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ir.81. 28. Jahrgang. 1. KtilW Ks Jotmirtö" Knlim Bolblilatt. WWlh.5.MtS1l. Reichstag. 163. Sitzung. Dienstag, den 4. April, vormittags 10 Uhr. Am Bundesratstisch'»>. Heeringen. Dritte Lesung des Etats. (Zweiter Tag.) Die Beratung wird fortgesetzt beim Militäretat. Abg. Dr. Brunstermanu<Rp.) bittet um Berücksichtigung der Landwirtschast bei der Einberufung zu Reserveübungen während der Erntezeit und bei der Bewilligung von Ernte» Urlaub. Generalmajor Wandel sagt tunlich st e Berücksichtigung der Wünsche zu. Abg. Siebenbürger (t.) wünscht die Belegung kleiner Städte, namentlich in Pomniern mit kleinen Garnisonen. Kriegsminister v. Hceringen: Diesem Wunsch habe ich stets sympathisch gegenübergestanden; aber die Verhältnisse gestatten sehr oft nicht seine Erfüllung. Abg. Kunert(Soz.): In der zweiten Lesung habe ich das Bestehen von sächsischen militärischen Nebenfonds, wirklichen schwarzen Fonds zur Sprache gebracht. Ich frag« nun den sächsischen Bundesralsbevoll» mächtigten erstens in bezug auf die beiden gesetzwidrigen Drucker« lassen bei den Intendanturen von Leipzig und Dresden : Ist dem Herrn bekannt, ob eine straf- und zivilrrchtliche Verfolgung der Militärverwaltungsbeamte» vorgenommen oder eingeleitet worden ist, welche die Reichskasie ge- schädigt und den Rechnungshof jahrelang betrogen haben, indem fie wiederholt amtliche Urkundenfälschungen und Unterschlagungen in grober Zahl bewirk: haben. Wen» eine Umersuchung»ich: eingeleitet ist, so frage ich, aus welchem Grunde ist das nicht geschehen? In bezug aus den S a n d f o n d s konnte der sächsische Levoll- mächtigte keine Angaben machen und versprach, Nachforschungen an- stellen zu lassen. Welches ist das Ergebnis dieser Nachforschungen? In bezug auf den MontierungSsonds frage ich, welche Summe von Geldmitteln und Geldersparnisten ging im Jahre 1892 von der Depotkasse an die Kaste des BekleidungsamtS? Schliehlich richte ich noch die vierte Frage an den sächsischen Bevollmächtigten, wer der Eigentümer der drei unter königlich sächsischem Protektorat siehenden Hauptfonds ist, des Kriegs» beutefonds. deS OsfiziertasinofondS und des Unter» offizierunter st ützungsfonds? Sächsischer Bundesratsbevollmächtigter Generalmajor v. Salza und Lichtenau: In bezug auf die erste Frage kann ich nicht sagen, inwieweit eine Untersuchung stattgefunden hat. Ueber den SandfondS ist in Dresden eine Untersuchung eingeleitet; sie hat ergeben, daß ein solcher Rrbenfonds tatsächlich existiert. Wie er entstanden ist und ob er zu Recht oder Unrecht besteht, läßt fich nicht mehr feststellen.(HörtI hörtl bei den Sozialdemokraten. s UebrigenS beträgt der Fonds nur einige hundert Mark. Würde er also der Reichstasse zugeführt, so würde das auch keine Sufbesterung der Reichsfinanzen ergeben.(Heiterkeit.) Bei der dritten Frage kann ich eine Aufklärung über die Summe nicht geben. Zur vierten Frage bemerke ich. daß der Kriegsbeutefonds dem Reiche gehört, der OffizierskasinofondS dem König und der Unteroffizier«-Unterstützungsfonds ist ein sächsischer Staatsfonds. Abg. Gamp(Rp.) bittet um Errichtung einer Garnison in Deutsch » Krone und ferner um Zuwendung von Arbeiten sür die Bekleidungs- ämter nach der Keinen Stadt I a st r o w in Pommern . Es würde daS für dre dortigen Arbeiter, die oft arbeitslos find. Arbeitsgelegen- heit geben. Den Sozialdemokraten sei freilich an derarttger wirk« licher Hilfe für Arbeiter nicht gelegen.