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St. 58. 28.IahtgMg. 2. KeilU des Jotmäiis" Aerlimr llolliotlalt. AsNmIas.g.Märilgll. für die StadtverordDeten-Griatzwablen, die in zwei Bezirken dritter Abteilung im 11. Wahlbezirk und im 13. Wahlbezirk am lo. März vorzunehmen sind, darf auf eine lebhaftere Beteiligung gerechnet werden, als man es sonst bei Ersatzwahlen gewöhnt ist. Am Dienstag wurde für beide Bezirke wieder eine öffentliche Wählerversammlung <bei Graumann, Naunynstraste) abgehalten, in der die Kandidaten der Sozialdemokratie   für den 11. Bezirk unser Genosse Bo eh m, für den 13. Bezirk unser Genosse Mann zu den Wählern sprachen. Auch diese Versammlung war wieder recht hübsch be- Lucht und nahm einen sehr anregenden Verlauf. In einem einleitenden Referat erörterte Stadtverordneter Genosse Z u b e i l die Tätigkeit der sozialdemokratischen Stadtver- ordneten im Zusammenhang mit einer Frage, die jetzt für Berlin  sehr zeitgemäß ist, mit der Frage der Steuererhöhung. Auf den ersten Blick mag es verwunderlich erscheinen, daß einer vor Gemeindewähler hintritt mit der ForderungMehr Steuern!" Der Berliner   Stadtfreisinn hält es allerdings in solcher Lage lieber mit dem Rezept, seinen Getreuen vorzuerzählen, daß siew e n i- ger Steuern" zahlen sollen. Aber wir Sozialdemokraten haben nun einmal den Grundsatz, offen herauszusagen, wie die Sbinge sind und was aus ihnen sich als unabweisbare Notwen- d i g k e i t ergibt. Zubeil zeigte in einer Kritik unserer Gemeinde- Verwaltung, wieviel in ihr zu tun noch übrig bleibt. Er kam zu dem Ergebnis, daß die vom Stadtfreisinn durch alle irgend mög- lichen Etatkunststücke immer wieder hinausgeschobene Steuer- erhöhung, so unerwünscht sie mancher Arbeiterfamilie sein wird, gerade im Interesse der minderbemittelten Be- völkerung läng st nötig war. Aus den verschiedenen Ge- bieten der Gemeindeverwaltung, deren Mängel er darlegte, hob er das Schulwesen, und ganz besonders das Gesundheitswesen hervor. Dabei betonte er das Interesse, das auch die Frau, die um ihr Wahlrecht in Gemeinde und Staat noch ringende, an den Zuständen unserer Kommune haben mutz. Er bezeichnete es als eine Pflicht der sozialdemokratischen Stadtverordneten, bei der diesjährigen Etatberatung mehr als je darauf hinzuarbeiten, daß unsere Anstalten und Einrichtungen für Gesundheitspflege zu größerer Leistungsfähigkeit entwickelt werden. Dann werde das Opfer der Steuererhöhung den Einwohnern der Stadt reichen Segen bringen, der die Mehrbelastung aufwiegt. Der Stadt freisinn wünscht sich freilich, wie der Referent mitteilte, einen ..Segen" anderer Art. Man munkelt, daß die freisinnige Stadt vcrordnetenmehrheit, die ja jetzt endlich der Steuererhöhung gleich falls wird zustimmen müssen, für später zumAusgleich" eine Abgabencntlastung herbeiführen will, eine Entlastung der Hausbesitzer. Solchen Absichten werden unsere Genossen im Rathaus rechtzeitig und nachdrücklich entgegentreten. Referent mahnte, den kommunalen Vorgängen die gleiche Aufmerksamkeit zuzuwenden, wie den Verhandlungen des Land- und des Reichs- tages, und die Tätigkeit der sozialdemokratischen Stadtverordneten zu verfolgen. Pflicht der Wähler des 11. und 13. Wahlbezirks sei es jetzt, dafür zu sorgen, daß am. März als Ersatz für unsere