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Nr. 64. 28. Jahrgang.

Reichstag .

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 16. März 1911.

148. Sigung. Mittwoch, den 15. März 1911, nachmittags 1 Uhr.

Am Bundesratstisch: Dr. Delbrüd.

Zweite Lesung des Etats für das Reichsamt des

Innern. Bierter Tag.

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lich Entrechteten fizen.( Sehr wahr! im Zentrum und rechts.) freundlich zu bezeichnen ist.( Sehr wahr! bei den Sozial­Herr Fischer sagt, wir hätten die Entwicklung der Gewerkschaften demokraten.) gehemmt. Mir ist nicht bekannt, daß in diesem Hause Herr Giesberts hat uns aufgefordert, wir sollen doch die Na­irgend jemand den Gewerkschaften Schwierigkeiten macht. tionalliberalen bewegen, für die Zulassung der Arbeitersekretäre zu ( Lachen bei den Sozialdemokraten.) Die größten Gegner der Ge- den Arbeitskammern zu stimmen. Wir sind nicht mit den National­werkschaften fizen in Ihrem Lager!( Sehr richtig! im Zentrum und liberalen versippt und verschwägert wie das Zentrum mit den Kon­rechts.) In einer Sigung der Gewerkschaftsvorstände im Jahre 1906 fervativen.( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Möge also nur führte der Referent Müller aus:" Die rote Rosa habe uns Fuß- das Zentrum dafür sorgen, daß der Widerstand der Konservativen itte ins Kreuz gegeben." Deinhardt sagte, Leisetreter, Ditta- gegen die Zulassung der Arbeitersekretäre gebrochen wird. Dann toren, Spießer hat man uns geschimpft. Bömelburg führte aus: wird die Zulassung mit großer Majorität beschlossen werden, selbst Man hat in der Parteipresse und in Versammlungen versucht, in wenn die Nationalliberalen noch weiter dagegen sein sollten. Die Beratung wird beim Titel Staatssekretär" fortgesetzt. Abg. Graf v. Carmer- Zieferwit( t.) begründet eine von der fon- systematischer Weise die Massen gegen die Führer aufzuhetzen; man Vielleicht sorgt dann das Zentrum auch noch dafür, daß der vom serbatiben Bartei eingebrachte stesolution, wonach für den Betrieb hat den Massen gesagt, auf die Führer zeigend: Seht, das sind scharfmacherischen Zentralverband der Industriellen diftierte Widerstand die vollgefressenen Kerle.( Buruf bei den Sozialdemo- gebrochen wird. eines Wanderlagers eine besondere Erlaubnis nötig sein soll, fraten: Olle Kamellen!) In einer Versammlung in Hamburg Das Zentrum hat unsere Resolution betreffend die Tarif­die von dem Nachweis eines vorhandenen Bedürfnisses abhängig zu wurde Legien geradezu geradezu ausgejohlt und niedergebrüllt. verträge usw. beim Postetat und beim Militäretat abgelehnt. Beim machen ist. Ebenso müsse dem Unfug entgegengetreten werden, daß Das geschah Männern, die eine ganze Lebensarbeit für die Gewerk- Marineetat hatte es dafür gestimmt. Das macht, beim Marineetat Staats- und Kommunalbeamte sich Waren zu Engrospreisen fonimen schaften hinter sich haben, eine Arbeit, die mehr wert ist, als die war die Abstimmung namentlich.( hört! hört! bei den Sozial­laffen, die sie auch an Bekannte ablassen. Ebenso müßten Waren aller sozialdemokratischen Redakteure zusammen.