GewerfefchaftUcbc� Mecler ein Cerror'iatnuörchwuidel. Eine Schimpfepistel gegen den Deutschen Metallar?ei?er» verband veröffentlicht die„Märkische Volkszeitung", das be- kannte Zentrumsblatt, in der Nummer vom 7. März. Der Christliche Metallarbeiterverband beklagt sich dort über �sozialdemokratische Gewaltagitation" und schimpft kräftig drauflos: „Auf welch schäbige, jeder Gesinnungsfreiheit hohnsprechende Art und Weise der sozialdemokratische Metallarbeiterverband die Agitation betreibt und Mitglieder für sich zu„gewinnen" sucht, beweist folgender Vorfall: Ein junger, dem christlichen Metall- arbeiterverbande angehöriger Kollege trat vor zirka 3 Wochen bei der Eisenkonstruktionsfirma Delschau in Tempelhof in Arbeit. Genannte Firma beschäftigt zirka 300 Mann, die fast ausnahms- los„frei", das heitzt sozialdemokratisch organisiert sind. Natür- lich wurde der neueingetretene Kollege schon am ersten Tage einem Verhör über seine Organisationsangehörigkeit unterzogen und auch sein Verbandsbuch, angeblich zur„Einstchtnahme" ver- langt. Als sich dabei nun herausstellte, daß der Kollege christ- lich organisiert ist— ein schrecklicher Gedanke für einen„Ziel- bewußten"—, da wurde ihm einfach von einem Freiheitshelden, dem Anreißer Hoff mann, bedeutet: Ja, das Buch kriegst Du nicht wieder, Du mutzt bei uns eintreten! Der„freie" Vertrauensmann Schmidt nahm das Buch an sich; inzwischen sind zwei Wochen vergangen, ohne daß dem Kol- legen trotz mehrmaliger Aufforderung sein Buch zurückgegeben wurde. Ob die beiden ihrer schäbigen, zudem gesetzwidrigen Handlungsweise, die anscheinend von ihrem Verbände ge- billigt wird, sich völlig bewußt sind, darf füglich bezweifelt werden; bei geistig normalen Menschen ist dergleichen schlechterdings un- möglich, nur Größenwahn und Machtdünkel, gepaart mit einer starken Dosis Unverschämtheit, können derartige Auswüchse zeiti- gen. Und sie stehen in diesem Lager nicht vereinzelt da. Wenn der sozialdemokratische Metallarbeiterverband und seine sauberen Macher aber glauben, durch derartige schofle Manöver auch nur einen Mann für sich zu gewinnen, so befinden sie sich mit dieser Annahme stark auf dem Holzwege; damit reißen sie sich selbst die Maske vom Gesicht und zeigen sich in ihrem wahren Charak- ter, und wer den kennt,— der ist kuriert. Trefflich paßt auch hier das Wort: Das ist die Kraft, die das Böse will und das Gute schafft!" Wir wandten uns wegen der Angelegenheit sofort an den Metallarbeiterverband. Die vom Metallarbeiterverband ge- machten Feststellungen haben nun folgendes ergeben: Der Metallarbeiter, um den es sich hier handelt, war am 8. Ja- nuar d. I. Mitglied des Christlichen Metallarbeiterverbandes geworden und hatte bis zum Uebertritt zum Deutschen Metall- arbeiterverband bei ben Christlichen vier Wochen Beitrag bezahlt. Es ist nun einwandfrei festgestellt, daß der Mann seinen Uebertritt durchaus freiwillig vollzog. Er hat dieses auch in Zeugengegenwart zugegeben. Aus der ganzen An- gelegenheit wäre niemals etwas Besonderes geworden, wenn nicht der angeblich terrorisierte Mann einen Bruder hätte, der bei den Christlichen tätig ist. A l s d i e s e r„B r u d e r" von dem Uebertritt zum Deutschen Metall- arbeiterverband hörte, drohte