jTßji Dr. Scnt/er(Walt,): Jede persönliche Stmmofttal gegen fon Gouverneur licz.' uns fern. Ich würde es mit großer Freude bearunen wenn der Gouverneur vor irnsoliden Unternehmungen warnt, denn Nichts schadigt Hie iMcnieu mehr, als der Bankerott von Ansiedlern. �____, Der Etat wird betvilligt. ES folgt der Etat für Wimerun und Tog». Abg. Noske(«oz.): In Kamerun h<'-t sich bei t»erschiedemu Gelegenheiten gezeigt, daß d«» Eingeborenen gegenüber ein«Zerfahren evigeschlaaen wird, das zu den bedenklichsten Folgen führen mutz. Von den Plantagen- bcsltzxrn werden ikvalitimlen gegründet, um die Löhne der einge- boreoen Arbeiter zu drücken. Wenn die Arbeiter diesem Beispiel folgen und Abwehrorganisationeu gründe», dann läßt sich nach den bisherigen Erkahrungen annehme», daß diesen Arbeitern gegen- über wieder mit Zwangsmaßregeln vorgegangen wird. Das sollte doch vermieden iorrdcn. Die Sterblichkeitszifser der eingeborenen Plantagenarbeiter beträgt S.v Prez. Diese hohe Ziffer ist ein Beweis dafür, daß die Verhältnisse allerlei zu wünschen übrig lassen. Aus Anlaß der Ermordung des Kaufmaniis Biet- schneid er hat wieder eine der üblichen Strafexpeditionen statt- gesunden. Es hat sich aber wieder gezeigt, in wie skandalöser und raffinierter Weise die dortigen Händler dir Eingeborenen drang- salieren und ausnn.ße«. Die Leute werden als Träger mangelhaft oder gar nicht verpflegst und nach Ablauf ihrer kontraktlichen Arbeitsdauer wird ihnen der Lohn nicht gezahlt, sondern noch ihr weiteres Arbeiten verlangt. Die Leute laufen dann ohwe Lohn davon. So war es auch mit den Eingeborene», die dann in ihr ein an sich berechtigten Zorn den Kaufmann Bretschneider, der ihnen gerade in die Hände fiel. er. mordet haben. An solchen Zuständen trägt die Regierung Zweifel. los die Schuld, weil sie d�r unerhörte» Ausbeutung der Einge- borrnen durch die Händler nicht ei» End« macht. Wir wünschen. daß die Negierung endlich ernsthafte entschiedene wirksam- Maß- regeln ergreift, damit diesen Zuständen ein Ende gemacht wird. Abg. Goller(Vp.) begründet einen Antrag, den für he Bekämpfung der Lepra und der Schlafkrankheit ausgesetzten Betrag um lSl»? M. zn erhöhen. t. Der Etat für Kamerun und Togo wird bewilligt, der Antrag Geller angenommen. �..... Es folgt der Etat für Sudwe sta frrka und für die S ch u tz g e v i e t s s ch u l d. Abg. Hanf, man»(Vp.) bemängelt das Eingreifen der Ver- waltung in den schon gestern erörtertien Streit um die Nachver- äOQUftft* Staatssekretär v. Lindequist tritt diesen Ausführungen ent- gegen. Materiell fei die Verwaltung im Recht und die Kaufmann- schaft im Unrecht. Abg. Dr. Scmler(»iatt.): Als das Shstem Schuckmann ein Ende nahm, habe ich es begrüßt, denn wir haben jetzt in Südwest- afrika einen neuen Gouverneur, der wirtlich die Bedürfnisse der Llolonie kennt. Als Dernburg Etaatsfekrchär wurde, hoffte man, daß kaufmännischer Geist in die Kolonialverwaltung ein- ziehen wurde. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt, ober immerhin hat sein« Persönlichkeit von sich aus den bureaulratischen Zug in der Verwaltung eingedämmt. Abg. Schwarze-Lippstadt(fast unverständlich) scheint die Haltung der Verwaltung in der Frage der Nachverzollung zu tadeln, während Abg. Dr. Arning(na») dies« Haltung in der Sache für bc- rcchtigt hält. Abg. Lcdebour(Soz.): Nur eine kurz« Anfrage. Gedenkt die Kolonialverwaltung die Verordnungen aufzuheben, durch die die am Aufstand beteiligten Eingeborenen, also die Herero und einige Hottentotten- st ä m m e in völlige Abhängigkeit von den Farmern gebracht werden? Ich frage namentlich: wird das Verbot der Haltung von Großvieh aufrecht erhalten bleiben? Der Staatssekretär hat uns gestern gesagt: es ist nur den Eingeborenen verboten, Großvieh zu halten, denen es nicht vom Gouverneur gestattet ist. Damit drehen wir uns im Kreise herum.(Sehr wahr! b. d. Soz.) Nun zum Kollegen Schwarze. Er hat behauptet, daß ich die kolonialpolitische Haltung der Fortschrittler nicht scharf anfasse wie sonst. Statt sich zu beklageli, daß wir angeblich unsere Kritik zu wenig gegen die Fortschrittspartei richten, täte Herr Schwarze gut, einmal Auskunft über die eigentümlichen kolonialpolitischen Wandlungen seiner Partei zu geben.(Sehr wahr b. d. Soz.) Warum läßt das Zentrum es ruhig geschehen, daß der Bundesrat die Reichstagsresolution in den Papierkorb geworfen hat, die die Ausstattung der Eingeborenen mit Ländereien, groß genug für Viehzucht, verlangt? Das Zentrum hat bekanntlich für diese Re- solution gestimmt. Warum macht das Zentrum von seiner großen partanientarischen Macht keinen Gebrauch, um dies« der Gerechtigkeit entsprechende Forderung, die es elnstmals eifrig mit erhoben hat, bei der Regierung durchzusetzen?(Sehr gut! b. d. Soz.) Bitte, Herr Kollege Schwarze, verantworten Sie sich!(Gelächter im Zentrum, Beifall b. d. Soz.) Abg. Dr. Goller(Vp.) wünscht Ausdehnung der Sclbstver- waltung in Siidtvestafrika. Abg. Dr. Wagner(kons.) billigt und rechtfertigt die Haltung der Verwaltung in Sachen des Nachverzollungsstreites. ?lbg. Dave(Vp.) polemisiert gegen den Vorredner. Staatssekretär v. Lindeqnist: Wir haben in Südwestasrika eher zu wenig als zuviel Polizei.— Es ist doch ein recht bedeutender linterschied— trotz Herrn Ledebour — ob generell den Eingeborenen verboten ist, Vieh zu halten, oder ob die Viehhaltung an die Ge> nchmigung des Gouverneurs gebunden ist.(Sehr wahr! recht?.) Tatsächlich ist der Viehbestand der Eingeborenen gar nicht so un- beträchtlich.— Herr Ledebour beruft sich gern auf englische Vorbilder. In der Tat können wir viel von den Engländern lernen. Und da möchte ich doch daraus aufmerksam machen, daß auch in der britischen Kolonie Rhodesia die Eingeborenen nicht ohne Genehmigung des Gouverneurs Großvieh halten dürfen. (Hört! hört!) Abg. Ledebour(Soz.): Der Staatssekretär sagte nochmals, es handele sich um kein Verbot. Wenn man aber die Viehhaltung von der Genehmigung des Gouverneurs abhängig macht, so ist das Verbot die Regel und die Genehmigung die Ausnahme. Was würde man sagen, wenn man in Deutschland in ähnlicher Weise die Viehhaltung von der Ge- nehmigung des Landrats abhängig machen würde. Für dieses indirekte Verbot ist auch nicht die Spur einer Begründung gehört. ES läuft doch praktisch darauf hinaus, daß die Eingeborenen, denen man das Land genommen hat und die Viehhaltung mit einigen Ausnahmen verbietet, gezwungen werden, bei Farmern in Arbeit zu treten. Das ist doch nichts weiter als Halbsklaverei. Sie wünschen doch immer: Deutschland in der Welt voran! In diesem Falle hätten Sie das schlechte englische Beispiel nicht nachahmen lallen. Staatssekretär v. Lindequist