( Burufe bei den demokraten.) Wenn in unserer Fraktion so etwas vorgekommen häuser und Konsumvereine, die dem gewerblichen Mittelstand Non- Sozialdemokraten.) Troß aller Parteitagsbeschlüsse sind Sie Gegner wäre, wie hätte die Zentrumspresse es festgenagelt, natürlich nur furrenz machen, viel stärker besteuert werden als bisher. Einen der Gewerkschaften geblieben und bemühen sich systematisch, den unter Hinzufügung ausschmückender Lügen. besonderen Mißstand bildet die Schundliteratur, welche unsere Jugend Massen Mißtrauen gegen die Gewerkschaftsführer zu suggerieren. Herr Giesberts behauptet, daß die belgischen Sozialisten vergiftet; man fönnte, glaube ich, auf dem Gebiete des Gewerbe-( Burufe bei den Soz.) Weiter warf der Abg. Fischer uns vor, daß für ein Krankenkassengesetz eintreten, welches die Beiträge und die rechts der Verbreitung von Schundliteratur und obscönen Postkarten wir Ausnahmegeseze verlangen. Das Zentrum hat das Sozialisten Verwaltung halbiert. Wenn dem so ist, so nehmen unsere mehr als bisher entgegentreten. Das Automobilgesetz hat sich gut gefeß abgelehnt, es hat die Zuchthausvorlage zu Fall gebracht. belgischen Barieigenoffen wohl darum diese Stellung ein, weil von bewährt; es sollten aber Schnelligkeitsfahrten nur auf besonders( Abg. Fischer[ Soz]: Damals!) Es hat gegen den Sprachen- dem in Belgien herrschenden Klerikalismus zurzeit nicht mehr zu er­dazu angelegten Bahnen stattfinden dürfen. Ferner wäre es wünschenswert, eine Zwangsversicherung für Automobilhalter ein- paragraphen beim Reichsvereinsgesetz gestimmt und wird jedes halten ist. Ausnahmegefeß bekämpfen. Fischer bezog sich auf Herr Giesberts hat auch wieder einmal in das alte Terro­zuführen.( Bravo ! rechts.) eine Resolution meiner Parteifreunde in München , die freilich eine rismusgeschrei eingestimmt. Er täte wirklich besser daran, vor der Staatssekretär Dr. Delbrück: Ich stimme dem Vorredner zu, zweifelhafte Faffung hat. Aber 1898 führte auch Bebel in einer eigenen Zentrumstür zu fegen. Alle diese daß es unzulässig ist, daß Beamte einen Detailhandel Polemit mit Stöcker aus, es läßt sich begreifen, daß Unternehmer Anrempelungen der freien Gewerkschaften treiben, und habe Anweisung gegeben, solchen Mißbräuchen es sich nicht gefallen lassen, daß innerhalb der Betriebe sozialdemo entgegenzutreten.( Bravo ! rechts.) Die Besteuerung der Waren- fratische oder ihnen sonst unbequeme politische Agitation getrieben wird. follen wohl nur die Aufmerksamkeit von den anmutigen innerlichen häuser und Konsumbereine ist Sache der Landesgesetzgebung.( Abg. Fischer[ Soz.]: Agitation!) Das ist auch ganz unser Stand- Streitigkeiten im Zentrum ablenken. Die christlichen Gewerkschaften Bezüglich der Mißstände der Schmutz- und Schundliteratur hat das punkt und ist es immer gewesen. Ich habe nie geliebt( Stürmische und die katholischen Fachabteilungen belegen sich ja gegenseitig mit Reichsjustizamt Erwägungen angestellt und ist zu dem Schluß ge- Seiterkeit) Ausschreitungen bei Streits und ähnliche Dinge in der Ausdrücken wie Räubersynode "( Heiterkeit) und ähnlichen christlichen langt, daß die bestehenden Gesetze bei ſtrenger Handhabung genügen. Deffentlichkeit breitzutreten. Ich freue mich, daß auch der Abg. Hoch Koseworten. Da versteht man es, wenn Herr Giesberts sich aus Von einzelnen Bundesstaaten ist angeregt worden, die Kolportage Gewalttätigkeiten gestern ausdrücklich bedauert hat. Die Gefahr von dieser unangenehmen Situation mit München - Gladbachscher Geschid einzuschränken und die Strafbestimmungen zu verschärfen. Diese Ausnahmegesehen liegt nicht bei den Parteien und der Regierung, lichkeit herauszuwinden sucht, um keinen anderen Ausdruck zu ge­Anregungen werden weiter erwogen werden. Die Frage der Bahnen sondern in der Stimmung der nichtsozialdemokratischen Massen, die brauchen. für Schnelligkeitsfahrten von Automobilen wird jedenfalls