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|t. 70. 28.?lthtgavg. 1. SkilU des Jotmitls" ftrlintt lolMInlt. Doulltrstag, 23. Marz 191L Reichstag 154. Sitzung. Mittwoch, den 22. März, nachmittags 1 Uhr. Am BundeSratstisch: Dr. Delbrück. Die Witwen- und Waisenverficherung. Auf der Tagesordnung steht zunächst die dritte Beratung des Gesetzentwurfs betr.§ IS des Zolltarifgesetzes fVerfchiebung der Hinterbliebenenversicherung bis zum 1. Januar 1912). Abg. Dove<Vp.): Ich lege Verwabrung ein gegen die gestrigen Vorwürfe des Staatssekretärs, die Freisinnigen wirken darauf hin, daß die Session ergebnislos verlaufe; seine Freunde beteiligten sich energisch an allen Arbeiten. Am eventuellen Scheitern der Reichs- bersicherungsordnung ist die Negierung schuld, die nicht zeitig genug Fühlung mit den Parteien genommen hat. Allgemein macht sich eine Verdrossenheit bemerkbar; daß die Freude am Parlamentarismus nicht groß ist, zeigte gestern auch die Jubiläumsredc des Präsidenten tHeiterkeit), der Nuckblick auf die vierzigjährige Tätigkeit deS Reichs- tagS war lediglich kalkulatorisch, l Erneute Heiterkeit.) Staatssekretär Dr. Delbrück: Gerade mit Herrn Mugdan ist über die Reichsversicherungsordnung schon im letzten Winter der- handelt worden sHört! hört I rechts), gerade mit seiner Partei hat also die Regierung früh genug Fühlung genoinmen. Abg. Dr. Mugdan sAp.): Der Staatssekretär hat sich gelegent- lich mit mir über die Reichsversichetungsordiiung unterhalten; das ist kein Fühlungnehmen' mit der Partei.(Sehr richtig! bei dir Volkspartei.) Die Debatte schließt. Der Gesetzentwurf wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, Volkspartei und der Polen an- genommen. Die Kalipropagandagelder. Dann wird die Diskussion über die noch ausstehenden Titel aus dem Etat des Reichsamts des Innern über die Verwendung der Kaliabgabe fortgesetzt. Abg. Dr. Bärwintel(natl.) schildert die Wirkung deS Kali- gesetzes auf die Kaliindustrie, sie sei durch das Gesetz nicht geschädigt worden, sondern hat einen großartigen Aufschwung genommen. Die Propaganda des Kaliabsatzes mutze energisch betrieben werden, um den Kaliabsatz zu steigern. Man sagt, der Bund der Landwirte habe das Geld nicht zur Kalipropaganda benutzt, sondern zu politischer Agitation; er habe seine Wanderredner damit bezahlt und diese seien politisch tätig. Das ist ihm doch nicht übel zu nehmen, wenn ein Wanderredner für die Kalipropaganda nebenher auch politisch tätig ist.(Widerspruch links.) Die Resolution der Freisinnigen, daß Organisationen, welche politische Zwecke verfolgen, Propaganda- beihilfen nicht erhalten dürfen, ist uns in ihrem Grundgedanken sympathisch; aber wir lehnen sie ab, weil wir politische Momentein diese rein wirtschaftlichen Dinge nicht hineintragen wollen.(Lachen links.) Wir wünschen nicht, daß das Gesetz geändert wird. (Bravo ! bei den Schwarzblauen einschließlich der National- liberalen.) Abg. Dr. R-sicke(k.): ES ist ganz falsch, die Propagandagelder als Provisionen zu bezeichnen. Die Absicht des Gesetzgebers war, die Propagandagelder an Gesellschaften zu geben, die nicht aufs Ver- dienen ausgehen, also nicht an Handelsgesellschaften. UebrigenS ist seit Erlaß des Gesetzes noch kein Groschen Propagandagelder ver- ausgabt worden. Von einem politischen Mißbrauch kann gar keine Rede sein. Dos