Einzelbild herunterladen
 

Ocwcrhrcbaftlichce. Die Carifbewegung im Rolzgewcrbc. Durch die Verhandlungen der zentralen SchlichtungSkom- Mission, die die ganze letzte Woche andauerten, ist die Bewegung im grotzen und ganzen jetzt zum Abschluß gebracht. Zwar steht die Zustimmung einer Anzahl Ortsparteien zu den Verhandlungs- resultaten noch aus, doch dürften sich erhebliche Schwierigkeiten kaum rioch ergeben. Nur in den Orten Osnabrück , Liegnitz und Finsterwalde haben weitere Verhandlungen nicht mehr statt- gesunden und gelten diese drei Orte als nicht erledigt. In Osna- brück hat die größte Firma einen Vertrag mit dem Holzarbeiter- verband abgeschlossen, aber mit dem Arbeitgebervcrband kam es zu keinem Vertragsabschluß, weshalb in einer Anzahl Werkstätten die Arbeit eingestellt und in anderen die Kündigung eingereicht wurde. Die letzten Resultate der zentralen Verhandlungen sind fol- gende: In Herford wird die Arbeitszeit am 1. Oktober 1913 von 55 auf 54 Stunden pro Woche herabgesetzt. Für Tischler tritt ein Durchschnittslohn von 47 Pf. pro Stunoe sofort in Kraft, der sich während der Dauer des Vertrages auf 51 Pf. erhöht. Für Maschinenarbeiter, Packer, Hilfsarbeiter sind die Löhne ebenfalls mit entsprechenden Erhöhungen für die Vertragsdauer festgesetzt. Die bestehenden Akkordpreise, bei denen der Durchschnittsverdienst nicht erzielt wird, werden soweit aufgebessert, daß auch da der Ver- dienst erreicht wird. Als Durchschnittsarbeiter gilt, wer den in Akkord erzielten Durchschnittsverdienst erreicht. Der Durchschnitts- verdienst für jeden Betrieb wird halbjährlich ermittelt und werden diejenigen Akkordarbeiter, die diesen Durchschnittsverdienst er- reichen, fernerhin als solche anerkannt. Für Heimarbeiter gelten dieselben Akkordpreise wie für Werkstättenarbeiter. Der Vertrag für Detmold deckt sich im großen und ganzen «it dem für Herford . Für Posen konnte eine Verständigung zwischen den Ver- tretern der Ortsparteien nicht erzielt werden. Es wurde deshalb vereinbart, die Verhandlungen am Orte selbst fortzusetzen. Da auch diese resultatlos blieben, wurde vereinbart, vor dem Gewerbegericht weiter zu verhandeln, wo es denn auch zu einer Verständigung kam. Die Stundenlöhne erhöhen sich sofort um 2 Pf. und steigen während der Vertragsdauer um insgesamt 7 Pf. Der Mindestlohn wird sofort von 37 auf 49 Pf. erhöht und steigt im Laufe der Vertragsperiode auf 45 Pf. Die Akkordpreise erhöhen sich sofort um ö Proz., ab 1. April 1912 um weitere ö Proz. Die Arbeits- zeit wird während der Dauer des Vertrages von 56 auf 54 Stunden wöchentlich verkürzt. Für Helmstedt wird die Arbeitszeit auf 54 Stunden bis zum 1. Oktober 1914 festgesetzt. Von dort an tritt die 63stündige Arbeitszeit in Kraft. Für Kelkheim war trotz vieler Verhandlungen eine Ver- ständigung zwischen den Vertretern der Ortsparteien nicht zu er- zielen. Die zentrale Schlichtungskommission hat darum einen Vergleichsvorschlag ausgearbeitet, nach dem der Durchschnittslohn sofort 48 Pf., vom 1. Oktober 1914 ab 52 Pf. pro Stunde betragen soll. Die bestehenden Löhne sollen sofort um 2 Pf. erhöht werden, während der Dauer des Vertrages um weitere 4 Pf. Die Akkord- preise sollen für die einzelnen Arbeiten um 4 bis 11 Proz. erhöht werden. Das Gesamtresultat der Tarifbewegung stellt sich jetzt wie folgt: Es wurden erreicht für