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GewerhlcbaftUchce# Bertin und Umgegend. An die organisierte Arbeiterschaft! An Ostern beenden wieder Tausende von Handsung'Zlehr lmgen ihre Lehrzeit und viele junge Mädchen treten als jugend> liche Angestellte in kaufmännische Geschäfte ein. Da ist es Zeit dafür zu sorgen, daß diese jungen Leute nicht jenen kaufmän- nischen Vereinen zum Opfer zu fallen, von deren Anhängern die gewerkschaftlich organisierte Arbeiterschaft ständig bekämpft und beschimpft wird. Heute kann man leider noch sehr oft be vbachten, daß auch Arbeitersöhne und-töchter, die als Handlungs gehilfen tätig sind, sich aus Unerfahrenheit von jenen arbeiter feindlichen Vereinen ins Schlepptau nehmen lassen. Die Arbeiter sollten daher nicht die Gelegenheit versäumen, ihre Kinder und Geschwister aufzuklären, daß, soweit sie als männliche und Weib- liche Handlungsgehilfen tätig sind oder im Versicherungsgewerbe beschäftigt werden, der Zentralverband der Handlungsgehilfen und Gehilfinnen die zuständige Organisation ist. Dieser Verband kämpft für die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage seiner rufsgenossen und zwar Schulter an Schulter mit den Arbeitern anderer Berufe. Anmeldungen nimmt entgegen Zentralverband der Handlungsgehilfen und Gehilfinnen Teutschlands. Geschäftsstelle Berlin   NO. 43, Neue Königstr. 361, Gegen das Ueberstundensystem erklürten sich die Arbeiter und Arbeiterinnen der Firma A r o n, Fabrik für Elektrizitätszähler, Charlottenburg  , in einer Betriebs Versammlung, die am Dienstagabend im.Volkshause" stattfand, W e g e n e r vom Deutschen Metallarbeiterverband referierte. Er erinnerte daran, daß schon im Herbst vorigen Jahres lebhafter lln- Wille ausbrach, weil zu viele Ueberstunden verlangt wurden. Die Arbeiterschaft ließ sich damals beschwichtigen, als die Direktion er- klärte, daß die Ueberstunden aufhören würden, sobald eine Reihe von Umzugsarbeiten in der Fabrik erledigt seien. Die Direktion wies darauf hin. daß sie sonst die Lieferungstermine nicht einhalten könne. Die Arbeiter gaben nach und warteten. Sie warteten der- gebens; die Direktion hat ihr Versprechen nicht gehalten, sondern behauptet jetzt, die Ueberstunden nicht entbehren zu können. Die Arbeiter sind nun der Ansicht, daß es in der Leitung des Betriebes liegt, wenn die Ueberstunden zu einer dauernden Einrichtung werden. Verschiedene Meister sollen schlecht geeignet sein für die Stellung, die sie bekleiden, so daß ihre Aiiorduuugen häufig unzweckmäßig seien. Die Arbeiter der Abteilung Stieber klagen außerdem über Mangel an hygienischer Fürsorge; sie leiden unter Qualm und Dunst und Benzindämpfen, es fehle an genügenden Abzugsvorrichtungen. Die Gänge und Türen seien oft so verbaut, daß es bei Feuersgefahr sehr gefährlich werden könne. Das Be- tragen dieses Meisters gegenüber den Arbeitern soll oft sehr un- gehörig sein. Bon mehrere» Rednern wurde betont, daß sehr viel an den Arbeitern selbst liegt, wenn sie sich ungehörige Zumutungen gefallen ließen. Nach einer längeren Besprechung wurde ein- stimmig eine Resolution angenommen, die dahin lautet, daß vom Montag, den 3. April, ab keine Ueberstundell mehr geleistet werden sollten._ Achtung, Metallarbeiter! Der Betrieb von Windhoff in Friedenau  -Schöneberg  , Bennigsenstr. 