«Un Häven sich 519 in die letzten Zeiten fortgesetzt, und sie haben mich bestimmt, der Regierung meine Aeniter vor die Fiitze zu werfen, die ich im Interesse meiner LandSleule an- genommen habe. Ich bleibe nur Präsident deZ Staatsrates und Vizepräsident des Landesausschusses." Die Tatsache der.kleinmütigen und quälsüchtigen Regierung stimmt, aber ein klein wenig mehr ManncSmut zu Lebzeiten und bei anderen Gelegenheiten als in vertraulichen Briefen würde dem verstorbenen Staatsrat gegenüber dieser Regierung auch nicht übel angestanden haben. Von einer Niederlegung der Aemter des Dr. Gunzert aus solchen Motiven einige Zeit vor dem Lebensende war in der Oeffentlichkeit niemals etwas bekannt geworden, nur fiel eS auf. daß bei den Begräbnisfeierlichkeiten die Regierung nicht in der üblichen Weise vertreten war. Dieser Dr. Gunzert ist der Typus des von der preußisch-deutschen Re> gierungSweisheit in Elsaß-Lothringen verhätschelten Notabelntmns; bei allen Gelegenheiten biegsam und schmiegsam, im familiären Verkehr und im vertraulichen Uma�ng mit Franzosen aber die sprudelndsten Verächter der.Schwöbs»! ES ist des Schweißes der Edlen wert, für die konservativen Junker und die nationalliberalcn Hurrapatrio.en Preußens und Sachsens , diesem Notabelntum in Elsaß-Lothringen auch unter dem Regime der neuen Verfassung auf Kosten der Arbeiterklasse wieder in den Sattel zu helfen l Die Hochmoralischen unter sich. Der Streit in der Zentrumsfraktion nimmt seinen Fortgang. Buch die ultramontane.Schles. Volksztg." mischt sich jetzt in den Zwist zwischen dem Äbg. Heim und dem Vorstand der Zentrums- fraktion des Reichstages. Sie hat sich aus Berlin eine lange Charakteristik des Herrn Heim schreiben lassen, in der«S heißt:.Er war nur in 59 von den 433 Sitzungen dieser Legislaturperiode im Reichstage und fehlte in 3/4. Im ersten Sessionsabschnitt vom 19. Februar bis 14. Mai 1907 war er niemals, im zweiten Abschnitt vom 23. November 1907 bis 7. Mai 1908 im ganzen nur zweimal im Reichstage, am 3. und 4. April, bei den Abstimmungen über das RetchSvereinsgesetz." Noch schöner ist eine andere gegen Heim gerichtete Denunziation. Dem Abg. Heim war aus der Fraktion vorgeworfen worden, daß er .nur dann' im Reichstag erscheine,»wenn ihneine Frage per fön- lich interessiert'. Auf den Einwand des Abg. Heim, daß ihn z. B. die Kalifrage nicht persönlich berühre, gibt.die zuständige Seite" zunächst zu:.Wenn wir von dem persönlichen Interesse deS Herrn Dr. Heim an den Gesetzesfragen gesprochen haben, so ist damit nicht gesagt, daß er an denselben ein materielles Interesse hatte." Dann aber wird dem Abg. Heim wörtlich vorgehalten: .Er möge nicht behaupten, daß die Kalifroge ihn nur als Abgeordneten berührt; wir nehmen an, daß er an den Erträg- nissen der Zentralgenossenschast auch durch Tantiemen be- teiligtist.und daß er daher auch persönlich an der Verteilung dieser Gelder interessiert ist. Auch daS ist kein Vorwurf; denn für die Tantiemen leistet er Arbeit und wahrt die Interessen de» großen Geschäfts, dessen Leiter er ist. Herr Dr. Heim ist auch als AufsichtSrat an einem Kaliwerk beteiligt, hat also auch hier nicht nur al» Abgeordneter, sondern auch persönlich ein Interesse an der Regelung dieser Frage." Deutlich wird hier von dem Abg. Heim behauptet, daß