8!.4S. 28. lafo!««!.3. Itiltsf b LMck" Kerl«Sanirtag, 19. JrttllM 1911.Partei- Angelegenheiten.Zur Lokalliste!Folgende Saalbefitzer stellen ihre Lokale der Partei und GeWerk-schoflen zu den bekannten Bedingungen zur Verfügung:Erster Kreis. Franz Lehmann,„Patzenhofcr Ausschank", Ander Stralauer Brücke 3.Sechster Kreis.„Spreeschlöstchen", Jnh. A. Mielke, Kirchstr. 13.Zehlendorf T.-B, Das Lokal von Julius Rutsch, MachnowerStroge 2.Wir bitten, die Lokalliste streng zu beachte»._ Die Lokalkommission.Zweiter Wahlkreis. Heute, Sonntag früh, von den bekanntenStellen aus: Flugblattverbreitung. Der Vorstand.Dritter Wahlkreis. Am Dienstag, den 21. Februar, abends8 Uhr, findet in den.Arminhallen", Kommandantenstr. 58/59, eineVolksversammlung statt. Genosse Wilhelm Pfannkuch sprichtüber:„Wer treibt Katastrophenpolitik?"Rixdorf. Die Broschüre.Karsli, Die Brandschatzung', ist fürdie Kursusteilnehmer am Montagabend in der Bibliothek zu haben.Der Bildungsausschutz.Wilmersdorf-Halensee. Ueber„Arbeiterschaft und Dichtkunst'spricht Genosse Georg Davidsohn in einer Versammlung fürMänner und Frauen heute Sonntag, nachmittags 5 Uhr. in denWilmerSdorser Festsälen. Johann-Georg-Straße 19 inH a l e n s e e. Der Vorstand.Friedenau. Am Dienstag, den 21. Februar, abends S'/z Uhr,im Lokal Rheinschlofi, Rheinstr. 60: Mitgliederversammlung desWahlvereins. Vorwog des Genossen E u l e r t über:„Der deutscheBauernkrieg.' Der Vorstand.Groß-Lichtcrfelde. Dienstag, den 21. d. MtS., abends 8'/g Uhr.im Lokal' von Fritz Wahrendorf. Bäkestr. 22: Mitgliederversammlungdes Wahlvereins. Vortrag des Genossen C. Wenzel über:„DieReichsverfassung". Der Vorstand.Zehlendorf(Wannseebahn). Dienstag, den 21. d. M., abends8>/z Uhr, Vereinsversammlung bei Mickley, Potsdamer Strasse.Tagesordnung: Vortrag des Genossen Ulm:»Unsere Gemeinde-Vertretung und der Etat von 1911".Lankwitz. Mittwoch, den 22. Februar: Sitzung des Wahlbereinsim Restaurant Ebel, Mühlenstrahe, Referent Genosse E. Unger:„Religion und Sozialismus". Diskussion. Bericht von der Kreis-generalversammlung. Wahl von Delegierten zur Generalversammlungvon Gross-Berlin. Vereinsangelegenheiten.Steglitz-Friedenan. Morgen, den 20. d. MtS., abends 8'/z Uhr,im„Rheinschloss", Friedenau. Rheinstr. 60(kl. Saal): 3. Vortrags-abend des Genossen Ulm über den praktischen Teil des ErfurterProgramms. Da jeder Abend in sich abgeschlossen ist, können nochGenossen am Kursus teilnehmen. Die Teilnehmerkarten zum„Heiteren Abend" am 4. März mit anschliessendem Ball sindzum Preise von 30 Pf. jetzt in allen Bezirkslokalen zu haben.Treptow-Baumschulenweg. Dienstag, den 21. Februar, abendsUhr, Mitgliederversammlungen des Wahlvereins im„Sport-restaurant' sRennbahn), Elsenstr. 115/116 und„Speers Festsälen",Baumschulenstr. 78. Tagesordnung: Bericht von der Kreis-General-Versammlung. Vereinsangelegenheiten. Verschiedenes. Der Vorstand.Lichtenberg. Am Dienstag, den 21. d. M., abends 8lU Uhr, imLokale von Paul Schwarz, Möllendorffstr. 25/26: Generalversammlungdes sozialdemokratischen Wahlvereins. Tagesordnung: 1. Vortragdes Genossen D ü w e l l über„Moderne Schulkämpfe'. 