ist eS keinem Arbeitgeber mehr möglich, Herr im eigenenHause zu sein. Ich hoffe, die Preffe wird das zur öffentlichenKenntnis bringen.(Selbst die rote Presse kommt diesem Wunschedes Oberagrariers nach.) Das deutsche Volk kann vor der rotenFlut nur dann gerettet werden, wenn es sich an die vaterländischenParteien anschließt. Der Redner schloß mit einem dreifachen Hochauf das deutsche Vaterland. Die Versammelten sangen:«Deutsch-land, Deutschland über alles."—Der Redner befürwortete die Annahme folgenderResolution.Der Bund der Landwirte bedauert die Zerrissenheit des heutigenpolitischen Lebens in Deutschland; er bedauert insbesondere die Wer-suche, in die geschlossenen Reihen der Landwirte Zwiespalt zu tragen;er betont die Gefahr, daß die zersetzende Tätigkeit der Sozialdemo-kratie durch die heutige Agitation der liberalen Parteien an Umfangund Einfluß gewinnt.Der Bund der Landwirte vertritt heute wie von jeher denStandpunkt, daß nur die gleichmäßige Berücksichtigung aller Wirt-schaftlichen Interessen, sowohl der gewerblichen wie der landwirt-schaitlichen, dem deutschen Volke eine ruhige und sichere EntWickelunggewährleistet.Die Grundanschauungen, die der Bund der Landwirte am9. November 1895 verkündet hat, sind für ihn unverändert maß-gebend. Wie er auf der einen Seite die einseitige Förderung derInteressen deS mobilen Großkapitals verwirft und dessen im-eingeschränkter Machtvollkommenheit Schranken auferlegt wissenwill, so verwirft er auf der anderen Seite den Klassenkampf, derden Frieden des Volke« zerstört.Entsprechend der Botschaft Weiland Kaiser Wilhelms I. Pom17. November 1881 erblickt er in dem Zusammenfassen der realenKräfte des christlichen Volkslebens, in der organischen Ein- undUnterordnung der Interessen aller Stände und Berufe unter dasGesamtinleresse der Volksgemeinschaft, die wichtigste Aufgabe undsein notwendiges Ziel. Unser Kaiserlicher Herr Wilhelm IL hatsich in seiner feierlichen Kundgebung in Marienburg zu diesemGrundgedanken der Votschaft seines unvergessenen Vorfahren erneutbekannt, wenn er sagte:«Der Landwirt schlage in die Hand des Kaufmanns ein, dieserin die Hand des Industriellen. Der Zugehörige einer Partei er-greife die Hand des Andersgesinnten, wenn es daraus ankommt,Großes für unser Vaterland zu leisten; und eine Konfession tragedie andere mit Liebe."Das wissen wir unserem Kaiser Dank.Fürst Bismarck hat mit seiner nationalen Wirtschaftspolitikden Weg dieses Ausgleicbs mit glänzendem Erfolge beschritten.Ebenso wie die Bismarcksche Wirtschaftspolitik in den neunzigerJahren des vorigen Jahrhunderts zum Schaden der Gesamtheit vomGrafen Caprivi durchbrochen wurde, so drohen unserer Wirtschaft-lichen Wohlfahrtspolitik für alle Stände bei den nächsten Wahlenerneut die schwersten Gefahren.Seiner Pflicht entsprechend wird der Bund der Landwirte mitaller Kraft gegen jegliche Gefährdung des Bismarcksche» Vermächt-nisseS kämpfen." Er erwartet hierbei die Unterstützung aller derer,die in der gerechten Wahrnehmung der Interessen aller Volks- undErwerbskreise daS Heil unseres Vaterlandes erblicken und die auchheute noch den BiSmarcki'chen Grundsatz als richtig anerkennen, daß inder gleichmäßigen Berücksichtigung von Landwirtschaft und Industrie,in der Förderung und Erhaltung eines kräftigen Mittelstandes inStadv und Laud foioie in der dauernden Schaffung ausreichenderund lohnender Arbeitsgelegenheit dieses Ziel gewährleistet wird."Hierauf sprach Bezirksschornsteinfegermeister Conradt-Breslau.Er suchte den Nachweis zu führen, daß der städtische und ländlicheMittelstand zusammenstehen und sich der deutsch-konservativen Parteianschließen müsse. Nur diese Partei könne den Mittelstand vor demUntergange retten.