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gewesen, kaß über bis Verhältnisse aufBlücher " schmt früher ungünstig berichtet wurde, das Schiff sei verschiedentlich in Marine- kreisen sogar alsVerbrecherschiff" undPiratenschiff" bezeichnet worden. Tie Beweiserhebung verlief zu Ungunsten des Angeklagten. Die Belastungszeugen erklärten, daß alles, was in dein Artikel ge- sagt ist, unwahr sei. Die Entlastungszeugen konnten sich nur auf Gerüchte berufen. Immerhin ist doch einiges aus den Zeugen- aussagen der hohen Offiziere bemerkenswert, danach ist im ersten halben Jahre nach der Indienststellung desMucher" die V e r- pflegung nicht so gewesen, wie es wünschenswert gewesen sei. Das habe aber daran gelegen, das} in dieser Zeit außer der Mannschaft noch LM bis 300 von der Werft ausBlücher " kom- mandierte Arbeiter mit verpflegt werden mutzten. Auch die Zahl derDisziplinar st rafenseianfangshö hergewesen als auf anderen Schiffen, im Mai habe s i e sogar 8 Proz. der Besatzung betragen. Tatz sei aber darauf zurückzuführen, datzBlücher " bei seiner Indienststellung recht viele schlechte Elemente von anderen Schiffen überwiesen erhalten habe. Tas Urteil lautete in Uebercinstimmung mit dein Antrage des Staatsanwalts auf K Monate Gefängnis. Die hohe Strafe wurde damit begründet, datz der Inhalt des Artikels geeignet sei, das Ansehen der Marine im Jnlande und Auslande schwer zu schädigen. Die famose staatsanwaltschaftliche Theorie, datz dem Angeklagten die. Strafen seiner Vorgänger angerechnet, datz die Strafen des Blattes ihm als seine Vorstrafen anzurechnen seien, wurde diesmal nicht wieder vorgetragen. Der Staatsanwalt hatte wohl aus dem Ergebnis des ersten Prozesses ersehen, datz das Gericht in dieser Hinsicht mit ihm einig sei. Das ungeheuerliche Urteil zeigt jeden- falls, datz seine Anschauung beim Gericht Anklang gefunden hat. Im ersten Prozeß handelte es sich um die Frage, ob es eine Klassenjustiz gibt. Durch ihre beiden Urteile haben die Kieler Richter dafür gesorgt, datz neue Scharen deutscher Bürger die richtige Antwort auf diese Frage beifällt l Sie KonfeniottaDiierimg der Hrmce. Die Armee ist auf dem allerbesten Wege, in konfessionelle Lager getrennt zu werden. DaS Zentrum hat dazu seinen Teil sogar in einer eigenen Schrift festgelegt, die vor einiger Zeit im Volksvereinsverlag München-Gladbach zum Preise von 1 M. er- schienen ist.") Man kann nicht behaupten, datz die Sache dumm angefangen ist. Im Gegenteil: ans jeder Zeile der Broschüre guckt der ge- wandte Organisator hervor. Um so mehr ist es nötig, datz man der Angelegenheit volle Aufmerksamkeit zuwendet. Selbstverständlich fällt es dem Zentrum nicht ein, Politik in die Kaserne zu trogen. Nein; es trägt nur Frömmigkeit oder besser gesagt Orthodoxie hinein und denkt sich dabei:Duckt er da, folgt anderswo er UNS auch." Dabei baut eS ganz langsam und geduldig auf. Nach der Entlassung aus der Schule werden die jungen Leute für den katho- tischen Jugendverein durch Betschwestern, Pfarrer und Kooperator gekapert. In den Jngendvereinen geht eS ganz lustig zu; da werden Ausflüge, Spiele veranstaltet, und das Geld dafür wirdnn allen möglichen Seiten zusammengebettelt. Auf dem Lande schickt man den Beamten, sonstigen Honorationen, Geschäfts- leuten usw. Bettelbogen inS Haus. Da zahlt dann aus Ge­schäftsrücksichten und sonstigen Gründen auch gar mancher Libe« r a l e unter der Etikette Jugendfürsorge grimmigen Angesichts für die Zentrumssache. Es gibt freilich auch Liberale, die so duinm sind, datz sie den Braten nicht riechen. Raht für einen Teil der katholischen Jugendvereinler die Zeit zum Eintritt in die Armee, so werden die betreffenden militärisch unterrichtet. Man könnte geradezu meinen, Christus sei ein bc- gcisterter