auf dem im hervorgerufen wird durch die systematische Ausschließung der Es bleibt bestehen, das bayerische Zentrum hat den Ausschluß nächsten Jahre in London stattfindenden internationalen Wegekongreß nichtsozialdemokratischen Arbeiter von der Arbeit. Die Buch von Sozialdemokraten aus dem Eisenbahndienst verlangt. behandelt werden und hoffentlich zu einer internationalen Regelung bruder haben beinahe einen Monopoltarif fertiggebracht, bei berlangt, daß sozialdemokratische Eisenbahnarbeiter nicht angenommen führen. Ueber die Haftpflichtversicherung der Automobilhalter den Lithographen und in der chemielithographischen Industrie wird werden, ja, daß bereits im Dienst befindliche entlassen werden( Hört! chweben die Erwägungen noch. feiner beschäftigt, der nicht in dem sozialdemokratischen Verband ist. bört! bei den Sozialdemokraten) und da bringt Herr Giesberts das Abg. Giesberts( 3.): Jede ausnahmsweise Besteuerung( Abg. Fischer( Soz.]: Auf Verlangen der Unternehmer!) Die unglaubliche Kunststück fertig, sich zur Rechtfertigung dieser Scharf­der Konsumvereine mit dem Ziele der Erdrosselung werden wir be=" Metallarbeiter- Beitung" schreibt, ob es zweckmäßig ist, Mitglieder macherleistung auf Bebel zu berufen. Selbstredend haben wir tämpfen. Der Redner begründet dann die vom Zentrum bean- gegnerischer Organisationen von der Beschäftigung in tariftreuen stets die Agitationsfreiheit außerhalb der Betriebe für uns tragte Resolution, die eine Zentralstelle zur Förderung der Tarif Betrieben auszuschließen, muß von Fall zu Fall entschieden werden. in Anspruch genommen. So hat auch Bebel erklärt, innerhalb berträge fordert. Dir Stellung der Regierung zum Ar was heißt das anders, als es soll von Fall zu Fall den Leuten das der Betriebe möge Ruhe herrschen, aber um die Betätigung beitskammergesez bedauern wir; fie sollte noch einmal er- Genid umgedreht werden. Ohne rot fein Brot."( Lebhafte Zu- der Arbeiter außerhalb der Betriebe habe sich der Arbeit­wägen, ob sie es nicht doch mit den Gewerkschaftssekretären in den Stimmung im Zentrum und rechts.) So werden die Maffen terrorifiert geber nicht zu fümmern. Statt sich auf Bebel zu berufen, Stammern annehmen soll. Eine einheitliche Regelung der Statuten und müssen zum Schein sozialdemokratisch werden, um überhaupt möge sich Herr Giesberts lieber mit dem nur zu bekannt gewordenen der Pensionskassen der industriellen Werke wäre bei der Wichtigkeit Arbeit zu bekommen.( Sehr richtig! b. d. bürgerl. Parteien.) Die Worte des Bischofs Henle beschäftigen:" Der Knecht muß Knecht dieser Kassen sehr erwünscht." Der Abg. Fischer hat uns sozialpolitische Unfruchtbarkeit vor- Berantwortung dafür haben nicht die Gewerkschaftsführer, sondern bleiben."( Lärm im Zentrum.) Ich fürchte, die Worte werden bald Ihre Parteipresse und Ihre Parteisekretäre. Zuweilen geben auch zur allgemeinen Parole des Zentrums werden und wer sich ihr nicht geworfen. Gewiß ist Kritik der Hebel des Fortschritts, aber die Sozialdemokraten der Wahrheit die Ehre: so hat Bebel auf dem fügt, wird fliegen. Kritik, die nur negiert, erzeugt das Gegenteil.( Buſtimmung im legten Parteitage ausgeführt, die Badenfer hätten das allgemeine den varitätischen Arbeitsnachweis nachgesagt wird. Es ist eine unwahrheit, wenn uns Gegnerschaft gegen Wenn Herr Zentrum.) Wir haben auch nicht, wie Herr Fischer uns vorwirft, Bahlrecht nicht, ohne die Hilfe des Zentrums.