verstorbenen Genossen Voigt und Singer die Kandidaten der Sozialdemokratie, Genosse B o c h m und Genosse Mann, mit einer noch stattlicheren Stimmenzahl gewählt werden. Wie über die Steuererhöhung die Wählerschaft denkt, und ob die sozialdemokratische Stadtverordnetenfraktion hierbei die Partei genossen hinter sich hat. diese Frage hatte der Referent an die Spitze seiner Ausführungen gestellt. Er wiederholte sie am Schluß des Referates, aber in der Diskussion wurde von keiner Seite eine abweichende Meinung vorgebracht. Gegner aus freisinnigem Lager meldeten sich nicht zum Wort, und soweit in der Diskussion sozialdemokratische Redner auf diesen Gegenstand eingingen, äußerten sie sich zustimmend. Genosse Mann, der Kandidat für den 13. Wahlbezirk, entwarf ein Bild der viel- gepriesenenSelbstverwaltung" unserer Stadt Berlin  . Der Stadtfreisinn hat die Aufgaben der Kommune lange g«ug vernachlässigt Redner gab zahlreiche Beispiele der freisinnigen Mißwirtschaft mit der bequemen Ausrede, durch eine Steuer erhöhung über den bisherigen Satz hinaus werde die Selbstver- waltung gefährdet, weil dann die Regierung in den Etat hinein reden dürfe. Ach, sie ist ja längst nur noch ein Märchen, dieseSelbstverwaltung"! Genosse Mann zählte eine lange Reihe von Vorkommnissen auf, bei denen die Regierung das Selbst- verwaltungsrecht der Stadt mit Füßen getreten hat, ohne daß der Stadtfreisinn sich dadurch beirren ließ in seiner lieben, alten Ge� wohnheit. vor dem Träger der Krone zu katzbuckeln und zu schweif wedeln. Der Kandidat für den 13. Wahlbezirk. Genosse B o e h m, erörterte noch mancherlei kommunale Aufgaben, auf deren Lösung die Sozialdemokratie im Rathause drängt, im beson- deren die Wohnungsinspektion, die Arbeitslosenfürsorge, die Uebernahme des gesamten Polizeiwesens, die gerade nach den neuesten Leistungen der dafür mit Orden belohnten Polizei in weitesten Kreisen der Bevölkerung als sehr Wimschenswert und dringend notwendig angesehen wird. Die Ersatzwahlen vom IS. März bezeichnete Genosse Boehm treffend als ein Borge- f e ch t, das als Probe für die im Herbst kommenden allgemeinen Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung gelten könne. In der weiteren Diskussion wurde noch von den Genossen K a m p e r (Bonn  ), Rintorff, Petereit auf die Wichtigkeit dieser Er- satzwahlen hingewiesen. Genosse M a n a s s e sprach den Wunsch aus, daß der Wahltag mit seinen Siegen zu einem ehrenden Dank- fest für die Toten werden möge, die durch die Ncugewählten ersetzt werden sollen. Im Schlußwort lenkte Genosse Zubeil von diesem Gemeindewahlkampf die Blicke der Versammlung hinüber auf ein größeres Kampffeld. Ein besseres Gemeindewahlrecht werde nicht zu erreichen sein, ehe nicht der Kampf um das Landtags- Wahlrecht zu siegreichem Ende geführt sei. Die Frauen wies er hin auf den bevorstehenden Frauentag, auf die Pflicht der Teil- nähme an dieser allgemeinen Kundgebung für unsere Forderung. tluch der Frau das Wahlrecht zu geben. Der Vorsitzende. Genosse G i e r k e, schloß mit der Mahnung, jeder möge in der Wahlagitation und am Wahltag seine Pflicht so tun. daß unsere Genossen Boehm und Mann mit stattlickwn Stimmenzahlen in das Rote Haus einziehen können und der . März einen neuen Ehrentag der Sozialdemo- lrotie bedeutet._ Fort mit dem ßabattvereinsunfug! Mit dieser Tagesordnung hatte die Propagandakommission für BaS Genossenschaftswesen am Dienstag sechs Versammlungen ein- berufen, die bei Obiglo, Schwedter Straße, im Swinemünder   Gesell- ischaftshaus, in der Borussia, Ackcrstraße, bei Franke in der Bad- straße, in den Pharussälen und im Moabiter Gesellschaftshaus stattfanden. Sie waren zum Teil recht zahlreich besucht; bei Obiglo und im Swinemünder   Gesellschaftshaus reichten die Sitzplätze nicht aus. in einigen anderen Lokalen lieh der Besuch zu wünschen übrig. Die Ausführungen der Referenten Eugen Brückner, Wilhelm Düwell, Göhre, Kuntze, Ritter und Stühmer fanden lebhaften Beifall, und der Verlauf dieser Volksversamm- jungen ließ erkennen, daß die Liquidation des sogenannten Rabatt- sparvereins Norden denn doch in weiten Kreisen aufklärend gewirkt, und die Einsicht gefördert hat, daß die einzig zweckmäßige Organi- satwn der Konsumenten die Konsumgenossenschaft ist. Die Ver- jsmmelten gaben ihre Ueberzeugung in folgender Resolution kund: »Die öffentliche Versammlung spricht vöZ dem Vortrage. des Referenten, mit dessen Ausführungen sie sich ausdrücklich ein- verstanden erklärt, ihre Ueberzeugung dahin aus, daß die von den Zwischenhändlern ins Leben gerufenen Rabatt-Sparvereine Grün- düngen sind, bei denen für die Käufer, die Konsumenten, weder wirtschaftliche Vorteile herauskommen, noch den Mitgliedern dieser Rabatt-Sparvereine ein Kontrollrecht über die Vermögens- Verwaltung ihrer eigenen Mittel, mit denen von Zwischenhändlern spekuliert wird, gegeben ist. Der Zusammenbruch des Rabatt-SparvereinsNorden" ist der Beweis dafür. Die Versammelten erklären deshalb, daß es Verpflichtung jedes einzelnen ist, die Resolution des Parteitages von Magdeburg  1910 mehr als früher zu beachten, durch welche die Arbeiterschaft aufgefordert wird, den von Arbeitern geleiteten und kontrollierten Konsumgenossenschaften beizutreten." Versammlungen. Die Tarifbewegung der Militärschneider, die mit der Versammlung am 13. Februar eingeleitet wurde, ist nun soweit gediehen, daß Verhandlungen mit den Arbeitgebern be- vorstehen. In einer öffentlichen Militärschneiderversammlung, die am Montag den großen Saal der Arminhallen füllte, berichtete Kunze über die Antworten der Arbeitgeber. Die Tarifvorlage ist seinerzeit den einzelnen Arbeitgebern mit einem höflichen Schreiben zugesandt worden, worin unter anderem ge- sagt wurde, daß man bereit sei, den Tarif sowohl mit jedem Arbeit- geber besonders, wie auch mit einem Arbeitgeberverband abzu- schließen. Da ein solcher Verband für die Militärbranche nicht be- steht, sandte man die Vorlage außerdem an den Arbeitgeberverband der Herrenmaßbranche. Von diesem ist eine Antwort nicht einge- troffen, was für den Fortgang der Bewegung sehr wenig zu be- deuten hat, da jene Organisation für die Militärschneiderei nur wenig in Frage kommt, wenngleich sich die Vertreter des Verbandes der Maßschneidermeister nun auch bemühen, die Militärfirmen für sich zu gewinnen. Antworten waren von mehreren Firmen ein- gegangen, und zwar meist, wenn auch unter gewissen Bedingungen, in zustimmendem Sinne. Man will die Vorlage wohl anerkennen, sich jedoch nicht von vornherein dauernd daran binden, um nicht im Nachteil zu sein, wenn durch