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In fctnet Wohnung erschossen Hat sich See Z4 Fahre alle Schneidermeister Gustav Kuttner, der als Junggeselle seit zwei Jahren für sich allein in der Dresdenerstr. 61 hauste. Ein Brust- leiden hatte ihn sehr nervös gemacht. Geschäftssorgen haben den 4g Jahre alten Destillateur Franz Pollcy aus der Hasen- Heide 4g in den Tod getrieben. Er erhängte sich an der Türklinke. Ein Opfer des Alkohols ist der 56 Jahre alte Arbeiter Rudol Kasper geworden, der gestern auf dem Belle-Allianceplatz unter freiem Himmel starb. Der Mann hatte seine Frau vor acht Monaten nach einem Streit verlassen und sank nun immer tiefer. Obdachlos trieb er sich Tag und Nacht umher, stets mit der Schnapsflasche in der Tasche. Gestern hielt er sich von morgens an auf dem Belle-Allianceplatz auf. Bald war' er wieder sinnlos betrunken. Ein Schutzmann, der ihn mittags auf einer Bank sitzend fand und mit seinen Versuchen, ihn zu wecken, keinen Erfolg hatte, holte einen Arzt. Dieser stellte fest, datz Kasper tot war. Die Leiche wurde beschlagnahmt und nach dem Schauhause ge- bracht. Ein mutmaßlicher KiudeSmord beschäftigt die Kriminalpolizei. Auf dem Bahnsteig der Haltestelle Grotzgörschenstratze fand man gestern abend um 3 Uhr auf einer Wassertonne ein Paket, das die Leiche eines neugeborenen Knaben enthielt. Wahrscheinlich ist das Kind das Opfer eines Verbrechens geworden, denn am Kopfe befinden sich Verletzungen, die auf einen gewaltsamen Tod schliefen lassen. Die� kleine Leiche war in ein weisileinenes Handtuch ohne Zeichen eingewickelt uno mit diesem in eine große Tüte gesteckt. Die Schöneberger Kriminalpolizei ließ sie nach der Halle an der Maxstraße bringen und leitete alsbald die Nachforschungen nach der Mutter ein., Zwischen Eisenbahnpuffern zermalmt. Bei einem schrecklichen Unglücksfall hat der Streckenarbeiter Hermann Wolff   auf der Kremmener Bahn   den Tod gefunden. W. war aushilfsweise auf dem Kremmener Bahnhof tätig und eS war seine Aufgabe, rangierende Waggons aneinanderzukoppeln. Er geriet dabei zwischen die Puffer zweier aufeinander fahrender Wagen und wurde fast vollständig zerdrückt. Der Tod trat auf der Stelle ein. Großfeuer in der Blumenpraße. Ein gewaltiges Feuer wütete gestern früh in der Blumen- straße 77 und beschäftigte mehrere Löschzüge der Berliner   Feuer- wehr stundenlang. Der Brand dehnte sich auf vier Etagen aus und zerstörte mehrere Fabrikbetriebe, so daß der Schaden ganz be- deutend ist. Ouergebäude und Seitenflügel auf dem Grundstück Blumen- straße 77 sind durchweg mit Fabrikbetrieben besetzt. Im Erdgeschoß und Hochparterre befindet sich die Metallschraubenfabrik von C. F. S t a e r k e, während in den oberen Etagen die Pianomcchanik- fabrik von Ernst Genz u. Co. untergebracht ist. Außerdem liegen dort noch Fabrikräume der Musikinstrumentenfabrik von R. E f f n e r. DaS Feuer entstand bei der Firma Genz u. Co., doch ist nicht er- mittelt, ob im ersten oder im zweiten Stock. Die Flammen griffen rapide um sich und bahnten sich in kurzer Zeit einen Weg bis zum Dachgeschoß. Als die Gefahr bemerkt wurde, brannten die oberen Stockwerke schon in ganzer Ausdehnung. Die schnelle Ausbreitung des Feuers ist auf die alte Bauart des Gebäudes