21, Fabrik für Automobilkühler, ist für sämtliche Metallarbeiter streng ge- sperrt, da in dem Betrieb die sämtlich dort Beschäftigten seit einigen Tagen im Streik stehen. Deutscher   Metallarbeiterverband. Ortsverwaltung Berlin  . Die Schneiderinnen und Schneider   der Kostüm- und Muster- branche hielten am Montag in den Arminhallen eine Versammlung ab, in der Frau Dr. Zepler über die Frage sprach: Welche Rechte und Pflichten haben die Frauen in der Gegenwart? Nach dem Vortrage, der lebhaften Beifall fand, berichtete Knoop über die gegenwärtige Lage in der Branche. Er wies zunächst auf den Lohnkampf der Kostümschneider und Schneiderinnen Wiens hin, der es notwendig macht, genau darauf zu achten, daß hier in Berlin   keine Streikarbeit hergestellt wird. Es liegt aus Wien   die Mitteilung vor, daß versucht wird, solche Arbeit in Berlin   herstellen zu lassen und dabei sind namentlich auch die Firmen Spitzer und Unger genannt worden. Jedenfalls werden der Schneiderverband und die Arbeiterschaft in der Kostüm- brauche alles aufbieten, um hier die Anfertigung von Streikarbeit zu verhindern. Das Tarifverhältnis in der Kostüm- brauche Berlins   ist in letzter Zeit noch auf einige weiteve Firmen ausgedehnt worden, wodurch den betreffenden Schneide- rinnen und Schneidern schätzenswerte Lohnzulagen und andere Verbesserungen der Arbeitsverhältnisse zuteil wurden. Anderer. seits nannte der Redner einige Firmen, die Versuche gemacht haben, den Tarifvertrag zu durchbrechen oder sich auf andere Weise, z. B. durch ungehörige Behandlung ihres Personals, unliebsam bemerkbar gemacht haben. Die Ausführungen des Referenten wurden in dieser Hinsicht in der Diskussion noch ergänzt. Dabei wurde namentlich hervorgehoben, wie notwendig es ist, daß die Schneider und Schneiderinnen stets auf dem Posten sind und auch die Werkstattsitzungen vollzählig besuchen, damit irgend welchen Tarifdurchbrcchungen vorgebeugt und Differenzen ordnungsgemäß erledigt werden können._ DieHintzetruppe" in Spandau  . Mit dem Zuge 8.04 abends kamen am 28. b. M. auS Hamburg  34 dieser dem Staate besonders nützlichen Elemente an, um den Firmen Weichhardt und Kurt Thomas   in ihrem Kampfe gegen die Arbeiter beizustehen. Zum.Empfang" waren zwei Kremser der Firma Thomas, der stellvertretendeliberale" Stadtverordnetenvorsteher der Stadt Spandau  , Herr Prager, diverse Polizeibeamte zu Fuß und zu Pferde, sowie einige Angestellte der Firma Weich Hardt, sowie die Geschäftsinhaber beider Firmen anwesend. Nachdem Herr Thomas den«lieben Arbeitswilligen" beim Einsteigen behilflich gewesen, ging der Zug, begleitet von Polizei, Streikbrecheragenten usw. nach Tiefwerder, wo die Leute in einem alten Tanzsalon, Tiefwerder Weg 7a, einquartiert wurden. Am gestrigen Vormittag traten die.Herren" ihre.nützliche" Arbeit an. Fünf Mann wurden der Firma R. W e i ch h a r d t, die übrigen der Firma Thomas zur Verfügung gestellt. Die Streikenden lassen sich durch das Erscheinen der Hintzegarde weder provozieren noch einschüchtern. Sie stehen im Kampf, bis sich die Unternehmer bequemen, den Forderungen der Arbeiter ent- gegenzu'ommen._ Oeutfches Reich. Wenn zwei dasselbe tun.., Der Vorsitzende des Bauarbeiterverbandes der Zahlstelle Rathenow  , der Maurer B., der während der Bauarbeiter- ausfperrung mit dem Arbeitswilligen Timm aus Berlin   der- handelte, wurde am 23. März von der Strafkammer in Stendal  wegen Nötigung zu einem Monat Gefängnis verurteilt. B. war schon vorher von derselben Strafkammer mit noch zwei Kollegen zu je fünf Monaten Gefängnis verurteilt worden, weil sie sich von dem arbeitswilligen Revolverhelden Brinkmann   nicht die Knochen entzweischießen lassen wollten, sondern ihn verdientermaßen eine derbe Tracht Prügel verabfolgten. Bei der Verhandlung am 23. März beschworen fünf Zeugen, daß der Augeklagte keine Rede- Wendung gebraucht habe, die als Drohung gedeutet'werden könnte. Das Gericht maß jedoch dem Zeugnis des staatserhaltenden Elements erhöhteren Glauben bei,_ Lerantw. Redakteur: Albert Wach», Berlin  . Jq/eratenteil verantw.: s In Heidelberg   machten die Fleischergesellen