2. Ergänzungswahl des Vorstandes. 3. Anträge.Johannisthal. DimStag, den 21. Februar, abends S'/» Uhr:Mitgliederversammlung im Lindenhof, Friedrichstr. 61. Tages-ordnung: Vortrag deS Genossen Max Groger über:„Die Pro»gramme der verschiedenen politischen Parteien." Der Vorstand.FriedrichShagen. Am Mittwoch, den 22. Februar, abendsS'/g Uhr, in LercheS Festsälen, Friedrichstr. 112, Mitglieder«Versammlung. Tagesordnung: 1. Vortrag deS Genossen Tornowüber:„Die historische Rolle des preussischen Junkertums". 2. DiS«kussion. 3. Bericht von der Kreisgeneralversammlung. 4. Vereins-angelegenheiten und Verschiedenes. Die Bezirksleitung.Am Montag, den 20. Februar, im Lindengarten, Friedrichstr. 74,dritter Vortragsabend deS Genossen Piek.Der BildungSanSschuss.Karlshorst. Heute, Sonntag, bei SabrowSki: UnterhaltungS-abend. Anfang 7 Uhr.Am Dienstag, 21. Februar, abends 8Va Uhr: Mitgliederversammlung bei Bartels.Fürstenbad". Vortrag deS GenossenGeorg Schmidt:»Aus der Zeit des Sozialistengesetzes'.Die Bezirksleitung.FricdrichSfelde. Dienstagabend 8'/z Uhr Mitgliederversammlungbei Haberland, Wilhelmsttatze.Teltow. Am Dienstag, den 21. d. M., abends 8 Uhr, im Lokaledes Genossen W. Bonow, Zehlendorfer Sttatze 4: Mitglieder«Versammlung des Wahlvereins. Tagesordnung; Bericht von derKreisgeneralversammlung. Die bevorstehende Bürgermeisterwahl.Der Vorstand.Reinickendorf-West. Dienstag, den 21. d. MtS., abends 8Vz Uhr.in den„Eichhorn-Sälen", Eichhornstr. 60: MitgliederversammlungdeS Bezirks-WahlvereinS. Tagesordnung: Bericht von der Kreis-Generalversammlung. Bericht der Gemeindevertreter. Vereins«angelegenheiten und Verschiedenes. Mitgliedsbuch legitimiert.Die Bezirksleitung.Tegel. Morgen, Montag, den 20. Februar, abends 8V, Uhr,in W. Trapps FestsSlen(Jnh. M. Gamm), Bahnhofstr. 1: Oeffent«liche Versammlung. Tagesordnung: Vortrag des Genossen ArturStadthagen über:»Nieder mit der Reaktion."_ Die Bezirksleitung.Berliner Pfacfmebten.Die Nord-Südvahn.Der Magistrat hat am 4. Dezember 1910 beim Polizeipräsidentendie Genehmigung zum Bau der Nord-Südbahn von der Seeswassebis zum Belle-Alliance-Platz nachgesuch: mit der Bitte, unabhängigvon dem alsbald»inzuleitenden'Planfeststellungsverfahren bei demMinister die Genehmigung zum Beginn der Bauarbeiten zu er-wirken. Darauf ist jetzt von dem Minister der öffentlichen Arbeitensolgender Bescheid beim Magistrat eingegangen:„Auf die gefällige Eingabe vom 24. v. M.— Nr. 2222. V. 10.—erwidere ich dri» Magistrat ergebenst, dass ich zurzeit keinen Anlassfinden kann, den hiesigen Herrn Polizeipräsidenten und die hiesigekönigliche Eisenbahndircktion im Aussichtswege anzuweisen, dienachgesuchte Genehmigung zum Bau einer UntergrundbahnSeeswasse— Friedrichstrasse—Beue-Alliance-Platz zn erteilen. DieStadt Berlin ist in, Besitze der Genehmigung für eineSchnellbahnlinie Seestrasse—Friedrichswasse— Kreuzberg. Ueberden jetzt gestellten Genehmigungsanwag für eine nur bis zum Belle-Alliance-Platz reichende Linie ist von den Aufsichtsbehörden eine Ent-scheidung, gegen die