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6ewerfcrcbaftUcbe3. freunde aus dem Huslande. Die belgischen Arbeiter-Delegierten, deren Erscheinen wir kn unserer Nummer vom 18. Februar ankündigten, sind in Berlin eingetroffen. Am Montagabend fand im Gewerkschafts- Hause eine Begrünung derselben statt, an der ein kleiner ge- schioffener Zirkel von Partei- und Gewerkschaftsgenossen teil- nahm. Anwesend waren die Vertreter der Genernlkommission und des Partcivorstandes, sowie der in Berlin domizilierenden Zentralvorstände der Gewerkschaften. Auch die Gewerkschafts- kommission und die Vertretung der Berliner Partei waren erschienen, daneben Vertretungen aller Partei- und GeWerk- schaftsinstitutionen. Genosse Bauer begrüßte unsere bel- gischen Freunde für die Generalkommission. Genosse Molkenbuhr für den�eutschen Parteivorstand. Seitens der Belgier antwortete in meisterhafter Handhabung der deutschen Sprache Genosse de Man, der auch die llebersetzung der deutschen Ansprachen ins Vlämische und Französische übernahm. Dann trat schnell an Stelle des Zeremoniells eine herzliche Fröhlichkeit in ihr Recht, die uns unsere Freunde von jenseits der Grenze näher brachte, als viele Reden es vermocht hätten. Die Belgier waren es, die zuerst mit Gesang anHuben. Prachtvoll schallte von ihren Lippen dieInternationale" durch den Raum. Die Deutschen antworteten mit demSo- zialistenniarsch". So traten die Nationen abwechselnd in den Wettstreit, bei dem wie wir ehrlich gestehen wollen unsere inipulsiven ausländischen Freunde die Palme davon- trugen. Aber niemand neidete ihnen das. Und wie sie uns mit einer Herzlichkeit Beifall spendeten, die die Höflichkeit als eigent- liche Ursache dieser Kundgebung vergessen ließ, sprach aus der demonstrativen Anerkennung der Deutschen berechtigte rückhaltlose Bewunderung. Als die schnell liebgewonnenen fcrnhergekommenen Freunde schließlich zurCarmagnole" an- traten, gingen denn auch alsbald eine Anzahl Deutscher zu ihnen über; Cohen, Frank, Sassenbach und Silber schmidt übten sich in ausländischer Art. Nun wechselten vlämische, französische und deutsche Volks- und Freiheitsweisen. Vollends ihre Höhe erreichte die Stimmung, als Genosse Heinrich Schulz die Leitung der fröhlichen Ge- sellschaft übernahm, die trotz ihrer Vielsprachigkeit nicht einen Augenblick babylonische Verwirrung erkennen ließ, sondern eine Geschlossenheit und Einigkeit, die eine alle Hemmnisse überwindende innere Gemeinschaft verriet. Unsere belgischen Genossen werden bei ihrem Studium der deutschen Gewerkschafts- und Parteiverhältnisse mancherlei kennen lernen, was ihnen neu und überraschend erscheint, ob- gleich es uns gewohnt und selbstverständlich vorkommt, weil es nicht geniacht, sondern unter unseren Augen geworden und gewachsen ist. Sie flössen am Montag über vor Anerkennung dessen, was sie bis dahin schon gesehen hatten. Sic erklärten, mit einer hohen Meinung von der deutschen Arbeiterbewegung nach hier gekommen zu sein; aber die Wirklichkeit habe alle ihre Erwartungen übertroffen. Wir sind bei allem Stolz, mit welchem solche Anerkennung uns erfüllen muß, bescheiden genug, unseren Freunden zu sagen, daß wir keineswegs glauben, die deutsche Arbeiterorganisation wäre unübertrefflich. Manches aus derselben ivird sich nicht ohne weiteres auf aus- ländische Verhältnisse übertragen lassen, manches auch wird man jenseits der deutschen Grenzen vielleicht gar ablehnen. Es ist ja Sache der Studienkommission, aus dem, was sie bei uns sieht, das der belgischen Arbeiterbewegung Nützliche aus- zuwählen und es dieser zuzuführen. Auch der Abend, den wir am Montag zusammen