Aachen : 7 Pf. Lohn- erhöhung und drei Stunden Arbeitszeitverkürzung; für Bremen : 6 Pf. Lohnerhöhung und eine Stunde Arbeitszeitverkürzung(auf 52 Stunden pro Woche); für Breslau : 6 Pf. Lohnerhöhung, Ar- beitszeitverkürzung von 53 auf 52 Stunden pro Woche; für Chem- nitz: 7 Pf. Lohnerhöhung, Arbeitszeitverkürzung von 55 auf 54 Stunden pro Woche; für Detmold : 6 Pf. Lohnerhöhung. Ar- beitszeitverkürzung von 55 auf 54 Stdn. pro Woche; für Eisenach : 6 Pf. Lohnerhöhung, Arbeitszeitverkürzung von 57 auf 55 Stunden; für Elberfeld : 6 Pf. Lohnerhöhung, Arbeitszeitverkürzung von 64 auf 53 Stunden pro Woche; für Elbing : 6 Pf. Lohnerhöhung. Arbeits- zeitverkürzung von 57 auf 55 Stunden pro Woche; für Forst: 5 Pf. Lohnerhöhung, Arbeitszeitverkürzung von 56 auf 55 Stunden; für Helmstedt : 6 Pf. Lohnerhöhung, Arbeitszeitverkürzung von 54 auf 53 Stunden; für Herford : 6 Pf. Lohnerhöhung, Arbeitszeitverkür- zung von 55 auf 54 Stunden; für Jena : 6 Pf. Lohnerhöhung. Ar- beitszeitverkürzung von 56 auf 55 Stunden; für Kelkheim (wenn der Vorschlag der Kommission anerkannt wird): 6 Pf. Lohnerhöhung und durch Schiedsspruch Verkürzung der Arbeitszeit von 57 aus 65 Stunden; für Kirchheim: 6 Pf. Lohnerhöhung. Arbeitszeitver- kürzung von 56 auf 54 Stunden; für Neumünster : 6�- Pf. Lohn- erhöhung. Arbeitszeitverkürzung von 56 auf 54 Stunden; für Posen: 7 Pf. Lohnerhöhung. Arbeitszeitverkürzung von 56 auf 54 Stunden; für Stralsund : 6 Pf. Lohnerhöhung. Arbeitszeitver- kürzung von 58 auf 56 Stunden; für Stuttgart : 7 Pf. Lohner- höhung. Arbeitszeitverkürzung von 53 auf 52 Stunden und für Swinemünde : 6 Pf. Lohnerhöhung, Arbeitszeitverkürzung von 59 auf 57 Stunden. In Hamburg , wo die Unternehmer vekanntlich im vorigen Jahre aus dem Arbeitgeberschutzverband ausgetreten sind, scheint es zu größeren Kämpfen kommen zu sollen, und zwar, weil der ört- liche Arbeitgeberverband den vom Holzarbeiterverband und der Innung gemeinsam errichteten paritätischen Arbeitsnachweis nicht anerkennen will. Ueber die Lohnfrage ist man sich ziemlich einig. Die Arbeitgeber haben jedoch sämtliche Zugeständnisse zurückgezogen und die Verhandlungen abgebrochen, worauf dann am Montag in zehn Betrieben 366 Arbeiter die Arbeit einstellten. Verlln und Qmgegenck. Die Vertragstreue der Schranbenfabrikanten. Nach der vorjährigen Lohnbewegung der Schraubenarbetter kam im November eine Vereinbarung mit den Fabrikanten zustande, welche unter anderem Lohnerhöhungen für die Arbeiter festsetzt. Anfang dieses Jahres wurden in den Kreisen der Arbeiter Klagen laut, daß verschiedene Firmen den Vereinbarungen nicht nachkommen und die Lohnzulagen nicht gewähren. Eine Firma hat sogar Lohnabzüge gemacht. In einer Verhandlung der Arbeitervertreter mit der Fab- rikantenkommission, die im Januar stattfand, sind alle diese Be- schwerden vorgetragen und begründet worden. Das Ergebnis der Verhandlungen war die Zusicherung der Fabrikanten, die Beschwerden durch ihren Verein untersuchen zu lassen. Am 2. März hat der Metallarbeiterverband vom Verein der Schraubenfabrikante»«in Schreiben erhalten des Inhalts, es sei festgestellt, daß die dem Verein angehörenden Firmen den Vereinbarungen nachgekommen seien. Wenn die Arbeiter einzelner Firmen glauben benachteiligt zu sein, dann sollten sie sich mit den Firmeninhabern in Verbindung setzen, um tatsächlich