( Sehr richtig! im ben paritätischen Arbeitsnachweis nachgesagt wird. die Einbeziehung der Staatsarbeiter in das Arbeitskammergesetz Bentrum), und sie hätten sehr häufig mit dem Zentrum stimmen Giesberts hier allerlei Reibereien, wie sie in einzelnen Be­fallen lassen, wir wollen nur nicht das Gesetz daran scheitern laffen, müssen, nachdem ihre eigenen weitergehenden Anträge abgelehnt trieben zwischen den verschiedenen Organisationen vorkommen, in wie an der Frage der Arbeitersekretäre.( Sehr richtig! im Zentrum.) waren. Ich resümiere mich dahin: der Freiheit der Arbeiterschaft ausführlicher Breite vorträgt, so könnte ich darauf mit tage­Möge Herr Fisher doch die Herren von der nationalliberalen droht keine Gefahr, wohl aber dem gefunden gewertschaftlichen Ge- langen Ausführungen antworten. Ich würde dann nachweisen, daß Bartei veranlassen, an den Arbeitersekretären festzuhalten und ihnen danken, und zwar droht diese Gefahr vom sozialdemokratischen auf katholischer Seite massenhaft die Dinge vorkommen, die Herr sagen, daß sie anderenfalls die sozialdemokratische Unterstüßung bei den Terrorismus.( Lebhafter, anhaltender Beifall im Zentrum und Giesberts, wenn fie anderwärts vorkommen, Verbrechen" nennt. nächsten Wahlen verlieren.( Gr. Heiterkeit.) Herr Fischer macht uns zum rechts.) Jahre hindurch war das Verhältnis der Arbeiterorganisation unter Vorwurf, wir hätten beim Militäretat nicht für die Tarif­einander gut, sie gingen namentlich im Westen gemeinsam vor. resolution gestimmt. Der Gedanke dieser Resolution rührt ( Buruf rechts: Die christlichen Arbeiterorganisationen gehorchten dem vom Zentrum her( Widerspruch bei den Sozialdemokraten) und als Herr Giesberts fucht die Richtigkeit der Ausführungen meines fozialdemokratischen Diktat!) Der Zwist ist namentlich dadurch ver­wir beim Marineetat dafür stimmten, wurde das in der sozial- Freundes Fischer über das Stocken der Sozialpolitit zu bestreiten. stärkt worden, daß die christlichen Organisationen in entscheidenden demokratischen Presse als Blamage für das Zentrum hingestellt. Aber wie war es doch! Bei den Wahlen von 1907 wurden 7 christ- Fragen fich von der übrigen Arbeiterschaft getrennt und auf die ( Buruf bei den Sozialdemokraten: 2üge und Schwindel!) liche Arbeiterfekretäre, darunter 5 vom Zentrum gewählt. Damals hing Seite der Unternehmer geschlagen haben.( Sehr wahr! bei den Weiter warf uns Herr Fischer vor, unseren Einfluß nicht für die der Himmel voll Geigen. Was wurde uns nicht alles erzählt vom Sozialdemokraten.) Nun verlasse ich dieses Thema.( Lärmende Witwen- und Waisenversicherung eingesetzt zu haben; bei dem Zoll- fozialpolitischen Fortschritt! Aber wie kläglich sind die Prophezeiungen zu Stufe rechts und im Zentrum: Sie tun gut daran!) Ich verlasse tarif hat die Zentrumspartei ihren Einfluß voll und ganz eingesetzt Schanden geworden.( Lebh. Zustimmung b. d. Soziald.) Ueber die Reichs- dies Thema wahrlich nicht, weil ich kein Material mehr habe, damit ( Abg. Fischer( Soz.]: für den Zolltarif), um den Gedanken zu ver- versicherungsordnung will ich an dieser Stelle nicht sprechen, aber ich bin ich reichlich versehen, sondern weil ich der Meinung bin, daß wirklichen. Wenn die Reichsversicherung in Kraft getreten und jedem muß doch erwähnen, daß die christlichen Arbbeitersekretäre sich dabei der Etat des Reichsamts des Innern nicht dazu da ist, daß die armen Teufel die Zunge gelöst ist, werden wir sehen, wo die wirt nicht eben in einer Weise betätigt haben, die als arbeiter Arbeiterorganisationen sich gegenseitig zerfleischen, statt gemeinsam