gemeinsame Verhandlungen ein allgemeiner Tarif zustande kommt. Außerdem aber verlas der Redner ein Schreiben von Herrn R o b r e ch t, in dem mitgeteilt wird, daß eine Reihe von Firmen, und zwar die größten und maß- gebenden der Militärbranche, eine Versammlung abgehalten haben. die eine Kommission zur Durchberatung der Tarisvorlage wählte, und daß dem Schneiderverbande noch Nachricht über die in Aus. ficht genommenen Verhandlungen zugehen werde. Der Redner be. merkte dazu unter anderem, daß schon in der Sitzung der Ver. trauensleute, der dieses Schreiben ebenfalls vorgelegt worden war, die Befürchtung laut wurde, daß, da kein Termin für die Ver- Handlungen angegeben ist, die ganze Sache leicht der Verschleppung anheimfallen könnte. Die Befürchtung sei wohl nicht ganz mibe- gründet, aber, meinte der Redner, man müsse den Arbeitgebern auf jeden Fall eine angemessene Frist lassen, die Vorlage genau zu prüfen. Er empfahl der Versammlung, folgende Resolution anzu. nehmen: Die hdute am 6. März 1911 in den Arminhallen ver- sammelten Militärschneider erklären sich nach Kenntnisnahme des Berichtes über die Antwortschreiben der Arbeitgeber mit den Ausführungen des Referenten einverstanden. Da in dem Schreiben des Herrn Robrecht, welches im Auf. trage einer Versammlung der Militärfirmen an den Verband der Schneider gerichtet wurde, eine bestimmte Zeit, wann die Verhandlungen stattfinden sollen, nicht angegeben ist, so beauf- tragt die Versammlung die Ortsverwaltung, diesbezügliche An- fragen an Herrn Robrecht zu richten und bei dieser Gelegenheit zum Ausdruck zu bringen, daß die Berliner   Militärschneider eine möglichst baldige Aufnahme der Verhandlungen wünschen." Aus der Mitte der Versammlung wurde dringend verlangt, daß die Sache so viel wie nur irgend möglich beschleunigt werden sollte, und es wurde ein Zusatzantrag zur Resolution eingebracht, wonach die Frist für die Aufnahme der Verhandlungen auf acht Tage bemessen werden sollte. Ter Antrag wurde jedoch schließlich zurückgezogen unter der Boraussetzung, daß die Arbeitgeber dem Wunsche der Versammlung auch so Rechnung tragen werden. Die Resolution wurde dann in der vorgeschlagenen Form einstimmig angenommen. Hierauf wählte die Versammlung aus den ver- schiedenen Fachgruppen der Militärschneiderei Kommissionsmit glieder für die Verhandlungen mit den Arbeitgebern. Deutscher   Metallarbeitervcrband. Die außerordentliche Generalversammlung zur Beratung über die Anträge an den Ver- bandstag zu Mannheim  , wurde am Sonntag im großen Saale der Brauerei Friedrichshain   fortgesetzt. Die Anträge selbst sind inzwischen, soweit sie von der Generalversammlung schon beraten und gutgeheißen waren, als solche der Verivaltungsstelle, und, so- weit sie noch nicht zur Beratung gekommen waren, als Anträge der Einzelmitglieder dem Verbandsvorstande überwiesen worden. Unter diesen nun nachträglich zur Beratung stehenden Anträgen befindet sich eine längere Resolution, die verschiedene Vorschläge zur Ab- änderung der statutarischen Bestimmungen über Streiks und Aus- sperrungcn enthält. Der Antragsteller Barth begründet in längerer Rede diese Vorschläge, die seiner Meinung nach den Ein- fluß des Verbandsvorstandes auf die Beendigung von Streiks, Wiederaufnahme abgebrochener Bewegungen