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6cwerhrcbaftUcbc� LcbrUngs s Vcmif scrhlänrajj. Me Verrusserklärung, Aechtung und AushungerullgM- Kokmäßiger" Arbeiter sehen die Scharsmacherorganisationen, die nicht genug über den Terrorismus, der in den Arbeiter- organisationen praktiziert werden soll, schreien können, als vtwas ganz Selbstverständliches an. Man kann auch nicht gerade sagen, daß die Staatsanwaltschaft bemüht wäre, die Scharsmacher auf den rechten Weg zu führen, wenn- sie der- dächtig mit dem Z 153 der Gewerbeordnung in Berührung kommen. Der Arbeitgeberverband für Kiel geht folgerichtig den betretenen Weg weiter und beschränkt sich nicht mehr dar- auf, ihm unliebsame Arbeiter in Verruf zu erklären, er er- weitert diese seine Tätigkeit auch schon auf die Lehrlinge. In derSchleswig-Holsteinischen Arbeitgeberzeitung" vom 25. Februar d. I. erschien folgendes Inserat: Bekanntmachung. Unsere Mitglieder setzen wir hierdurch davon in Kenntnis, daß der Maurerlehrling........ welcher bei unserem Mit- gliede Herrn Maurermeister Forchert(Ernst Fvahm Nachf.) als Lehrling in Arbeit stand, die Lehre böswillig verlassen hat. Unter Hinweis auf§ 12S der Reichs-Gewerbeordnung warnen wir unsere Mitglieder den Lehrling....... in Arbeit zu nehmen und ersuchen, wo dieses bereits geschehen sein sollte, ihn sofort wieder zu entlassen. ' Arbeitgeberverband für das Baugewerbe SchleSwig-HolfleinS, Ortsgruppe Kiel . Köstlich ist die Gesetzesunkenntnis des Kieler Arbeitgeber- Verbandes. Der§ 125 der Gewerbeordnung macht Arbeit- geber schadenersatzpflichtig, wenn sie Gesellen oder Gehilfen wissenlich in Arbeit nehmen, die einem anderen Arbeitgeber noch zur Arbeit verpflichtet sind. Von Lehrlingen ist in diesem Paragraphen überhaupt nicht die Rede. Die Regelung der Lehrlingsverhältnisse geschieht in einem ganz anderen Ab- schnitt der Gewerbeordnung. Aber was scheren sich die Scharf- macher um gesetzliche Bestimmungen, wenn sie ihren Scharf- macherallüren freien Lauf lassen. Berlin und Nmzegena. Streik der Berliner Tapezierer. Die Magazinpol st erer haben beschlossen, heute. Sonn abendmorgen, in allen Werkstätten ihre Forderungen vorzulegen und überall, wo die Forderungen nicht bewilligt werden, am Abend gemeinsam die Arbeit niederzulegen. Im Laufe der Woche haben bereits Arbeitseinstellungen stattgefunden, und nicht allein in MagaziMverkstätten, sondern auch in Werkstätten anderer Branchen; 170 Arbeiter streiken bereits. In einer Branchen Versammlung der Magazinpolsterer,'die gestern. Freitagabend, in denSophiensälen" stattfand, fand die Aufforderung des Vor- sitzenden Zitzewitz, jetzt energisch und geschlossen vorzugehen und zur Arbeitsniederlegung zu schreiten, wenn die Forderungen abgelehnt werden, begeisterte Zustimmung. In der Streikbewegung der Schildcranmacher und Helfer ist mit dem gestrigen Tage insofern eine Aenderung eingetreten, als nun auch die Polizei, die allerwärtS dabei sein mutz, sich bemüht, in diesen rein wirtschaftlichen Kampf einzugreifen, und zwar natür- lich zugunsten der Unternehmer. Von einigen Schutzleuten wird erklärt, daß sie von ihren Vorgesetzten Anweisung