TaSrNruZen MieCele GesHichte dm nredliLes Beispiel: HerrDr. Alexander Tille, der sich bekanntlich vom Sozialaristo-kratismus zur Lehre vom Herrenmenschentum der— Schlotjunker bekehrt hat, ist zugleich Generalsekretär der südwest-lichcn Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-industrieller und Geschäftsführer der Bezirksgruppe Saar-brücken des Hansabundes. In dieser Eigenschaft hat er dieInteressen beider Verbände wahrzunehmen. Wie er dasmacht, zeigt in recht amüsanter Weise ein Schreiben, das erpor kurzem an die wirtschaftlichen Vereine im Saargebietjgerichtet hat. Es heißt darin:„Neben dem Wuhlfoubs der deutschen Industrie, welcher aufVeranlassung des Zentralverbandes deutscher Industrieller an-gesammelt worden ist und weiter angesammelt wird, hat auch derHansabund begonnen, einen Wahlfonds zu schaffen und die anihm beteiligten Kreise aufgefordert, Beiträge zu demselben zuleisten. Die Vorstände der wirtschaftlichen Vereine der Saar-industrie haben die Angelegenheit in einer ihrer letzten Vorstands-sitzungen behandelt und sind der Meinung, daß die Gefahrnaheliegt, daß in manchen Fällen die Mittelbeider Dahlfonds gegeneinander verwendetund sich so gegenseitig aufheben könnten. Sieinochten daher den Mitgliedern des Vereins den Gedanken nahe-legen, sich ausschließlich an dem Wahlfonds derdeutscheu Industrie zu beteiligen, dagegen von einerBeteiligung an dem Wahlfonds des Hansabundcs abzusehen."Als Geschäftsführer des HansabuildcS ist also HerrDr. Tille bestrebt, dem Wahlfonds des Hansabundes die Sub-sidien der rheinischen Großindustriellen abzujagen. Einnettes Verfahren. Dennoch glauben wir kaum, daß diesePraxis ihn seine Geschäftsführerstellung kosten wird, dennin der großen Maschinerie zur Vertretung rohkapitalistischerInteressen, als welcher sich der Hansabund darstellt, habenolle Platz, die hohe Beiträge zahlen: zollwütige Eisenmag-naten und freihändlerische Exporteure, arbeiterfeindlicheScharfmacher und verschrobene linksliberale Ideologen,Schiffsreeder und gegangene Landräte usw. Tie HauptsacheSst nur, daß der Profitinstinkt möglichst ausgeprägt ist.Zur hessischen Landtagstvahlreform.Bereits schien es, als stehe die hessische LandtagSwahlreformendlich, nachdem sie zehn Jahren lang Volk, Landtag und Regierungbeschäftigt hat, vor ihren Abschluß. Doch der Schein trügt; wiederhaben sich allerlei Hindernisse eingestellt, die das»große Reform-Werk" zum Scheitern zu bringen drohen. Die Erste Kammer hattedie Borlage in einigen Punkten— natürlich in reaktionärem Sinne—geändert; sie mußte infolgedesien noch einmal an die ZweiteKammer zurückgehen. Bei der jetzigen Zusammensetzung der„Bolls-kammer" nahm man allgemein an, daß sie die kleinen Herzens-wünsche der blaublütigen Standesherren gern und willig erfüllenwerde. Nun aber verlautet, daß gerade die reaktionärsten Elementeder Zweiten Kammer, die bündlerischcn Antisemiten, die Vorlagescheitern lassen wollen. Ihre Beweggründe sind recht interessant: DerAusfall der letzten ReichstagSwahlen in Hesien, in Friedberg-BMngen«nd Gießen-Nidda, die eine starke Zunahme der soziAdemo-kratischen und freisinnigen Stimmen auch auf dem Lande ergaben,erweckt bei den Bündlern für die kommenden Landtagswahlen imHerbste dieses Jahres schwerste