die Beschwerde an mich zulässig wäre, nochnickt getroffen. Nach den mir erstatteten Berichten konnte eine solchezunächst schon deshalb nicht ergehen, weil die notwendige Prüfungder neuen technischen Unterlagen des Antrages, namentlich soweit fiedie schwierige Unterfahrung der Weidendammer Brücke betreffen, nochnicht beendet ist. Des weiteren aber haben die Anfsichtsbehörden ihreEntschliessung ausgesetzt, um den städtischen Behörden Gelegenheit zugeben, mit den Gemeinden, nach deren Gebiet die Nord-Südlinieeine Fortsetzung finden kann, in Verbindung zu weten. Hierzu gabenVeranlassung die Erklärungen, die von den Vertretern der Vtadt Verlinbei der mündlichen Erörterung im Polizeipräsidium abgegeben wordensind. Diese Erllärungen gingen dahin, dass Berliir bereit sei, nament-lich mW Tenipelhof wegen eines Anschlusses an die Nord-Südbahn zuverhandeln, und dass das eigene Interesse Berlins dazu nötige, fürdiese Bahn durch eine Fortführung nach Norden und nach Süden oderdurch Verbindung mit Zubringerbahnen überhaupt erst die Möglichkeiteiner Nentabilwät zu schaffen. JmHinblick hierauf kannich es nichtfürun-angebracht halten, dass die Aufsichtsbehörden das Ersuchen gestellt haben.sofort in Verhandlungen mit den Nachbargemeinden insbesondere mitTempelhof, einzutreten. Im Falle einer Verständigung würde, wasausserordentlich erwünscht erscheint, erreicht werden, dass von vorn-fierein eine Anlage zustande käme, die die hier in Bewachtommenden Verkehrsinteressen Berlins und der beteiligten Vorortevoll befriedigte. Aber selbst wenn man die Verkehrs-beziehungen zu den Vororten ganz ausser Betracht lassenwollte, würde eine Nord-Südbühn, die am Belle-Alliance-Platzendet, nicht einmal den dringenden VerlehrSbedürfnissen innerhalbdes Berliner Weichbildes entsprechen. Der Stadtteil vor demHalleschen Tor mit seiner zahlreichen Bevölkerung wird den Ansprucherheben können, dass eine nordsüdliche Schnellbahn sofort über das Torhinausgeführt wird. Ich kann daher den schon an anderer Stelle ge-machten Vorschlag, die Bahn bis zur Gneisenaustrasse vorzuswecken, undüber ihre Fortsetzung mit den Vororten zu verhandeln, den städtischenBehörden nur erneut zur Erwägung anheimstellen. Dabei würdeauch der nicht zu unterschätzende Vorteil einer Entlastung des Halle-scheu Tores erreicht, während die auch nur vorläufige Anlegung derEndhaltestelle auf dem Belle-Alliance-Platz die dort bestehenden miss-lichen Verkehrsverhältnisse in unerwünschter Weise steigern würde.Die KleinbahngenehmigungSbehörden werden unter dem Gesichtspunktder Wahrung der öffentlichen Verkehrsinteressen bemüht sein, dieAngelegenheit nach Möglichkeit zu fördern. Ich ersuche daher, denHerrn Polizeipräsidenten von ihren Entschliessungen und den Er-gebnissen der etwa bereits geführten Verhandlungen alsbald inKenntnis setzen zu wollen'Im Interesse der Förderung deS dringenden Verkehrsbedürfnissesliegt der Bescheid des Ministers nicht, zeugt auch in keiner Weisevon dem so viel gerühmten Wohlwollen gegen die Stadt Berlin.Die Jahrmärkte will der Magistrat aufheben, weil der