erwiesene Mißstände klarzustellen. Zu diesem Bescheid des Fabrikantenvereins Stellung zu nehmen war die Aufgabe einer am Montag abgehaltenen sehr stark besuchten Versammlung der Schraubenarbeiter. Handle trug den vorstehenden Sachverhalt vor, und führte da« Tatsachenmaterial auS einer Reihe von Betrieben an. deren Inhaber die Vereinbarungen nicht halten. Mit dem Fabrikantenverein nochmal zu verhandeln, dazu liege nach den, Schreiben keine Veranlassung mehr vor. Entweder wolle der Verein in dieser Sache nichts tun, oder er habe nicht Einfluß genug auf seine Mitglieder, um sie zur Erfüllung ihrer Vertragspflichten anzuhalten. Es sei nun Sache der Kollegen. Schritte zu tun, um die Vereinbarungen zur Durchführung zu bringen. Was der Referent über die Verhältnisse in bestimmten Betrieben angeführt hatte, wurde in der Diskufsion durch eine große Reihe von Tatsachen bestätigt, viele Fälle von vertragswidrig niedrigen Löhnen wurden angeführt. Es gibt Firmen, wo erwachsene Arbeiter nur 1415 M. und Arbeiterinnen nur 68 M. wöchentlich ver- dienen. Wo die Arbeiter deswegen vorstellig wurden, wies sie der Fabrikant meist mit der Bemerkung ab, wem es nicht passe, der könne gehen. Die Versammlung beschloß einstimmig: s.Mit Rück­sicht darauf, daß es eine Selbstverständlichkeit ist, nach den Verein- barungen zu handeln, erwarten die Versammelten von den Kollegen verantw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin . Inseratenteil veranttv.: und Kolleginnen, welche die vereinbarte Lohnerhöhung nicht erhalten, daß sie nun auch alle Maßnahmen treffen, um die�Fabrikanten zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen anzuhalten." Tie Lohnbewegung der Tapezierer. Daß die Unternehmer mit ihrer Aussperrungstaktik Schiff- bruch gelitten haben, ist von uns bereits berichtet worden. Die Angaben, die die Unternehmer schon am Sonntag in derVolks- zeitung" machten, daß 759 bis 899 Gehilfen ausgesperrt worden feien, sind durchaus unzutreffend und entbehren jeder Grundlage. Nach den Feststellungen des Verbandes der Tapezierer, für deren Richtigkeit die Ortsverwaltung eintritt, sind bis zum Dienstag abend 96 organisierte und 7 unorganisierte Gehilfen in 23 Bc- trieben ausgesperrt worden. Die sieben Unorganisierten warf man in der ersten Hitze mit hinaus und hinein in die Organisation. Unter den 23 Betrieben sind eine ganze Reihe, die mit einem oder zwei Gehilfen kaum mitzählen. Das Resultat dieser Aussperrung, die sich auf wenige Betriebe beschränkt, ist geradezu kläglich und von den leitenden Stellen der Unternehmer selbst ganz anders er- wartet worden, denn am 17. März, dem Tage, an dem die Aus- sperrung der 1299 Mann perfekt sein sollte, versandten sie bereits ein gedrucktes Rundschreiben, in dem es gleich zu Anfang heißt: Die durch die unterzeichneten Organisationen verhängte Aussperrung ist, soweit sich bis jetzt übersehen läßt, auf der ganzen Linie erfolgreich durchgeführt." Man wollte Stimmung machen, man wollte zu weiterer Aus- sperrung ermuntern und schreckte nicht vor einer ganz falschen Dar- stellung, die zugleich sehr voreilig war, zurück. Die gewünschte Wirkung wurde nicht erzielt, denn von den Firmen, die die Forde- rungen der Gehilfen bereits anerkannt hatten, ließ sich durch diese Taktik keine einfangen, keine zog ihre Bewilligung zurück. Wie günstig die Sache der Gehilfen steht, zeigte Zitzewitz in einer stark besuchten Versammlung, die am Dienstag abend in den Sophiensälen stattfand. Gegenwärtig arbeiten zu den neuen Be- dingungen 429 Gehilfen in 55 Werkstätten. 