Oeftemicb.Das Vereinsgesetz.Wien. tv. März. Das Abgeordnetenhaus nahm denAntrag Perner st orfer an, betreffend die Zulassung derFrauen zu politischen Vereinen und betreffend die Aufhebung deSVerbotes der Verbindung politischer Vereine.frankrelck.Witdereinstellung der Eiscnbaynet.Paris, 9. März. Gmaff den Erklärungen des Minister-Präsidenten Monis verfügte der Direktor der Staats»bahnen die Wiederau st ellung von 29 Beamten,die infolge der Porgänge im Oktober 1919 entlassen Kordenwarev.Portugal.Der Bischof von Oporto.Die Regierung in Liffabon hat beschloffen, dem abgesetztenBischof von Oporto mit Rücksicht auf seine in den Koloniengeleisteten Dienste und seine persönliche Charaktereigenschaften einRubegebalt zu bewilligen. Die Regierung werde auch gegendie Priester, die sich durch ihren Gehorsam gegen die Bischöfezu den Gesetzen in Widerspruch gesetzt hatten, Milde waltenlassen.Die Wahlen für die Nationalversammlung sollen gegen EndeApril stattfinden.Cngland.Stürmische Szene».London, 10. März. Das Unterhaus, baS heute früh umB Uhr noch tagte, war während der Nacht der Schauplatz er-regier Szenen, wie sie seit den letzten zehn Jahren nicht vor-gekommen sind. Als gegen Mitternacht, nachdem bis dahin dieSpezialberatung des Budget? ohne Störung verlaufen war, AustenChamberlain den Antrag auf Vertagung der Debatteeinbrachte, erklärte Churchill in Abwesenheit Asquiths undim Nanien der Regierung, diesem Antrag nicht z u st i m m e n zukönnen, da die Beratung unter allen Umständen weiter gefördertwerden muffe. Als hierauf B a l f o u r erklärte, dast Asguith ver-sprachen habe, es würde zur Beratung des Gesetzes reichlichZeit gegeben werden, ohne daß lange Sitzungen stattfänden.erwiderte Churchill, die Regierung könne ihren Entschlußnicht ändern und weiche auch nicht von ihren ursprünglichenPlänen ab. Darauf nahm die Beratung ihren Fortgang. Aber es kamjedesmal zu stürmischen Szenen, wenn Churchill eine Ab-k ü r z u n g der Diskussion über die einzelnen Teile des(Metzes dadurch herbeiführte, daß er Schluß beantragte. Die Oppositionweigerte sich mehrere Rkale, Churchill zu Worte kommen zu lassen,und der Präsident mußte die Opposition lange Zeit vergeblich zurRuhe mahnen. Um 3 Uhr 30 Minuten morgens machte Balfourwiederum den Versuch, die Vertagung herbeizuführen, wiederumweigerte sich Churchill, dem Folge zu geben, und neue Lärmszenenwaren die Folge.Nachdem das HauS die Beratung bis kurz vor 1 0 U h r vor-mittags fortgesetzt hatte, wobei eS noch verschiedentlich zu er-regten Szenen kam, wurde ein Vertagungsantrag an-genommen.Heute mittag trat das Haus wieder zusammen. Die Debatteüber den Nachtragsetat begann in ruhiger Weise. DaS Hauswar stärker besetzt, wie eS sonst in einer FreitagSfitzung der Fall ist,und viele Abgeordnete, die sich an den erregten Diskussionen derletzten Nacht beteiligt hatten, nehmen auch an der heutigen Debattemit schembar unverminderter Energie teil.Der Flotteuetak.London, 10. März. Der Flottenekak für 1911/12beläuft sich auf 44 392 699 Pfund Sterling gegen 49 693 790Pfund Sterling im Etat für 1919/11. Für Neubauten sind16 063 877 Pfund Sterling, gegen 13 279 839 PfundSterling für 1919/11, eingesetzt. Hierin sind die Kosten fürfünf grojze Panzerschiffe enthalten. Das Personal- soll umdreitausendMannvermehrt werden. Auster denfünf großen Panzerschiffen sind 3 geschützte und 1 ungeschützterKreuzer, 20 Torpedobootszerstörer, 6 Unterseeboote, 2 Fluß-kanonenboote, Werkstättenschiffe und 1 Hospitalschiff vorge-sehen.Amerika.