Befürchtungen. Die Einführung desdirekten Wahlrechts an Stelle des veralteten WahlmännersystemS, dassozialdemokratischen Wahlerfolgen auf dem Lande wegen der Schwierig-seit, dort Wahlmänner zu finden, große Hindernisie entgegenstellte,-rtchentt den Bündle rn besonders gefährlich. Als Gegengewichthaben sie zwar Erhöhung der StaatSangehörigkeitSfrist. Ler-schärfung der Steuerrückstandsklausel und das gioeistimmen-recht für Wähler über bv Jahre durchgesetzt; aber alle diese skan-dalösen Verhunzungen des Wahlrechts befreien die hessischen Reak-tionäre nicht vor der Furcht vor einer schweren Niederlage bei dennächsten LandtagSwahlen. Auch die Nationalliberalen und dasZentrum fühlen bedrohliche Aengste. Die Antiseiniten scheinenbereit, für sie die Kastanien aus dem Feuer zu holen.Ihre Absentierung genügt, die verfassungsmäßig erforderliche Zweidrittelmehrheit in der Zweiten Kammer zu verhindern. So werdensie einige unerfüllbare Forderungen in der Frage der Wahlkreis-einteilung aufstellen und darauf bei der selbstverständlichen Ab-lehnung ihre Zustimmung zur Wahlreform verweigern. Für denhessischen schwarzblauen Block würde das eine schmähliche Blamagebedeuten, aber er wird sie in Kauf nehmen, um der drohendenAbrechnung bei den Wahlen zu entgehen. Ob das gelingen wird,ist freilich eine andere Frage. Es ist fast undenkbar, daß sich diegroße Mehrheit der hessischen Wähler eine solche skandalöse Wirtschastmit Geduld gefallen läßt._Die Wahlprüfungskommission des Abgeordnetenhausesjhat am Dienstag einstimmig beschlossen, die Wahl des freisinnigenAbg. Dr. Ehlers in Breslau IV für ungültig zu erklären. DieseWahl wird in einem Protest der Zentrumspartei deshalb ange-fochten, weil nicht Ehlers, auf den auch die sozialdemokratischenStimmen in der Stichwahl gefallen waren, sondern der Konserva-tive Vogel die absolute Mehrheit erlangt habe und ferner deshalb,weil bei den Ersatzwahlen der Wahlmänner Geschäftsleute vonsozialdemokratischer Seite mit Boykott bedroht worden seien. Esvzurjeo guch Verstöße gegen das Wahlreglemcnt geübt.Oelteireich.Auflösung deö ReichSratS.Wik«, 28. März. lPrivattelegrannn.) Für heute wird die Auf-löfung des ReichSratS erwartet. Der Vorstand der sozialdemo-kratischen Fraktion veröffentlicht über die Lage eine Darlegung, inder er das Verhalten der Regierung Bienerth auf das schärfsteverurteilt, die unter dem pharisäischen Vorwande. den Buchstabender Verfassung hochzuhalten, den offenen Verfassungsbril cheines§I4-Regimes herbeiführt. Die Beseitigung dieser Regierung sei daSwichtigste Erfordernis. Der Vorstand, fährt die Kundgebung fort,hält es für undenkbar, daß eine Regierung, die nur mit Hilfe deSoffenen VerfaffungSbrucheS regieren kann, eö noch einmal wage»sollte, vor das Parlament des allgemeinen Wahlrechtes, fei es nundieses oder ein neugewähltes Parlament, zu treten. Als Mit-schuldige der Regierung betrachtet der Verband die Mehr-heitS Parteien, die die volksfemdliche Regierung unbedingt undin allen Fällen unterstützt haben, so lange, bis ihr Regime den Staatvor die unmittelbar drohende Gefahr des§ 14 stellt.Nicht minder scharf verurteilt der Vorstand aber auch das«erhalten der obstruierenden slawischen Par-t e i e n. Die Obstruktion allein hat der Regierung