359 Streikende, dar- unter 25 Näherinnen, die sich auf 37 Werkstätten verteilen, stehen gegenwärtig im Kampf. Diese Zahlen sind in gewissenhafter Weise festgestellt und unanfechtbar. In dem bereits erwähnten Rundschreiben der Unternehmer heißt es unter anderem noch: Es ist unbedingt erforderlich, daß die Kollegen mit allen Kräften und Mitteln sich auch gegenseitig unterstützen, eventuell Arbeitskräfte für die notwendigsten Arbeiten zur Verfügung stellen. Zu diesem Zweck haben die Bezirksvereine und der Ver- ein der Klebermeister für Berlin und Umgegend Meldestellen eingerichtet, welche den ganzen Tag Meldungen entgegennehmen. Adressenverzeichnis siehe umstehend. Dort werden Meldungen angenommen: 1. von Kollegen, welche Arbeitskräfte brauchen, wieviel Mann und auf wie lange Zeit; 2. von Kollegen, welche gewillt sind, mit ihren Arbeitskräften einzutreten, wieviel Mann und aus wie lange Zeit." (Folgen 19 Adressen, an der Spitze S. Feder.) In den Provinzblättern werden Streikbrecher gesucht und Stundenlöhne von 1 M. und 1,25 M. offeriert. Einige Firmen beherbergen die kostbaren Arbeitswilligen oder lassen sie mit dem Auto abholen. Bei Stephan u. Helbig, Andreasstraße 43, sind sogar Arbeitswillige mit Revolvern ausgerüstet. Ueber den Restaurateur Joh. M a l i ck e, Andreasstraße 42, wurde geklagt, daß er großen Eifer entwickelt, um die Arbeitswilligen mit Speise und Trank zu versorgen. Die Streikenden führen mit Ruhe und Energie ihren Kampf und sind in bester Stimmung. Von der Ortsver- waltung wurde den ledigen Kollegen empfohlen, von Berlin ab- zureisen, wodurch der Kampf noch erleichtert würde. In Dresden bietet sich gegenwärtig viele gute Arbeitsgelegenheit. Die Ver- sammlung, der Z i tz e w i tz diese Empfehlung vorlegte, erklärte sich damit einverstanden, ebenso stimmte die Versammlung einem An- trage zu, der dahin ging, daß die von der Hauptverwaltung aus- geschriebenen Extrabeiträge aus der Lokalkasse gedeckt werden, so- weit es sich hier um Streikende, Ausgesperrte oder Arbeitslose handelt.'_ Sin neuer Reinfall der Gelben. Bei Ser Delegiertenwahl zur JnnungSkrankenkasse der Fleischerinnung siegte die Liste des Zentralverbandes mit 242 gegen 292 Stimmen. Die Gelben konnten trotz aller Agitation der Meister nicht mehr erzielen. Eine Anzahl Jnnungsmeister brachtenihre" Gesellen im Automobil angefahren und bewachten sie bis zur Ab- gäbe des Wahlzettels; auch verschiedene JnnungSmeisterfrauen rückten mit dem ganzen weiblichen Personal heran. Jedoch alles war vergebens. Der Andrang zur Wahl war so stark, daß kurz nach 9% Uhr das Wahllokal polizeilich abgesperrt wurde und eine große Anzahl der Erschienenen ihr Wahlrecht nicht ausüben konnte. Lohnbewegung der LandfchaftSgSrtner. Eine Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen fite bke Gehilfen und Arbeiter in der Landschaftsgärtnerei strebt derAll- gemeine deutsche Gärtner-Verein" an, wozu eine stark besuchte öffentliche Versammlung die Einleitung bildete. KwaSnik schil- derte die Verhältnisse in diesem Gewerbe, die unbedingt verbesse- rungsbedürftig seien. Der Durchschnittslohn betrage jetzt 55 Pf. die Stunde. Mit