er seinem jüngeren Bruder, er dürfe ihm nicht wieder ins Haus kommen, wenn dieser Uebertritt nicht rückgängig gemacht würde. Nun bekam es der bedeutend jüngere Bruder mit der Angst und sagte, die Kollegen im Betrieb hätten ihn zum Uebertritt gedrängt und das Buch der„Christlichen " abgenommen. So der Sachver- halt nach den Angaben aller Beteiligten im Betrieb. Wenn hier von Terrorismus gesprochen werden kann, dann ist eS der christliche ältere Bruder, der seinen jüngeren Bruder brutal terrorisierte... Aber trotz alledem ist dem jungen Mann wiederholt und ausdrücklich im Bureau des Deutschen Metallarbeiter- Verbandes gesagt, daß— wenn er sich im Deutschen Metall- arbeiterverband nicht wohl fühle— er sein Mitgliedsbuch bringen möge und es gegen das Buch der Christlichen um- tauschen könne. Jetzt, wo dies geschrieben wird, sechs Tage später, hat noch niemand das Buch des Metallarbeiter- Verbandes gebracht, um es gegen das Buch der„Christlichen " umzutauschen. Betrachten wir also das Ganze, dann finden wir, daß die Untersuchung des Vorkommnisses nicht etwa Terrorismus auf Seiten des Deutschen Metallarbeiter- Verbandes ergeben hat, sondern elende Heuchelei und Verdrehung der Tatsachen auf feiten der Chri stlich e n. ßcrUn und Umgegend. Können in der Knabenkonsettion Tarife eingeführt werden? Diese Frage beschäftigte am Dienstag eine Versammlung der Bügler. Stepper. Werkstatt- und Heimarbeiterinnen, die bei Graetz in der Großen Frankfurter Straße tagte. ES ist selbst- verständlich, daß daS. was in anderen Branchen deS Schneider- gewerbes möglich und zu einem guten Teil durchgeführt ist, die Lohn- und Arbeitsbedingungen zu verbessern und tariflich zu regeln, auch in der Knabenkonfektion möglich fein mutz. Das war die Antwort, die der Referent Kunze aus die Frage gab, und das war auch die Ueberzeugung der Versammlung. Ebenso herrschte kein Zweifel darüber, daß diese Verbesserung und Regelung der Löhne dringend notwendig ist. Ein nicht geringer Teil der Arbeiterschaft der Knabenkonfektion ist einem gewissen Fatalismus verfallen, betrachtet es gleichsam als eine„gott - gewollte Abhängigkeit", daß man sich drücken lassen und immer wieder drücken lassen muß. Kommt zu solchen Arbeiterinnen jemand mit der Aufforderung zur Organisation, da ist die Antwort: „Ja, uns geht'S so schon so schlecht, und nun sollen wir noch Beiträge zahlen!" Die Folge davon ist. daß sie wöchentlich 3 bis 4 M. weniger Lohn erhalten, als wenn sie organisiert wären. Dafür„sparen" sie allerdings die 25 Pf. Beitrag. In anderen Branchen, z. B. in der Kostümbranche, hörte man früher dasselbe Gerede; da konnten die Arbeiterinnen auch die Beiträge nicht zahlen. Aber sie ließen sich belehren, und der Erfolg war, daß sie 1909 eine Lohnbewegung durchführen konnten, die ihnen 4 bis 6 M. Lohnerhöhung pro Woche und manche andere Vorteile mehr einbrachte.