(Oho l bei den Sozial- demokraten.) Abg. Werner(Antis.) meint, daß alle Kulturstaaten fich gegen da? Bestehen der Fremdenlegion wenden müßten. Abg. ZnbeU(Soz.): Generalmajor Wandel hat meine Behauptung in der zweiten Lesung bestritten, daß in B r e S l a u die Militärkapellen den Zivil« berufsmusikern eine unberechtigte sehr fühlbare Konkurrenz machen. und hat behauptet, von hervorragenden Militär« und Zivilbeamten Kleines feuilleton« Wagner bei Rossini. Während seines Pariser Aufenthaltes hat Richard Wagner 1860 auch Rossini ausgesucht. Eine Schilderung des einzigen Zeugen dieser denkwürdigen Begegnung, des M. Michotte, der mit beiden Komponisten befreundet war, ver- öffentlicht der.Mestaggero". Vor allem gab Rosini Wagner den Rat, sich gegen die Angriffe der Kritik mit Gleichmut zu wappnen und jedenfalls nie zu antworten. Dann erzählte er von seinen Erinnerungen an deutsche Musiker und sprach auch von seinem Be- suche bei Beethoven , der ihm bekanntlich den Rat gab, nur komische Opern, wie den..Barbier von Sevilla ", zu schreiben».Er hatte recht," äußerte Rossini zu Wagner ,.ich behandele am leichtesten tomische Stoffe. Doch ich habe nicht die Auswahl der Libretti, die mir von meinen Jmpresarii ausgezwungen werden. Es ist mir sogar passiert, daß man mir nur einen Akt aushändigte, zu dem ich dann die Musik schreiben mußte, ohne die folgenden Akte und den Abschluß der Handlung zu kennen." Wagner knüpfte daran an, um Rossini darauf aufmerksam zu machen, wie der Musiker beim genauen Studium seiner Werke nicht selten Widersprüche in der musikalischen Ausdrucksweise fände..Ich muß Sie nun um so mehr bewundern,"-sagte Wagner lebhaft...daß Sie unter solchen Umständen eine Musik wie die des.Othello" und desMoses " schreiben konnten. Denn sie trägt den Stempel eines überlegenen lGeisres, hat gar nichts Improvisiertes an sich, sie ist die Arbeit ernster Ueberlegung und ein Produkt der bewundernswertesten Konzentration aller Kräfte des Gehirns." Worauf Rossini die charakteristische Antwort gab:.O. ich habe die Leichtigkeit und viel Instinkt. Und." fügte er dann hinzu,viel Lektüre und das Studium der großen Meister." Voll Enthusiasmus erzählte Rossini dann Wagner, was er den großen Genien deutscher Musik zu verdanken habe, Mozart und Hapdn seien seine Hauptlehrer gewesen, ebenso wie Beethoven und Bach. Wagner versuchte dann, dem italienischen Meister seine Ziele zu erklären, erläuterte die Ideen, die ihm vor- schwebten, und Rossini zeigte sich von der allumfassenden Größe dieser Absichten tief ergriffen. Er lauschte den Auseinander- setzungen des künstigen Meisters von Bayreuth gedankenvoll und antwortete schließlich mit einem Unterton leiser Melancholie:Ach, ich bin zu alt, um meine Blicke noch auf neue Horizonte zu richten. Aber Ihre Gedanken, was die Lästerer auch darüber denken mögen, find von jener Art, die der Jugend zu denken geben werden. Was mich angeht, so liegt meine Zeit abgeschloffen." Die Geschwindigkeit der Erbbebcnwcllea von Messina . Die mit dem zerstörenden Erdbeben von Messina zusammenhängenden Forschungen nähern sich erst jetzt ihrem Abschluß. Vielleicht eine der wichtigsten Untersuchungen, die durch das Ereignis vom 28. De- zember 1908 veranlaßt worden sind, ist eine jetzt von Professor Nizza veröffentlichte Abhandlung über die Geschwindigkeit» mit der in Breslau sei ihm versichert worden, das Musikleben Breslaus würde außerordentlich leiden, wenn den Militärkapellen das Konzertteren in dem bisherigen Umfange untersagt würbe. Der Musikdirektor Voigt aus