Verehrer des Krieges gewesen und habe niemals das Wort gesprochen, datz der Fromme, der auf die linke Wange geschlagen wird, auch noch die rechte bieten soll. Die Broschüre gibt für die militärische Vorbereitung sogar Aus- züge aus den militärischen Vorschriften, zum Beispiel aus der Schietzvorschrift. ES werden also den frommen Jünglingen allerlei unfromme Dinge beigebracht, z. V. Zielen, Schieben, Distanz­schätzen. Märsche werden unternommen; es wird geturnt, selbst das Nähen geübt. Unmittelbar vor dem Eintritt in die Kaserne taucht die Frömmigkeit nochmals mit Vehemenz auf. Es sollen die Rekruten zu Exerzitien veranlaßt werden. Darunter versteht man drei- tägige AudachtS-und Butzübungen. die in eigenen Häusern und in vollkommener Abgeschlossenheit von der Außenwelt zur Durchführung gelangen. Danach aber kommt der gefürchtete Moment, wo der junge Mann in die Kaserne tritt und also die Gefahr besteht, datz er dem Zentrum entlvischt. Aber die ZentrumSmänner sind gewiegte Organisatoren und daher wissen sie sich auch hier zu helfen. Das Werkzeug ist natürlich auch da der Herr Pfarrer, der Herr Kaplan oder der HcrrKooperator. Die Broschüre gibt hier folgende Anleitung: Den jungen Leuten wird bei ihrem Abschied aus der Heimat beziehungsweise aus dem Ezerzitienhaus eine bereits adressierte und frankierte Postkarte mitgegeben. Inden ersten Tage» nach der Ankunft wird in der Garnisonstadt die Karte an den Vereins Präsides beziehungsweise an daS Exerzitien hauS zurückgeschickt des Inhalts: Meine jetzige Sdresse ist: N. N. in Metz . Truppengattung(soll wohl heißen Truppenteil. D. R. ), Bataillon, Kompagnie. So kommt man am schnellsten und sichersten zu den Adressen; etwaige Säumige mahnt man selbst oder noch besser durch die Eltern. Sind alle Namen aus den verschiedenen Garnisonen eingelaufen, so werden dieselben in einzelnen Liften nach Garnisonen geordnet und zusammengestellt. Je eine gedruckte Liste mit den Namen sämtlicher Vereinsmitglieder bezw. Exerzitanten einer Garnison schickt man den einzelnen Soldaten der betreffenden Garnison zu. Auch ist ein kurzes Begleitschreiben vorgedruckt, daß diese Liste dazu dienen soll, s i ch einander leichter kenne» zu lernen, um sich dann öfter zutreffen undtreuzusammenzuhalten. Am besten wird da» Vereinslokal des katholischen Gesellen- Vereins den Ort der Zusammenkunft bilden. ES sei darum auch in dem Begleitschreiben Straße und Nummer des VereinShauseS bei­gefügt. Alle katholischen Soldaten, auch NichtMitglieder, sind im Gesellenvereiu stets willkommen." So wird möglichst dafür gesorgt, datz die uniformierten Zentrums- fchäflein an den dienstfreien Tagen nur wieder mit Zentrumsfchäflein verkehren. Auch entsprechende Lektüre ist vorgesehen, denn allen ehe« maligen katholischen Jugendvereinler» wird im Monat zweimal ein frommes Blatt zugeschickt. Und damit auch der Leib nicht zu ") Wie man einen NekrutenvorbildungSkursus einrichtet. Vorschläge und Erfahrungen nebst einem praktischen Lehrgange und Skizze» zu Vorträgen herausgegeben von W. G u r tz, iJugendvereiiiSpräseS und L e h r e r D e s a in a r i, Lizefeldwebel d. L. kurz kommt, erhalt jeder dieser ehemaligen Jugendvereinler nn Jahrs einmal ein Paket mit Würsten, Zigarren und Tabak. Dabei befindet sich auch ein Brief des Jugendverein-präseZ, also ein Brief deS Herrn Pfarrers oder KooperatorS. Auch Soldaten-Spar» und Soldaten- Unter- st ü tz u n g S k a f f e n hat das Zentrum gegründet. Dies sind die Mittel, mit denen das Zentrum seine Angehörigen auch während der aktive» Militärzeit zu fesseln sucht. Auch hier mutz, wie schon bemerkt, die Religion als Deckmantel dienen. Und nun zu einigen Details der Schrift. Sie fängt mit der Be- hauptung an, datz für die Soldaten in den letzten