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Nr. 78. 28. Jahrgang.

Reichstag  .

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 1. april 1911

160. Sigung. Freitag, den 31. März, mittags 12 Uhr.

Am Bundesratstisch: Kinderlen Wächter. Etat des Reichskanzlers und der Reichskanzlei. 8 weiter Tag.

Abg. Dr. Frant- Mannheim( Soz.):

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Die Antwort auf die Rede, die der Reichskanzler gestern zur Frage der Abrüstung gehalten hat, ist schon im voraus von einem

anderen großen Frankfurter gegeben worden.

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Daran erkenn' ich den gelehrten Herrn!

Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern; Was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar;

Auch

daß

gestrige Rede des Reichskanzlers entspringt demselben Geiste, der Allerdings hat der schlaue Herr v. Heydebrand diese Frage die Behandlung auswärtiger Arbeiter in Deutschland   zu einem mit feinem Wort erwähnt. Er handelt da nach dem Rezept: Nie Standal macht.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Zu damber sprechen, aber immer daran denken. Und so hat Herr dem italienischen   Staatsjubiläum schickt Deutschland   nicht v. Heydebrand gedacht, das elsässische Wahlrecht würde ein bloß den Kronprinzen, sondern auch schlechtes Beispiel für Preußen geben, und der Reichskanzler hat eine Anzahl ausgewiesener italienischer Arbeiter. verstanden, worauf es ankommit und hat diplomatisch geantwortet, Und unser Verhältnis zu Desterreich ist nicht besser. Erst daß er den Wink verstehe und beachte. Er hat die scheinbar harm­in den letzten Tagen hat die Breslauer Bolfswacht" gemeldet, daß losen Worte einfließen lassen, das preußische Interesse decke sich mit ein österreichischer Steinarbeiter ausgewiesen ist, weil er das Ver- dem Reichsinteresse und nur dann, wenn Preußen bestrebt ist, die brechen begangen hat, in der gewerkschaftlichen Organi- Macht, die es hat, und infolge deren das Reich gebildet ist, un­fation der Steinarbeiter zu sein. Der deutschen   Reichsregierung versehrt aufrecht zu erhalten, werde das Reichsinteresse gewahrt. find eben nur die Streifbrecher angenehm. Selbstverständlich werden Er meint also, die preußische Macht, die die Grundlage der wir der polnischen Resolution, die eine gefegliche Regelung der Junkerherrschaft ist, muß unversehrt aufrecht erhalten werden. An diesem Punkte scheiden sich die Geister, nicht bei Rechte der Fremden verlangt, zustimmen. den Bundesratsstimmen, sondern an der Frage, ob der Wenn wir heute die Ansichten des Reichskanzlers über die innere Dualismus zwischen dem Neich und Preußen dauernd aufrecht Politik erfahren wollen, müssen wir die Verhandlungen des erhalten werden soll. Bismarck   hat erkannt, preußischen Abgeordnetenhauses und vielleicht auch die des preußischen er hieran scheitern würde, und hat am Ende seiner Laufbahn den Herrenhauses studieren.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Plan gefaßt, Unser Urteil über die innere Politik des Reichskanzlers ist nicht beffer wie das über seine äußere Politik. Wenn wir ein Symbol für diese Politit fuchen, so können es die beiden Pferde am öniglichen Schloß in Berlin   sein, die von den Berlinern ge­der gehemmte Fortschritt und der geförderte Rückschritt. fchuldigung gesagt werden, nachdem furz vorher der Deutsche  ( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Ueber die innere Politik Warum und die zurzeit vielleicht mit wichtigste Frage, die elsa B- loth­beruft sich der Reichstanzler nicht lieber auf den Prä- ringische Verfassungsfrage, hat jowohl der Reichskanzler sidenten der Vereinigten Staaten  , der wie die Redner des Zentrums und der Konservativen geschwiegen. 6. Dezember 1910 mitteilte, er habe die Ernennungen für die Kom- Vielleicht handelte es sich dabei um eine stille Vereinbarung. Wir mission zum Studium dieser Frage noch nicht vorgenommen, weil Sozialdemokraten haben jedenfalls keinen Anlaß, der Besprechung er die Antworten der fremden Regierungen abwarten wolle, damit dieser Frage auszuweichen, vor allem nicht nach dem Vorgange im die Frage nachher erfolgreich in Angriff genommen werden preußischen Abgeordnetenhause. Der fönne. Die Rede des Reichskanzlers wird später ähnliche

Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr." In keinem anderen Parlament ist die große Frage des Welt­friedens so klein, so ängstlich und io turziichtig be­handelt worden, wie gestern hier. Der Reichskanzler hat sich zu feiner Hilfe auf eine Aeußerung des französischen   Kriegsministers berufen. Nun find ja gewisse Regierungsredensarten tauft wurden als internationales Eigentum; aber die Bemerkung des französischen   Ministers erfolgte doch das muß zu seiner Ent­Reichstag cine neue Militärvorlage bewilligt hatte.

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am

Fall Heydebrand,

durch blutige Gewalt das Reichstagswahlrecht zu ändern. Er hat es nicht gewagt, oder er hatte keine Gelegenheit dazu. Diese Pläne müffen scheitern an den deutschen   Arbeitern. Und deshalb ist es notwendig, daß zur Herstellung der Einheit das preußische Wahlrecht abgeschafft wird.

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Ich Reich wagte man das Wahlrecht nicht zu ändern ans Furcht vor den Arbeitern. In Preußen nicht aus Furcht vor den Junkern. Die nächsten Wahlen werden eine große Voltsabstimmung auch über diese Frage fein. Die Regierung scheint damit teine große Gile zu haben, sie kann warten. Aber draußen versteht man nicht, worauf sie wartet.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Man glaubt nicht, daß ihre Aussichten sich bessern, und deshalb entstehen allerhand Gerüchte, bei denen das beschämendste ist, daß sie ge nicht, daß ihre Aussichten sich bessern, und deshalb entstehen allerhand glaubt werden.( Lebhaftes Sehr richtig! bei den Sozials demokraten.) Der Reichskanzler hätte sich doch über die ganz bes Attion" aussprechen Empfindungen erweden wie heute etwa die Gutachten jener der demnächst vielleicht zu einem Fall Bethmann Hollweg   wird, ſtimmte Behauptung des Wochenblattes Professoren, die bewiesen haben, daß es unmöglich sei, Eisen- fcheint uns im Reichstag   noch nicht genügend beachtet. Vor einem sollen, wonach die Reichsregierung sich verpflichtet hat, bei irgend bahnen zu bauen. Hätte vor 300 Jahren jemand voraus­gejagt, im Gebiet des heutigen Deutschlands   werde vollkommener Jahre sprach hier ein Parteifreund von mir die Meinung aus, es einer Gelegenheit eine Verwidelung mit auswärtigen Staaten die Landfrieden herrschen, so wäre er als ein Narr bezeichnet herumzukommen.( Heiterkeit.) Diese sozialdemokratische Es sind auch Namen genannt worden und es ist gesagt worden, worden.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Der Reichs­tanzler meint, Kriege würden heute nicht mehr durch Kabinette Anregung ist von der zuständigen Stelle schnell aufgenommen der Reichskanzler habe selbst an den Beratungen teilgenommen. Die hervorgerufen, sondern durch Volksstimmungen. Wenn die worden.( Erneute Heiterfeit.) Und vielleicht ist es der gehobenen Dementiermaschine arbeitet doch sonst sehr rasch und der Staats. preußische und die deutsche Regierung sich auf Vollsstimmungen be- Stimmung, die mit einer Nangerhöhung verbunden ist, zuzuschreiben, anwalt wird rasch in Bewegung gefeßt. Ich frage den Reichs­ruft, so bin ich immer mißtrauisch, dann soll sicher irgend eine rück- wenn der Reichskanzler geglaubt hat, er sei wirklich der Höchst- fanzler, ob es richtig ist, daß er mit konservativen Politikern solche ständige Maßregel berteidigt werden. Fragt man, warum die Ber  - fommandierende. Der Mann aber, der mit mehr Recht diesen An- Beratungen gepflogen hat. Wäre auch nur etwas Geringes daran faffung bei Ernennung bon Offizieren nicht be- fpruch erhebt, hat das übelgenommen und den Kanzler vorgeladen. wahr, so wäre das Der Angeklagte ist auch erschienen und hat zu seiner Ver­achtet wird, so beruft man sich auf die Volksstimmung, Fragt man, warum man nicht abrüsten will, so heißt es, die das Volksstimmung will es nicht.