erhalten haben, gegen Streikposten sowie Streikende mit aller Schärfe vorzugehen. Ja, in einigen Fällen sind sogar unbeteiligte Personen, von denen der Schutzmann annahm, daß sie zu den Streikenden gehörten, an- gehalten und belästigt worden. Eine besondere Schneidigkeit wird von einigen jungen Schutzleuten an den Tag gelegt. Die Streiken- den sind sich ihrer Sache gewiß und werden es auch unter der ver- änderten schwierigen Situation verstehen, ihren Kampf zum end- gültigen Siege zu führen. Bei der Firma Polenz, Schönhauser Allee 34, sind von feiten des Transportarbeiterverbandes Verhandlungen nachgesucht, die aber abgelehnt wurden. Die Firma Polenz fertigt vornehmlich Schilder für die Schultheitz-Brauerei an, die diese dann von der Firma bei den Schankwirten anbringen läßt. Durch das Gebaren der Firma Polenz können auch für die Schultheitz-Brauerei sehr leicht Nachteile entstehen. Dasselbe ließe sich auch für die Firma Borstendorf . Schöneberg . Hauptstraße S, anführen, die die Schilderarbeiten für die Brauerei Schöneberg und Schultheiß- Brauerei auszuführen hat. Der Restaurateur Ziesemann, Treptow , Elsenstratze 41, Ecke Heidelberger Straße, ließ seine Schil- der unter polizeilicher Bedeckung anbringen. Die Streikenden, die die Arbeitswilligen aufklären wollten, hatten hier einen schweren Stand, da auch der Inhaber des Lokals Vernunftgründen nicht zu gänglich war. Da in letzter Zeit erneut und wiederholt Anfragen an die Streikleitung gelangen nach denjenigen Firmen, die noch nicht unter- schrieben haben, so kommt die Leitung diesen Ersuchen nach und gibt heute abermals die Firmen bekannt, die die Forderungen bisher noch nicht unterschrieben haben. Es sind: Otto Grund u. Co., Wassergasse 3; Wilhelm B a r t e l, Molkenmarkt 1; Koch u. Bein, Ritterstratze 4S; P. E p l i n i u s u. Co., Schönhauser Straße 12; P. Sonntag u. C o., Boyenstratze 11; Brillant, Neue Pro- menade 4; Max Hoffmann, Kommandantenstr. 61; Schmidt, Rixdorf, Zietenstratze 78; Schmiedel, Linkstratze 42; B o r st e n- dorf, Schöneberg , Hauptstraße 9; R. Pötsch, Alte Jakobstratze Nr. 72; Rogosch, in Firma Teichert u. Planer, Schickler- stratze 6; Paul Voigt, Neue Königstratze 42; Wilh. Rumpf, Linienstratze 154s. Vorgenannte Firmen gelten bis auf weiteres als gesperrt und sind von Arbeitsuchenden aufs strengste zu meiden. Diejenigen Anmacher und Helfer, die zum Anmachen von Firmen- schildern berechtigt sind, befinden sich im Besitze von Arbeiterberech- tigungskarten, die auf Wunsch vorzuzeigen sind. Wer eine solche nicht vorzeigen kann, gilt als Arbeitswilliger. Die Tarifkündigung der Privatbadeanstaltsangestellten wurde dieser Täge vor dem EinigungSamt des Berliner Gewerbe« gerichts verhandelt. Unter Vorsitz des Mpgistratsassessors Liebrecht fanden Sonnabend, 4. März, vormittags 11 Uhr, die Verhandlun- gen vor dem Einigungsamt statt. Die Arbeitnehmer waren durch Mitglieder des Gemeindeardeiterverbandes, die Arbeitgeber durch solche des Vereins der Badeanstaltsbesitzer, der Freien Vereinigung und einem Direktor des Admiralsgartenbad vertreten. Die Unter- nehmer unterbreiteten folgende Frage: Die drei Kontrahenten