er nicht nur faul ist. sondern sein Mandat im persönlichen Interesse aus- nutzt. Danach muß eine gar liebliche Harmonie in der die hehre Moral der alleinseligmachenden Kirche vertretenden Zentrumsfraltion herrschen._ Zedlitz weist von nicht?. Zu der Behauptung der.Aktion", daß gewisse Scharfmacher. darunter der Freiherr v. Zedlitz, die Regierung drängen, eine Krieg«- hetz« zur Wahlparole zu machen, läßt Freiherr v. Zedlitz in der .Post" erklären, daß er niemals an solchen Besprechungen teil- genommen habe, auch von solchen Besprechungen nicht daS mindeste wisse. Damit ist nun allerdings nicht widerlegt, daß der erwähnte, höchst abenteuerliche Gedanke nicht doch erörtert worden ist. frankmch. Die Winzerbcwegung. Lar-fur-Aube, 19. März. Eine Versammlung von Gemeinde- Vertretern, die heute im Rathause tagte, nahm eine Tagesordnung an, in der die Deputierten und Senatoren deZ Departements aufgefordert wurden, ihre Zustimmung zum Budget so lange zu verweigern, bis die Abgrenzung des Champagne- g e b i e t S in zufriedenstellender Weise erfolgt sei. Ein Zug von Winzern, bei dem rote Fahnen und Plakate mit viel- fachen Ausschristen getragen wurden, bewegte sich durch die Straßen. Vor der Maine verbrannten die Teilnehmer die Steuerzettel. ES wurden heftige Reden gehalten. Doch hatte die Gendarmerie keine Veranlassung einzuschreiten. Auf einem improvisierten Scheiterhaufen verbrannten die Winzer außer den Steuerzetteln auch zwei Puppen, die den Ministerpräsidenten und den Senator des Marne - Departements Bourgeois darstellen sollten. Der Zug bewegte sich sodann aus der Stadt, wo im Freien eine Versammlung ab- gehalten wurde._ Die Gegenaktion der Begünstigte». Atz(Departement Marne ). 19. März. Der verband der Winzersyndikate deS gesetzlich festgelegten Champagneweinbaubezirks hielt heute eine Versammlung ab, bei der nach sehr erregter Debatte beschlossen wurde, wenn nötig, mit G e- waltmaßregeln die Einbeziehung des Weinbaubezirks Aube in den gesetzlich festgelegten Champagnebezirk zu verhindern, und wenn Aube die Aufnahme durchsetzen sollte, die Steuern zu verweigern und die Gemeindebehörden ab- zusetzen. Italien . Demisfion des Ministeriums L «Mtti. Rom , 19. März. Die.Agenzio Stefani" veröffentlicht folgende Rote: Da die Mehrheit der r a d i k a l e n D e p u t i e r t e n in der Frage deS Berichts der Kommission für die Wahlreformvorlage gestern in der Deputierteukammer anders abgestimmi hat als das Kabinett, haben die Minitter S a c ch i und C r e d a r o dem Prisidenten deS Ministerrat« den Wunsch ausgesprochen, au« dem Zkabinett auszutreten. Infolgedessen hat der Ministerrat unter dem Vorsitz Lu<zattiS einstimmig zu demissionieren beschlossen. Luzzotti hat die Demission des Kabinetts heute früh dem König überreicht, der sich Bedenkzeit vorbehielt. Das Kabinett, da§ vor- läufig noch die laufenden Geschäfte erledigt, wird morgen dem Senat und der Deputierlenkammer seine Demission mitteilen. Größere politische Bedeutung ist diesem Personenwechsel nicht zu- zuschreiben. Da» Kabinett lebte von Gnaden G i o l i t t i s. Da Giolitti ihm seine Unterstützung entzog, zog Luzzatti es vor. zu demissionieren, ohne sich erst ein ausgesprochenes Mißtrauensvotum zuzuziehen._ In der Kammer. Rom , 20. März. In der heutigen stark