zurückzuführen. Durch die Decken der einzelnen Etagen laufen nämlich große Heizungsröhren bis zum Dachgeschoß. Diese Röhren waren ohne jede Umhüllung so daß die Durchgangslöcher geradezu wie Schornsteine wirkten. Bei Ankunft der Feuerwehr war also die Situation recht gefährlich. Oberbrand- inspektor Reinhardt ließ sofort mehrere Dampfspritzen in Tätigkeit treten und mit fünf Schlauchleitungen Waffer geben. Der Lösch- angriff erfolgte über zwei Steckleitergänge und die Treppen hinweg. DaS Vordringen über die Treppen wurde aber dadurch erschwert. daß in den oberen Etagen ganz polizeiwidrig größere Posten Hölzer aufgestapelt waren. Erst als diese Holzstapel beseitigt waren, konnten die Löschmannschaften wirksam gegen die Flammen vordringen. Die Ablöschung des Feuers dauerte aber über drei Stunden. Fast alle Stockwerke des Ouer« gebäudes und Seitenflügels sind ausgebrannt. Ebenso wurde der ge- samte Dachstuhl ein Raub der Flammen. Den größten Schaden er- leidet die Pianomechanikfabrik von Ernst Grenz u. Co. Aber auch im Erdgeschoß und Hochparterre ist erheblicher Schaden verursacht worden, da hier wertvolle Maschinen standen. Die Firma Staerke wurde im vierten Stock, wo sich Fabrikräume für Automaten be- fanden, stark in Mitleidenschaft gezogen. Die vollständige Ablöschung und Aufräumung der Brandstelle wird noch längere Zeit in An- spruch nehmen. Unfälle find bei den Löscharbeiten nicht vorgekommen. obgleich sich zuerst eine starke Verqualmung geltend machte. Auf der Treptow  -Stcrnwarte finden am Sonntag, den IS. März, folgende gemeinverständliche Vorträge statt: Nachmittags 5 Uhr: .Eine Wanderung durch das Weltall  ", abends 7 Uhr:Der Planet MarS  , seine Kanäle und Eisfelder". Am Montag, den 26. März, abends 9 Uhr, lautet das Thema:Die Vergangenheit und Zukunft der Planeten". Sämtliche Vorträge sind mit zahlreichen Lichtbildern ausgestattet. Mir dem großen Fernrohr wird der Planet Saturn oder der Orionnebel gezeigt. Kleinere Fernrohre stehen den Be- suchcrn der Sternwarte zur Beobachtung anderer Objekte ftei zur Verfügung. Wer ist die Tote? DaS Polizeipräsidium teilt mit: Am 12. März wurde in Pankow   aus dem unbebauten Gelände Mühlen- straße 33/34 die Leiche einer unbekannten, anscheinend dem Arbeiter- stände angehörigen Frauensperson aufgefunden. ES liegt Selbst« mord durch Lysolvergistung vor. Die Person ist 4556 Jahre alt, 1,551,66 Meter groß, hat dunkelblondes Haar, rundes Gesicht, hohe Slirn, dunkle und bogenförmige Augenbrauen, Stumpfnase, breiten Mund, war bekleidet mit schwarzem Kleid mit Samlbesatz, schwarzrotgerändertem Kopftuch, schwarzem Umschlagetuch. schwarzgrauer Pelerine mit graukariertem Futter, schwarzen Schnürschuhen und Strümpfen, blauweiß gestreifter verwaschener Schürze, grauen Barchent- beinkleidern und dito Unterrock, schwarz-weiß gestreiftem Unterrock, wollener Untertaille und Hemd, weißem Barchenlhemd ohne Zeichen. Die Leiche befindet sich auf dem neuen Pankower Kirchhof sSchön- holzer Heide). Etwaige Mitteilungen über die Persönlichkeit der Toten werde» in jedem Polizeirevier oder bei der Kriminalpolizei  Zimmer 347 III entgegengenommen zur Tagebuchnummer VSS IV 38. 