— An den Vortrag schloß sich eine rege Diskussion. und es zeigte sich, daß der Wille zu einer Lohnbewegung in der Knabenkonfektion im Erstarken begriffen ist, die Empörung über die elenden Zustände immer mehr anwächst. Dieser gutbesuchten Versammlung werden fortlausend weitere in anderen Stadtteilen folgen, um überall die Arbeiter und Arbeiterinnen der Knaben- konfektion in Massen für die Bewegung zu gewinnen, soweit das bisher noch nicht der Fall ist._ Eine Tarifbewegung der Marmorarbeiter. Die Marmorarbeiter, Sektion II deS Verbandes der Stein- arbeiter. besprachen am Donnerstag abend in einer Versammlung, dle hei Wegener in der Seydelstratze stattfand, die Aussichten Jür einen Tarifabschlutz mit den Unternehmern. Die Steinmetzgeschäfte wünschen einen Vertrag abzuschließen, wie Zunk der Versamm- lung mitteilte. Die Forderungen, die vor einem Jahre aufgestellt wurden, sind von dem größten Teile der Firmen schon erfüllt, und es würde sich hauptsächlich um die tarifmäßige Festlegung der Lohn- sätze für das gesamte Gewerbe handeln. Nach diesen Sätzen soll Perautw. Redakteur:«lbert Vach«. Berlin . Inseratenteil verantw.: sie, Versetzfirmen 90 Pf. Stundenlohn gezahlt tverden; Steinmetzen in der Werkstatt sollen 80 Pf., aus dem Bau 8S Pf., Schleifer in der Werkstatt 08 Pf., auf dem Bau 73 Pf. erhalten. Der Verband der Steinmetzgeschäfte von Groß-Berlin richtete kürzlich an die Zahlstelle Berlin des Zentralverbandes der Stein- arbeiter ein Schreiben, in dem gesagt wurde, daß der Verhand gewillt sei, per Frage der Fortsetzung von Minimallöhnen und dem Abschluß eines Lohntarifs für die Marmorarbeiter näherzutreten. Die Unternehmer hatten bereits eine Kommission von 5 Mitgliedern gewählt und erklärten sich bereit, mit einer gleichen Kommission von der Marmorarbeiterbranche in Unterhandlung zu treten.— Die Arbeiter waren damit einverstanden, aber sie wünschten, daß zu den genannten Lohnsätzen nach einem Jahre ern Zuschlag gezahlt werde, und sie beauftragten demgemäß ihre Kommission, die in der Versammlung gewählt wurde. Der Tarif wird voraussichtlich bis zum 1. April 1913 abgeschlossen werden, falls die Unterhandlungen ein günstiges Ergebnis zeitigen. Die neue Sonntagsverordnung für das Handelsgewerbe. Bekanntlich hat sich die Berliner Stadtverwaltung zu einer „sozialen Tat" aufgerafft, indem sie die sonntägliche Verkaufszeit auf zwei Stunden herabsetzte.— Eine sehr stark besuchte, vom Transportarbeiterverband einberufene, öffentliche Versammlung der Handelshilfsarbeiter nahm am Donnerstag Stellung zu dieser Verordnung. Der Referent, Reichstagsabgeordneter Eichhorn, sowie die Diskussionsredner vertraten den Standpunkt, daß die Verordnung den Forderungen der Arbeiter im Handelsgewerbe durchaus nicht entspricht. Sie verlangen nach wie vor vollständige Sonntagsruhe und demgemäß völligen Ladenschluß an Sonn- und Feiertagen. Es ist ein längst widerlegter Irrtum, wenn man fürchtet, der Ladenschluß werde die Geschäftsleute schädigen. So wie sich das Publikum an den Achtuhrladenschlutz an Wochentagen und an den Sonntagsschluß in den jetzigen Grenzen gewöhnt hat, so wird es sich auch an den völligen Ladenschluß an Sonntagen gewöhnen, ohne daß den Geschäftsleuten ein Schaden erwächst. Den Arbeitern und Angestellten ist die Sonntagsruhe ein dringendes Bedürfnis. Die Erfahrung hat bewiesen, daß sie immer noch über die zulässige Geschäftszeit beschäftigt werden. Das wird auch bei der zweistündigen Geschäftszeit nicht anders werden. Was dann noch als Sonntagsruhe für den Arbeiter übrig bleibt, kann in keiner Weise genügen. Wenn man