verlebten, mit seinem feierlichen Ernst und mit seiner unschuldigen Fröhlichkeit, wird dazu beitragen, daß sie uns verstehen, uns menschlich würdigen lernen. Sie haben uns die Freude vom Gesicht ablesen können, daß wir Klaffengenossen voll jenseits der Grenze die Hand drücken dürfen. Sie wissen, daß wir es im Notfalle nicht beim bloßen Händedruck belasten. Diesen Klassengenossen auch nicht den bloßen Ausländern diesen Klassengenossen öffnen wir unsere Archive, diesen Klassen­genossen zeigen wir unsere Einrichtungen. Und wir erhoffen von dieser Bereitwilligkeit, daß sie die Solidarität der Pro- letarier aller Länder festigen helfe. Und was wäre gegen Reaktion und Scharfmacherei notwendiger als diese Soli- darität der Arbeiterklasse l_ Berlin und Umgegend« Achtung, Schuhmacher! Die bei der Firma.Pascha", Gollnow- straße 12, beschäftigten Kollegen und Kolleginnen haben infolge Lohndifferenzen die Arbeit niedergelegt. Die Ortsverwaltung. Ein Verband deutscher Tüten- und Papierwaren- fabrikanten hat sich in Berlin gebildet. An der GrllndungSbersammlung nahmen gegen 70 Fabrikanten auS allen Gegenden Deutschland teil Die von einem Herrn Amtsrichter a. D. Frech aus Düsseldorf ausgearbeiteten Satzungen fanden Annahme. Ferner wurden die Richtlinien für einen Vertrag festgelegt, der mit den Fabrikanten der Papier « und der Tütenfabrikation abgeschlosien werden soll. 44 Unter- nehmer traten dem Verbände sofort bei, weitere stellten ihren Bei- tritt in Aussicht. Der Verband wurde in neun Bezirke eingeteilt. innerhalb welcher die Preise einheitlich festgelegt werden sollen. oeutfcbes Reich. Lohnbewegung der Bäcker und Konditoren. Die Bäcker und die in Bäckereien beschäftigten Konditoren sind in eine lebhafte Agitation zur Erringung des wöchentlichen- Ruhe» tages eingetreten. Besonders in Groß-Berlin rüsten sie sich, in diesem Jahre einen energischen Vorstoß zu unternehmen. In den letzten drei Wochen habe» 30 Bezirksversammlungen, die sämtlich außerordentlich stark besucht waren, zu diesen Fragen Stellung genommen. In allen Versammlungen wurde einmütig erklärt, daß nicht nur die Erringung deS wöchentlichen Ruhetages, sondern mit Rücksicht auf die ungeheuer gesteigerten Lebensmittelpreise auch eine Lohnerhöhung angestrebt werden müsie. Am 7. März werden in Berlin zwei große öffentliche Versammlungen zu diesen For- dcrungen Stellung nehmen. Bei ihren Forderungen stützen sich die Gesellen darauf, daß sich der Gesundheitszustand der Gesellen ,n Groß-Berlin von Jahr zu Jahr verschlechtere, so daß die Krankenkasien trotz wesentlicher Erhöhungen der Beiträge kaum imstande sind, rhre Aufgaben gegen die Versicherten zu erfüllen. Ferner stützen sie sich auch aus Gutachten, die die Leitung der Gesellen im vorigen Jahre von hervorragenden Vertretern der Hygiene und der Medizin einholte, die sich übereinstimmend dahin aussprachen, daß der wöchentliche Ruhetag für Bäcker im Jnteresie der Volksgesundheit dringend notwendig sei. Soweit es sich jetzt übersehen läßt, scheinen die Scharfmacher bei den Bäckerinnungen die Oberhand zu gewinnen, wenigstens in der Frage der Ruhetagsforderung wollen sie hart- nackigsten Widerstand leisten. So wird es wohl zu einem erbitterten Kampfe kommen, mit dem die Gesellen auch rechnen. In Hamburg-Altona beschloffen in einer von 1400 Ber- Vandsmitgliedern besuchten Versammlung am 26. Februar die Stoäntw. Redakteur: HaoS Weber, Berlin . Inseratenteil verantw.: Bäcker und Konditoren, den bestehenden Tarifvertrag mit der Zwang?