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oeaeben worden ist. Msr der Magistrai wird �offentl'ch sich öffent. lich dazu äußern, wer es verschuldet hat, daß F. von der Rettungs­wache nach dem Polizcigewahrsam gebracht wurde. Daß er schließ lich doch nocl' in ein Krankenhaus gelangte, verdankt er dem Jn< spektor des Gewahrsams, der den Mann für hilfsbedürftig hielt. Seine Meldung veranlaßt eine Untersuchung durch den zufällig anwesendenSittenarzt", worauf dann die Ueberführung in ein Krankenhaus angeordnet wurde. Das Eingreifen des Inspektors ist der einzige Lichtblick in dieser ganzen Hilfsaltion der Polizei. Die Mithelfcrkartcn, in denen in der Provinz auf die Benutzung des städtiscben Obdachs hingewiesen wird, sollen nach der Beteuerung der Verwaltung in Hoffnungstal angeblich nicht mehr zur Ausgabe kommen. Nach der von uns am Sonntag veröffentlichten Notiz wurde in der letzten Kuratoriumssitzung deS Asyls ein solwes Exemplar von dem Stadtrat selbst vorgelegt und nicht von den bösen Sozis, wie irrtümlich der Setzerkobold aus dem Satze machte. Auerhllhner". In einer in der..Morgenpost' abgedruckten Reklame für den Hosenrock in Berlin O. heißt es in einer Schilde- rung über die Arbeiterinnen des in der Warschauer Straße de- legenen Auerbetriebes: Es ist um die Mittagsstunde, die Fabrikpfeife ertönt;, in hellen Scharen entströmen dem Auerschen Etablissement Hunderte von Frauen und MädchenA u e r h ü h n e r", wie sie in der dortigen Gegend scherzweise genannt werden und füllen rasch die Rotherstraße. Naschwerk oder eine Stulle verzehrend, promenieren sie, in Gruppen zu vier und fünf unter munterem Geplauder auf und nieder. Es ist ein tolles Gedränge, und der jugendliche Uebermut läßt die Mädchen nicht gerade wie Klosterschwestern dahinwandeln.' Arbeiterinnen des genannten Betriebes fassen dieses Ge- schreibsel ernster auf. Sie meinen, wie es in einer an uns ge- richteten Zuschrift heißt, daß die Bezeichnung ehrenwerter Ar- beiterinnen alsAuerhühner" etwas Herabsetzendes an sich habe. Dann aber könnte die Schilderung den Anschein erwecken, wunder wie gut sie es hätten, wenn sie in der Mittagsstunde etwas frische Luft schöpfen könnten. Die Sache liegt aber so:Von der neunstündigen Arbeitszeit ist die Mittagspause die einzigste Erholung für die Arbeiterinnen, da sind sie allem Zwange ledig; da drinnen in der Fabrik heißt es arbeiten, arbeiten, arbeiten und immer unter Aufsicht.' Die den Arbeiterinnen zugewiesenen Räume, wo sie ihre Pausen verbringen und die gleichzeitig für die Garderoben bestimmt sind, sind Bodenräume, wo weder die Sonne hinein scheint noch frische Lust durchweht. Da ist es doch nur natürlich, daß alles draußen spazieren geht. Wir möchten derMorgenpost' den Rat geben, sich lieber um diese Zustände zu bekümmern.'_ Der Tod auf der Polizeiwache. Wir veröffentlichten dieser Tage eine demBerliner Tageblatt" entnommene Notiz, nach der ein auf der Straße aufgefundener Kaufmann Rubinstein im Polizeigewahrsam verstorben sei. Das Polizeipräsidium versendet daraufhin folgende Mitteilung: Durch die Tagespresse wird eine Meldung verbreitet, wonach ein Kaufmann Rubinstein auf der Straße ohnmächtig umgefallen. von einem Schutzmann für einen Betrunkenen gehalten und in das im Polizeipräsidium befindliche Polizeigefängnis gebracht sei. Die Gefängniswache habe ihn in eine Zelle geschleppt und die ganze Nacht hindurch ruhig liegen lassen, ohne daß sich jemand um ihn gekümmert habe. Am nächsten Morgen sei er tot gewesen. Diese Schilderung entspricht keineswegs den Tatsachen. Der Vorgang war vielmehr folgender: Am 1. März dieses Jahres, nachmittags 6� Uhr, wurde der Stadtreisende Benno Rubinstein aus Charlottenburg . Kaiserdamm Nr. 2, in hilflosem Zustande vor dem Hause Kaiser-Wilhelmstr. 