Verkehrund die gärtnerischen Anlagen auf den städtischen Promenaden undPlätzen ihre Unterbringung nicht mehr zulassen.Der feinfühlige Polizeiminister. Bitte, regen Sie sich nicht auf,Herr v. Kröcher! Wie ein hiesiges Lokalblatt berichtet, hat der Mi-nister des Innern die Regierungen in einem Runderlah ersucht, beiden Armendirektionen, Waisenräten, Armenkommissionsvorständen,Stadtärzten usw. vorstellig zu werden, im Verkehr mit den Klientenganz besondere Rücksicht darauf zu nehmen, datz bei Mitteilungenjeder Art die Diskretion streng gewahrt werde. Insbesondere solldas im postalischen Verkehr zur Geltung kommen, wo Postkarten nurzu verwenden sind, wenn es sich um Mitteilungen handelt, die jederDritte unbedenklich erfahren kann. Verschlossene Briefe sind auchan alle Personen, die eine Unterstützung erbeten haben, zu richten.Schnurrig ist es, dass diese gewiss sehr löbliche Verfügung geradevon dem Polizeiminister ausgeht, der doch sonst nicht von Rücksichtgegen die Armen und Bedrückten überfliesst. Wir vermissen aberdie Hervorhebung, dass diese Verfügung sich auch auf den Verkehr derPolizeiorgane mit dem Publikum bezieht. Vom Berliner PolizeiPräsidium wurden bisher Postkarten indiskreten Inhalts zu vielenTausenden verschickt. Die Berliner Armendirektion wird sich dashoffentlich ebenfalls ad notam nehmen. Hier und in anderenstädtischen Ressorts ist selbst bei geschlossenen Briefen die Aufschrift„An den Almosenempfänger...." noch vielfach üblich.Eine gleichartige strenge Verfügung sollte der Justizminister andie ihm unterstellten Behörden ergehen lassen. Wir haben wiederholt geschlossene gerichtliche Briefe gesehen, auf denen ganz überflüssig links am Kopf des Umschlags stand:„Betrifft Entmündigung(folgt der Name des Adressaten)". Der Briefträger kann also bei derBestellung sofort erkennen, daß hier etwas vorliegt, an dessen.Ge-Heimhaltung der Adressat ein dringendes Interesse hat.Endlich sei allen privaten Wohltätigkeitsinstitutionen äußersteFeinsühligkeit im schriftlichen Verkehr mit Bittstellern empfohlen.Auch hier wird noch sehr viel gegen das Ehrgefühl der Armut ge-sündigt.Die Berliner Grundbesitzer für die Eingemeindung der Vor-orte. In der am Freitag veranstalteten Protestversammlung derBerliner Grundbesitzer gegen den Zweckverband kam eS zu einerbemerkenswerten Stellungnahme des Grundbesitzes in der Ein«gemeindungsfvage. Während früher die Grundbesitzervcreine sichfast durchweg gegen die Eingemeindung erklärten, ist jetzt an-scheinend ein vollständiger Umschwung eingetreten. Sowohl in denReferaten, die vom Rektor Liverenz und den StadtverordnetenFlatow und Schulz gehalten wurden, wie auch in dem Beschluß kamdas deutlich zum Ausdruck. In der Resolution wird der Zweckver-bands-Gcsetzentwurs abgelehm, weil er eine Schädigung Berlinsund eine Gefährdung der Selbstverwaltung bedeutet. Dann heißtes wörtlich zum Schluß:„Als einzig ausreichendes Mittel zur Be-ieitigung aller aus dem Widerstreue der Groß-Berliner Interessensich ergebenden kommunalen Uebelstände fordern wir nach wie voreine Eingemeindung im