Kaligesetz lag doch in gemeinsamem Interesse von Industrie und Arbeitern. Das hat auch die Sozialdemokratie an« erkannt und darum hat sie für das Gesetz gestimmt. Wenn die Sozial- demokratie sich gegen die Beschäftigung auswärtiger Arbeiter wendet. dann müßte sie konsequent sein und für den Schutz der nationalen Arbeit auf allen Gebieten stimmen. Der fortschrittliche Antrag, daß Organisationen, welche politische Zwecke verfolgen, weder mittel« bor noch unmittelbar Propagandagelder erhalten dürfen, ist gegen« standslos. denn es gibt keine unpolitischere Organisation als die Verkaufsstelle deS Bundes der Landwirte.(Heiterkeit links.) Der Bund der Landwirte ist wirtschaftspolitisch, aber nicht politisch.(Erneute Heiterkeit links.) Die Freisinnigen und Sozialdemokraten tun so, als ob sie den kleineren landwirtschaft- lichcn Organisationen Vorteile zuschanzen wollten. Der deutsche Bauer aber weiß, daß er von den Parteien der Linken nichts zu er« warten hat.(Bravo ! rechts, Heiterkeit links. Vizepräsident Dr. Spahn bittet den Redner,, sich mehr an die Sache zu halten.) Die Sozialdemokratie, die Zwietracht in die landwirtschaftlichen Organi« sationen zu tragen sucht, preßt mit terroristischen Mitteln die Ar- beiter in ihre Organisationen.(Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Korruption gibt cS nicht bei uns Landwirten.(Bravo ! rechts.) Abg. Gothein(Vp): Ick mutz zunächst eine Aeußerung von neulich berichtigen. Ich habe mich überzeugt, daß die Scharfmachereien beim Zentralverband der Industriellen nicht bei dem Bankett statt- gefunden haben, an dem der Staatssekretär teilnahm, sondern bei RUims fcullleton» Junkerliche Bauernverköufer. Die deutschen Soldateitberkäufe inS Ausland waren im 18. Jahrhundert ein allgemein übliches Mittel der deutschen Fürsten , den Kronschatz zu füllen. Diesen Menschenhandel haben keineswegs nur der Kurfürst von Hessen und ähnliche kleinstaatliche GotteSgnädlinge getrieben, sondern auch die preußischen Hohcnzollern beteiligten sich an dem ebenso schimpflichen wie einträglichen Geschäft; so vermietete Friedrich Wilhelm II. von Preußen seine Truppen an England. WaS den Hohenzollern recht, war natürlich den preußischen Junkern billig. Diese brachten zwar den unter dem ersten preußischen König unternommenen Versuch, eine Landmiliz einzurichten,� zum Scheiiern, weil sie den Anspruch deS Königs auf die militärische Dienstleistung ihrer erbuntertänigen Bauern als eine Schädigung ihrer Interessen(heute würde maa sagen: als denRuin der nationalen Arbeit') empfanden, wohl aber trieben sie selbst Handel mir ihrem Bauernfleisch. Die Bauern, die sie ihrem an- gestammten Könige im Dienste desVaterlandes' ver- weigerten, verkauften sie munter an das gutzahlende Ausland, und dies in einer Zeit, als Preußen in menschenfressende, kriegerische Unternehmungen(den spanischen Erbfolgekrieg) sich ver- strickt, selber einen ungeheuren militärischen Bedarf hatte. Man er- messe die ganze Größe des junkerlichen Patriotismus, der preußische Bauern an ausländische Armeen verkauft, damit sie gegen ihren eigenen König zu Felde ziehen. Dieser mit Hoch- und Landesverrat komplizierte'feudale Menschenhandel ist nicht etwa eine verruchte Erfindung demokratischer Adelsfeinde, sondern er wird bewiesen durch königliche Verbotsedikte. Am 14. Januar 1702 erließ Friedrich