Breslau ist im Kriegsl..inisterium vor- stellig geworden, um diese Behauptung richtig zu stellen, denn das Gegenteil ist wahr, und ich hätte erivartet, daß der Herr General- major die Sache selbst richtig gestellt hätte. In Breslau existiert ein philharmonisches Orchester und noch weitere Zivilkapellen, der Ver- band der Zivilberufsmusiker umfaßt 4S0 Personen, und diese Kapellen lind vollständig imstande, allen Ansprüchen gerecht zu worden, und haben unter der Konkurrenz der Militärkapellen außerordentlich zu leiden. Weiter sagte der Generalmajor, ich hätte von dem Tarif der Musiler nur diejenigen Positionen angegeben, die höhdr seien als beim Tarif der Mililärmusiker, diejenigen, bei denen das Gegenteil der Fall sei. wie Frühkonzerte, MatineeS , Ballmusik und andere hätte ich vergessen. Ich bin nun in der Lage nachzuweisen, daß bei allen von dem Generalmajor angeführten Positionen der Tarif der Zivil- berufsmufiker höhere Sätze aufweist, als der der Militärmufiker. Weiter behauptete der Generalmajor, der Verein der Berliner Musiker habe in diktatorischer Weise seine Beschwerden und Anfragen beim Kriegsministerium vorgebracht. Wie sich aus den Schriftstücken ein jeder überzeugen kann, ist davon gar keine Rede. Eine be- sondere Beschwerde geht dahin, daß trotz des Verbotes an die Militärmusiker iu Nachtcafös zu spielen, die? dennoch geschieht. So wird im Colosseum von Militärkapellen die Nacht hindurch bis zum frühen Morgen kon- zertiert. Man kann doch nicht behaupten, daß es sich hier um ein Konzertlokal handelt. Ich wenigstens kenne in Berlin kein Konzert- lokal, in welchem bei freiem Entree bis früh morgens um S Uhr Musik gemacht wird. Die Hauptsache ist eben hier, daß der Oekonom durch Hinausdrängung der Zivilberufsmusiker monatlich 1000 M. mehr verdient. Am letzten Sonntag war die Militärmusik dort verboten. Ich will hoffen, daß dies nicht ein Ausnahmefall war, sondern daß eS auch in Zukunft so bleibt. Schließlich erwähne ich noch, daß in Breslau von drei zu drei Jahren der Tarif der Militärmusiker unter Mitwirkung des General - iommandoS festgesetzt und daß dabei darauf geachtet wird, daß er init dem der ZivilberufSmusiker übereinstimmt. Wenn das in Breslau möglich ist, muß es auch in Berlin möglich sein. Ich werde jedenfalls diese Verhältnisse so lange zur Sprache bringen und öffentlich kritisieren, bis auch hier einheitliche Tarife festgesetzt sind. Abg. NoSke(Soz.): Herr Gamp hat sich wiederholt beschwert, daß der Reichstag fich mit Kleinigkeiten beschäftigt. In seiner Rede tut er daS selbst reichlich, wobei er uns zugleich vorwirft, uns sei nichts daran gelegen, die Lage der Arbeiter an kleinen Orten zu bessern. Diese Behauptung würde nur Berechtigung geben, in mehrstündigen Ausführungen nachzuweisen, daß das Gegenteil richtig ist.(Heiterkeit und Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Ich will indes darauf verzichten und nur bemerken, wenn die Herren recht? sich als be- sondere Arbeiterfreunde hinstellen, so erinnert daS an die Fabel vom Fuchs und den Gänse». Wie dieser so freundlich gegen sie gesinnt ist. daß er ihnen an die Kehle springen will, so wollen die Herren rechts nur aus der Arbeitskraft der Proletarier Gewinn ziehen.