—Inzwischen war folgendes Telegramm eingegangen:„Ich dankeder Generalversammlung des Bundes der Landwirte für diemir gesandte Begrüßung und wünsche, daß die von mir imDeutschen Landwirtschaktsrate gegebene Anregung den deutschenLandwirten Nutzen bringen werde."(Stürmischer Beifall.) DerVorsitzende brachte auf den Kaiser ein dreifaches Hoch aus. DieVersammelten hatten sich bei Verlesung des Telegramms erhobenund sangen„Heil Dir im Siegerkranz".Chefredakteur Dr. Oertel bemerkte: Der Sozialdemokrat ArwrSchulz habe nachgewiesen, die deutsche Landwirtschaft sei in derLage, das deutsche Volk noch auf Jahrzehnte zu ernähren. DerReichskanzler und der Kaiser haben sich dieser Ansicht angeschlossen,es gehe also vorwärts.Mit stürmischem Beifall begrüßt, führte Abg. V. Oldenburg-Januschau aus: Es gibt zwei Sorten von Nationalliberalen. Mitder einen Sorte kann man noch halbwegs zusammengehen, nicht abermit der zweiten Sorte; diese hat densozialdemokratischen Bazillusim Leibe.(Große Heiterkeit.) Diese Leute können doch nichtetwa glauben, daß wir sie bei den Wahlen unterstützen werden, weilsie einmal nationalliberal gewesen sind. DaS könnten wir nicht,selbst wenn wir wollten, denn die Wählermassen sind keine Maschinen,sondern Menschen mit einer lebendigen Seele. Wir müssenKlarheit schaffen. Wenn wir im nächsten Jahre wieder zusammen-kommen, dann wird vielleicht so mancher Fahnenträger des Bundesauf der Strecke geblieben sein, der Bund wird aber nach wie vorstark und mutig dastehen. Schutz unserem Kaiser, dem deutschenVaterlande, Schutz der nationalen Arbeit in Stadt und Land, dasist unsere Parole.(Stürmischer Beifall.)Nachdem noch einige Leute aus der Provinz gesprochen, be-antragt« Hofbesitzer Weidenhvfer(Achimermühle, Hannover), zwecksErrichtung einer Kriegskasse für die ReichStagswahlen die Beiträgein diesem Jahre zu erhöhen.Im weiteren Verlauf tadelte eS Rittergutsbesitzer v. Lodel-schw'mgh(Westfalen), daß in Baden nicht nur die dortigenRationalliberalen, sondern auch der Minister v. Bodman mit denvaterlandslosen Sozialdemokraten kokettiere. Man könne sich alsdannnickt wundern, daß bei der Beerdigung Singers 150 000 Menschenauf den Beinen waren. Ich appelliere an alle deutschdenkendenMänner, helfen Sie uns, die Macht des Judentums zu brechen.(Stürmischer Beifall.)Der Antrag Weidenhvfer und auch die Resolution Hahn gelangendarauf einstimmig zur Annahme.Hus der Partei*Rüstung zum Wahlkampf!Eine Vorständckonfercnz der dem Stettiner Gcwerk-schaftskartell angeschlossenen Organisationen beschloß, einen ein-uialigen Extrabeitrag von 69 Pfennig pro Mitglied zuerheben, um so die Kosten der Reichstagswahl für die beidenStettiner Wahilreise aufzubringen. Da 18 999 organisierte Ar-beiter durch diesen Beschluß verpflichtet werden, fo können 9999Mark aufgebracht werden._Auf Wunsch des Genossen Bebel teilen wir mit, daß er dienächsten Tage von Hause abwesend ist..Vom neuen badischen Parteiblatt.Genosse August Weißmann, zurzeit Redakteur beimKarlsruher.Volksfreund", ist mit der Leitung des neuen partei-genössischcn Preßunternehmens betraut worden, das von einer Gc-uoffenschaft in F r e i b u r g i. W r. ins Leben gerufen wird. Dastme Organ soll PM 1. Zuli gg täglich erscheinen; es ist fürLas badische Oberland bestimmt. L. h. für die badischen Reichstags-Wahlkreise 1 bis ö einschließlich. Die Genossen in Lörrach be-sitzen ein zweimal in der Woche erscheinendes Blatt,das sie nicht eingehen lassen wollen; sie tragen sich mit dem Ge-danken, ihr Organ für das Wicscntal öfter erscheinen zu lassen.Personalien. Am I. April wird Genosse Hans Block anS derRedaktion des„Vorwärts" austreten, um in die politischeRedaktion der«Leipziger Vollszeitung" einzutreten.Zwei Erfolge der serbischen Sozialdemokratie.Belgrad, 18. Februar.