I. , der die preußischen Untertanen für seine Kriegsdienste sich bewahren wollte, ein Edikt, in dem er die Verschacherung preußischer Bauern ins Ausland durch ihre eigenen gnädigen Herren unter Strafe stellte: Wer vom Adel eS wieder tut, muß für jeden Mann 100 Dukaten, der Bürgerliche 20 Taler zahlen oder sie erhalten LeibeSstrafe.' Schon die lächerliche Milde der Strafandrohung, in einer Zeit, da alles gegen das Volk angewandte Recht nur ans den Greueln der Henker- und Folterknechte' bestand, beweist, wie sehr der König den Geschäftsbetrieb seiner gefürchteten Junker respektierte. Das Edikt half auch nichts, was dadurch bewieien wird, daß es bereits im Mai desselben Jahres wiederholt und verschärft werden mußte. Wenn die Herren Preußens und Deutschlands wieder einmal von ihren nationalen Verdiensten, ihrer KönigStreue, ihrem Opfermut und der Vaterlandslosigkeit deS Umsturzes reden, so kann man sie vielleicht an diese freundlichen Gepflogenheiten ihrer früheren Politik erinnern. den vorausgegangenen Beratungen. Im Grunde kann man heute noch gar kein Urteil über die Wirkungen des Kaligesetzes fällen. Unzweifelhaft stellt das Kaligesetz einen Eingriff in wohlerworbene Rechte dar. Allerdings ist gerade beim Bergbau die Frage der Ver- staatlichung durchaus diskutabel.(Vizepräsident Dr. Spahn bittet den Redner, nicht zu weit abzuschweifen.) Aber beim Kali- gesetz staatssozialistische Tendenzen zur Geltung zu bringen, war ein Versuch mit untauglichen Mitteln. Es war ein Stück gesetzgeberischer Kurpfuscherei. Eine große Rolle hat da- mals ein besonders schwaches Werk gespielt, das diesem oder jenem sehr am Herzen lag ich brauche wohl keine Namen zu nennen. (Heiterkeit und Sehr gut! links.) Recht sonderbar war es, daß die Vertreter der Landwirtschaft so gar kein Interesse für die Ver- billigung des wichtigen Düngemittels, des Kalis, zeigten. Mit den Kaliwerken wurde es immer unsolider; es hat sich ein Anreißer- wesen unter den kleinen Bankiers entwickelt, die dem Publikum Kali- papiere anpreisen. Und dazu kam dann das Kaligesetz, wodurch die Kalipapiere Mündelsicherheit erlangten; das ist der unerhörteste Schwindel (Zustimmung links), durch das Gesetz ist den einzelnen Werken ledig- lich eine Quote am Absatz garantiert. Wenn das Gesetz dem Bundes- rat die Verteilung von Propagandageldern übertragen hat, so hat es ihm eine Aufgabe übertragen, die eine Behörde überhaupt nicht leisten kann. Die Bestimmung, so und so viel pro verkauften Doppcl- zentner an Propagandageld zu verteilen, ist direkt die Aufforderung zur Vergeudung. (Sehr richtig! links.) Die Propagandagelder sollen nach dem Be- schluß der Kommission für wissenschaftliche Untersuchungen dienen, um den Kaliabsatz zu heben. Aber die Gelder können dafür gar nicht verwendet werden, dafür sind die Summen viel zu hoch; die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft hat 173 090 Mark bekommen und konnte davon nur ganze 1500 Mark für den genannten Zweck verwenden. Die Landwirte müssen ja verrückt werden, wenn man ihnen mit dem Auf- wand von 1,1 Millionen Mark predigt:düngt mit Kali', als ob Phosphor« und Stickstoffdüngung nicht viel angebrachter ist. Der Bundesrat soll über die Wisienschaftlichkeit der Versuche entscheiden I Da erinnere ich an die Vorwürfe des Prof. v. Soxleth gegen Prof. Wagner, daß er seine Tabellen nachträglich korrigiert, d. h. gefälscht hat. Das System wissenschaftlicher Untersuchungen mit dem Gelde derer, die den Vorteil davon haben, führt zur 5iorrnption.