47 von einem Schutzmann aufgefunden und von diesem mittels Droschke nach der Hilfstvache Nr. gebracht. Dort stellte der diensttuende Arzt sinnlose Trunkenheit fest und hielt seine Ueber führung in das Polizeigewahrsam nicht in das Polizeigefängnis für geboten. Bei der ärztlichen Untersuchung hatte Rubinstein keinen beschleunigten Puls, roch stark nach Alkohol, nannte auf Be- fragen nur noch seinen Namen, verweigerte dann aber jede weitere Auskunft auch über seine Wohnung. Der dortige Arzt hat irgend- welche Lähmungserscheinungen nicht wahrgenommen. Betrunkene Personen finden grundsätzlich in einem Krankenhause keine Auf nähme. Nubinstein ist daher, weil er auch seine Wohnung nicht angegeben und kein Geld für die Droschkenfahrt bei sich hatte, dem Polizeigewahrsam zugeführt worden. Da der Arzt der Hilfswache eine weitere ärztliche Behandlung nicht für erforderlich erachtet hatte, so lag auch für die Verwaltung des Gewahrsams keine Vcr- anlassung vor, eine solche herbeizuführen. Nach den Bestimmun- gen wird im Gewahrsam ein Arzt nur dann herbeigerufen, wenn eine ärztliche Untersuchung vor der Einlieferung nicht stattgefunden haben sollte, oder wenn sich der Zustand des Eingelieferten in irgendeiner Weise verschlimmert. Zur Kontrolle werden deshalb die Eingelieferten in den Gewahrsamsräumen von den Aufsehern beobachtet. Dies ist auch bei Rubinstein während der fraglichen Nacht wiederholt geschehen, und zwar von einem in der Kranken- pflege ausgebildeten Aufseher, der ihn noch in den ersten Morgen- stunden lebend antraf und keine Veränderung an ihm bemerkt hat. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Ablebens wurde ein� Arzt nach dem Gewahrsam gerufen, der aber nur den Tod feststellen konnte. Da die Todesursache nicht ermittelt werden konnte, so er- folgte den Bestimmungen entsprechend die Ueberführung der Leiche nacb dem Schauhause, woselbst ermittelt wurde, daß der Tod infolge Gehirnblutung und Schlaganfall eingetreten war. Die Obduktion ist also nicht im Polizeigefängnis oder-Gewahrsam vorgenommen, sondern im Leichenschauhause von dem dort angestellten beamteten Gerichtsarzt auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft. Eine Be- nachrichtigung von dem Tode und von der Ueberführung der Leiche in das Leichenschauhaus erfolgte unmittelbar nach der Ueberführung der Leiche dorthin im Bureau des Polizeigefängnisses an die' Ehe- frau des Verstorbenen. Es wäre ihr unbenommen gewesen, bei der Verwaltung des Leichenschauhauses die Hinzuziehung ihres Hausarztes zu beantragen." Wir können nur wiederholen, was wir schon neulich sagten: Der Mann mußte nach den Abmachungen zwischen Polizeipräsidium und Magistrat nicht nach der Polizeiwache, sondern nach einer Rettungswache gebracht werden. Eine furchtbare FamiliuitragSdie hat sich in der Nacht zum Sonntag im Südosten der Stadt ab- gespielt. In der Waldemarstraße Nr. 67 hat die 36 Jahre alte Kutscherfrau Mathilde Runge ihre drei Kinder im Alter von 6, 4 und 3 Jahren mit Zyankali vergiftet, von einem Selbstmord, den sie geplant hatte. Abstand genommen und sich