Bienerthdie Möglichkeit gegeben, sich immer wieder durch die Vertagung desHauses oder die Schließung der Session über alle Verlegenheitenhinwegzuflüchten.Die bewußte oder unbewußte Kooperation der Re-gierung mit den Obstruktionsparteien gefährdet nichtnur die parlamentarische Arbeit überhaupt, sie bringt insbesonderejene Arbeit in Gefahr, deren Vollendung die Arbeiterklasse fordert.Wenn der Vertagung des ReichsratcS die Auflösung folgensollte, dann würde die Arbeiterklaffe der Früchte jahrelang« parla«lamentarischer Arbeit, besonders der Vollendung der Sozialver-sicherung, beraubt.Sollte also die Regierung wirklich zur Auflösung schreiten, sohofft der Vorstand, daß die Regierung und die mitschuldigenParteien von den Wählern die gebührende Antwort erhalten werden.franfcmcb.Eine ungünstige Stichwahl.Paris, 27. März.(Eig. Ber.) Der Bezirk von Saint-Claudeim Jura hatte gestern einen Nachfolger für den verstorbenen De-putierten Genossen Turbourieux zu wählen, der in den all-gemeinen Mahlen von 1910 im ersten Wahlgange 4996 Stimmenerhalten Hütte— gegen 4972 und 1796 radikalrepublikanische— undim zweiten mit 6731 gegen 5181 Stimmen durchgedrungen war.Diesmal bekam ein„unabhängiger" Sozialist 3655, ein Links-republikaner 3577 und der sozialistische Kandidat Genosse Varenue,dessen Sieg die„Humanitö" als sicher hingestellt hatte, nur 2873Stimmen. DaS Mandat ist somit als verloren anzusehen. DieserVerlust von über 2069 Stimmen, zwei Fünfteln der Gesamtzahl, istsicher auffallend, besonders da Barenne, bekanntlich einer der amweitesten rechtsstehenden Parteimitglieder, auch als Kandidat derProporzanhänger gelten konnte. Der„Temps" erklärt die Nieder-läge einfach damit, daß die Reaktionäre diesmal nicht, wie in denHauptwahlen, für die geeinigten Sozialisten gestimmt hätten. Wäredem so, wäre der Verlust des mdustriereichen Wahlkreises wenigerempfindlich, als er es in der Tat ist. Jedenfalls beweist diese Wahl,wie wenig sich die Partei auf die Wiederkehr der Umstände, die sichim Mai zu ihren Gunsten vereinigt haben, verlassen darf.Eine neue AuSlieferungSaffäre.Paris, 27. März.(Eig. Ber.) Vor zwölf Tagen wurde hier einjunger Russe namens Georg B a b S k i verhaftet. Die russische Regie-rung fordert seine Auslieferung wegen angeblicher Teilnahme ander Tötung deS Polizeipräfekten Schurawel von JckaterinoSlavim Jahre 1997. Die russische sozialrevolutionäre Partei erklärt nunoffiziell folgendes: BabSkr war 1997 Mitglied der Partei. Nach derErmordung SchurawelS wurde er in Rußland verhastet, ohne daßdie Regierung ihn in die Affäre verwickelte. 1998 entfloh er ausSibirien und lebte dann unter seinem Namen ruhig im Ausland,ohne beunruhigt zu werden.— Es scheint da eine neue Intrigevorzuliegen. Denn Babski ist sozusagen auf stanzösischen Bodengelockt worden, indem man ihm in Lüttich, wo er zuletzt lebte,hinterbrachte, seine Freiheit sei dort gefährdet. In Paris wurde ersofort festgenommen. Die Auslieferung ist wohl moralisch undjuristisch unmöglich, aber es scheint, als ob der neuen RegierungVerlegenheiten geschaffen werden sollten. Jedenfalls ist aber bis Aus-dehnung der Haft unverständlich.Die Winzerbewegung.Paris, 28. März. Der Unterpräsekt von Dar-sur-Aube der«langte vergeblich die Entfernung der am Bürger-meisteramt angebrachten aufrührerischen Inschriften undroten Fahnen. Statt dessen wurden nachts noch weitere auf-rührerifche Inschriften angebracht.Die Gcgenagitatio» in der Champagne.Epernay, 28. März. Der Ausschuß der Winzervereini-gung der Champagne hat einen Aufruf erlassen, in dem gegen dieAnsprüche der Winzer des AubedepartementS scharf protestiert underklärt wird, die Winzer der Champagne würden selbst borgewalttätige» Maßnahme» nicht zurückschrecken, um eineAenderung der Abgrenzung der Champagne zu verhindern.Italien.Befriedigung über den Rücktritt BissolatiS.Rom, 28. März.«Giornale d'Jtalia" berichtet, daß dieRadikalen Sacchi und Credaro sich ebenfalls weigern,in das Kabinett einzutreten. Andererseits wird versichert,daß die Radikalen am Ruder bleiben und daß G i o I i t t isich die Mitwirkung des früheren Republikaners Pantanogesichert hat, welcher bereits dem Kabinett Sonnino als Mit-glied angehörte. In parlamentarischen Kreisen versichertman, daß die Weigerung des Sozialistcnführers B i s s o»lati, in das Kabinett einzutreten, auf die Haltung Gio°littis zurückzuführen ist. der versicherte, er wolle keineantiklerikale und antimilitaristische Poll-tik betreiben.Als die Einwohner des proletarischen StadtviertelsTranstevere erfuhren, daß Bissolati es abgelehnt habe, indas neue Kabinett einzutreten, veranstalteten sie eineFreudenkundgebung. Sie durchzogen die festlich be-leuchteten Straßen dieses Viertels unter Absingung der sozia-listischen Hymne. Dem Zuge voran wurden Banner undFahnen getragen. Das sozialistische Organ.. A v a n t i"veröffentlicht einen Artikel, worin es Bissolati zu seinemEntschluß beglückwünscht. Das Blatt sagt, das Zere-moniell des Hofes annehmen, wäre für Bissolati ciiic gx-niedrig un g gewesen.Spanien.Die Ferrer-Debatte.Madrid, 27. März. Deputiertenkammer. DerRepubli-kaner S o r i a n o wies darauf hin. daß das Kriegsgericht das1299 Seiten umfassende Aktenstück Ferrer in vier Stundendurchgeprüft habe und daß der Verteidiger FerrerS fürdas Studium der Akten nicht mehr Zeit gehabthabe als das Gericht. Dieses habe zudem die Zu-lassuna zahlreicher Entlastungszeugen abgelehnt. Redner sprachseine feste Ueberzeugung von der Unschuld FerrerS aus underklärte, in jedem Fall habe Ferrer nur als Anstifter einer Auf-lehnung gegen die Militärbehörde von Mataro verurteilt werdenkönnen, ein Delikt, das nur mit Zuchthaus zu bestrafensei. Statt dessen sei Ferrer für ein Verbrechen abgeurteiltworden, worauf die Todesstrafe stehe. Dies fei auf das auspolitischen Motiven erfolgte Eingreisen der Exekutiv-gewalt zurückzuführen, für das die ganze konservativePartei die Verantwortung trage. Der Gouverneurvon Barcelona habe zur Zeit des Ausbruchs der Unruhenkein Beweismaterial entdeckt, welches zu der An-nähme berechtigt hätte, daß Ferrer der Führer deZ AuistandeSgewesen sei. Soriano bemühte sich schließlich zu zeigen, daß Ferrernicht den gering st en Anteil an den Ereigniffen in Barcelonagenomnien habe und daß die gegen ihn vorgebrachten Zeugenaussagenunbestimmt und wertlos gewesen seien.Cnglanck.Eine Nachwahl.London, 28. März. Bei der Ersatzwahl im WahlkreiseBootle(Liverpool) wurde B o n a r Law. einer ber Haupi-Vorkämpfer der englischen Schutzzollbewegung, mit 9376 Stim-inen gegen den liherglen Kandidaten gewählt, der 7782ZtWmcü erhielt..RlfBUtl£-— Ter Staatsstreich Stolhpins.'Petersburg, 28. März. In der heutigen Sitzung Ler Reichs-duma teilte Vizepräsident Fürst Wolkonski mit, daß derPräsident der Duma, G u t s ch k o w, sein Amt niedergelegt hat. So-dann berichtete Fürst Wolkonski über Anträge betr. Abänderung derTagesordnung. Der Kadett Schingarcw erklärte, die Unter-brechung der Tagung der Rcichsduma, eine ungesetzlicheHandlung der Regierung, habe eine Reihe von Fraktionen ge-zwungen, Interpellationen einzubringen. Die Erledigungder laufenden Geschäfte sei unmöglich, bevor die Duma nicht überdie gegenwärtige Lage beraten habe. Anrcp(Oktobrist) führteaus, die Duma müsse vor allein ausdrücklich betonen, daß sie dieUnterbrechung ihrer Arbeit bedauere und für eine grund-lose Beleidigung halte. Die Duma sei aber verpflichtet, zu-nächst die Beratung des Kriegsbudgcts zu beendige» und dann erstzu den von vier Fraktionen eingebrachten Interpellationen überzu-gehen. Zweifellos werde die Duma eine einmütige Entscheidungtreffen. Hierauf werden die Anträge auf Abänderung der Tages-ordnung abgelehnt.Nach Annahme einer Reihe von Forderungen für LaS Kriegs-Ministerium schritt die Duma zur Debatte über die Dringlichkeitgleichartiger Interpellationen der Oktobristen, Progrcssistcn.Kadetten und Sozialdemokraten, in denen die Regierungungesctzmätzigen Vorgehens beschuldigt wird. Nach mehreren Redenwurde die Dringlichkeit mit den Stimmen aller gegen die Stimmender Nationalisten und der Rechten angenommen und die Dumabegann sofort die Besprechung der Interpellation. Schidlowskyerklärte im Namen der Oktobristen, die Anwendung des Artikels 87bedeute im gegebenen Fall eine Untergrabung des Zwei-kammersystems. Schidlowsky erklärte weiter, die Duma bilde mitdem Reichsrat ein ganzes, und eine Verletzung der Rechte des RetchL-rates sei zugleich eine Verletzung der Rechte der Duma«(Beifall links.)Der Progressist Jefremow betonte, die dreitägige Unier«brechung der Arbeit der Duma und des Reichsrates sei eine un-glaubliche falsche Auslegung der Artikel 86 und 87 der Grundgesetze,und erklärte, eine Politik, welche zu gleicher Zeit innere und äußereSchwierigkeiten säe, fordere unnötigerweise die«rllermäßigstenElemente heraus und reize durch Mangel an staats-männischer Einsicht auf. Mit einem solchen Minister lassesich nicht weiter arbeiten. Der Kadett M i l j u k o w er-klärte, aus nichtigen Anlässen habe Stolypin die erste und die zweiteDuma aufgelöst. Jetzt komme die Reihe an die verantwortlicheMajorität der dritten Duma, doch sei die Majorität s e l b stan der Situation schuld. Sie habe alle Matzregeln der Regierungunterstützt und die Regierung verwöhnt. Durch die jüngsten Regie-rungsmaßnahmcn sei der Duma der Todesstoß versetztworden, zugleich aber habe die Regierung sich selbst getroffen. Dochdarum habe sich die Duma nicht zu kümmern. Wenn die dritteDuma nicht imstande gewesen sei, mit Würde zu leben, müsse siewenigstens, wenn nötig, mit Wahrung der Ehre sterben.(Beifall links.)