(Lebhaftes Sehr richtig I links.) Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft betreibt ein großes Ver- mittelungsgeschäft in Düngemitteln, sie betreibt also das Geschäft eines Handelsagenten für das Kalisyndikat, und deshalb hat sie die Verpflichtung, nicht das Interesse der Landwirtschaft, sondern das ihres Auftraggebers, des Kalisyndikats, wahrzunehmen(Sehr richtig! links) und das hat sie auch reichlich getan.(Erneutes Sehr richtig! links.) Herr Dr. R ö s i ck e bestritt, daß der Bund der Landwirte eine politische Organisation sei, es gebe keine ParteiBund der Landwirte'. Nun, im amtlichen ReichSlagshandbuch steht: Dr. Rösicke. Bund der Landwirte(Hört! hört! links), Hospitant bei der konser - vativen Partei. Auch Max v. Eyth, den Herr Rösicke doch gewiß nicht abschütteln wird, sagte, als er aus der Gründungsversammlung deS Bundes kam, am meisten hätte ihn die allzu durchsichtige Unwahrhaftigkeit geärgert in der beständigen Versicherung, es handle sich um keine politische Partei.(Hört! hört! links.) Der Verkaufsstelle des Bundes der Landwirte sind die Gelder vom Bund übermittelt. Hat der Bund dafür die Stempel bezahlt? Vizepräsident Schultz: Das gehört nicht hierher. Abg. Gothein(fortfahrend): Dann werde ich beim Etat deS Reichsschatzamtes diese Frage stellen. Von besonderer Tragweite ist, daß diese Gelder, die an eine politische Organisation gegeben werden, Reichsgelder sind.(Sehr richtig! links.) Das soll unser Anttag verhindern. Weiter wünschen wir, daß die kleinen landwirtschaft lichen Organisationen nicht in Abhängigkeit von den großen gezwungen werden; deshalb haben wir beantragt, daß der höchste Rabattsatz bereits bei einem Bezug von 20 000 Doppel zentner Reinkali erreicht wird, was jetzt ja auch Dr. Heim be- antragt. Wenn wir überhaupt staatliche Subventionen an polittsche Organisationen geben, wo sollen wir aufhören. Dann könnten aus der Branntweinsteuer Gelder zur Propaganda des Alkoholgenusses gegeben werden, und der Bund der Landwirte würde alsbald durch seine Gelehrten beweisen lassen, wie gesund der Alkoholgenuß ist Ein Abgeordneter der Rechten, Herr v. Wedell-Malchow hat davor gewarnt, daß der Reichstag zu einer Interessenvertretung herabsinke. Tatsächlich ist es so geworden, die Interessen beherrsche» unsere Diskussionen. Sorgen wir dafür, daß es im fünften Jahrzehnt des Deutschen Reichstages anders werde.(Lebhafter Beifall links.) Abg. Dr. Arendt(Rp.): In der guten alten Zeit, die der Vor- redner preist, war das Bestreben aller Parteien daraus gerichtet, den Etat rechtzeitig fertigzustellen.(Lebhafte Zustimmung rechts, Unter brechungen links, Rufe: Wer redet denn am längsten, Herr Hahn!) TenoritiS". Ueber diese Seuche schreibt Dr. R. Batka im Kunstwart':Die Wiener Hofoper hat, so liest man, Caruso IL 000 Kronen für den Abend bewilligt. Gewiß, der Mann ist ein großer GesangSkllnstler, aber die hohe Selbsieinschätzung seiner Leistungen beruht doch auf der Annahme, daß man ihm diese Be- träge bewilligt. Bewilligt, nicht etwa an Privatbühnen, die um jeden Preis ihre Sensatton haben wollen, sondern an Hoftheatern, loo man jetzt fast überall spart und mit den Autoren um