selbst der Polizei ge- pellt. Im einzelnen wird über den Vorfall berichtet: In dem be- zeichneten Hause wohnte seit dem 1. Dezember vorigen Jahres im Erdgeschoß des Quergebäudes der 30 Jahre alte Kutscher Karl Runge mit seiner Familie. Das Ehepaar ist seit 8 Jahren ver- heiratet. Runge ist zeitweise unzurechnungsfähig und war s�chon zweimal in der Irrenanstalt Buch. Von dort holte ihn seine Frau am 10. September vorigen Jahres wieder zu sich. Obwohl er schon früher sie und ihre Kinder mißhandelt hatte, so bestand sie doch, wie sie selbst sagt, auf ihrem Recht, ihren Mann bei sich zu haben, obwohl die Aerzte ihr abrieten. Auch die Kinder, die vier Monate lang im Waisenhause waren, holte Frau Runge nach ihrer Woh- nung zurück. Dort bewohnte die ganze Familie Stube und Küche. Der Mann verdiente gelegentlich, die Frau nähte Schürzen. Ihren materiellen Verpflichtungen kamen die Leute pünktlich nach. Bald ober wurde der Mann wieder unleidlich und mißhandelte die Frau. Er bildete sich ein. er sei nicht der Vater des dreijährigen Knaben Paul. Am letzten Freitagabend gab es in der Wohnung wieder einen furchtbaren Auftritt. Gegen 11 Uhr abends riß Runge den kleinen Paul aus dem Bett und warf ihn auf den Treppenflur hinaus. Dann bedrohte<tt auch seine Frau. Hausgenossen, die den fürchterlichen Lärm hörten, gingen zur Polizei des 40. Reviers. Andere nahmen sich des Kleinen an, der nur mit dem Hemde be- kleidet vor der Tür der Wohnung stand. Bei der Polizei war unterdessen ein Ersuchen der Staatsanwaltschaft eingegangen, Runge, der bisher noch nicht bestraft ist. wegen einer Körper- Verletzung, die mit dem Familienstreit aber nicht zusammenhängt, vorzuführen. Zwei Schutzmänner, die das Revier nach der Wohnung sandte, nahmen ihn aus diesem Grunde mit. Frau Runge aber glaubte, daß ihr Mann wegen der häuslichen Auftritte festgenommen worden fei. Als sich nun am Sonnabend im Haus« das falsche Gerücht verbreitete, Runge sei von der Revierwache entsprungen, fürchtete sie, wie sie sagt, seine Rache. Während Runge in Wirk- lichkeit dem Kre'sarzt vorgeführt, für nicht gemeingefährlich er- klärt und deshalb wegen der ihm zur Last gelegten Straftat dem Staatsanwalt vorgeführt wurde, kam feine Frau aus Furcht vor ihm, den sie auf freiem Fuße glaubte, zu dem Entschluß, sich mit ihren Kindern das Leben zu nehmen. Am Sonnabend mischte sie Zyankali, das ihr Mann, der auch schon wiederholt Selbstmord- gedanken geäußert hatte, in der Wohnung hatte liegen lassen, in schwarzen Kaffee und goß die Lösung in einen Topf. Dann nahm sie zunächst den jüngsten Sohn Paul und flöste ihm den G'fttrank ein. Der Kleine starb sofort. Ebenso erging es dem zweiten Sohne Karl und dem 7 Jahre alten Mädchen. Als Frau Runge nun ihre Kinder wt in ihren Betten liegen sah, änderte sie ihren früheren Entschluß, sich ebenfalls das Leben zu nehmen. Sie wurde, wie sie sagt, anderen Sinnes und wollt« am Leben bleiben, damit ihr Mann, der doch an allem schuld sei, ihr nicht etwa nach ihrem Tode Schlechtes nachreden könne. So nahm sie denn den Gifttopf, dessen Inhalt sie jedesmal, bevor sie ihm einem neuen Opfer ein- flöste, umgerührt hatte, goß ihn aus und spülte nach, damit nichts übrig bliebe. So schützte sie sich vor der Möglichkeit, doch noch wieder auf den Gedanken zu kommen, sich selbst auch noch zu ver� giften. Jetzt packte die Frau ihre Wäsche und was sie sonst noch hatte zusammen und stellte sie mit ihrer