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Kleines feuilleton.

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Abg. Sachse( Soz.):

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Es hat

war ein neuer glänzender Erfolg des österreichischen Dichters. Dieser findet. Wie sie in ihrer robusten Art, so unbegreiflich ihr die Tat schlichte, im volkstümlichen Denken und Fühlen fest wurzelnde Ge- des Mannes dünkt, sich doch in Not und Elend zu ihm findet, ja, stalter und gerade gewachsene Freiluftmensch riß durch die frischen wie ihr schließlich eine ahnende Bewunderung seiner Seelenhoheit Anatole France über den Weltfrieden. Bei der Gedenkfeier für Energien feines Könnens und durch die Kraft, mit der er an natürlich aufgeht, das ist ebenso wie der Charakter Christofs mit tiefer Leo Tolstoi , die am Sonntag in der Pariser Sorbonne abgehalten ethisches Empfinden appellierte, auch das blafierte Premierenpublikum Seelenkunde durchgeführt. Ein Höhepunkt in diesen Seelenbildern da ein neues Defret protestantischen wurde, hielt Anatole France eine Ansprache, die er mit den von Berlin W. mit fort. Am Schluß, wo sonst der Wettlauf nach ist das Gespräch, in dem nachstehenden Ausführungen über den Kampf gegen den Krieg schloß: den Garderoben einsetzt, blieb alles im Theater und brachte dem Eltern das Mitnehmen von Kindern in die Verbannung ver­" In dieser ernsten Frage, der ernstesten von allen, muß jeder seine Autor, der wohl ein duzendmal erscheinen mußte, stehend Ovationen bietet- Christof seine Frau ersucht, beim Senaben in der Verantwortlichkeit einsetzen. Jenen allgemeinen Frieden, den der dar. Der unmittelbare Refler seelisch starker Erschütterungen, die Heimat auszuharren und ihr seine Herzenswünsche für des Jungen römische Adler nach sechs friegerischen Jahrhunderten zum erstenmal Freude, auf den Brettern, die die Welt bedeuten, einmal wieder an Erziehung einprägt. In den farbig- reichen Episoden klingt mannig der ganzen, damals bekannten Welt gebot; jene Göttin, der bedeutsam Großes, an das Heldentum einer durch keine Unterdrückung fach variiert das gleiche Grundmotiv wieder: Die mit dem Acker­der Imperator- Pontifex Auguſtus einen Altar errichtete, ausrottbaren lleberzeugungstreue erinnert worden zu sein, tam darin grund verwachsene bäuerliche Heimatliebe, der die Verbannung dessen schöne Marmorsteine noch in Italien verstreut zum Ausdruck. Das Fehlen jeder Rhetorit, jeder äußeren Helden- ärger als jedes andere Uebel scheint. Die Verfolger häufen Schimpf sieht; jenen Barbaren pose, die Darstellung des Glaubensidealismus im Rahmen ein- auf Schimpf. Da der Alte hört, daß wer nicht als richtiger Katholik Frieden, den die Einbrüche der und die langfame Organisation der modernen Nationen in Europa fachster Begebenheiten, durch naturalistisch scharf gesehene Menschentypen stirbt, fortan auf dem Schindanger begraben werden soll, und so und der Welt bald bernichteten den Frieden, den wir macht die Wirkung um so stärker. Das Geschichtliche der Ver- auch noch die letzte Hoffnung auf ein Stückchen geweihter Heimat­mit unserer ganzen Seele ersehnen, rufen wir ihn nicht mit Seufzen treibung der an dem evangelischen Bekenntnisse festhaltenden