(Zust. b. d. Soz.) Wenn wir die Vergebung der Arbeiten an kleine Handwerker nicht wünschen, sondern ihre Herstellung in den Belleidungsänttern verlangen, so deswegen, weil wir wünschen, daß sie nicht in wirtschaftlich rückständigen Gebieten mit niedrigen Löhnen hergestellt werden. Die Bestrebungen, zu deren Vor- kämpfer Herr Gamp sich eben machte, bedeuten nichts weiter als die Propagierung sür die Erhaltung rückständiger Betricbsformen. Die Klagen gegen BekleidungSämter sind ganz gegenstandslos. In neuerer Zeit verlangt man ja auch, daß die Sachen statt in den Be- kleidungsämtern in Gefängnissen hergestellt werden.(Hörtl hört! bei den Sozialdemokraten.) Das ist eine ganz eigentümliche Art von Sozialpolitik. Freilich wird in den Gefängnissen billiger gearbeitet, aber auch die Arbeit ist dort bedeutend minderwertig. Man erinnert uns immer daran, daß die Staatsbetriebe Musterbetriebe sein sollen; nun Musterbetriebe im eigentlichen Sinne sind die Bekleidungs« amter gewiß noch nicht, aber sie sind doch moderne Großbetriebe und bedeuten daher einen erheblichen Fortschritt gegenüber den Gefängnisbetrieben und den kleinen Betrieben in kleinen Städten. (Sehr richtig l bei den Sozialdemokraten.) Abg. Blbrecht(Soz.): Herr v. Gamp hat seinen Parteifreund Linz gegen meine Aus- sührungen in der zweiten Lesung in Schutz genommen. Aber ich sich die Wellen eines Erdbebens nach den verschiedenen Erdteilen fortgepflanzt haben. Dem Gelehrten standen zum Zweck der Fest- stellung die Aufzeichnungen von 110 Erdbebenwarten zur Verfügung. Die größte Entfernung, über die hinweg eine der Erdbebenwellen verfolgt werden konnte, beläuft sich auf nicht weniger als 18 000 Kilometer oder fast die Hälfte des Erdumfanges. Aus dem ver- hältnismäßig kleinen Umfang der zerstörenden Wirkung des-Erd- bebens zieht Professor Rizzo den Schluß, daß der eigentliche Ur- sprungsort der Erschütterung in geringer Tiefe unter der Erd- oberfläche gelegen haben müsse. Unter den Wellen unterscheidet der Forscher drei Gruppen, die aufeinander folgten. Bis zu Ab- ständen von 1500 Kilometern um den Herd des Bebens schritten diese Wellen mit gleicher Geschwindigkeit fort, während über diese Entfernung hinaus die erste Wellengruppe eine Beschleunigung aufwies. Die späteren Wellen zeigten dies sonderbare Verhalten nicht. Innerhalb des Umkreises von 1500 Kilometern werden die Bewegungen zweifellos nur durch die feste Erdkruste fortgepflanzt, deren Dicke auf 44 Kilometer geschätzt wird. Die dritte Gruppe der Wellen, die wieder noch in drei Abteilungen unterschieden wird. war die, mit der die Haupterschütterung erst begann, während die voraus gegangenen Wellen noch keine zerstörende Kraft besaßen. Die letzten Wellen führten ihre Reise durch die Erdkruste am lang- samsten aus. Theater. Neue Freie Volksbühne(im Neuen Volkstheater): .Der Vielgeprüfte." Lustspiel von Wilhelm Meyer- F ö r st e r. Ein Juristeustück könnte man? nennen, weil im Mittel« punkt seiner Handlung ein Referendar steht, der zweimal durchs Assessorexamen fällt und infolgedessen genötigt ist. umzusatteln. Sotane Materie gäbe Raum zu funkelnder Satire anf Sankt Bureau« kratius und alle geheiligten Institutionen des NäbrvaterS Staat. Allein Satire ist nun die Sache des Autors von.Alt-Heidelberg' nicht: er bringt's nur zu ein paar kleinen Widerhäkchen. Desto kräftiger taucht er die Handlung m eine spießbürgerliche Atmosphäre von mehroder weniger Glaubwürdigkeit. Besagter Referendar oder richtiger, sein schwerreicher Schwiegerpapa, Stadtrat von Krähwinkel , hat die Wurst nach der Speckseite geworsen. Er gab dem Jusmenschen seine Tochter zur Frau in der Hoffnung, daß einmal aus dem Fisch ein Vogel wird. So haben dann.die Referendars" nicht bloß jung geheiratet, sondern jetzt bereits vier Kinder. Seit fünf