besuchten Sitzung der Deputiertenkammer erklärte Ministerpräfident Luzzatti in Gegenwart sämtlicher Minister, daß da« Kabinett seine De- m i s s, o n«ingereicht und daß der König sich Bedenkzeit vorbehalten habe. Die Kammer vertagt« sich sodann auf unbestimmte Zeit. Luzzatti und die Minister begaben sich darauf in den Senat, um dort «benfallS die Dennssioa bekannt zu geben. FnedenSaussichteu? Der„Köln . Zeitung" wird aus Mexiko telegraphiert: Der mexikanische Finanzminister Limentour ist gewissermaßen der lleberbringer eines amerikanischen Ultimatums an Diaz, entweder den Aufruhr kraitvoll zu unterdrücken oder Frieden mit Madero zu schließen oder abzudanken. In der nächste» Woche wird eS sich entscheiden, ob die amerikanischen Truppen im teldlager weiter manövrieren oder nach Mexiko marschieren. >ie Lage in Nord-Mexiko ist unerträglich geworden. DaS in Bergwerken und Bahnen angelegte Kapital heischt Sicher- h e i t._ Mgeorclnetenkaus. 58. Sitzung. Montag, den 20. März, vormittags 11 Uhr. Am Ministertisch: v. Schorlemer- Lieser, Sydow. Aus der Tagesordnung steht der Etat der Lottrrieverwaltung m zweiter Lesung. Abg. v. Ditfurth(kons.) ersucht die Regierung, bei der Ber- gebung von Lotterieeinnehmerstellen mehr als bisher die inaktiven Offiziere zu berücksichtigen. Ein Regierungskommissar versichert, die Regierung stehe schon letzt den vom Vorredner geäußerten Wünschen mit dem größten Wohlloollcn gegenüber. ES folgt der Etat der Geiieralorbenskommission. ... �9- Gyhling(Bp.) wendet sich gegen die erheblichen Etats- Überschreitungen bei der Generalordenskommission. Ter Ver- mehrung der Ausgaben für diese Kommission könnten seine Freunde nicht in dem geforderten Maße zustimmen, denn schon jetzt sei die Zahl der Ordensverleihungen in einer Weise gestiegen, die nicht gebilligt werden könne. Wg. Dr. Liebknecht(Soz.): An die Spitze meiner Ausführungen stelle ich das Wort unseres großen Dichters: Es liebt die Welt daS Strahlende zu schwärzen und das Erhabene in den Staub zu ziehen. Ich fühle gegenüber den -?rden durchaus keine so unheilige Neigung und ich bin nicht der An- sicht, daß man zu diesem Etattitel sagen sollte: minima ncm curat prätor(Um Kleinigkeiten soll man sich nicht kümmern)(Heiterkeit links). Man kann, wenn man von Orden spricht, in Deutschland wirklich nicht von einem Minimum reden. Wir leiden in Deutsch - land vielmehr an einem Ordenslandregen, zeitweilig an einem Ordensplatzregen(Heiterkeit bei den Sozialdemokraten). Ich muß mit ollem Nachdruck gewisse Angriffe gegen diese alt ehr- würdige Institution abwehren, die von mancher lästerlichen Seite erhoben worden sind. Man spricht verächtlich von einer Ordenssucht und man zitiert das bekannte schöne Volkslied: „Kommt ein Vogel geflogen"(Heiterkeit bei den Sozial- demokraten). Der Vertreter einer staatserhaltenden Partei im Herrenhanse, Herr von Jerien-Geseß, hat 1905 gesagt, in militäri- scheu Kreisen würden so viele Orden verliehen, daß bereits sehr w e n, g Wert darauf gelegt würde. Wie kann man so etwas nur sagen! Es ist zwar richtig, daß der Ordensregen ein größerer ist, als inanche Leute auf ihrer Brust unterbringen können. So hat Oberhofmarschall Graf zu Eulenburg nicht weniger als 75 Orden, mehr als erforderlich sind um den ganzen Körper vom Scheitel bis zur Sohle mit Orden und OrdenSbänoern zu bedecken. Trotzdem kann ich nicht billigen, daß die Orden in militärischen Kreisen ihren Wert verloren haben. Ich billige es auch nicht, daß der Abg. Meyer-Arnswalde 1892 gesagt hat, daß der Rote Adlerorden vierter ..Gute" im Volke als vierter„P i e p v o g e l" bezeichnet werde. Es gibt eben nichts Heiliges mehr auf dieser Welt!(Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Am 12. Juni 1893 ist dann eine Ur- künde erschienen, betreffend Ausstattung des Roten Adlerordens mit der kgl. Krone, seitdem wird in diesem Hause in jener verächtlichen Weise nicht mehr über den Roten Adlerorden gesprochen werden. Mit einer Handbewegung zurückweisen möchte ich jene Leute, die wie Ludwig Uhland sich erdreistet haben, Orden und Ehrenzeichen abzulehnen!(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Auch jene Preßäußerungen mißbillige ich, die hier von einem Eitelkeit S- markt reden. Friedrich der Große hatte nicht Recht, wenn er sagte, Orden und Titel seien Dekorationen der Toren, eben so wenig Napoleon , der sich so weit hat hinreißen lassen zu sagen, daß die Orden Kinderspielzeug seien. Bei allem Respekt vor dem gekrönten Haupt mutz ich diese Aeußerung auf das schärfste zurück- weisen(Bravo ! bei den Sozialdemokraten). Schließlich ist auch zu mißbilligen, jene Stelle im Goetheschen„Faust", wo eS nicht einmal ein Mensch war, der mit hohen Orden belegt wurde, sondern ein Tier, das zu nennen mir der Anstand verbietet(HörtI hört! bei den Sozialdemokraten). Solche Anspielungen sollte man von einem Mann, der sogar M i n i st e r war, nicht erwarten. Wir sind vielmehr der Ansicht, daß dieOrdeneinesehrhohesoziale Bedeutung haben. Durch die Orden und Ehrenzeichen kann man die Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit eines VolkeS feststellen. Je dicker die Ordensliste, desto tüchtiger das Volk (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten). Wenn Goethe einmal die Frage aufwirft, wie herrlich weit wir es gebracht haben, und wenn Faust darauf die Antwort gibt: bis zu den Sternen weitl— dann kann eS keinem Zweifel unterliegen, daß Goethe von den Ordens st ernen gesprochen hat. Bereits in den frühesten Menschhcitsperioden hat sich die Neigung zu solchen Auszeichnungen herausgebildet, es handelt sich hier um einen Urtrieb der Menschheit(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten). Wichtig sind die Orden auch in parteihistorischcr Beziehung. Es ist zweifel- loS von großem Interesse, daß wir in diesem Jahre nicht Dr. W i e m e r gehört haben. Er hat wohl an jenes französische Wort gedacht, daß eS kein« zweite Jungfräulichkeit gibt(Heiterkeit). Im Herrenhause hat Freiherr von Durand erklärt, daß man auch um deswillen die Ansprüche der unteren Beamten auf daS allgemeine Ehrenzeichen unterstützen müssen, weil sie eine schlechte Bezahlung bekommen. Wir sehen, daß der Etat der Ordenskommission unS Geld erspart. Also vom Standpunkt einer vernünftigen Oekonomie müssen wir darauf be- stehen, daß man diesen Etat nicht als eine Verschwendung betrachtet. Ter Orden ist eine Art Stempel. Wem man einen Orden verleiht, dem kann niemand mehr an die Wimpern klimpern( Heiterkeit). Dieser Stempel kennzeichnet gewissermaßen die preußische Normalstatur. Wie die Etikette auf einer Flasche, so dient der Orden dazu, den wahren Charakter des Menschen vor aller Augen zu enthüllen(Zu- stimmung bei den Sozialdemokraten). Die hohe Bedeutung der Orden ist ja auch wieoerholt amtlich deklariert worden. 