Nr. 72. 28. Jahrgang.
März
2. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonnebend, 25. May 191
eine alte Einrichtung gewesen. Dabei habe es sich nicht um bloße Selbstmord eines Realschülers. In Königsbergi. Br. Hat
Der ,, Jungfernkranz" in der Fürforge- Büchtigungen, sondern dirett um Martern gehandelt. Erwiefen ein neunzehnjähriger Wralichfiler burch Ertränken Selbstmord bes
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anitalt.
sei, daß die Frau Warlies die Züchtigungen nicht nur geduldet, gangen, weil er bei der Prüfung zum cinjährigfreiwilligen Dienst sondern sogar angeordnet habe. Der Staatsanwalt beantragt so- durchfiel. dann gegen die am meisten belasteten Angeklagten Gefängnisstrafen Schwere Explosion. In einer Stättefabrik in Manchester , i Ein umfangreicher Mißhandlungsprozeß in einer Fürsorge von 14 Tagen bis zu 5 Monaten, gegen die weniger belasteten der eine große Anzahl Arbeiter beschäftigt sind, ist auf bisher im Hierbei wurde ein anstalt ein Seitenstück zu den Verhandlungen gegen den Haus- Geldstrafen. Das Gericht nahm als strafmildernd an, daß der aufgeklärte Weise eine Explosion entstanden. vater Colander von der„ Blohmeschen Wildnis" und den Pastor Frau Warlies der Betrieb, namentlich nach dem Tode des Mannes, Arbeiter getötet und 7 andere schwer verlegt. Das Der angerichtete Schaden ist Breithaupt von Mielczyn- beschäftigte gestern die Aachener Straf- über den Kopf gewachsen sei. Andererseits komme in Betracht, daß ganze Fabritgebäude wurde zerstört. kammer. Es handelt sich um die von der Elberfelder Freien die Eheleute Warlies die Einrichtung des" Jungfernfranzes" nicht sehr groß. Presse" und von uns im Februar 1910 niedriger gehängten Vor- nur tannten, sondern sogar billigten. Von der Erlaubnis zum Amtlicher Marktbericht der städtischen Marktballen Direktion über gänge in der Fürsorgeanstalt Mauel bei Gemünd in der Eifel . Sie Schlagen habe namentlich der Angeklagte Stöder in geradezu grauMarktlage: Fleisch: ist eine private Stiftung und steht unter der Aufsicht des samer Weise Gebrauch gemacht. Bei Frau Warlies wurde auch den Großhandel in den Bentral- Marttballen. Diakonissenhauses in Duisburg . Die Anstalt wurde als Hand- in Betracht gezogen, daß sie recht gute Resultate erzielt hat. Aus Bufuhr genügend, Beidhaft flan, Preise unverändert. Bild: Bufuhr un Zufuhr nicht aus. tverterbildungsstätte von dem inzwischen verstorbenen Direktor alledem erkannte das Gericht gegen Frau Warlies auf nur 500 M. bedeutend, Geschäft, Preiſe fest. Geflügel: Warlies gegründet und steht zurzeit unter der Leitung von Geldstrafe, gegen den Aufseher Stöder auf neun Monate Gefäng- reichend, Geschäft, lebhaft, Breise gut. Fische: Bufuhr genügend, Ge schäft ruhig, Preise wenig verändert. Butter und Käse: Geschäft dessen Ehefrau, der eine Anzahl Meister und Aufseher zur Seite nis. Drei andere Aufseher erhielten Gefängnisstrafen von acht, ruhig, Breite unverändert. Gemüse, Obh und Südfrüchte: sechs und drei Monaten. Drei Angeklagte tamen mit Geldstrafen Zujubr meist aber Bedarf, Geschäft wenig befriedigend, holländischer Spinat stehen. schwer verkäuflich, Preise ivenig verändert. Die Anklage geht nun dahin, daß die Witwe Warlies und von 20 bezw. 50 m. davon. fieben ihrer Angestellten das Büchtigungsrecht in gröblichster Weise überschritten haben, allerdings nicht in Ausübung eines Amtes, da den Angestellten die Beamtenqualifikation fehlt. Die Veröffentlichungen der Mißhandlungen in unserer Presse führten zur Erhebung der Anklage. Wir hatten u. a. dargelegt, eine besonders beliebte Züchtigungsmethode sei der sogenannte
Jungferntrans",
der darin bestehe, daß man den zu züchtigenden Zögling auf einen Tisch lege, ihn mit gespreizten Beinen anbinde und dann von den übrigen Anstaltszöglingen schlagen lasse. Bei dieser Prozedur foll der Betreffende öfter bis zu 60 Schlägen erhalten haben. Auf Grund dieses Artikels ordnete die Behörde eine Untersuchung an, die zur Erhebung der Anklage führte.
