war. Heiter war seine Klage darüber, dah die bürgerlichen Parteien den Kampf aufgegeben hätten, und seine Drohung, der Erreichung des sozialdemokratischen Endziels würden die Eigner der ProdulnonSmittel Gewalt entgegensetzen. Mehrere Genossen und der Referent führten den Wanderredner unter lebhafter Zustimmung den Versammlung ab. Nach einem Appell, der politischen Organisation der Sozialdemokratie und dem Landarbeiterverbande beizutreten, schloß der Vorsitzende die Versammlung mit einem begeistert auf- genommenen Hoch auf die Sozialdemokratie. Unter dem Gesänge Wer schafft das Gold zutage?' leerte sich langsam der Saal. Fester Fuß ist jetzt in dieser schwarzen Ecke des Rieder- barnimer Kreises gefaht. Die Aeuherungen Angehöriger des Mittel­standes liehen klar erkennen, datz ihnen die Augen über die junker- liche Mißwirtschaft aufgegangen und sie nicht mehr Willens sind, dem Bunde der Ritter und Heiligen Heeresfolge zu leiste«. Eue aller Melt. Tie Pest. Nach dem letzten amtlichen Telegramm des Gouvernements Kiautschou auS T s i n g r a u ist das deutsche Schutzgebiet p e st f r e i. AuS T s ch i f u waren nach Tsingtau   zweihundert, aus der Provinz Schamung 259 Todesfälle gemeldet. Letztere Angabe stammt von den im Innern der Provinz lebenden Europäern. So- mit hat die militärische Absperrung deS Stadtgebietes und die Ueberwachung der SchutzgebietSgrenze die erhoffte Wirkung gehabt. Zur wirlsamen Aufrechterhaltung der militärischen Absperrung, die an die Besatzung große Anforderungen stellt, werden von den Offizieren und Mannschaften, die am 22. Februar mit dem Dampfer.Neckar" die Heimreise antreten sollten, zwei Offiziere und 288 Mann in T s i n g t a u zu- rückbleiben, um nicht zu sehr auf die neu herausgekommene junge Mannschnft, die sich erst eingewöhueir soll, angewiesen zu sein. Beim Ostasiatischen Marinedetach�ment in Peking   findet ein Personalwechscl vorläufig nicht statt. Auch bei diesem Marineteil sind bisher Pest» sälle nicht vorgekommen. Infolge einer pe st verdächtigen Erkrankung in der Nähe der russischen Grenze hat der Generalgouverneur deS Amur  » gebietS die Absperrung der Grenze durch Truppen an» geordnet._ Kapitalistischer Mord. Der Abbau der Mannorbrüche von C a r r a r a findet noch heute unter ganz primitiven Verhältnissen und ohne jeden zeitgemäßen Schutz der Gesundheit und des Lebens der Arbeiter statt. Wie der .Avanti' erfährt, sind im Jahre 1919 1519 Arbeiter Opfer eines Betriebsunfalls geworden. Von diesen sind 19 gestorben und über 299 waren mehr als drei Monate arbeitS« unfähig. Die Zahl der dauernd Verstümmelten ist nicht an» gegeben. Der Abbau wird von zahlreichen Gesellschaften betrieben, unter denen sich auch eine grohe englische und eine französische Aktiengesellschaft befindet. Viele Gefahren könnte eine vermehrte Verwendung der Maschinen herabmindern, aber die Maschine» sind noch immer kostspieliger als Arbeiterleben. Der Herzog als Schwindler. Ein großer GesellsibastSskandal bereitet sich gegenwärtig in Madrid   vor. Der.PaiS" meldet, dah der Herzog von M 0 n t e m a r. ein spanischer Grande 1. Klasse, demnächst wegen Betruges verfolgt werden wird. Ter Herzog hotte sich mit einer Komtesse de loS AndeS, die ihm eine reiche Mitgift, namentlich in Liegenschaften im Gebiet von TereS in die Ehe brachte, verheiratet. Kurze Zeit nach der Vermählung trennten sich die Ehe» galten und der Herzog von Montemar verzichtete aus die Mitgift gegen eine monatliche Penston von 300 Pesetas. Dieser Betrag war natürlich bei der luxuriösen Lebensweise deS Herzogs nicht ausreichend und der Herzog lvandte sich an einen Wucherer, der von ihm verlangte, dah er ein Dokument von seiner Gattin beibringe, waS ihm gestatte. Hypotheken auf deren Besitzungen aufzunehmen. Der Herzog von Montemar versprach dem Wucherer, dieses Schriftstück beizubringen und fand bald eine Frau, die dem Alter nach als seine Schwiegermutter hätte gelten können, ebenso zwei Männer, die ihm dabei als Zeugen dienen sollleit. Alle vier begaben sich zu einem Notar, wo daS ver­langte Dokument ausgestellt wurde. Bevor sich der Herzog von Montemar nach der Republik Argentinien   auf Reisen begab, machte er von dieser Affäre andere» Personen Mitteilung, wodurch die Mutter seiner Gattin, Gräfin de los AndeS, von den Betrügereien ihres Schwiegersohnes erfuhr und bei der Staats» anwaltSschafr Anzeige erstattete. Man erwartet sensationelle Ver- Haftungen._ Kleine Notizen. Selbstmord zweier Sergeanten. In Heilbronn   haben sich zwei Sergeanten vom Infanterieregiment Nr. 122 gemeinsam das Leben genommen. In einem Patrouenmagazin des Re- gimentS erschossen sie sich in der Sonntagnacht aus bisher unbe- kannter Ursache; nebeneinander sitzend, wurden sie gestern morgen tot aufaestinden. Beim Fischfang ertrunken. Auf einem Wasser bei W reden« Hägen in Meckleuburg-Schwerin find am Sonnlagnachmittag beim Fischfang der Tagelöhner Reinke und der zu Besuch beurlaubte Grenadier B l a s e m a n>1 ertrunken. Ein l7jährigeS Mädchen, das mit ihnen im gekenterten Kahn sah, konnte sich retten. Opfer des Eissports. Beim Schlittschuhlaufen auf dem See bei Neustadt in Mecklenburg-Schwerin ertranken zwei Schüler deS dortigen Technikums, der 29 Jahre alte Techniker G r a b k e und der 19 Jahre alte Techniker Wulff. Auch auf dem Luckower See bei S t e r n b e r g in Mecklenburg-Schwerin ereignete sich ein tödlicher Uilfall. Ei» 19jühriger Knabe brach beim Schlitt» schuhlaufen ein; herbeieilenden Technikern gelang e8 nicht. den Knaben zu retten, da sie selbst einbrachen und an ihre eigene Rettung denken muhten. (Lftte.ninftSHberftdit vorn 13. Februar 1911. m 8 Uhr. ffXttenxagnafe für tlnttag, den 14. Februar 1911. Zunächst kälter, vtelsach dciler bei ziemlich snschcn südöstlichen Winden; später wieder zunehmende Erwärmung und Bewöltung»hne erhebliche Niederschläge.__ Berltoer Wetterbureau. hckjboitfctei u. BerlagSanstält Paul Singer Co. Bttttn SW,