Jahren ernährt der stadträtliche Papa die Familie- mit wachsender Ungeduld. Nunmehr bereitet sich der Referendar zur zweiten, letzten Prüfung vor. Er.ochst" ganz gewallig, aber kann es angesichts der Sticheleien und Drangsalierungen, denen er im Hause der Schwieger- eltern ausgesetzt ist, wundernehmen, wenn er wiederdurchrasselt"? So kommt's denn auch. Doch nun setzt sich der DurchfallSreferendar auf die Hinterbeine. Er macht sich selbständig: er wird journalistisch. Er geht mit'Hilfe eines armseligen Gerichtsreporters zu August Scherl als juristischer Briefkastenonkel. Bei dieser ungeheuer geistreichen Tätigkeit kann er seine RechlSgekehrsamkeit tüchtig leuchten lassen. Und da«r zudem seinen Schwiegervater aus einer ziemlich muß meine Ausführungen aufrecht erhalten. Weder Herr Linz noch Herr v. Gamp können die Denkschrift des Kriegsministeriums ge- lesen haben, denn ganz treffend ist in derselben nachgewiesen, daß das Schuhwerk für die Soldaten am besten in den Bekleidungsämtern hergestellt wird und nicht in kleinen Betrieben. Würden übrigens die Arbeiten in größerem Maß- stabe an kleine Betriebe vergeben, so würden Arbeiter in den Be- kleidungsämtern brotlos werden.(Sehr richtig! bei den Sozial- demokraten.) Den Herren von der Rechten ist es ja aber mit ihren Redensarten nur darum zu tun, Haudwerkerfang zu treiben.(Lebhaste Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Doch die Handwerker er» kennen allmählich Ihre Handwerkerfreundlichkeit, wie mir Zuschriften aus Handwerkerkreisen beweisen. Generalmajor Wandel: Ich habe auch nach den Ausführungen des Abg. Zubeil an meinen Darstellungen über die Verhältnisse in Breslau und in Berlin nichts zu ändern. Damit schließt die Generaldiskussion. In der Spezialdiskussion bemerkt Abg. Kunert: Durch die Antwort des sächsischen BundeSratsbevollmächtigten bin ich nicht befriedigt. In bezug auf die Druckerfonds konnte er eine klare Antwort nrcht geben. Diese beiden FondS müssen zweifellos als schwarze Fonds zugestanden werden. Man sagt, sie seien aus Privatmitteln entstanden. Diese Privat- mittel sind aber sächsische Nebenfonds und das sagt genug. Generalmajor v. Salza meint, man habe sich mit dem Rechnungs- hos geeinigt. Dadurch ist keineswegs dem Gesetz entsprochen. Wo Defekte entstanden find, muß eine Strafverfolgung ein« treten, sie darf nicht durch ein Einvernehmen einer Staats- regierung mit dem Rechnungshof aufgehalten werden.(Sehr richtig I bei den Sozialdemokraten.) Am meisten hat mich noch die Antwort in bezug auf den Sandfonds befriedigt; hier hat der General- major v. Salza die Existenz zugestanden und nur gemeint, der Fonds sei ja sehr klein. Das erinnert an die I u n g f e r. die ein Kind bekommen hat und zur Entschuldigung anführt, es sei ja nur ein ganz kleines.(Heiterkeit.) Ob klein, ob groß, die Existenz dieses Fonds ist ungesetzlich. Auf die dritte Frage war der General nicht vorbereitet, obwohl die Sache bereits seit zwei Monaten spielt. Aus seiner Antwort auf die vierte Frage wird eS viele Abgeordnete interessieren, daß es einen Reichsfonds gibt, den KriegSbeutefondS, der in Sachsen verwaltet wird. Aber auch die beiden anderen Fonds, die als königlicher und als Staats- fonds bezeichnet wurden, sind ihrer Existenz und Verwaltung nach ungesetzlicher Nahtr. Für alle staatlichen Fonds existiert doch eine offizielle Blich- und Kassenführung. hier aber ist sie geheim. Vizepräsident Dr. Spahn: Ich bitte hier nicht über sächsische Fonds zu sprechen. Abg. Kunett(fortfahrend): Der eine Fonds ist ein R e i ch S f o n d S und deshalb muß ich daraus eingehen können. Weiter bandelte eS sich um Stistungs- fonds. die doch auch in den Kassenbüchern vorhanden sein müßten. Vizepräsident Dr. Spahn: ES handelt sich nicht um Reichs- stiftungsfonds und um ReichSkaffenbücher.