Beweisaufnahme
Die sehr milden Strafen, insbesondere die gegen die Frömmigfeit zur Schau tragende Frau Direktor sind feineswegs geeignet, dem Rechtsempfinden zu genügen. Eine nach Jahren zählende Freiheitsstrafe iväre eine geringe Sühne für diese Greuel einer Fürsorgeerziehung" gewesen. Der Mangel des Fürsorgesystems Stationen wird auch durch die Unkenntnis der Aufsichtsbehörden über die schamlosen Martyrien gekennzeichnet. Auch in diesem Fall wie in dem Fall Colander und Breithaupt bat die zum Himmel schreienden Mißstände erst die sozialdemokratische Presse aufgedekt.
Aus aller Welt.
Witterungsübersicht vom 24. März 1911.
Barometer
fland mm
Bib richtung
Windstarte
Better
Temp. n. G.
5° 5.= 4° R.
Stationen
Barometer
fland mm
ind
0 Haparanda 757 9
1 Scilly
759 D
Bunz
Bindstärke
Better
Lepp. n. 6.
1 Schnee-3
1 bedeckt 2 Dunst
2 wolfen!-11
-0 Betersburg 757 W
1 bededt
6 bebedt
8
1 Dunit
5 berbeen
769 NS
3 wollen! 2
1 Nebel
2 Baris
76092
2 Rebel
759 G
1 halb bd. 2
Betterprognose für Sonnabend, den 25. März 1911. Rühl, vorwiegend nebelig oder wolkig mit geringen Niederschlägen und
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Bei der Bernehmung der Hauptangeklagten, der Witwe War- fünf Menfchen in den flammen umgekommen! lies, die öfters selbst das Erteilen des Jungfernfranges" angeEine furchtbare Brandkatastrophe, bei der eine fünf- mäßiga nördlichen Winden. ordnet haben soll, bekundet diese, daß die Anstalt vor 17 Jahren mit einem 3ögling begründet wurde, während in der letzten Zeit töpfige Familie in den Flammen umfant, meldet uns fich die Zahl der Infassen auf ca. 150 belief. Sie wurden in allen der Telegraph aus Lille im nordwestlichen Frankreich . Dort möglichen Handwerfen ausgebildet. Bei Vergehen gegen die An- fam in der letzten Nacht gegen 1 1hr in einem Gebäude, das staltsordnung fei eine leichte förperliche Züchtigung erlaubt ge- früher provisorisch als fatholische Kirche diente, und in dem wesen, aber nicht mehr als 15 Stochiebe. Die Angeklagte bestreitet jett ein Sinematographentheater fein Domizil aufentschieden, ihre Mitangeklagten zu den Züchtigungen angeftiftet zu geschlagen hatte, Feuer aus. Die Flammen griffen tros des baldigen haben, auch will sie nie eine Aeußerung ihres verstorbenen Mannes Eintreffens der Feuerwehr außerordentlich schnell um sich. Einem gehört haben, dahingehend:" Etwas Prügeln gehört zur Gr- Teil der Bewohner der oberen Stockwerte gelang es sich über. ziehung"! In der angrenzende Dächer in Sicherheit zu bringen; dabefundete zunächst Regierungsrat Schmidt, der im Auftrage feiner gegen wurde eine im zweiten Stockwerk wohnende Familie Behörde die Anstalt au revidieren hatte, daß ihm nie Klagen der Martens bon den andringenden Flammen im Schlafe Böglinge zu Ohren gefommen seien. Das Verhältnis der Eheleute überrascht. Als die Feuerwehrmannschaften in die WohWarlies zu den Insassen der Anstalt sei ein sehr liebevolles ge- nung eindrangen, fanden sie das leblose Ehepaar im wesen, so daß Entweichungen nur selten vorkamen. Er habe bei Bette liegend, von den drei Kindern der Ehegatten Tag feinen Revisionen immer alles in tadelloser Ordnung gefunden. eines halb verkohlt am Fußboden, die beiden Mehrere Geistliche, die in der Anstalt Unterricht erteilten, erklärten anderen waren in ihren Betten erstickt. Der umebenfalls, daß sie den Eheleuten Warlies die behaupteten MißhandIungen nicht zutrauten. Der Inspektor, dem die Anstalt jetzt unter- fangreiche Brand konnte erst in den frühen Morgenstunden steht, hat bei Antritt seines Amtes etwas verwilderte Zustände an- erstickt werden. getroffen. Einige Zöglinge hätten ihm auf Befragen zugegeben, daß sie den Jungfernfrang" bekommen hätten, andere wieder wollten davon überhaupt nichts gesehen haben. In der weiteren
