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Nr. 68. 28. Jahrgang.

3. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Partei- Angelegenheiten.

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Potsdam. Am Mittwoch, den 22. März, abends 8 Uhr: Bahl­abend. Der Bezirk Brandenburger Vorstadt hält diesmal seinen Bahlabend bei Schlend, Kiewitt 7, ab.

Berliner Nachrichten.

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Dienstag, 21. März 1911.

etwa doch möglich, so werde die erholungsbedürftige Bevölkerung blieb. Sie mietete dann in dem oben genannten Hause eine empfindlich getroffen werden. Zu dem oft gehörten Hinweis auf Wohnung und nahm ihren Geliebten, den 35jährigen Klavier­die anderen Städte, die die Lustbarkeitssteuer bereits eingeführt spieler Lehmann, als Aftermieter zu sich. Wie allgemein behauptet Ortsteil Treptow . Heute abend 8 Uhr in der Rennbahn: haben, bemerkte Referent, das sei überall vor der Reichs- wird, lebten die beiden jedoch nicht sehr glücklich miteinander, Mitgliederversammlung. Tagesordnung: Bericht von und Wahl der finanareform geschehen, zu einer Zeit, wo noch nicht durch und gant und Streit waren an der Tagesordnung. Die Er­Delegierten zur Verbands- Generalversammlung, Bahl eines zweiten diese dem Gastwirtsgewerbe die schwersten Lasten auferlegt waren. mordete war eine außergewöhnlich kleine, sehr zierliche Person, Schriftführers, Vereinsangelegenheiten. Genoffe Litfin geißelte die Wortbrüchigkeit des Ber­Tegel. Heute Dienstag, den 21. März, abends 8, Uhr, im liner Stadtfreisinns, dessen einflußreichster Führer, die sich gern auffallend kleidete und viel in zweifelhaften Nacht­Lokale von Jul. Klippenstein, Spandauer Straße 4: Mitglieder Stadtverordneter Cassel, im Jahre 1906 die Lustbarkeitssteuer für lokalen des Nordens verkehrte. Kurz nachdem sie im Dezember bersammlung. Tagesordnung: Bericht von der Verbandsgeneral- unannehmbar erklärt habe, während jetzt im Jahre 1911 gerade vorigen Jahres die neue Wohnung bezogen hatte, wurde bersammlung von Groß Berlin ; Bericht aus der Gemeinde die Casselsche Fraktion die Annahme fordere. Es sprachen dann sie von der Sittenpolizei festgenommen und wegen eines sehr bertretung; Verschiedene Neuwahlen. Die Bezirksleitung. Redakteur Friedrichs vom Verband der Gast- und Schanfwirte, schweren inneren Leidens nach dem Krankenhause geschafft, von Reinickendorf Oft. Am Sonntag, den 26. März, nachmittags Direktor Schulz vom Metropoltheater, Herr Berol Konorah als wo sie erst am Mittwoch voriger Woche zurückkehrte. Offenbar 2 Uhr, findet in der" Urania " eine Vorstellung statt. Billetts hierzu Vorsitzender der internationalen Artiſtenloge, Herr Priebel als Vor- war sie ihres Berufes überdrüssig geworden, denn bald darauf find noch bei den Bezirksführern und in der heute abend statt- fizender des Vereins der Berliner Musiker. Herr Max Schulz schrieb sie an ihren Mann einen Brief, in dem sie ihn bat, sie findenden Mitgliederversammlung zu haben. Das Thema lautet: ergriff das Wort nicht als Berufskollege der Gastwirte, sondern als wieder aufzunehmen, da sie ihren bisherigen Lebenswandel be­Der Vierwaldstädter See". Mitglied der Stadtberordnetenversammlung. Er meinte, es sei tein erhebendes Gefühl, in dieser Frage die Stadtverordnetenver- reue und unter keinen Umständen fortführen wolle. Sie teilte sammlung hier vertreten zu müssen. Uebrigens denke die Inten- ihm auch mit, daß sie ihren bisherigen Liebhaber, den Klavier­danz der königlichen Theater nicht daran, die Lustbarkeitssteuer zu spieler Lehmann, veranlassen wolle, von