jetzt, trotz Verbot der Sonntags- arbeit, mit einem großen Paket über die Straße geht— sagte ein Redner—, dann kann man einem Schutzmann damit vor den Bauch stoßen, ohne daß er die Uebertretung der Sonntagsruhe be- merkt. Nur das gänzliche Verbot der Sonntagsarbeit kann dem Arbeiter die notwendige Sonntagsruhe bringen. Die Versammlung setzte eine Kommission ein, welche die Durch- führung der Sonntagsruhe kontrollieren soll und nahm einstimmig folgende Resolution an: Die Versammlung bedauert, daß die gesetzgebenden Körper- schaften dem so dringenden Wunsche aller im Handelsgewerbe Beschäftigten, die vollständige Sonntagsruhe einzuführen, bis- her noch nicht nachgekommen sind.— Die gesetzliche Einführung der vollständigen ununterbrochenen 30stündigen Sonntagsruhe ist eine kulturelle Notwendigkeit, die durchzuführen um so mehr er- forderlich ist, als gerade die Handelsangestellten durch die überaus lange Arbeitszeit an den Wochentagen nicht nur in ihrer Gesund- heit schwer bedroht, sondern auch in ihrer geistigen und beruf- lichen Weiterbildung behindert werden. Aus diesem Grunde wäre es dringend erforderlich gewesen, daß der Magistrat und das Stadtverordnetenkollegium sich nicht auf die unwesentliche Verbesserung der Sonntagsruhe, welche durch das neugeschaffene Ortsstatut vom 1. Mai 1911 in Kraft tritt, beschränkt, sondern den berechtigten Wünschen der Handels- angestellten, auf Einführung der vollständigen Sonntagsruhe Rechnung getragen hätten. Die Versammelten erblicken in dem neuen Ortsstatut nur eine Abschlagszahlung auf ihre Forderungen und verpflichten sich, nach wie vor einmütig und geschlossen dafür zu agitieren, daß die vollständige Sonntagsruhe zur Durchführung gelangt. Die Versammelten ersuchen das kaufende Publikum höflichst, ihre Einkäufe an den Wochentagen, über nicht an den Sonntagen zu erledigen. Damit die Arbeiter diesem Ersuchen nachkommen können, mutz darauf hingewirkt werden, daß in allen Betrieben die Lohnzahlung am Freitag erfolgt. Eine Lohnbewegung der Handelsgärtnergehilfe» steht bevor. Diese hatten sich am Dienstag in DräselS Festsälen in fo großer Anzahl versammelt, daß der Saal schon vor Beginn der Versammlung bis auf den letzten Platz besetzt war und viele noch stehen mußten. Veranstaltet war die Versammlung vom„A l l g e- meinen Deutschen Gärtner-Verei n". Ortsverwaltung Berlin , fowie vom„Deutschen snationalen) Gärtner- Verband". Brandenburgischer Gau . Als erster Referent sprach I. H. B a n n i e r vom Deutschen (nationalen) Verband. Redner vertritt die Ansicht, daß es sowohl für die Arbeitgeber als auch für Gehilfen das Beste sei. unter tariflich geregelten Verhältnissen zu arbeiten. Vor allem könnte dadurch der Schmutzkonkurrenz ein Riegel vorgeschoben werden. Trotzdem verhielten die Arbeitgeber sich diesem Standpunkt gegenüber durchaus ablehnend. Hierauf ging Walter K w a S n, ck auf die Arbeitsbedingungen der Handelsgärtner ein. Redner stellt Vergleiche an mit anderen Be- rufen und erklärt, daß eS sich heute bei den Gärtnern nicht mehr um die Forderung einer 11 Stundenzeit handeln könne, zumal einige Berliner Firmen heute schon mit lOM? bezw. 10 Stundenzeit fürs ganze Jahr auskommen. Ferner verlangte der Redner Ein- fchränkung