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Dr. 73. 28. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt

Sonntag, 26. März 1911.

faend andis Literarische Rundfchau.

John M. Robertson: Geschichte des Christentums".- Neuer Frant­furter Verlag, Frankfurt   a. M. 435 Seiten 8°. Preis 3,50 M., geb. 4,50 M.

Rede

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Zwei literarische Gegenfüßler. Sprache wie Volfsglauben dasselbe sind; daß die Emin( Gespenster  ,| Gedanken zugeschnitten: das Jubenium ist die Hauptquelle Riesen) Wesen sind, die sich mit den alten Urmüttergöttinnen des Christentums dieses die letzte Blüte der jüdischen Religion Hermann Weinheimer: Geschichte des Volkes Israel  ". Bd.: decken, und daß mit Baal   nicht bloß bie Gößen, sondern auch die, die Auffassung von vorgestern. Von den Anfängen bis zur Berstörung Seru- Hausväter bezeichnet wurden, furz und gut: daß die alten Einen vollen Gegensatz zu dem eben betrachteten Laborat bildet salems durch die Babylonier. Bd. 2: Bon der svaeliten Ahnengötter verehrten. Das würde freilich der unvor- Robertsons Buch. Er beginnt bei den Anfängen des Ur­babylonischen Gefangenschaft bis zur Berdentlichen Jahweherrlichkeit ein Ende machen. christentums und führt uns bis zum heutigen Protestantismus, störung durch die Römer. Buchverlag der Hilfe", Von einer Scheidung der Völker Palästinas   in das israelitische Katholizismus und der orthodoxen Kirche, läßt keine hervorragende Berlin- Schöneberg  . 188 und 181 Seiten flein   8°. Mit zwei Behnstämmereich und das viel jüngere Juda ist natürlich feine Erscheinung oder Person auf ihrem Gebiete unberührt und sucht Karten. Jeder Band broschiert 3, M. das stört stets die Kreise der Bibelgläubigen und Jahive- immer die soziologischen Ursachen der verschiedenen Wendungen des theoretiker. Darum bleibt auch David der lächerliche junge Mann, Dogmas sowie der weiteren Ausbreitung der Lehre zu finden. Nach­der im Heere Sauls   sich heraufdient. Daß auch jeder sonstige Un- dem das Christentum die Massen durch Einfachheit und Billigkeit finn resp. Plattheit, die die Bibel aus der weiteren Königszeit be- feiner Heilsmittel gewonnen, organisierte sich wieder ein vorher ichtet, mit breiter Wichtigkeit als bare Münze aufgezählt wird, ist abgeschaffter Priesterstand, fester als je ein heidnischer. Diese selbstverständlich. und die hinter ihnen stehende Organisation schienen gewissen Gäsaren die besten Mittel, ihre Macht festzuhalten, welche Spetus lationen auch nicht täuschten. So wurde das Christentum römischer Staatstult. Die weitere Ausbreitung über die Grenzen des Reiches hinaus geschah mit Hilfe der Fürsten der Barbaren und ihrer Gefolgschaften, die man zu interessieren verstand. Im Stampfe gegen das politisch wie religiös demokratische Heidentum der Halb­kultur wurde mit dem Christentume ein politisches wie religiöses Herrentum- König mit Adel und Priesterschaft bevorzugt und neu eingeführt. Meist mit Gewalt, das Christentum tvar ebenso eine Religion des Schwertes wie der Jalant. Seit dem 11. Jahr hundert hat sich dann die christliche Kirche zu einer wahren Er­pressungsmaschine gegenüber allen Klassen ausgebildet, und nun beginnen die neuen Keßereien, die weniger dogmatisch sind wie die antiflerital. Sie brechen dort aus, wo sich noch ein freies Bauern­alten, sondern von den rein rationalistischen abgesehen tum erhalten oder neu gebildet hat, wo die sich entwickelnde Ins dustrie die Intelligenz erhöhte und den Geist der Sparsamkeit bezw. bürgerlichen Kapitalsbildung hervorrief oder die Armut so groß geworden war, daß sich das Volk nach anderen Heilsmitteln als den berkäuflichen der Kirche umsehen mußte. Diese Angriffe auf die priesterlichen Monopole wurden mit größter Grausamkeit bekämpft. Die Reformation, obwohl den Volksinteressen dienend( Prädesiina­tion und Gnade waren nur Formen eines unbezahlten Ablasses), fand nur bort endgültig Eingang, wo die Interessen von Fürsten  und Adel durch sie gefördert wurden, auf allen anderen Gebieten wurde sie wieder ausgerottet.

Weinheimers Wert" ist eine furiose, nicht ernst zu nehmende erbauliche Geschichte des Judentums das Furchtbarste, was Mit dem Ignorieren oben erwähnter Scheidung, dem fritiflosen wir von populären" Erzeugnissen auf diesem Gebiete je gelesen Zusammenwerfen der sich ziemlich fernstehenden und fast immer haben. Es lohnt die Stunden der Lektüre nicht, denn es feindlichen Völker, wird nicht nur das Verständnis für die geschicht­ist nichts als eine fromme Abschrift aus der Bibel. Reine liche, sondern noch viel mehr für die religiöse Entwickelung Judas  , Fabel aus der jüdischen Ueberlieferung ist dem Verfasser das Verständnis der Bibel überhaupt abgeschnitten. Es besteht nicht zu unglaubhaft, daß sie nicht Geschichte bei ihm würde der geringste Beweis dafür, daß Jahu im Nordreich einen Staat& und dabei führt er im Vorwort auch noch die mate- tult, wenn auch nur für kurze Zeit, gehabt hätte. Christenvölker, rialistische Geschichtsauffassung unnüßlich im Munde. die sich gegenseitig betriegen, beten wohl zu dem einen Gott um Er macht auch nicht den kleinsten Versuch ihrer Anwendung und des Silfe. So unlogisch waren die alten Heiden nicht. Es widerspricht Gingehens auf wirtschaftspolitische Tatsachen. jeder geschichtlichen Analogie, der Trennung des Reichs unter Re­Der erste Band beginnt gleich mit der Uebertreibung, daß das habeam und vor allem dem Geschimpf der Propheten" nebst israelitische Volk schon zur Zeit der Gründung Roms eine lange anderer Bibelschriftsteller, daß die Sünde Jerobeams" nur in der Entwickelung hinter sich hatte. Da die Geschichte Jfraels keinesfalls Berehrung Jahus als Stier bestanden hätte. Israel   hatte einen über Saul hinaufreicht vorher gab es eben fein Jfrael, anderen Gott, wenn sein Name jezt auch in der Bibel ausgemerzt sondern wie vor der Gründung Roms nur einzelne Stämme so ist. Die Jahuverehrung war nur das Panier der stets sehr beträgt der Unterschied nur 200-300 Jahre. Alle anderen An- schwachen judäischen Partei in Israel  . Erst im Gril ist der gaben sind genau so leichtfertig. Ueber die Hyffos, über die die Jahutult mit seinen Anhängern wie nach Aegypten   jo nach Sa­ernste Forschung noch durchaus nicht im Reinen ist, wird genau so maria gewandert. Aus jenen obenerwähnten Papyri geht hervor, apodyktisch gerebet wie über die in Wirklichkeit noch sehr dunkle daß ein in Elephantine   bestehender Jahutempel von den Priestern Amarnazeit in Palästina( zirta 1400). Moses   ist eine Geschichts des Anubis 411 zerstört worden war. Die Schreiber bitten nun gestalt wie der brennende Dornbusch eine Naturtatsache, in der sich den persischen Statthalter Bagoas, ihn wieder aufbauen zu dürfen, Jahweden Weinheimer der Abwechselung wegen als der Brau- was ihnen gestattet wurde. Sie machten also, wie die Samaritaner, sende" etymologisieren möchte offenbart. den Jerusalemer   Zentralisationsschwindel einfach nicht mit. Ebenso Apropos Jabwe! Wo dieser Gott herstammt, weiß noch fein wie ihn die Ahänger des Tempels in Leontopolis( Unterägypten  ) Mensch, alles ist Vermutung, aber daß er Jahve hieß, dagegen gibt nicht mitmachten, in dem vielleicht bis in chriftliche Zeit Gottesdienst es ebenso viele Gründe als dafür, daß er Jahu geheißen. Das abgehalten wurde. Und trotzdem magt man immer noch uns diesen wichtigste ist erst ein paar Jahre bekannt. Er stammt aus jüdischen Schwindel als das A und O jüdischer Religiosität vorzugaukeln. Originalpapyri des Jahres 408 vor u. 8., die in Aegypten   gefunden Der zweite Band ist nicht besser. Fast feinerlei Kombination wurden und auf denen der Name jhv geschrieben ist, was nur Jahu aus den gegebenen Nachrichten. Was in der Bibel steht, ist wahr, gelesen werben fann. was nicht drin steht, ist nicht passiert. So in der Geschichte Seru­babels, jo in der Beit des Nehemja, die Verfasser genau mit der Bibel schließen läßt, während die mehrfach erwähnten Papyri nicht nur eine ganze Generation weiterbringen, bis zu den Söhnen Ganballats, sondern die Geschichte auch durch sie ein ganz anderes Gesicht erhält.