-Die Absichten der Vereinigten Staate«.Washington, 10. März. Ein Vertreter der NssociatedPreß, der den Präsidenten Taft nach dem Süden begleitet,meldet telegraphisch, daß alle Zweifel über die Absicht, diedie Negierung mit der Entsendung der Truppen an diemexikanische Grenze verfolge, gänzlich geschwunden seien. DieEntsendung der Truppen sei erfolgt, um einen f e st e n in i l i-t ci r» s ch e n G r e n z w a l l längs des Rio Grande zu bildenund dem Uebertreten von Bonden und demSchmuggel von Konterbande über die Grenze einEnde zu machen. Die Regierung sei der Ansicht, datz damitder A u f n a n d s b e w e g u n g, die die Lage schon beinaheein Jahr hindurch beunruhige, ohne irgend eüvas wie die Bil-dung emer neuen verantwortlichen Regierung erreicht zuhaben, biniien kurzem der Lebe ilsnerv ab geschnittenwerde.Danach stellt sich also die Mobilisierung zunächst als einParteiergreifen der Vereinigten Staaten für das Blutregimentdes Porfino D l a z bar: allerdings D i a z ist der Hörige deramerikanrschen Trusts, denen er bereitwillig die unerschöpf-lichen schätze des Landes ausgeliefert hat: wird doch dasKapital, das von den amerikanischen Kapitalisten in mexikani-schen Kohlengruben, Eisen- und Kupferlagern usw. angelegtist, auf ungefähr 6 Milliarden Mark geschätzt. Also ein hin-reichender Grund zur Aufbietung der nationalen Streitmacht.Die Mobilifiernng.Washington» S. März. Das Marinedepartement hatangeordnet, daß der Spähkreuzer.Chester" in dringenderAngelegenheit nach Tampiko(Mexiko) fahren und bis Galveston vonseinem Sckwesterschiff.Salem" begleitet werden soll. Man glaubt,daß die„Ehester" nach dem mexikanischen Gebiet gesandt wordenist. um die Verbindungen ausrecht zu erhalten und von den Tele«graphenlinien unabhängig zu machen, da diese, wenn die Unruhensich weiter ausbreiten sollten, wahrscheinlich unterbrochen werden.DaS Kriegsdepartement hat angeordnet, daß noch drei Flug«zeuge nach Texa« gesandt werden sollen, um dort für denAufklänmgsdienst verwendet zu werden. Ein Flugzeug befindet sichbereits dort._Eine Niederlage der Revolutionäre?Saltlake City, 9. März. Ein bei den mormouischeu Be-Hörden eingegangenes Telegramm der Mormonmkolonie inDublin(Mexiko) berichtet iiber das GefechtbeiCasasG r a n d e S, daß die mexikanischen Bundestruppen über dieLysurgentW einoT bedeutenden Sieg havMgetrageyDie IM Sa VundeZIrubpest, 5'e au denk Kampfeteilgenommen haben, betrug 1690, die der Insurgenten 1090.Tie Bundestruppen verloren 109, die Insurgenten 200 Mann.Unruhen in Paraguay.Buenos Aires, 9. März. Wie die Blätter melden, breitet sichdie umstürzlerische Bewegung in Paraguay aus. DieRevolutionäre haben sich einiger Dörfer bemächtigt. In einem ver-lustreichen schweren Gefecht wurden sie jedoch von de» Regierungs-trappen geschlagen.