« innung zu kündigen und der Unternehmerorganisation die Forderungen auf Erhöhung deS Mindestlohnes, Einführung der sechstägigen Arbeits- Woche in allen Betrieben und der achtstündigen Arbeitszeit in den Brotfabriken zu unterbreiten. Der Unternehmerorganisation der Konditoren sind bereits die Forderungen übermittelt worden. Ferner wurden die Tarife in Elberfeld . Mannheim und in mehreren bayerischen Städten gekündigt. Hier wird von den Ar- beitern die vollständige Beseitigung des Kost- und Logiszwanges beim Unternehmer, eine Verkürzung der täglichen Arbeitszeit, bezw. die sechstägige Arbeitswoche gefordert. Außerdem beschlossen die Bäcker in Breslau und Stutt- gart, eine Lohnbewegung einzuleiten, und in Frankfurt a. M. wird der Bäckerinnung erneut die Forderung unterbreiiet, den wöchentlichen Ruhetag einzuführen. Nach den Aeußerungen der Unternehmerpresse zu urteilen, scheint wenig Neigung vorhanden zu sein, den Arbeitern die Forderungen zu bewilligen, vielmehr wird jetzt schon versucht, mit Unterstützung der gelben Streikbrecher den Kämpfen den äußersten Widersland entgegenzusetzen. Soweit sich jedoch die Siniation übersehen läßt, haben die Unternehmer wenig Aussicht, mit ihrem zweifelhaften gelben Anhang die Lohnkämpfe zu vereiteln. Zuzug von Bäckern und Konditoren nach den genannten Städten ist streng fernzuhalten._ Tarifverhandlnngen im Baugewerbe. In der Provinz Schleswig-Holstein besteben noch in vielen Orten, wo die baugewerblichen Arbeiter im Sommer 1910 aus- gesperrt waren, Tarifdifferenzen, die verbinderten, daß die Verträge aui Grund des Dresdener Schiedsspruchs zustande kamen. Diese Differenzen sollten örtlichen Schiedsgerichten oder dem Zentral- schicdsgericht unterbreitet werden. Der.Arbeitgeberverband Schleswig-Holstein " hat nun an die Gauvorstände des Bauarbeiter- und Zimmererverbandes das Ersuchen gerichtet, in allen Differenzorten auf dem Wege nochmaliger Ver- Handlung, unter Mitwirkung des Vorstandes des Arbeitgebervcrbandes und der Gauvorsitzenden der Arbeiterorganisationen den Versuch zu machen, die bestehenden Differenzen zu beseitigen, ohne daß die vor- gesehenen Schiedsgerichte hierbei in Aktion treten. Für die Orte Barmstedt , Elmshorn , Wilster , Burg i. D., Eddcllack und Husum sind die Verhandlungstage schon festgesetzt, für die übrigen Orte sollen noch Vereinbarungen getroffen werden. In der Färberei von Georg Schieber A.-G. zu Greiz (Vogt- land) find heute von 1000 Arbeitern 800 wegen Lohndifferenzen in den Ausstand getreten. Der Wochenlohn beträgt 3 bis M. In der mechmüschen Schuhfabrik von BuchrieserS Nachfolger sJnbaber Julius Bacharach) in München sind Differenzen aus- gebrochen. Die Arbeiter streben einen Tarifabschluß an. Der Teil- haber der Firma Herr Heymann vertritt den Standpunkt, daß die Löhne der Arbeiter hoch genug sind, und daß im übrigen der Fabrikant im Betriebe zu bestimmen habe, nicht der Arbeiter. Die Arbeiter werden eventl. daö Gewerbeg�ticht als Einigungsamt an- rufen. Die hauptsächlichsten Forderungeu der Arbeiter sind: Abschluß eines Tarifvertrages auf die Dauer von 2 Jahren, neunstündige Arbeitszeit, Lohnzahlung am Freitag, Urlaub nach einjähriger Beschäfligungsdauer 2 Tage, nach zweijähriger Dauer 4 Tage, nach dreijähriger Dauer 0 Tage unter voller Bezahlung der Alkord- oder Zeit-Lohnarbciter. Ueberstunden und Musterpaare 50 Proz. Zuschlag. ferner sür einzelne Sparten eine Lohnerhöhung von 312 Pf. pro Dutzend Paare._ Das Ende einer Arbeitgeberhoffnung. Die Scharfmacher im Münchener Baugewerbe setzten im Wonnemond des Jahres 1908 ein Kind in die Welt, in das sie ihre sehnsüchtigsten Hoffnungen setzten. Es sollte einmal groß ge- worden die Bauarbeiterschaft mürbe schlagen und dann gar die Organisationen zertrümmern. Der