1903 ist erklärt worden, daß die Bedeutung und der Umfang der vom Bureauvorsteher wabrzunehmenden Dienstgeschäfte die Erhöhung des Ordensetats fordere. Das ist ganz in der Ordnung. Kann man sich etwas schwierigeres denken, als bei der Abstempelung der menschlichen Natur sich nicht zu irren? DaS sind ernste unv wichtige Sachen, die nicht lächerlich gemacht Werden dürfen. Auch die Ver- bindung deS Ordenswesens mit einer recht bedauerlichen Lobhudelei ist nur geeignet, dieses Institut herabzuwürdigen. Wir brand- marken, oaß es Elemente gibt, die sich nicht scheuen, OrdenSschacher zu treiben. Eine ehrliche Empörung mutz von allen patriotischen Seelen ausströmen gegen derartige verderbliche Gelüste(Beifall bei den Sozialdemokraten). Die EntWickelung des Ordensetats ist sehr erfreulich. Die Bevölkerung hat sich nur um etwa 30 Proz. vermehrt, der Ordensetat aber um IIS Proz. Die Tüchtigkeit des deutschen Volks ist also viermal so rasch gestiegen, wie seine Be- Völkerungszahl. Mir bangt nahezu, mir schwindelt, wenn ich an diese ungemeine Steigerung unserer Tüchtigkeit denke. Bei dem diesjährigen Ordensfest sind allein 4000 Orden verliehen worden. tch hoffe, daß sich aus der Mitte des Hauses eine patriotische timme erheben wird, um den von der Budgetkommisfion abge- lehnten Neudruck der OrdenSliste wieder neu zu bean- tragen. Wie ist es möglich, daß es in Preußen noch einen Menschen gibt, der keinen Orden hat? Es muß bald dahin kommen, daß diesem Mißstand ein Ende gemacht wird. Es gibt auch eine Deko- rationsfarbenlehre. Ein schwarzer Fürst in Afrika wurde deko- riert und auch Schwarze in diesem Hause. Die Blauen werden frei- lich bevorzugt, auch die Blauen in Uniform. Hat auch Lexk List« eisen Oktes bkiommevÄ Das ksd die Orts, we idie Ordeü Wgehoren. Nur ltkimer Weiler so! Die Moabiker SchuH - , leute mußten Orden bekommen, weil sie die glänzende Ueberlegen- I heit der bewaffneten Beamten über daS unbewaffnete Volk, über Kinder und Frauen gezeigt haben. ES ist nur die Gefahr vorhanden, daß auch der Mörder des Arbeiters Hermann deko- riert ist, ohne daß wir es wissen. Eine OrdenSnot besteht insofern, als uns auch noch das Ausland zu Hilfe kommen mutz. Sogar siamesische Orden sind verliehen worden.� Ich verlange Auf- klärung, wo der Orden des Generals Stössel geblieben ist. Der Rote Adlerordcn mutz abgeschafft werden, denn als er eingeführt wurde, hatte das Rot noch nicht die jetzige Bedeutung. Wir werden uns nicht umfärben, also müssen die Orden umgefärbt werden. Es ist eine Ordensstatistik nötig, an der man sich erbauen kann, wenn man an den Wirren der Zeit verzweifelt. Das Ver- hältnis der Adler mit und ohne Eichenlaub zur Kopfzahl der Be- völkerung mutz festgestellt werden. Damit würde sich die Regierung den Dank des ganzen Volkes erwerben(Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten). � Ein Antrag Gyßling(Vp.). die Mehrforderung von 80 000 M. für Anschaffung von OstdenLinsignien nicht zu bewilligen, wird ab- gelehnt. Der Antrag der Kommission auf Streichung der 47 000 Mark für den Neudruck der