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Nr. 68. 28. Jahrgang.

Reichstag .

1. Beilage des, Vorwärts" Berliner Volksblatt. Dienstag, 21. März 1911.

152. Situng. Montag, den 20. März,

nachmittags 2 Uhr.

Am Bundesratstisch: Dr. Delbrüd. Zweite Lesung des Etats für das Reichsamt des

Innern. Achter Tag.

Die Beratung wird beim Kapitel Reichsversicherungsamt" forts gesetzt. Abg. Eickhoff( Vp.) wünscht eine Klacstellung der Versicherungs­pflicht der Hausgewerbetreibenden in der Solinger Stahlindustrie. Abg. Hanssen( Däne) beschwert sich über die Ausweisung bon rentenberechtigten ausländischen( dänischen) Arbeitern aus Nordschleswig, die dadurch ihrer Rente verlustig gehen.

Abg. Sachse( Soz.):

handlung vor dem Oberverwaltungsgericht und vor dem Reichs- rechtliche Bedenken entgegen. Wir können ohne ein Spezial­versichernngsamt. gefeß nicht Ausländer von der Binnenschiffahrt irgendwie aus­fchließen.

Die Diskussion schließt, das Kapitel wird angenommen. Es folgt das Kapitel Kanalamt".

Abg. Severing( Soz.):

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Abg. Spethmann( Vp.) begründet eine von ihm in Gemeinschaft mit dem Nationalliberalen Wommelsdorff gestellte, von Fortschrittlern, Nationalliberalen, Sozialdemokraten, Reichsparteilern, Polen und Antisemiten unterstützte Resolution auf Einsegung einer Kommission von 14 Mitgliedern zur Prüfung der Förderung des projektierten

Abg. Leonhart( Vp.) wendet sich gegen die Resolution Hahn, und rühmt die Ordnung und Verpflegung in den Baraden, in denen die ausländischen Arbeiter am Kanal untergebracht sind.

Die Debatte schließt; das Kapitel wird be willigt, die Reso Intion Spethmann- Wommelsdorff wird abgelehnt, die Resolution Sahn kann nicht zur Abstimmung kommen, da sie noch nicht gedruckt vorliegt.

Es folgt das Kapitel Aufsichtsamt für Privatversicherung". Abg. Dr. Marcour( 3.) begründet eine gentrumsresolution, bie einen Gesezentwurf verlangt, durch welchen die sog. Abonnenten­versicherung( Berbindung von Beitungsabonnement und Ver­sicherung) verboten wird. Man hat versucht, diesem Unfug auf Grund des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb entgegen zutreten, aber vergeblich.

Abg. Dr. Jund( natl.) begründet eine Resolution, die eine Denkschrift darüber verlangt, ob Mißstände hervorgetreten sind. Der Antrag des Zentrums sei viel zu radikal. Ministerialdirektor Gaspar( schwer verständlich) bezeichnet die Ausführungen der Abgg. Marcour und Jund als sehr be­achtenswert. Große Mißstände haben sich jedoch bei der Abonnenten. versicherung nicht herausgestellt. Abg. Schwark- Lübeck ( Soz.):