ihr zu lassen. Dieses zahlen, nach dem Gesek fönne aber der König zur Steuerzahlung Schriftstück übergab sie ihrer Freundin, die im seiben Hause nicht gezwungen werden, und hierüber werde dann das ganze wohnt und mit der sie enge Freundschaft geschlossen hatte. Steuerprojekt zu Fall kommen. Die Stadtverordnetenversamm- Uebrigens war die Sch. auch eine Frauenfreundin und kehrte Tung war noch durch einige andere Mitglieder vertreten. Stadtver- nachts häufig mit Prostituierten in ihre Wohnung zurück. Nach 100 Prozent Gemeindesteuern in Berlin . ordneter Genosse Manasse nannte die geplante Lustbarkeits- ihrer Entlassung aus dem Krankenhause hatte die Schramm in steuer ein aus der Sorge um die Etatbalanzierung entstandenes Erfahrung gebracht, daß ihr Geliebter während ihrer Krankheit Die Beratungen des Etatsausschusses haben gestern mit Angstprodukt, nicht würdig der Stadt Berlin . Das sind ja," mit einer Kellnerin ein Verhältnis angeknüpft habe, und es kam dem Ergebnis geendet, daß auch in diesem Jahre in Berlin rief Manaffe aus, die von Ihnen selber gewählten 100 Proz. Gemeindeſteuerzuschlag zur Einkommensteuer er- Bertreter! Nun sehen Sie, welche tute Sie sich aufgebunden am Freitagabend kurz nach 10 Uhr zwischen dem Baar zu einer hoben werden sollen. Dieses Resultat wird vielen etwas über- haben. Schlafen Sie doch nicht die ganzen Jahre hin- heftigen Szene, die schließlich mit einer Brügelei endete und bei raschend kommen, die den ohnehin mageren Etat fennen. den burch!" Auch der Stadtverordnete Genoffe Wille tennzeichnete welcher die Frau ihrem Liebhaber das Gesicht vollständia zerkragte. der Magistrat der Stadtverordnetenversammlung vorgelegt in treffenden Ausführungen das Treiben der freisinnigen Stadt- Rehmann scheint indessen seine Geliebte ebenfalls schwer miß­hat und der mit 110 Proz. abschloß. Erreicht wurde das verordnetenmehrheit, die jetzt durch eine Erholungssteuer handelt zu haben, denn wiederholt ertönten Hilferufe der Sch. hat und der mit 110 Broz. abschloß. Erreicht wurde das die Stadtfinanzen bessern will. Der letzte Redner war Herr Gs kümmerte sich jedoch niemand um das Rufen, da in dem Hause Resultat durch Zuhilfenahme der allerbedenklichsten Mittel, mellini von der Vereinigung der Kinematographenbefizer elf Prostituierte wohnen und derartige Auftritte durchaus nicht die einer Bilanzfälschung verzweifelt ähnlich sehen. Es sind Groß- Berlins. Er fündigte an, daß an dem Tage, wo die Luftbar eine Seltenheit bedeuten. gestrichen worden vom Schuletat 300 000 ME., bom Tief teitssteuer in Kraft trete, die Kinematographen nicht mehr Fürsten Schramm ihre Wohnung gegen 10 Uhr abends und kehrte, wie Am Sonnabendabend verließ die bauetat für Landerwerb und Straßenpflasterung 650 000 m., empfänge zeigen werden, sondern das Berliner Rathaus in Hausbewohner beobachtet haben wollen, gegen 412 Uhr nachts aus dem Gasetat für verbesserte Beleuchtung usw. 370 000 seiner wahren Natur. Mark, vom Arbeitshaus 60 000 M. Außerdem entzog man Die Versammlung endete mit der einstimmigen Annahme der in ihre Wohnung zurück. Während der nächsten zwei Stunden den Gaswerken eine Million, die für Abschreibungen folgenden Resolution, die der Stadtverordnetenversammlung blieb alles ruhig. Erst kurz nach 1 Uhr hörte eine Frau, welche in bestimmt waren und setzte sich fühn und unerschrocken über übersandt werden soll:" Die Versammlung sämtlicher Gastwirte- der der ersten Etage des Quergebäudes wohnt, furchtbare Hilfe­bestimmt waren und setzte sich fühn und unerschrocken über die bestehenden Gemeindebeschlüsse