mehr auf die NnSder�chtlichleit der ZusahrtSfireck« zurückzuführen sei.An der gleichen Stelle ist neuerdings schon wieder ein Unglücks«fall passiert. Die Bebörde sollte doch einmal ernstlich untersuchen,wie weit die Unübersichtlichkeit der Strecke die Ursache dieser Unglück»«fälle bildet. Die Betriebssicherheit der Bahn würde erheblich ge-Winnen, wenn man die Wünsche des Fahrpersonals berücksichtigenund vor allem die Dienstzeit verkürze» würde. Ich möchte bei dieserGelegenheit die Eingabe des Vereins deutscher Lokoinotivführer umreiÄsgesetzliche Regelung der Dienstverhältnisse zur Berücksichtigungempfehlen und möchte weiter die Verwaltung ersuchen, endlich ein-mal die Verhältnisse am Duisburger Bahnhof zu untersuchenund zu bessern, bannt der.Schwarze Weg" endlich seinen sprich-wörtlichen Ruf al» Unglücksstelle verliert. sBeifall bei den Sozial«demokraten.)Präsident des Reichseisenbahnamtes Wackerzapp erwidert, das vomVorredner erwähnte Unglück sei tatsächlich daraus zurückzuführen,daß ein Signal durch einen Sturm defekt wurde.Der Etat deS Reichsei senbahnamteS wird bewilligt.Es folgt der Etat der Reichsschuld.Der Erat wird nach unwesentlicher Debatte bewilligt.Der Allgemeine PensionsfondS wird debattelosbewilligt.Es folgt derEtat der Ncichspostverwaltung.Abg. GieSbertS(Z.) befürwortet einen Antrag, daß die nicht-etatsmägigen Unterbeanuen sowie die zum Aufrücken in Unter-beamlenstellcn bestimmten Arbeiter und Handwerker der Post- undTelegrapheiiverwaltung spätestens nach zehnjähriger Dienstzeit etals-mäßig angestellt werden.Abg. Hengsbach(Soz.);Da» Dorf Hamborn ist. endlich Stadt geworden, aber diepostalischen Verbältnisse sind noch immer recht dörflich geblieben.Redner führt einige Fälle an. Man sollte in Hamborn ein Jentrai«Postamt errichte». Auch die Telephonverhältnisse sindnicht auf der Höhe. Man sollte einem Orte mit einer solchengeradezu amerikanischen Entwickclung doch mehr Rechnung trogen.Abg. Hormanu<Vp.) beschwert sich über die Entlaffung vonTelegraphenarbeitern in Halle, Braunlchweig und Erfurt.Staatssekretär Kraetke: Die Entlassenen sind anderweitig unter»gebracht.— In einem Orte mit solcher amerikanische» Eutwickelung,wie der Abg. Hengsbach die von H a m b o r n zutreffend genanntbat. treten naturgemäß Schwierigkeiten ein, weil die Postverwaltungin der UebergangSzeit nicht allen berechtigten Wünschen Rechnungtragen kann; doch soll geschehen, waS irgend möglich ist. Es sollauch noch einmal geprüft werden, ob die Telephonzentrale inHamborn bleiben kann.— Die Resolution GieSbertS bitte ich ab-zulehnen, da sie etwas ganz Undurchführbares fordert.Abg. Dr. Dröschcr<l.) begründet einen von den Konservativenund Naiionalliberaten eingebrachten Antrag, die von der Budget-kommiision gestrichenen b Oberposträte und 2 O b e r p o st-in spektoren wieder einzustellen. Staatssekretär K r a e t k eschließt fich diesem Wunsche an.Abg. Frhr.». G»mp(Rp.): Die Kommisston hat ihren Beschlußnach reiflicher Beratung gefaßt, und der Reichstag ist ihm in derzweiten Lesung beigetreten. Da ist es ein eigentümliches Ansinnen,der Reichstag solle jetzt in der dritten Lesung umfallen.