Man hat uns eine Dentichrift über die Grundfäße vorgelegt, die das Kanalamt gegenüber den Arbeitern seines Ressorts befolgen soll. Die Grundsäge sind wunderschön, einfach untadelhaft; ihr Eckernförder Kanals. einziger Fehler ist, daß sie nicht befolgt werden. So wenig wie die Abg. Wommelsdorff( natl.) spricht sich in demselben Sinne aus. Betriebe des Militär- und Marineamts wird das Kanalamt Geheimrat v. Jonquières bittet von der Niedersehung einer be­bon modernen sozialpolitischen Prinzipien geleitet. Da wird in sonderen Kommission abzusehen. der Denkschrift der Grundsaß aufgestelt, daß, wenn irgendmöglich einheimische Arbeiter beschäftigt werden. Wir unsererseits haben an sich gegen die Beschäftigung auswärtiger Arbeiter nichts einzu­wenden, wenn es an einheimischen Arbeitern mangelt und die fremden Arbeiter zu denselben Lohusägen beschäftigt werden, wie die ein­heimischen. Die Kanalverwaltung bezw. die von der Kanalverwaltung beschäftigten Privatunternehmer suchen aber nur deshalb nach aus­tvärtigen Arbeitern, weil sie ihnen geringere Löhne zahlen, als den Der Ministerialdirektor Caspar wies vorgestern in Erwiderung einheimischen.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Darum auf meine Erwähnung: daß die Fürst Pleiche Beamten- Bau- werden massenhaft auswärtige Arbeiter, Italiener , Holländer usw. genossenschaft Geld zu billigem Binsfuß erhält, auf das Rund. angelockt und zwar zum Teil unter direkt trügerischen Vorspicge­schreiben hin, daß die Landesversicherungsanstalten Geld nicht unter lungen.( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Einheimische 32 Proz. ausleihen sollen. Sie leihen aber Geld aus zu fehr ver- Arbeiter aber, die sich melden, werden abgewiesen. So z. B. er fchiedenem Zinsfuß, bis zu 5 Proz Das Land hat ein Interesse hielten Bauarbeiter, die in Hamburg ausgesperrt waren, keine Arbeit daran, zu erfahren, nach welchen Grundfäßen hierbei verfahren wird, beim Kanal.( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Ist das und wer das Geld billiger, wer teuerer erhält.( Sehr richtig bei etwa noch Neutralität in sozialpolitischen Kämpfen? Und was den Sozialdemokraten.) Es sollte uns hierüber eine Uebersicht sagen die. Herren der Rechten zu dieser prinzipiellen, gegeben werden. Ferner antwortete mir der Herr Direktor, massenhaften Berwendung auswärtiger Arbeiter? Sie sprechen der Fürst les mag sehr reich sein, aber die Beamten- Bau- doch immer vom Schutz der nationalen Arbeit. Gehört denn etwa genossenschaft sei arm und könne das Geld ſehr gut gebrauchen. der Schutz der Arbeiter nicht zum Schuß der nationalen Es ist doch merkwürdig, daß Fürst Pleß zu allen möglichen Dingen Arbeit?( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Geflagt wird Geld hat, auch dem Bizepräsidenten des Abgeordnetenhauses Herrn darüber, daß jetzt auch die auswärtigen Arbeiter beim Kanal un­Krause hat er unverzinslich ein Darlehn gegeben, aber für seine zufrieden werden und daß die Gewerkschaften die Schuld daran Beamtengenossenschaft scheint er fein Geld zu haben. Es bleibt be- tragen. Die Gewerkschaften akzeptieren gern diese Beschuldigung. Die Die Abonnentenversicherung ist eine der unangenehmsten Blüten stehen, daß diese Genossenschaft das Geld billiger bekommen hat, als unzufriedenheit mit menschenunwürdigen Zuständen ist ein gewaltiger am Baume des modernen Zeitungswesens. Eine anständige andere. Weiter meinte der Herr Ministerialdirektor, das Reichs- Kulturfaktor.( Sehr wahr! b. d. Soz.) Die Unfallverhütungsvorschriften Zeitung, einerlei welcher Richtung, die ihren Lesern einen Inhalt zu versicherungsamt tönne nicht auf alle Einzelheiten eingehen. Die sind völlig ungenügend, mindestens werden sie in völlig un- bieten weiß, wird nicht versuchen, durch solche Mittel, wie Versiche Einzelheiten, welche für die Deffentlichkeit Interesse haben, müssen genügender Weise gehandhabt. Das Kanalamt begünstigt in einer rung ustv., sich Abonnenten zu fapern. Hinzukommt, daß nature aber in seinem Bericht enthalten sein.