der Arbeitsgelegenheit stehe es auch sehr ungünstig. Arbeitslosigkeit und häufiges Aussetzen wegen schlechter Witterung bilden mit die Ursache, daß viele Kollegen den Beruf an den Nagel hängen und anderweitig Beschäftigung suchen. Es wäre wohl mög- lich, bessere Lohnbedingungen in diesem Berufe zu erzielen, zumal die Firmen den Gartenbesitzern zum Teil doppelt soviel an Stun- denlohn anrechnen, als sie ihren Arbeitskräften zahlen. Redner unterbreitete der Versammlung einen provisorischen Tarifentwurf, der jedoch als nicht weitgehend genug bei den Anwesenden auf leb- haften Widerspruch stieß. Beschlossen wurde, daß man vorläufig partiell vorgehen und den einzelnen Firmen die Forderungen unter- breiten wolle. Gleichzeitig erteilte die Versammlung der Leitung den Auftrag, mit dem Verband der gewerbetreibenden Landschafts- gärtner zwecks Unterhandlungen in Verbindung zu treten. Die Kutscher und Arbeiter der Speditionsfirma R. Weich- Hardt Nachfolger in Spandau legten am 21. d. M. die Arbeit nieder, da die Firma, deren Mitinhaber der.liberale" stell- vertretende Stadtverordnetenvorsteher Herr P r a g e r ist, es nicht für nötig gehalten hat, auf die eingereichten Forderungen überhaupt nur zu antworten. Die Fordenmgen selbst sind äußerst minimale: 1 M. Lohnerhöhung pro Woche sowie Bezahlung der Ueberstunden und Anerkennung der Organisation. Die Firma ist die größte am Orte und hat bisher in der Ausbeutung der menschlichen Arbeits- kraft das möglichste geleistet. 67 Ueberstunden pro Tag mußten die Kutscher leisten ohne jegliche Bezahlung. Eine Flasche Schnaps war der Köder für diese Mehrwertschaffung. Wurde der eine oder andere Arbeiter krank, dann bekam er am dritten Tage seine Jnvalidenkarte ins HauS geschickt, ohne Rücksicht darauf, ob er Familienvater war und schon jahrelang bei der Firma tätig war. Die Firma will nach wie vor auf ihrem scharfmacherischen und überlebten Standpunkt beharren und nicht mit der Organi- sationsleitung verhandeln. Die Kollegen haben einmütig die Absicht, in diesem Kampfe auszuharren, bis die Firma die Organisation an- erkennt. Wir ersuchen die Arbeiter allerorts, den Zuzug nach Spandau fernzuhalten und werden alle arbeiterfreundlichen Blätter um Ab- druck gebeten. Deutscher Transportarbeiterverband. _ Ortsverwaltung Spandau . Verbund der Tapezierer. Gesperrt sind folgende Werkstätten: Rotte, Frankfurter Straße 88; Birnbaum, Fliederstr. 4; Stephan u. Helbing, Andreas- stvatze 43; Dreier, Dennewitzstr. 29; Dittmar, Molkenmarkt 4; Petri, Adalbertstr. 52; Stilke, Charlottenburg ; Heß u. Rom , Leip- ziger Straße; Müller, Lebuser Straße 15; Groß, Lindenstr. 92; kh. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. v. VerlagsanWt� Ungar, Straßburger Straße 54; Hehmann, Adalbertstr. 9; Ver- schak, früher Rothe, MeHnerstr. 4; Lehmann, Wilhelmstr. 42; Fastrupp, Chausseestr. 36; Krause, Hedemannstr. 15; Römer und Böttcher, Saarbrücker Straße 39; Parthie, Lichtenberg : Fleischer, Panmerstraße 29; Ehrlich, Schönhauser Straße 32; Jakob und Braunfisch. Alexanderstr. 27a; Barsch u. Pohl, Fruchtstr. 36; Trunk und Co., Kronenstr. 19; Hilt, Kupfergraben 4; Emmler, Kottbuser Damm 25; Jäckel, Markgrafenstr. 77; Gierke, Reichenbergerstr. 47; Kunst im Handwerk, Frankfurter Allee 117»; Baumgarten, Bülow- strahe 79; Plettenberg , Teltower Straße 22. Obige Werkstätten stehen im Streik. Ausgesperrt haben: Göppert, Schöneberg , Hauptstr. 