__parlaimntarircbcs.AuS der Budgctkommission des Reichstages,Drei volle Sitznngen hindurch ist in der Kommission über dieVerwendung der Kaliabgaben bereits debattiert worden undnoch ist weder das Ende noch ein Resulrat vorauszusehe». Die Ver-Handlungen dürfen aber auch allgemeines �Interesse beanspruchen,zeigen doch auch sie in recht lehrreicher Weise die Begünstigungagrarischer Organisationen. Am Freitag trat der Zentrumsabgeord-nele Dr. Hei m, der bayrische Bauerndoktor, ebensalls in die Koni-Mission ein und zwar unter sehr bemerkenswerten Umständen. Weildas Zentrum gemeinsam mit den Junkern die Verwendung derKaliavgaben so regeln will, daß die Agrarier dabei noch ihr Ge-schäftchen machen können, verweigerte es dem Fraktion S-genossen Heim einen Sitz in der Kommission; dennHeim opponiert, weil der von ihm geführte bayerische Bauernbundbenachteiligt ist. Um doch an den Beratungen teilnehmen zu können,bat Heim die P o l e n, sie möchten ihm"ihren Sitz in der Kom-Mission abtreten, was auch geschah. Die ZentrumSsührerversuchten das zu verhindern, indem sie die Polenzu überreden suchten, HeimS Wunsch abzuschlagen.Aber die Polen blieben fe st und so gelangte Jen-trumSabg. Heim gegen den Willen seiner Fraktionzu einem Kommissionssitz.In der FreitagSfitzung ging nun Abg. Heim gehörig gegendie Anträge seiner Parteifreunde und gleichzeittg auch gegen dieBegünstigung los, die bestimmte agrarische Verbände von der Re-gierung durch das Kaligesetz erfahren. Die bevorzugten großenVerbände monopolisieren fast den ganzen Kaliabsatz, erhalten ausden Abgaben beinahe eine halbe Million Propagandagelder und drückendie kleinen landwirtschaftlichen Organisattonen an die Wand. AlsHeim vor einigen Jahren für den von ihm geleiteten Bauernbund Kalidirelt vom Synditac beziehen wollte, wurde er an die Zentralstelleverwiesen, die der Bund der Landwirte, die LandwirtschaftSgesellschastund der Darmstädter Reicksverband unterhalten. Die hohen Rabatt-sätze beim Bezug von Kali beginnen erst bei einer Jahresabnohmevon mindestens S00 000 Doppelzentnern, so daß also der HohrRabatt nur den großen Verbänden zugute kommen kann und soll.Scharf wandte sich Abg. Heim auch gegen die jetzige teuere undvöllig unzweckmäßige Art der Qualitätskontrolle. Nicht minder leb-hast griff er auch die Negiernng an, die diese Kalipolitik unterstützt.Amüsant war eS, daß Abg. Erzberger, der auch die Zentrums-antrüge unterschrieben hat, die von Heim bekämpft wurden, demAbg. Heim durch Gesten und Zurufe zustimmte. Die Spahn,Gröber und P i ch l e r gerieten wegen der Heimschen Rede inebenso große Verlegenheit wie Wut, und genau so erging es denJunkern.Sozialdemokraten und Volksparteiler brachten folgenden An-trag ein:Die Kommission wolle beschließen, die Verträge de? Kali-syndikatS mit seinen Abnehmern zur Kenntnis der Budgetkommissionzu bringen. Genoffe H u e wies auf die Bedeutung der HeimschenRede und ihres Materials gegen die jetzige Kalipolitik hin, ebensoauf die Tatsache, daß die Regierung weder gegen die sozialdemo-kratische noch gegen die Heimsche Kritik ein ernstes Wort zu sagenwisse.Die Beratung wird am Dienstag fortgesetzt werden.Hua der Partei.Nachklänge zu der Londoner„Anarchistenasfäre".Die bekannte.ExpropriationS''-Affäre beschäftigt fortgesetztdie öffentliche Meinung Englands und wird von den reaktionärenKreisen zu dem Zweck ausgeschlachtet, die Einschränkungdes englischen AsylrechtS und eine schärfere Beauffichti-gung der„anarchistischen" Elemente aus Rußland zu fordern.Hierbei wird geflissentlich hervorgehoben, daß die Londoner„Expropriateure" zum Teil lettische Revolutionäre,frühere Sozialdemokraten wären. Das Zentralorgan unsererlettischen Genossen,„Zihna", beschäftigt sich mit dieser Frageund