großen Stile."Die Bierkutscher als Handlungsgehilfen. Die Frage, welcherBerufsgattung die Bierkutscher angehören, wird gegenwärtig imHinblick auf die am borigen Sonntag in Berlin stattgefundenenWahlen zum KaufmannSgericht in der Presse und in den Hand-lungSgehilfenverbänden eifrig diskutiert. Es scheinen da schlechteBerater vorhanden zu sein, denn sonst hätte diese Frage gar nichtakut werden können. Die Bierkutscher sind ganz selbstverständlichHandlungsgehilfen und waren berechtigt, an den Kaufmanns-gerichtswahlen teilzunehmen. Vor etwa zlvci Jahren ist in diesemSinne vom Oberverwaltungsgericht entschieden worden. In einemSpezialfälle stellte das ÖberverwaltungSgericht ausdrücklich fest,daß die Bierkutscher infolge ihrer Tätigkeit als Verkäufer von Bierund Einkassierer zu den Handlungsgehilfen zu rechnen seien. Voretwa einem halben Jahre war diese Frage auch in Magdeburg eine„brennende" geworden. Den Bierrutschern war vom Magistratfür die Kaufmannsgerichtswahl ein Ausweis verabfolgt worden undalle Proteste dagegen waren vergeblich. Die Berliner Kaufmanns»gerichtswahlen find daher nur dort für ungültig zu erklären, woBierkutscher, die ihr Wahlrecht ausüben wollten, zurückgewiesenwurden.Die städtische Straßenbahn, die das Virchow-Krankenhaus bezw.Stettiner Bahnhof mit dem Zentralvrehhof bezw. der WarschauerBrücke und Görlitzer Bahnhof verbindet, hat eine EntWickelung ge-nommen, die selbst Optimisten sich nicht haben träumen lassen. Wäh-rend bei der Gründung der Bahn Stimmen laut wurden, die sichgegen den Bau der Bahn wendeten und dieselbe als„Wüstenbahn"bezeichneten, steht es jetzt so, daß die Linie den Verkehr kaum nochbewältigen kann. Zu Zeiten müssen die Wagen zahlreiche Halte-stellen passieren, ohne das wartende Publikum zu befördern. DieserUebelstand hat sich in letzter Zeit so sehr verschlimmert, daß be-stimmte Kreise sich um Abhilfe an die städtischen Behörden gewandthaben. Wir hoffen, daß möglichst schnell den berechtigten Vorstellun-gen NechnMg gelrggen vixd.- ,iZur Bekämpfung des Schmutzes in Wort und Bild hat dashiesige Polizeipräsidium eine Zentralstelle eingerichtet, die vorläufigder Kriminalpolizei angegliedert ist und von dem Kriminalkommissarvon Behr geleitet wird. Veranlassung dazu gab die Ueberhcrndnahrnsder Verbreitung von anstößigen Bildern mit und ohne Text.In der Königlichen Kunstschule, Klosterstr. 75, ereignete sicham Freitag einige Minuten nach 9 Uhr vormittags ein Vorfall,der leicht zu einem schweren Unglück hätte führen können. DieAnstalt zeigt infolge der Unterm: nierung zum Zweck des Untcr-grundbahnbaues in der letzten Zeit allerorts zentimetcrbrciieRisse an den Decken, die immer bedrohlicher auftreten. Freitagvormittag nun stürzte plötzlich während des Unterrichts ein fastquadratmetergroßes, schweres Stück Dcckenstuck von der 7 Meterhohen Decke herab, durchschlug das dicke Reißbrett eines Mal-schülers und verletzte diesen an der Hand. Nur dadurch, daß derBetreffende sich zufällig nicht über das Brett gebeugt hatte, blieber vor einer schweren Verletzung, wenn nicht gar vor dem Todebewahrt.