der SonntagSarbeit und Abschaffung des Kost- und LogiSsvstemS. Nach sehr lebhafter Diskussion fand einstimmig fol» gende Resolution Annahme: „Die am 14. März 1911 in DräselS Festsälen zahlreich ver- sammelten Handelsgärtnergehilfen von Groß-Berlin erklären, daß eine zeitgemäße Neuregelung der jetzigen Verhältnisse eine drin- gende Notwendigkeit ist. Besonders hält sie eine Erhöhung der Löhne und Verkürzung der Arbeitszeit für unbedingt erforderlich. Im Interesse beider Teile liegt es, wenn es möglich wäre, über diese Forderungen eine gütliche Aussprache zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu erzielen. Aus diesem Grunde unterbreitet die Versammlung der Organisation der Arbeitgeber den Vor- schlag, in einer gemeinsamen Sitzung von Vertretern beider Gruppen diese Frage zu besprechen." Zum Schlüsse der Versammlung meldete sich der Vorsitzende der Arbeitgebergruppe Berlin , E r n st, der die Sachlichkeit der DiS- kussion anerkannte, im übrigen aber erklärte, daß er kein Mandat habe, sich in der Sache zu äußern, da die Arbeitgeber noch keine Sitzung hätten abhalten können. Es wurde dann noch mitgeteilt, daß der Tarif in Düsseldorf abgeschlossen worden sei. Die Anregung zu diesem Tarif war von den Arbeitgebern ausgegangen. Die Versammlung schloß mit einem begeisterten Hoch. Veutf-Kes Reich. Aussperrung im Steinsetzgewerbe. Die Unternehmer de» Steinsetzgewerbe« in Halle a. S. und dem Bezirk Merseburg haben am Dienstag die organisierten Arbeiter ausgesperrt. Die Arbeiter hatten Forderungen gestellt auf Abs-bluß eines Tarifvertrages für drei Jahre, eine Stunden- lohnerhöhung von 6 Pf. für diese Zeit und eine Verkürzung der Arbeitszeit um eine halbe Stunde pro Tag. Die Löhne in diesem Gebiete sind sehr niedrig. Die Unternehmer wollten einen Tarifabschlutz auf drei Jahre mit 3 Pf. Swndenlohnerhöhung. was die Arbeiter ablehnten. Aut den Abschlutz von Einzeltarifen gehen die Unternehmer nicht ein, sie forderten die Zustimmung zu einem Be- zirkstarise. Als keine Einigung darüber zustande kam. legten sie zum Uebcrflutz den Arbeitern Austrittsschcine vor. nach denen sie sirfj zum Austritt aus der Organisation verpflichten sollten. Bei dxr Aussperrung kommen etwa bOO Arbeiter in Betracht. Zuzug ist streng fernzuhalten. TH.Gl»de. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Det Hokzarbeitersircik in BreSka« ist beendet. Eine unter den streikenden Holzarbeitern vorgenommene Urabstimmung über die Frage, ob weiter gestreikt oder der Streik aufgehoben werden soll, ergab, daß 371 für die Beilegung, 489 für Weitersührung des Streiks waren. Da die Dreiviertelmajorität für die Weitersührung des Streiks, die nach dem Statut vorhanden sein mutz, nickt erreicht wurde, gilt der Streik als aufgehoben. Am Montag soll die Arbeit wieder in allen Betrieben auf- genommen werden. Die Breslauer Tischlerinnung hat in einer Versammlung einstimmig beschlossen, sich dem Berliner Schiedsgerichtsspruch zu fügen._ Neue Differenzen im Leipziger Ofensetzgewerbetz Bekanntlich haben die Ofensetzer Leipzigs im vorigen Jahre einen hartnäckigen Streik geführt, der schließlich nach Eingreifen des Arbeitgeberverbandes mit einem annehmbaren Vergleich seinen Abschluß fand. Die beiderseitigen