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GewcrkrcbaftUcbes. Die Verhandlungen des Zentral-öchiedsgencbts für das Baugewerbe fimtben am Donnerstag, den 16. d. M., im Reichstagsgebäube be- gönnen. Ueber die Zusammensetzung dieses Schiedsgerichts ist be- reits früher berichtet worden, für heute ist nur nachzutragen, daß für den Genossen Bömelburg Genosse Silberschmidt als Arbeitervertreter mit eingetreten ist. Der grosse Kampf im Baugewerbe wurde bekanntlich durch die don Unparteiischen geleiteten Verhandlungen, die mit dem Dres- dener Schiedsspruch ihren Abschluß fanden, beendet. Der Schieds- spruch entschied über die Erhöhung der Stundenlöhne und über die tägliche Arbeitszeit, wobei nur für wenige Bezirke eine Verkürzung der Arbeitszeit gewährt wurde. Die sonstigen Streitigkeiten über örtliche Vertragszusätze wurden an die örtlichen Schlichtungskom- Missionen verwiesen, die bis 8. Juli eine Einigung herbeiführen sollten. Wo dies nicht gelang, sollte die zweite Instanz(örtliches Schiedsgericht) die Angelegenheit bis 15. Juli endgültig entscheiden. Gegen diese Entscheidung ist in bestimmten Fällen eine Berufung an das Zentralschiedsgericht möglich. Die Vertragsparteien haben in etwa zwei Dutzend Fällen von diesem Recht Gebrauch gemacht. Weiter liegen Anträge vor aus Bezirken, in denen eine zweite In- stanz nicht zustande kam und von Organisationen, die sich bisher ver- geblich bemühten, einen Vertrag fertigzustellen, oder wo die Gegen- Partei es überhaupt verweigerte, einen Vertrag zu schließen. Die Anträge berühren fast alle Gebiete des Vertrages und noch einiges, das ausserhalb des Vertrages liegt, z. B. die Frage: dürfen die einseitigen Arbeitsnachweise der Arbeitgeberverbände von den Arbeiterorganisationen gesperrt werden? Am ersten Verhandlungstage wurden einige grundsätzliche Fragen erledigt. Es waren Verträge angefochten, die zwischen ört- lichen Arbeiterorganisationen und einzelnen Mitgliedern des Arbeit- gcberbundes geschlossen worden sind. Grundsätzlich sollen die ört lichen Organssationen die Vertragsträger sein. Es wurde ent- schieden, daß in Fällen, wo nur ein Mitglied des Bundes am Orte vorhanden ist, mit diesem ein Vertrag zulässig, aber die örtliche Or- ganisation, der das Mitglied angehört, den Bertrag mit zu unteo zeichnen hat. In einem anderen Falle wurde entschieden, dass Ar- beitgcberverbände den Abschluß eines Vertrages nicht verweigern können, wenn die Gegenpartei nur einen geringen Teil der Bcschäf tigten umschließt. Ebenso unzulässig ist, sich damit begnügen zu wollen, Löhne und Arbeitszeit dem Schiedsspruch gemäss zu ge- währen und den Vertragsschluß abzulehnen. Die Vertragsbedin­gungen und der Abschluß eines Vertrages sind ein unteilbares .Ganzes. Eine weitere Anzahl Anträge befassen sich mit der Auslegung einzelner Teile des Vertragsmusters und wieder andere wollen das Muster ändern, oder den Vertrag durch Zusätze ergänzen. Die Beratung dieser Anträge konnte nicht erledigt werden; nur 16 Anträge wurden aufgearbeitet. Die Vertreter der Parteien verfechten mit Zäbigkeit und Ausdauer die Interessen ihrer Organi sationen und die Unparteiischen versuchen ihr Bestes, die Gegensätze auszugleichen; doch hei den Entscheidungen gab es nur ein Hüben und