11. Verloren gegangen ist am Donnerstag vormittag auf dem Wege von der Reichenbergcr-, Ritter- bis zur Krausenstraße eine Jnvalidenkarte, Krankenkaffenbuch, 3 Zeugnisse und 2 Schlüssel. Dieselben sind an Fräulein Elise Kortum, Laufitzerstr. 18, ab« zugeben. Zeugen gesucht. Personen, die gesehen haben, wie am 17. Januar früh 7 Uhr an der Haltestelle Große Frankfurter- Ecke Waßmannstraße beim.Absteigen von einem Wogen der. Linie 69 eine Dame verunglückte, werden gebeten, sich bei Baumann. Große Frankfurter Straße 124, zu melden. Insbesondere'-werden die auf dem Hinterperron und im Wagen besittdlichen Damen und Herren. die den Vorfall beobachtet haben, um ihre Adresse gebeten. Vorort- l�ackrickten. Charlottenburg  . Das Charlottenburger Stadtparlament und die Steuererhöhung. Die Charlottenburger   Stadtverordnetenversammlung beschäf- tigte sich am Mittwoch mit der Magistratsvorlage, die einen Zu- schlug von«eilKtt, 16 Proz. zu ven bereits hewikkigten 166 Pwz. StaatSeinkommensteuern zwecks Verringerung des Anleihebestandes oder Bedarfes fordert. Von sozialdemokratischer Seite waren hierzu zwei Anträge eingelaufen, ein Hauptantrag, der die Bewilligung davon abhängig machen will, daß von den Mehreinnahmen ein bestimmter Teil für soziale Zwecke lArbeitslosenfürsorge und Gewährung freier Lernmittel an alle Gemeindeschüler) verwendet wird, und ein Eventualantrag, der für den Fall der Ablehnung der Magistratsvorlage den Magistrat ersucht, mit der Versammlung in gemischter Deputation zu beraten, ob und welche Schritte zum Zwecke der Erreichung einheitlicher Steuersätze mit den Nachtergemeiiiden für das Jahr 1912 zu tun sind.. Stadtv. W ö I l m e r(lib.) machte als Berichterstatter zunächst eine Reihe rechtlicher Bedenken gegen die Magistratsvorlage sowohl als auch gegen den sozialdemokratischen Antrag geltend und bat mit Rücksicht auf die gute Finanzlage Charlottenburgs   und ferner mit Rücksicht darauf, daß durch eine aleichniätzige Festsetzung der Steuersätze eine wirtschaftliche Gleichheit in den Groß-Berliner Gemeinden doch nicht erzielt werde, um Ablehnung der Vorlage. Namens der liberalen Fraktion erklärte Stadtv. Dr. F l a t a u, daß seine Freunde die Vorlage glatt ablehnen würden. Die Ge- meinden müßten ihre Steuersätze nach ihren eigenen Bedürfnissen und Verhältnissen einrichten, nicht aber nach denen ihrer Nach- bargemeinlben. Die Finanzlage Charlottenburgs fei eine gesunde. Dazu komme, daߧ 66 der Städteordnung die Bewilligung von Einnahmen nur insoweit gestatte, als sich der Bedarf im voraus bestimmen lasse. Redner polemisierte zum Schluß gegen die So- zialdemokraten, die mit dem Regierungspräsidenten   Schulter an Schulter den Kampf um die Steuererhöhung führen wollten, und suchte seine Behauptungen durch aus dem Zusammenhang gerissene Zitate aus den Artikeln von Bernstein   und Hirsch imVorwärts" zu stützen. Genosse B o r ch a r d t, der sich wegen Beleidigung der Regie- rung einen Ordnungsruf zuzog, bezeichnet die Gründe gegen die Mvgistratsvorlage als recht fadenscheiniger Natur. Die Furcht, daß bei einer Ueberschreiwng der Grenze von 166 Proz. die Zu- schlüge immer weiter erhöht würden, teile er nicht, die Stadtverord- netenversammlung habe doch alljährlich die Zuschläge festzusetzen. Im Vordergrund stehe bei der Erhebung neuer Steuern der Äer- Wendungszweck. Daß der Regierungspräsident