Ordensliste wird angenommen. Es folgt der Etat der Ansiedelungskommissi-n für Wcstpreuße« und Posen. Der Berichterstatter der Budgetkommission. Abg. von Arnim- Züsedom(k.). untrebreitet dem Hause den Antrag der Kom- Mission, in eine prinzipielle Beratung dieses Etats nicht einzu- treten, da die Denkschrift dazu noch nicht vorliegt und erst nach Abschluß der gesamten E t a t s b e r<rt u n g zur Be- sprechung kommen soll....... Abg. Glaiiel(natl.) erklärt, daß seine Freunde lediglich unter der Zwangslage, daß die Geschäfte sonst nicht erledigt� werden können, dem Antrag der Budgetkommission zustimmen wuiwen.— Erklärungen in gleichem Sinne geben ab die Abgg. v. Saß-Ja- w o r s k i(Pole), v. P a p p e n h e i in(k.), R e w o l d t(fk.) und Roeren(Z.).. �- Wg. Hirsch(S.): Meine Freunde können den Beschluß der Budgetkommission nickt billigen. Wir halten eS nicht für richtig, daß wir über einen Etat abstimmen, ehe wir darüber diskutiert haben. Aus diesem Grunde beantrage ich, die Beratung des vorliegenden Etats zu vertagen. Die Art, wiejjicr verfahren werden soll, ist überhaupt leine Etatbcratnng. i�ehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wen» wir trotz aller ueber- stunden auf die eigentliche Beratung des Etats verzichten sollen, so liegt die Schuld daran an der R e a i e r u n g. Der Antrag Hirsch wird abgelehnt, der Antrag der Dud- getlommission angenommen. Beim Etat der Berg-, Hütten- und Salineuverwaltung, der hierauf folgt, beantragt die Bndgctkommtssion gleichfalls, von einer Diskussion der Arbeits- und Dicnstberhältnisie im einzelnen mit Rücksicht auf die Geschäftslage Abstand zu nehmen. Abg. Hirsch(Soz.): Für meine Freunde ist der Antrag der Budgetwmmission unannehmbar; die Abstimmung über den Etat wird doch unmöglich, wenn wir vorher nicht uns mit den Verhältnissen der Arbeiter und Beamten beschäftigen können. Abg. Roeren(Z.): Nach dem Antrag der Budgetkommlsswn scheiden allerdings die allcrwichtigsten Fragen der Arbeits- und Dienstverhältnisse ans. Diese Art der Etatsberatung halte auch ich für sehr bedenklich» aber da an der Summe, die bewilligt werdn, soll, meine» Erachtens nichts geändert werden soll, werden auch. Wir dem Antrage der Budgetkommission zustimmen. �, Abg. v. Zedlitz(ft.): Wir sollten uns in der Tat uberlegen. ob wir nicht in e»ner Resolution die Regierung auffovdcrn wollen, den Landtag so rechtzeitig einzuberufen, daß wir die Etatsbeoatuua in besserer Weis- vornehmen können. Jetzt werden wir dem Antrag der Budgetkommission zustimmen müssen. Abg. Pachnicke(Vp.): Wenn wir den Etat bewilligen und erst später darüber devoten, so ist das zuletzt überhaupt keine Etats- beratung mehr. Das ist eine Eilfertigkeit, die man nicht verantz, Worten kann.(Sehr richtig!) Abg. Korfanttz(Pole) schließt sich dem Vorredner an. Abg. v. Pappenhrim(k.): Auch wir beklagen die ungünstige Geschäftslage des Hauses. Wir würden auch dem Antrag der Brrdgettonlmisswn widersprechen, tvenn wir nicht Gelegenheit hätten, diese Fragen unmittelbar nach der Etatsberatung zu bei �"Ilba. Hirsch(Soz.): Ich stimme mit den Vorrednern darin überein. daß die einzige Möglichkeit, aus den Schwierigkelten her- auszukommen, die frühere Einberufung des Landtages ist. Das Ziel wird aber nicht erreicht, wenn Sie fort und fort der