Drüben. Am zweiten VcrhandlungStag wurde die Beratung über Er­gänzungen und Zusätze zum Vertragsmuster fortgesetzt. Das Schiedsgericht entschied, daß in der Regel nur den Be- rufungen stattzugeben sei, wenn die örtlichen Organisationen über die in Frage kommende Ergänzung oder über den Zusatz eine Ver einbarung nicht getroffen haben. .Es liegen aus. 25.Lohnbezirken. Beschwerden von Arbeitnehmer­organisationen vor, weil in diesen Bezirken die Arbeitgeberorganisa- tionen sich weigern, Verträge abzuschließen. Hierzu wird grund­sätzlich entschieden, daß in allen Fällen und in jedem Gebiet, in dem ausgesperrt worden ist oder wo vor der Aussperrung ein Vertrag bestund, ein Tarifvertrag abzuschließen ist und die Bedingungen des Dresdener Schiedsspruches zu erfüllen sind. In jedem Falle, wo eine.zweite Jnstan» nicht. Hesteh�.ssind die, beteiligten Parteien ver- pflichtet, sich an bestimmte Personen oder Institutionen außerhalb ihrer Organisationen zu wenden und diese zu bitten, die Bildung einer zweckentsprechenden Instanz vorzunehmen. Innerhalb dreier Wochen sollen die Verhandlungen beendet und der Vertrag abge- schlössen sein. In einigen Fällen, in denen den Arbeitnehmern die Unter- zeichnung der Verträge verweigert worden ist, wird festgestellt, daß die noch bestehenden Differenzpunktc dem Dresdener Schiedsgericht zur Entscheidung nicht vorgelegen haben. Die Verträge sind daher abzuschließen. Einige andere Beschwerdefälle wurden teils an die zweite Instanz zurückverwiesen, teils sollen noch weitere Fest- stcllüngen gemacht werden. Eine weitere Entscheidung geht dahin, daß ein Ort nur zu einem Vertragsgebiet gehören darf und weiter, daß jeder Unter- nehmer die Vertragsbedingungen desjenigen Vertragsgebietes zu erfüllen hat. in welchen er die Arbeiten ausführt. Eine. Berufung richtet sich gegen die Entscheidung einer zweiten Instanz, nach der an Stelle der lltägigen Lohnzahlung die acht- tägige einzuführen ist. Die Berufung wird verworfen. Es war beabsichtigt, die vorliegenden Berufungen und Be- schwerden in drei Tagen zu erledigen. Dieser Vorsatz wird sich nicht erfüllen lassen, es wird noch eine weitere Tagung erforderlich werden._ Berlin und Umgehend. Dritter deutscher Privatbeamtentag. Unter dieser Bezeichnung veranstaltet der Hauptausschuß für die staatliche Pensionsversicherung der Privatangestellten morgen eine Kundgebung in der Pensionsversicherungsfrage. In den Ein- ladungen wird programmatisch erklärt, daß die Privatangestellten- schaft des ganzen deutschen Vaterlandes vertreten sein solle. Jeder Uneingeweihte muß danach annehmen, daß diese Veranswltung von allen Angestelltenorganisationen getragen wird. Das ist aber nicht der Fall. In Wirklichkeit sind an der Kundgebung nur die dem Hauptausschutz angeschlossenen Verbände beteiligt und nur ihren Angehörigen ist gegen Vorzeigung einer Legitimation die Beteili- gung an dem sogen. Privatbeamtentage gestattet. Alle anderen hat man ausgeschlossen. Besonders die Vertreter des Gedankens, die Pensionsversicherung durchweinen Ausbau der bestehenden Invaliden- Versicherung zu lösen, sollen nicht zu Worte kommen. Auf diese Weise muß dann in der Oeffentlichkeit der falsche Eindruck entstehen, als ob die große Masse der Angestellten mit dem