den Versuch. die bei dem Fleischenneister Hoflieferanten Schwab beschäftigten Gesellen für den Verband zu gewinnen. Der Meister geriet hierüber in solche Aufregung, daß er mit dem Gummiknüttel ausgerüstet den Vertrauensmann der Organisation auf der Straße stellte, diesen ver- prügelte und dabei nicht unerheblich verletzte. Der Staatsanwalt, dem dieser Vorfall zur Strafverfolgung übergeben worden war, lehnte die Erhebung einer Auklage ab, da nach den gerichtsärztlichen Gutachten nur eine einfache Körperverletzung vorliege, an deren Ver- folgung ein öffentliches Interesse nicht bestehe; die Akten seien zu etwaigem polizeilichen Einschreiten an das Bezirksamt abgegeben. Gegen diesen Entscheid ist Berufung bei der Oberstaatsanwaltschast eingelegt worden._ Streik städtischer Arbeiter in Kolberg  . Bereits am 16. Februar d. I. batten die städtischen Betriebe K o l b e r g s eine zweitägige Arbeitsniederlegung, die dann durch Tarifabschluß zwischen Stadtverwaltung und Gemeindearbeiter- verband beigelegt wurde. An den dabei getroffenen Abmachungen waren der erste Bürgermeister, zwei Stadträte, einige Stadtverordnete sowie Vertreter der Arbeiter und des Verbandes beteiligt. Die eigentlich nur noch formell zu gebende Zustimmung der Stadt- verordnetenversannnlung wurde auf Betreiben einiger Scharfmacher versagt. Der gerade zur entscheidenden Sitzung ins Kollegium ein- gezogene Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes machte gegen den Abschluß des Tarifvertrages scharf und erreichte die Zurückweisung an die Finanzkommission. Das Stadtverordnetenkollegium des avouierte also die Vertreter der Gemeinde. Die Zusicherung, auf der hin vor einigen Tagen die Arbeit aufgenommen worden war, wurde durch den Beschlutz eines vierwöchentlichen Waffenstillstandes abgeändert: es wurde in erneute Verhandlungen eingetreten. Hiev bei ist nun aber nicht das herausgekommen, was ursprünglich zw gestanden worden war. Den erste» Feuerleuten der Gasanstalt wurde wohl ein Wocheulohn von 22,50 M. und den übrigen Feuer- leuten ein solcher von 18,90 M., sowie allen anderen Gasarbeitern Pf. Zulage pro Stunde zugebilligt, bei der Parkverwalwng sollten die Frauen nur 1 Pf. Zulage pro Stunde erhalten, die anderen Ar- bciter der Parkverwaltung, des Bauamts und der Straßenreinigung edoch leer ausgehen, wenngleich die Löhne für Arbeiter noch aus 24 und 26 Pf. pro Stunde stehen. Die Stadtverwaltung Kolberg  hat eben in früheren Jahren ihren Arbeitern keine der Zeit ent prechenden Lohnzulagen gewährt, obgleich die Stadt als Badeort ziemlich hohe Preise für Lebensunterhalt hat. Den Arbeitern erschien daher die Stellung der Stadtverwaltung als eine Verhöhnung und deshalb legten sie am Donnerstag abend bezw. Freitag früh die Arbeit nieder. Nachträglich wurde allerdings durch Publikation des Magistrats bekannt gegeben, daß alle Arbeiter 2 Pf. Zulage zum Stundenlohn und einen dreitätigen Urlaub nach dreijähriger Dienstzeit erhalten sollen. Von einer Verkürzung der Arbeitszeit, die verschiedentlich noch über zehn Stunden dauert, war keine Rede, ebensowenig von einem Tarifvertrag mit den Arbeitern. Die un- genügenden Zugeständnisse bewogen die Arbeiter, im Streik auszu- harren. Als Rausreißer fungieren einige städtische Beamte, sowie eine aus Essen herbeigerufene Streikbrecherkolonne, die nahezu bei allen Streiks städtischer Arbeiter in Funktion tritt. Zuzug ist fern- zuhalten._ Die Aussperrung der Steinarbeiter in Weimar  (Bezirk Kassel  ) ist beendet. Die Firma Bauch u. Co., die ihre 400 Arbeiter aufs Pflaster geworfen hatte, um eine Schwächung der stark gewordenen Organi- ation herbeizuführen, hat klein beigegeben und sogar noch eine Er- Höhung der Löhne bewilligen