( Sehr richtig! bei den Soz.) Weise, die den Interessen der Arbeiter durchaus zuwiderläuft, die gemäß der Wert der Versicherung im allgemeinen recht zweifelhafter Die Deffentlichkeit muß wissen, wer das Geld zu den verschiedenen Errichtung fleiner, wenig leistungsfähiger Betriebskrankenkassen Natur ist. Wenn im Inseratenteile zu lesen ist, der Witwe des Ver­Zinsfüßen bekommen hat.( Zustimmung bei den Soz.) Ferner seitens der einzelnen Unternehmer. Die Grundsätze sprechen von der unglückten find 300 M. ausgezahlt worden", so wirkt das unangenehm erwiderte der Herr Ministerialdirektor mir, aus den Berichten sei zu Bedeutung der Arbeiterausschüsse und von der Notwendigkeit, sie zu reklamehaft. Aber weit bedenklicher ist es, daß die Bedingungen der ersehen, daß die Revisionen nicht mehr Erfolg hätten wie früher. hören. In Wirklichkeit ist nicht die geringste Garantie gegeben, daß die Versicherung meist absichtlich so gehalten sind, daß der einfache Mann Dasselbe Reichsversicherungsamt, welches die einzelnen Anstalten an Arbeiter, die in den Ausschüssen wirklich die Interessen ihrer Kameraden sich nicht durchfinden kann. gewiesen hat, bei der Gewährung der Senten recht sparsam und und Wähler vertreten, gegen Maßregelung geschützt werden. Wer Das Zentrum tritt hier gegen diefe Abonnentenversicherung auf; vorsichtig zu sein, ist auch die Revisionsinstanz; da ist der Mißerfolg einmal gemaßregelt wird, findet nicht leicht Arbeit am Kanal wieder. aber die Zentrumspresse betreibt dieses Geschäft recht munter. kein Wunder.( Sehr wahr 1 bei den Sozialdemokraten.) Mein Freund( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Vielfach wird über den( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) So griff in Freiburg ein Fischer sprach von einem Stillstand der Sozialreform, man kann Mangel an frischem Trinkwasser geflagt. Der Alkoholismus wird Bentrumsblatt, um sich der Konkurrenz eines jüngeren Bentrums sogar bom mit Worten und unzweckmäßigen Vorschriften bekämpft; aber mit blattes zu erwehren, zu dem Mittel der Abonnentenversicherung. Auch Rückschritt der Sozialreform wirksamen Maßregeln zur Bekämpfung des Alkohols hapert es; das Blatt des Herrn Giesberts, das Effener Volksblatt", betreibt z. B. wird nicht oder nur ungenügend für frischen Staffee gesorgt. das Versicherungsgeschäft.( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Auch die Baracken lassen manches zu wünschen übrig. Dabei Bollständig frei von solchen Manövern hält sich nur die sozialdemo hat man den Betrag, mit dem die Benutzung der Baracke auf den kratische Arbeiterpresse.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Rohn angerechnet wird, erhöht, während der Lohn selbst herab- wir werden für die Resolution des Zentrums eintreten.( Bravo ! gedrückt wird. Erst neulich ist wieder eine Lohnreduzierung erfolgt bei den Sozialdemokraten.) und zwar gerade kurz vor Weihnachten.( Lebhaftes Hört! hört! bei Abg. Dr. Botthoff( Vp.): Wir werden für die nationalliberale den Sozialdemokraten.) Jch fasse mich dahin zusammen: die Resolution auf Vorlegung einer Denkschrift über die Abonnenten­schönen sozialpolitischen Grundsäße der Deutschrift sind, um mit versicherung stimmen, dagegen die Sentrumsresolution als zu weit Friz Neuter zu sprechen, Rindfleisch und Plumen", d. h. ein gehend ablehnen. Die Auffassung der Abonnentenversicherung seitens nahrhaftes Gericht, das aber den Arbeitern nicht vorgesetzt wird. der Regierung scheint uns zu optimistisch, die Auffassung des Ich bitte die Kanalverwaltung dringend, dafür zu sorgen, daß aus Bentrums wieder zu peffiministisch zu sein. dem bloßen Schaugericht endlich eine Wirklichkeit wird.( Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.)