unzulässig in das Selbstverwaltungsrecht eingegriffen habe, könne er nicht zugeben, man dürfe doch nicht in jeder Lebensäußerung der Regierung einen Eingriff in das Selbstverwaltungsrecht erblicken. Selbst bei einer weitgehenden demokratischen Verfassung würde das Steuerwesen der Gemeinden unter eine staatliche Kontrolle gestellt werdev müssen. Charlottenburg   habe schon bisher viel zu viel Dinge auf Anleihen genommen; da fei es doch berechtigt, daß die Aufsichts- behörden sagen, so kann es nicht weiter gehen. Nach Ansicht seiner Freunde müßten die höheren Einnahmen allerdings zu einem Teil für soziale Zwecke Verwendung finden. Lehne die Versammlung das ab, dann könnten auch sie nicht für die Vorlage des Magistrats stimmen. Der Stadtv..Flatau irre, wenn er denVorwärts"- artikel deS Genossen Hirsch gegen die sozialdemokratische Fraktion ausspielen zu. können glaube, denn Hirsch habe ja ausdrücklich für eine Steuererhöhung gesprochen unter der Voraussetzung, daß die Mehreinnahmen im Interesse der Arbeiterklasse verwendet werden. Die Sozialdemokraten hätten den Arbeitern niemals vorgeredet, daß eine gute Verwaltung ohne ein geordnetes Finanzlvesen mög- lich ist. Dem Gedanken der Magistratsvorlage ständen seine Freunde schon deshalb sympathisch gegenüber, weil das ein Schritt auf dem Wege zur Eingemeindung sei. Werde der Zettpunkt, die Steuern durch freiwillige Vereinbarung gemeinsam zu regeln, jetzt verpaßt, dann werde er vielleicht für lange verpaßt fem, und schließ- lich werde Charlottenburg   gezwungen werden, auch ohne ein Zu­sammengehen mit anderen Gemeinden die 166 Proz. zu über- schreiten, und diese Ueberschreitung werde erheblich über 116 Proz. hinausgehen. Die Mehrheit werde ja zweifellos in ihrer Kurz- sichtigkeit und sozialen Rückständigkeit ine Vorlage niederstimmen, aber seine Freunde Ijoftten doch immer noch, daß in naher Zeit die Erkenntnis siegen wird, daß eS auch für Charlottcnburg heilsam ist, den Weg einer Verständigung mit anderen Gemeinden zu uchen. Deshalb bitte er, wenigstens dem sozialdemokratischen Eventualantrag zuzustimmen. Die vereinigte Alte Fraktion schickte zwei Redner ins Feld, den Stadtv. Becker, der das Vorgehen des, Regierungspräsidenten als einen unberechtigten Eingrffs in das Selbstverwaltungsrecht bezeichnete und vor der Bewilligung von Steuern ohne Not warnte, und den Stadtv. Dr. Stadt ha gen. der für die Annahme der Magistratsvorlaae sprach Endlich griff auch der Oberbürgermeister SchustehruS   in die Debatte ein, aber fast schien es, als wollte die Mehrheit ihn überhaupt nicht hören; fortwährend unterbrach sie ihn durch Zu- rufe. DaS Stqdtoberhaupt stellte sich schützend vor den RegierungS- Präsidenten und bat ritterlich, nicht diesem, sondern ihm die Schuld zu geben, denn der Regierungspräsident habe ursprünglich die Ab- sicht gehabt, erst für das Jahr 1912 die Erhöhung auf 116 Proz. herbeizuführen, aber er. der Oberbürgermeister, habe sich, gestützt auf frühere Aeußerungen führender Personen aus der Äersamm- lung, anheischig gemacht, die Erhöhung schon jetzt durchzusetzen. Ter Magistrat geht davon aus, daß die finanziellen Verhältnisse der Stadl auf eine sichere Grundlage gestellt werden müßten. Die Stadt müsse genau so verfahren wie ein