müssen. Die Möbeltransportarbeiter m Frankfurt   a. M. haben die Arbeit eingestellt, nachdem Verhandlungen mit den Unternehmern ergebnislos verlaufen waren. Es handelt sich um ungefähr 180 Mann._ Zum Kampf im Hamburger   Holzgewerbe. Jetzt hat der VerbandUnterelbe" seinen Willen durchgesetzt; die Holzindustriellen haben die Aussperrung sämtlicher Holzarbeiter beschlossen, doch sollen in erster Linie die Mitglieder des Deutschen Holzarbeiterverbandesberücksichtigt" werden. Es scheint fast so, als wenn man auch hier wieder damit rechnet, daß der Hirsch-Dunckersche Gewerkverein der Holzarbeiter ganz selbstverständlich die Streik brecherrolle übernehmen wird. Die Versammlung der Holz industriellen, in der der Aussperrungsbeschluß gefaßt wurde, war sehr schwach besucht. Der Sekretär des Schutzverbandes, Herr Gurlitt. beruhigte die Anwesenden damit, daß er erklärte: Der zu fassende Beschluß wird auch von den Nichtanwesenden durchgeführt und wenn jemand sich weigern sollte, so werden unsere Verbindungen mit den Materiallieferanten durch die Material sperre und die Drohung mit Entziehung der Auf träge durch die Bauunternehmer den nötigen Eindruck nicht ver- fehlen. Wer dem Beschluß dann nicht Folge leistet, der wird von uns gezwungen werden, seinen Betrieb zu schließen. Trotzdem er- klärte ein Tischlermeister auS Wandsbek  , daß bei seinen Kollegen herzlich wenig Neigung für eine Aussperrung vorhanden sei. Als es dann zur Abstimmung kam. wagten jedochZnur fünf Unternehmer gegen die Aussperrung zu stimmen. Eine Kommission von drei Unternehmern wurde dann eingesetzt, die von Betrieb zu Betrieb die Aussperrung propagieren soll und kontrollieren, ob die Unternehmer die Aussperrung durchführen. Dienstag sind nun bereits die Bauunternehmer und Holzhändler mobil gemacht, um die widerspenstigen Tischlermeister zur Raison zu bringen. Dienstagabend sollte die Aussperrung auf der ganzen Linie er- folgen und Mittwoch früh sollen nach Ansicht deS VerbandesUnter- elbe" 6000 Holzarbeiter auf dem Pflaster liegen. Und das alles, weil der Holzarbeiterverband auf Anerkennung des mit dem Arbeit- geberschutzverband vereinbarten Vertragsmusters besteht, dessen An- erkennung nach Ansicht des geistigen Leiters der Hamburger Unter- nehmer, Herrn W o l f r o m m, denRuin deS Gewerbes" be- deutet. Der paritätische Arbeitsnachweis spielt gegenwärtig nur noch eine nebensächliche Rolle und spielte sie auch in der Unternehmer- Versammlung, weil er von den Tischlermeistern bereits geschlossen ist. Durch ein Schreiben an den Holzarbeiterverband ersucht die Innung nur noch, eine Verständigung über die Veräußerung deS gemeinsam angeschafften Inventars I Der VerbandUnterelbe" hat bereits eine Anzahl Streikbrecher- agenten nach allen Himmelsrichtungen entsandt und inseriert gegen- wärtig schon in allen möglichen Blättern nach Arbeitswilligen. Die Holzarbeiter werden darum gut tun, besonders aufmerksam zu sein. diesen Firmen beschäftigten Metallarbeitern wurden 6695 au»« gesperrt. 26 Firmen, die 4833 Arbeiter beschäftigen,_ beteiligten sich überhaupt nicht an der Aussperrung. An die Aussperrung schloß sich dann der Streik der organisierten Metallarbeiter, die nicht aus- gesperrt worden waren; 782 legten vorige Woche die Arbeit nieder. Dieser Kampf richtete sich gegen 19 Betriebe;. 