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Das Richterbuch mit seinem entseglichen Durcheinander ältester guter Grinerungen und neuester schlechter Fälschungen gilt dem Berfasser genau wie die Mosesbücher für ewige Wahrheit, nur die alten religiösen Zustände, die sich hier wie in den Königsbüchern finden, übergeht auch er mit Stillschweigen. Alle Leute, die uns das Volk Israel   als cin den Gefeßen der kulturgeschichtlichen Ent- Da W.s Voraussetzungen für die alte Zeit ganz unhistorisch widelung nicht unterworfenes aufschwindeln, es als ein feit un- find, jo tann die Weiterentwidelung der Religion in späterer Beit, bordentlichen Zeiten monotheistisches darstellen wollen, faffen dieses ivo die Bibel selbst im Stich läßt und man auf Kombinationen aus heiße Gisen nie an, denn dann müßten fie erzählen, daß auch in allerhand anderen Nachrichten angewiesen ist, natürlich erst recht Balästina einst auf allen hohen Bergen und unter allen grünen nichts Wertvolles bieten. Wo ein passabler Gedante auftaucht, ist Bäumen angebetet wurde, d. h. nach Analogie anderer Völker: daß er nicht logisch gefolgert, sondern angelesen. Beinheimer kennt man allerorts Familien- und Lotalgötter verehrte, daß die Abbot  : eben nur theologische, meist veraltete Quellen; von Historikern hat Bäter, Großvater, Ahnen und die Obbot: Geister, Gespenster in er außer G. Meyer nichts gelesen. Alles ist auf den

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meist

In neuerer Zeit haben die realen Wissenschaften zum Sinfen des firchlichen Geistes beigetragen, und obwohl auch der Sozialis mus, besonders in Deutschland  , sein Möglichstes tut, ihm Abbruch zu schaffen, herrscht derselbe noch immer. Die Hoffnung, daß die Sache der Vernunft siegt, beruht nach Robertson auf den Idealen und Bewegungen, die am besten verheißen, die Demokratie zu sichern und die Massen zu heben. In einer Gesellschaft, die allen Arbeit gibt und alle erhält, wird die Kirche keine Notwendigkeit mehr sein. Robertson ist ein englischer liberaler Journalist; man sieht, wie start er sich vom deutschen liberalen Journalismus unterscheidet.

Halbschuh- Woche

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Der Stil des Werkes ist vortrefflich und erinnert oft an Lech  . Das Papier der Ausgabe ist elend, kann für den billigen Breis frei lich taum besser sein. Ein Register fehlt leider, ja selbst eine In­haltsüber agt über die reiche Gliederung des Buches in 59 Paras graphen, obwohl der Autor sie im Vorwort verspricht. Bruno Sommer

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