Kauftnann, der seine Ver� hältnisse gerade dann konsolidiert, wenn eS ihm gut geht. Zum mindesten bitte er doch, die Vorlage in einem Ausschuß zu prüfen- Wolle man auch daS nicht, dann möge man aber den sozialdemo- kratischen Eventualantrag annehmen. Der Oberbürgermeister hatte tauben Ohren gepredigt. Die Versammlung machte der Debatte ein gewaltsames Ende und eilte zur Abstimmung. DaS Resultat war die Ablehnung aller Anträge und auch der Magistratsvorlage e l b st. Sogar die Einsetzung einer gemischten Deputation wurde nicht beliebt. Hierfür stimmten außer den Sozialdemokraten nur etwa ein Dutzend bürgerliche Vertreter. Wegen der vorgerückten Zeit wurde die Vorlage auf Einfüh- rung einer kommunalen Arbeitslosenunterstützung von der TageS- ordnung abgesetzt und nur noch eine Reihe kleinerer Vorlogen er- ledigt._ Ein zweite? Opfer der Familientrogödie. Die Wahnsinnstat der i Jackisch auS der Kaiser-Friedrich-Straße, über die wir bereits ausführlich berichteten, hat ein zweites Opfer gefordert. In dem Krankenhause Westend   ist gestern morgen gegen 7'/« Uhr der kleine Emil I. an den Folgen der Lysolvergistung gestorben. Trotz der angestrengten Bemühungen der Aerzte war eS nicht möglich, den kleinen Patienten, der furchtbare innere Brandwunden erlitten hatte. zu retten. DaS Befinden des Mädchens ist dagegen günstiger; eS besteht Hoffnung, das Kind am Leben zu erhalten. Eltcrnverein für freie Erziehung. Montag, den 26. März, abends 3 Uhr, findet im Volkshause. Rosinenstr. 3, ein großer öffentlicher Vortragsabend statt. Genosse Simon Katzenstein   wird über das Thema:»Der Kampf gegen die Schundliteratur' referieren. Hierauf: Freie Aussprache. Ein Zusammenstoß zwischen einem Straßenbahnwagen und einem Automobil ereignete sich gestern gegen lli2 Uhr nachts an der Ecke der Lützow  - und Magdeburger Straße. Dort bog die von dem Chauffeur August Thomas geführte Kraftdroschke Nr. I 8225 un- mittelbar vor einem herannahenden Straßenbahnwagen der Linie 81 auf das Gleis und wurde angefahren. Personen wurden bei dem Zusammenprall glücklicherweise nicht verletzt. An dem Bahnwagen wurde eine Seitenscheibe zertrümmert und der HauptsicherungS- kästen abgeriffen; an dem Auto wurde der Kühler und die Seiten- wand beschädigt. Wilmcrsdorf-Halensee. Aus der Stadtverordnetea-Bersammlung. Das wichtigste Ereignis aus den Verhandlungen vom Mittwochabend dürste wohl die mit großer Mehrheit«rsolgte SRehmmz sein, bis der im Einverständnis mit dem Regierungspräsidenten eingebrachte MagistratSuntrag, den Zuschlag zur Einkommensteuer auf 116 Proz. zu erhöhe«, auch in Wilmersdorf   gefunden hat. Nachdem im Namen der Mehr- heit der Stadtverordnete Prof. Dr. Leidig den vom Magistrat nur ziemlich lau verteidigten Antrag mit dem Hinweise auf die bedrohte Selbstverwaltung bekämpft hatte, wurde dieser Herr von sozialdemokratischer Seite darauf aufmerksam gemacht, daß zum Eintreten für die Selbstverwaltungsrechte der Gemeinden sich schicklichere Gelegenheiten finden als die vorliegende. Man brauche nur an die vielen Fälle zu denken, in denen die Regierung sich an- maße, aus den Magistratskollegien und den Schul- deputationen die Männer, denen die Stadtverordneten- Versammlung Vertrauen geschenkt habe, ihrer politischen Gesinnung wegen