teidigung einige ganz richtige Worte gefunden. Vielleicht wäre ihm habt hatte.( Gehr gut bei Aber in hätte.( Sehr gut bei den Sozialdemokraten.) Aber irgend einen Grund zur Begeisterung finden wir in der Haltung des Reichs kanzlers nicht. Es wurde dort kein Kampf eingeleitet, sondern es handelte sich um ein Scheingefecht.

die Anklage des schwersten Verbrechens, die Anklage, daß ein frebles Spiel mit dem Leben von Hundert taufenden getrieben wird.( Lebhaftes Sehr wahr bei den Sozial demokraten.) Wozu braucht übrigens die Rechte internationale Ver Es ist nicht wahr, daß die Boltsstimmung gegen den Frieden ist. wicklungen, um auf die innere Politik einzuwirken? Sie brauchen Die Volksstimmung in England, in Frankreich  , in Deutschland   ist doch keine andere Wahlparole, nachdem Sie die Finanzreform friedlich, die Arbeiter, die Völker der ganzen Welt wollen den gemacht haben.( Sehr gut! bei den Soz.) Nach den Jubel. Frieden.( Lebhaftes Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Die Liedern, die bei der Etatsberatung auf die Segnungen dieser Einwände des Reichskanzlers waren ganz subalterner Natur, Die drei Bundesratsstimmen für Elsaß- Lothringen   find den Kon- Reform angeſtimmt wurden, nach den freudigen zurufen, er fürchtet, man werde für die Kontrolle nicht sorgen können, die Rontrolle ist ja immer das wichtigste für den Bureaukraten.( Sehr fervativen im Grunde ganz Wurst. Im Ernst wird niemand be- die sich erhoben, als gestern der Reichskanzler von den guten richtig! bei den Sozialdemokraten.) Die Kontrolle wird bedeutend haupten, daß dadurch der preußische Einfluß auch nur um ein Haar Finanzen sprach, sollte man glauben, Sie hätten gar keine bessere Noch nie hat Breußen das Wahlparole, als die für die Schöpfer dieser Reform.( Sehr gut! bei Leichter sein als heute, wo sich die Staaten mit Spionen umgeben. bergrößert oder verringert wird. Sie wird gegeben sein durch die Deffentlichkeit der Staatsbudgets. partikularistisch preußische Interesse so leicht hervorheben können wie den Soz.) Aber Sie trauen dem Frieden offenbar nicht. Was wäre Die Voraussetzung dafür ist freilich ein gewisses Mindestmaß demo- jetzt. Ein Kulturwerk wie die Moselkanalisation kommt nicht zu- denn einfacher, als daß Sie bei der Wahl, in die Sie unter der fratischer Staatseinrichtungen.( Sehr wahr! bei den Sozialdemo, ſtande aus Rücksicht auf die Eisenbahnen und die schwere Führung des Reichskanzlers ziehen, sich auf die Industrie δας ist von Preußen rücksichtslos zugegeben. Vorgänge von Moabit  traten.) Am meisten unsympathisch ist dem Reichskanzler der sozial­Im demokratische Antrag, weil er von ihm eine gewisse Initiative er- m Bundesrat marschieren schwarzblau und weiß berufen. Vielleicht verbreiten Sie das Gerichtsurteil als blau meist in einer Linie. Das zeigte sich bei der wartet. Es gibt eben geschichtliche Situationen, wo man mit Fleiß und Finanzreform und ebenso bei den Schiffahrts Flugblatt. Sie können ja auch auf die ausgezeichneten Worte des Ministers v. Dallwig und des Berliner   Polizei. Hochachtung allein nicht auskommt, sondern wo schöpferische Kraft und abgaben. Herr Heydebrand fagte, die drei Stimmen halte präsidenten verweisen und darauf, daß die Schußleute, welche Zukunftswillen am Platze sind. Als seinerzeit die Gewerkschaften die ersten Zarifverträge schufen, waren das auch keine Mustertarife, er deshalb für gefährlich, weil sie vom Statthalter informiert wehrlose Frauen in roher Weise beschimpft haben, bis zum heutigen würden und dieser dem Landesrat verantwortlich sein soll. Dabei aber sie hatten den Mut und den Willen, Pfadfinder zu sein.( Sehr gibt es keine Bestimmung des Entwurfs, wie diese Verantwortung und daß die Gesellen, die den Arbeiter Herrmann umgebracht Tage noch nicht herausgefunden und bestraft sind, richtig! bei den Sozialdemokraten.) Angenehmer ist dem Reichs bem Statthalter gegenüber ausgeübt wird. Er ist nicht einmal in tanzler der fortschrittliche Antrag, weil er ihm erlaubt, die Hände den engen Grenzen verantwortlich, wie uns der Reichskanzler. haben, noch nicht gefunden, ja, daß sie monatelang gar nicht in den Schoß zu legen und zu warten. Nach seiner gestrigen Dieser erscheint doch hier wenigstens ( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) wenigstens tenn Rede ist er auch allerdings nicht der geeignete Mannt, um solche Antein Sozialdemokrat redet.( Heiterkeit.) Der Statthalter hörden gegenüber den Staatsbürgern berufen. Sie können ein Sie fönnen sich auch auf die zweifelsfreie Unparteilichkeit der Be träge zu formulieren,( Lebhaftes Sehr richtig! bei den Sozialdemo fraten), sondern es wäre der Sache wohl dienlicher, wenn die An- aber ist noch niemals im Landesrat erschienen und als wir bindende Flugblatt verbreiten, auf dem die Themen der Vorträge angegeben träge in London   oder Paris   formuliert werden. Jedenfalls Erklärungen hierüber verlangten, wurden fie verweigert. Offenbar worden sind, die als politisch betrachtet wurden, wenn sie vor bleibt dem Reichskanzler der zweifelhafte Ruhm, der Friedensliebe denkt man, daß in Zukunft vielleicht einmal ein Bring in diese Arbeitern gehalten wurden, wie Gegen den Alkoholismus", ( Heiterkeit bei den Sozial­Deutschlands in der Welt einen schlechten Namen gemacht zu haben, Fährlichkeiten sich begeben könnte. angeben, daß das Landgericht Gumbinnen   den Bund der Land dem Ansehen Deutschlands   geschadet zu haben. Vor allem wird die Demokraten.) Die drei Bundesratsstimmen waren sicher nicht das Gegen die Schundliteratur" und auf der anderen Seite fönnen Sie wirte für unpolitisch erklärt hat.( Heiterkeit.) Vielleicht wird es auch christliche Bemerkung über das Recht der Schwachen in den kleinen Streitobjekt, sondern ganz etwas anderes, die Wahlrechtsfrage, Staaten Belgien  , Holland  , Dänemark   freudig berühren. gut sein, wenn der Reichskanzler fich darauf beruft, er habe alles