auf feiten der Arbeitgeber erbitten auf Grund der dem Einigungsamt in der heutigen Verhandlung bekannt gewordenen Sachlage einen Spruch des Einigungsamtes darüber: Hält eS das EinigungSamt für erwünscht, daß der für das Badegewerbe geltende Tarifvertrag bis zum 7. April 1912 in Kraft bleibt?" Wie nicht anders möglich, lehnte das EinigungSamt die Ve- antwortung ab; es erklärte, nicht darüber entscheiden zu können, waserwünscht" ist oder nicht. Nach längeren Verhandlungen kam schließlich ein vom Einigungsamt dringend empfohlener Vergleich zustande, welcher bestimmt, daß der geltende Tarif bis zum 30. Sep- tcmber dieses Jahres in Kraft bleibt, mit diesem Tage aber ohne weitere Kündigung abläuft; die Beratungen eines neuen Tarifs sind schleunigst in die Wege zu leiten. Wenn die Arbeitervertreter trotz ihrer günstigen rechtlichen Position dem zustimmten, so nur deshalb, weil der 30. September für künstige Tarifabschlüsse zweifellos an sich günstiger ist und weil der neue, wichtige Aende- rungen enthaltende Tarisentwurf eingehende Beratung erfahren kann; denn bis zum Ablaufstermin, dem 7. April, hätte er kaum llnkn Dach und Fach gebracht werden können. Heftige Kämpfe wird trotz ihrer unbedingten Berechtigung die Forderung der Ange- stellten auf Beseitigung des Bedienungs- und Trinkgeldunwesens und Zahlung bestimmter Lohnsätze hervorrufen. Es ist deshalb Pflicht der Badeanstaltsangestellten, fest zu ihrer Organisation zu stehen. Die Ortsverwaltung des Verbandes hat, um den Ar- beitern und Arbeiterinnen, wenn sie eine Badeanstalt besuchen, eine Kontrolle zu ermöglichen, ihren Mitgliedern eine L e g i t i- mations karte ausgehändigt, welche auf Verlangen der Bade- gaste vorzuzeigen ist. Je allgemeiner letzteres verlangt wird, um so eher werden die geradezu gegen die guten Sitten verstoßenden Lohnverhältnisse in den Berliner Badeanstalten verschwinden, die zum grötzten Teil auf die Arbeiter als Krankenkassenmitglieder angewiesen sind. Aufgehobene Sperre. Bei der Firma Hentschel u. Co., Neuen. burgerstratze 30, ist der Streik beendet. Die Sperre ist damit auf- gehoben. Deutscher Metallarbeiterverband, Ortsverwaltung Berlin . Oeutfebes Reich. Lohnbewegungen in der Glasindustrie. In den Betrieben der Glashüttenwerke Stralau A.-G. in Stralau, Nauschau und R ä b n i tz haben die Ar- beiter Lohnforderungen gestellt. Die Firma hat nur ganz min,- male Zugeständnisse gemacht, die die Arbeiter nicht befriedigen. Es wird deshalb in allen drei Werken im Laufe dieser Woche von der Arbeiterschaft die Kündigung eingereicht werden, und, wenn die Firma nicht während der Dauer der Kündigung andere Zuge- ständnisse macht, wird in 14 Tagen in diesen Betrieben die Arbeit eingestellt werden. Es werden_ deshalb alle Flaschenarbeiter des In- und Aus- landes ersucht, jeden Zuzug nach diesen Orten zu unterlassen. In Rauschau haben die Glasarbeiter der Firmen Gebr. Hirsch und Rob. G r e i m e r den am 1. April ablaufenden Tarif- vertrag gekündigt. Die Firma Rob. Greimer hat den Arbeitern in- folgedessen gekündigt. Auch die Firma Gebr. Hirsch hat gedroht, wenn die Kündigung des Tarifes nicht zurückgenommen