vorgelegten Gesetz- entwurf einverstanden sei. Die an der Veranstaltung nicht betei- ligten Verbände protestieren auf das energischste gegen diese Zweifel- los irreführende Taktik des Hauptausschusses. Bei der unter Aus- schluß der Oeffentlichkeit tagenden Versammlung in der Neuen Welt handelt es sich um keinen.Deutschen Privatangestelltentag", sondern um eine einseitige Veranstaltung der Anhänger einer Sonderver- sicherung. Dagegen findet gleichzeitig in Happoldts Brauerei, Hasenhaide, eine von der Freien Vereinigung einberufene öffentliche Kundgebung zur Pensionsversicherung statt, zu der jeder Angestellte freien Eintritt hat und jedem volle Redefreiheit gewährt wird. Ein Erfolg der Bäcker. Die langjährigen Differenzen zwischen dem Zentrakverbanb der Bäcker und Konditoren und.Blottners Großbäckerei", Inhaber Otto Blottner, der etwa 12 Filialbäckereien und eine große Zahl Verkaufsstellen in Berlin und Umgegend besitzt. sind nun beigelegt. Herr Blottner hatte im Jahre 1307 den damals geforderten Lohntarif ursprünglich anerkannt, hatte dann aber dem Drängen der Jniiungsscharfmacber nachgegeben und seine Bewilligung zurück« gezogen. Lange Zeit wollte es der Organisation nicht gelingen, in 1 die Bkottnerschen Bäckereien einzudringen. Nun endlich kam eS vor kurzer Zeit zu neuen Verhandlungen zwischen der Organisation und der Firma und schließlich zum Abschluß eines neuen Tarifes. der den Arbeitern außer Lohnerhöhungen eine tägliche Arbeitszeit­verkürzung von zwei Stunden(Zehnstundentag) und den w ö ch e n t lichen Ruhetag brachte. Die Arbeiter der Blottnerichen Bäcke­reien sind nun ebenfalls vollständig organisiert, und aller Voraus- ficht nach wird die Organisation nun auch dauernd festen Fuß be- halten. ES verdient anerkannt zu werden, daß die Firma bestrebt war, durch möglichstes Entgegenkommen die Verhandlungen zu fördern und den Tarif zum Abschluß zu bringen. Damit sind die Differenzen, die zwischen dem Bäckerverband und der FirmaBlottners Großhäckerei" seit etwa Z'/z Jahren be- standen, endgültig erledigt und die Organisation der Bäcker hat einen schönen Erfolg._ Deutsches Reich . Der Achtstundentag für die Lichtdrucker! Durch die einmütige Kündigung der Berliner Lichtdruckgehilfen veranlaßt, hatte der neubcgründeteVerband der Licht- druck creibefitzer Deutschlands " der Berbandsleitung der Lithographen, Steindrucker und verwandten Berufe, denen die Lichtdrucker angehören, Verhandlungen zwecks Abschluß eines Zentraltarifes angeboten. Diese fanden am 27. und 28. vorigen Monats statt, führten aber zu keinem endgültigen Abschluß, da die Prinzipale nur unwesentliche Zugeständnisse machten, denen die Gehilfenvertreter nicht zustimmen konnten, dies umsoweniger, da zweierlei Arbeitszeit(854 Std. für Drucker und 3 Std. für die übrigen Sparten) vorgesehen war. Es wurde daher beschlossen, die provisorischen Beschlüsse den Gehilfen im Reich zur Abstimmung zu unterbreiten. Die Ab- stimmung ergab die Ablehnung der Vorschläge mit über Y» Ma jorität, auf Grund deren es den Gehilfenvertretern in der am Sonntag im Berliner Papierhaus fortgesetzten Beratung möglich war, weitere Zugeständnisse zu erzielen und den Abschluß eines Zentraltarifes für Deutschlands Lichtdrucker auf fünf Jahre zu