Jahrzehnten viel und vielerlei von verschiedenen Seiten geschehen sei. Diesever- schiedenen Seiten" sind in Wirklichkeit nur eine, die Sozial- demokratie heitzt. Sie ist allein gegen die Soldaten- schindereien energisch aufgetreten, sie hat allein dafür ge- sorgt, datz die Hände verschiedener Vorgesetzter nicht mehr so leicht beweglich sind. Das Zentrum hat hier gar kein oder nur wenig Verdienst. Und wer hat den Soldaten die Lebens- und Genuß mittel ver- teuert und dabei dennoch ihnen die lumpige Solderhöhung von 8 Pfennig pro Dekade abgeschlagen? Das war das Zentrum! Zun, Schlüsse wollen wir noch eine Stelle der Schrift wörtlich zitieren. Es heißt dort: Auch das wäre von guter Wirkung, wenn unsere Jünglings- bezw. Gesellenvereine de» Soldaten, einerlei ob Vereinsmitglieder oder nicht, bei derartigen Zusammenkünften ein b'ens tun würden, etwa daS Bier, Schnittchen usw. billiger verabreichten und der- gleichen mehr. In evangelischen Soldatenhäusern ge- schieht dies schon längst, ja es wird zuweilen ganz kostenlos Kaffee wie Abendessen jedem dort weilenden Soldaten gegeben." Die Geschichte steht also wie folgt: Die katholischen Soldaten sollen also am Sonntag in ihre konfessionellen Lokale gehen, und ebenso sollen nach dem Wunsche der Herren Pastoren die protestantischen Soldaten an Sonntagen nur protestantisch essen und trinken. DaS trägt natürlich sehr zur inneren Einheit der Armee bei. Wen» es dem Herrn KriegSminister recht ist, uns kann es auch recht sein. politiscde deberllckt. Berlin , den 13. März 1911. Die Sozialpolitik der Regierung. Aus dem Reichstag . 13. März. Der Staats- sekretär Delbrück ergriff im Laufe der heutigen Sitzung zwar das Wort, eine ausgiebige Darlegung des sozialpolitischen Programms der Regierung ist er indes schuldig geblieben. Er begnügte sich mit einer Erwiderung auf einige kritische Ausführungen der Diskussionsredner. Was die von ver- schiedenen Seiten verlangte gesetzgeberische Initiative zur Durchführung der gewerblichen Tarifgemein- s ch a f t e n anbetrifft, so hat Herr Delbrück grund- sätzlich nichts dagegen einzuwenden; tatsächlich aber will er nicht an diese Frage heran, weil seiner Ansicht nach eine Vorbedingung für gesetzliche Regelung der Tarif- gemeinschaften die Rechtsfähigkeit der Berufsvereine ist, da- mit die vertragschließende Organisation für finanzielle Schäden infolge der Nichtinnehaltung der Tarife haftbar gemacht werden könne. Mit anderen Worten: Es lvürde diese Regelung der Sache die Gewerkschaften den bedenklichsten finanziellen Schädi- gungungen aussetzen. Für solch eine Lösung der Frage werden die Arbeiterorganisationen sich aber schönstens be- danken. Gegen die Fischcrsche Kritik brachte Herr Delbrück nur vor, daß man doch unmöglich gegen die Regierung den Vor- wurf der Verkümmerung der Sozialreform erheben könne; habe sie doch so viele sozialpolitische Vorlagen dem Reichstag unterbreitet, daß sie sich kaum bewältigen ließen. Der gute Herr vergaß nur hinzuzufügen, daß gerade aus dem Inhalt dieser Vorlagen der Vorwurf der Verkümmerung der Sozial- reform sich ergebe. Sein Verhältnis zunr Zentralverband der Industriellen überging der Herr Minister mit zartfühlendem Schweigen. Sonst redeten noch der Nationalliberale Stresemann und der Antisemit R i e s e b e r g. Beide begegneten sich in dem Versuch, der SozialdemokratieTerrorismus" nachzusagen. Sonst machte Herr Rieseberg in Mittelstandsretterei, Herr Stresemann erörterte die Handelspolitik, wobei er gegen die Trusts, natürlich nur die amerikanischen, nicht die deutschen , zu Felde zog. Morgen geht die Debatte weiter. Schulreaktion und Gesetzwidrigkeiten in Preuften. Das preußische Abgeordnetenhaus hat am Montag neue Proben seiner reaktionären Gesinnung abgelegt. Die