ein halbes Prozent der Tantieme handelt. Je größere Opfer man bringt, desto höher steigen die Ansprüche der Artisten. Gerade die Hoftheater müßten hier im eigensten Interesse sich Grenzen ziehen und Nein sagen lernen. Dann würden die Tenöre, die der Erfolge an großen Hoftheatern für ihr Geschäft auch ihrerseits bedürfen, ihre Ansprüche schon ermäßigen. Nichts liefst einem ferner, als dem Künstler den Ver­dienst zu schmälern, aber dieser Verdienst muß doch in einem ge- wissen Verhältnis stehen zu den Sätzen, womit meirschliche Leistungen sonst entlohnt werden. Wenn ein Mensch an vier aufeinander- folgenden Tagen so viel verdient, daß die Zinsen davon genügen, um einen bürgerlichen Hausstand durch ein Jahr zu bestreiten� so kann die Leistung nicht anders als überzahlt sein. Ueberall wo eS die Förderung der nationalen Kunst gilt, mangelt eS an Mitteln. Hier vergeudet man sie mit vollen Händen für eine Darbietung, die ohnehin, weil sie in einer fremden Sprache erfolgt(und vor allem wegen der unerschwinglichen Eintrittspreise. Red. d.Vorw."), ganz nur von einem kleinen Bruchteil deS Publikums konsumiert werden kann. So wird auch der Fall Caruso einmal eine schöne Illustration für ein wichtiges Kapitel der Wirtschaftslehre mit Kunstgütcrn hergeben. Dabei ist ganz davon abgesehen, wie diese Ueberentlohnung des Stars auf die künstlerische und moralische Zucht der heimischen Kräfte wirken muß. Theater. Charlottenburger Schiller« Theater:»Der Traum ein Leben.' Von Grillparze r. Das Stück, das mit seinen abenteuerlich bunten Situationen, seinen etwas ein- tönigen, oft recht gewaltsam gereimten Trochäenversen beim Lesen keinen sonderlichen Eindruck macht, gewinnt, von einer tüchtigen Aufführung getragen, noch heute im Theaterrahmen Licht und Farbe. Die rasche Bilderfolge, Verbrechen an Verbrechen reihend, weckt auf der Bühne die Illusion des Traumes, übt einen Zwang aus, der die Befreiung des Erwachens, die durch die furchtbaren Erscheinungen in Rustans junger Seele ausgelöste Sinnesänderung lebendig mit- empfinden läßt. Fiebernder Ehrgeiz lockt den Jüngling aus den Grenzen friedlich umhegten Daseins von der Seite des väterlichen Freundes, und des geliebten Mädchens in die Ferne. Da vor dem Abschied in der letzten Nacht Es handelt sich nicht um Reichsgelder, sondern um Propagandagelder, deren Treuhänder das Reich ist. Die Herren an der Spitze des Kalisyndikats stehen dem Hansabund sicher näher als dem Bund der Landwirte, wenn sie also dem Bund der Landwirte Geld geben, so tun sie es nicht aus politischen Gründen, sondern eben um den Kali- absatz zu fördern. Ich halte das Kaligesetz an sich keineswegs für unbedenklich. Es ist aus Gedankengängen entsprungen, die in letzter Konsequenz zum Kommunismus führen müssen. Eine Acnderung des Gesetzes nach so kurzem Bestehen ist aber nicht tunlich.(Beifall rechts.) Abg. Korfanty (Pole): Nicht der Abgeordnete Heim hat sich an uns gelvandt, damit wir ihm unser Kvmmissions- mandat abtreten. Ich hatte mich vielmehr an den Kollegen Heim gewandt, um von ihm, der als trefflicher Sachkenner und als standhafter Vertreter kleinbäuerlicher Interessen bekannt ist, Informationen zu erhalten. Als wir dann aber erfuhren, daß Herr Heim nicht in der Kommission saß, habe ich ihm aus freien Stücken, in der Ueberzeugung, damit am besten der Sache zu dienen,»nein