(Eig. Ber.)Die Sozialdemokratie in Serbien, der es während desDruckes der wirtschaftlichen und politischen Krise in den letztenzwei bis drei Jahre» durch stramme Organisation und grenzen-lose Opferwilligkeit der Genossen gelang, ihren Bestand zu be-haupten, zeigt in letzter Zeit einen erfreulichen Aufschwung. DasWachsen der politischen wie auch der gewerkschaftlichen Organi-sationen, die in Serbien in innigstem ideellen und organisatori-scheu Zusammenhang stehen, übersteigt all« Erwartungen. Es gibtGewerkschaften, die ihre Mitgliederzahl um 199 Proz., 299 Proz.und 399 Proz. vermehrt haben, und dieses Anschwellen der Ar-beiterorganisationen ruft beim Unternehmertum bereits heftigenWiderstand hervor, der in der improvisierten Bildung von Unter-nehmerverbänden und der noch bestehenden Aussperrung allerBelgrader Schneiderarbeiter seinen Ausdruck findet.Die Parteiorganisationen, die in Serbien in allen Städtenund kleinsten Städtchen als Lokalorganisationen bestehen, haltenSchritt mit den Gewerkschaften. Die Hauptstadt Belgrad hatzum Beispiel das e r st e Tausend politisch Organisierter erreicht.Vor allem die sozialistische Bewegung unter der ausgepowertenländlichen Bevölkerung, die jetzt durchs Land geht, wird für dieAktton der Partei von größter Bedeutung sein, weil sie die Herr-schendc radikale Partei an ihrer Kraftquelle aus dem Lande packt.Der schonungslose Kampf, den das Proletariat gegen dieses Regimeder herrsch- und plünderungssüchtigen Bourgeoisie führt,wird durch den Anschluß der Massen auf dem Lande eine kräftigeUnterstützung bekommen.Dieser allgemeine Aufmarsch der sozialistischen Kräfte hat zurLösung zweier wichtiger Aufgaben der Partei geführt: Am 29. No-vember vorigen Jahres wurde das sozialistische Volks.Haus in Belgrad eröffnet, und soeben ist das Partei.orgait, die„Arbeiterzeitung", das bis jetzt dreimalwöck;entlich herauskam, in ein Tageblatt umgewandeltworden.In dieser Woche feierte daS Proletariat Serbiens den zehn»jährigen Gründungstag seines Kampsblattes und be-kündete große Bereitwilligkeit, für die bevorstehenden großenKämpfe, in erster Linie um das allgemeine Wahlrechtund gegen den Militarismus und die unerträg-lichen Staatslasten, den tapferen Vorkämpfer und zehn-jährigen Jubilar, weiter auszugestalten. Besser bewaffnet alsbislang, mit erhöhter Zuversicht tritt die serbische Sozialdemo-kratie in neue, immer heftiger und umfangreicher w erdendeKämpfe für die Interessen des Proletariats und der breitenSchichten der unterdrückten Bevölkerung.poUreüicfies, Oencbttkebcs ukw»Die Polizei am Grabe.Beim Begräbnis eines Gewerkschaftsgenossen in Köln kam eSdurch das Vorgehen der P o l i z e i b e a m t e n, die von rotenKranzschleifen Gefahr für die Sicherheit des Staates be-fürchteten, zu höchst ärgerlichen Szenen. Schon auf demWege des Leichenzuges zum Friedhof verlangten Polizisten die Ent-fernung der Schleifen. Als das verweigert wurde, erschien aus demeine Stunde abseits von Köln gelegenen Südsriedhof ein starkesPolizeiausgebot mit dem Polizeiinspeklor und zwei Kommissaren.