konservativ-llerikale Mehrheit hat zwei bemerkenswerte Resolutionen gefaßt, die so recht deutlich zeigen, datz der Geist des Muckertums und des Pfaffentums im Dreiklassenpartament umherspukt. Die eine Resolution ersucht die Regierung, dafür Sorge zu tragen, datz bei Einführung einer Vermehrung von Turnstunden in Volksschulen die idealen Fächer, insbesondere Religion und Deutsch ,»ich» gekürzt werden, und die andere Resolution fordert die Regierung zu Erwägungen darüber auf, wie auch bei vermehrter Einführung der Rektoren an Volks- sckmlen der Einfluß der Kirche auf die Schule sicher zu stellen ist. Besonders lebhast ging es bei Beratung der Frage der Schul- aufsicht zu. Zentrum und Konservative traten eifriger als je für die geistliche Schulaufsicht ein. wenn sie auch ihr letztes Ziel, die Klerikalisierung der Volksschule, ableugneten. Ebenso eiftig, freilich mit besseren Gründen, verlangte die Linke die weltliche Schuloufficht. Das grötzte Interesse aber beanspruchte die Rede unseres Genossen Liebknecht , der sich nicht begnügte, unsere prinzipielle Stellung zur Schulaufficht darzulegen, sondern an der Hand eines umfangreichen Materials den Mißbrauch schilderte, den die Regierung mit der Schulaufsicht zu politischen und religiösen Zwecken treibt. Den ungesetzlichen Kampf gegen die Arbeiterturn- vereine, die Bekämpfung der sozialdemokratischen Jugendvereine, die schikanösen Matzregeln gegen die Arbeiterbildungsbestrebungen, all das zog er in den Kreis seiner Erörterungen, um zum Schluß gestützt aus die Rechtsprechung des Reichsgerichts den Minister des Mitzbrauchs seiner Amtsgewalt und der Uebertretung des Gesetzes anzuklagen. Den Schluß seiner Rede bildete die Aufforderung an den Minister, der von Rechts wegen vor den Staatsanwalt gehöre, sich zu verteidigen. Der Kultusminister, der die ganze Zeit über mit verlegenem Lächeln dagesessen hatte, stammelte in der Tat einige Worte der Verteidigung. Materiell mutzte er zugeben, datz die ganze bis- herige VerwaltnngspraxiS eine ungesetzliche gewesen ist, datz diese Ungesetzlichkeit bis jetzt angehalten hat und datz er erst Jahre nach der ReichSgerichtsentscheidung die untergeordneten Organe durch einen Erlaß zur Befolgung einer anderen Praxis an- gerufen habe. Auf die einzelnen, von Liebknecht angeführten j Falls ging er überhaupt nicht ein, und doch hat unser Genosse durch seine Enthüllungen, namentlich aus Oberschleiien, einen Skandal an das Tageslicht gebracht, wie er selbst in Preutzen seines- gleichen suchen dürfte. Um ihn vor einen neuen-Niederlage zu be- wahren, schlössen seine Freunde alsbald die Debatte und machten es dadurch Liebknecht unmöglich, den Münster völlig auf den Sand zu setzen. Der Präsident v. Kröcher wollte wieder eine Abendsitzung ab-- halten, doch scheiterte sein Plan diesmal an dem Widerspruch der Linken. Zum Ersatz dafür beginnt die Dienstagssitzung schon um IV Uhr früh. Der Etat soll mit Gewalt durchgepeitscht werden. Die Nationalliberalen in der Gießener Wahl. Die nationalliberale Presse verzeichnet mit betrübter Miene den kläglichen Zusammenbruch ihrer Partei im Wahl­kreis Gießen -Nidda . 1903 konnte sie noch das Mandat in der Stichwahl erobern, jetzt ist sie zur schwächsten Partei des Kreises herabgesunken.' Diejenigen Blätter der National- liberalen, die es mit Bassermann halten, benutzen die Gc- legenheit zu einem Vorstoß gegen dieWormser Ecke", gegen die Richtung Hehl. Der Lederkönig von Worms ist bekanntlich trotz seines notgedrungenen Ausscheidens aus der national- liberalen Reichstagsfraktion noch immer Mitglied der national- liberalen Partei, übt auf sie in Hessen noch einen großen Einfluß aus und das krampfhafte Bestreben der Gießener Nattonallibe- ralen, mit dem Bund der Landwirte gut