vom Oberscharfmacher F c l l e r m e i er erzeugte arme Wurm trug aber schon bei der Geburt den Todeskeim in sich und ist heute trotz aller freiwillig und unfreiwillig bezahlter Doktorrechnungen völlig gelähmt. Im kommenden Mai werden es drei Jahre, als während der schwebenden Tarifverhandlungen im Münchener Baugewerbe von den Scharsmachern in aller Stille der Arbeitsnachweis ge- gründet wurde. Drei Tage vor seiner Gründung wurde eröffnet, daß von nun ab kein Maurer, Zimmerer oder Bauhilfsarbeiter an Baustellen der Mitglieder des ArbeitgeberverbandeS eingestellt werde, jeder müsse durch den Arbeitsnachweis deS Arbeitgeberverbandes vermittelt werden. Recht bald bekamen auch 18 Arbeiter die Knute dieses Sklavenmarktes zu fühlen. Sie hatten wegen unerträglicher Antreiberei des Poliers die Arbeit niedergelegt. Alle 18 wurden nun vom Arbeitsnachweis nicht mehr vermittelt unter der ganz haltlosen Ausrede, sie seien, da sie geschlossen zu arbeiten aufhörten, vertragsbrüchig geworden! Zugleich hob aber der Arbeitsnachweis für sämtliche anderen Frr- men die Bermittelung von Bauhilfsarbeitern auf, um so Arbeit- suchende zu zwingen, auf jener Baustelle zur Arbeit anzutreten, die wegen unerträglicher Antreiberei von jenen 18 verlassen worden war. Dazu kam, daß der Arbeitgeberverband gar nicht untersuchte, ob die 18 Arbeiter Grund gehabt hatten, die Arbeit niederzulegen. Es genügte die telephonische Mitteilung des Unternehmers, zahl- reiche Arbeiterfamilien wochenlang bpotloS zu machen. Solche Vor- fälle mehrten sich. Der Arbeitsnachweis sollte auch die Feier des 1. Mai unmöglich machen. Schwarze Listen wurden gegen die Mai- feiernden gehetzt, die ehrverletzendsten Anerbieten, Arbeitswilligen- dienste zu leisten, wurden an die Bauarbeiter von den Scharf- machern gestellt. Nun sperrten die Maurer den famosen Unter- nehmernachweis. Alle Anstrengungen der Scharfmacher, die Maurer zur Benutzung des Arbeitsnachweises zu zwingen, waren fruchtlos. Aber auch den Unternehmern und Polieren war dieser Arbeitsnach- weis verhaßt. Wurden doch als Kanalarbeiter junge Burschen, Schneider und Schuhmacher, die noch nie eine Schaufel in der Hand hatten, alstüchtige Erdarbeiter" vermittelt. Bedienten sich dieFirmendesArbeitsnachweisesnicht.sowurden sie in jedem einzelnen Falle mit einer Geldstrafe von 10 M. belegt. Ferner wurde noch für jede Bermittelung vom Unternehmer eine Gebühr von 30 Pf. erhoben. Als nun im Juni 1909 ein Schiedsspruch des EinigungSamteS den Arbeitsnachweis der Scharfmacher seines obligatorischen> Cha- rakterS entkleidete, wurde auch die Konventionalstrafe von 10 M. in Gnadenbis auf weiteres" erlassen, dagegen verlangte der Arbeitgeberverband auch ferner für jeden eingestellten Arbeiter gleichgültig, ob mit oder ohne Benutzung des Arbeitsnachweises eine Gebühr von 30 Pf. Man will eben diesen Arbeitsnachweis, um den Rückzug zu verschleiern, wenigstens dem Scheine nach aufrecht- erhalten und dazu braucht man Geld. Er kostet den Arbeitgebern im Jahre mindestens 10 000 M. Die kleinen Meister sind gewaltig erbost. Sie haben sich bereits zu einer Vereinigung zusammengeschlossen, die die Zahlung der Gebühr von 30 Pf. verweigert. Sie haben erkannt, daß dieser Arbeitsnachweis nur ein Instrument der größten Scharfmacher und heute zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken ist. Im Jahre 1908 konnte der Nachweis etwa 20 000 Arbeiter vermitteln. Im Juni 1909 betrug die Frequenz in der Woche höchstens 60 Mann, eine Ziffer, die heute nicht einmal mehr erreicht wird. Jetzt ist das Arbeitsnachweisbureau, auf das vor drei Jahren die Scharfmacher so große Hoffnungen gesetzt, oftmals ganz geschlossen. Im Warteraum für die nicht vorhandenen Arbeit- suchenden aber erscheint während der Bureaustunden ein findiger Barbier, der für das geringe Entgelt von 5 Pf. anspruchlose Arbeitsuchende nicht bloß einseift, sondern auch unter Außcracbt- lassung aller hygienischen Maßnahmen unter Tarif rasiert. Es ist das ein witziges Symbol des iu den letzten Zügen liegenden ScharfmacherinstitutS.