6 davon wurden da- durch vollständig stillgelegt. Metallarbeiter kommen einschließlich der streikenden Former und Gießereiarbeiter bei dieser Bewegung 9071 Mann in Betracht. Dazu kommen aber noch 400 vorige Woche ausgesperrte Modell- und Fabriktischler; insgesamt also sind bei dem Kampfe 9471 Personen beteiligt. Diese Zahl erhöht sich aber täglich._ Die Rastatter   Belagerung ist beendet; der Kampf der streikenden Arbeiter der Waggonfabrik mit der Direktion, welche anfangs jede Verhandlung mit Vertretern der Organisation ablehnte, dauerte 18 Wochen. Das ist in Anbetracht des nicht außerordentlich um- fangreichen Betriebes und der örtlichen Beschränkung des Kampfes eine für den Erfolg der Arbeiter nicht aussichtsvolle Periode. Der Verlauf des Streikes zeigt, daß die Unternehmerposition von vorn« herein durch die arbeiterfeindliche Haltung der Polizeigewalt. welche die Hintzegarde mit einem sichtbaren Wohlwollen behandelte, gefestigt worden war. Da half es wenig mehr, als endlich die Arbeiterpresse mittels ethischen Appells an den Minister des Innern die öffentliche Meinung zu Hilfe rufen wollte. Herr v. Bodman  versagte vollständig. Die Fabrikleitung aber kam im Verlauf des Streikes zur Einsicht, daß mit dem zusammengetrommelten Interims- arbeiterstand ein geschäftlicher Erfolg nicht erzielt werden kann. So unterhandelte sie denn in der vorigen Woche mit einer Kommission der Streikende» und machte die kleine platonische Konzession, die Arbeitszeit auf 9� Stunden, d. h. um eine halbe Stunde, zu re« duzieren,-- wenn die Eisenbahnbehörde die Zugsverbindung morgens besser einrichtet. Selbstverständlich erklärte sich die Fabrik- leitung für die Zusicherung einer guten Behandlung der Arbeiter; aber die Aufbesserung derLöhne behält sie sich vor. Hamburg  , 29. März.(Privat telegramm desVor- wärts".) Am Mittwochmittag betrug die Zahl der Streikenden 1500, die der Ausgesperrten 540. Diese Ziffern entsprechen bei weitem nicht den großen Worten, mit denen die Scharf- niacher ihre Aktion einleiteten. 40 Korbmacher in Wulsdorf  , Kreis Geestemünde  , haben wegen Akkordreduzierung am Montag, den 27. März, die Arbeit nieder- gelegt. Die Wulsdorfer Korbmacher gehören zu den schlecht be- zahltesten Arbeiterkategorien der Unterweserorte. Zuzug ist fernzu- halten. Statistik über den Kampf der Chemnitzer   Metallarbeiter. lieber das Numerische des Kampfes ist nach Fertigstellung und Abschluß der Statistik der Streikleiwng folgendes zu berichten: In den Streik traten ursprünglich 2600 Former und Gießereiarbeiter. 60 Firmen beteiligten sich an der Aussperrung; von 13158 bei Schwere Streikausschreitungen bei Bamberg  ". Unter dieser Ueberschrift brachte die bürgerliche Presse eine offenbar aus einem Korrespondenzbureau stammende Notiz, nach der aus Anlaß eines Ziegeleiarbeiterstreiks in B i s ch b e r g bei Bamberg  schwere Ausschreitungen der Streikenden stattgefunden hätten. Sämt- liche Fensterscheiben im Fabrikgebäude seien eingeworfen und die Direktorwohnung sei mit Steinen bombardiert worden. Die Familie des Direktors sei nach Bamberg   geflüchtet. Die Gendarmerie sei auS der ganzen Gegend zusammengezogen und die Polizeistunde auf abends 9 Uhr festgesetzt worden. Auch die Gendarmerie sei attackiert worden, worauf die Gendarmerie mit blinden Schüssen geantwortet habe. Alle diese schauerlichen Meldungen sind von A bis Z erlogen. Weder ist Gendarmerie zusammengezogen, noch ist sie attackiert worden, noch hat sie geschossen, noch ist der Direktor geflüchtet; kurz, alle Nachrichten sind das Schwindelprodult eines zeilenhungrigen Reporters, vielleicht aber auch eines Scharf- machersöldlings. der mit der Nachricht Stimmung gegen die Arbeiter machen will. Richtig ist nur, daß in den Bischberger Ton- uud Ziegelwerken gestreikt wird und daß sich, als italienische Streikbrecher in Automobilen in die Fabrik gebracht wurden, eine große Anzahl Menschen ansammelte. Schulkinder warfen einige Fensterscheiben im Fabrikgebäude ein, das geschah aber unter den Augen der Gendarmen, denen es nicht einfiel, von der Sache irgendwelches Aufheben zu machen. Im