Mandat abgetreten. Wir freuen uns, daß die Angelegenheit zur Sprache gebracht worden ist, wir lehnen aber die freisinnigen und sozialdemokratischen Anträge ab. Wir Ivünschen keine hochnotpeinlichen Untersuchungen darüber, welche landwirtschaftlichen Organisationen politisch sind, denn wir Polen haben genug an der schikanösen Weise, ivie man unsere Vereine für politisch erklärt. Dagegen sind wir für die Anträge Heim, die uns in ricktiger Weise ohne schikanöses Beiwerk die Interessen der kleinen bäuerlichen Organisationen zu wahren scheinen.(Beifall bei den Polen .) Abg. Hilpert(fraktionslos, bayr. Bauernbund, sfast UNvttständ- lich)) spricht sich ebenfalls für die Anträge Heim aus. Vizepräs. Dr. Spahn verliest einen genügend unterstützten An- trag auf namentliche A b st i>n in u n g über Ziffer 2 deS fortschrittlichen Antrags.(Ausschluß aller politischen Organisationen vom Bezug der Propagandagelder.) Abg. Dr. Heim(Z.): Die gestrigen Ausführungen meines Kollegen Speck gestatten»nir vieles nicht zu sagen.(Heiterkeit links.) Die Debatten haben eine bedeutende Annäherung an meinen Standpunkt gezeigt; das trifft bei den Empfängerpröben und bei dem Reservefonds zu. Der vermehrte Absatz im Ausland mutz auch dein Inland zu gute kommen und auch zur Ermäßigung der In- landspreise führen. Aber die Anslandspropaganda ist»iizwcckuiäßig betrieben worden; die amerikanischen Bauern z. B. sind mit einem Mischdünger, der ihnen als reiner Kalidünger verkauft wurde, geradezu überS Ohr gehauen worden. Hoffentlich werden sie einsehen, daß ihre Interessen nicht mit denen der Leute identisch sind, die soviel Geschrei drüben machen. Bei der JnlandSpropaganda muß unterschieden werden zwischen wissenschaftlicher und kaufmännischer Propaganda. Herr Gothein will keine nähere Bestimmung über die 1,1 Millionen zur JnlandSpropaganda treffen. Dann werden die kleinen land- wirtschaftlichen Verbände gewiß nichts erhalten. Ich dagegen will daS Dispositiv möglichst spezialisiert gestalten. Mein Bestreben war, den Zustand, daß sich zwischen Kaliproduzenten und Kaliabnchmer große Bcrmittlcrvcrbnnde schoben, zu beseitigen. Vor meinem Eingreifen bestand keine vollständige Klarheit darüber. Wir haben nach dem Kaligesetz die Kaliabgabc, deren Verwendung durch Zu- schüsie an Verbände, und dann die Rabatte, von denen im Gesetz nichts steht. Die Rabatte werden natürlich nach einM bestimmten Skala gewährt. Aber ich traute meinen Augen nicht, als ich die Verträge sah, in denen die Staffel von 12 000 Doppelzentner auf 200 000 sprang. Wenn ich solchen Sprung sehe, denke ich mir etlvas; das war vielleicht ein Fehler.(Heiterkeit.) Ich sehe immer mehr ein, daß die Leute viel glücklicher sind, die sich nichts denken. Dieser Sprung war nicht vom Kalisyndikat vorgeschlagen, sondern von den grossen Bcrbändri».(Hört! hört! links.) Eine solche Skala soll eben die kleinen Verbände zwingen, sich den größeren anzuschließen, um in den Genuß der nächsten Rabattskala zu gelangen. Das war vor meinem Eingreifen nicht klar, woraus ich aber niemandem einen Vorwurf machen kann.(Zuruf links.) Sie möchten positiv von mir BoSheitenhören, aber Sie werden dabei nicht auf Ihre Rechnung kommen.