sprechen, und daran ist mitschuldig das Reichsamt des Innern und das Reichsversicherungsamt.( Lebhaftes Sehr wahr! bei den So­zialdemokraten.) Ministerialdirektor Caspar: Herrn Eickhoff bemerke ich, daß das Oberverwaltungsgericht und das Reichsversicherungsamt die Sache von verschiedenen Gesichtspunkten betrachten, ob sich ein Ausgleich herbeiführen lassen wird, ist noch nicht zu übersehen. Herrn Hanssen erwidere ich, daß bei der Reichsversicherungsordnung Sarauf Bedacht genommen werden soll, die Ausländer gegen Renten berluste mehr zu schützen. Die von Herrn Sachse gewünschten Nachweisungen werden von den einzelnen Anstalten gegeben, diese ganzen Uebersichten dem Reichstag zugehen zu lassen, ist wohl kaum nötig. Abg. Schmidt- Berlin ( Soz.):

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Ich muß erneut die Aufmerksamkeit auf die Werkspensions­taffen richten. Daß die Regierung, wie berlautet, in dem Gesetz Geheimrat v. Jonquières : Wir beschäftigen nach Möglichkeit ein- entwurf über die Privatbeamtenversicherung die Forteristenz der Es ist doch recht sonderbar, daß ein freisinniger Abgeordneter, heimische Arbeiter. Die Heranziehung auswärtiger Arbeiter fann Werttassen beabsichtigt, ist sehr bedauerlich. Der schlimmste Miß­Serr Eidhoff, die weitergehende loyale Auffaffung des Reichs- denen der Vorredner gesprochen hat, ist uns nichts zu Dhren ge- zu Beiträgen für diese Stassen verpflichtet werden, Beiträgen, die aber nicht ganz vermieden werden. Von den Mißständen, von stand ist, daß die Angestellten und Arbeiter durch Anstellungsvertrag berficherungsamtes in bezug auf die Hausgewerbetreibenden be­mängelt. Wir begrüßen jebe Entscheidung, welche den Begriff des kommen. Wir werden jedoch Untersuchungen veranstalten, um fest- verfallen, wenn die Angestellten aus dem Betrieb ausscheiden.( Hört! Sozialdemokraten.) Das Aufsichtsamt sollte Arbeiters erweitert, welche den des Hausarbeiters nicht so eng faßt, zustellen, wie weit die Angaben des Vorredners auf Tatsachen be- hört! bei den sondern die Versicherungspflicht anerkennt.( Zustimmung bei den ruhen. Gegenüber den Anklagen des Herrn Severing verweise mindestens den Werttassen nicht minder strenge Bedingungen Sozialdemokraten.) Dann möchte ich noch anregen, daß vom ich aber auf das Urteil des fortschrittlichen Reichstagsabgeordneten vorschreiben, als den privaten Versicherungsgesellschaften.( Beifall Leonhart, der im allgemeinen der sozialen Fürsorge, wie sie links.) Reichsversicherungsamt dahin gewirkt werden möge, daß die seitens der Kanalverwaltung geübt wird, ein außerordentlich warmes Bauberufsgenossenschaften besondere Schutzmaßregeln, besondere Lob spendet.( Hört 1 hört!) Rüstungen bei dem sogenannten über die Hand Mauern" verlange. Die Arbeiter haben daran ein großes Interesse, denn diefes über die Hand Mauern" ist ganz besonders gefährlich, und den Arbeitern liegt selbstverständlich nicht an der geringen Rente, sondern an der Verhütung der Unfälle überhaupt.

( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Einige Bauberufsgenossen­schaften haben solche Vorschriften erlassen, das Reichsversicherungs­amt sollte für ihren allgemeinen Erlaß sorgen.( Bustimmung bei den Sozialdemokraten.)

Abg. Eickhoff( Bp.) behauptet, von dem Vorrebner miß­verstanden zu sein, er wolle lediglich eine einheitliche Be­

toben

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Kleines feuilleton.

Theater.

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nationalen Arbeit eintreten, haben auch das vollste] Verständnis Abg. Dr. Hahn( t.): Die Parteien, die für den Schuß der Sozialdemokraten.)- Redner verbreitet sich, vom Vizepräsidenten für den Schutz des deutschen Arbeiters.( Heiterkeit bei den Dr. Spahn oft, aber stets vergebens, zur Sache gerufen, über die holländische Schiffahrt und über die Konkurrenz, die sie der deutschen Binnen- und Kistenschiffahrt bereite, und befürwortet eine Resolution, wonach zu Zwecken der Binnenschiffahrt der Nordosiseetanal aus schließlich der deutschen Flagge vorbehalten werden soll.( Beifall rechts.) Geheimrat v. Jonquières : Der Annahme der Resolution stehen

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nahme.

e. k.

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Staatssekretär Delbrüd: Die Ausführungen des Borrebners er scheinen mir nicht in allen Punkten zutreffend zu sein. Ich halte es sondern bei der Privatbeamtenversicherung, also hoffentlich in nicht aber für beffer, wir unterhalten uns über die Werktassen nicht hier, Umfang und Wirkungen der Abonnentenversicherung zu veranstalten. allzu ferner Zeit. Redner erklärt sich bereit, eine Umfrage über Abg. Giesberts( 8.): Die Erklärung des Staatssekretärs ist ent­gegenkommender wie die des Ministerialdirektors Caspar; dessen Ausführungen flangen wie eine Nellame für die Abonnenten­versicherung.( Sehr richtig!) Bei der vom Staatssekretär in Aus­sicht gestellten Umfrage müssen auch die Organisationen der Presse befragt werden; 99 Prozent derselben werden die Abonnenten­versicherung rüdhaltlos verwerfen, sie ist ein Schädling am Baum