usw. einschränken, das Selbstbestimmungsrecht der Streikenden oder an einem ab- gebrochenen Streik beteiligten Mitglieder etwas weiter ausdehnen sollen. Der Bevollmächtigte Cohen wendet sich gegen die Re- solution und hebt besonders hervor, daß es nicht zweckmäßig sei, die Taktik der Lohnbewegungen und Lohnkämpfe so genau zu regle- mentieren, sowie daß die Vorschläge zum Teil gegenüber der jetzt auf Grund des Statuts üblichen Taktik eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit zur Folge haben würden. Nachdem sich noch einige Redner für oder gegen die Resolution ausgesprochen hatten, wurde sie von der Versammlung angenommen, allerdings gegen eine ziemlich starke Minderheit. Ferner wurde ein Antrag gut- geheißen, wonach bei Streiks und Aussperrungen auf Antrag der betreffenden Branche den ausgesteuerten arbeitslosen Mitgliedern ihre Unterstützung weiter gewährt werden soll. Abgelehnt wurde ein Antrag auf Erhöhung des Eintrittsgeldes zum Verband, und ebenfalls ein Antrag, der eine weitere Ausdehnung in der Aus- zahlung des Sterbegeldes zum Ziele hatte, die nach dem geltenden Statut davon abhängig ist, daß das Mitglied mit den Hinter- bliebenen in häuslicher Gemeinschaft gelebt oder zu ihnen im Für- sorgeverhältnis gestanden haben muß. Grund für die Ablehnung des Antrages ist, daß die Gelder des Verbandes nicht an Leute gegeben werden sollen, die sich im Leben und Sterben nicht um das betreffende Mitglied gekirmmert haben und schließlich für die Beerdigung noch die Hilfe der Armenpflege in Anspruch nehmen. Dergleichen Leute erheben nur zu oft Anspruch auf das Sterbegeld, das ja in solchen Fällen seinen Zweck verfehlen würde. So ist es, wie Cohen erwähnte, erst kürzlich vorgekommen, daß der bei den Gelben organisierte Vater eines verstorbenen Vditgliedes, um dessen Beerdigung er sich nicht im mindesten gekümmert hatte, von aus- wärts nach Berlin   kam, um hier das Sterbegeld einzuheimsen. Zum Schluß der Versammlung machte Cohen noch auf folgendes aufmerksam: Seit einiger Zeit scheint es, als ob die Metallindustriellen Berlins   nicht mehr gewillt sind, wie bisher den Gelben Mittel zur Verfügung zu stellen, so daß solche auf andere Weise herbeigeschafft werden müssen. Das geschieht ja jetzt schon zum Teil dadurch� daß die Arbeitslosen, tiie duinm genug sind, sich im Arbeitsnachweis der Gelben einschreiben zu lassen, dafür 59 Pf. zahlen müssen. An verschiedenen anderen Stellen ist es vorgekommen, daß für die auf. diese Weise eingenommenen Gelder Saufgelage veranstaltet wurden. Um Gelder für die gelbe Organisation herbeizuschaffen, ist man jetzt auf einen anderen Trick verfallen. Man veröffentlicht imBund" jetzt ein Verzeichnisempfehlenswerter" Firmen und gibt ein solches Verzeichnis gleichzeitig als Heft heraus. Die Firmen erwerben sich das Recht auf diese Reklame dadurch, daß sie eine bestimmte Rate an den gelben Bund zahlen, wie sie im übrigen den Bund auch durch Annoncen unterstützen. Den Mit- gliedern des Bundes, die als Käufer zu ihnen kommen, gewähren die Firmen einen bestimmten Rabatt. Da diese verschiedenen Zu- Wendungen nur dann gemacht werden können, wenn dem anderen Teil der Kundschaft die Waren teurer verkauft oder schlechtere Waren geboten werden, wird man genötigt sein, in nächster Zeit alle diese Geschäfte in weiteren Kreisen bekanntzugeben. Das ist schon deswegen Pflicht des Metallarbeiterverbandes, weil er be- strebt sein muß, seine Mitglieder vor Schaden zu bewahren. Die EngagemcntSverhältnisse im ZirkuS Schumann. In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch fand in den Musiker-Sälen" eine öffentliche, sehr gut besuchte Versammlung statt, die gemeinsam vomA. D. M. V.  " und demVerein der Berliner   Musiker" einberufen war. Zum ersten Punkt der Tages- ordnung:Die staatliche Versicherung der Musiker", referierte Herr Fritz Stempel, dessen wesentlichste Forderungen in nach- folgender Resolution zusammengefaßt sind: Die am Dienstag, den 7. März 1911, im Musikervereins- hause zu Berlin   tagende, sehr zahlreich besuchte öffentliche Musikerversammlung nimmt mit Bedauern davon Kenntnis, daß gemäß der§§ 117 und 1212 der Reichsversicherungsordnung nur Orchcstermitglieder, deren regelmäßiger Jahresarbeitsvcrdicnst 2909 M. an Entgelt nicht übersteigt." versicherungspflichtig sein sollen. Diese Bestimmung muß schon deshalb als ungenügend erscheinen, weil der BegriffOrchester bezw. Orchestermitglied" die verschiedenartigsten Auslegungen zuläßt, so daß im Streit- falle die widersprechendsten Entscheidungen zu erwarten sind. Ferner aber würden bei einer Anwendung der Versicherungs- Pflicht auf nurOrchestermitglieder mit einem Jahresverdienst bis zu 2999 M." Tausende von Berufsmusikern, die ohne Orchestermitglieder zu sein oder einen Jahresverdienst von mehr als 2999 M. habend auf Grund der alten Versicherungsgesetze zur Versicherung herangezogen wurden, mit ihren bisher ge- leisteten Beiträgen und den dadurch bereits erworbenen Rechten in Verlust geraten. Schließlich aber würden bei der jetzt ge- dachten Anwendung der Versicherungspflicht nur etwa 19 Proz. der Musiker von dieser Versicherung erfaßt werden, während etwa 99 Proz. aller Berufsmusiker alsunbeständige erwerbstätige Personen", als reineLohnarbeiter" für diese Versicherung in Frage kommen. Es ergeht deshalb an Bundesrat und Reichstag   die Bitte, in Berücksichtigung des Gesagten und der sonstigen Verhältnisse des Musikerstandes die§§ 117 und 1212 der Reichsversicherungs- ordnung dahin abzuändern, daß alle gegen Lohn oder Gehalt beschäftigten Musiker nicht nur die Orchestermitglieder der Kranken- und Invaliden- Versicherungspflicht unterstellt werden, und zwar ohne Be- schränkung auf eine bestimmte Verdienstgrenze. Bei einer solchen Festlegung der Versicherungspflicht der Musiker erscheint es der Versammlung n«türlich als unnötig. für einzelne Standesangehörige noch eine Sonderpersicherung aufzumachen, wie dies wiederum fürOrchestermitglicder" in dem Entwurf eines Versicherungsgesetzes fürAngestellte" in Aussicht genommen wird. Eine solche Sonderversicherung lehnt die Versammlung grundsätzlich ab und das in der Ueberzeugung, daß sich die Versicherungspflicht der Musiker im Nahmen der Neichsversicherungsordnung am besten und vorteilhaftesten er- möglichen läßt." Die Resolution fand einstimmige Annahme. Dann nahm Referent Hugo Schwieg! das Wort und ent- warf ein Bild von den ungünstigen Verhältnissen bei Schu- mann. Der Deutsche   Musiker-Verein habe diesem Institut gegen- über schon zweimal zur Sperre greifen müssen. Ein Musiker, der(!) Jahre bei Schumann tätig war, sei gekündigt worden. Als der Vereinsvorstand mit dem Geschäftsführer Fittigauer Rücksprache genommen habe, sagte der Herr: Ter Zirkus Schumann sei keine Altersversorgungsanstalt.