zurückzuweisen. Im jetzigen Augenblick würde die Ablehnung der ZuschlagSerhöhung nur die Wirkung haben. daß die Regierung von neuem konstatieren könne, wie wenig auf dem Wege der sogenannten Selbstverwaltung durch freiwillige Ver» einbarung der Groß-Berliner Gemeinden zu erreichen sei. Professor Dr. Leidig wußte keine andere Antwort als die, daß er den Magistrat bezichtigte, mit der Sozialdemokratie zu harmonieren, nachdem sich auch bei dieser Gelegenheit herausgestellt hat, daß die Linke den Magistratsvorlagen in der Stadtverordneten- Versammlung mit vorurteilsloserem Blick gegenllbertritt als die staatserbaltcnde" Mehrheit. Damit der Magistrat recht deutlich seine Abhängigkeit fühlen sollte, begingen die konservativen und nationalliberalen Herren bei der Elatberatung ferner den Streich. daß ffie die Summe von 8139 M., die der Magistrar für un» vorhergesehene Ausgaben in den Etat eingestellt batte, Segen den Einspruch der Linken auf 139 M. verkürzlen. üch die von unseren Parteigenossen beantragte Einstellung einer Summe, die den Volksschullindern Lehrmittelfreiheit sichern sollte, wurde nicdergeftimmt, ebcnso ein Antrag, wonach zur Beschaffung von Schulbüchern usw. für arme Kinder 60 M. statt 46 M. für jede Klasse bewilligt werden sollten. Hingegen spendierte die Stadtverordneten-Versammlung einer K u n st» Vereinigung, die bis jetzt noch nichts in der Oeffentlichkeit geleistet hat, den immerhin ansehnlichen Betrag von 5666 M. Am nächsten Mittwoch soll die Etatsberalung zu Ende geführt werden. AuS den übrigen Gegenständen der Tagesordnung erwähnen wir, daß endlich die Niederlegung des.Scheu nenviertelS" an der Gasteiner Straße beschlossen wurde. Die Versammlung stimmte dem Haberlandschen Projekt zu, wonach die Lauenburger Straße in ihrer jetzigen Richtung verbreitert und nach der Ber  - liner Straße durchgeführt werden soll. Demgemäß ermächtigte die Versammlung den Magistrat zum Abschluß eines VertageS mit der Berlinischen Bodengesellichast zu Berlin  , des Inhalts, daß die Ge- sellschast die von der Stadt für 11679 575 M. erworbenen Grund- stücke wieder verkauft und der Stadt einen Erlös von 856 666 M. garantiert. Ein Mehrerlös soll zur Hälfte der städtischen Kämmerei- lasse, zur Hälfte der Georg-Haberland  -Stiftung zufließen. Diesem Projekt, das enlschieden die beste Lösung derScheunen« viertel-Frage" bedeutet, stimmten auch die Sozialdemokralen zu. Zum Vertreter der Stadtverordneteuversammlung in der Ver« waltungsstreüsache. die der Kaufmann Lazarus wegen des ihm aberkannten SladtverordnetenmandatS führt, wurde der Stadt- verordnete Büchtemann gewählt. Adlershof  . An BcrgiftungSerschcinungen verstorben ist am Sonntag der hiesige Eigentümer Nikolaus Fleck, der sich bis dahin einer guten Gesundheit zu erfreuen hatte. Da der hinzugerufene Arzt die Todes- Ursache nicht festzustellen vermochte, erstattete er Anzeige bei der Polizeibehörde, die die Beschlagnahme der Leiche verfügte. Bei der vorgestern erfolgten Obduktion konnte die Todesursache ebenfalls noch nicht genau ermittelt werden. Die Aerzte hegen jedoch den Verdacht, daß der Verstorbene vergiftet worden ist, weshalb Leichen- teile dem GerichtSchemikcr zur Untersuchung übersandt wurden. DaS Ergebnis dieser Untersuchung ist noch