hinweg, nach denen be- bereinigungen, der Zirkusse, Verbände der Leiter und Angestellten rufe. Die Frau hatte sich gegen 10 Uhr abends schlafen gelegt die bestehenden Gemeindebeschlüsse hinweg, nach denen beber Berliner Bühnen, Artisten, Musiker, Kinematographenbesißer und hatte, wie sie angibt, um diese Zeit schon beinahe ausgeschlafen. stimmte prozentual festgesetzte Beträge zur Abschreibung ge- und Variétés legen Verwahrung gegen die geplante Luftbarkeits- Die Hilferufe währten etwa 15 Minuten lang und wurden zuletzt bracht werden müssen. Als bei den Ausgaben nichts mehr zu steuer ein, weil sie einzelne ohnehin schon schiver um ihre Existenz immer schwächer. Dazwischen klang das wütende Bellen eines machen war, ging man an die Einnahmen und verbesserte" ringende Erwerbstände zugunsten der Allgemeinheit der Steuer- Hundes- die Schramm besaß einen 11 Jahre alten Wolfsspitz- diese in einer Weise, daß selbst dem Magistrat die Haare zu zahler belastet, und insbesondere auch durch Freilassung der König- bis auch plötzlich das Tier ein schrilles Winseln ausstieß und Berge standen. Bei der Kapital- und Schuldenverwaltung lichen Theater den Wettbewerb der an sich schon unter schwierigen dann verstummte. fette man 300 000 m. mehr an zu erwartenden Zinsen ein. Bedingungen arbeitenden Privatbühnen in ungerechter und uns Lehmann war, wie er behauptet, in der Nacht zum Sonntag Die Abgabe der Großen Berliner und der B. E. W. wurde ung zu der Vorlage gegeben, haben ausdrücklich und ausnahmslos in einem Lokal in der Kopernikusstraße beschäftigt gewesen und zulässiger Weise erschwert. Alle Fraktionen, welche ihre Zustim­mit 320 000 m. höher in Einnahme gestellt. Dann ging es bie Annahme der Vorlage von der Hineinbeziehung der Königlichen hatte dort bis gegen 4 Uhr morgens gespielt. Er machte sich an die Steuern. Die Sozialdemokraten beantragten die Theater abhängig gemacht. Die Annahme ohne diese Vora 18- dann auf den Heimweg und langte bald nach 4 Uhr vor seinem Streichung der Dustbarkeitssteuer, weil diese Steuer feßung würde mit einem Wortbruch und dem Verrat der Hause an. Als er die Korridortür aufschließen wollte, bemerkte noch gar nicht von der Stadtverordnetenversammlung be- ihnen anvertrauten Interessen der Bürgerschaft gleichbedeutend er zu seinem Schrecken, daß die Tür weit geöffnet war. Da er schlossen und es ganz ungewiß sei, ob sie beschlossen werde. sein." Die Resolution spricht die Erwartung unbedingter Ab- selbst ein ziemlich schwächlicher Mensch ist und glaubte, daß ein Man könne doch auf solch unsicherer Grundlage feinen Etat lehnung aus, bezeichnet die Luftbarkeitssteuer als ein neues Dieb in der Wohnung sei, machte er Richt und trat in die Küche aufbauen. Alle Einwände fanden kein Gehör, die Mehrheit, Attentat auf den gesamten Wirtestand, das um so die unter allen Umständen, koste es was es wolle, auf unerhörter sei, da die Wirte schon durch die Reichsfinanzreform in ein. Hier fand er jedoch niemand, und so begab er sich dann durch die Verbindungstür, die von der Küche nach dem Wohnzimmer 100 Broz. bauen wollte, lehnte den sozialdemokratischen An- empfindlichster Weise belastet seien. führt, in das Schlafzimmer der Schramm. Dort bot sich ihm ein trag ab und setzte die Lustbarkeitssteuer als Einnahme in An den Folgen eines Schlaganfalles ist am Sonntagabend der entsetzlicher Anblick. An der rechten Seite der Wand vor einem den Etat ein. Zwei Mitglieder des Ausschusses enthielten Berliner Stadtverordnete und Obermeister der Ber- Plüschsofa lag die Schramm über und über mit Blut bebedt. Sie