wird, ihre Oefen zu löschen. Die Arbeiter wollen mit der Kündigung des Tarifes lediglich eine Gleichstellung nnt den Löhnen erreichen, die bereits in anderen Betrieben am selben Orte gezahlt werden. Lohnbewegungen im Töpfergewerbe. Der am 1. Januar d. I. ausgebrochene Streik der Ofensetzer in Zittau ist endlich nach heftigem Kampfe mit Erfolg beendet. Es wurde ein neuer Lohntarif mit teilweise recht guten Aufbesse- rungen vereinbart. Für Wittenberg (Bez. Potsdam) und Umgegend wurde auf dem Verhandlungswege ein verbesserter Bezirkstarif abgeschlossen. Eine langwierige Lohnbewegung der Ofensetzer in Branden- bürg a. H. hat endlich einen günstigen Abschluß gefunden. Es kam ein neuer Akkordtarif mit guten Aufbesserungen zustande. Die Inhaber der Ofenfabrik in Steinau a. Oder, die Herren Bernau und Bindernagel, beabsichtigen die Aus- rottung der organisierten Arbeiter in ihrem Betriebe. Zunächst ging die Firma mit Maßregelungen vor; Einigungsversuche ver- liefen resultatlos. Die Arbeiter legten daraufhin einmütig die Arbeit nieder. Nach bekannten Vorbildern versucht es die Firma jetzt mit demAnlernen" unorganisierter Arbeiter. Diese Un- glücksmenschen müssen folgendes Schriftstück unterzeichnen: Unterzeichneter erklärt sich hiermit bereit, in hiesiger Ofen- fabrik das Kachel- und Eckenformen zu lernen und erhält für die Lehrzeit pro Tag 1,50 M. Die Dauer der Lehrzeit wird auf 4 8 Wchoen angenommen; sollte nach dieser Zeit die Fertig- keit des Lernenden noch nicht so weit sein, daß er in Akkord selb- ständig arbeitet, so ist es dem Fabrikvorstand überlassen, noch eine weitere vierwöchentliche Probezeit einzugehen, oder den Lernenden zu entlassen. Der Unterzeichnete erklärt ferner, sich, solange er bei der Ofenfabrik in Arbeit steht, der Organisation der Töpfer nicht anzuschließen. Sollte trotzdem ein Eintritt in die Organisation erfolgen, so ist Unterzeichneter mit sofortiger Entlassung aus dem Fabrikbetrieb einverstanden." Damit hat nun die Firma ihr wahres Gesicht enthüllt. Ihr Kampf gilt der Arbeiterorganisation. Der Töpferverband nimmt diesen Kainpf getrost auf. Zuzug von Ofenformern ist nach Steinau streng fernzuhalten! Die Ofensetzer aber mögen sich die nun jedenfalls bald auf dem Markt erscheinende Musterware dieser Firma beim Verarbeiten genau ansehen, denn die von den Vier- wochen-Lehrlingen hergestellte Ware wird auf alle Fälle von recht zweifelhafter Qualität sein._ Erfolgreiche Mälzereiarbeiterstreiks. Nach llwöchentlicher Dauer ist der Kampf mit den Malz- fabriken G. Schmit u. Sohn und Wolfgana Hagen in Nordhausen mit Erfolg für die Arbeiter und durch Tarifab- schlutz mit dem Verband der Brauerei- und Mühlenarbeiter be- endet. Die Organisation ist anerkannt, wogegen die Unternehmer sich so heftig wehrten. Erreicht wurden Lohnzulagen von wöchent- lich zirka 3 M., Bezahlung sämtlicher Sonntagsarbeit und der Ueberstunden, desgleichen der siebenten Schicht mit einem Tagelohn, Verkürzung der Arbeitszeit um eine Stunde täglich, Vergünstigun- gen auf Grund des§ 616 B. G. B. Auch die Einstellung bei Be- ginn einer neuen Malzkampagne wurde geregelt und werden die- jenigen zuerst