Nähmaschine, die sie au Abzahlung hatte, in eine leere Stube neben ihrer Wohnung. Dann ging sie um 2 Uhr nachts zu ihrer verheirateten Schwester in der Pücklerstraße b, erzählte ihr, was sie getan hatte, und blieb die Nacht über bei ihr. Zwischen 6 und 7 Uhr morgens suchte sie ihren Bruder auf, der in demselben Hause wohnt. Die beiden Frauen gingen dann nach der Wohnung der Frau Runge, um sich die Leichen der Kinder noch einmal anzusehen. Um 9 Uhr kehrte Frau Runge mich einmal zurück und holte sich das Buch über die Ab' Zahlungen für die Nähmaschine. Dann ging Frau Runge, die zum Zeichen der Trauer ihren schwarzen Hut aufgesetzt, mit ihrem Bruder nach der Revierwache in der Manteuffelsttaße. um sich der Polizei selbst zu stellen. Die Beamten nahmen den«Befund auf und beschlagnahmten die Töpfe, die das Gift enthalten hatten. Um 12 Uhr mittags wurden die Leichen nach dem Schauhause gebracht. Nach dem ganzen Verhalten der Frau kann nur angenommen werden, daß sie di« Tat in einem Zustande geisttger Abwesenheit verübt hat. Der Alkohol. Im Rausche tödlich verunglückt ist am Sonntag der K2 jährige Schneider Rudolf Schulz aus der Mirbachstraße 2. Sch. hatte am Vormittag mit einigen Bekannten eine kleine Bier reise unternommen, von der er gegen 1 Uhr mittags in ziemlich stark angetrunkenem Zustande nach Hause zurückkehrte. Als er die Treppe zu seiner im zweiten Stockwerk belegenen Wohnung hinauf ging, ttat er fehl und stürzte rücklings ab. Blutüberströmt wurde er von Hausbewohnern auf dem Podest liegend aufgefunden und nach der Unfallstation in der Warschauer Straße gebracht, wo ein schwerer Schädelbruch festgestellt wurde. Im Krankenhause Friedrichshain , wohin der Verunglückte übergeführt wurde, verstarb er in der letzten Nacht, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Ein Straßenbahuunfall, bei dem ein Kind leicht verletzt wurde. ereignete sich am gestrigen Montagnachmittag gegen 8/,4 Uhr in der Potsdamer Straße . Dort lief vor dem Hause Nr. 97 der sechs jähnge Sohn Max des Kulmstr. 4 wohnenden Schuhmachers Kosber unmittelbar vor einem in der Richtung nach dem Potsdamer Platz fahrenden Straßenbahnwagen der Linie 59 auf daS Gleis, wurde umgestoßen und genet mit beiden Beinen unter den Schutzrahmen. Mit Hilfe vou Passanten wurde der Waggon angehoben und der Knabe in kurzer Zeit aus seiner entsetzlichen Lage befteit. Wunder barerweise hatte der Kleine nur geringfiigige Hautabschürfungen am linken Bein erlitten, die ihm auf der Rettungswache in der Lützow- straße verbunden wurden. Von dort wurde das Kind seinen Eltern zugeführt. Sechs Falschmünzer find von der hiefigen Kriminalpolizei fest- genommen worden. Ein aufregender Borfall ereignete fich am gestrigen Montag nachmittag gegen 8/.6 Uhr an der Jungfernbrücke. Dort stürzte sich vor den Augen zahlreicher Passanten ein junge« Mädchen in die Spree, das sich schon längere Zeit an jener Stelle ausgehalten und durch sein aufgeregtes Wesen bemerkbar gemacht hatte. Zwei Schiffer sprangen der Lebensmüden sofort nach und eS gelang ihnen auch, nach halbstündigen Bemühungen, daS Mädchen, das bereits das Bewußtsein verloren hatte, zu retten. Auf der Unfallstation gelang es, die Selbstmordkandidatin wieder inS Leben zurückzurufen. Die Lebensmüde ist die 13 jährige Buchhalterin Charlotte R. aus der Knesebeckstraße in Cbarlottenburg. Der Grund zu dem Selbst- Mordversuch ist in Liebesgram zu suchen. Die R. wurde in daS