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eine Täuschung für das Publikum, vier Akte hindurch! durch die herkömmlichen heiteren Vollsepisoden mit Gesang und Tanz Kann das ein Drama sein? fragt man fich berivundert. unterbrochen werden, wenn die Farandole erklingt und die Burschen D. es birgt gewiß fleine feine Büge, packenden Stim- und Mädchen im Chore fingen und tanzen, dann ist es, als wenn mungsgehalt und vereinzelte feltsam dramatische Ansätze. sich auch der Komponist freier, ungezwungener bewegt, dann gewinnt Aber als Drama ermangelt es der überzeugenden Kraft. Die Regie auch seine Musik wieder etwas von der Eleganz und der rhythmischen Neues Schauspielhaus:, Wiederkehr", Schauspiel tat tat mit Ausnahme einiger Verstöße im Schlußaft alles, was Geschmeidigkeit, die feine Bajazzi"-Bartitur auszeichnet. Besonders von Hans DIden. Ist das Theater ein Ort für experimentelle möglich war. Das Waldstück z. B. wirkt gruselig schön. Jedoch, von das füdfranzösische Volkslied" Gieb Acht, Marion!"( ficherlich mit Bes Bathologie? Nein. Sind Halluzinationen eines anormalen Hirns den Darstellern tommen nur Heinz Salfner ( Garnier), Maria nügung von Originalmelodien verfaßt!) wirkt frisch und echt. Ueberaus auf der Bühne darstellbar? Wir sehen da einen jugendlichen mayer( Klara) und Berta Hausner( Tante) in Frage; alle flach und trivial aber ist die motivische und melodische Arbeit, und Musiker als Neurasthenifer. Richard Garnier ist tranthaft aus sonstigen Nollen sind zu spärlich vom Dichter bedacht worden. Das auch in der Instrumentation bedient sich Leoncavallo jener traß unglücklicher Liebe. Klara Lenge wurde die Braut eines jungen Kaufmanns, der foeben zweds Verheiratung auf der Heim- Stück fand, wohl wegen seiner Fremdartigkeit, nur eine fühle Auf- gegenfäßlichen, in Deutschland mit Recht berpönten romanischen Orchester- Effekte, die dem Durchfall des Werkes in Italien nach reise von Amerika her begriffen ist, jedoch bei einem Schiffszusammen­Mufil. zu schließen doch auch jenseits der Alpen nicht mehr beliebt au stoß auf offenem Meere ertrunken sein muß, da sein Name in der Liste lebend Geretteter nicht verzeichnet stand. Garnier glaubt trotz- In der Königlichen Oper hat sich am Sonnabend wieder sein scheinen. Recht gut und ausgeglichen war die Darstellung. In der Titel dem an wunderbare Zufälle. Gefegt, der Rivale sei wirklich tot, einmal eines jener sogenannten Ereignisse abgespielt, das nach außen nun, so wird ja Klara- und sie sagt's ihm selber die Seine. hin fast interessant erscheint, während es doch innerlich nichts als rolle fonnte Frau Kurt einmal ihr Können an einer größeren Wenn Hellmann doch gerettet wäre und plötzlich erschiene? Und eine Blamage für ein Institut von der Bedeutung unserer König- Partie erproben: in der Darstellung noch an der Schablone haftend, diese entsetzlichen Wahnvorstellungen lassen Richard nicht mehr los. lichen Oper bedeutet. Nach der trostlosen Niederlage, die sich hatte sie doch auch einige beffere Momente, in denen man eine Am Abend des Tages, da die Nachricht von der Schiffstatastrophe ein- eoncavallo, der glückberauschte Schöpfer der" Bajazzi", bor Individualität spürte, die sich gefanglich namentlich in der kräftigen Mittellage berrät. Die Herren Maclennan und Bischoff getroffen ist, sigt er allein im Zimmer, abwechselnd musizierend und gottlob langen Jahren mit seiner Auftragsoper Der Roland von nervös wieder umherlaufend. Da unter Gewittern, die draußen Berlin " geholt hat, hätte er fich fürwahr erst dann wieder an dieser machten aus ihren undankbaren Rollen das Menschenmögliche. Auch tritt der Totgemeldete ein. Jit er's wirklich? Garnier exponierten Stelle zeigen dürfen, wenn ihm wirklich ein ganz großer Kapellmeister Iech holte alles und noch mehr aus der Partitur spricht mit ihm, bittet ibn kniefällig zu verschwinden, schwört, daß er Wurf gelungen wäre! Statt deffen hoffte