(Stürmische Pfui-Rufe!) Bis vor zwei Jahren hatten die Musiker einen Lohn von 99 bis 118 M., der jetzt auf 139 bis 149 M. sich erhöht habe. Dafür habe der Mann ein halbes Menschenalter gearbeitet, und jetzt fliege er auf die Straße im 69. Lebensjahre. Als der Vorstand gefragt habe, ob denn in einem so großen Betrieb kein Plätzchen frei wäre, wo man den verbrauchten alten Musiker beschästigen könnte, meinte der erwähnte Herr nochmals: sie hätten keine Altersversorgung. Ueberhaupt sei dieser Herr der böse Geist den Musikern gegenüber. Redner berichtet über einige besonders markante Episoden, die große Entrüstung bei der Versammlung auslösten. Die Verträge atmen einen unsozialen, inhumanen Geist. Redner hat ein For- mular und teilt die einzelnen Paragraphen mit, die drastisch be- weisen, wie rücksichslos und unsozial in diesem Institut dem Per- sonal gegenüber gehandelt wird. Nachdem noch der Präsident der Internationalen Artisten- löge, E, V., Max Berol-Konorah  , den Musikern seine und seiner Berufsgenossen Sympathie zum Ausdruck gebracht und die Diskussion noch wirkungsvoll ergänzt hatte, wurde folgende Reso- lution einstimmig angenommen: Die ani 7. März d. I. in dem Musiker-VereinShause versam- weiten Musiker Berlins   sprechen ihre Entrüstung aus über die schlechten Engagcmentsberhältnisse in dem Zirkus Albert Schumann  . Sie protestieren mit aller Energie gegen die dort herrschende soziale Rückständigkeit, im besonderen gegen die un- zulänglichen Sicherungen der Musiker in Krankheitsfällen. Die Versammlung erwartet bestimmt, daß kein Musiker unter den jetzt gegebenen Verhältnissen ein Engagement im Zirkus Schu- mann eingehen wird. Sie richtet ferner die dringende Mahnung an alle Nichtorganisierten Musiker, sich den bestehenden Berufs- organisationen anzuschließen, zum Schutze ihrer Interesse»." Hu9 aller Melt. Brotrefonti in Cnglanä. Eine der überraschendsten Volksbewegungen in England ist die Brotreformbewegung, die in wenigen Wochen alle Schichten der Bevölkerung ergriffen hat. Englische Wissenschaftler schreiben und predigen schon seit Jahren gegen die vom Volke allgemein genossene Sorte Weizenbrot, dessen außerordentlich weihe Farbe nur dadurch erzielt werden kann, daß man dem Meiste einige der wichtigsten Be- standteile des Getreides entzieht. Während das englische Brot, wenn es frisch ist, höchst einladend und appetitlich aussieht und meist gut schmeckt, wird es, wenn es älter ist wenigstens für den Aus» ländcr oft ungenießbar. Man opfert die Qualität dem ein» ladenden Äußeren, das in vielen Fällen durch sehr fragwürdige chemische Mittel hergestellt werden soll. Die Volksbewegung gegen die übliche Mehl- und Brotbereitung ist aber nicht in erster Linie von den Wissenschaftlern, sondern von einem Privatmann entfacht worden. Vor einigen Wochen entschloß sich ein Gutsbesitzer in Mittelengland   namens Sir Oswald Mosley  , seinen Nachbarn die alte Kunst der Brotbereitung aus Mehl, das zwischen Steinen gemahlen wird und alle nahrhaften Bestandteile des Weizenlorns enthält, prqfjijch zu lehren. Der Bäcker des be»