___ Ttz.Gl»cke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. g. Verlagsanstalt! Ausland. Holzarbeiteraussperrung in Dänemark . Die SSgewerksarbeiter und Maschinentischler sind am DienStag, den 28. Februar, auf Betrieben des Arbeitgeberverbandes ausgesperrt worden. Vorerst sind hier 1300 Mitglieder des Dänischen Holz- arbeiterverbandes betroffen. Die Aussperrung erstreckt sich auf Kopen- Hägen und das ganze Land. Versammlungen. Der Verband der Lederarbeiter und Handschuhmacher(Filiale I, Weißgerber, Handschuhmacher und Färber) hielt am Sonntag in Schmidts Festsälen, in der Prinzenallee, eine Mitgliederver- sammlung ab. Ter Vorsitzende Heidelberg berichtete zunächst über einige, erst vor einigen Tagen zum Abschluß gebrachten Lohnde- wegungen. Die Mitglieder bei der Firma R. Zintcr begehrten eine anderweitige Regulierung der Akkordlöhne und Beseitigung einiger Mißstände. Die Firma ließ sich zunächst auf keinerlei Verhandlungen ein, so daß die Arbeiter zur Kündigung schreiten müßten. Während der Kündigungsfrist kam es aber zu einer auch die Arbeiter befriedigenden Einigung. Die Berliner Handschuh- Manufaktur hatte sich mit der Firma E. Doerksen in Karlshorst vereinigt. Der Berliner Betrieb sollte nach Karlshorst übersiedeln. Natürlich sollten auch die Arbeiter mit den im Karlshorster Betrieb bedeutend niedrigeren Löhnen abgefunden werden. Das gab den Arbeitern der noch getrennten Betriebe Veranlassung, gemeinsame Sache zu machen. Tie Arbeiter des Berliner Betriebes forderten Beibehaltung der bisherigen Löhne, während die Arbeiter des Karlshorster Betriebes die Bezahlung ihrer Arbeit nach den Ber» liner Lohnsätzen forderten. Die Unternehmer lehnten die Be- willigung der Forderungen ab. Die Arbeiter im Berliner Betriebe kündigten darauf, während es im Karlshorster Betriebe zu einem etwa 14tägigen Ausstand kam. Am 14. Februar wurde eine Eini- gung mit der Firma erzielt, die den Karlshorster Arbeitern eine sofortige Erhöhung der Akkordlöhne um durchschnittlich 22 Prozent brachte und vom 1. Oktober d. I. ab eine weitere Erhöhung um weitere 8 Prozent zugesichert. Damit waren die Forderungen im ganzen Umfange erfüllt. Die Versammlung erklärte sich mit dem Ausgang dieser Lohnbewegungen einverst ini-n. Einen großen Teil der Tagungszeit nahmen noch die Vorarbeiten für die in München stattfindende Generalversammlung des Verbandes in An» spruch. Die Filiale hat zwei Delegierte zur Generalversammlung zu entsenden. Sechs Kandidaten wurden von ihr zur Wahl ge- stellt. Die Wahl soll in einem besonderen Wahltermin am 12. März, unter Benutzung von gedruckten Stimmzetteln, erfolgen» Die Hkichstagshandidattir im vierten Berliner ülaiilhrelie. Unter ungeheurem Andrang der Mitglieder hielt der Wahl- verein für den vierten Kreis gestern abend eine Generalversamm- lung in Kellers Saal ab. Obwohl sämtliche Tische entfernt wurden, gelang es den andrängenden Massen kaum, im Saal und auf den Galerien Platz zu finden. Genosse Otto Büchner gedachte der Tätigkeit, die Genosse Singer seit 27 Jahren als Vertreter des vierten Wahlkreises im vollen Einverständnis mit seinen Wählern im Reichstage aus- geübt hat. Hierauf beleuchtete der Redner im Hinblick auf