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Zeugenvernehmung werden eine ganze Reihe von ehemaligen Zög- bis nach Mitternacht dauernden Verhandlang den Referendar 2 udwig lingen der Anstalt Mauel vernommen. Ein jeßiger Tischlergeselle zu 1½ Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er fünf beim Gericht betundet, daß er versucht habe, aus der Anstalt zu entweichen. lagernde Spartassenbücher entwendet, die unter: Darauf habe er zunächst auf Anordnung der Frau Direktor den fchrift des Richters gefälscht und dann 4500 Mart abJungfernkranz" bekommen, und zwar so lange, bis er ohnmächtig wurde. Er habe die Spuren der Schläge monatelang gefühlt. gehoben hatte. Die Geschworenen haben ein Gnadengesuch unterBei der Prügelei habe ein Aufseher dabeigestanden und habe zeichnet, da Ludwig geistig minderwertig fei. feine Kollegen, die ihn schlugen, angefeuert, recht tüchtig zuzuhauen. Sonderbar, daß bei Leuten aus„ befferen" Streifen sich so leicht Der Zeuge erklärt, er habe auf Befragen des Direttors gesagt, es ein geistiger Defekt feststellen läßt und noch sonderbarer, daß so empfiehlt wie bekannt billigst
ſei nicht ſo ſchlimm geweſen, da er befürchtet habe, fonft noch mehr wenig Verſtand zum Referendar gehört, daß geistig Winderwertige
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geprügelt zu werden. Ein anderer 3ögling, der ebenfalls einen ihn machen können. Fluchtversuch gemacht hatte, wurde zunächst in Arrest gelegt und bekam dann den Jungfernkranz"; er hat bei dieser Prozedur 147 Schläge erhalten, so daß sein Körper blutige Striemen auf ties. Zvei noch jetzt in der Anstalt befindliche 3öglinge haben nette Geschichtchen. Im letzten Herbst hat in Kiel die, Kieler 80 und 100 Schläge erhalten. Ein anderer Zeuge erzählt, er habe einmal ohne jebe Veranlassung zu einem Aufseher gehen und diesen Tagespost " ihr Dasein ausgehaucht, weil sie an ständiger für Haut- und Harnleiden. Dabei hat das Blatt noch im letzten bitten müffen, er möge ihm das Betreffende" geben. Darauf sei Abonnentennot litt. et von dem Auſſcher mit dem„ Jungfernfrang" bedacht worden. Monat seines Lebens den Abonnementsbetrag mit 60 Reichs- Prinzenstr. 41, Moritzplatz , pfennigen pünktlich erhoben, aber schon nach wenigen Tagen 10-2. 5-7. Sonntags 10-12, 2-4 Gommerwohnungen, möbl. Zimmer. hat
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Sogar in der Gesangstunde sei geschlagen worden. Der aus hervorgegangene oder dessen Frau geprügelt habe. Dieselbe Aussage macht ein an zwei Drittel des Betrages zur Kontursmasse an. derer Aufseher; die Frau Direktor habe zwar viel Frömmigkeit zwei Drittel des Betrages zur Kontursmasse an. zur Schau getragen, sei aber in Wirklichkeit eine ganz hartherzige Frau gewesen. Ein als Zeuge vernommener Anftreicher ist einmal in der Anstalt beschäftigt gewesen; er hat durch eine Türspalte beobachtet, wie ein Zögling, dem man ein
Stöder erklärt auf Borhalt, daß er nur im Auftrage des Direttors abonnenten in mächtige Zufregung verfeht und fie meldeten Nathan and
Taschentuch in den Mund geftedt
hatte, damit er nicht schrie, den
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vurde stattgegeben und die unentwegten Abonnenten hatten schließlich die Freude, ganze 16 Pfennige als ihren Anteil an der Masse durch Bostanweisung zu bekommen. Diese Freude wurde aber dadurch getrübt, daß von dem Gelde noch 10 Pfennig als Porto und 5 Pfennig als Bestellgeld in Abzug gebracht werden mußten. So berblieb den Abonnenten des unheilbollen Blattes, als Ergebnis ihrer Bemühungen, ein ganzer Reichspfennig in barer Münze!
Kleine Notizen.
Jungfernkranz" belam. Der Zeuge ist über das brutale Schauspiel sehr empört gewesen. Ein weiterer Zeuge hat, als er 3ögling der Anstalt war, einmal 20 Ohrfeigen von der Frau Warlies bekommen, so daß ihm die ganze Bade anschwoll. Einem ausgerissenen und dann wieder Folgenschwerer Brückeneinsturz. Auf der im Bau befindlichen eingelieferten Bögling ließ die Frau Direttor varme Unschläge" oberschlesischen Eisenbahnstrede Egersfeld- Rybnikverabreichen; damit waren Prügel gemeint.- Der Vertreter der Summin ist eine zwischen Egersfeld und Rybnit liegende Drei. Anklage hielt auf Grund der Beweisaufnahme sämtliche Angeklagte bogenbrüde heute mittag eingestürzt. Bier Personen überführt. Der Jungfernfranz" sei in der Anstalt zweifellos wurden verlegt, davon eine schwerverletzt.
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