übrigen sind Unterhandlungen im Gange, die wahr- scheinlich Erfolg haben werden, denn die Italiener weigern sich, Streikbrecherdienste zu leisten._ Der TranSportardeitrrstreil MiiNjausc» 1. Elf. hat nach stehen- tägiger Dauer mit einem vollen Erfolge der Strei- kenden geendet. Nachdem im Laufe der Woche. verschiedene Einzelgeschäfte nachgegeben hatten, schloffen am Sonnabendabend in einer Einigungsverhandlung unter dem Vorsitze des Bürger- meisters auch die Spediteure mit den Arbeitern den vorgelegten Tarifvertrag ab, indem sie den grundsätzlichen Widerstand gegen die Einführung des Wochenlohnes fallen ließen. Im allgemeinen wurde durchschnittlich eine Lohnerhöhung von sechs Mark pro Woche für rund 500 Transport» arbeiter errungen. ES hat den Unternehmern nichts ge» halfen, daß die Verwaltung der Reichseisenbahnen den Rovfuhrverkehr der mittels der Bahn eingetroffenen Güter durch das Eisenbahnpersonal besorgen ließ und daß sogar Dragoner hier und da Streikbrecherdienste leisten mußten. Auch das Eingreifen der bewaffneten Macht gegen die Streikposten, welche von berittenen Gendarmen provoziert und mit Verhaftung bedroht wurden, half nichts: die Ausständigen ließen sich einfach nicht pro- dozieren. Die junge Organisation hat unter der Führung des Gau- leiters des Deutschen TranSportarbeiterverbandeS die Feuerprobe glänzend bestanden. Die Schuhmacher in Metz   haben der Meisterorganisation sowie den außerhalb derselben stehenden Meistern mit Gehilfen einen Lohntarif zur Anerkennung unterbreitet. Nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen besteht wenig Hoffnung, durch friedliche Unterhandlungen eine Einigung zu erzielen. Die Gehilfen wollen, falls im Laufe dieser Woche keine Einigung erzielt wird, die Arbeit niederlegen. Zuzug nach Metz   ist streng fernzuhalten. Hustand. K. n. k. Streikbrecher. Während deS SeemannSstreiks in Trieft wurde die Abfahrt deS LohddampfersSemiramis" nach Aegypten   dadurch ermöglicht, daß Heizer der Kriegsmarine auf dieses Schiff abkommandiert wurden. 300 Millionen für DreadnoughtS und Niederschlagung der Be- strebungen nach besserer Stellung die beste Floltenagstation. die man sich wünschen kann._ letzte Nachrichten. Zur Befestigung der Stellung StolypinS Petersburg. 2g. März.(W. T. B.) Von unserem Privat- korreipondenten. Der Kaiser hat den Reichsratspräsidenten beauf- D u r n o w o mitzuteilen, daß er zwar Turnowos Verdienste schätze, aber doch meine, daß er während der Krise unrichtig ge- handelt habe. Von der russischen Flotte. m Diersburg  , 29. März.(W. T. B.) Reichsduma.(Schluß.) Nach der Rede des Gehilfen des Marineministers machte Wojei« kow(extreme Rechte) längere Ausführungen über die Bedingungen des Schiffsbaues, wobei er zu dem Schlüsse kam, daß eine Kürzung der Kredite die Lage nur verschlimmer» könnte. Es sei unmöglich 1® die Schlagfertigkeit der Flotte zu schwächen. Stveginzow (Oktobrist) wies aus das in der Marineverwaltung Herrschends Chaos hin und drückte die Hoffnung aus, der neue Marineminister werde sich für verpflichtet halten, dem Kaiser vorzustellen, daß die Zentralvcrwaltung des Ministeriums der Bestimmung nicht ent- spreche. Schingarew(Kadettenpartei) kritisierte die Tätigkeit des Marineministeriums uud wies au fdie Schulden bei den Werk- stätten und Werften hin, die vierzig Millionen betrügen..~:ep Bau eines Unterseebootes, dessen Konstruktion Staatsgeheimnis iei, st.i einer Privatwerst übergeben worden, bei der einer der AniO» näte ein früherer deutschet Ossizier und österreichischem Vize» konsul sei. TH. Glocke. Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr.>4 Lerlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW. Hierzu 3 Beilagen«. UnterhaltaagSb