96; Berner, Wilmersdorf ; Israel , Spandauer Straße; Henke, Markus- stvaße 52; I. C. Pfaff, Maybachufer; Keller u. Reiner, Potsdamer Straße 118; Rifenstahl, Prager Platz; Schirmann, Potsdamer Straße ; A. I. Ball, Potsdamer Straße 26; H. Gerson; A. Theuer, Passauer Straße 16; Kimbel u. F�iederichsen, Bülowstr. 43; Riedel, Wilhelmstr. 137; Heinrich, Greifswalder Straße 218; Redelsheimer, Hobrechtstr. 39; Schöll, Kurfürstendamm 249; Theiler, Nettelbeck- straße 5; Ditt, Königsweg 19; Wannowski, Bochum « Straße 18: Mario, Borsigstr. 21. Deutsches Reich . Lohnbewegung im Kölner Zimmergewerbe. Der für das Kölner Zimmergewerbe im Jahre 1997 abge- schlossene Lohn- und Arbeitstarif ist bereits am 31. Dezember 1919 abgelaufen. Mehrfach haben Verhandlungen zwecks Neutätigung des Vertrages stattgefunden. In einer dieser Sitzungen einigten sich die beiderseitigen Vertreter auf bestimmte Vorschläge, welche auch von den Organisationen der Zimmerer akzeptiert wurden, jedoch stimmte die Jnnungsversammlung diese von ihren eigenen Kommissionsmitgliedern gemachten Einigungsvorschläge nieder. Alle späteren Versuche, die Lohnbewegung auf dem Wege der Ver» Handlungen zu Menden , scheiterten an dem Starrsinn der Jnnungs- meister. Auch bei den Verhandlungen am Montag, den 20. März, konnte trotz größten Entgegenkommens der Organisationsvertreter keine Einigung erzielt werden, so daß den Zimmerern nichts anderes übrig blieb, als durch Arbeitsniederlegung ihrer Forderung Nachdruck zu verschaffen. Gefordert wird Verkürzung der Arbeitszeit auf 9 Stunden, Erhöhung des Lohnes für das Jahr 1911 auf 79 Pf. und für die Jahre 1912 und 1913 auf 75 Pf. Tarifdauer bis zum 31. März 1914. Das schlechte Gewissen der Bauprotzen. Am 18., 19. und 29. März tagte im Kulturvereinssaale zu Nürnberg die Generalversammlung des Arbeitgeberverbandes im Baugewerbe. Die Verhandlungen, die am 29. März stattfanden. sollten nach Zeitungsannoncen nicht, wie an den vorhergehenden Tagen, geheim, sondern öffentlich sein. Als jedoch die Pressever- treter anrückten, wurden sie zurückgewiesen. Selbst der Vertreter des Nürnberger Scharfmacherblattes, desFränkischen Kurier", der bei der letzten Aussperrung mit großer Bravour die Unternehmer- interessen vertrat, bekam die Türe vor der Nase zugeschlagen mit der Begründung, man habe bei der letzten Generalversammlung in Leipzig auch mit den bürgerlichen Pressevertretern schlechte Er- fahrungen gemacht. Die Herren Scharfmacher im Baugewerbe müssen wirklich ein sehr schlechtes Gewissen haben. )Ziisl»nck. Der Trieftet Seemanns - und Hafenarbeiterstrei! ist enkstanfien aus dem Versuch der Unternehmer, den fast durchweg freiorgani- sierten Matrosen ihren Arbeitsnachweis statt des von der Regie- rung gegründeten paritätischen, aus dem die Unternehmer ausge- schieden waren, aufzuzwingen. Der Streik brach aus, als der Prä» sident der Triestcr Unternehmerorganisation zum Ministerpräsi- deuten nach Wien abreiste, um die Staatsgewalt gegen die Arbeiter zu mobilisieren._ letzte Nachrichten« Um die elsah-lothringische Verfassung Straßburg , 22. März.