Lohnkommissionen traten hierauf zusammen und arbeiteten auf Grund der Friedens- bedingungen einen neuen und erhöhten Akkordtarif aus; außer- dem wurde dem neuen Tarif die Halbkachclberechnung eingefügt, die gegenüber dem früheren veralteten Berechnungsmodus viele Unklarheiten beseitigte. Der neue Tarif wurde vom Arbeitgeber- verband sanktioniert; auch gab eine Gehilfenversammlung am 21. Februar zu den Abmachungen ihre Zustimmung, worauf der neue Tarif in Druck gegeben wurde. So schien diese Bewegung endgültig abgeschlossen. Vor einigen Tagen nahm jedoch die Leipziger Töpfermeisterinnung in schlecht besuchter Versammlung zu dem neuen Akkordtarif Stellung und lehnte die Abmachungen ab. Alle Gegenvorstellungen nützten nichts. Meister, die Gesellen gar nicht beschäftigen oder zurzeit nichts zu tun haben und sich von einem erneuten Streik persönliche Vorteile versprechen, legten ihr„wichtiges" Veto ein und brachten den neuen Tarif, der bereits gedruckt ist, zu Falle. Die bisherige Lohnkommission der Meister demissionierte. Die Leipziger Ofensetzer nahmen zu dieser Situation am 14. März Stellung. Mehrere Redner rieten in be- greiflicher Erregung zur sofortigen Arbeitsniederlegung. Es wurde zunächst beschlossen, bei dem Vorstand des sächsischen Arbeit- geberverbandes für das Ofensetzgewerbe Protest einzulegen und dessen Vermittelung anzurufen. Die Situation ist gespannt und ernst. Arbeitslose und ledige Gehilfen sind aufgefordert worden, Leipzig zu verlassen. Es wird ersucht, den Zuzug von Ofensetzern nach Leipzig streng fernzuhalten! Ein erfolgreicher zweitägiger Textilarveiterstreik. In der Kamm- garnspinnerei Groß in Senn heim(Obereliatz) brach am Sonn- abend infolge Lohndifferenzen ein Streik sämtlicher Spinner und Ansetzer sowie des weiblichen Personals an den Ringspinnmaschinen aus. Nachdem die Fabrikleitung einer Abordnung der Streikenden auf Ehrenwort die Anerkennung der aufgestellten Forderungen zu- gesagt hatte, nahm am Dienstag das gesamte Personal die Arbeit wieder auf. Als nicht uninteressantes Zwischenspiel ist mitzuteilen, daß der als ungebetener Gast in einer Versammlung der Streikenden erschienene christliche Arbeitersekretär Franz Fischer, Gemeinderatsmitglied in Mülhausen i. Elf., der zum Fischzug für den christlichen Textilarbciterverband ausgezogen war, den Aus- ständigen derart auf die Nerven fiel, daß sie die Entfernung des christlichen Apostels aus der Versammlung beschlossen. Dafür trat man einmütig dem Deutschen Textilarbeiter- verbände bei. Husland. Die Massenaussperrung der Arbeiter Dänemarks , die eine Lahmlegung des Erwerbslebens im ganzen Lande herbe« geführt hätte, ist kurz vor Ausbruch des Kampfes glücklich abgee wehrt worden. Aus Vorschlag des staatsangestellten Schlichtungs - beamten Direktor K o e f o e d ist ein Uebereinkommen erzielt war» den, durch das die tägliche Arbeitszeit der ungelernten Arbeiter der Eisenindustrie um eine halbe Stunde verkürzt wird, ihr Minimal- stundenlohn um 2 Oere, und nach drei Jahren um einen Oers erhöht wird. Außerdem werden den besser bezahlten Arbeitsleuten ihre Stundenlöhne auch erhöht, und zwar die niedrigsten um 2. die höheren um einen Oere. Im übrigen werden die Äkkordtarife der Schiffswersten