(I!)Die Schleifen wurden darauf von den Beamten gemalt-sam entfernt. Der amtierende Priester verließ den Friedhof,ohne die Zeremonie zu beenden. Polizisten besetzten die Brust, umGrabreden zu verhindern._Eine ungesühnte Streikbrech«r-„Beleidigung".Im Stettiner„Volksboten" war im September V. I.während eines Streiks in einer dortigen Brennerei von einemstreitbrechenden Schnapsfahrer behauptet worden, er habe miteiner Legitimationskarte des Brauereiarbeiterverbandes Schwindelgetrieben. Wegen dieser Behauptung wurde Strafantrag gegenden„verantwortlichen" Redakteur gestellt, ohne daß er darinnamentlich angeführt wurde. Die Justiz nahm sich nun des Ar-beitswilligen an und. das mit solchem Eifer, daß sie den GenossenSommer auf die Anklagebank lud, obgleich dieser nur für denpolitischen Teil des„Volksboten" verantwortlich zeichnete und alsofreigesprochen werden mußte. Damit aber die lädierte Ehredes Schnapsfahrers doch noch repariert würde, wurde nun auchein Strafverfahren gegen den Genoffen G e i s e eingeleitet, derin der fraglichen Nummer als verantwortlicher Redakteur für denlokalen Teil der Zeitung genannt war. Der aber konnte nach-weisen, daß er zur Erscheinungszeit der Notiz in den Ferien warund mit der Herstellung der Zeitung nichts zu tun hatte. DerVerantwortlichkeitsvermerk war versehentlich nicht geändertworden. Der Amtsanwalt— der anscheinend für das„abgekürzteVerfahren" schwärint— beantragte 100 M. Geldstrafe, trotzdem indie Beweisaufnahme überhaupt nicht eingetreten war; das Gerichterkannte aber auf Freisprechung, indem es anerkannte, daßes nicht des Angeklagten, sondern des amtierenden RedakteursPflicht war, die notwendige Aenderung des Zeichnungsvermerksanzuordnen.Aufgehobener Einhaltsbefehl.Die Brauerei Hammer in Plauen i. V. hatte alle ihreorganisierten Arbeiter auf das Straßenpflaster geworfen; die Ar-beiterschaft antwortete durch Versammlungsbeschluß mit demBoykott der Brauerei. Die boykottierte Brauerei erwirkte daraufeine einstweilige Verfügung, wonach es dem Genossen RedakteurBreslauer vom Zwickauer„Sächsischen Volksblatt"und dem Gauleiter Stöcklein-Lcipzig unter Straf-androhung von 1599 M. für jeden Einzelfall untersagt wurde, inWort oder Schrift auf den Boykott hinzuweisen. Außerdemstrengte die Brauerei eine Schadenersatzklage in Höhe von19 999 M. an. Auf Berufung hin entschied das Gericht am17. Februar: Der Einhaltsbefehl gegen Breslauer und Stöckleinwird aufgehoben, die Kosten fallen der Firma Hammerzur Last.— Auch der Schadenersatzanspruch Hammers dürfte durchdieses Urteil hinfällig geworden sein.Ein ungetreuer Beamter.Nach fünftägiger Verhandlung vor dem Landgericht inGotha wurde am Sonnabend der gothaische sozialdemokratischeLandtagsabgeordnete D e n n e r wegen Betruges und U n-treue zu 8 Monate Gefängnis verurteilt. Der Staats-anwalt hatte 1 Jahr 1 Monat Gefängnis, 599 M. Geldstrafe undAberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre beantragt.Die Unterschlagungen sind während der Tätigkeit Denners alsVorsitzender der Ortskrankenkassc von Walters-hausen geschehen. Es handelt sich um eine Summe von zirka1899 bis 1999 M. Wie weit die Veruntreuungen auf Geschäfts-Unkenntnis und auf Lotterei in der Buch- und Geschäftsführung,oder auf bewußtem Betrüge beruhen, läßt sich schwer fest-stellen._Merseburg und Freienwalde. In der SonntagSnummer be-dauerten wir, nicht die Namen der Städte mitteilen zu können, indenen die tüchtigen