Krankenhaus Westend eingeliefert. In Männerkleidern. Durch eine bemerkenSwette Entscheidung erhielt vor einigen Tagen eine 24 jährige Dame in Friedenau die Erlaubnis. Männerkleider tragen zu dürfen. Dieses junge Mädchen neigt im Aeußeren, Wesen und Stinime so sehr einem etwa gleich' altrigen Manne, daß sie in ihrem weiblichen Anzug wiederhott in Verdacht geriet, sich verkleidet zu haben. Sie fühlte fich darüber sehr unglücklich, und da ihre beruflichen Neigungen auch vollkommen männlich waren, wandte fie sich schließlich an den Nervenarzt Dr. med. K.. auf dessen Zeugnis fie das Polizeipräsidium ersuchte, ihr das Tragen von Männerkleidern zu gestatten. Sie hatte dem ärztlichen Attest eine Photographie in männlicher und weiblicher Kleidung beigefügt. Sie erhielt auf ihren Antrag folgenden Bescheid:Aus Ihr Gesuch betr. das Tragen von Männerkleidern vom 13. Dezember 19 erwidere ich Ihnen ergebenst folgendes. Nach dem Gesetz und der Rechtsprechung der Gerichte ist das Tragen von Männernkleidern durch eine Frau nur strafbar, wenn die östentliche Ordnung z.B. da- durch, daß ein Menschenauflaiis entsteht oder in ähnlicher Weise ge- stött wird. Wenn Sie also Männerkleider tragen, so haben sie vor allen Dingen dafür zu sorgen, daß das Tragen solcher Kleidung zu keinen Mißhelligleiten führt und die öffentliche Ordnung dadurch kemeSwegS gestört wird. Nur wenn in letzter Hinsicht ungünstige Talsachen bekannt würden, müßte Ihnen das Tragen von Männer- kletdun verboten werden.' Diese prinzipiell recht bedeutsame Ent- scheidung der zuständigen Behörde trägt der Sachlage voll Rechnung. Eine grobe Berlcyung seiner Befugnisse hat sich am Sonnabend- nachmittag ein Wächter, dessen Raine bereits festgestellt werden konnte, auf dem Viltotta-Park zuschulden kommen lassen. Auf dem Kreuzberge spielte nachmittags gegen 5 Uhr der 6'/, jährige Knabe Hermann«ndersit au» der Apostel-PauluSstraße in Schöneberg mit mehreren gleichaltttgen Kameraden auf den Wegen umher. Die Kinder verließen hin und wieder die Fußsteige und kletterten über die FelS- stucke und Anlagen hinweg. Ueber derartigeAusschreitungen" geriet der Parkwächter natürlich in Erregung und drohte den Jungen, daß er ihnen, falls sie noch einmal den Weg verließen, einen Knüppel zwischen die Beine werfen werde. Die Kleinen kehrten sich jedoch nicht an die Worte des Beamten und spielten lustig weiter. Als mm der kleine Andersit in der Nähe des Wächters vorüberlief, steckte dieser dem Knaben seinen Handstock zwischen die Beine, so daß der Knabe den sehr steilen Abhang etwa fünf Meter weit kopfüber hinunter» rollte und besinnungslos liegen blieb. Mehrere Passanten, die den Vorfall beobachtet hatten, hoben den blutenden Knaben auf und schafften ihn nach der Unfallstation am Tempelhoser User, wo der Arzt eine leichte Gehirnerschütterung und mehrere Kopfwunden fest- stellte. Wie wir hören, beabsichtigen die Eltem deS Kindes gegen den Wächter Strafantrag zu stellen. Vorort- JVaebriebtens Charlottenburg . Eine neue Obcrrealschule soll durch die Stadt in der Schiller» straße 124126 gebaut werden. In dem Bauplan sind unter anderem 17 Klaffenräume, zwei Zeichensäle, eine Aula, eine Turn- Halle vorgesehen. Die Kosten werden aus 1344 700 M. veranschlagt. Ebenso notwendig, wenn nicht noch notwendiger als der Bau einer Oberrealschule scheint uns der Bau von neuen Gemeindeschulen zu lein; denn noch immer ist eine Anzahl von Schulklassen in