er, den Mißerfolg, den heraus, was in ihr steckte. Aber trotzdem wird" Maia" bald aus Arth . N. auf das Mädchen nicht mehr Verzicht leisten fönne; ja, er preßt fich fein trop Eifersucht und Dolchstoß nicht einmal blut gelitten haben! jenem das Zugeständnis ab, heute noch einmal mit ihr zusammen- rünstiges, sondern nur unendlich naives Machwert Maia" in der Humor und Satire. fein zu dürfen. Dafür verpflichtet er sich, ihr Hellmanns Anwesenheit Heimat errungen hatte, dadurch vergessen machen zu können, daß er sich Der Block- Bod. In der Kurpfuscherkommission bes zu vermelden. Und dann, als diefer gegangen ist, stürmt er unter das sogenannte Libretto des Herrn v. Choudens durch den Oberregisseur Reichstages verteidigte ein konservativer Abgeordneter die Heilung Blizz und Regen fort: dem Wäldchen entgegen, wo er er und Dröscher in ein waschechtes Seulissendeutsch übertragen ließ. Charafte von Krankheiten durch Sympathiemittel und durch Besprechungen. Klara sich treffen wollen. Sie kommt auch mit Zukunftsplänen, ristisch für die Servilität des Opernhaus stammpublikums ist es, daß Dabei kam zur Sprache, daß Sotpulver eines noch jungfräulichen die sie ihm unter heißen Liebesbeteuerungen offenbart. Allein man den weltberühmten Komponisten der Bajazzi" noch gar hervor- Biegenbocks als Mittel gegen die Fallsucht empfohlen wurde. Richard ist so seltsam ernst. Schließlich fagt er ihr, daß Hellmann applaudierte! Muß man es wirklich noch berichten, daß diese Maïa Das ist ein echtteutscher Glaube, der von unseren echtteutschen da sei. Sie glaubt es nicht und kehrt nach Haus zurück. Ginfam natürlich den Mann, den sie liebt, nicht bekommen kann, alldieweil Ahnen stammt. Schon bei den Cheruskern standen die Ziegen­bleibt Richard an der Stelle. Plötzlich sieht er Hellmann, den Feig- er, der ihr oh der Schnöde!- die Ehre geraubet, einer anderen böcke, solange sie jungfräulich waren, in hohem Ansehen, und die ling, den Schleicher. In maßloser Wut fällt er ihn an, würgt ihn, Maid die Hand zum Lebensbunde reichen muß! Fühlst Du auch, unverdauten Reste ihrer Speisen galten als heilig. Ein echt zwingt ihn zu Boden... Sturm, Blizschlag, Regen sonst kein o Leser, die graufige Tragit der Szene, in der die tödlich" gekränkte teuschter Mann verehrt diefe Reste auch heute noch. Laut. Entsett läuft Richard davon. Früh morgens sehen wir Maïa ihrem Galan feine Missetat vor den Augen feiner Braut ins ihn auf dem Polizeibureau, fich des Mordes bezichtigend. Man Gesicht schreit, um dann im letzten Att den Dolchstoß, mit dem ihr umfallanfälle werden immer häufiger, und die Fälle dieses bösen In letter Zeit ist das Zentrum sehr häufig umgefallen. Diese unterzieht ihn einem peinlichen Verhör, sucht auch die Waldstelle Geliebter Renaud seinen Rivalen Torias niederstrecken will, auf Falls werden von Fall zu Fall schwerer. Wie wäre es, wenn man nach der Leiche des Getöteten ab. Aber feine Spur zufangen und dem Maestro" zu Ehren erst dann zu sterben, nachdem sie dem Zentrum als Heilmittel gegen diese feine Fallsucht Kotpulber ihm daß Hellmann die übliche Todesfriedensarie aller italienischen Opern- Jolden ge eines jungfräulichen Ziegenbods eingäbe? dann festgestellt wird, wirklich ertrunken und seine Leiche bereits geborgen ist. Betäubt schluchzt hat?! Wenn wenigstens noch die Musik die naive Durch ( Jugend.") wankt Richard hinaus und weist selbst das Mädchen zurück; denn sichtigkeit dieser unglaublicherweise noch in drei Atte auseinander Das Recht auf die Ehefrau. Die Ehefrau: Nee, feiner wiffe, was er weiß.... Also war's eine Halluzination, ein verzettelten" Handlung" gemildert hätte, statt sie zu verstärken. Nur Herr Präsident! Die Ehefrau dient lediglich dem Verkehr­geistiger Dämmerzustand, worin der Stranke befangen gewesen; im zweiten Aufzug, wenn die sogenannten düsteren" Vorgänge mit dem Ehemann!"

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Simpligiffimus.")