Polizeibehörden sitzen, die die Vorführung desBegräbnisses unseres Genosfen'Singer im Kinematographen verbotenhaben. Heute wird uns aus Freie nwalde ä. O. mitgeteilt,daß dort der staatSgefährliche Film nicht gezeigt werden darf.Dasselbe gilt für Merseburg. Wir hätten auf Schöppenstedtgeraten.Jugendbewegung..» Die Antwort der Kölner„Aufgelösten-gestakkete sich zu einer überraschend imposanten Demonstration.Trotzdem ganz Köln schon unter dem Zeichen des Karnevals stehtund zur gleichen Stunde eine Theatervorstellung für die freienGewerkschaften stattfand, war der große Saal des Volks-Hauses schon lange vor Beginn der Versammlung überfüllt.Natürlich hatte auch die Polizei nicht unterlassen, durch Entsendungeiner kleinen Schutzmannsmacht die Wichtigkeit der Veranstaltungzu erhöhen. Genosse S o l l m a n n, bei dessen Erscheinen schon diebegeisterte Stimmung der etwa 1999 Jugendlichen durchbrach, bc-gann mit einem Dank an den Kölner Polizeipräsidenten für dieprachtvolle unerwartete Ägitationsversammlung, die er der Kölnerfreien Jugend verschafft habe. Zugleich konnte der Referent mit-teilen, daß das Vorgehen des Kölner Polizeichefs auch in Aachen,wo Sollmann am Vormittag gesprochen hatte, prächtig wirke. Auchdie Aachener ließen für die schöne gutbesuchte Agitationsversamm-lung, zu der ihnen die Kölner Polizei verHolsen habe, danken.Genosse Sollmann zerfetzte dann unter stürmischen Heiterkeits-ausbrüchen und Beifallskundgebungen daS logisch unmögliche Bc-ginnen, einen nicht bestehenden Verein, eine„Bewegung", auf-lösen zu wollen. Wiederholt entlud sich die zuversichtliche Stim-mung der Versammlung in Kundgebungen, die minutenlang amWeitersprechen hinderte. Der Referent erklärte, daß keine Machtder Welt uns hindern könne, auf irgendwelche gesetzliche Weise dasWerk der Jugenderziehung fortzusetzen. Schließlich schlug er eineEntschließung vor. die die Aufhebung der ungesetzlichen und un-möglichen„Auflösungs"-Verfügung fordert. Die Entschließunggipfelte in dem Satze: Unser Programm bleibt trotz alledem:Schutz der Jugend vor geistiger, sittlicher undwirtschaftlicher Not. Unter nichtendenwollendem Beifallschloß der Referent mit dem Appell Jürgen Brands an die Jugend:Verlaßt die Fahne nicht ihr Jungen.Sie führt zum Siege, sie allein.Der Feind, ihr Brüder, wird bezwungen,Die Zukunft, sie wird unser sein.—Die Frankfurter Jugendorganisation hat tclcgraphisch ihreSympathie bekundet, mehrere rheinische Orte hatten jugendlicheVertreter entsendet. 69 neue Abonnenten für die„Arbeiter-Jugend" waren das sofortige Ergebnis dieser Jugendversammlung,wie sie das schwarze Köln noch nie gesehen hat.Um Industrie und ftandel.Zusammenballung des Kapitals.Die Banken wachsen sich immer mehr zu den Beherrscherndes gesamten Wirtschaftslebens und speziell auch der Güter-erzeugung aus. Die Fäden der Scharfmacher in der Groß-industrie laufen in den Großbanken zusammen. Hier sitzendie eigentlichen Inspiratoren, von hier aus wird die Industrie-Politik ganz hervorragend beeinflußt. Die zunehmende Machtder Großbanken veranschaulicht die folgende Aufstellung:Kapitalbestand in Millionen MarkDeutsche Bank.....Diskonto-Gesellschaft...Dresdner Bank.....Darmstädter Bank.....Schaaffbousenjcher Bankvereintandels-Gesellschast....ommerzbank....... 4UNationalbank....... 24Mitteldeutsche Kreditbank... 39Anfang der89er Jahre. 4569, 156936. 3949jetzt290170290160145100858054insgesamt.. 