Privat- Häusern untergebracht. Und einen nicht minder ttaurigen Zustand bedeutet die städtische Fortbildungsschule in der Wallsiraße. Die Unterbringung der Fortbildungsschule in ein altes verbautes Privat» Haus ist an sich schon ein wahrer Jammer. Um so sonderbarer aber ist es. daß man nicht in erster Linie an eine Besserung dieser Ver- Hältnisse denkt. Ein tödlicher Straßennnfall ereignete sich am Sonnabendabend in der Pestalozzistratze. Die in dem Hause Nr. 31 de? genannten Straßenzuges wohnende Witwe Begier hatte mit ihrem vierjährigen Sohne Roman Einkäufe gemacht. Als Beide auf dem Rückwege den Fahrdamm überschritten, riß sich der Kleine plötzlich von der Hand der Mutter los und lief gegen die Pferde eines herannahenden Steinwagens. Obwohl der Führer des Gefährtes, der erst im letzten Moment die drohende Gefahr erkennen tonnte, mit aller Kraft das Gespann zur Seite riß. konnte er leider doch nicht mehr verhindern, daß der Knabe umgestoßen wurde und unter den schweren Wagen geriet. Ein Vorderrad desselben ging dem bedauernswerten Kinde über die Brust hinweg, sodaß der Tod auf der Stelle eintrat. Die L'/s-Millionen-Erbschast der Raußendorfichen Eheleute will die Stadt annehmen. Von dem Hauptbetrag dieser Erbschaft soll ein Altersheim für männliche und weibliche Angehörige der.ge- bildeten Stände christlicher Religion, insbesondere aber für Künstler und Lehrerinnen, die das 60. Lebensjahr überschritten haben", ein- gerichtet werden. In dem Altersheim wird den Insassen neben-fteier Wohnung, Licht. Heizung auch freie ärztliche Behandlung gewährt. DaS Einkaufsgeld beträgt für Charlottenburger 600 M.. für Berliner 800 M. Eine Reihe von Miterben hat sich bereits ein- gefunden, doch wurde über ihre Ansprüche noch nicht entschieden. Steglitz . Die rasche Entwickelung unseres Dorfes spiegelt der Etat für 1911 wieder. Im Jahre 1905 balancierte der Haushaltsplan in Einnahme und Ausgabe noch mit 1 573 000, während er in diesem Jahre die stattliche Höhe von 9 024000 M. erreicht hat. Daß wir auch in Steglitz bei den lOO Proz. Zuschlag nicht im Ueberfluß leben, zeigt die Einnahme von 250 000 M. aus dem AuSgleichSsondS. Der Etat der Grundbesitzverwaltung ist gegen daS Vorjahr(89 540 M.) bedeutend angeschwollen; er balanciert mit 382 700 M. Hier mußten zum Ausgleich aus dem Grunderwerbsfonds 341 500 M. entnommen werden. Die Allgemeine Verwaltung erfordert einen Zuschuß von 558 230 M.(gegen daS Vorjahr-j- 66 650), die Polizeiverwaltung von 181 500 M.(+ 23 360), die höheren Schulen von 571 300 M.(+56 840), die Volksschulen von 637 270 Vi. (+75 070), die Fortbildungsschule von 32 480 M.(+1140). Die Gesamtausgaben für das Schulwesen belaufen sich auf 1 040 520 M. An Zuschüssen erfordern ferner: Armenverwaltung 106 400 M. (+ 13 520). Wohlfahrtspflege 42120 M.(+14 150), Feuerwehr 48 910 M.(+ 9070), Bauverwaltung 196 990 M.(+ 26 000), Straßenreinigung und Beleuchtung 192650 M.(+ 40 590), Gartew- und Friedhofsverwaltung 104 600 M.(+ 6300), Grunewaldbah» 12 500 M.( 6300), Badeanstalt 33 510 M.( 4930). Unser Rieselgut soll einen Ueberschuß von 33 000 M. bringen, zur Balancierung des KanalisationselatS müssen aber trotzdem 40 000 M. dem vorhandenen Fonds entnommen werden. DaS neue Elektrizitärs- werk soll gleich in, ersten Jahre einen Ueberichuß von 42 0<X) M. bringen. DaS Soll an direkten Steuern ist mit 2 117 600 M. + 220 100 M). an indirekten mit 631 200 M.