—Der Antrag deS Zentrums(Abg. Srzberger(Z): ES istlein Zentrumsantrag)— ich freue mich, daß Herr Erzbergerwenigstens seinen Grundsätzen treu geblieben ist und nicht für neueBcamienstellen eintritt; ich bitte Sie, die Resolution GieSbertS, diealso nicht eine des Zentrums, sondern eine au» dem Zentrumist iHeiterkeit), abzulehnen.Staatssekretär«raetle: Der Abg. Zu Seil hat bei der zweitenLesung heftige Angriffe gegen die Mannheimer Postverwaltunq er«hoben und sie beschuldigt, sich in den D i e» st der Polizeigestellt zu haben und gegen sie sogar den schweren Vorwurf derVerletzung des Briefgeheimnisses erhoben. Die Beschuldigungen habenfich als völlig unbegründet erwiesen. Ich möchte doch bitten, nichtsolche unbegriindeten Anschuldigungen hier zu erheben, die geeignet sind,daS Ansehen der Post vor der Oefsentlickleit herabzusetzen. Wenn mirlonlrete Fälle mitgeteilt werden, in denen daS Brief-gehetmnis verletzt ist, werde ich natürlich unnachstchtlich«inschreiten.Abg. Eichhorn(Soz.)bringt dm Fall deS LandbriesträgerS Dorsch in Osterode zurSprach« und betont den Einwänden des Staatssekretärs aus der zweitenLesung gegenüber, daß der Beamle schwer schilaniert wurde. Ich hattehier m der zweiten Lesung Mißstände im Frankfurter Telegraphen-amt zur Sprache gebracht. Statt daß die Mißstände beseitigt wurden,legte man den Postbeamten eine Erklärung vor, in der siesich gegen die„unwahren" Darstellungen deS Abg. Eichhorn und�jegen verwahrten, daß ein Soziaidemolrat die Interessen der Post-beamten vertrete. Die Erklärung ging vom Postdireltor Schreiber ausund natürlich dürft« kein vramter wagen, seine Unterschrift zu verweigern.lHörtl hört I) bei den Sozialdemokraten.) Solange ein derartige«Bersahrm geübt wird, solange die Postverwaltung, statt Mißständezu beseitigen, sich gegen die wendet, welche diese Mißstände auf-decken, werden ivir uns durch die Entrüstung de» Herrn v. Gampnicht abhalten lassen, diese Dinge hier zur Sprache zu bringen.(Leb-hafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)Staatssekretär Krätke: Ich nehme an. daß e» den Sozial-demokraten daraus ankommt, die Mißstände oder waS fie alssolche ansehm, zu beseitigen. Dann sollen sie aber auch mit denNamen ihrer Gewährsmänner herausrücken. lZuruf beiden Sozialdemokraten: Damit sie ge maßregelt werden I)Man lann aber nicht verlangen, daß die Verwaltung sich vor derAutorität anonymer Hintermänner beugt.(Lebhafte Zustimmungrech!».)Abg. Dr. Neumami-Hofer(vp.) rügt einen Fall großm Schien-drianS in der Berliner Telephonverwaltung.Abg. Zubeil(Soz.):Ich bin nicht in der Lage, meine Ausführungen au» derzweiten Lesung einzuschränken, wenn nicht ein einwandfreierBeweis erbracht wird, daß hier die Postbehörde unschuldig ist.Wenn das, waS der Staatssekretär sagt, wahr ist. so dürfte doch dieVmivort. die von Ungricht erteilt ist. nicht erteilt werden. Wie hatdenn die GericktSbehörde überhaupt Kenntnis von dem Telegrammerkalten? Dann möchte ich noch den Staatssekretär bitten, dochendlich die Pflicht gegen die Weripaletbegleiter zu erfüllen undihnen die Gelder auszuzahlen, die ihnen zu Unrecht