(Heiterkeit. Abg. Leber(Soz.): Sie d ü r f e n ja nicht reden.) Herr Kollege! Sie können den aMnt provooatsur bei mir nicht spielen. (Abg. Lcdebour(Soz.): Sie sind ebenSpeck ig" geworden. Große Heiterkeit.) Das ist schon besser, aber doch noch nicht gut genug. Die Staffel der Rabatte muß eben in sich gegründet fein, sie darf nicht solche Sprünge aufweisen. Ich hätte gar nichts dagegen, weirn die Rabatte gar nicht gewährt werden; aber wenn sie gewährt werden, darf nicht mit zweierlei Maß bei Kleinen und Großen ge- messen werden. Wie ich höre, ist von der Regierung eine Acnderung der Rabalti'kala geplant, wonach der höchste Rabattsatz bei S0 000 Doppelzentnern gewährt werden soll. Nur fünf Gesellschaften erreichen diesen Satz.(Hört! hört! links.) Es war also nötig, von diesen Dingen zu sprechen, denn es war Gefahr im Verzuge. Ich muß nun noch eine persönliche Sache zur Sprache bringen. schwärzeren Frevcltaten. dankt, den Gifttrank Unschuldige zu lenken. bricht der Lügenbau fliehend springt er zieht eine Kette gespenstischer Visionen am Schlafenden vorüber: Spiegelungen seiner ruhmsüchtigen Begier, der jedes Mittel, wenn es nur aufwärts führen könnte z» Glanz und Macht, auch recht er- schien. Er sieht, wie ein schimpflicher Betrug ihn zu dem Günstling des mächtigen Herrschers von Samarkand macht, wie er, um der Entdeckung zu entgehen, seine Hand zum ersten Male»nit Blut befleckt. Ruchlose Verblendung und die Furcht, nicht ,nchr zurück zu können, treiben ihn zu immer Er reicht dem Könige, dem er alles und es gelingt ihm, den Verdacht auf Schon greift er zu der Krone, da zusammen. Ein Aufruhr verjagt ihn....... in den Wasserfall, in den er sein erstes Opfer stürzte. Wirkungsvoll kontrastierend reiht sich hieran der Uebergang des Träumenden zum Leben; die Seligkeit deS Sichzurückfindens. Die innere Genesung in dem freundlich idyllischen Schlüsse die sorgsam durchgefeilte Darstellung verdiente alles Lob. An Stelle des erkrankten Paefchke sprang Herr Braun mit gutem Erfolg in die Hauptrolle ein. Vor- trefflich war Herr Gerhard in der Figur des harn, los lustigen Mohren, der sich im Traumbilde zu einem teuflischen Verfucher wandelt, und Fanny W o l ff in der Episodcnszene der bösen Zauberin. _ dt. Notizen. Reinhardts Nachfolger. Wie dieB. Z. a. M.' er« fährt, beabsichtigt Ferdinand Bonn einige der Shakespearcfchen Königsdramen im Zirkus Busch aufzuführen. DaS Hauptgewicht soll dabei aus Massenumzüge und daS Tschingdara und Bum- Bum gelegt werden. Wir sind also auf dem Umwege über ReinhardtsOedipus ", den ja Bonn in der Manege hat darstellen helfei», glücklich bei dem ZirkuSbetricbe deS Dramas smiz plirase angelangt. DaS englische AuSstatttnigS- theater ist glücklich von Deutschland eingeholt. Daß die Reinhardtschen Künste dahin führen würden, war für den Kenner der Entwickelung längst vorauszusehen. DaS stolze Drama ist gerade gut genug, den Dekorateuren und Festzugarrangeurcn einen passablen Stoff zu liefern. Dasgebildete Berlin " aber glaubt dann, daß Reinhardt und Bonn dem ollen Sophokles und dem verstaubten Shakespeare zum richtigen, modernen Dasein verholfen haben. Im Verein Berliner Künstler ist die Vorstands« krise behoben worden. Eine neue Hauptversammlung hat den alten Vorstand, der seine Aemter niedergelegt hatte, wiedergewählt und seine Abmachung wegen der Düsseldorfer Ausstellung gutgeheißen. Die Beteiligung daran wird also durch zwei Delegierte bestimmt und nicht durch eine gewählte Berliner Jury.