vollziehen. Derselbe bringt den Gehilfen nach einem Uebergangsstadium, laut welchem zum 1. Juli 1911 die 85-4 st ü n d i g e Arbeits- zeit für alle Sparten eingeführt sein muß, ab 1. Januar 1913 die achtstündige Arbeitszeit für das ganze Reich! Es ist dieser Erfolg um so höher zu bewerten, als er einen prinzipiellen Vorstoß darstellt, ist es doch die erste Gruppe im Druck- gcwerbe, der es gelang, den Achtstundentag zu erreichen und tariflich festzulegen. Ferner wurde die Lehrlingsskala verbessert(auf 5 Gehilfen ein Lehrling) und der Minimallohn um 2 M. erhöht. Damit ist auch die Bewegung der Berliner Lichtdrucker beendet. Der Streik auf der ZecheLukas" forderte nachträglich noch feine Opfer. Vor einigen Tagen Wurde ein Bergmann der Zeche zu 30 M. Geldstrafe verurteilt, weil er einen Streikbrecher beleidigt haben sollte. Jetzt sind wieder zwei Bergleute, die Streikposten gestanden haben, zu je drei Wochen Gefängnis verurteilt worden wegen angeblicher Bedrohung von Streikbrechern, die sich von Schutz- leuten von und zur Arbeitsstelle bringen ließen. Der Streikposten als Verkehrshindernis. In Braunschweig streikten im November vorigen Jahres die organisierten Buchbinder in den Buchdeuckereien. Zu den Strei- kenden, die vor einer Firma Streikposten standen, gesellte sich ein nicht am Streik beteiligter, aber organisierter Kollege, um mit seinen Kollegen einige Worte zu sprechen. Eine Frau, die des Weges kam, machte einen Umweg, wo die Gruppe stand und verließ den Fußweg. Etwa 80 Meter davon stand ein Schutzmann, der den Vorgang beobachtet hatte, brachte die Streikposten wegen Ver- anstaltung eines Verkehrshindernisses zur Anzeige. Mit vier Straf- Mandaten in der Höhe von je 15 M. sollte dieses Vergehen gesühnt werden. Die beantragte gerichtliche Entscheidung aber brachte die Freisprechung der vier Missetäter. Die Frau als Zeugin mußte zu- geben, daß sie nicht unbedingt den Fußweg zu verlassen brauchte, um weitergehen zu können._ Die Textilarbeiter in Glauchau -Meerane hatten an die Unter- nehmer Forderungen gestellt. Die Unternehmer hatten daraufhin eine Lohnaufbesserung von 2 4 Proz. zugestanden. Wegen der schlechten Konjunktur, so erklärten sie, könnten sie nicht mehr zahlen. Die Arbeiter nahmen die Aufbesserung als Abschlagszahlung an, erklärten aber ausdrücklich, daß sie ihre Forderungen bei Einsetzen einer günstigen Geschäftslage wiederholen würden. Die Glauchauer Textilarbeiter dagegen lehnten das Angebot der Unternehmer ab mit der Erklärung, daß sie auf derartige Lohnaufbesserungen ver- zichten. Zu einem Kampfe wird es gegemoärtig nicht kommen; sowie aber eine bessere Konjunktur einsetzt, werden die Forderungen er- neuert._ Christliche Denunziation. DerStaats- und Gemeindearbeiter", das Organ des christ- lichen Hilfs-, Staats- und Transportarbeiterverbandes, berichtete kürzlich über eine von der Ortsgruppe Graudenz veranstaltete Kaisergeburtstagsfeier und leistete sich dabei ein sauberes Denun- ziatiönchengegen diejenigen Militärarbeiter, welche sich an der Feier nicht beteiligten". Es heißt dort: ... denn wer es nicht für nötig hält, cm der allgemeinen Ge- burtstagsfeier des Landesherrn ein bißchen patriotische Gesinnung zu zeigen, bei dem kann die Liebe zum Vaterlande nicht weit her