abgezogen sind.Staalssekrelär Krartke: Ich laim nur wiederholen, daß wir demErsuchen de« UnlersuchungSrichterS Folge geben mußten.Damit schließt die Debatte. Der Postetat wird bewilligt.Gegen die Stimmen der Sozialdemokraten auch die O st m a r k e n-zutage, wofür ouS Versehen auch die Polen stimmen, waS mitgroßer Heiterkeit aufgenommen wird.Di« Resolution GieSbertS wird angenommen, der AntragDröscher wird abgelehnt.Es folgt derEtat der Zille«»d BerbraiichSstencrn.Schatzsekretär Mermuth: Bei der zweiten Lesung hat der Abg.Gothen, angefragt, ob vom Bunde der Landwirte für die ihmvon seiner Vellaussstelle überwiesenen ProvisionSgelder au» demttaligeschäst eine S ch e» k u n g S st e u e r entrichtet ist und ob dieseUeberweisungen als Schenkung anzuichcn sind. Wenn eine Gegen«leistung dafür erfolgt ist, sind es l e i n e S ch e n l u n g e n. Imanderen Falle handelt e« sich um Schenkungen.(Große Heiterke»t.)Ueber die Verhältnisse eines Zenstten Auskunst zu geben, muß ichablehnen.(Erneute Heiterkeit.!Abg. Dm(Vp.): Der ReichSschatzsekretär hat drei Tage ge«braucht zu dieser Erklärung, mit derem letzten Teil ich inhaltlicheinverstanden bin. Aber ich möchte ihm doch den gute» Rat geben,wenn er einmal nicht mehr im Am t ist und sich nacheiner anderen Beschäftigung umlehen muß, diese dann nicht inder Jurisprudenz zu suchen, sondern lieber in der Diplomati«.(Große Heiterkeit.)Abg. Dr. Röficke(k.): Ich kann nunmehr konstatieren, daß alleAngriffe gegen uns fich als ganz hinfällig erwiesen haben.(Wider-spruch links.)Der Etat wird bewilligt.Abg. Dr. Frank(Soz. szur Geschäftsordnung�): Da ich zurSache das Wort nicht mehr bekommen habe, stelle ich zur Geschäfts-ordming fest, daß das Gegenteil von dem richtig ist, was HerrRösicke soeben behauptet hat.(Große Heiterkeit und Zustimmunglinls.)DaS Etatsgesetz wird angenommen, und darauf inder Gesamtadstimumng der Etat gegen die Stimme» der Sozial-demokraten.Der Präfident schlägt vor, die nächste Sitzung am 2. Mainachmittags 2 Uhr sestzuietzen mit der Tagesordnung: EinführungS-gesetz zur ReichSversicherungSordnung in Verbindungmit Gesetzentwurf betr. Aushebung des HilsSkassen-gesetzes.Gegen diese Verbindung wenden sich die Abzg. Molken-buhr(Soz.) und Hoch(Soz.), denen sich die Abgg. Schultz(Rp.)und W i e m e r(Vp.) anschließen.Schließlich wird der Vorschlag deS Abg. v. Normann(k.) an-genommen, beide Gegenstände jedoch ohne Verbindung aus die TageS-Ordnung zu setzen.Mit dem Wunsche, sich in den Ferien gut zu erholen, schließtder Präfident Graf Schwerin-Löwitz die Sitzung um'/ß Uhr.Hue der frauenbewecfuna.„Wahlrechtsamazonen"«nd„Stimmrechtsweiber".Unter jenen Blättern, die ihren Aerger über den eindrucks-vollen Verlans unseres Fran'enwahlrechtstages am schlechtestenverbergen konnten, standen natürlich die„DeutscheTageszeitung" und die„G e r m a n i a" obenan,~der Junker und Arm in Arm mit ihm das Pfäfslein!Die liebe schwarze„Germania" betitelte in Nr. 66 unterschönen geistlichen Späßchen unsere Frauen als„Stimm-rechtsweibe r",„Wahlrechtsamazone n",„dieüber Krieg und Frieden entscheiden wollen". Die würdigeDame sagte, es hatte„einen Stich ins Heitere", daß„diese Ge-scllschast" an der Eroberung der politischen Macht teilnehmenund die Klassenherrschaft beseitigen will.Aber diese Heiterkeit scheint doch nicht ungetrübt zu sein;sicherlich war mehr Aerger dabei als richtige Heiterkeit. Wiewürde sonst die Zentrnms.