< 5800 M.) ein» festellt. Hierbei ist bemerkenswert, daß durch die den Beamten, Pensionären. Offizieren, Geistlichen und Lehrern gewährten Be- freiungen bei der Einkommensteuer für die Gemeinde ein Steuer» ausfall von 189 066 M. entsteht. Um so beschämender ist es für unsere Gemeindeverwaltung, daß sie durch Besteuerung der.Ein- kommen' von 660900 M. sich eine Einnahnie von 5350 M. glaubt ver- chaffen zu müssen. Trotz dieser Besteuerung selbst der ärmsten unserer Mitbürger sind die Schulden seit dem Jahre 1905 von o1/ ? Millionen auf 23 173 927 M. in diesem Jahre gestiegen, da iich die Aufnahme einer neuen Anleihe in Höhe von 2'/, Millionen iviark nötig macht. Der Schuldendienst erfordert denn auch da« nette Sümmchen von 1178 680 M. für daS EtatSjahr. Einnahmen fließen der Gemeinde noch zu von der Engl , scheu GaSgeiellschaft 100 000 M., von den Charlottenburger Wasserwerken 18 000 M., von der Westlichen Vorortbahn 2000 M.. auS dem Anschlagwesen 650 M., von den VorortS-Elektrizitäiswerken 2060 M. Auch die Marktverwaltung liefert einen Ueberschuß von 25 410 M. Der neue Etat hat nicht nur die 106 Prozent Zuschlag, sondern auch alle übrigen Steuersätze in der früheren Höhe eingestellt. Einem eventuellen Antrag auf Erhöhung der 100 Prozent hat der Hausbesitzerverein bereits einen Riegel durch einen VereinSbeschluß vorgeschoben, auf alle Fälle an dem bisherigen Steuersatze festzuhalten. Mariendors. Die letzte Gemeindevertretersitzung beschäftigte sich zunächst in äußerst lebhafter und langer Debatte mit dem Antrage der hiesigen Kirchengemeinde betreffs Gewährung einer Beihilfe zum Kirchenbau in Südende. Zum allgemeinen Erstaunen erklärte der Gemeinde» Vorsteher nach Bekanntgabe des Antrages, daß er nicht für eine Bei» Hilfe zu haben sei. Es dürfe aus Gemeindemitteln, die von Dissi» denten. Juden. Katholiken und Sekten anderer Angehöngen auf» gebracht werden, eine Beihilfe zum Bau einer evangelischen Kirche nicht gegeben werden, noch dazu, da die Kirchengemeinde selbst reich genug fei._ Verschiedene bürgerliche Herren waren diesmal ganz entgegengesetzter Ansicht und verlangten als eckte gute Christen, daß zu einer Rircke die Gemeinde stets Mittel geben müsse, denn eine Kirche sei die Zierde eines OrteS. Von unseren Genossen wurde der Antrag ganz entschieden bekämpft. Genosse R e» ch a r d t erklärte hierbei, daß wenn die Herren aus Nemeindemitteln Zuschüsse für den Kirchenbau haben wollen, dann ollen sie auch dafür sorgen, daß eS eine Art Gemein�-hauS wird, wo alle Sekten oder Vereine Zusammenkünfte abhalten können. Gleickzeitig konnte Genosse Reichardl sestslellen, daß der Gemeinde» Vorsteher seine so oft betonte Ansicht, Anträgen von Bereinen, Korporattonen oder Einzelpersonen nickt stattgeben zu wollen, wieder verlassen habe, ein Zeichen, daß er also nur bei Bereinen, die ihm mcht genehm sind, so vor allem bei Arbeitervereinen, eine Ausnahme mache. Genosse Weber geißelte in scharfen Worten die Widersprüche der Kirche in ihrer Lehre und in ihrem Handeln und betonte, daß diejenigen die Mittel aufzubringen hätten, die ein innere? Bedürfnis nach derselben bekunden. ileber diese Ausführungen waren die Befürworter des KirchenboueS örmlich entrüstet und sie versuchten, unseren Genossen TerroriSmus in Partei und Gewerksckaften vorzuwerfen; diese Angriffe wuwen natürlich treffend zurückgewiesen. Den Antrag eine» Bürgerlichen. wenigstens 5009 M. als Beihilfe zu geben, lehnte die Vertretung tu,