sein. Solche Leute würden sich bei denRoten " wohl be- deutend wohler fühlen, denn von uns wollen sie nichts wissen, angeblich, weil wir nicht genügend leisten; und solche Leute werden in Staatsbetrieben beschäftigt?" Gleich dahinter steht ein Bericht aus Nürnberg , in dem mitgeteilt wird, daß der Vertrauensmann des freien Gemeinde- arbeiterverbandes im Kgl. Proviantamt als eifriger Freigewerk- schaftlcr tätig ist, der,so viel uns bekannt, auch Mitglied des sozial- demokratischen Wahlvereins ist." Diese Denunziarion gewinnt erst die richtige Bedeutung, wenn man weiß, daß auf der letzten Tagung der Zentrumspartei in Bayern ein Beschluß gefaßt worden ist, der sich gegen die Be- schäftigung freigewerlschaftlicher oder sozialdemokratischer Arbeiter in Staatsbetrieben ausspricht._ Der Streik in der Rastatter Waggonfabrik ist nun in ein ver- änderteö Stadium getreten: die Hamburger Einguartie- r u n g(Slreikbrecherbesatzung) hat dasFort Waggonfabrik" ver- lassen, um sich ihrer Malrone Müller für den ferneren Bedarf zur Verfügung zu stellen. Der Abschied von der Stalte des ruhmvollen Wirkungskreises der Hintze-Gardisten von der KorporalschaflLanger Toni" vollzog sich unter Milwirkuug der bewaffnete» Staats- macht genau so feierlich wie der Empfang; da es sich um ein halbes Hundert Abschiednehmender handelte, war das Schauspiel noch pompöser. Die Direktion beförderte die ihr lästig gewordenen früheren Lieblinge im Auto. Deu Sicherheitsdienst im Bahnhofe leitete, wie bei Fürstenreisen, eine große Zahl Polizisten und Gendarmen, als deren Vor- gesetzter sich der Fabrikingenieur zu betrachten schien. ES fehlte noch. daß der Bahnhofsvorstand im feierlichen Ornat und bedeckt mit dem Schiffhute erschienen wäre, um den scheidenden Nothelsern des Groß- Unternehmers Jakob die stille Anerkennung der kapitalistischen Staats- obhut anzudeuten. Und die badische Staatsgewalt blieb ihrer Unternehmer- freundlichen Haltung treu bis zuletzt. Sie hat durch den Mund des .Heidelb. Tagebl," inoffiziell verkünden lassen, daß die nunmehr beendete Untersuchung, welche im Austrage des Ministers v. B o d« man durch den OberregierungSrat Glad borgenommen wurde, dem Genossen Kolb und seinen Gewährsmännern u n r echt gebe und den Ra st atter Polizeiamtmann als völlig gee rechtfertigt aus der Angelegenheit hervorgehen lasse". Nachdem nun die Hamburger Lagerware des arbeiterfeindlichen Unternehmertums die Waggonfabrik verlassen hatte, verordnete die Direktion, daß für die trauernden Hinterbliebenen Streikbrecher aus der ländlichen Umgebung Rastatts nunmehr die schönen Tage von Aranjuez durch Aufhebung der eingeräumten Meist- begünstigungen in Wegfall kommen sollen. Jetzt stellten weitere 70 Arbeitswillige ihre schmachvolle Tätigkeit eül. Nun ist die Situation den Streikenden erst recht günstig. Kusland. Die Lohnbewegungen und Lohnki�mpfe in Dänemark . Es wrrd zwar in Dänemark noch immer verhandelt zwischen den Parteien über die in den verschiedenen Berufen und Gruppen vorliegenden Konflikte, aber es ist nur in wenigen Fällen eine Einigung erzielt. Die Metalldrücker bei den Gürtler- innungsmeistern in Kopenhagen stehen schon seit mehreren Wochen im Streit; Verhandlungen sind in den letzten Tagen wieder angeknüpft worden; ob