teilt unter anderem die recht interessante Tatsache mit, daßdie genauesten Mitteilungen über die Londoner„Anarchisten",unter Angabe aller Einzelheiten des RaubplaneS» der Lithographiender Verbrecher und ihrer Adressen, vor allem— in dem erz-reaktionären Blatte.Rigas AwiseS" zu finden waren,dessen Intimität mit der politischen Geheimpolizei be-kannt ist. Nach den Angaben dieses BlatteS sind einige von denLondoner Verbrechern frühere Mitglieder der lettischen.Kampf.genossenschaften", die die sozialdemokratische Partei auf dasheftigste bekämpften und schließlich, trotzdem sie sich„Anarchistennannten, auf das Niveau von Kriminalverbrechern herabsanken.„Wir wollen"— so schreibt die„Zihna".nicht viele Wort«darüber verlieren, wohin diese früheren Kämpfer der Sozialdemo-kratie Lettlands gekommen, wie ungeheuerlich und un-sinnig ihre blutigen.Expropriationen" sind. England ist daseinzige Land, wo alle revolutionären Flüchtlinge ohne Hindernisein Asyl finden, und nun erreichten diese anarchistischen Hooligansund Kriminalverbrecher, daß dieses Asylrecht für russische Rc-volutionäre künftig fast aufgehoben oder mindestens eingeschränktwerden wird." Zum Schluß veröffentlicht das Blatt den Wortlaut der Erklärung, mit dem sich das AuSlandSkomitee im Auf.trage des Zentralkomitees der Sozialdemokratie Lettlands durchdas Internationale Sozialistische Bureau an die sozialistische unddemokratische Presse Englands gewendet hat. In diesem Schreibenwird hervorgehoben, daß die Sozialdemokratie Lettlands mitsolchen Expropriationen nichts gemeinsam hat, und daß manihr für die Londoner Ereignisse keine Verantwortung aufbürdenkönne(wie dies von der reaktionären englischen Presse versuchtwird). Der Londoner Parteikongretz untersagte 1907 sämtlichenMitgliedern der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlandssolche„Expropriationen", und namentlich die SozialdemokratieLettlands führte diesen Beschluß auf die strengste Weise durch. IhrVertreter unterschrieb auch, gemeinsam mit den Bevollmächtigtender übrigen sozialistischen Organisationen Rußlands, auf demStuttgarter Internationalen Kongreß den Aufruf, der sich gegenähnliche Expropriationsversuche im Auslände wendet, die vonLockspitzeln unternommen werden, um die russifchenRevolutionäre in den Augen Europa? zu diskreditieren.poll-ellicbes, OertcdtllAeo uTW.Die beleidigte BreSlauer Polizei.Schon wieder einmal stand der Verantwortliche unseresBreslauer BruderblatteS, Genosse Wolff, vor der BreslauerStrafkammer. Diesmal fühlte sich der Polizeipräsident vonBreslau beleidigt. In einem Bericht über eine Versammlung derDemokratischen Vereinigung, in der ein Vortrag über die preußisch«Reaktion gehalten wurde, war gesagt worden, daß die Polizei ineinseitiger Weise namentlich hei Sixaßendemonstrationey, Streiks«AuZsperrMssen öfK.<z?«n die Arbeiter vorgehe und ätortf' ihr Entschreiten den Verkehr hindere. Ganz allgemein war dabei auf dieVorgänge in Breslau, Berlin-Moabit und andere Städte hin»gewiesen und die Ausführungen des Redners waren als„treffende"bezeichnet worden. Der Hinweis des Genoffen Wolfs, daß lediglichvon der Institution der Polizei im allgemeinen in dem inkrimi-nierten Artikel die Rede sei und die durch Zeugen bewiesene Tat»fache, daß die Polizei bei Straßendemonstrationen wiederholt inüberflüssiger Weise den Verkehr gestört habe, genügte