sich der Stimme; nur die Sozialdemokraten stimmten gegen liner Klempnerinnung, Richard Berger, gestorben. Der war vollständig bekleidet, nur der Hut und die Handschuhe lagen die Lustbarkeitssteuer. Verschiedene Redner der Mehrheit er- 60jährige Mann brach, als er sich auf dem Heimwege nach seiner auf dem Tisch, der in der Mitte des Zimmers stand. Lehmann flärten im Namen der überwiegenden Mehrheit ihrer Wohnung in der Boffener Straße 43 befand, an der Ede Culm- bersuchte die Leblose aufzurichten und sah nun, daß er es mit Freunde, daß diese unter den gegenwärtigen Verhältnissen und Bülowstraße zusammen. Andere Straßenpassanten nahmen einer Toten zu tun hatte. Als er dann auch einen Schritt von der Einführung einer Lustbarkeitssteuer zustimmen würden, sich des Verunglückten sofort an und schafften ihn nach der der Leitung entfernt den Hund mit aufgeschlittem Bauche liegen tvenn auch die Steuer ihnen nicht sympathisch sei". Die den bereits eingetretenen Tod feststellen konnte. Rettungsmache in der Stegliter Straße, wo der Arzt aber nur noch Grundsteuer soll auf 165 roz.( bisher 150 Proz.), In der Droschte plötzlich verstorben ist in der Nacht vom wie der Magistrat vorschlägt, festgesetzt werden. Die Grund- Sonnabend zu Sontag der 50jährige Fabrifbefizer Ostar Fled aus befizer wollen Opfer" bringen, wie sie sagten. Denn so Hermsdorf a. Nordbahn. Er hatte mit seiner Gattin Bekannte in fämen sie besser weg, als wenn durch Ueberschreitung der Berlin besucht und fuhr dann in einer Droschte nach dem Pan­Hundertprozentgrenze noch mehr Mieter nach den Vororten fower Bahnhof, um von dort aus mit der Bahn nach Hause zurüd zögen und sie dadurch erhebliche Mietsverluste hätten. Recht bat seine Frau, ihn zu einem Arzt zu bringen. Die Geängstigte zukehren. Während der Fahrt fühlte sich Herr F. unwohl und opferwillig! Zu diesem Beschluß muß aber die Genehmigung ließ die Droschfe nach der Unfallstation in der Badstraße fahren, der Aufsichtsbehörde eingeholt werden. Die Gewerbe- wo jedoch nur der infolge Herzschlag eingetretene Tod konstatiert steuer soll gleichfalls auf 165 Broz. bemessen werden( bis- werden konnte. Gin ähnliches Ende fand am Sonntagnach her 150 Proz.). Es wurde angeregt, die Klasse I mit 175 mittag gegen 5 Uhr der 44jährige Schneider Müller. Er saß mit Prozent zu belasten und die Klassen II und III bei 150 Proz. mehreren Bekannten in einem Restaurant in der Triftstraße beim wie bisher zu belassen. Schließlich wurde in Rücksicht darauf, Kartenspielen, als er plöblich lautlos vom Stuhle fant. Gin von daß die Gewerbesteuerklasse IV frei ist infolge der Waren- der Unfallstation in der Lindowerstraße herbeigerufener Arzt haussteuer und die Klasse III ein Bierteljahr freigestellt fonnte nur noch den inzwischen eingetretenen Tod des Mannes feststellen. wäre, von der Erhebung differenzierter Säße Abstand ge­nommen und allgemein 165 Broz. beschlossen. Die Gewerbe­steuer wurde mit 200 000 m. höher eingesetzt. Schließlich In die Kreise des Berliner Dirnen- und Zuhältertums führt wurden die Anfäße des Magistrats bei der Umsatzsteuer um eine Bluttat, die in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag in 400 000 m., bei der Wertzuwachssteuer um 220 000 m. er- dem Hause Bohenstraße 14 verübt wurde. Dort wurde eine höht. Die Gemeindeeinkommensteuer wurde mit 42 Millionen unter fittenpolizeilicher Kontrolle stehende Frauensperson tot auf in den Etat eingesetzt, eine Summe, die kaum einkommen gefunden. Sonntag morgen verkündeten bereits rote Platate an dürfte. den Säulen die Mordtat in folgender Weise:

So ist der vom Magistrat vorgelegte Etat in wesentlichen Zeilen vollkommen zerfetzt und in einer Weise hergerichtet worden, daß selbst vom Magistratstisch während der Ver­handlungen gelegentlich geäußert wurde, daß das bei ver­schiedenen Positionen diesmal geübte Verfahren das eines Bankrotteurs sei. Noch am Freitag wurde im Hinblick auf verschiedene Streichungen des Etatsausschusses vom Magistrat erklärt, daß er faum in der Lage sein werde, diese Streichun­gen zu akzeptieren. Aber im Magistrat sind Kräfte tätig, die hinter den Kulissen arbeiten und alles mitmachen, was ihnen die Mehrheitspartei im Rathause diktiert.

Ob der Magistrat es zum Konflikt wird kommen lassen, muß abgewartet werden, bei der Deroute, die im Magistrat herrscht, ist kaum zu erwarten, daß er an seinem vorgelegten. Etat festhält.

Gegen die Luftbarkeitssteuer,

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Eine Prostituierte erstochen.

1000 Mart Belohnung.

Heute morgen kurz nach 4 Uhr wurde im Seitenflügel des Hauses Bohenstraße 14 die unter fittenpolizeilicher Kontrolle stehende Frau Martha Schramm, geborene Schlittus, am 2. April 1880 zu Groß- Bieten geboren, mit zum Teil sieben bis acht Bentimeter tiefen Stichwunden tot aufgefunden. Die Ver­wundungen rühren vermutlich

bon

Personen, welche die Ermordete in der heutigen Nacht allein oder in Begleitung gesehen haben, werden aufgefordert, fich umgehend zu melden. Mitteilungen nehmen die Polizeireviere und die Kriminalabteilung entgegen.

sah, packte ihn das Grauen. Laut schreiend stürzte er aus der Wohnung und eilte zur Portierfrau, die im Seitenflügel des ersten Hofes wohnt. Die Frau schlug Lärm und benachrichtigte das nahegelegene Polizeirevier in der Wöhlertstraße, das sofort mehrere Beamte sandte. Eine Stunde darauf traf die Word­kommission ein.

Ein Raubmord erscheint völlig ausgeschlossen, da bon ben Schmuckstücken der Toten, zwei Armbändern und mehreren Ringen, nichts fehlt. Auffallend ist auch der Umstand, daß die Haus- und Wohnungsschlüssel der Schramm vorhanden sind. Der Mörder hat also entweder selbst Nachschlüssel beseffen, oder er ist über die niedrige Mauer entkommen. Auf dem Treppenflur fand man an dem eisernen Geländer sowie an der Wand Blutspuren. Der Mörder hat sich offenbar in der Dunkelheit an der Wand entlang­getastet. Im Laufe des Vormittags wurden mehrere Polizei­

hunde auf die Spur gesezt, doch konnte bisher noch nichts Sicheres durch fie festgestellt werden. Der Klavierspieler Lehmann wurde am gestrigen Tage längere Zeit bernommen, doch vermochte er sein Alibi nachzuweisen.

Die Kriminalpolizei hat festgestellt, daß die Schramm sehr häufig ihre männlichen und weiblichen Freundschaften wechselte und daß sie verschiedene Zuhälter habe hochgehen lassen. Sie rechnet deshalb auch mit einem Racheakt, da Gold- und Wert sachen nicht abhanden gekommen sind.