„Germania", alle Klugheit beiseitesetzend, den Frauen gezeigt haben, wie hinterhältig- verlogenund gegnerisch sich doch im Grunde seines Herzens das Zen-trum gegen die Frauen verhält. Denn auf dem Katholiken-tag in Straßburg sprach sich daS Zentrum doch auch, wennauch mit bezeichnenden„Wenn" und„Aber", für das Frauen-Wahlrecht aus. Warum denn nun mit einemmal so geschmack-voll„Stimmrechtsweiber", wo wir so viele Frauen für diesesRecht begeistern?Aber das Zentrum möchte das Frauenwahlrecht gern alseinen Notnagel brauchen für jene Zeiten, wo dieseschwarze Gesellschaft bei den Männern vollständig abgewirt-schastet haben wird und sie es doch nicht wagen darf, dasverhaßte Wahlrecht einfach abzuschaffen. In diesen Zeitender schweren Not soll das Frauenwahlrecht der rettendeStrohhalm sein, an dem daS Zentrum sich noch eine Weileüber Wasser hält, wenn es im Strome der Zeiten, vom er-wachten Klassenbewußtsein der Arbeiter hinweggeschwemmt,elend ertrinken muß. Nur sind wir boshaft genug zu hoffen,daß bis dahin sein Einfluß unter den Frvuen ebenso dahin-gegangen sein wird, jener Einfluß, den es bis jetzt mit Hilfeseiner besten Agitatoren, der Geistlichen, noch ausübt. Wenndie„Germania" die Arbeiterinnen noch recht oft als Wahl-rechtsamazonen, Stimmrechtsweiber und dergleichen begeifernwollte, dürfte sich diese Eutwickelung wahrscheinlich nochschneller als ohnehin vollzogen haben.— Vor ein paar Jahr-zehnten, als noch keine fff sozialdemokratische Frauenbewegungden Zentrunisdemagogen die Verdauung beschwerte, durftensie sich ihre Trübsal ganz ungestraft mit allerlei Wippchenüber die Frauenrechte erheitern. In der Wahlrechtszeitungerinnert Genosse V o l l m a r z. B. daran, wie, als die So-zialdemokratie zum ersten Male in der bayerischen Kammerdie Anträge auf Frouenrechte einbrachte, der Führer des Zen-trums meinte, die Frauen sollten lieber Hemden nähen, alssich um Politik bekümmern. Und die ganze Kammer stimmtedieser Weisheit unter allgemeiner Heiterkeit zu. Seitdemaber der Wellenschlag unserer Bewegung auch bis zu denkatholischen Frauen gedrungen ist, miissen die schwarzen Volks-freunde sich der Not gehorchend auch mit der Frauen-frage beschäftigen. In Straßburg sind sie anscheinend etwaszu hitzig gewesen— noch ist die Stunde des Frauenwahlrechtsfür das Zentrum nicht gekommen— und so versuchen sie esvorläufig noch mit allerlei himmlischen Mixturen.Deshalb faßt der Katholikentag in Köln dm Beschluß, diekatholischen Frauen recht eng in ein Netz von r e l i g i ö s e nVereinen zu verstricken.Ter Katholikentag in Düsseldorf sang wieder dieselbeFrauen— Rattcnfängermelodie. Gleich in der ersten Festver-sammlung schilderten die Festredner mit schönen Worten, wiedie Frauen und Jungfrauen den katholischen Frauenvereinenbeitreten und all ihren Einfluß auf die Männer anwendensollen, damit