(Bravo l rechts.) Abg. Kunert(fortfahrend): Das Bestehen eines geheimen Fonds verletzt die Perfassung. Bei diesen Dingen läuft ein tüchtig Stück Korruption mit unter, das unterliegt gar keiner Frage. Aber eine Sühne tritt nicht ein. weil man die Blamage fürchtet. Wahrscheinlich sind noch mehr Neben« fonds vorhanden. Vizepräsident Dr. Spahn: Ich bitte, diese sächsische Frage zu verlassen. Abg. Kunert: ES ist keine rein sächsische Frage, da der Rechnungshof beteiligt ist.(Rufe rechts: Schluß! Schluß!) In diesen Dingen ist ein großes Stück von Korruption verkörpert, deshalb habe ich sie zur Sprache gebracht, dem muß eiu Ende gemacht werden.(Bravo l bei den Sozialdemokraten.) Sächfischer BundesratSbevollmächtigter Generalmajor v. Salza und Lichtenau: Ich brauche auf die Ausführungen des Abgeordneten Kunert wohl nicht einzugehen, denn er hat das alle« schon in der zweiten Lesung vorgebracht, und ich habe eS schon damals unter Zustimmung des HauieS widerlegt.(Lebhafte Zustimmung rechtS.) Ich bestreite ganz entschieden, daß bei dem Druckerfonds irgendein Defekt vorbanden gewesen ist, der Rechnungshof hat lediglich die Art des Betriebes moniert und ich weise die schwere Anschuldigung der Korruptton energisch zurück.(Bravo l rechts.) müffigen Affäre heraushaut, so wird aller Welt Aar. waS für befähigte Juristen oft an der wehleidigen zweiten.Staats- Prüfung" verloren gehen zum Heil für bürgerliche Berufe. Der Dichter hat hier zweifellos hübsche Lichter eines zausluftigen Groteskhumors aufgesteckt. Und die Darsteller bewegten sich glücklich in diesem Element. Fritz T r e i s l e r trug eine köstliche Stadtrats- maske; das referendarltche Ehepaar: Klara Bergen-Ober- länder und Otto Montna und ebenso die Vertreter der Neben- rollen spielten mit Verve.» fc. Humor und Satire. Alles homogen. WaS freie Geister je erstrebten, Die nicht am Hergebrachten klebten Und die dem Fortschritt sich geweiht Das ist erreicht in unsrer Zeit: ES ist die Freiheit, die wir meinen» Nur, wenn ihr eS genau beseht, So wird die Gleichheit euch erscheinen Im Licht der Homogenität. Der Reichstag präsentiert mit Wonne» Verschied'ne Wünsche wohlersonnen, Worauf von oben allsobald DaS WörtleinUnannehmbar" schallt; Sie finden alle Einquartierung Die Volkeswünsche, unbesehn, In den Papierkorb der Regierung, Dort ruh'n sie sämtlich, homogen. Gefährlich ist der Geldschrankknacker» Noch böser ist der Handabhacker, Am schlimmsten sind die beiden Blau'n» Die jenen Herrmann totgehau'n. Und wenn dich auch Empörung schüttelt) In Breslau und in Spreeathen, Sie werden allenicht ermittelt", Wie wunderschön l wie homogen! _(.Lustige(Blätter.*) Notizen. -- Theaterchronik. Das königl. Schauspielhaus wird Anfang Mai bis Mitte Juni drei Zyklen zuvolkstümlichen Preisen" aussühren. Vom 1. bis 25. Mai werden 16 Lustspiele, die sich auf dem Spielplane behauptet haben, von LessingsMinna von Barnhelm" bis zum unvermeidlichen Blumenthal in historischer Reihenfolge gegeben. Zu den Klassikern des deutschen Lustspiels rechnet ftch auch Herr Lindau, während G. Hauptmann natürlich nicht vertreten ist. Vom 17. Mai an folgt ein Zyklus Shake- spearescher Königsdramen und im Juni ewe Reihe von sechs Dramen Wildenomchs.