sie zum Frieden führen werden, ist noch sehr zweifelhaft. Die Elektrizitätsarbeiter der In» stallationsgeschäfte haben ergebnislos mit ihren Arbeit- gebern verhandelt. In der T e x t i l i n d u st r i e Dänemarks haben weder die Verhandlungen in Odense noch die in Kopenhagen Erfolg gehabt. Der Vorstand der Dänischen Arbeitgebervereinigung hat auf Verlangen der Textilsabrikanten dem Gesamtverband der Gewerkschaften bereits die allgemeine Aussperrung in dieser Industrie angekündigt, die binnen 14 Tagen durchgeführt wird, falls es bis dahin nicht zur Einigung kommt. Im Klempnergewerbe Dänemarks soll die allgemeine Aussperrung schon am Montag durchgeführt werden. Eine' weitere allgemeine Aussperrung hat die Arbeitgebervereinigung für die Holzindustrie, das heißt, für die Sägewerke uno� Hobelwerke angekündigt, wobei es sich, wie in der Textilindustrie, um die erste Ankündigung handelt, der, entsprechend dem 1899: abgeschlossenen Uebereinkommen, nach sieben Tagen eine zweite folgen muß, worauf dann nach Verlauf einer weiteren Woche der Kampf beginnen kann. Die Zimmerer Dänemarks , mit Aus- nähme des Kopenhagener Lohngebietes, hatten am 8. Januar den Streik beschlossen, haben den Beschluß jedoch vorläufig zurück- gezogen, da noch ein wenig Hoffnung auf friedliche Beilegung ver- handen zu sein scheint. Im Maurergewerbe scheint das störende Eingreifen der Zentrale des Unternehmertums, die be» kanntlich vor allem einen fünfjährigen Tarifvertrag durchsetzen will, eine Zersplitterung unter den Maurermeistern hervor- zurufen, wenigstens sind sie in einer Stadt, in Korsör , aus der "lentralvereinigung ausgetreten und haben einen zweijährigen ärifvertrag mit Erhöhung der Stundenlöhne von 44 auf 47 Oere und Verkürzung der Arbeitszeit abgeschlossen. In der Eisen- i n d u st r i e Dänemarks stehen die ungelernten Arbeiter in der Lohnbewegung; die Verhandlungen zwischen dem ArbeifSmanns- verband und dem Verband dere Eisenindustriellen sind gescheitert; es soll jedoch' zwischen den Hauptorganisationen der Arbeiter ustd Arbeitgeber weiter verhandelt werden. In der H e r r e n k o n f e k t i o n ist es nun doch in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag zu einer Einigung zwischen den Vertretern der beiden Parteien gekommen, wenigstens für die Schneider und Schneiderinnen, während der Lohnkampf für die Zuschneider noch fortdauert. Das neue Unternehmen, das auf fünf Jahre gelten soll, bietet Erhöhungen der Akkordpreise um 5 bis 8 Proz. und für die auf Werkstätte beschäftigten Lohn- arbeiterinnen Erhöhung des Wochenlohnes um 1 Krone. Der Minimallohn der Bügler wurde von 26 bis 27 Kronen auf 28 Kronen erhöht, und ein Zuschlag für Ueberzeitarbeit von 50 Proz., für Nachtarbeit von 100 Proz. festgesetzt. Die' General- Versammlung der Schneider hat den neuen Tarifvertrag mit 967 gegen 145 Stimmen gutgeheißen. Die Arbeit ist am Sonnabend. wieder aufgenommen worden, soweit das mit Rücksicht auf den noch andauernden Zuschneiderstreik möglich war. Die Eisarbeiter Kopenhagens haben kürzlich durch Ver» Handlungen mit den Unternehmern eine Verbesserung ihrer Lohn- und Arbeitsberhältnisse erreicht. Eine Firma, Großhändler Madsen, hat sich dem Tarifvertrag jedoch nicht angeschlossen und arbeitet jetzt