dieselbm bei dm Reichstagswahlen den richti-gen Gebrauch vom Stimmzettel machen. Also diese Frauensollen gewissermaßen organisierte Wahlschlepperinnensein; sie sollen die gefährdeten Zcntrumsstimmen beitreibenund überhaupt die Männer fein am schwarzen Gängelbandehalten helfen. Die Zmtrumspfäfflein spielen den Wählernmit Aberglauben und Höllenschreckcn auf, und soweit das nochnicht hilft, bearbeiten dann die geistlich inspirierten Frauendie Männer auf ihre Weise. Das ist die„Frauenbewe-gung", wie die Leithammel im Zentrum sie sich vorläufigdenken: gegen solche„Wahlweiber" hat auch die«Germania"nichts einzuwenden.Diese guten Leute werden sich im kommenden Wahlkampfewieder in allerlei Gestalt und mit honigsüßen Reden an dieArbeiterschaft herandrängm, tmd für die Betörung derFraum werden sie wohl so eine Art Frauen-Reichs,.wahrheits"-verband begründen. Aber unsere„Stimmrechtsweiber�'werden ebenfalls auf ihrem Posten sein. Sie werden den inUnwissenheit verblendeten Frauen klarmachen, daß es keine sogefährliche und heuchlerische Parte; mehr gibt als gerade dasZenttum.Die„Stimmrechtsweiber" quittieren die Schimpfredender„Germania" dankend als ein neues Agitationsmaterialgegen das Zentrum. Sie sind ein Beweis, in wie tiefsterSeele es dem Zentrum verhaßt ist, daß die Fraueu erwachenuud politisch mündig zu werden beginnen.Gembts- Leitung.DaS Nrteil im Prozeß gegen den»Lorraine sportlve"wurde gestern abend verkündet. Es lautet gegen Samain wegengemeinschaftlichen Hausfriedensbruches auf v Wochen Gefängnisund wegen Veranstaltung eines Konzertes ohne polizeiliche Er-laubnis auf 4 Mark Geldstrafe. Der Staatsanwalt batte dreiMonate beantragt. Gegen Sehl wegen gemeinschaftlichen Haus-friedensbruchs aus 4 Wochen Gefängnis, gegen Karl Marin undLorenzer wegen groben Unfug auf je 60 Mark Geldstrafe, gegenTourneoiS, Ernst Marin und Bracchi auf je 30 Marl Geldstrafe.gegen Nicola wegen Aufruhr auf 6 Monate Gefängnis und 60 MarkGeldstrafe wegen groben Unfug, gegen Schneider wegen Widerstand.Bedrohung und Bestechung auf b Monate Gefängnis, den beide»Letzteren wurde die Untersuchungshaft angerechnet. In der Bc-gründung führte das Gericht aus, daß die Veranstaltung als eineöffentliche anzusehen fei, und daß gemeinschaftlicher Hausfriedens-bruch vorliege._Bravorufe und Händeklatschen als grober Unfug!Während des Schmiedestreiks in Berlin erbat eines TageS derHofsisimiedemeister Povp polizelliche Hilfe, indem er sagte, seineSchmiede würde gestürmt. Tatsächlich handelte eS sich lediglichdarum, daß einige Streikende unter Benutzung eines Zugangsdurch eine Kneipe mit den Arbeitswilligen auf dem Hof Fühlungsuchten, um sie zum Anschluß an den Streik zu bewegen. Dermit vier Mann heranrückende Polizeileutnant Klupsch fand dennauch nichts zu tun. Auf dem Hof war niemand mehr und etwa 100Personen, die sich infolge des polizeilichen UeberwachungsdiensteZbei Streiks auf der Straße angesammelt hatten, waren bereitsim Begriff, sich zu zerstreuen. Da sah der Leutnant, daß jemanodurch den schmalen Schmuckstreifen an der Promenade unter derHochbahn trat. Er befahl einem Schutzmann, den Missetäter