Regicruilg crct�cgcniommßn. Ziehen Sie«doch iue Konsequenzen aus Ihrer Haltung, sonst fällt es der Regierung vielleicht ein, den Landtag noch ein paar Tage später einzuberufen. Abg. v. Zedlitz(fk.): Aull ) wir selbst sind nicht ganz unschuldig an der jetzigen Zwangslage. Wir wären nicht so in Verlegenheit. wenn wir unsere Redelust mehr gezügelt hätten. Ich richte diese Mahnung besonders an die Freunde des Vorredners. Abg. Marco(natl.): Auch wir bedauern die ungünstige Ge» schästslage, aber wir werden dem Antrage der Budgetkommission zustimmen._. Mg. Hirsch(Soz.): Für meine Freunde muß ich den Vorwurf des Mg. v. Zedlitz entschieden zurückweisen. Bvn uns ist keine überflüssige Rede ge» halten worden.(Widerspruch recht?.) S i e haben die Möglichkeit. eine ganze Reihe von Fragen in der Budgetkommission zu erörtern, wir sind dagegen nur auf das Plenum angewiesen. Dazu kommt, daß Sie als Regierungspartei es gar nicht nötig Hütten, so oft das Wort zu ergreifen, da Ihre Wünsche auch s» von der Regierung erfüllt«erden. Fassen Sie sich(zur Rechten)j nur an Ihre eigene Nase. Ihr Freunb Hahn hat Viele Sitzungen durch überflüssige AgitationSredea be, lastet.(Gelächter rechts.) Der Antrag der Budgetkommission wird angenommen. Abg. Jmbnsch(Z.) bringt verschiedene Wünsche von Ar- beitern im Saarrevier auf Erhöhung und Ausgleich der Löhne und Gewährung von Sommerurlaub vor. Die Erhöhung der Arbeiterlöhne habe mit der Verteuerung der Lebensmittel nicht Schritt gehalten. Abg. Marco(natl.) hält es für bedenklich, wenn einseitig die Erhöhung der Arbeiterlöhne gefordert werde, ohne daß gleichzeitig die Mittel zur Deckung angegeben würden. Abg. Spinzig(fk.): Die außerordentliche Steigerung der Ausgaben für soziale Zwecke im Bergetat gereicht der Verwaltung zur hohen Ehre. Das gute Verhältnis zwischen den Bergbeamtcn und Bergarbeitern darf nicht gestört werden. Leider wird die» von den Sozialdemokraten zu stören versucht, die nur die Begehr- lichkeit der Arbeiter immer mehr aufstacheln. Abg. Dr. Ehler?(Vp.): Es war mir sehr interessant, daß der Vertreter einer Partei, die die Finanzreform mitgemacht, jetzt die Forderung von Lohnerhöhungen damit begründet, daß die Lebensmittelpreise so gestiegen seien infolge der Finanzreform. (Widerspruch im Zentrum.) Meine weiteren Ausführungen will ich mir vorbehalten bis zur Besprechung der Arbeitsverhältnisse am Schluß der Etatsberatung. Minister Shdow: Ich will mich heute nicht über die Einzel- heite» äußern, di« später noch besprochen werden sollen, sondern lediglich zu dem Etat selbst. ES ist bemängelt worden, daß die Löhne im Saarrevier jetzt niedriger sind als im Ruhrgebiei. Das ist aber darauf zurückzuführen, daß im Ruhrgebiet mit Hilfe des Kohlenshndikats sich die Erträge gesteigert haben, während im Saarrevier die Preise und Msatzmöglichteiten zurückgegangen sind. Mg. Korfanth(Pole) erörtert den Rückgang der Arbeiterlöhne in Obcrschlcsien, die mitunter mit 8 M. wöchentlich ihre Familien erhalten sollen.(Hört! hört!) Die Verbitterung der Arbeiter wird auch durch so manche Roheiten der Beamten gesteigert. Da kann man den Arbeitern nicht noch sagen, Du mußt wirtschaftxv lernen, — wie das Mg. Spinzig verlangt hat. DK HguS vertagt sich ruf ZLS UZ?
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