berücksichtigt, die die frühere Kampagne durchge- arbeitet haben. Auch die Arbeiter der Malzfabrik Heinrich in Nord- l i n g e n haben nach mehrtägigem Kampf den Abschluß eines Tarifs erreicht, der ihnen verschiedene ansehnliche Verbesserungen bringt. Der Streik der Former und Gießerriarbeiter im Chemnitzer Bezirk ist nun auf der ganzen Linie ausgebrochen. Bis auf einen Betrieb, in dem 14tägige Kündigung besteht, ruht in allen Gießereien die Arbeft mit Ausnahme zweier, deren Inhaber die Forderungen schriftlich anerkannt haben. Die Forderungen find auch ohne weiteres bescheiden zu nennen, besonders, wenn man bedenkt, das Chemnitz bezüglich der Lebenshaltung mit zu den teuersten Städten Deutschlands gehört. Für Former wird ein Mindestlohn von 50 Pf.. nach dem 20. Lebensjahre von 60 Pf., für Zimmerer und Schloffer 40 bezw. 50 Pf., für Masckinenformer, Kernmacher, Putzer, Kran- führer und Ofcnarbeiter 35 bezw. 45 Pf. die Stunde verlangt. Ueberstunden sollen mit 25, Sonntagsarbeit mit 50 Prozent Zu- schlag bezahlt werden, die tägliche Arbeitszeit soll Stunden betragen. Das sind, neben dem selbstverständlichen Verlangen nach Verbesserung der Betriebssicherheit und den hygienischen G'"' richtungen in den Betrieben zum Schutze von Gesundheit und Leben der Arbeiter, die Hauptforderungen. Wie zu erwarten war, nahmen die Unternehmer denHerr- im-Hause"-Standpunkt ein und wollen nur mitihren" Arbeitern verhandeln. Das sagen sie jetzt. Als aber nach Zustellung des Tarifentwurfs die Kommissionen ihrer Arbeiter bei ihnen vorstellig wu rden, da hatten sie auf den Verband der Chemnitzer Metall in­dustriellen verwiesen. Warum? Weil sieHerr im Haus«" sein wollten!? Mit Hilfe der bürgerlichen Presse wollen die Unternehmer jetzt der öffentlichen Meinung Sand in die Augen streuen. Da reden sie von einem Streik der Arbeiter wider Willen, behaupten, daß der Metallarbeiterverband den Streik nur inszeniert habe, um neue Beitragszahler zu gewinnen, und bezeichnen die Bewegung als einen frivolen Eingriff des Metallarbeiterverbandes in die Fabrikverhalt- nisse der Unternehmer. Dabei verrennen sie sich mit der Be- hauptung, daß die Former und Gießereiarbciter schon jetzt mehr verdienen, als in dem Vertragsentwurf verlangt wird. Was hindert sie nun. den Tarif anzuerkennen? Sie wollen keine Einheit in den Betrieben in bezug auf Lohn und Arbeitszeit, wollen, wie bisher. die Arbeiter gegeneinander ausspielen, weil sie dabei ihr Geschäft machen! Schließlich glauben sie. daß die Arbeiter nicht standhalten und bald wieder in das alte Joch kriechen. Sie werden sich aber diesmal täuschen; auch wenn sie mit der Aussperrung kommen. Die Arbeiterschaft ist gerüstet. Zur Lohnbewegung der RohglaSschleifee in der Oberpfalz . Me Vermittelungsbersuche der Regierung sind' nicht ohne Gr» folg geblieben. Die Unternehmer haben der Arbeiterschaft weitere Zugeständnisse gemacht, die zum Teil sofort, zum anderen Teil erst am 1. April 1912 durchgeführt werden. Die Arbeiter dürften sich aller Voraussicht nach mit diesen Zugeständnissen zufrieden geben, und da auch die Leiter des Zentralverbandes der Glasarbeiter der Meinung sind, daß durch einen Streik weitere Zugeständnisse nicht zu erreichen sind, werden sie den Arbeitern die neuen Zugeständnisse zur Annahme empfehlen. Am Sonntag, den 12. März, wird in Weiden eine Konferenz der Rohglasarbeiter über die Annahme des Tarifabschlusses endgültig entscheiden. Husksnd. Der vierte Kongreß der italienischen Landarbeiter. Rom , den 7. März.