fest-zustellen. Der nahm aber Reißaus. Der Schutzmann ranntehinterher, mußte aber die Verfolgung aufgeben, weil der andereflinker war. Das erregte große Heiterkeit bei dem Publikum.Einige Personen klatschten auch in die Hände und riefen: Bravo!Der Streikende Schmied Medow, der zwar nicht als Streikposten.sondern aus allgemeinem Interesse an dem Ausgang des Streiksbei Popp fich dort aufhielt, wurde festgenommen und in zweiterInstanz zu einer Woche Haft verurteilt, weil er durch Händeklatschenund Bravorufen groben Unfug verübt habe. Daß er geklatschtund Bravo gerufen habe, nahm das Landgericht trotz deZ ent-schiedenen Widerspruchs W.s namentlich auf Grund der Aussagedes verhaftenden Schutzmanns an, der sich bestimmt geäußerthatte, während die Aussage des Leutnants, der den Befehl zurVerhaftung gab, ziemlich unbestimmt war. DaS Gericht führtedann aus, das Verhalten des Angeklagten habe den Charakter einerVerhöhnung der Polizei gehabi, was bei„Streikunruhen" sehr insGewicht falle. Man könnte sich denken, daß dies Bravorufen undHändeklatschen wie ein Signalschuß hätte wirken können und daßes geeignet wäre eventuell zu Streitigkeiten Anlaß zu geben. DasPublikum müsse sich beunruhigt fühlen und„zweifellos" hättensich auch Passanten dort befunden, die„sich beeinträchtigt gefühlthätten". Es sei eine Gefährdung des äußeren Bestandes der öffent-liehen Ordnung zugleich dadurch in die Erscheinung getreten.Grober Unfug liege vor. In Betracht käme, daß die zum Fort-gehen bereits geneigte Menge durch das Klatschen und Bravorufenwieder vorübergehend zum Stillstand gekommen sei.W. legte Revision beim Kammergericht ein. bor dem ihn Rechts-anwalt Lrsser vertrat. Er rügte in längeren Ausführungen, daßdie Anwendung des Begriffs des groben Unfugs auf den Tat-bestand, wie er sich aus den Darlegungen deZ Landgerichts ergebe,durchaus verfehlt sei.Das Kammergericht verwarf aber am Sonnabend die Revisionmit folgender Begründung: Es sei keine Rechtsnorm verletzt. OhneRechtsirrtum habe das Gericht angenommen, daß hier grober Un»fug vorlag.Sonderbare RechtSauffassung. Ist Lravoruf beim Mißlingeneiner Polizeitat grober Unfug— entspricht dann ein Pfuiruf derherrschenden Ordnung?Bom Krawattenfabrikanten Adolf Steinberg.Herr Steinberg, der bekannte Krawattenfabrikant, Kar Inzweiter Instanz vom Landgericht wegen Beleidigung mehrererHerren(Beamte), die zu seinem Segeliachtklub gehört hatten, zueiner Geldstrafe von 600 M. verurteilt worden. Jetzt hatte dasKammergericht über feine Revision zu befinden. Die Sache istimmerhin so interessant, daß wir den Sachverhalt unseren Lesernmitteilen wollen.Der„Deutsche Jachtklub", der dem Segelsport huldigt, hatte zuSeinem Vorfitzenden Herrn Krawattenfabrikanten Adolf Steinberg.luS irgendwelchen Gründen hatten sich im Klub zwei Parteien ge-bildet. Es kam zu Ausschlüssen von Mitgliedern, zu Protestendieser Mitglieder in einer Generalversammlung, wo ihr Protest ver-warfen wurde. In derselben Versammlung stellte ein Anhängerder Partei des Vorsitzenden den Antrag. Herrn Steinberg für seinedem Verein geleisteten Dienste als Entschädigung 1000— tausend—Mark