dem Staats-anivalt nickt. Selbstverständlich hat nach Ansicht des Vertretersder öffentlichen Anklage die Polizei immer ihre volle Pflicht getan.Mit 100 M. Geldstrafe wollte er das schwere Verbrechen gebüßtwissen. Das Gericht stellte sich auf den gleichen Standpunkt. Essei aus dem Artikel zu schließen, daß auf die Breslauer Polizeiexemplifiziert werde und diese habe immer ihre„volle Pflicht" ge»tan. Der Artikel sei in der„bewußten" Absicht geschrieben, diePolizei zu beleidigen. Das Urteil lautete jedoch auf 60 MarkGeldstrafe.Das Strafmaß weicht auch diesmal von den in Breslau bisherüblichen vorteilhaft ab. Immerhin steht Strafe und Strafmaß mitder angeblichen„Straftat" in gar keinem Verhältnis. In jedemanderen Orte würde wegen einer solchen Lappalie überhaupt nichterst Anklage erhoben werden.Hus Industrie und DandeLAnarchie im Handel.Während in der Warenproduktion die Tendenz borherrscht, durchBitriebskonzentration und technische Verbesserungen usw. eine Er»Mäßigung der Prodliktionskosten zu erzielen, hat der Kleinhandelteilweise eine Entwickelung genommen, die entgegengesetzt wirkt.Trotz der Warenhäuser und trotz der zunehmenden Wohndichtigkeit,die eine Konzentration im Handel möglich macht, ist in der Zeit von1895 bis 1907 die Zahl der Selbständigen im Handel und die derdarin beschäftigten Personen stärker gestiegen als die Zahl derBerufstätigen überhaupt. Ein paar Zahlen mögen da» veran«schaulichen. Es betrug die Zunahme resp. Abnahme:in Prozentbei den Berufstätigen überhaupt.......+31,94bei den Bcrufszugehörigen überhaupt......+ 19,22bei den in Handels« u. Verkehrsbetrieben Berufstätigen+ 18,71bei den Zugehörigen der im Handel und Verkehr Be«rufsrätigcn..............+ 38,74bei den Selbständigen in der Landwirtschaft...— 2,04bei den Selbständigen in Industrie und Gewerbe. 4.11bei den Selbständigen in Handel und Verkehr...+ 19,99ES findet demnach im Vergleich mit früher jetzt ein Verhältnis-mäßig viel größerer Kreis von Berufstätigen und BerufSziigehörigenin den Betrieben deS Handels und Verkehrs seine Existenz. DaS istnur möglich, indem sich gleichzeitig die Spannung zwischen Ein-kaufs- und Verkaufspreisen erweitert hat. Die übermäßige AuS-breitung der kleinen und kleinsten Laden und Lädchen hat aber auchnoch eine andere unangenehme Wirkung. Sie treibt die Mietpreisefür Geschäftsräume und schließlich auch für Privatwohnungen in dieHöhe. Leider steht uns keine ausreichende Preisstatistik zur Ver-fügung, um die Veränderung des Aufschlages im Handelziffernniäßig feststellen zu können. Die OualitätSunter-schiede, wie auch die großen Preisdifferenzen innerhalbkleinerer Territorien lassen sehr schwer einen einloand-freien Vergleichsmaßstab finden. DaS ist aus allgemein sozialenGründen und speziell auch vom gewerkschaftlichen Standpunkt auszu bedauern. Die Kenntnis des Verhältnisses zwischen Lohn undWarenpreise ist nämlich für die Gewerkschaften bei der Ausstellungund Verteidigung von Forderungen ein sehr wichtiger Faktor. DenInteressenten nach dieser Richtung wenigstens einen Wegweiser auf-zurichten, versucht R. Calwer durch die Ermittelung von Index-Ziffern nach gleichen Grundsätzen für eine Reihe von Städten. Erbenutzt dazu vorwiegend amtliche Angaben: die Detailpreise aus98 Orten, wie sie von statistischen Aemtern oder von Polizeibehördenbekanntgegeben werden, die