ersucht, die von der Kommission gestrichenen Ortszulagen für die Beamten des Bezirkes Lüderitz - bucht in Höhe von 4ö VW M. wieder herzustellen. Abg. Dr. Semler(natl.) tritt für die Aufrechterhaltung der Streichung ein. Di« Beamten in Südwestafrika wären ausreichend besoldet. Das HauZ stimmt der Streichung der Ortszulagen zu. Der Etat für S ü d w e st a f r i k a und die Schutzgebiets- schuld wird bewilligt. Es folgt der Etat für Neu- Guinea und für Samoa . Die Etats werden debattelos genehmigt, ebenso das Etatsgesetz und der Hauptetat. Die Sitzung wird vertagt aus Dienstag, mittags 12 Uhr. (Reichseisenbahnetat, Reichseisenbahnamt, Neichsschatzamt.) Schluß der Sitzung 7V4 Uhr. Mgeoränetenkaus. 67, Sitzung, Freitag, deg 24, AfärZz iLprw, 10 UZr. ÄN NirMertifch: Shdeffi.* Die ö r i t k e Lesung LeS Etats wird forkgesetzt beim Lergetat. Abg. Hoffmann(Soz.): Es ist mir verübelt worden, daß ich bei der zweiten Lesung so eingehend zum Bergetat gesprochen habe. Wenn wir hier soviel reden müssen, so sind die Pa r t e i e n daran schuld, die uns aus fast allen Kommissionen ausgeschlossen haben. Ferner müssen Sie auch bedenken, daß wir über M Jahre aus diesem Hause ausgeschlossen gewesen sind. Wenn man darauf hin- weist, daß wir nur ö Abgeordnete sind, so repräsentieren wir doch S8S522 Stimmen, während die 208 konservativen Abgeordneten nur 418 000 Stimmen vertreten. Danach hätten wir also eigentlich das Recht, mindestens ebensoviel zu sprechen, wie die gesamte konservative Fraktion. Ferner müssen Sie berücksichtigen, daß die Acrmsten der Armen, die wir vertreten, selbstverständlich mehr Beschwerden haben als Ihre Wähler. Das Tempo, in dem der Etat hier er- ledigt wird, ist ein geradezu polizeiwidriges Automobiltempo. Wenn ein Redner von uns mal orei Stunden spricht, so hat er noch nicht den Wüsten Teil des Materials vorgebracht, das uns zugeht. Gehen wir auf die einzelnen Fälle nur kurz ein. so spricht Herr von Pappenheim von„beweislosen Behauptungen', führen wir aber in. jedem Falle einen so l ü ck e n l o s e n Beweis, wie gestern mein Freund Leinert, so sagen Sie: die Zeit des hohen Hauses — im Hinblick auf den mangelhaften Besuch könnte man es besser hohles Haus nennen(Heiterkeit)— ist zu kostbar. Gewiß, aber noch kostbarer ist Leben und Gesundheit unserer Arbeiter, insbesondere der Bergarbeiter. Ich könnte mein Material aus der zweiten Lesung noch ins ungeheure vermehren. Ich will es nicht, sondern will nur erwähnen, daß mir heute noch wieder ein Schreiben zugegangen ist. wo u. a. aus dem Mansfelder Gebiet von einem reichötreuen Sicher heitS mann berichtet wird, in dessen Revier in 3 Wochen 5 Todesfälle und 2 schwere Berletzungrn vorgekommen sind, und der sich geweigert hat, zweimal seine Abteilung zu revidieren.(Hört, hört! b. d. Soz.) — Herr S a u e r m a n n hat dann von einem Flugblatt im Saar - revier gesprochen, das Verleumdungen und Lügen enthalten solle. Den Beweis dafür ist er schuldig geblieben. Er beruft sich nur darauf, daß der ArbeiterauSschuß der Zeche Königsgrube eine Erklärung herausgegeben hat, worin dieS behauptet ist. Diese Erklärung des Arbeiterausschusses ist aber, wie eine mir vorliegende Erklärung der Sicherheitsmänncr und AuSschuhmit- aliedcr des Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereins von der Zeche Königsgrube beweist, lediglich unter dem Drucke der Verwaltung zustande gekommen. Die betreffenden Mitglieder des Ausschusses lehnen jede Verantwortung für diese Erklärung ab.