zu bewilligen. In den Verhandlungen darüber fiel auchnebenbei eine Bemerkung von einer nahe bevorstehenden Pfändungvon Vereinsbooten. Einige Herren kamen auf den Gedanken, daßsich Herr Steinberg eventuell für seine Bemühungen an einemVereinsbot schadlos halten könnte. Sie veranlaßten, daß das besteBoot, die„Havel", von seinem Ankerplatz entfernt und irgendwoin Verwahrung gegeben wurde. Herr Steinbcrg machte namensdes Vorstandes bei der Staatsanwaltschaft Anzeige, daß der VereinAnlaß habe, anzunehmen, daß das Boot durch verschiedene Verein?-Mitglieder entwendet worden sei. Er verschwieg hierbei aber, daßer inzwischen von verschiedenen Herren ein Schreiben erhaltenhatte mit der Mitteilung, daß die„Havel" von Vereinsmitgliedernentfernt und anderweitig zur Verwaltung untergebracht sei, umzu verhindern, daß St. daS Vereinsvermögen für sich verwende.Mehrere Beamten gehörten zu diesen Herren, die so von Herrn St.dachten. Namens des Vereinsvorstandes schrieb Herr Steinberg andie vorgesetzten Behörden dieser Beamten, zum Beispiel an denPräsidenten des Reichsversicherungsamtes, und teilte diesen Bc-Hörden mit, daß er Strafantraa wegen Diebstahls gestellt habe.Auch in diesem Schreiben unterließ er eS, von dem Schreiben derHerren, daß das Boot nur anderweitig verwahrt werden solle, Mit-tcilung zu machen. In einer späteren Versammlung kam es nochzu einem Krach. Bereits ausgeschlossene Mitglieder wollten teil-nehmen an der Verhandlung über einen Antrag, einen neuen Vor,stand zu wählen. Steinberg erklärte, alle ausgeschlossenen Mit-glieder hätten sich zu entfernen. Widerspruch ließ er nicht zu. Nun,mehr verließen 14 Herren das Lokal, gingen in ein anderes Nestau«rant, konstituierten sich hier als Generalversammlung des Klubsund wählten einen neuen Vorstand. Der Verein ist ein einge,tragencr. Die Herren beantragten beim Vereinsregister die Ein-tragung des von ihnen gewählten Vorstandes an Stelle des vonSteinberg präsidierten Vorstands. Nun ließ Herr Steinberg durcheine Angestellte gegen sie Strafanzeige wegen intellektueller Ur-kundenfälschung und betrügerischer Manipulationen erstatten. DieSläge in dem Antrage auf Einschreibung des angeblichen neuen Vor-standes, weil der Beschluß und die Wahl nicht befugt gewesen sei.Auf Antrag Steinbcrgs wurden dann von den Herren der neuenKonstitution verschiedene durch den alten Vorstand ausgeschlossen.Es war wieder von betrügerischen Manipulationen einiger derHerren die Rede. Nunmehr stellten mehrere der vom alten Vor-stand ausgeschlossenen Mitglieder Strafanzeige gegen Steinbcrgwegen falscher Anschuldigung, Beleidigung usw. Seitens Stein-bergs ging später ein neues Schreiben an die schon erwähnten vor-gesetzten Behörden ab. wo die Beschuldigungen gegen die betreffendenBeamten wiederholt wurden.Auf Grund dieses Tatbestandes erfolgte die VerurteilungSteinbcrgs in zweiter Instanz zu 600 M. DaS Amtsgericht warnoch weiter gegangen. ES hatte auf Gefängnis erkannt.Das Landgericht nahm nur drei Fälle der Beleidigung an.während das Amtsgericht mit fünf Fällen gerechnet hatte. DasLandgericht meinte u. 0.; Wenn fax Larümch glaubte, bejMeo