die bevorstehende Reichstagswahl die allgemeine politische Situation. Dem Vorschlage der Kreiskonferenz entsprechend proklamierte die Versammlung den Genossen Büchner als Reichstags- kandidaten für den vierten Wahlkreis. Nur der- einzelte Stimmen wurden gegen den Vorschlag der Kreiskonferenz abgegeben. Das AbstimmungSrcsultat wurde mit lebhaftem Bei- fall begrüßt. Büchner dankte für das ihm bewiesene Vertrauen und gab die Versicherung ab, nach besten Kräften das ihm übertragene Amt auszuüben. Durch den Tod der Genossen Singer und Voigt sind die Stadt. verordnetenmandate für den 11. und 13. Bezirk erledigt. Als Kandidat für den 11. Bezirk stellte die Versammlung den Genossen Böhm und als Kandidat für den 13. Bezirk den Genossen Mann auf. Letzte Nadmcbten. Frankreichs Antwort. Paris , 23. Februar.(W. T. B.) Mehrere Blätter erörtern in scharfer Weise die Rote derNorddeutscheu Allgemeinen Zeitung" sowie die Aeußerungen verschiedener deutscher Blätter über die Fremdenlegion. DerTempS " schreibt: Nach den alldeutschen Zeitungen ist es nunmehr das halbamtliche Organ der kaiserlichen Regierung, welches sich diese unziemlichen An- griffe erlaubt. Ohne lange bei der Prüfung der Beweggründe zu verweilen, halten wir dafür, daß die gesamte Presse und öffentliche Meinung Frankreichs mit einem entschiedenen Einspruch antworten muß. und wir fügen hinzu, daß man durch derartige ungerechtfertigte Angriffe zwischen unseren Nachbarn und uns einen dauernden und schweren moralischen Zwist herbei- zuführen droht. Schließlich meint derTemps ", dieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" kann versichert sein, daß weder ihre Kritik noch die Drohungen der deutschen Presse in Frankreich irgend- welchen Eindruck machen werden. DieLiberte" schreibt: Gewisse deutsche Blätter gehen so weit, daß sie einen tatsächlichen Eingriff gegen die Einrichtung der Fremdenlegion verlangen. Wir wollen die deutsche Regwrung für diese Herausforderung nicht verantwortlich machen, wenngleich die- selbe durch den General v. Heesingen ermutigt wurde. Aber man mutz die öffentliche Meinung Deutschlands doch daran erinnern, daß Frankreich allein den Oberbefehl über seine Armee ausübt, und daß jede, wenn auch noch so diplomatische Einmischung in die freie Ausübung dieses Rechtes hier als durchaus unzulässig angesehen würde. Es ist übrigens bezeichnend, daß die deutsche Presse gerade die Frage der MinisterkrisiS zu einer neuen Herausforderung be» nützt. Darin liegt zweifellos Methode. Diesmal trägt auch der Umstand, daß D e l c a s s 6 wieder ans Ruder gelangen könnte, dazu bei, daß dieser Herausforderung ein besonders scharfer AuS» druck verliehen wird. Es handelt sich sichtlich um einen Einschüch. trrungSversuch auf parlamentarische Kreise. Jedenfalls muß daS neue Ministerium und die öffentliche Meinung Frankreichs ange- sichts der von auswärts kommenden Angriffsabsichten begreifen, daß die nationale Verteidigung das dringendste und wichtigste Ne- gierungsprogramm ist und bleibt. Eiseubahnunfall. PariS , 28. Februar.(W. T. B.) In der Nähe deS Bahnhofes von C a e m an der Westbahnlinie stieß eine Lokomotive beim Rangieren an einen Prellbock. Ein Maschinist und ein Heizer fanden dabei den Tod._ Echt russisch. Petersburg, 23. Februar. (W. T. B.) Die zuständige Kom» Mission der Reichsduma hat gegen die Stimmen der Oppo- sition und eines Teiles der Oktobristen beschlossen, alle Interpellationen wegen des Verbotes von Studcntenverfammlungen sowie über die Gründe der Studentenunruhen und der Maßrege» lung der Studenten abzulehnen.__ aul Singer t Co., Berlin LW. Hierzu 4 Beilagen».UnterhaltungSbl.