(Eig. Ber.) Der Landesverband der italienischen Landarbeiter hat vom 2. bis 6. März in Bologna seinen vierten Kongreß abgehalten, auf dem 405 Gewerkschaften vertreten waren, die 93 924 organisierte Arbeiter repräsentieren. Dem Zentralverbande gehören heute 1517 Ge« werkschaften mit 157 099 Mitgliedern an. Von den vielen wichtigen Beschlüssen des Kongresses sei der der Gründung einer Zentralkasie für Streikunterstützung erwähnt. Der Agrarkonflikt in der Romagna kam natürlich auch zur Sprache und veranlasste die republikaniichenDelegierten, ostentativ den Saal zu verlassen. Genau vor zehn Jahren verließen in Bologna ebenfalls die Republikaner den ersten italienischen Land- arbeiterkongreß, weil eine Tagesordnung F e r r i zur Annahme ge» langt war, die den Kollektivbcsitz von Grund und Boden als Ziel der Landarbeiterbewegung bezeichnete. Diesmal verließen fie ihn, weil sie sich gegen den Vorwurf. Streikbrecherorgamsationen ge- schaffen zu haben, nicht verteidigen konnten. Von den Kongreßarbeiten verdient weiter erwähnt zu werden, daß die Frage des Kleingrundbesitzes auf völlige Teilnahmslosig- keit traf und daß der piemontesische Genosse, der das Lob des eigenen Fleckchens Erde sang, von den Toglöhnern der Provinzen mit Großgrundbesitz, die das Gros der LanSarbeiterorganisationen bilden, sehr kühl aufgenommen wurde. Bescblossen wurde ferner, auf Antrag der Mantovaner Delegierten selbst, eine Kommission zur Untersuckiung der Organisationsverhältnisie dieser Provinz zu ernennen. Mit großer Sachlichkeit hat der Kongreß die Frage der Pachtverträge der Halb- und Drittelpartner, die des ländlichen Arbeiterschutzes, des Genossenschaftswesens und andere mehr be« handelt. Es wurde beschlossen, der Konföderation der Arbeit bei- zutreten, der bisher nur das industrielle Proletariat und ver« einzelte Landarbeitergewerkschaften, nicht aber der Zentralverband, angehörten._ Der Lohnkampf der Buchdrucker und Buchbinder Finnlands dauert unverändert fort. Die Verhandlungen zur Beilegung des Streiks der Buchdrucker sind gescheitert, und die Buchbindereibesitzer halten ihre Aussperrung ebenfalls aufrecht und haben sich überhaupt noch nicht bereit gezeigt, zu verhandeln. Huf dem vormarlche! Gießen , 10. März.(Privattelegramm de? Vorwärts".) Bei der heutigen Rcichstagsoach- Wahl im Wahlkreise Gießen-Nidda wurden für uuseren Kandidaten Genossen B e ck m a u a 7742 Stimmen abgegeben. Der Antisemit Doktor Werver erhielt 8184, der Freisinnige Pfarrer K o r e l l 5050 und der Nationalliberale Professor G i s c v i» S 2569 Stimmen. Wir ft e H e a in Stichwahl mit dem Antisemiten. Bei den Hottentottenwahlen im Jahre 1907 entfielen im ersten Wahlgange auf unseren Kandidaten, Genossen Krumm, 6396 Stimnien, der Antisemit Köhler erhielt 9017 und der Nationalliberale