— Wir meinen, daß dieser Vorfall Anlaß geben sollte,alle Vorkehrungen zu treffen, damit ein etwaiges Unglück per-hütet wird._Liebestragödie in der Uhlandstraße.In der Uhlandstraße 183 hat sich in letzter Nacht eine LicbcS-tragödie abgespielt, der eine junge' Zahnärztin zum Opfer fiel,während der Täter, ihr Bräutigam, in bedenklichem Zustandenach dem Krankenhause Westend gebracht werden mußte.In der zweiten Etage des Hauses Uhlandstraße 188 unter-hält eine Frau Eckert ein kleines Pensionat und vermietet einzelneZimmer auf Tage und Wochen. Am vergangenen Montag mieteteein junger Mann ein Zimmer zunächst auf einen Tag. Er äußerteden Wunsch, nicht polizeilich gemeldet zu werden. Er behauptete,aus Halle a. S. zu kommen und Hermann Kersten zu heißen.Wider Erwarten seiner Wirtin blieb er auch noch die folgendenTage in der Wohnung, zahlte die Miete pünktlich, wollte aberauch jetzt noch nichts von einer Anmeldung wissen. Gestern abe..dkurz vor Mitternacht kehrte er in Begleitung einer jungen Damein die Wohnung zurück. Unmittelbar neben seinem Zimmer, nurdurch eine dünne Wand getrennt, wohnte ein anderer jungerMann, der gegen Z�4 Uhr morgens durch ein lautes Stöhnen ge-weckt wurde. Er versuchte, in das Zimmer einzudringen, fandaber die Tür so verschlossen, daß er sie nicht öffnen konnte. Erholte infolgedessen die Wirtin und den Hausverwalter, die danndurch eine andere Verbindungstür nach dem Zimmer des vcr-meintlichen Kersten vordrangen. Bei ihrem Eintritt bot sichihnen ein entsetzlicher Anblick dar. Im Bett lag ein völlig ent-kleidetes junges Mädchen, das kein Lebenszeichen mehr von sichgab. Große Blutlachen im Bett deuteten darauf hin, daß derToten die Pulsadern geöffnet worden waren. Auf dem Sofa lag,nur notdürftig bekleidet, der angebliche Kersten. Vor dem Gesichttrug er eine Chloroformmaske. Er war besinnungslos, gab abernoch schwache Lebenszeichen von sich. Es wurde sofort die Polizeibenachrichtigt. Unter der Behandlung eines Arztes erlangte derLebensmüde allmählich das Bewußtsein wieder. Die Polizei be-schlagnahmte zwei Briefe, die aus dem Tisch lagen und an An-gehörige gerichtet waren. Die Briefe gaben Aufschluß über diePersonalien der beiden Unglücklichen. Es handelt sich um denneunundzwanzigjährigen, aus Breslau gebürtigen Studierendender Zahlheilkunde Helmut Apt und um die aus Gumbinnenstammende zweiundzwanzigjährige Zahnärztin Helene Löwinsohn.Apt konnte einem Polizeibeamten bald nähere Mitteilungen machen.Er gab an, daß er und seine Geliebte beschlossen hätten, ge-meinsam in den Tod zu gehen, weil ihrer ehelichen VerbindungSchwierigkeiten von feiten der Eltern in den Weg gelegt wurden.Er habe deshalb seine Braut narkotisiert und ihr dann die Puls«ädern geöffnet. Um sich dann selbst mit Chloroform zu ver-giften, habe er eine Maske aufgesetzt. Nur die borzeitige Ent-deckung seines Planes habe seinen Tod vereitelt. Er wurde alsPolizeigefangener nach dem Krankenhaus Westend gebracht. DieLeiche der Aerztin wurde nach dem Schauhause übergeführt.Die Eltern und Angehörigen der jungen Leute sind