_Rücktritt des MarineministerS.Petersburg, 28. März. Marincminister Wojewodgki gat,wie die Blätter melden, seine Demission gegeben.Eine Farce.Petersburg, 23. März. Zu Anfang der heutigen Sitzung desReichsrates erklärte Kobylinski(Rechte), er wünsche nachder dreitägigen Unterbrechung des Reichsrates einige Worte überdie geschaffene Lage zu sprechen. Der Borsitzende nnter-brach jedoch den Redner mit der Erklärung, welch schwereTage dem ReichSrate auch beschieden sein möchten, welcheBeichuldigungcn und Berleumdungen ihm auch vorgeworfenwürden, er müsse während alles dieses LärmenS schweigen unddürfe keinesfalls feine Sitzungen zum Schauplatz politischerDemonstrationen machen. Für den ReichSrat sei nur eineswertvoll— das Vertrauen Seiner Majestät.„Ich binglücklich," schloß der Vorsitzende,„daß dieses Vertrauen keineswegserschüttert ist." Die Anwesenden erhoben sich von de» Sitzen undbrachen in Hurrarufe aus.Beendigung des Konflikts mit China.Petersburg, 23. März. Die Antwort der chinesischen Regierungist eingetroffen und als befriedigend anerkannt worden. Deinrussischen Gesandten wurden entsprechende Instruktionen erteilt.Rumänien.Sozialistische Wahlerfolge.Im»Pcuple" weist Genosse Rakowski darauf hin, daß andie Eroberung von Mandaten von vornherein gar nicht zudenken war. Hat doch Rumänien bei IVt Millionen Einwohnernnoch nicht 199 999 Wahlberechtigte, die in drei Klassen zerfallen.Die erste, die großen Besitzer, zählt 15 999 bis 29 999 Wähler undwählt 79 Abgeordnete. Die zweite, Mittel- und Kleinbürger undein winziger Teil der Arbeiterschaft, umfaßt 35 999 Wähler undentsendet 75 Vertreter. Und die dritte Klasse, die der Bauern,wählt bei 49 999 Wählern teils direkten, teils Wahlmänner»—33 Abgeordnete. Der Einfluß der Regierung ist so groß, daßselten mehr als eine Handvoll Oppositioneller durch persönlicheBeziehungen in den kleinen Wählerkreisen gewählt wird. Sonstgehqxt alles zum RegierungSgcfolge.„Gewöhnlich siegt die Partei,die am Ruder ist, während sie nach ihrem Sturze nicht mehr als5—6 Abgeordnete, manchmal noch weniger durchbringt. Dazu kommendie kolossalen Taxen, die der Staat für die Kandidaturen er-hebt. In Bukarest betrugen sie 3599 Lei(Frank). Unter solckenVerhältnissen war ein Sieg ohne Wahlbündnis undenkbar. Einsolches aber verbot sich bei dem reaktionären Charakter sämtlicherbürgerlichen Parteien, die alle gegen das allgemeine Wahlrechtwie gegen die Anerkennung des Koalitions- und Streikrechts sind.Unter solchen Umständen, zu denen Mangel an genügendenMitteln zur Agitation hinzukam, sind die erzielten Erfolge hocheinzuschätzen. In der Hauptstadt Buk a r e st erzielte unsereListe bis zu 825 Stimmen und erreichte damit fast die derNationalisten. In Galata wurden diese überflügelt, indemunsere Liste bis zu 222 Stimmen erhielt gegen 179 ihres Kändl-baten. Ja, wir kamen der„Vereinigten Opposition"(Liberalenund„demokratischen" Konservativen), nalze, deren Kandidaten teil-weise nyr 359 Stimmen erhielten.COrfcd.Greuzkampfe.Konpantiuopel, 27. März. Nach Montenegro geflüchteteAlbanesen haben gemeinsam mit Montenegrinern mehreretürkische Grenzposten in Kaza und Tuzi angegriffen, mehrereSoldaten getötet und viele gefangen genommen haben. DieZahl der An greiser wird aus 3999 angegeben. Wie ver-lautet, sind die Hauptorte Kaza und Tuzi eingeschlossen. Aus Jpeksind drei Bataillone nach Skutari entsandt worden. Außerdemsollen zwei Redifbrigadcn dahin abgehen.