mit Streikbrechern. Als die streikenden Arbeiter der Firma kamen, um sich die Streikbrecher einmal anzusehen, war der Platz an dem See, wo die Leute arbeiteten, in weitem Um» kreis von der Polizei abgesperrt. Ein großer Teil der Streik- brecher stellte darauf die Arbeit ein, weil sie nicht unter Polizei- bewachung arbeiten wollten. In allen Konflikten bemüht sich die Arbeiterschaft, wenn irgend möglich auf friedlichem Wege zu einem annehmbaren Uebereinkommen zu gelangen; sie kann sich jedoch nicht, angesichts des zu erwartenden industriellen Aufschwunges, auf fünf Jahre mit ganz unzureichenden Löhnen an Tarifverträge binden, wie es durckigehends die Absicht der Dänischen Arbeitgebervereinigung ist, die sie jetzt, wo es mit der Arbeitsgelegenheit noch immer sehr schlecht bestellt ist, mit aller Gewalt durchzusetzen sucht. Die Arbeitslosigkeit ist gegenwärtig ebenso groß wie vor einem Jahre. Die Gewerkschaften haben dieser Tage in Kopenhagen eine allgemeine Arbeitslosenftatistik aufgenommen, und und das Ergebnis ist, daß in der Hauptstadt in 98 Gewerkschaften von 42 385 Mitgliedern 8966 oder 21,15 Proz. arbeitslos sind. Von diesen sind 41,8 Proz. nicht oder nicht mehr unterstützungs- berechtigt. Um ihnen zu helfen, hat man innerhalb der Gewerk- schaften eine Sammlung außerordentlicher Unterstützungsmittel veranstaltet, die jetzt bereits über 20 000 Kronen ergeben hat. Um sie möglichst nutzbringend anzuwenden, werden die Unter- stützungen meist in Naturalien gegeben. Es erhält jeder, der dafür in Betracht kommt, eine Fleisch- oder Spcckkarte im Werte von 2 Kronen, eine Brotkarte im Werte von 1 Krone samt L Kronen in bar. UebrigenS wird die Stadtverordnetenversammlung Kopen- Hagens demnächst auf Vorschlag des Magistrats abermals 100 000 Kronen zu weiterer Hilfe für die Arbeitslosen bewilligen. Lerantw. Redakt.: Richard Barth , Berlin . Inseratenteil verantM,: Th.Glocke, Berlin . Drucku.Verlag:VorwärtsBuHdr.u.VerlaLsanstalt Paul Singer a Eo., Berlin LW. Hetzte Nachrichten« Ausdehnung der passiven Resistenz. Wien , 18. Februar. (W. T. B.) Wie dieNeue Freie Presse" aus T r i e st meldet, haben sich außer den Gerichtsbeamten das Per- sanal der Statthalterei, die Lotsen und das Personal der Südbahnen der passiven Resistenz angeschlossen. Die Lage im Staatsbahnhof sowie in den Magazinen ist sehr schwierig. Ein Zollbeamter, der vor einer behördlichen Kommission streng nach den Dienstvor- schriften berfuhr, wurde wegen seiner Weigerung, rascher zu ar- beiten, auf einen anderen Posten versetzt. Von Schutzleuten erschossen. Ludwigshafen , 18. Februar. (B. H. ) Der 27 Jahre alte Tagelöhner Karl Hehl von hier, ein vielfach vorbestrafter Mensch. wurde heute nacht, nachdem er zuerst auf seine 17jährige Geliebte vier Rcvolverschüsse abgegeben hatte, die aber nicht trafen, und dann bei seiner Verfolgung einen verheirateten Installateur durch einen Schuß in die Schläfe schwer verletzte, von drei Schutzleuten, auf die er gleichfalls Schüsse abgegeben hatte, erschossen. 30iK> Wollkämmer im Streik. Brüssel, 18. Februar.(W. T. B.) In V e r v i e r s sind 3000 Arbeiter der dortigen Wollkämmereien in den Ausstand getreten. Sie verlangen eine Lohnerhöhung und eine Verkürzung der Arbeitszeit. Hierzu 4 Beilage».