vom Preußischen Statistischen Landes»amt aus 50 Orten ermittelten Preise, Marklhallenpreise aus3 Orten, aus 3 Orten sonstige amtlich ermittelte Preise, aus 7 OrtenPreisangaben von Konsumvereinen und aus 6 Orten Preise auSder Verbindung verschiedener Quellen. Die so für 160 Orte fest»gestellten Preise dienen zur Ermittelung des RahrungSaufwandeSfür eine Familie aus Mann, Frau und zwei Kindern. Eine solcheFamilie wird als drei Vollpersonen berechnet und für jede Personeine Ration, wie sie für Marinesoldaicn vorgeschrieben ist, ein-gestellt. Die dabei erstmalig gefundenen Indexziffern ver-anschaulichen eine ganz bedeutende Differenz in den HauShaltungS»kosten in den verschiedenen Orten. Der Auswand einer Familie proWoche stellt sich nämlich nach dem Durchschnitt aller Orte auf 23,49 M.xweit darüber steht Krefeld mit 27,12 M. und ttef darunter Jnster»bürg mit 19,02 M. Bielleicht stören noch einige Fehlerquellen dieBergleichbarkeit, von geringer Bedeutung dürften die Transport-kosten und die Qualitätsunterschiede sein. AuS dem gewonnenenResultat kann somit, wenn auch mit einigem Vorbehalt, auf einestarke, sachlich nicht begründete Preisdifferenz geschlossen werden.Di« Gewerkschaften haben natürlich mit den tatsächlichen Verhält-nissen zu rechnen, dem Volkswirt und Politiker geben die ErgebnisseAnlaß, sich mit dem Problem einer besseren Verteilung der Güterzu beschästigen. Den Konsumenten wird eS nicht schwer fallen, zuerkennen, daß sie durch Anschluß an einm Konsumverein am bestenihre Interessen wahren!_DlSkontermäßlgung der Lank von England. Am Donnerstaghat die Bank von England seit Ende Januar d. I. den Diskontzum dritten Male um je'/a Proz. ermäßigt und ihn damit auf3 Proz. gebracht.Agrarisch ist Trumpf. DaS bayerische Ministerium hat h e u t e,wie die„Deutsche Fleischer-Zeiwng" meldet, die Einfuhr von fron-zösischem Vieh nach Bayern vom 12. März an wieder verboten. Ei»neuer Sieg der Agrarier.Die Eiseniiidustricllen auf lnteniationalcn Spuren. In derVerwaltungsratssitzung der Prager Eisenindustric-Gesellschast gabGenera idirektor Kestranek bekannt, daß in den ersten Jnlitagen inBrüssel eine Konferenz von Eisenindustriellen jener Länder, die amEisenexport interessiert sind, stattfinden soll. Die Besprechungensollen der Herstellung einer Verständigung hinsichtlich des Eilen«exportgeschästs. der Schaffung einer enteuts oordüds auf dem internationalen Effcnmarkte gelten.— De» Konsumenten wird daS wohlein teurer Spaß werdet,.Rar ein halber Retter. Das königl. Eisenbahn-Zenttalamt sendetUNS folgende Berichtigung:„In Nr. 50 Ihres Blattes vom SS. 2. d. I. findet sich in demArtikel„Die Sisenbahnverwaltnng als Retter der Preistreiber" dieBemerkung, daß das königliche Eisenbahn-Zentralamt seine letztenAchseuöllieferungen an das Eisenbahnachsenolkartell vergeben habe.Dies ist nicht zutreffend. Die Schsenöllieferungen sind vielmehr nurzur Hälfte an oaS Kartell, zur anderen Hälfte dagegen an außerhalbdes Kartells stehende Firmen vergeben worden. Die BeteiligungdeS Kartells ist erfolgt, weil von ihm Rohöle deutscher Herkunftverarbeitet werden, mid die Staatseisenbahnverwaltung ein Interessedaran hat, die deutsche Oelindustrie lebensfähig zu erhalten.Unter Bezugnahme auf§ 11 des Preßgesetzes ersuchen wir. dievorstehend« Berichtigung in der nächsten Nummer Ihre» Blattes zuheröffentlichen.1