nicht bekannt. Kalkberge-Rüdersdorf  . Ein Unglücksfall mit tödlichem Ausgange ereignete sich gestern nachmittag in der Zementsabrik von Wegener. Der 18 Jahre alte Arbeiter Ferdinand Voigt war im Lagerkeller mit der Anhäufung von Zement», assen beschäftigt, als plötzlich eine Zemenlschicht ein- stürzte. Der junge Arbeiter wurde vollständig begraben, und als hmzilipringende Arbeiter ihn wieder ans Tageslicht befördert hatten. war eS leider zu spät. W. war inzwischen erstickt. Die Leiche wurde von der Polizei beschlagnahmt. Jngendveranstaltnngen. NowaweS. Am Sonnabend, den 13. März, findet im Lokale deS Herrn Max Singer da? StiltungSfest der Freien Jugendorganisation statt. Festrede: Genosse Piek- Berlin. DaS Konzert wird von der Kapelle Köhler unter Mitwirkung deS ArbcitergcsangvereinSFreier Männcrchor" ausgesührl. Außerdem gelange» noch Rezitationen zum Vortrag. Freunde der Arbeiterjugendbewegung find willkommen. Der JugciidauSichuß. Eingegangene vrucklckriften. Bon derNeuen Zeit"(Stuttgart  , Paul Singer) ist soeben das 24. Hest deS 29. Jahrgangs erschieiicu. Es hat solgenden Inhalt: Aus der Wippe.   Die Kommune von 187t. Von L. Dubreuilh(Paris  ). Zum Frauentag I Bon Adelheid Popp  (Wien  ). Finanzkapital und Krisen. Von K. KautSkh.(Fortsetzung.) Literarische Rundschau: Thcod. Curti, Die Resultate deS Schweizerischen Reserendums. Von dl. K. Ad vis Braun. Di« Gewerkschasten. Von August Winnig  . Dr. August Hcrrmann, Die Lage der Waldarbeiter in Elsaß-Lothringen  . Bon I. Karsli. Der Ver» traucnSmann, die Tätigkeit der Werlstattverirauensmäniicr im Deutschen  tolzarbciterverband. Von all. dr. Notizen: Zur Landagitation. Von lwm Herre, Leipzig  . Fünfundzwanzig Jahre Krankenversicherung im Deutschen   Reiche. Von G. Link. Zcitschrijtcnschau. Die.Neue Zeit' erscheint wöchentlich einmal und ist durch alle Buch. Handlungen, Postanslalten und Kolporteure zum Preise von 3 23 M. pro Quartal zu beziehen; jedoch kann dieselbe bei der Post nur pro Quartal adoiimcrt werden. Das einzelne Hest tostet 23 Ps. Probenummern steben jederzeit zur Verfügung. Der schlechte Ruf. Von O. Blumeuthal. 2 M. Die drei Grazie». Lustspiel von O. Blumeulhal und R. Lothar. 3 M. E. Bloch, Berlin   C. 2. Das neue ZnwachSstcuergesetz. 26 Pf. C. HeymannS Verlag, Berlin   IV. 8. ZuwachSsteneraefetz für daS Deuifche Reich. Herausgegeben von Prosessor Dr. K. Gar eis. 60 Ps., gebunden 90 Ps. Verlag E. Roth. Gießen._ Amtlicher Marktbericht der ttädNIcben Marktballen-Dtrettton flder den Großbimdel in den Zenlral-Marttbaie». Martilage: F l e i i ch i Zusuhr stark, Geschäjt ruhig, Preise unverändert, Bullen, und Fresser» fleisch nachgebend. Wild  : Zusübr mäßig, Gcschäst ruhig, Preise seit. G e l I ü g e I: Zusuhr nicht ausreichend, Geschäft etwas lebhafter, Preise sast unverändert. Fische: Zuiuhr mäßig, Geichäst ruhig, Preise wenig verändert. Butter und Käse: Gejchäst ruhig, Preise unverändert. Gemüse, Obii und Süds rückt-: Zusuhr meist über Bedarf, Geschäft etwas lebhafter, Preise wenig verändert. iSitterunqouverü.ck, vom 16. März 1911. Wetterprognose kür Freitag, de« 17. März 1911. Ein wenig wärmer, zeitweise heiter, aber noch veränderlich mit geringen Riederfchlägen und meist schwachen südlichen Winde». Berliner   Wetterbvreatt.