Freund zu bleiben, das von den Bündlern mit einem kräftigen Fußtritt gelohnt wurde, ist der Ausfluß der Taktik, die das Heßl-Organ, dieWormser Zeitung" empfiehlt. Der Fußtritt der Bündler hat aber die Gießener Nationalliberalen doch etwas geschmerzt. Ihr Wahlausschutz will den Agrariern jetzt zeigen, was eine Harke ist. Er hat einen männlichen Entschluß zur Stichwahl gefaßt, nämlich den keinen Entschluß zu fassen. Aus Gießen wird derFranks. Ztg." vom 13. März gemeldet: Der Wahlausschuß der nationalliberalen Partei hat mit 13 gegen 5 Stimmen für die Stichwahl zwischen dem Anti- semiten Werner und dem Sozialdemokraten Beckmann Stimmenfreigabe beschlossen. Wie verlautet, sollen die für die bisherige Politik dieser nationalliberalen Ver­einigung verantwortlichen Herren ihre Vorstandsämter nieder­gelegt haben. Es ist trotzdem wohl ziemlich sicher, daß der größere Teil der Wähler des Herrn Gisevius für den Antisemiten stimmen wird. Unsere Genossen werden ihre Sttchwahlarbeit mit Auf- gebot aller Kraft verrichten, zumal ja auch nicht feststeht, wieviel von den Wählern, die für den gemäßigten Schutz- zöllner Korell gestimmt haben, einer eventuellen Parole des Fortschritts: Für den Sozialdemokraten! folgen werden. Sozialdemokratischer Stimmenzuwachs. Die beiden letzten ReichStngSersatzwahlen haben der sozial- demokratischen Partei wieder einen beträchtlichen Stimmenzuwachs gebracht. Seit der Gründung deS schwarzblauen Blocks zeigen alle ReichstagSnachwahlen, insgesamt 19, ein beträchtliches Anschwellen der sozialdemokratischen Stimmenzahl, wie die nachstehende Auf- stellung beweist, in der wir dem Stimmengewinn die schätzungs- weise berechnete Gesamtzunahme der Wahlberechtigten hinzugefügt haben: Im Durchschnitt ergibt sich demnach eine Vermehrung unserer Stimmenzassl um 21 Proz., und zwar übersteigt in den meisten der 19 Wahlkreise die Zunahme der sozialdemokratischen Stimmen bei weitem die Zunahme der Wahlberechtigten: ein Beweis, datz die Sozialdemokratie nicht nur aus den Reihen der inzwischen wähl- berechtigt gewordenen neuen Wähler großen Zuzug erhalten hat, sondern auch auf bisherigem konservativen, klerikalen und liberalen Terrain neue Anhänger gewinnt. Aus dem Reiche Schtlda. Eine der lusttgsten Possen, die in den letzten Jahren auf der politischen Bühne aufgeführt worden sind, ist das mccklen- burgische Verfassungsreform- und Versteckspiel. Ohnehin wurde bisher im übrigen Teil des Deutschen Reiches über die Regiererei in Mecklenburg viel gelacht und gespöttelt, die hochkomische Rolle, die seit mehreren Jahren die mccklen- burgische Regierung in ihrem Verfassungsgeplänkel mit den Rittern" des Obotritenlandes spielt, hat aber Mecklenburg zum Gespött der ganzen zivilisierten Welt degradiert. Doch in kurioser Selbstüberschätzung hält das die Mecklenburg - schwerinsche Regierung nicht ab. nach dem bekannten Busch- schen Spruch zu verfahren: Dieses war der letzte Streich; Doch der nächste folgt sogleich. Ein Reskript folgt dem andern daS eine immer noch genialer als das andere. Jetzt ist wieder so ein Ding fertig. Die großherzogliche Regierung erläßt wieder mal an die Land- tagskommissare ein Reskript und dazu eine Anlage, welche die Grundzüge einer anderweitigen Zusammensetzung des Land­tages enthält. In der diesem Reskript angeschlossenen Anlage wird unter anderem über die Zusammensetzung deS Landtages ausgeführt: Der Landtag besteht für Mecklenburg-Schwerin aus 92 Ab- geordneten, nämlich aus 21 Abgeordneten der Nitterschast, aus 21 Abgeordneten der Landschaft und der beiden Seestädte Rostock und Wismar , auS 7 Abgeordneten des ländlichen Grotzgrund- besitzeZ, aus 12 Abzevronelen des ländlichen Kleingrundbesitzes und der übrigen ländthen Bevölkerung, auS zehn Abgeordneten der