340 1994Die neun Banken haben demnach in dem angegebene�Zeitraum ihr Kapital um 754 Millionen Mark gleich 220 Proz.erhöht. Und nun setzt eine neue starke Kapitalvermehrungein. Die Mitteldentsche Privatbank in Magdeburg will um10 Millionen Mark, die Mitteldeutsche Kreditbank um 6 Mill.Mark und die Nattonalbank um 10 Millionen Mark hinauf-gehen. Andere Banken werden folgen. So vollzieht sich mitgroßen Schritten die Konzentration des Kapitals.Steigerung der Kohlenförderung.Aus dem der Zechenbesitzerversammlung des Rheinisch-West-fälischen KohlensyndikatL am Freitag erstatteten Bericht ist folgen-des zu entnehmen:Der rechnungsmäßige Absatz betrug im Januar 1911 bei 25l£(im gleichen Monat des Vorjahres 24�) Arbeitstagen 6 996 656(Vorjahr 5 461 370) Tonnen oder arbeitstäglich 239 971(Vorjahr226 378) Tonnen.Der Versand, einschließlich Landdebit, Deputat und Lieferungender Hüttenzechen an die eigenen Hüttenwerke betrug in Kohlen bei25)«(Vorjahr 24%) Arbeitstagen 4 702118(Vorjahr 4 484 711)Tonnen oder arbeitstäglich 199 731(Vorjahr 185 895) Tonnen; anKoks bei 31(Vorjahr 31) Arbeitstagen 1553 911(Vorjahr 1341 274)Tonnen oder arbcitstäglich 59126(Vorjahr 43 267) Tonnen; anBriketts bei 25%(Vorjahr 24%) Arbeitstagen 315 867(Vorjahr257 397) Tonnen oder arbeitstäglich 12 572(Vorjahr 10 669) Tonnen.Die Förderung stellte sich insgesamt auf 7 395 973(Vorjahr6 334 993) Tonnen oder arbeitstäglich auf 294 367(Vorjahr 283 316)und im Dezember 1919 auf 7 418631 oder arbeitstäglich auf 295271Tonnen.Der im Januar erzielte Absatz hat das vormonatige Ergebnisnicht ganz erreicht. Der Rückgang entfällt fast außschließlich auf denKohlenabsatz. Eine Verschlechterung der Marktlage ist indessen, ab-gesehen von dem Absatz für den Hausbrandbedarf, der infolge milderWitterung etwas nachgelassen hat, nicht bemerkbar geworden. Ins-besondere ist der Absatz für den Verbrauch der Industrie ziemlichunverändert geblieben.Der Absatz in Hochofenkoks hatte gegenüber dem Absatz im De-zember im wesentlichen durch das Aufhören der Aushilfslieferungenan die ostfranzösischen Hüttenwerke eine geringe Abschwächung er-litten, die jedoch durch gesteigerte Abrufe in den übrigen Kokssortenausgeglichen wurde, so daß der gesamte Absatz nahezu auf der vor-monatigen Höhe blieb.Im Brikcttabsatz ist infolge größerer Ausfuhr gegenüber De-zember eine Zunahme zu verzeichnen.In der Beiratssitzung des Rheinisch-Wcstfälischen Kohlenshndi-kats wurde beschlossen, die Umlagen für das erste Vierteljahr 1911für Kohlen auf 12 Prozent(bisher 19 Prozent), für KokS auf 7 Pro-zent(wie bisher) und für Briketts auf 9 Prozent(wie bisher) festzu-setzen._Ernten and Bichbestand. Nach Mitteilung deS Internationalenlandwirtschaftlichen Instituts in Rom erhöht sich die Schätzung derWeizenernte von Australien von 24 422 999 Doppelzentner im Vor-monat auf 24 498 999 Doppelzentner, für Neuseeland von1 995 999 Doppelzentner im Vormonat ans 1 984 000 Doppelzentner.Der Bericht besagt ferner, daß die Rindviehbestände im Laufe derletzten 19 Jahre in Europa um 5 Millionen, in Nordamerika um 27,in Südamerika um 12'/» und in Australien um 3 Millionen zu-genommen hoben; für Schafe zeigt sich eine Zunahme in Nord-amerika von 15'/,. in Südamerika von 3'/», in Australien von 24und in Europa von 8l/a Millionen. Aus je 1999 Einwohner kamenRindvieh in Europa 24 Stück, in Nordamerika 183, in Süd-amerika 199, in Australien 287; Sckofe in Europa 78 Stück, inNordamerika 80, in Südamerika 2500 und in Australien 2986;Schweine in Europa 1 Stück, in Nordamerika 45, in Südamerika 52und in Australien 70 Stück.