Das Ergebnis der Leichenöffnung, die die Gerichtsärzte Medizinalrat Dr. Störmer und Dr. Strauch gestern bornahmen zeigte u. a. was bisher nicht zu sehen gewesen war, daß der Mörder sein Opfer auch gewürgt hat. Daraus erklärt es sich, daß es bei dem Verbrechen so auffallend ruhig zugegangen ist. Der Mörder hat einem mefferartigen, Frau Schramm jedenfalls sofort an die Rehle gegriffen, um sie am träftigen Instrument her. Der Tat ist offenbar ein heftiger Schreien zu verhindern. Die Messerstiche sind mit einer ungeheuren Wucht Kampf vorausgegangen. Bei der Leiche lag der Hund der Toten, der durch einen Stich in den Unterleib getötet worden war. Die geführt worden. Vier haben die Lunge durchbohrt. Die Bruststiche Ermordete ist zuletzt gesehen worden, als sie gestern abend um waren so kräftig, daß das Messer bis auf den großen Wirbel durch­11% Uhr in Begleitung eines Mannes in die Bohenstraße ein- drang. Es stieß sogar eine Haarnadel, die wohl bei dem Kampfe bog. Anscheinend handelt es sich um einen Racheatt. Es ist in die Kleidung heruntergefallen war, mit in den Hohlraum der anzunehmen, daß die Kleidung des Täters mit Blut start be- Brust hinein. Alle Stiche sind mit demselben Werkzeug geführt sudelt ist und daß er bei dem Kampfe Verlegungen an den Händen worden, auch die, die den Schädelknochen des Hundes glatt durchs und im Gesicht davongetragen hat. bohrten. Nach der Beschaffenheit der Wunden muß es an der einen Seite scharfs an der andern didrandig, also ein Messer gewesen sein. Die Ermordete zeigte außer den Stichwunden und den Würgemalen auch noch eine ganze Reihe von Krazwunden und Hautabschürfungen am Gesicht und an anderen Körperteilen. Nach dem Bilde, das die Dbduktion lieferte, wird der Täter sein Opfer mit einer Hand an die Gurgel gefaßt und mit der anderen blind­lings auf die Wehrlose eingestochen haben. Nachdem die Frau schon kampfunfähig geworden war, tötete der Mörder ihren Hund, Die Ermordete ist im Jahre 1880 zu Groß- Bieten im Kreise der trotz feiner elf Jahre noch gute Fangzähne hatte Teltow geboren. Sie verheiratete sich vor einigen Jahren mit und wohl unausgesetzt auf den Kerl eingesprungen ist, und bearbeitete Der Versammlungsleiter Herr Strauß, Vorsitzender des einem gewissen Schramm, mit dem sie jedoch nicht lange zusammen- dann von neuem die Frau mit dem Messer. Verbandes der Gast- und Schankwirte für Berlin und die Provinz blieb, da sie ihrem Mann berechtigten Grund zur Eifersucht gab. Ein Heer von Kriminalbeamten ist unausgesetzt bemüht, alle Brandenburg , erklärte offen, das Verhalten des Magistrats in der Das Ehepaar trennte sich deshalb und der Gatte zog mit einer Beziehungen, die die Ermordete jemals gehabt hat, aufzudecken. Frage der Luftbarkeitssteuer habe vielen in politischer Sinficht die Geliebten zusammen, während die Frau sich der Prostitution er Besonders wird auch allen Leuten nachgeforscht, die in der letzten Augen geöffnet. Das Referat des Gastwirts Ritfin bom Berband der freien Gaſt- und Schantwirte legte eingehend bar, gab. Der Polizei gegenüber gab sie sich als Näherin aus, stand Beit aus irgend welchen Anstalten entlassen worden sind. Die Nach­welche folgenschwere Bedeutung diese Steuer auf die Erholung jedoch schon seit Jahren unter fittenpolizeilicher Kontrolle. Bis forschungen richten sich sowohl auf Männer wie auf Frauen, weil für die Inhaber von Vergnügungslokalen haben muß. Eine Ab- bor einem viertel Jahr wohnte sie in dem Hause Wilsnader der Täter nach Lage der Dinge diesem oder jenem Kreise an­wälzung auf das Publikum werde nicht möglich sein, sei sie aber| Straße 31, wo sie jedoch ziehen mußte, weil sie die Miete schuldig gehören kann

durch die der Berliner Stadtfreisinn den schlapp gewordenen Stadt­fädel wieder prall zu kriegen hofft, haben nun auch die Gast= wirte nochmals schärfsten Protest erhoben. Von Gastwirtever einigungen verschiedener Richtungen war zu Montag eine öffent liche Versammlung( nach der Concordia" in der Andreas­straße) einberufen worden, die sehr stark besucht war. Unter den Versammelten herrschte Einmütigkeit in der Be- und Verurteilung dieses Steuerprojektes, von dem auch das Gastwirtsgewerbe eine schwere Schädigung zu erwarten hat.

Obige Belohnung ist für solche Personen ausgesetzt, welche Angaben machen können, die zur Ermittelung des Täters führen. Berlin , den 19. März 1911. Der Polizeipräsident. gez. von Jagow.