Heyligen st ädt 7484 Stimmen. In der Stichwahl wurde dann der Antisemit mit 11543 Stimmen gegen 10 575 Stimmen, die dev N a t i o n a l l i b e r a l e auf sich vereinigte, gewählt. Was nach dem Verlauf der bisherigen Nachwahlen zu er- warten war, ist auch bei dieser Wahl eingetroffen: ein starkes Zurückdrängen der reaktionären Parteien, Abfluten der Wähler ins oppositionelle Lager. Geradezu vernichtend ist die Niederlage der N a t i o- nalliberalen, deren Kandidat, Professor G i s e v i u s. die Stimmen der hessischen Bauern sich dadurch zu sichern glaubte, daß er die Forderungen des Bundes der Landwirte anerkannte. Aehnlich schlecht abgeschnitten hat der Kandidat der Antisemiten. Zu einem Teil kommt der Stimmenverlust freilich auf das Konto der P e r s o n des Kandidaten. Währen!» der verstorbene Antisemit Köhler sich durch gewisse demokra- tische Neigungen die Gunst seiner Wähler zu erhalten wußte. unterscheidet den jetzigen Kandidaten Dr. Werner nichts vom üblichen Radauantisemitismus. In der bei den Anti- semiten bekannten Art wurde daher auch von ihnen der Wahl- kämpf geführt. Mit einer Schlammflut von Wer- leumdungen wurden von den Antisemiten in Schrift und Wort die politischen Gegner überschüttet. Aber alle im- schönen Mätzchen konnten nicht verhindern, daß ein Teil der überwiegend ländlichen Wähler des Kreises die durch un- ausgesetzte Volksvsrrätereien besudelte Fahne des Antisemi- tismus verließ. Tie Linksliberalen, die seit der Nachwahl im Jahre 1896 auf die Aufstellung eines eigenen Kandidaten verzichtet hatten, stellten in ihrem Pfarrer K o r e l l eine der tüchtigsten Kräfte ihrer Partei. Seiner Person und dem reaktionären Verhalten des nationalliberalen Kandidaten verdanken die Liberalen eine erhebliche Stimmenzahl, die bei der Stichwahl ausschlaggebend sein dürfte. An den Liberalen liegt eS. zu beweisen, ob es ihnen wirklich ernst ist mit der Zertrümmerung des schwarzblauen Blockes. Gehen die Stimmen, die bei der Hauptwahl auf Korell entfallen sind, in der Stichwahl auf unseren Genossen Beckmann über, so ist wieder eine Position der Reaktion erobert worden. Die anderen werden bei der kommen- den Hauptwahl, vor der dem philosophischen Reichskanzler offenbar so graut, daß er es nicht wagt, den Termin bekannt- zugeben, sicher folgen. Oetrte ffecbricbtoi. ES herrscht Rnhe l Brüssel , 10. März.(W. T. B.) Nach der.Jndependance bekge' wurde in B o m a ein Komplott der Eingeborenen gegen hohe Beamte am Kongo entdeckt. Es handelt sich um den Mangeniastamm, dessen Sitz sich im U-llobezirk befindet. Die Behörde beschlagnahmte Waffen und Munition und nahm viele Bcrhafttmgcn vor. Infolge- dessen herrscht dort wieder allgemeine Ruhe. Der Belagerungszustand. BucnoS Aires, 10. März. Aus Assumption kommt die Meldung, daß die Regierung von Paraguay beschlossen Hab«, dort für sechs Monate den Belagerungszustand zu verhängen. «Nil » 4,�44» vw pu*" w__ gKonoic uc» zu veryangen.__ Verantw. Redakteur: Hau» Weber, Berlin . Inseratenteil verantv.; Th. Glocke, Berlin . Drucku.Berlag:VorwärtsBuchdr.u.VerIagSanstalt Paul Singer 4 Co., Berlin L�V. Hierzu 4 Beilage? u. vutlrhaltungtdl.