so revidiert, daß den Arbeitern ein bestimmter Akkordüberschuß gesichert ist. und Burmeister u. Main , die größte Schiffsbauereifirma, die bisher noch Leute zu 30 Oere Stunden- lohn einstellte, darf nun nicht mehr unter 35 Oere zahlen. WaS für die Arbeiter erreicht worden ist, ist ja sehr gering, aber der Arbeitsmannsverband hat sich in einer außerordentlichen Zu- sammenkunft der Vertreter aus dem ganzen Lande mit Rücksicht auf die schwierige Lage des Erwerbslebens damit einverstanden erklärt, und die Arbeitgeber, die ja prinzipiell gar keine Zugeständ- nisse machen wollten, haben es schließlich auch für besser befunden, klein beizugeben. Damit ist die größte Kriegsgefahr wieder ein- mal beseitigt, aber der Friede zwischen Unternehmertum und Arbeiterschaft Dänemarks ist noch keineswegs auf der ganzen Linie gesichert. In verschiedenen anderen Berufen dauern die Konflikte noch fort und ist es noch zweifelhaft, ob eine Einigung zustande kommt. Italien am Borabend eines EisenbahneranSstandeS? Die Angestellten der Eisenbahngesellschaften haben der Regierung mitgeteilt, datz sie, fall« ihnen bis zum 22. d. MtS. nicht die Versicherung gegeben wird, datz die chnen gemachten Versprechungen auch eingehalten werden, an diesem Tage sämtlich die Obstruktion gegen die Regierung beginnen würden. Versammlungen. Der Wahlverein deS zweiten Kreises hörte am Dienstagabend in Habels Brauerei einen Vortag des Genossen Heinrich Schulz über das Thema:„Das junge Deutschland". Der Redner hatte dieses Thema gewählt aus Anlaß des 100. Geburtstages von Karl Gutzkow am 17. März. Er schilderte die geistige Ent- Wickelung Deutschlands zur Zeit jener literarischen Schule, als deren Führer(1830 bis 1840) Karl Gutzkow galt und die ihre Berühmtheit nur der reaktionären Angst vor einem jungen Deutschland , vor einem jungen Europa verdankte. Als ein „junges Deutschland" von anderer Stärke und anderer Bedeutung feierte der Redner die klassenbewußte deutsche Arbeiterschaft von heute. Die Versammlung, die recht gut besucht war. spendete dem Vortragenden vielen Beifall.— Genosse S ch w e m k e als Vor- sitzender wies in seinen Schlutzbemerkungen noch besonders auf den Frauentag am kommenden Sonntag hin und forderte zu reger Beteiligung auf._ Hetzte ftachrichten. Tie Lage in Albanien . Frankfurt a. M., 17. März.(W. T. B.) Wie die„Frankfurter Zeitung " aus Saloniki meldet, hat sich die Lage im westlichen Albanien verschlimmert. An 2000 bewaffnete Miriditen, sowie An» gehörige anderer, auch mohammedanischer, albanesischer Stämme befinden sich im Gebirge, um mit dem Einsetzen milderen Wetters die aufständische Bewegung zu beginnen. Als Herd des Aufstandes wird Montenegro angegeben. Die Einberufung der Redifbrigado in SiwaS soll mit der ungünstigen Lage in Albanien zusammen- hängen._ Wi«zerrcvol?r in Frankreich . Trohes, 17. März.(W. T. B.) Die Winzer in Eolombe la 'osse, die darüber aufgebracht sind, daß das Weinbaugebiet von Aube nicht in das Champagnegebiet einbezogen ist, verjagten heute den Steuereinnehmer, läuteten die Totenglocke und pflanzten eine rote Fahne auf der Mairie auf. Paul Singer j- Co.. Berlin 2W. Hierzu 4 Beilagen«.lluterhaltungsbl.
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