sofort tele-graphisch von dem Vorfall in Kenntnis gesetzt worden.Als Abonnentenfang schlimmster Sorte kennzeichneten wir ineiner in der Nummer vom 18. Januar enthaltenen Notiz die voneinigen Zeitungen und Familicnolättern eingerichtete Abonnenten-Versicherung und belegten den Wert dieser Versicherung durch einenbesonderen, neuen Fall.Daraufhin gingen UNS von einigen solchen Versicherungen,die mit Zeitungen in Verbindung stehen, Schreiben zu,mit dem kategorischen Verlangen um Veröffentlichung, indenen uns zugemutet wurde, für diese VersicherungenRetlame zu machen. Dazu hatten wir nicht die geringste Ver-anlassung. Gewendet hatten wir uns in unserer Notiz weniger gegendie Versicherungsgesellschaften, sondern gegen die Zeitungenmit der Abonnentenversicherung. Und wer die vor einigenJahren im Deutschen Reichstage geführten Erörterungenüber diese Art des Abonnentensanges verfolgt hat, wirdwissen, daß sich die Regierungsvertreter und die Vertreter fast sämt-sicher Parteien im gleichen verurteilenden Sinne wie wir ausgesprochenhaben.Wenn wir heute auf die Sache zurückkommen, geschieht eS, umeinige Worte über den von uns veröffentlichten Fall zu sagen. Wirhatten mitgeteilt:„Eine Wittve in Spandau, deren Ehemann gestorben war,macht der Gesellschaft pflichtschuldigst von dem Sterbefall Anzeige.Darauf erhält sie die Mitteilung, die genauen Adressen der Aerzteanzugeben, bei denen der Mann vor seinem Eintritt in dieBehandlung des letzten Arztes gestanden hat. Als ob es nichtgenügt hätte, datz der Tod des ManneS in beglaubigter Form nach-gewiesen ist. Tot bleibt er, auch wenn die Gesellschaft weitz, datzder Mann noch ein halbes Dutzend Aerzte vorher konsulttert hat.Sechs Tage später erhält die Witwe eine Aufforderung, diePolice einzureichen. Nicht jeder Abonnent achtet darauf, datz erauch eine Police haben mutz; nach den Reklamen nimmt er an,datz er ohne weiteres versichert ist, wenn er Abonnent ist. Undschlietzlich erhält die Witwe nach Westeren drei Wochen Wartezeitdie Nachricht, daß die Ansprüche hätten abgelehnt werdenmüssen, weil der Ehemann bei Eingang der Versicheruna bereitsdas 55. Lebensjahr überschritten hatte. Voraussetzung sei aber,datz der Abonnent bei Ausstellung deS Versicherungsausweisesdiese Altersgrenze noch nicht überschritten habe. Wenn die letztereBehauptung richtig ist, warum hat man denn nicht gleich der Fraudiese Mitteilung gemacht."Jetzt erhalten� wir einen eingeschriebenen Brief. auS welchemhervorgeht, datz die in obiger Notiz genannte Witwe nachträglich doch nochdie 100 M. erhalten hat. Die Versicherungsgesellschaft„Deutschland",um die eS sich handelt, ist infolge unserer Veröffentlichung der Sachenochmals näher getrete» und hat nachträglich den Anspruch derarmen Frau für berechtigt gefunden. Die Schuld daran, datz derAnspruch zuerst abgewiesen worden sei, soll an dem Reisendenliegen, der bei der Aufnahme unkorrekt vorgegangen sei. Dasstimmfi mit dem an die Frau gerichteten Schreiben nicht überein,auch nicht mit einem an uns unftrm 23. Jamigr adressierten Briefe,IN dem eS miZdrücklich heißt: