Einzelbild herunterladen
 
UcBttjeuntmg und Beobachtung habe die Maiseier schon langst den größten Teil ihres idealen Charakters eingebüßt und zwar wohl hauptsächlich wegen der sehr veränderten Verhältnisse im Gewerk- schaftsleben. namentlich der in letzter Zeit sich sehr gut entwickelten Unternehmerorganisationen. Wiedemann und Käming sprachen sich für die Annahme der Resolution der Gewerkschaftskommission aus. Die Abstimmung ergab, daß beide Resolutionen mit Stimmen- gleichheit abgelehnt wurden. In der Diskussion über den Punkt: MoniagSansgabe des �Vorwärts", zeigte es sich, daß im hiesigen Bezirk ein Bedürfnis für eine solche Ausgabe nicht vorliegt. Der Antrag wurde einstimmig abgelehnt. Erkner  . Einen gründlichen Reinfall erlebten die hiesigen Bürgerlichen <nn Sonntag in einer von ihnen einberufenen Versammlung, in der da» Thema:Tie sozialdemokratische Jugendorganisation und ihr Zweck" zur Verhandlung stand. In der Versammlung hatten sich auch eine Anzahl Jugendlicher aus Friedrichshagen   eingefunden. Bei Eröffnung der Versammlung versuchten nun die nicht im Fahr. Wasser der Bürgerlichen segelnden Jugeirdlichen das Bureau zu besetzen. Der Einberufcr ließ jedoch eine Bureauwahl nicht zu. Unter diesen Umständen verließen die Jugendlichen und noch etliche cnuvesende Genossen aus Erkner   den Saal, so daß nur noch ein halbes Dutzend Leutchen um den Einberufer versammelt blieb. Da es sich nicht lohnte, für eine so kleine Besucherzahl die Reichs- verbandstiraden vom Stapel zu lassen, schloß der Einberufer die Versammlung wieder. Pankow  . Bei der Spezialberatung d'eS Etats teilte auf eine Anfrage unserer Genossen der Bürgermeister mit, daß das neue Masserwerk im Monat Juli den Betrieb aufnehmen werde. TaS Gehalt des einen Parkwächters am Bürgerpark beantragte Genosse B r a l l von SOO auf 1000 M. zu erhöhen. Es gelang leider nicht, die bürgerliche Mehrheit von der Notwendigkeit dieser Maßnahme zu überzeugen. Der Antrag wurde abgelehnt. Eine Bemerkung des bürgerlichen Vertreters Apothekenbesitzer Niemann gelegentlich einer Aussprache über die Arzneimittellieferung an das Kranken- Haus gab unserem Genossen K u b i g Veranlassung, die Ansicht zurückzuweisen, wonach Herr Riemann in erster Linie Geschäfts- mann und dann erst Gemeindevertreter sei. Einem von unseren Genossen geäußerten Wunsch, daß die Gemeindevertreter über die Tätigkeit oer hiesigen Schulärzte unterrichtet werden möchten» soll nachgekommen werden, indem den Vertretern ein spezieller Bericht hierüber in nächster Zeit unterbreitet werden wird. Da die Turn­hallen den bürgerlichen Turnvereinen am Orte zur Benutzung über- lassen werden, nahmen unsere Genossen Veranlassung, darauf hin- zuweisen, daß es ein ungerechter Zustand sei, wenn dem hiesigen Arbeiterturnvcrcin die Benutzung versagt werde und verlangten Abänderung dieser ungerechten Behandlung nach zweierlei Maß. Ter Bürgermeister erwiderte, daß er grundsätzlich auf dem Stand- Punkt stehe, daß die Turnhallen der Schulen nur für die Schüler bestimmt seien. Dagegen sei er für Erbauung einer besonderen lGemeindeturnhalle, die allen Bürgern ohne Ausnahme zur Be- imtzung freistehe. Die Angelegenheit wurde dem Kuratoriuin über- wiesen. Schließlich kamen noch die hiesigen Wochenmarktver- Hältnisse zur Sprache. Wie unsere Genossen dies im letzten Sommer bei der Entfernung der Wollwarenhändler von diesem Markt vor- ausgesagt hatten, ist ein ganz beträchtlicher Rückgang um 4000 Mark an Einnahmen für die Gemeinde zu verzeichnen. ES wurde deshalb von unseren Genossen beantragt, den früheren Zustand wieder herzustellen. Während ein Teil der bürgerlichen Vertreter offen zugab, mit dem damaligen Beschluß eine Unklugheit begangen zu haben, vermochte dies der damalige Hauptmacher in dieser Angelegenheit, Herr Schwien, nicht einzusehen; er hielt fein Machwerk immer noch für einen höchst weisen Akt kommunaler Politik. Der Bürgermeister wies darauf hin, daß eine Wieder- Herstellung des früheren ZustandeS am Widerstand des Kreisaus- schusseS scheitern dürfte, worauf der Antrag zurückgezogen wurde. Hierauf wurde der Etat gegen die Stimmen unserer Genossen unverändert angenommen; ebenso wurde über die Höhe des Grund- Wertsteuersatzes sowie über die Verteilung des Bedarfs an direkten Steuern für das Rechnungsjahr 1911 auf die einzelnen Steuer- arten formell Beschluß gefaßt.»» Hierauf geheime Sitzung. Lübars-Waidmannslust. Zwei Gemeindevertretersitzungen hatten sich hauptsächlich mit der Beratung des Gemeindeetats zu beschäftigen. Der Voranschlag balanciert in Einnahme und Ausgabe mit 119 700 M. Hiervon entfallen auf die Gemeinde- und Amtsverwaltung 22 900 M. Rund 34 dieser Summe beträgt allein das Gehalt des Amts- und Ge- meindevorstehers. das in diesem Jahre um 807 M. erhöht wurde. Dieser Titel gab unseren Genossen Gelegenheit, die VertvaltungS- Praktiken unseres Amtsvorstehers in das rechte Licht zu rücken. Genosse L Usch er wollte auf die Vorkommnisse, die sich bei der Gehaltserhöhung in der nichtöffentlichen Sitzung abgespielt haben, näher eingehen, um Aufklärung zu perlangen, wurde aber vom Gemeindevorsteher daran gehindert. Dann wies Genosse Luscher auf die am 2. März 1910 erfolgten und für ungültig erklärten Ge- meindewahlen hin. Bei den am 27. Mai desselben Jahres statt­gefundenen Neuwahlen hatte der als Vorsitzender des Wahlvor- siandeS fungierende Gemeindevorsteher Müller trotz des Protestes der Beisitzer es zugelassen, daß Forensenftimmen abgegeben wurden auf Grund von alten Vollmachten, die Müller den auf dem Tisch liegenden Wahlakten vom 2. März entnahm und die das Datum für die erste Wahl trugen. Genosse K est in kritisierte, daß der Arbeiterturnverem von der Benutzung der Turnhalle ausgeschlossen ist, trotzdem die Gemeindevertretung und der Schulvorstand die Hergabe beschlossen hatten. Warum? Der Landrat will eS nicht! Di« Antwort, die Herr Müller hierauf von unseren Genossen be- kam, wird dem Herrn wenig behaat haben. Ein Antrag, gegen den Gemeindevorsteher das Verwaltungsstreitverfahren«inzuleiten, wurde abgelehnt. Für die Gemeindeschule sind 37 000 M. angesetzt. Unsere Genossen beantragten. 400 M. für Lieferung unentgeltlicher Lehr- und Lernmittel für die unteren drei Klassen einzusetzen. ferner SOO M. zu bewilligen, um erholungsbedürftige Kinder unserer Volksschule in die Ferienkolonie zu schicken; beide Anträge wurden abgelehnt. Ebenso ein Antrag, der die Hergabe von leer-. stehenden Räumen für die Volks- und Schülerbibliothek bezweckte. Im Gegensatz hierzu ist beschlossen worden, der reichen Kirchen- gemeinde 10 000 M. als Kirchenbaubeitrag zu schenken. Um diesen Beschluß ausführen zu können, mußten 10 000 M. Schulden gemacht werden. Auch für Festgeschenke an Private hatte die Gemeinde- Vertretung Geld übrig. Ebenfalls wurde beschlossen, auf Kosten des Gemeindesäckels einen Kostenanschlag anfertigen zu lassen, um der Wittenauer Bodcnaktiengcsellschaft nachweisen zu können, wie hoch sich die Kosten bei der Ueberführung ihres Anschlußgleises über die Waidmannstraße stellen würde». Die Gemeinde- angehörigen ersehen hieraus, daß noch viel überflüssiges Geld in dem Gemeindesäckel vorhanden ist nur nicht für Kulturaufgaben. Und trotzdem wurden unsere Anträge abgelehnt. Reinickendorf  . Aus der Gemeindevertretung. Bei der Fortsetzung der Etats- heratung wurde zunächst der in der letzten Lesung zurückgestellte Etat derHöheren Schulen" beraten. Er stellt sich in Einnahme auf 39 500 M.(im Vorjahre auf 32 000 M.) und in Ausgabe auf 127 750 M.(02 850 M.), erfordert mithin einen Zuschuß von 88 250 M.(60 850 M.). Um die Kosten zu vermindern, sollen, wenn irgend möglich, statt der bisher beschäftigten wissenschaftlichen Lehrer Mittelschullehrer eingestellt werden. Für die FortbildungS- schule ivaren 2500 M. in den Etat vorgesehen. Der Gemeindevor- stand beantragte, diese Summe zu streichen, um auf die Regierung, die die Errichtuilg der Anstalt gefordert hatte, einen Druck auszu- üben, daß diese einen möglichst großen Zuschuß leiste. Damit ivaren die Bürgerlichen natürlich sehr zufrieden. Es war eine Gelegen- heil, am Etat zu sparen: als Arbeitgeber sparen sie das Schulgeld uad löma» ihre jugendlichen Arbeiter weiter nach Herzenslust un. gestört abnutzest. Sie waren daher meist wenig erzürnt, daß üstsere Genossen diese Vorschläge nicht kritiklos hinnehmen wollten, be- sonders als Genosse Domnick Vergleiche anstellte über die Begehr- lichkeit der Reichen. War doch seinerzeit das Gymnasium gegen den Willen der Regierung errichtet worden. Diese hatte sofort erklärt, daß sie der Errichtung Schwierigkeiten bereiten würde, da ein Be- dürfnis absolut nicht vorliege. Ueber 300 M. Zuschuß erfordere jeder Schüler des Gymnasiums, gegen etwa 90 M., die die Ge­meinde für jeden Gemeindoschüler an Zuschuß leiste. Und für die Fortbildungsschüler habe man nicht einmal die vorgesehenen 2500 Mark übrig. Herr Becker behauptete, die Reichen wären es ja, die die ganzen Stenern aufbrächten, und sie hätten auch ein Anrecht, daß sie in ihrem Interesse verwandt würden. Weiter aber,die Arbeiter können jaauchandenhohen Aufwendun- gen für das Gymnasium partizipieren; sie brauchtenihreKinderjaauchbloßinsGymnasiuin zu schicken." Wiehernd spendete ihm die Majorität Betfall. Ganz selbstverständlich wurde die Errichtung der Fortbildungsschule abgelehnt, aber erst nachdem die Genossen Ohl und Höpfner die Ausführungen des Genossen Domnick zur Betrübnis der Bürger- lichen kräftig und deutlich unterstrichen hatten. Daß die Majorität und ganz besonders der Genreindovorstand unter diesen Umständen der Etatsberatung alljährlich mit gemischten Gefühlen entgegen- sieht, ist nur 311 begreiflich. Um die Etatsberatungen wesentlich ab- zukürzen, läyt man jetzt den Gemeindevertretern das Etats- bcratunySmaterial in solcher Verdünnung zugehen, daß erst müh- sam dem Gemeindevorstand daS Erforderliche abgezapft werden muß. So z. B. beim Krankenhausetat. Dieser behauptet einfach: Die Gescuntkojten betragen 421 625 M. Davon werden von den Kranken erhoben 231 625 M., vom Kreis 40 000 M., von den Ver- bandSgemeinden 150 000 M. und davon zahlt Reinickendorf   73 563 Mark; außerdem es allein noch 80 000 M. für GrundstückSsckmlden- tilgung und Verzinsung. Und als dieser Etat in der letzten Sitzung zur Beratung kommen sollte, erklärte ihn der Bürgermeister für ungenau". Wie sehr das zutraf, beweift, daß der von Reinicken- dorf zu tragende Beitrag in dc letzten Sitzung des Verbandsaus- schusses um 38 000 M. höher berechnet wurde. Jeder wird nun erwarten, daß den Gemcindevertretern ein neuer Etat zugegangen wäre, in dem spezialisiert dargelegt wird, aus welchen Äusivendun- gen heraus sich die erwähnten Schlußsummen ergeben, oder zu- mindest doch der erste abgekürzte Entwurf mit den neuen Zahlen: Nein, in Reinickendorf   verlangt der Gemeindevorstand,>daß die Etats beraten iverden müssen, die doch nun mal gedruckt sind. Das ging nun aber selbst den Bürgerlichen über die Hutschnur. Allerdings konnten sie sich nicht zur vorläufigen Ablehnung �ent- schließen, wie es unser« Genossen beantragten, aber fürs nächste Jahr wollen auch sie einen ausführlichen Etat mit richtigen Zahlen haben. In diesem Jahre mußte ihnen der Vorsitzende den Spezial- etat, den er hatte, ausführlich vorlesen. Dadurch erhielten unsere Genossen Gelegenheit, an diesem Etat die Kritik zu üben, die dieser reichlicher verdiente als jeder andere. Hat doch der Verbandsaus- schuß beschlossen, den Verpflegungssatz der dritten Klasse von 3 M. aus 3,50 M. zu erhöhen. Und das, obgleich die dritte Klasse zu- gunsten der ersten und zweiten Klasse stark benachteiligt und zurück- gesetzt wird, so auch ganz besonders beim Essen, über das stark geklagt wird. Wenn diese Klage auch in anderen Krankenhäusern oft erhoben wird, so erfährt sie bei unS ganz besondere Bestätigung dadurch, daß der DurchschnittSvcrpfleaungssatz in Reinickendorf   am niedrigsten ist, ein Ergebnis, das bei so neuen Krankenhäusern nur dadurch erreicht werde» kann, daß stark geknausert wird. Diese Ausführungen des Genossen Kuhn, wie auch die Anfrage des Ge- nassen Ohl nach dem Schicksal der Anträge des Krankenhaus- Personals in bezua auf ihre Arbeitsverhältnisse, loaren dem Ge- meindevorstand fichtlich sehr unangenehm: da aber der Vertreter der Gemeinde im VerbandsauSschusse, der Bürgermeister, nicht an- wosend War, konnte man sich mit der billigen Phrase, daß man sich um das alles kümmern werde, aus der Schlinge ziehen. Der Beigeordnete Reichhelm glaubte mit der Bemerkung, daß Reinicken- dorf für joden dem Krankenhause überwiesenen Einwohner pro Jahr zirka 1000 M. Zuschuß leiste, die Behauptung aufstellen zu können, daß Reinickendorf   sozialpolitisch doch nicht ganz so unftuchtbar sei. wie stets mit einem Blick auf unsere Genoffen behauptet werde. Der Zuschuß der Gemeinde wurde auf 103 000 M. fest­gesetzt. Rotvawes. Der Gemeindeetat für das Rechnungsjahr 1011 schließt in Ein- »ahme und Ausgabe mit der ganz respektablen Summe von 1 131 500 M. Wie aus den einleitenden Worten des Bürgermeisters bei der ersten Lesung zu entnehmen ist, hat der Etat noch in keinem Jahre so viel Schivierigkeiten gemacht wie in diesem. Er hat sich zwar ohne Erhöhung der Steuerzuschläge aufstellen kassen, aber nur nach größeren Abstrichen bei einzelnen Kapiteln und unter einstweiliger Fortlassung der beabsichtigten Aufbesserung der Beamten« und Arbeiterlöhne, deren Betrag auf zirka 8000 M. geschätzt wird. In der Diskussion nahm zunächst der Gemeindevertreter Nathan das Wort. Der Gemeindesteuer- Zuschlag sei ein Anastprodukt; wenn, er auch nicht zu hoch sei. so müsse doch in anbetracht der anderen Berliner   Bororte mit ihren wesentlich geringeren Zuschlägen eine Herabsetzung angestrebt werden, wenn der Ort eine gute Zukunft habe» soll. Bezüglich der Gehalts« erhöjjling erklärte er. die Finanziommisston erkenne zwar die Be- rechtlgung an. müsse ober trotzdem empfehlen, die Erhöhung auf eine Zeit zu verschieben, in der sie möglich ist, ohne Erhöhung der Zu- schlage; wenn sich nach vier bis sechs Wochen die Einlaufe aus den Forensen übersehen lassen, werde er der erste sein, der die Aufbesserung beantragt. Die Ortsfeuerwehr sei ein LuxuS, der von der Gemeinde auf die Dauer nicht getragen werden könne. Die Gemeindeschule bilde die bei weitem größte Ausgabe, die jedoch notwendig und deshalb von der Gemeinde weit über die gesetzliche Verpflichtung hinaus erhöht worden sei. DaS Gymnasium werde sich für den Ort als Zugmittel wertvoll erweisen; wenn es nicht da wäre, müßte eS gegründet werden". Bei der SorlbikdunaSschuk«, deren Etat noch nicht seststehi. äußerte er den iimsch, daß eS dem Kuratorium gelingen möge, die Frage der An- stellung eines Leiters glücklich zu lösen. Für den Wertzuwachs empfahl Redner, nicht dem Tarife der Reichswertzuwachssteuer zu folgen, welcher Objekte bi« zu 20 000 M. außer Ansatz läßt, sondern-S bei unserer Ordnung, die jederzeit ge- ändert werden könne, zu belassen. Genosse Neumann protestierte gegen die Art der Etataufstellung, da verschiedene Aenderungen, wie Aufgabe der Müllabfuhr und Ablehnung der Lohnaufbesserung der Arbeiter der Vertretung nicht zur Beratung vorgelegt wurden. Bei gutem Willen wäre eS wohl möglich ge- wesen. den verhältnismäßig geringen Betrag für die GehaltS- aufbesserung der Beamten sowohl wie der Arbeiter in den Etat ein- zustellen. Bei der heutigen Teuerung sei ein AnfangSlohn von 21.50 M. völlig unzureichend und einer Gemeinde von 24 000 Ein- wohnern geradezu unwürdig. Der Beschluß, die Müllabfuhr wieder aufzugeben, sei auS hygienischen Gründen wie.mit Rücksicht auf die Selbstverwaltung im höchsten Grade bedauerlich. In einer Erwiderung versicherte der Bürgermeister, daß die Sufbesserung :a nicht abgelehnt sei. sondern nur hmausgeschobe» werden soll, da wegen der Aufgabe der Müllabfuhr sowie der voraussichtlichen Auf- lösung der Otsfeuerwehr sich eine Neuorganisation der Arbeits- Verhältnisse und demgemäß eine anderweite Regelung der Gehälter notwendig machen werde. In geheimer Sitzung wurde bei der zweiten Lesung denn auch der Beschluß ge- faßt, die GehallSregelung auf etwa sechs Wochen hinaus- zuschieben. Bei Kapitel Grundstücks« und Straßenverwaltung sprach der Gemeindevertreter Schneider den Wunsch aus. im nächsten Jahre die Abschreibungen dazuzusetzen, um den wahren Wert leichter zu erkennen. Beim Kapitel Feuerlösch- und Fuhrwesen fragte Gen. Zöllner an, auf welche Art und Weise vom 1. April ab die Müll- abfuhr geschehen soll. Der Bürgermeister erwiderte, daß die Ge- meinde weder ein Monopol noch Privileg an irgend jemand verliehen habe. Es stehe jedem Besitzer frei, sein Müll durch die Genossenschaft oder vom Privatunternehmer abfahren zu lassen.-- Die Gemeinde« schulen erfordem einen Zuschuß von 17V 304 M.. also gegen das Vorjahr ein Mehr von 20 167,32 M.; für die beiden Schulärzte sind je 400 9t. angesetzt. DaS Realgymnasium erfordert einen Zuschuß von 31083 Mark, die höhere Mädchenschule einen solchen von 23 518 M. Die Armenverwaltung kostet die Gemeinde 29170 M., pro Kopf der Be« völkerung ist daS eine Ausgabe von 1,20 M. Für Verzinsung der Hypotheken und Darlehen im Betraöe von 3 584 424,30 M. müssen 131 383,77 M. aufgebracht werden. Von den KanalisationS« schulden konnten bis jetzt 660000 Mark getilgt werden. DaS Kapitel..Elektrizität»- und Straßenbahnverwaltung" stellt sich etwas günstiger als im Lorjahre. Der anteilige Neber- schuß auS der ElektrizitätS  - und Straßenbahnverwaltung ist mit 16 243 M. angesetzt, f das Mehr gegen das Vorjahr beträgt 10 402,50 M. Die direkten Steuern sollen 574 900 M., die indirekten 78 500 M. bringen. An den Kreis sind abzuführen 82000, gegen das Vorjahr 4629,48 M. weniger. Die Steuerzuschläge werden wie folgt er« hoben: Gemeindeeinkommensteuer mit 150 Proz., Gewerbesteuer mit 225 und 175 Proz., Betriebssteuer mit 60 Proz., Grundwerlsteuer mit 3,6 pro Tausend de» gemeinen Wertes der bebauten Grundstücke und mit 6,8 pro Tausend des gemeinen Wertes der unbebauten Grundstücke. Ein Antrag des Gemeindevertreters Häberer, die Steuer für letztere Grundstücke herabzusetzen, wurde abgelehnt. Eue aller Melt. Zur ßrandhataftropbc in f�cw �orlt. In der New Iorker Morgue spielen sich fortwährend er­schütternde Szenen ab. Die trauernden Hinterbliebenen der bei dem Brande Verunglückten suchen in den Reihen der aufgebahrten noch nicht identifizierten Leichname nach ihren Anverwandten. Von Zeit zu Zeit unterbricht ein schmerzlicher Aufschrei die Stille; wieder hat jemand an einem Schmuckstück, an der Kleidung oder dergleichen «inen teuren Toten erkannt. Vor der Totenhalle warteten die Menschen stundenlang auf Einlaß. Bisher sind noch 37 Leich» name nicht identifiziert. Mehrere Totgeglaubte, die sich retten lonnten, fanden sich nachträglich bei ihren Auge- hörigen ein. Unter den Toten sind vier Angehörige des einen, eine Nichte des zweiten Besitzers der Triangle-Blusen» Company. Die Unter sutbung. die die Behörden unverzüglich ein« leiteten, ergab mehrfach Verletzung« nderBauvorschriften. aber auch die Gesetze stellen sich als recht unzulänglich heraus. Bei dem ersten öffentlichen Verhör über das Brandunglück sagten die Zeugen auS, es habe sofort die größte Panik geherrscht; die Treppen deS Gebäudes seien zu eng und die anderen Ausgänge angeblich verschlossen gewesen. Die einzige Feuernotleiter sei unbrauchbar gewesen. DaS Baudepartement wird in der Durchführung der Feucrschutzvorschristen der Nachlässigkeit beschuldigt. Man erklärt, daß zahl- reiche Wollenkratzer in New Jork ebenso feuergefährlich seien. Zur Unterstützung der Hinterbliebenen wurde eine Sammlung eingeleitet: bisher sind gegen 16 000 Dollar gezeichnet worden. Carnegie, der alle Welt mit seinen Millionenstistungen in Staunen setzt, hat für diesen Zweck von seinem sauer verdienten Riesenvermögen auch ganze 6000 Dollar abgestoßen. Attentat auf eine« türkischen Militärinstrukteur. Der in türkischen Diensten stehende deutsche Oberst- leutnant v. S ch l i ch t i n g ist am DienStagvormittag von einem albanesifchen Soldaten aus zwei Schritt Entfernung an­geschossen und schwer verwundet worden. Oberstleutnant v. Schlichting schritt in Begleitung des Korpskommandantcn die Konstantinoveler Wachmannschaft ab und richtete mit der Hand den Kopf des Täters grade. Dieser glaubte sich geschlagen und feuerte die Kugel ab. die den Magen und Dann durchbohrte und die Wirbelsäule und das Rücken- mark verletzte. Trotz einer sofort vorgenommenen gut ver- laufenen Operatton ist der Verwundete noch im Laufe des TageS gestorben. Der Sultan   und die Minister übermittelten dem Botschafter ihr Bedauern über den Vorfall. Der Täter soll heute, Mittwoch, erschossen werden. 127 000 M. durch einen Bürgermeister unterschlagen. In Stolberg   im Harz hat sich der dortige Bürgermeister Dr. P a m p e I nach Unterichlagung von 127 000 M. Sparkassen­geldern erschossen. Die Unterschlagungen reichen mehrere Jahre zurück. Durch Fälschung von Unterschriften zweier Mit« glieder des Kuratoriums hat er seit etwa fünf Jahren vom Magde« burger Bankverein auf Koiito der Sparkasse zu Stolberg   größere Beträge erhoben, die den Gesamtbetrag von 127 000 M. erreichten. Die Fälschungen kamen erst am Montag abend durch Zufall an den Tag. Schutztätowierung für Ehefrauen. Der Rev. Francis Rawel. Pastor an einer Mcthodistenkirche in Chicago  , ist ein energischer Verteidiger ehelicher Tugend, und um die verheirateten Frauen vor den Nachstellungen der bösen Männer zu schützen, hat er nun, wie derAraldo italiano  " aus New U ork berichtet, ein eigenartiges Verfahren entdeckt, um die Don Juans abzuschrecken. Er will den allzueisrigen Verehren: weiblicher Schön« heit die Möglichkeit der Ausrede nehmen, daß sie in gutem Glauben gehandelt hätten, weil eS ihnen unbekannt gewesen wäre, daß die angebetete Frau bereits verheiratet sei. In einer Predigt hat der Rev. Francis Rawel sein« Idee der versammelten Gemeinde unterbreitet.Um die verheirateten Frauen zu erkennen und sie zu schützen vor den Nachstellungen jener Männer. die der Anmut de» weiblichen Geschlecht» nicht widerstehen köimen, schlag« ich vor, daß jede Ehefrau an deutlich ficht« barer Stelle tätowiert wird, so daß Mißverständnisse nicht mehr möglich sind. Diese Methode ist keineSlvegS neu, sie wird in Neuseeland   längst geübt, und ich glaube, daß sie unseren Zielen entsprechen wird." Aber der Reverend will nicht nur die Ehefrauen tätowieren, er will auch den Kuß beseitigen, zum mindesten den Kuß mit den Lippen. Daher hat er auch seine Gemeindeangebörigen ermahnt, den Lippenkuß zu unterlassen und statt dessen alle Gefühle der Zärtlichkeit im N a s e n k u ß zusammenzufassen, der darin besteht, daß man die Rasenspitzen aneinanderreiht. Ob mit deräußerst zeitgemäßen" Neneruitg des Tätowieren» alle Frauen einverstanden sein werden? Kleine Notizen. Explesien i» einem Fcuerwcrkölaiorntorium. In den Werkstätten des Feuerwerkslaboratoriums zu L a g 0 u b r 0 n in Frankreich   er« eignete sich während der Entleerung von Geschützpatronen eine Explosion, wodurch sechs Arbeiter verletzt wurden. Da» ausgebrochene Feuer war rasch gelöscht. Entgleisung eines ExpreßzugeS. Nahe der spanischen   Stadt T a r r a s a ist der Expreßzug Barcelona Madrid ent» gleist. Dabei wurden drei Personen getötet und sieben verletzt. Panik im Kinothcatcr. Während der Vorstellung eines Kine» matographentheater» in der englischen Ortschaft MiddleL» borough entstand infolge Feueralarm eine Panik, bei der drei Personen getötet und dreizehn verletzt wurden.