Bauern erde fehlschlägt, reißt ihm die Empörung sein Geheimnis aus der und Stöhnen! Er wird nicht auf den Ruf wehklagender Schwächlinge aus den österreichischen Alpenländern zur Zeit der Gegenreformation Brust, wird auch er noch vor dem letzten Stündlein zum Bekenner. fommen. Erzwingen wir sein Kommen durch ein stetiges Bemühen wird losgelöst von allem chronikhaften Ballast, und bildet nur den Bu eminent dramatischer Bewegung erheben sich die letzten in flar bewahrter Erkenntnis der Notwendigkeiten, die die Welt Hintergrund ganz allgemein interessierender Kontraste. Szenen. Als Christofs lustiger Junge, der Spaß, vom Reiters lenken. Wenn wir wahrhaft friedensfreundlich sind, seien wir groß Jm Heimatdorf der Rotts, einer Bauernfamilie, die seit einem mann in den Tod gejagt ist, wallt in dem ruhigen Mann urwüchsig und stark. Sie verstehen mich, ich meine nicht im Sinne halben Jahrtausend auf ererbtem Boden fizt, herrscht Jammer. grimmer Zorn auf. Er springt dem Beiniger an die Gurgel und der Syndikate der Publizisten und Metall Männer und Frauen evangelischen Glaubens, die den vom Landes- wirft ihn würgend nieder. Die Frau reicht ihm das Beil zum Er läßt von dem industriellen, die für Frankreich nur eine Größe in herrn verlangten schmählichen Wiederrnf nicht leisten wollen und darum Schlage. Aber schon ebbt die Leidenschaft. Eisenwaren fordern. Ich spreche vielmehr von jener in Berbannung ziehen müssen, nehmen Abschied von den Nachbarn. Bezwungenen, ja er tut mehr, er verzeiht ihm. Der Schubkarren, Stärke, jener derben Gesundheit, die aus der gleichen Christof Rott und sein achtzigjähriger Vater, dessen Ahnherr selbst auf dem die Leiche des Jungen geborgen ist, hält vor der Tür, und und freien Entwidlung der Organe in einem Bolt- von jeder als Reger hingerichtet wurde, verharren schweigend, scheinbar teil der Bug der Heimatlosen fegt sich in Bewegung. Eine symbolische nationalen Kraft, die aus den guten Bedingungen der geistigen und nahmlos; und die Nottbäuerin, Christofs Weib, bezeugt den Armen un- legte Wendung faßt die Tendenz des Stücks zusammen: Der von materiellen Arbeit erwächst. Die Nationen haben immer ihre ganze verhohlen ihre rechtgläubige Geringschägung. Sie ahnt nicht, daß auch so viel Güte beschämte Kriegsknecht zerbricht sein blutbeflecktes Schwert Kraft aus dem Volt gezogen. In den modernen, wissenschaftlichen ihr das gleiche Los bevorsteht, daß Mann und Schwiegervater selbst ins vor dem Muttergottesbilde. Demokratien tann dieje Volkskraft verzehnfacht, verhundertfacht geheim der neuen Lehre anhangen. Prächtig ist die Szene, da Die Aufführung wetteiferte an Echtheit mit dem Werke. Die werden. Die Nationen, die die größte wirtschaftliche, intelleftuelle Christof, nachdem der Schwarm sich verlaufen, die versteckte Bibel hartfnochig eckige Bäuerin Mathilde Sussins, Monnards in und moralische Macht erlangen, die Nationen, die durch hervorzieht und feierlich bedächtig dem Vater daraus vorliest. Aber ich gekehrter, bei aller Sanftmut doch kraftvoll männlicher Christof, ihr industriöses Genie einen höheren Typus der Zivilisation was Trost gewähren sollte, verschärft nur die Stacheln des Gewissens. und Reichers zwischen der