(Hört, hört! b. d. Soz.) Also es sind nicht einmal Sozial- demokraten. sondern Hirsch-Dunckersche, die gegen diese gemeine Fälschung der Zeche protestieren.— Herr Hirsch-Essen hat dann am 20. März tzcsagt, er könne beweisen, daß die Sicherheitsmänner keineswegs weiße Salbe seien, sondern drauf und dran seien, sich zu einer knallroten Salbe zu verfärben. Der sozialdemokratische Bergarbeiterverband habe eine gedruckte Anweisung für die Leute ausgegeben, da seien ihnen Dinge als Aufgabe angewiesen, um die sie sich eigentlich gar nicht zu kümmern hätten und da sei direkt ausgesprochen, daß die Sicherheitsmänner bei Verfehlungen der Arbeiter und Steiger gewissermaßen ein Auge zudrücken sollen, gegen jedes Versehen der Verwaltung aber aufs schärfste vorgehen wird. Ich nehme an. daß sich Herr Hirsch-Essen selber hat düpieren lassen, er hat offenbar aus der„Kölnischen Zeitung " geschöpft, die diese Anweisung des BergarbeiterverbandeL in der unverschämtesten Weise frisiert und gefälscht wiedergegeben hat. So heißt es in der Anweisung„das Verhalten des SlcherheitSmanneS den Steigern gegenüber wird ein ganz anderes sein müssen, als den höheren Beamten der Bergbehörde gegenüber", das bringt der Bericht der„Kölnischen Zeitung ", läßt aber den anschließenden Satz fort:„der Steiger wird ihn ja in den allermeisten Fällen begleiten und ihm über alle Sachen Auskunft geben. Der Sicherheitsmann wird nun auf den allermeisten Zechen herausfinden, daß der Steiger fast gar nichts im Revier zu sagen hat, sondern nur dazu dient, das auszuführen, was seineVoraesetzten sagen". Dieser Satz, der dem Vorsatz einen ganz anderen Sinn gibt, ist fortgelassen. Ebenso ist für alle anderen von Herrn Hirsch- Essen zitierten Sähe nachzuweisen, daß sie vollständig aus dem Zu- sammenhang herausgerissen und entstellt wiedergegeben sind. Aus- gelassen ist aus der Broschüre der wichtigste Satz:„Der Sicher- heitsmann must selbstverständlich seine Arbeit in musterhafter Orb- nung halten und die bergpolizeilichen Vorschriften über die Tätigkeit der Sicherheitsmänner beachten müssen, ist s c l b st v e r st ä n d» l i ch."(Hört, hört! b. d. Soz.) Ich lege die Schrift des Berg- arbeiterverbandeS auf den Tisch des Hauses, damit Sie sich selbst überzeugen, in wie unerhörter Weise der Bericht der„Kölnischen Zeitung " gefälscht ist. Solche unglaublichen Lügen und Fäl- schungen können wir doch nicht unwidersprochen ins Land hinaus- gehen lassen. Angesichts dieser flandalösen Kampfesweise kann ich nur mit dem alten Fritz sagen:„Und mit solchem Gesindel muh ich mich herumschlagen."(Lebhafter Beifall bei den Sozialdemo- traten.) Abg. Jmbusch(Z.) betont dem Vorredner«egenüber, daß die praktischen Bergarbeiter im Zentrum sich seit Jahren den Jnter» essen der Bergarbeiter angenommen hätten. Abg. Hirsch-Essen(natl.) bleibt bei seiner Behauptung, daß der alte Bergarbeiterverband den SicherheitSmännern Aufgaben zumute, deren Erfüllung sie in Konflirt mit dem Gesetz bringen müßte. Abg. Dr. Maurer(natl.) kritisiert einen Vertrag des FiÄus mit der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft betr. die Verwendung der überschüssigen Energie der