od is ga Kleines feuilleton.

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Die

die preußische Wahlrechtsfrage.

gebildet hatte. Jm Lichte dieser Jdee erscheint die Verbrennung des Toten als ein Aft der Trennung der beiden Seiten des menschlichen Wesens, als eine Befreiung der Seele aus den Fesseln des Leibes. Erst nach der Verbrennung fann die freigewordene Seele in das Totenreich zurückkehren. Wir wollen diese Borstellung eines Homer nicht ber teidigen, aber daß sie nichts spezifisch Teuflisches an sich hat und fachlich genau auf derselben Höhe steht, wie die religiösen Argumente, mit denen heute die Feuerbestattung bekämpft wird, das wird ja doch ein jeder unbefangen denkender Mensch zugeben müssen.

gesucht

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wurden.

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mit dem mit dem einzigen Unterschiede, daß sie" sich den Hals abschneidet. Ein Drama ist's zwar nicht, obligaten Gurgelschrei aber eine sehr erschröckliche Sientopp"-Theaterei. Dabei muß ein fürchterlich faltschnäuziger Doktor- Revolutionär aus Rußland  Wann ist die Sitte der Feuerbestattung entstanden? Wenn es in einem hin die Vorsehung" und Pythia   spielen. Ein braver Mann, richtig sein soll und nach Ansicht frommer Zentrumsmänner steht dieser während seines Transports nach Sbirien entronnene Nihiliste, es unumstößlich fest, daß die dee der Feuerbestattung eigens zur bor dem sich alle deutschen   Zugendtanten in gänsehautschauernder Bekämpfung des Christentums von der preußischen Regierung aus Wonne befreuzigen; denn auch er würgte feinen Transporteur zu Tode. Als Lichtpazen in der ägyptischen Chestandsdusternus gebedt worden ist, so hat der Teufel, in solchen Fällen die eigentlich läßt Jacoby einen puh! einen preußischen Polizeileutnant berantwortliche Person, das Christentum durch diese Jdee bekämpft, noch lange bevor es ein Christentum gab. Denn die Toten Geschichte im Marstall. Der Graf de Comminges   hat eine in die Szene hüpfen. Sit ein wahrhaftiger Gottmensch, dieser berbrennung zählt in Europa   ein so hohes Alter, daß ihre Anfänge Studienreise in den Berliner   Marstall unternommen und veröffent- näselnde Herr, triefend vor Edelmut. Nicht bloß, daß er jenen fich bis in die Steinzeit verfolgen lassen. In einem Referat, licht die Ergebnisse seiner Forschungen in der Rebue de Paris". russischen Flüchtling laufen läßt, er drängt ihn noch, sich dünne gehalten auf der 41. allgemeinen Versammlung der Deutschen   Der französische   Graf findet diesen Riesenstall mit seinen 300 zu machen. Was die Welt bisher nicht wußte, nun ist's sonnen­Anthropologischen Gesellschaft im Auguft vorigen Jahres( abgedrudt Pferden und 600 Wagen( 30 Automobilen) sehr sauber, dekorativ klar: die preußische Polizei besorgt feine Handlangerdienste für im Archiv für Anthropologie", 1911, I) hat Herr Seger die ein- nach außen, sehr einfach im Innern, bürgerlich", auch im Pferde- Rußland. Sie ist im Gegenteil ein Freund und Helfer russischer fchlägigen Tatsachen zusammengestellt, die auf die Entstehung der geschmad. Er bewundert die Stille, Ordnung und Geruchlosigkeit Revolutionsflüchtlinge, sie ist unschuldsvoll wie ein Widelfindchen. Leichenverbrennung in der jüngeren Steinzeit einiges Licht werfen. in dem Institut. Fast wie in einem Lazarett. Und neidisch ruft Und das erfreute die braven Spießer dermaßen, daß sie dem Nach Ansicht des Referenten ist die Totenbestattung überhaupt er aus:" Ah, wie leicht muß es sein, dieses Pferdevolt und dieses Leutnant- Dandy bei offener Szene wahre Hekatomben feist c. k schon in der älteren Steinzeit entstanden. Dies beweisen viele Menschenvolt zu regieren, beide ruhig, gemessen, vernünftig, natür- händigen Beifalls opferten.. die Skelette der lich diszipliniert." Aber dieser Marstall ist nicht nur eine hohe Ausgrabungen aus dieser Zeit, die uns Notizen. Verstorbenen auf einer Unterlage von