Sorge unt sein Seelenheil und die fchaffen und die das am besten organisierte, das Wer den Herrn nicht vor der Welt zu befennen wagt, den wird der Begräbnisstätte zitterud hinfund her geworfener Greis, waren Leistungen einigste, reichste und hochsinnigste Proletariat be- Herr verwerfen. So steht geschrieben und Christof weist den Vater ersten Ranges. Die weniger psychologisch ausgeführte, mehr in figen diese Nationen, diefe allein, werden morgen imstande eindringlich darauf hin. Aber der Alte windet sich und marktet hart- dekorativem Stil gehaltene Figur des kaiserlichen Reiters hatte in fein, die Ideen der Eintracht, des Friedens und der allgemeinen nädig. Gott wird zufrieden sein, wenn er in seinem letzten Herrn Marr einen vortrefflichen Repräsentanten. Bereinigung zum Durchbruch zu bringen. Der Krieg wird nicht Stündlein ihm die Ehre gibt. Was sollte auch ein alter Bauer darum ein Ende haben, weil er grausam ist. Die Nation selbst ist wohl an dem Auferstehungstage machen, wenn er, von Haus ver­gefühllos und grausam, und wir hängen von ihr ab. Er wird trieben, irgendwo in der Fremde eingescharrt, unter lanter un- Vorträge. In der Deutschen Naturwissenschaft­nicht darum enden, weil er ungerecht ist, denn nichts beweist, daß bekannten Beuten erwacht? lichen Gesellschaft spricht am 17. März( i. Rathaus, Zimmer 109) unsere Jdeen von Gerechtigkeit und Liebe sich eines Tags verwirk Ein kaiserlich katholischer Reitersmann, der an der Spitze einer um 8 Uhr Herr Eugen Frédéric über:" Der Champignon lichen. Er wird enden, wenn die politischen und sozialen Söldnertruppe mit Schwert und Spieß den Ketern zusetzen soll, und seine Zucht". Eintritt frei. Im Schillersaal Ursachen zu wirken aufgehört haben werden, die ihn möglich flopft drohend an die Tür. Unterwürfig öffnen fie. Der Alte, des Charlottenburger Schillertheaters spricht Eugen 8 a bel und notwendig gemacht haben: die Autokratie, die der sein eigen Fleisch und Blut, den jüngeren Sohn, bereits ver- am Sonnabend, den 18. März, 8 Uhr, nach eigenen Beobachtungen industrielle konkurrenz, die Unterdrüdung der leugnet hat, schwört immer wieder, er fei schon recht". Die Ge- über das Thema: Vom Kreml zur Newa "( Moskau­arbeitenden Klassen." fahr scheint überstanden. Doch vor der Zeiche einer jungen Nachbars- St. Petersburg). frau, die sich ihre Bibel nicht entreißen lassen wollte und die der Theater. Musitchronit. Bisher find wir es gewöhnt, daß ge­faiserliche Bluthund darum niederstach, wirft Christof die inneren legentlich Schauspieler zum Varieté gehen, jezt wird sich einmal Lessing Theater. Glaube und Heimat", Drama Fesseln, Scheu und Sorgen ab und bekennt sich frei und stolz zum auch das Umgekehrte ereignen. Der Humorist Otto Reutter von Karl Schönherr . Die lange hinausgeschobene Aufführung Glauben der Gemordeten. Ich konnte nicht anders das ist die wird als Styg in der Neueinstudierung des Orpheus in der Unter­von Schönherrs bereits an vielen Bühnen gegebenen Schauspiels einzige Antwort, die der Stille beim Lamentieren seines Weibes welt", die die Komische Oper" plant, mitwirken.

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Notizen.

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