staatlichen Elektrizitätswerke<m der Saar . Minister Sydow erwidert, die öffentlichen und kaufmännischen Interessen seieil durch den Vertrag genügend gewahrt. Abg. Henckel v. Donnersmarck(Z.) polemisiert gegen frühere AuSführwigen des Abgeordneten Korfanty. Hierauf wird ein Schlußantrag angenommen. Abg. Hofsmann(Soz.) bedauert, durch denSchlußderDe- batte verhindert zu sein, die Ausführungen der Abgeordneten Jmbusch und Hirsch-Essen zu widerlegen. Abg. Hirsch'-Essen(natl.): Ich habe das Buch des Bergarbeiter- Verbandes selbst studiert. Abg. Hosfmann(Soz.): Aber nicht verstanden.(Große Heiterkeit.) Abg. Leinert(Soz.) bedauert, verhindert zu sein, über den Fonds von 80 000 M. für Unterstützung der Invaliden des Claus- thalschen Knappschaftsvereins zu sprechen. ES folgt der Etat der Handels- und Grwcrbeverwaltung. Abg. Dr. Schröder-Kassel(natl.) polemisiert gegen Aus- führungen des Abgeordneten Hammer aus der zweiten Lesung. Abg. Dr. Schepp(Vp.) wünscht Einschränkung des Vorschleusen- rechts im Interesse der kleinen Schiffer. Abg. Dr. Seyda(Pole) führt Beschwerde über Drangsalierung des polnischer Genossenschaftswesens durch die Behörde». Minister Shdow äußert sich entgegenkommend in der Frage des Vorschlensenrechts. Gegen die polnischen Genossenschaften müsse vorgegangen werden, soweit sie sich an der großpolnischen Agitation beteiligten. Abg. Leinert(Soz.): Ich hatte in der ztveiten Lesung von einer Veterligung des Grafen Henckel von Donnersmarck an einem Warenhaus am Alexanderplatz gesprochen. Das muß ich zurück- nehmen; ich habe mich geirrt und habe den Grafen Hugo von Henckel-Donnersmarck gemeint, der zugleich mit dem Fürsten Egon von Fürstenberg und dem Herzog von lljest an einem Bank- geschäst beteiligt ist unter der Firma Hcmdelsvereiwigmig Aktien- 1 gesellschaft, das ihrerseits das Warenhaus Wolf Wertheim finan- ziert hat.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Meinen da- maligeii Vorwurf gegen das Zentrum, daß seine angeb- liche Mittelstandsfreimdlichkeit mit den Tatsachen nicht überein- stimme, muß ich aber aufrechterhalten. Zum Beweise meiner Behauptung stelle ich fest, daß das Zentrumsmitglied im Abgeordnetenhaus Freiherr v. Twickel-«?toverin Präsident des West- fälischen Bauerrwereins und Exzellenz Freiherr Jgnaz von Lands- berg-Steinfurt, Mitglied des Herrenhauses. Kommanditisten des Warenhauses Firma Theodor Althofs in Dortmund sind, das Filialen in vielen westfälischen Städten hat. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Es folgt der Etat des Ministeriums des Jnuern. Abg. Hammer(k.) führt Beschwerde über die Konkurrenz der Gefängnisarbeit für dos Handnierk. Abg. Dr. Lohinan»(natl.) stellt«n Hand von Zitaten fest, daß der..Ostpreußische Volksfreund", den der Minister als un- parteiisches Blatt bezeichnet habe, einseitig konservative Partei- Politik treibe. Abg. Cassel(Vp.) protestiert gegen eine frühere Behauptung des Abg. v. Erffa . daß die Freisinnigen mit der Sozialdemokratie ein Bündnis auf Tod und Leben abgeschlossen hätten. Dagegen hätten sogar konservative Abgeordnete die Wahlhilfe von Sozialdemokraten angenommen. Wir behalten uns die Freiheit der Ent- schließung für jeden Fall vor.