zerkleinerten Feuer- Schule preußischer Regierungskunst, sondern er enthält auch ein -Kunst chronit. In der Sommerausstellung der Berliner  steinstücken, umgeben von Werkzeugen und Schmucksachen zeigen. Museum, aus dem man erkennen kann, wie die preußische Monarchie Das Charakteristische aller dieser Gräber besteht darin, daß die jeweilig gefahren ist. Da ist der Wagen, in dem Wilhelm I.   durch Sezeiiion, die im April eröffnet wird, soll eine größere Anzahl Zoten an den Herden ruhen. Darin offenbart fich der Gedanke Nobiling verwundet worden ist. Da das Gefährt, in dem Friedrich von Werken des verstorbenen Uhde sowie eine zusammenfassende des primitiven Menschen, dem Toten eine direkte Fortsetzung des Wilhelm III.  , sehr eilig, vor Napoleon   gen Often flüchtete, und als Ausstellung von Werken Slevogts gezeigt werden. Als neue bisherigen Lebens zu ermöglichen. Als später, in der jüngeren Stein- Gegenstück die Equipage, in der Wilhelm I.   1866 und 1870 hinter Gruppe werden einige junge französische   Stünstler auftreten, die sich zeit, die Lebensbedingungen sich geändert haben und der Mensch aus dem Strieg gefahren ist. Es ist zu vermuten, daß das nächste Expressionisten nennen. den Felsenspalten und Höhlen zu den Siedelungen im Freien über- Schauſtück eines solchen monarchischen Verkehrsmuseums ein Auto- Expressionisten nennen. ging, mußte sich der Tote, der nun abseits der menschlichen mobil sein wird. Wohnungen begraben wird, mit einem Ersatz des Herdes begnügen. Dies geschah, indem man über den Gräbern heilige Feuer ans Schauspiel zündete. Dieser Brauch wird so feststehend, daß man bis jetzt kaum ein haus: Gine Ehe". Drama von Karl M. Jacoby. An­größeres Steingrab angetroffen hat, das nicht die Spuren solcher gehende Derramatiker mit dem schnarrenden rr", bitte! steuerung drohen. Brände zeigte. Und er verwebt sich so innig mit dem Denken und tragen, wie Melos, immer einen Dolch, zum mindesten doch eine Fühlen der europäischen   Menschheit, daß er auch in den späteren Giftflasche oder ein Rasiermesser im Gewande. In des Waldus Beiten unter vielerlei Gestalten fortexistiert: die Lichter, die am tieftus Gründus", das heißt: hinter den Kulissen ertönt ein Allerseelentage auf den Gräbern angezündet werden, find gewiß gurgelnder Schrei; und wissen nun, da ist der Held in Hofen oder eine Erinnerung an das heilige Feuer der urzeitlichen Menschheit. Röden regelrecht vom Leben zum Tode befördert worden. Blut Von dieser Sitte bleicht nur ein Schritt zur eigentlichen Feuer- muß fließen; anders tut's so ein aufteimender" Dramer" nicht. bestattung. Die Feuerbestattung, die so am Ende der Steinzeit auf- Er gleicht jenem Manne, der sein Haus ohne Fenster baute, weil tritt, stellt sich nicht im Gegensatz zur früheren Begräbnisart. Beide er bermeinte, dessen Räume durch Sonnenlicht, in Säcken auf­Arten existieren nebeneinander. In der älteren Bronzezeit wird die gefangen und dort hineingestellt, zu erleuchten. Aber wie emfig Leichenverbrennung durch die Körperbestattung fast überall wieder er sich auch bemühte es blich leer und düster und kalt da berdrängt. Die rührt wahrscheinlich daher, daß mit dem Aufkommen brinnen... Ist ein Dichter, Ludwig Anzengruber   mit Namen, ber Metallverarbeitung die Menschheit einen viel größeren Ansiedelungs- der hat eine erschütternde bäuerliche Ehestandstragödie Hand und- Berichtigung. Im Unterhaltungsblatt Nr. 63 ist infolge spielraum erlangt hatte. Herz" geschrieben. Die Bäuerin verübt Selbstmord, indem sie sich eines Druckfehlers die Aussprache von Carlyle als Starlile an vom Felsen in den Abgrund stürzt; und ihr betrogener Mann gegeben. Obwohl über die Aussprache englischer Eigennamen felbft erwürgt den Haderlump, wie er ihn von der Treppe schmeißt. unter Engländern Abweichungen vorkommen, kann der schottische Aus Jacobys Drama" ergeben sich die gleichen Parallelen: nur Denter nur Karleil ausgesprochen werden.