(W.T.B.) Im Landesausschuß Mird'e heute bei Beratung des Etats der Ausgaben für die Eisenbahnen und der Geländeverwaltung eine BerfassungSdebatte vom Zaune gebrochen. Der Abg. Wetterle bezog sich auf eine Mitteilung derFranks. Ztg.", wonach Staatssekretär Delbrück geäußert habe. aus dem Lande sei niemals der Wunsch nach Autonomie geäußert worden. Dagegen müsse man protestieren, nachdem der Landes- ausschuß in zwei Anträgen volle Autonomie verlangt habe. Abg. Blumenthal warf der elsaß -lothringischen Regierung vor, daß sie die Reichstagsabgeordneten und die Vertreter der ReichSregiernng nicht entsprechend über die Berhältnisse aufgeklärt habe. Sie müßten auch über die Stimmung im Lande besser unterrichtet werden. Abg P r e i ß meinte, daß Staatssekretär Delbrück sehr schlecht informiert sei, die elsaß -lothringische Regierung habe ihre Pflicht nicht erfüllt, wenn sie solchen Behauptungen nicht ent» gegengetreten sei. Die Bestimmungen über die Stellung veS Kaisers und des Statthalters und über die Ernennung von einem Drittel der Mitglieder der Ersten Kammer durch den Kaiser ständen in vollem Widerspruch mit dem Wunsche des Landes. Eine Verfassung, wie sie dem Lande gegeben werden solle, und die durch die Landesgesctzgebung nicht abänderlich sei, sei eine Ber- lassung auf Widerruf. Eine solche Verfassung verfolge einen Hoch- mut gegenüber der Bevölkerung, den sich diese schon seit 49 Jahren gefallen lasse, aber uicht länger mehr ertragen könnte. Dadurch würde die Bevölkerung als eine Bevölkerung zweiter Klasse be- handelt. Durch das Verhalten der liberalen Partei im Reichstage, die von der liberalen Landespartei instruiert sei, wäre man ver- kauft. Was er, Preitz, bor einem Jahre gesagt habe, wieder. hol�- er haute, Elsaß-Lothringen bekäme keine Autonomie, das Reich aber auch keine Assimilisation und Europa keinen Frieden. Das Leid Elsaß -Lothringens werde von ganz Europa , nur nicht vom Deutschen Reiche verstanden. Der Abgeordnete Wolf er- klärte, der Augenblick sei nicht der richtige, durch solche Aeuße« rungen den Parteien und der Reichsregierung die Lust an der Fortführung der schwierigen Verfassung zu nehmen. Aus den Worten des Abgeordneten Preiß gehe deutlich hervor, daß er die Vorlage zu Fall bringen wolle. Unterstaatssekretär Dr. Petri empfahl den Abgeordneten, ehe sie solche schweren Vor- würfe erhöben, doch erst authentische Nachrichten über die Worte des Staatssekretärs Delbrück abzuwarten und sie nicht eher zur Kritik zu stellen. Für die Regierung erübrige sich damit, auf die Sache einzugehen. Demission in Bulgarien . Sofia , 22. März.(W. T. B.) Der Ministerpräsident Rattnokki hat dem Könige die Demission des Kabinetts überreicht. Kohlengasvergistnng auf einem Schleppdampfer. Danzig , 22. März.(W. T. B.) Der einer hiesigen Reederei gehörige SchleppdampferErna" ging am Sonntag mit Schlepp- zeug nach Neuenburg an der Weichsel . Da sich heute morgen nie- mand an Bord des Dampfers zeigte, drangen Schiffer gewaltsam ein und fanden die aus drei Mann bestehende Besatzung bewußtlos vor. Alle drei starben in kurzer Zeit infolge Kohlengasvergiftung. Volkszählung in Oesterreich . Wien , 22. März.(W. T. B.) Nach dem vorläufigen Ergebnisse der Volkszählung betrug die Bevölkerung in Oesterreich am 31. De- zember 1919 28 567 898 Personen, das ist 2 417199 oder 9,2 Proz. mehr als im Jahre 1999. Die größte Zunahme im letzten Jahr- zehnt zeigen Trieft, Jstrien und Niederösterreich. _ Paul Singer ä Co., BerlinSV�. Hierzu 3 Beilagen u.vntertzaltvngSbl.