(Bravo ! links.) Abg. Schda(Pole) kommt auf den Fall eines Schutzmann? in Posen zurück, der aus dem Briefkasten eines Polen Briefe ge- stöhlen hatte. Der Staatsanwalt hat ein Einschreiten abgelehnt, da ein Diebstahl nicht vorliege, weil der Schutzmann die Briefe nachher wieder in den Kasten getan habe.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Für die Polizei wichtige Briefe sind aber zweifellos von dieser zurückbehalten worden. Jedenfalls handelt es sich im Sinne jedes anständigen Menschen um einen ganz ge- meinen Diebstahl seitens des Polizeibeamten.(Bravo ! bei den Polen .) Minister v. Dallwitz: Gegenüber der Anfrage vom gestrigen Tage, ob die Regierung mit dem aufklärenden Artikel der„Neuen Korrespondenz" über die Reichssinanzreform etwas zu tun habe, stelle ich fest, daß dieser Artikel von mir veranlaßt worden ist. Er hat aber lediglich eine objektive Feststellung von Zahlen über die Wirkungen der Steuern enthalten.— Um den Fall des Schutz, marines, der polnische Briefe entwendet haben soll, was er ent, schieden leugnet(Abg. Hoffmann(Soz.): Ein jeder Spitzbube leugnet 1) aufzuklären, hat der Regierungspräsident gegen ihn das Disziplinarverfahren eröffnet, wobei die Zeugen eidlich vernommen werben. Abg. Hirsch-Berlin(Soz.): Wie Herr Cassel möchte auch ich betonen, daß von einem Bündnis zwischen Freisinnigen und Sozialdemo, traten keine Rede sein kann. Unsere Taktik für die nächsten Wahlen wird durch den Parteitag bestimmt werden, sie wird jedenfalls darauf hinauslaufen, daß wir in der Hauptwahl eigene Kandidaten aufstellen und in der Stichwahl für den Kandidaten stimmen, den wir für das kleinere Uebel halten. Aus den Ausführungen des Herrn v. Erffa ging die ganze Angst der Junker vor der Abrechnung bei den nächsten Wahlen hervor. Wenn 1007 ein Teil unserer Genossen für den Konservative» v. Bolko eingetreten sind, so lag das jedenfalls daran, daß damals Freisinnige und Konservative kaum zu unterscheide« waren. Offiziell ist nur in Hildesheim ein Konservativer mis Hilfe der Sozialdemokraten gewählt worden, der hatte sich aber auf unsere Mindestforderungen verpflichtet.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Der Artikel der„Neuen Korrespondenzenthält allerdings nur Zahlen, aber diese sind einseitig tendenziös zusammengestellt zur Bekämpfung der Gegner der Finanzreform.(Sehr wahr! links.)! Wenn der Minister zugegeben hat, daß der„Ostpreußische Bolls- freund" die Aufgabe habe, Sozialdemokratie und Polen zu be, kämpfen, so hat er offenbar veraessen, daß wir vor dem Gesetze alle gleichberechtigt sind.(Sehr wahr I bei den Sozialdemo, traten.) Das Anklagematerial gegen das Ministerium des Inner» hat sich inzwischen so ungeheuer angehäuft, daß ich stundenlang reden müßte, wenn ich auch nur das wichtigste vorbringen wollte, Ich will darauf verzichten mit Rücksicht auf die Geschäftslage, nicht etwa mit Rücksicht auf die schulmeisterliche» Ermahnungen, die uns gestern hier zuteil wurden. Heber solch dreiste Ueberhebungen lachen wir nur. Wenn wir hier häufig reden müssen, so liegt das nur daran. daß Ihr Sündenregister so ungeheuer groß ist und daß sie fort- gesetzt gegen uns Vorwürfe erheben, die wir dann natürlich zurück» weisen müssen. Ich erinnere an die Rede des Abg. GronowSki bei der zweiten Lesung. Auf sie brauche ich nicht einzugehen, weis sie so tief stand, daß sie nur auf die Dummen berechnet war. Wo Gründe versagen, kommt das Zentrum immer mit persönlichen Beschimpfungen. In Verdächtigung der Gegner wird die katholische Presse von keiner anderen übertroffen, das hat selbst Herr Bachem gesagt.