Als religiöse Sitte treffen wir die Feuerbestattung viel fpäter, erst in der dritten Bronzeperiode an, nachdem in der indo germanischen Religion fich die dee des jenseitigen Totenreichs aus­

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Theater. Friedrich Wilhelmstädtisches

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Gegen die Besteuerung der Kunst, wie sie durch die Luftbarkeitssteuer geplant ist, hat jetzt auch die Berliner Akademie der Künste Protest erhoben. In der den Gemeindebätern zugestellten Begründung werden die schweren Schädigungen ausgeführt, die den fulturellen und sozialen Bestrebungen der Ausstellung bei einer Be­

Die tgl. Bibliothek in Berlin   hat nach einer am 13. Dezember 1910 vorgenommenen Zählung in der Druckschriften­abteilung 1149 006 Bände, in der Kartensammlung 9440 Bände, in der Musiksammlung 46 191 Bände und 2081 Säften mit ungebundener Musikliteratur, in der Handschriftenabteilung 31 518 Bände. Die Dazu kommt noch die Gesamtsumme beträgt 1236 155 Bände. bisher gesondert untergebrachte Deutsche Musiksammlung bei der In der Druckschriften­fönigl. Bibliothek mit 155 811 Bänden. abteilung sind die drei größten Unterabteilungen: Allgemeines und Literaturgeschichte( 111 454 Bände), Theologie( 132 440) und Rechts­und Staatswissenschaften( 112 685).