|r.75. 28. Jahrgang.2. KkilMMmch. 29. MarNMPartei- Angelegenheiten. IEin Extrazahlabend im 4. Wahlkreiseist zu heute abend anberaumt. Die bevorstehende Reichstags-wähl im 4. Wahlkreise erfordert die Teilnahme aller organi-fierte« Genossen und Genossinnen.Zur Lokalliste?I n S ü d e n d e D. L. sieht uns daS Lokal von Bredereck zuallen Veranstaltungen znr Beifügung.In D a t e n d o r f b. Zossen ist das Lokal von Georg Wich-mann gesperrt. Das gleiche trifft zu in C l i e st o w mit dem Lokalvon Liefeld. Wir machen Vereine und Ausflügler besonders daraufaufmerksam._ Die Lokalkommissio».Vierter Kreis.Wegen des Extra-Zahlabends bleibt die Bibliothek amMittwoch, den 29. d. M.» geschlossen. Nächste Bücherausgabe.am 1. April d. I., abends 8—9'/, Uhr, bei Neumann, Beyme�stratze, Ecke Rotherstraße. Der Vorstand.Jberliner JSacbricbten.Osterblumcn.Die Bestrebungen zur Festlegung des Osterfestes auf einbestimmtes Datum haben noch keinen Erfolg gehabt. Erst inder Mitte des April werden die Osterglocken in diesem Jahreläuten. Nun ist zwar auch in der freien Natur das Osterfest,wenn man die Befreiung von winterlichen Banden so nennenwill, njcht festgelegt und jenen Schwankungen unterworfen,wie sie die allgemeine Wetterlage mit sich"bringt. Aber imallgemeinen treffen die Osterboten der Natur doch mit größererRegelmäßigkeit ein als die kalendermäßigen Feiertage. Daherkommt es, daß wir in der Natur bereits Ostern haben, obwohl wir noch einige Wochen nach dem Kalender darauf zuwarten hätten. An allen Straßenecken ziehen vor allen anderenBlumen die ungewöhnlich leuchtenden gelben Büsche der Narzissen, im Volke vielfach Osterblumen genannt, die Blickeauf sich. Gern nimmt man sich für ein Nickelstück einenBund nach Hause, denn die Blume ist im GlaseWasser recht ausdauernd. Aus einem sechsstrabligen gelbenStern erhebt sich in der Mitte eine ebenso gefärbte g'lockenförmige Tüte, die der Botaniker als Nebenkrone bezeichnet.In dieser Röhre erblickt man Staubgefäße und Stempel. DieInsekten, die den Nektar am Grunde der Blüte ergatternwollen, müssen wohl oder übel in die Röhre kriechen unddiese ist eng genug, um zu bewirken, daß die Insekten sichbei ihrem Herumkrabbeln von oben bis unten und von von,bis hinten mit Blütenstaub einpudern. Indem sie so vonBlüte zu Blüte fliegen, besorgen sie die geheimen Absichtender Natur, die die Insekten als Kostgänger der Blumen be-wirtet und für diese gute Bezahlung von ihnen dafür dieVerbreitung des Blütenstaubes erlangt. Heiniisch ist dieseBlume leider nicht im märkischen Sande, aber schon auf denBergwiesen des mittleren und mehr noch des südlichen Europasleuchtet sie überall den Frühling ein.Eine andere Frühlingsblume ist die Tulpe, die ebenfallsim Süden daheim ist. Das gleiche gilt für die Crocusarten,die bei uns viel in Gärten und aus Knollen in Schalen imZimmer gezogen werden. Gelbe, violette und Weiße Artenstammen aus Südeuropa und dem Kaukasusgebirge. DerWeiße Frühlingscrocus wächst in den Alpen, an den Ränderndes ewigen Scfmees und tritt gleich nach der Schneeschmelzean seinen Standorten in Menge auf. Es ist ein über-laschender Anblick, unmittelbar an den Rändern von Schnee-feldern weißblühende Crocusfelder zu erblicken und sich dabeiwieder bewußt zu werden, daß die Blumen, die an solchenStellen wachsen, nicht gerade für das Auge des Menschen ent-standen sein können.Begnügen wir uns mit den Reizen deS herben norddeutschenFrühlings. Sie drängen sich nicht auf, sie müssen gesuchtwerden, aber jeder Fund erfreut umso mehr. In den Kiefernwäl-dern prangt noch keine Blume, und die Mischwälder, in denen jetztblauen und weißen Anemonen blühen, sind nicht so be-� HWMWMIDMMMDMDMDquem zu erreichen, wie der Grunewald. So muß der Grofrstädtcr sich notgedrungen an seine Straßenbäume halten,deren Knospen sich immer dicker gegen den Himmel abzeichnen,an seine kleinen Vor- und Hintergärten, wo die Stachelbeer-sträucher schon ganz grün geworden sind und an ähnlicheVorposten, die der Frühling ihm in die Stadt hineinschickt,bis er endlich sich aufrafft und ihm am freien Sonntag inWald und Feld entgegen wandert.Gegen die LnstbarkeitSstenerwird angesichts der bevorstehenden Entscheidung der Stadt-vcrordnetenversanimlung heftig Sturm gelaufen. Der General-intendant der königlichen Schauspiele Graf v. Hülsen hat aufeine Anfrage des Vorsitzenden des Verbandes Berliner Bühnen-leiter Direktor Dr. Brahm sich in seiner Eigenschaft als Prä-sident des Deutschen Bühnenvereins wie folgt brieflich ge-äußert:.Die von der Stadt geplante Lustbarkeitssteuer schädigt allebeteiligten Bühnenleiter. Gerade in Berlin haben die Theater-Verhältnisse der letzten Zeit sich dahin zugespitzt, daß die vonden Direktoren zu tragenden Lasten ständig anwachsen, ohne dasteine entsprechende Vermehrung der Einnahmen stattfände.Es ist zu befürchten, daß die neue Steuer den Zusammenbrucheinzelner Bühnen zur Folge haben wird. Aber auch die anderenBühnen müssen eine schwere Einbuße dadurch erleiden, daß dieDeckung der neuen Ausgabe nur durch solche Maßnahmen mög-lich ist, welche künstlerische oder wirtschaftliche Schäden bedingen.Ein« Abwälzung der Steuer auf das Publikum ist nachmeinem Dafürhalten nicht allgemein durchführbar. Insoweit siezum Teil gelingen sollte, ergibt sich daraus die notwendigeFolge einer Steigerung der Eintrittspreise zum Theater. Es ,staber eine berechtigte Klage, daß diese Preise ohnehin für einengroßen Teil der Bevölkerung, der ein lebhaftes Bedürfnis nachBildung durch die Kunst hat, zu hoch sind. Mag man sich oberauch auf den Standpunkt stellen, daß ein Teil der Eintrittspreisenoch gesteigert werden kann, so läßt es sich doch auf keinen Fallvon der Hand weisen, daß dadurch gerade solchen Schichten derBevölkerung, deren Teilnahme am Kunstleben zu wünschen ist, derZugang zu den theatralischen Darbietungen wesentlich und zumSchaden der Kunst selbst erschwert werden wird.Ich weiß nun sehr wohl, daß man den Bühnenleitern denAusweg empfiehlt, die neue Steuer durch Kürzungen an ihrenEtats einzubringen. Ihnen, mein verehrter Herr Direktor, alsdem Fachmanne, brauche ich keine längere Auseinandersetzungnach der Richtung zu machen, daß die einzige Kürzung, dieauf die Dauer in Frage kommen wird und die nach-haltig zu wirken vermag, die Kürzung des Gagenetatssein würde. Eine solche wäre aber im Interesse der Bühnen-Mitglieder auf das äußerste zu beklagen. Wer da glaubt, daßdie Gagen der allerersten Kräfte unbeschadet derartig verringertwerden könnten, daß hiervon die Lustbarkeitssteuer gezahlt wird,hat keine Kenntnis von den wahren Zuständen des Theater-betriebes. Die Einnahmen der in mittlerem Maße und dergering bezahlten Bühnenangehörigen find aber so bemessen, daßihre Herabsetzung ein schweres Unrecht gegen den Stand derKünstler sein würde.lieber die Unbeliebtheit der Steuer, an die das Publikumtäglich erinnert werden wird, und über alle daraus abzuleitendenKonsequenzen möchte ich mich lieber nicht äußerndAuch der Zentralausschuß Berliner kaufmännischer, ge-werblicher und industrieller Vereine hat erneut zu der Ma-gistratsvorlage Stellung genommen und erklärt:.Der Zentralausschuß hält es für undenkbar, daß, nachdemnicht nur die beteiligten Interessenten, sondern auch sämtlicheHandelsvertretungen, die gesamte Presse und die erdrückende Mehr-heit der Berliner Bürgerschaft ihren Unwillen und ihren Protestgegen diese Steuer bekundet haben, diese Steuer zur Annahmegelangt. Er richtet in letzter Stunde an die Stadtverordneten-Versammlung die eindringliche Bitte, im wohlverstandenen Jnter-esie der Berliner Bürgerschaft und weiter Kreise deS BerlinerGewerbefleißes die Vorlage abzulehnen."In der Dienstagsnummer bringt der„Börsen- Courier"einen Leitartikel, in welchem gegen die Lustbarkeitssteuer Frontgemacht und die Ablehnung dieser Sondersteuer gefordertwird.Unsere Kommunalfreisinnigen im Roten Hause, die fürdie Steuer sind, mag diese Stimmung in weiten Kreisen derBerliner Bevölkerung manche Kopfschmerzen machen, zumalsie am letzten Donnerstag den voraussichtlichen Betrag derLustbarkeitssteuer bereits als Einnahme in den Etat eingestellthaben._Die Gcschiiftserledigung auf dem Polizeipräsidium erscheintdurch zwei uns vorliegende Schriftstücke in einem recht eigen-artigen Lichte. Ein in Rixdorf wohnender Arbeiter Z. wandtesich im September vorigen Jahres an das Berliner Polizei'Präsidium mit dem Antrage um Erteilung der Erlaubnis zumFühren von Kraftfahrzeugen. Unterm 23. Oktober erhielt derAntragsteller vom Polizeipräsidenten im Hinblick auf einigeBestrafungen einen ablehnenden Bescheid. Im März, alsofünf Monate nach der ablehnenden Antwort, erhielt Z. einneues Schreiben— datiert vom 9. März 1911—, in dem erersucht wird, das mit dem Antrag auf Erteilung eines Führer-scheines als Kraftwagenführer eingereichte amtsärztliche Gut-achten des Kreisarztes mit 3 Mark zu verstenipeln und danndas Gutachten wieder zurückzusenden. Für Z. lag natürlichkein Grund mehr vor, diesem Ersuchen nachzukommen, daer ja bereits seit fünf Monaten die Ablehnung seines An-träges vom Polizeipräsidium in den Händen hatte. Auffallenmuß es nur, wie das Polizeipräsidium dazu kam, im März1911 die Verstempelung des Gutachtens zu verlangen, nach-dem der Antrag des Antragstellers im Oktober bereits seineErledigung gefunden hatte, und das doch gar keinen Wertmehr für den Antrag hatte. Im übrigen möchten wir be-merken, daß das Polizeipräsidium in seinem Verlangen nachVerstempelung des kreisärztlichen Gutachtens sich zwar aufEntscheidungen des Finanzministers stützt, daß aber diese Ent-scheidungen mit dem Gesetze nicht in Einklang stehen, wasbereits auch durch ein Urteil des Landgerichts in Köln fest-gestellt ist.Die Lohnverhältnisse der städtischen Arbeiter werden inder Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag endlichzur Verhandlung kommen, da in dieser Sitzung der Ausschuß-bcricht erstattet wird. Außerdem stehen noch eine Reihe andererwichtiger Punkte auf der Tagesordnung, unter denen auch dieLustbarkeitssteuer sich befindet. Es wird von dem Umfangeder Debatte über die Arbeiterfragen abhängen, ob dieLustbarkeitssteuerfrage noch zur Verhandlung und Erledigungkommen kann.ReichSbank und Gemeinbesteuer». vor dem Bezirksausschüsse zuBerlin wurde heute über die Frage verhandelt, ob die Gewinn-anteile des Reiches an dem Reineinkommen der Reichsbanl derGemeindeeinkommensteuerpflicht unterliegen oder nicht. Die Reichsbank, welche die Ansicht vertrat, daß diew Gewinnanteile vom Reingewinn abzuziehen seien, beantragte die Ermäßigung des SteuersatzeS um mehr als 300 000 M. Der Magistrat von Berlin bestrittdie Abzugsfähigkeit. Die Klage der Reichsbank wurde vom Bezirks-auSschuß abgewiesen.Eltern schwachbeanlagter, seelisch eigentümlicher oder schwer er-werbSfähig werdender junger Mädchen werden darauf aufmerksamgemacht, daß die städtische Fortbildungsschule fürSchwachbeanlagte, Brunnenstr. 186, 2. Hof, SchulhauS, am1. April daS Sommerhalbjahr beginnt. Die Mädchen erhaltenUnterricht in Deutsch, Rechnen, Hauswirtschaft, weiblicher Handarbeit,Gesang und Turnen. Fast sämtliche der zu Ostern abgehendenSchülerinnen werden eine leichte Arbeitsstelle übernehmen oder sichim eigenen Haushalte mit gutem Erfolge nützlich betätigen können.Anmeldungen werden Dienstags und Freitags von S bis 6 Uhr angenommen.In den Kasscnräumen der Ortskrankenkasse der Hutmacher,Gollnowstraße 46, haben in vergangener Nacht Einbrecher wie dieVandalen gehaust. Nachdem sie die mit starkem Eisenblech be«schlagene und mit Sicherheitsschlössern versehene äußere Tür mittelstStemmeisen ausgesprengt hatten, versuchten fie den großen Geld-schrank im Kassenlokal sowie den in den hinteren Räumen stehendenkleinen Geldschrank aufzubrechen. Beide Schränke widerstanden jedochallen Aiibohrungsversuchen aufs beste. Nunmehr ließen sie ihre Wutan die Pulte der Beamten aus, welche sämtlich erbrochen wurden,ohne jedoch bares Geld zu erbeuten. Nur an den für Kassen-Mitglieder abzugebenden Borräten an Malzextrakt taten sie sich güt«lich und nahmen außerdem 23 große und kleine Flaschen mit.Die„Zellerhaus-Zeitung". Zu der Notiz hierüber in Nr. 68deS.Vorwärts" schreibt uns die Verwaltung deS ZellerhauseS erstjetzt, daß es sich nicht um eine Tages« oder Wochenzeitung handelt,sondern um ein monatlich einmal versuchsweise erscheinendes Blättchen,das in erster Linie bestimmt sei, die Beratungen der Mütter-konferenzen deS ZellerhauseS wiederzugeben. Die Kosten deS Blätt-chens würden von dritter Seite gedeckt, dem Zellerhause und seinenöglingen würde also hierdurch nichts entzogen. Auch liege dererwaltung des ZellerhauseS und den Leitern der Mlltterkonferenzenjeder Personenkultus völlig fern.Dazu ist zu bemerken, daß wir, wie auch schon in obiger Notizangedeutet war. dem Prinzip der Rettung von Trinkerkindern nachwie vor Interesse entgegenbringen. unS aber mit der Art. wiediese Rettungsarbeit mit den periodisch im Berliner Rathause ab-gehaltenen Mütterkonferenzen des ZellerhauseS verquickt wird, nichtrecht befreunden können. Seitdem das Zellerhaus endlich imRettungshafen hochgestellter Protektoren gelandet ist, hat«S einWesentlich anderes Gesicht angenommen. DaS ist ja der bekannteWerdegang aller dieser Institutionen, die zunächst bei der Plutokratiekeine offene Tür finden und sich erst über die Empfehlung derArbeiterpresse hinweg, die man nachher gar zu gern verleugnet, zueiniger Bedeutung entwickeln.Eine teure Nacht. An eine gefährliche Lebedäme geriet de«Fabrikant F. aus der Lietzmannstraße. Am Oranienburger Tormachte F. die Bekanntschaft eines hübschen jungen Akädchen., daskaum zwanzig Jahre alt war. Die Holde erzählte'■ihm, sie feiEmpfangsdame bei einem bekannten Berliner Zahnarzt, und dasie heute frei habe, wolle sie sich einmal tüchtig amüsieren. F.glaubte auch den Schwindel, und er unternahm mit der Schöneneine ausgedehnte Bierreise. Später folgte ihm die angeblicheEmpfangsdame, die auch eine falsche Adresse angab, in die Woh«nung, und als F. morgens evlvachte, war sie spurlos verschwunden,Aber es sollte noch andere Ueberraschungen für ihn geben. Mitder Begleiterin waren auch seine sämtlichen Brillcmtringe, dieeinen Wert von über tausend Mark haben, verschwunden. Fernerhatt� die Person das Portemonnaie mit annabernd hundert Markund die Taschenuhr des F. mitgehen heißen. Die Diebin ist einejener raffinierten Halbweltdamen, die es sich zur Aufgabe machen,ihre Opfer nach Möglichkeit zu bestehlen. Die Räuberin hat bereitseme ganze Reihe ahnlicher Taten verübt. Die Kriminalpolizeiinteressiert sich infolgedessen recht lebhaft für sie.Der Frauenmord in der Boycnstraße. An der Aufklärung deSFrauenmordes in der Boyenstraße arbeitet die Berliner Kriminal«Polizei im stillen weiter, doch konnten bis jetzt handgreifliche Spurennoch immer nicht gefunden werden. Neuerdings wurden zwar zweiSistierungen vorgenommen, aber nach dem augenblicklichen Standder Untersuchung hat eS den Anschein, als ob die Sistierungen nichtaufrecht erhalten werden können, da sich bisher nichts Be«lastendes ergeben hat. Die Sistierten sind zwei junge Leute imAlter von 19 und 20 Jahren. Der eine von ihnen wohntim Hause Boyenstraße 14, wo auch die Bebausung derermordeten Frau Schramm lag; der andere wohnt im Hause Bohen-straße 18. Beide wurden nach dem Polizeipräsidium geschafft undeingehend verhört. Hierbei machten sie sich dadurch verdächtig,daß sie sich in Widersprüche verwickelten. Nach den polizeilichenFeststellungen ist die Ermordete, wie berichtet, in der Mordnachtmit zwei Männnern über den Hof des Grundstückes Bohen«straße 14 gegangen. Diese Männer sind von einem Ehe«paar, das in demselben Hause wohnt, vor der HauStürangetroffen worden, und später sah eine andere Hausbewohnerindie beiden jungen Leute auf dem Hofe an einigen Staketen, die füreine Gartenanlage benutzt werden sollten, stehen. Der eine trugeinen grauen Ulster und der zweite eine dunkelblaue Mütze. DieSistierten sollen nun jene beiden Männer sein. Nach längeremLeugnen gaben sie zu, in der fraglichen Zeit vor der Tür gestandenzu haben, doch wollen sie mit dem Verbrechen in keinerlei Verbindung stehen. Ihr anfängliches Leugnen erklären sie damit, daßsie Angst hatten, in die Untersuchung verwickelt zu werden. EineDurchsuchung ihrer Wohnungen förderte nichts zutage, wa» st« be«lasten könnte.Im Untersuchungsgefängnis erhängt hat sich der SO Jahre alkeKesselputzer Wilhelm Marten aus der Driesener Str. 27, der wegenversuchten Mordes verhaftet worden war. Marten hatte sich, wiewir damals berichteten, aus Eifersucht von seiner Geliebten, einer36 Jahre alten Arbeiterwitwe Marie Reller, getrennt, lauerte ihr,als sie sein« Wiederaimäherungsversuche zurückwies, am 1. diesesMonats aus dem Wege von der Wohnung nach dem Ringbahnhofan der Schönhauser Allee morgens früh an der Ecke der Drieseirer-und Dänenstraße auf und stieß ihr, als sie ihn wieder abwies, seinMesser zweimal in den Nacken und dann noch einmal in die Stirn.Er wurde noch am Abend desselben Tages in einer Schankwirtschastin PaHkow festgenommen und behauptete, er habe der Frau„nur"ein Auge ausstechen wollen, um sie häßlich zu machen. Frau Rellerist im Virchow-Krankenhous vollständig wieder hergestellt wordenund hat die Anstalt bereits verlassen.AuS dem Fenster gestürzt hat sich gestern abend gegen 6 Uhrdie Frau de» in der Ohmstr. 4 wohnhasten Nachtwächters Krause.Der Stur�, der aus der dritten Etage auf den Hof erfolgte, führteden sofortigen Tod herbei. Die Tat soll in einem plötzlichen An«falle von Schwermut ausgeführt worden sein.Die gestohlene AmtSkette. Recht unliebsame Einbrecher habenin der Nacht vom Montag zum Dienstag dem BezirksvorsteherWilhelm Blankenburg, Pankstr. 42, mne Visite abgestattet. MittelsNachschlüssels verschafften sich die Diebe Einlaß in die Wohnungdes Vorstehers, und sie durchsuchten sämtliche Räumlichkeiten nachGeld und Wertsachen. Alle Behälter rissen sie auf und durchwühltensie von oben bis unten. Die dreisten Burschen erbeuteten ein«Geldsumme von 90 M., sowie die AmtSkette des Vorstehers. DerBestohlene ist jetzt bemüht, die silberne Kette wieder in seinenBesitz zu bekommen.Die Spur im Wasser. Ein Automobildiebstahl, der am4. Januar verübt wurde, beschäftigt nach wie vor die Kriminal»Polizei. An jenem Tage hielt ein Wagenführer des Kraftwagen-besitzers Kirsch auS der Merseburger Straße 1 zu Schöneberg miteiner Opel-Droschke am Oranienburger Tor und kehrte einen Augen«blick bei einem Gastwirt ein, um sich zu stärken. Als er zurück«kehrte, war sein Wagen verschwunden. Niemand hatte gesehen,wer mit ihm davongefahren war. Alle Nachforschungennach dem Auto blieben erfolglos. Erst jetzt hat durcheinen Zufall ein Schiffer eine Spur von ihm gefunden,und zwar im Spandauer Schiffahrtskanal. Der Mannstieß dort mit einem Bootshaken auf den Grund. Als er ihn wiederherauszog, hing an dem Haken ein Sack, in dem er dann dieTaxameteruhr, den Schlauch, die Buxen und den metallenen Namens«zug.Opel' von' dem gestohlenen Wagen fand. Die Kraftdroschkeist ohne Zweifel auseinander genommen worden. Das Gestell bateinen neuen Aufbau erhalten und der gestohlene Wagen läuft jetztunter neuer Flagge wieder im Verkehr. Leider hat der Schiffer denSack wieder ins Wasser geworfen, weil er stark verschlammt war.Es war ein kleiner Zementsack. Vielleicht hätte man an ihm einenAnhalt für weitere Nachforschungen gefunden.Ein mutmaßlicher Kindesmord beschäftigt die Kriminalpolizei.Auf dem Müllabladeplatz an der Bensselstraße wurde die Leicheeines neugeborenen Mädchen? gesunden. Bisher konnte nur fest-gestellt wenden, daß sie in einem der Müllkasten gelegen hat. dievom Holsteiner Ufer stammen. Die kleine Leiche wurde beschlag-nahmt und nach dem Schanhause gebracht. Nachforschungen nachder Mutter des Kindes wurden von der Kriminalpolizei alsbaldeingeleitet.Z» dem große» Geldschrankeiniruch, der in der Nacht zumMontag voriger Woche bei Jacob u. Valentin in der Holzmarkt»straße 6S verübt wurde, wird mitgeteilt, daß weder von den Täternnoch von dem Verbleib ihrer Beute bisher auch nur eine Spur ge»funden ist. Nach den genaueren Feststellungen fielen den Dieben14 469 Mark in deutschem Papiergeld, Gold und Silber, über11� Pfund Sterling in englischem Gelde, 4M Frank in schweizerischerMünze, für 2400 Mark Coupons 3'/»prozentiger preußischerStaatsanleihen, für 291 Mark 66'Pfennig Briefmarken,statistische Marken zu 6 Pfennig und Frachtbriefstempelmarkcnzu 10 Pf. in die Hände. Der Perlenschmnck, den sie erbeuteten, ist40 000 M. wert. Er besteht aus zwei Reihen auffallend schönerPerlen, jede Reihe zu 97 Stück. DaS Schloß ist mit einem nn-gewöhnlich großen Saphir besetzt, den Brillanten umgeben. Dazukommen noch ein antike« silbernes Kollier, dessen Silberwert aNcin3000 M. beträgt, und eine kleine Brosche, die auS einem länglichen,von Brillanten umgebenen Opal besteht. DaS Kollier ist aus etwaacht Löwenköpfe» zusammengesetzt, die jeder eine birnenförmige Perle