(Hört! hört! bei den Sozial» demokraten.) Ich will es unterlassen, hier im einzelnen zu schil- der», wie die Sozialdemokraten als minderen Rechts be» handelt werden, wie man gegen sie mit kleinlicher Nadel, st i ch p o l i t i k ankämpft. Das zeigt sich beim Vereinsgesetz, beim KampfgegendieJugendinderganzeninneren Verwaltung. Fortgesetzt ruft man nach Ausnahmegesetzen gegen die Sozialdemokratie. Fahren Sie nur so fort, wir gedeihen dabei sehr gut. Streikende Arbeiter werden fortgesetzt wegen der geringfügigsten Vergehen zur Verantwortung gezogen. Was würde einem organisierten Arbeiter geschehen, wenn er eine Aeußerung täte, wie sie sich neulich in der„Deutschen Arbeit- geber-Zeitung" fand:„Es bleibt nur die Möglichkeit, sich endlich emporzuraffen, zu frischem von des Gedankens Blässe nicht angc- kränkelten Entschluß. Die großen Fragen der Zeit werden nicht durch Reden und humanitäre Beschlüsse, sondern durch Blut und Eisen entschieden werden."(Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Hier- gegen geht niemand vor, wenn aber ein Streikender Kollegen er- sucht, den Streikenden nicht in den Rücken zu fallen, so kann er einer harten Freiheitsstrafe sicher sein. Die ganze Willkür der Verwaltung zeigt sich auch kn der Behandlung der Ausländer. Diese Ausweisungen richten sich hauptsächlich gegen gewerkschaftlich organisierte Arbeiter. So wurden 7 Mitglieder des Holzarbeiterverbandes lediglich wegen dieser Mitgliedschaft ausgewiesen. Im österreichischen Parlament ist bereits an- geregt worden, man solle gegen die Deutschen ebenso verfahren, wie Preußen gegen die Oestcrreichcr. aber der dortige Minister de» Innern ist zu vornehm dazu, gleiches mit gleichem zu vergelten. (Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Gegen diese shstema» tische Verletzung von Gesetz und Gerechtigkeit den Bürgern eines befreundeten Staates gegenüber sollten alle ihre Stimmen erheben, denen an der Wahrung des preußischen An» sthens im Auslande gelegen ist.«Ein besonderer UkaS ist gegen die Tschechen im allgemeinen ergangen, der der preußischen Aus» Weisungsbarbarei die Krone aufsetzt, denn es handelt sich hier nicht um individuelle Ausweisungen, sondern um eine Aechtung einer ganzen Nationalität des beftwundeten österreichischen Staates. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Ebenso scharf verurteile ich die von Herrn Cassel erwähnte Ausweisungspraris gegenüber russischen Juden. — Heber die Behauptung des Ministers in der zlveiten Lesung, wir suchten Beamte durch Bestechung zu Spitzeldien st en für die Sozialdemokratie zu verleiten, hat sich mein Parteigenosse Bebel schon in einem offenen Brief im „Vorwärts" mit dem Minister auseinandergesetzt. Bebel schrieb da:„Die moralische Entrüstung, mit der der Minister uns aus einem Akt der Notwehr einen Strick drehen will, kann nur unser Lächeln erringen. Erst iccmi es Ihnen gelingen sollte, aus der politischen Polizei ein In. stitut für öffentliche Moral und Wahrheitsliebe zu machen, könnte ich Ihre Entrüstung ernst nehmen. Einstweilen warte ich mit Mil» lioncn daravf.«h cs Ihrem Einfluß geluigt, daß die Berliner
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