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Nr. 82. 28. Jahrgang.

Sozialdemokratie

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

und Rüftungsbeschränkung.

Von G. Ledebour .

Der Antrag der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion auf Einleitung von Verhandlungen zur Einschränkung der Rüstungen und zur Abschaffung des Seebeuterechts ist in der Leipziger Volkszeitung " und der Bremer Bürgerzeitung" fehr abfällig kritisiert worden.

Kritik zu üben, nicht nur an den Gegnern, sondern auch an den eigenen Parteigenossen und deren Betätigung, ist ein gutes Recht, es ist unter Umständen sogar eine dringende Plicht der Parteipresse. Auch der Reichstags­fraktion fann es nur ersprießlich sein, wenn diese Stritit regelmäßig, natürlich mit der gebotenen Sorgfalt und Sachlichkeit geübt wird. Ich stehe gar nicht an zu erklären, daß es vielleicht ganz gut gewesen wäre, wenn solche Kritik häufiger geübt würde. Deshalb billige ich es auch durchaus nicht, daß andere Parteiblätter das schwere Geschüß moralischer Entrüstung gegen die Kritik jener beiden Zeitungen aufgefahren und den Kritikern üble Motive untergeschoben haben. Form und Ton ihrer Kritik, so abfällig sie ausgefallen ist, scheint mir nicht über das unter Parteigenossen zulässige Maß hinauszugehen. Nur der Zeitpunkt, an dem unsere Kritifer in

Donnerstag, 6. April 1911.

Lohnsystem mit höchstem Recht als die Form der kapitalistischen mit dem Reichskanzler v. Bethmann Hollweg . Die Reichstags­Ausbeutung des Menschen durch den Menschen kennzeichnen fraktion bejahte sie, wie jene Blätter ganz richtig annehmen. fönnen. Niemals aber werden sie den Antrag stellen können, den ch darf wohl hinzusetzen, daß die Fraktion sich dabei im Ein­Herrn Reichskanzler zu ersuchen, das Lohnsystem abzuschaffen. Ein solcher Antrag wäre unter bestehenden Verhältnissen eine klang befand mit der deutschen Delegation auf dem internationalen Utopie, und ist selbstredend nie gestellt worden. Aber auf der Sozialistentongreß in Stopenhagen und mit der überwältigenden selben Höhe scheint uns der Antrag zu stehen, den gestern Genosse Mehrheit dieses Kongresses überhaupt, denn eine Opposition Scheidemann begründete: den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, gegen diese Auffassung trat nur zutage bei einem polnischen fofort Schritte zu tun, um eine internationale Verständigung und einem holländischen Mitgliede der vorberatenden Kom­über die allgemeine Einschränkung der Rüstungen herbeizuführen. mission.

Gewiß: man fann sagen, Einschränkungen der Rüstungen Unsere Freunde in Leipzig und Bremen sind nun, wie ist noch nicht Abrüstung. Nur das letzte ist eine rein sozialistische aus ihren Ausführungen hervorgeht, zu ihrem irrigen Schlusse Forderung, während die erste auch unter fapitalistischen Ver­

hältnissen denkbar wäre. Denkbar! Je nun! In einer imaginär- nur gekommen, weil sie sich blenden ließen durch die zweifellos fapitalistischen Welt vielleicht, in der konkret- kapitalistischen Welt gewaltigen Kräfte und Strömungen innerhalb des Kapita­jedoch sicherlich nicht. Herr Bethmann Holliveg hat alle die lismus, die auf eine gewaltsame staatliche Raubpolitik und Gründe angeführt, die einem kapitalistischen Wortführer den damit auf die stetige Rüstungssteigerung hindrängen. Sie fozialdemokratischen Antrag unmöglich machen, und eigentlich faßten dabei aber nicht ins Auge oder würdigten nicht genügend hätte unser Redner die Rede halten müssen, die innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft sich gleichfalls die der Reichstanzler hielt. Der Sozialdemo=

frat hätte nachweisen müssen, daß der Kapitalismus auf den stetig entwickelnden Gegenkräfte und Gegenströmungen, die für Weltkrieg hinarbeitet, daß er ohne beständige Ausdehnung der den Frieden und damit für die Rüstungsbeschränkung wirken. Rüstungen nicht auskommen fönne, daß infolgedessen für ihn Das erscheint mir aber doch als ein arger Denkfehler, tweder ein Stillstand noch gar eine Einschränkung der Rüstungen als eine Verkennung des dialektischen Entwickelungsganges des in Frage komme. Und gerade darin bestehe die Gemeingefährlich Kapitalismus , die bei so wohlgeschulten Marristen, wie sie in teit des Kapitalismus, gerade deshalb dürften die unterdrückten Leipzig und Bremen hausen, besonders auffällig ist. Klassen nicht ruhen, bis der Kapitalismus an seinen eigenen

Widersprüchen und feiner menschenmordenden Gemeingefährlich feit zugrunde gegangen ist."

Die Bremer Bürgerztg." ferner preist am

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lichen Machtmittel auszumuten zur Beraubung fremder Dem Kapitalisntus immanent ist das Bestreben, die staat­Völfer, zur Unterjochung fremder Länder, um sie im Interesse der

ihrem Eifer losgeschlagen haben, scheint mir nicht glücklich gewählt. 1. April in dem Artifel Auf dem Holzwege" gleichfalls heimischen Stapitalisten besser ausbeuten zu können. Träger

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Aber der Kapitalismus erzeugt in seinem Schoße Gegenfräfte und Gegenströmungen, die an Kraft stetig zu­nehmen mit dem Wachstum des Kapitalismus selbst. Wie fann man sie völlig außer acht lassen, will man die Frage der Einschränkungsmöglichkeit der Kriegsgefahr und der Kriegsrüstungen erörtern!

Nachdem die Einbringung jenes Antrages angefündigt war und noch ehe die Verhandlungen darüber im Reichstage ab- den Reichskanzler, weil er seine Behauptung, daß die Ein- dieses Triebes sind die Interessenten aller Art, die von geschlossen waren, zu erklären, die Fraktion befinde sich auf schränkung der Rüstungen undurchführbar sei, mit Gründen einer solchen Gewaltpolitik Vorteil ziehen fönnen: in erster oder Handelskapitalisten, wie dem Holzwege", ist nicht zweckdienlich. Gerät ein Nebenmann geſtügt hätte, die Hand und Fuß haben". Weiter sagt dann Reihe die Lieferanten von Kriegsmaterial, feien es Industrie­die Krupp und Arm und Freund in einen Stampf, so soll man ihn, wenn er den dieses Blatt: strong einerseits, die Tippelskirch u. Co. andererseits; Kampf nicht mehr abbrechen kann, nicht an den Rockschößen Die Reichstagsfraktion forderte von der Regierung, fie solle dann das Finanzkapital, soweit es in der neuerlichen im zurückzuziehen und in eine Abwehraktion nach der sofort Schritte tun, um eine internationale Verständigung über perialistischen Periode in Kolonien und kapitalistisch unent­Seite zu verwickeln suchen. Damit nügt man nur Die allgemeine Einschränkung der Rüstungen in Verbindung mit widelten Fremdländern durch die staatlichen Machtmittel fich dem gemeinsamen Gegner. Es hätte genügt, wenn der Abschaffung des Seebeuterechts herbeizuführen. Wie wir unsere Kritifer mit ihren Vorhaltungen gewartet hätten, es hier vor dem Magdeburger Parteitag in einer Kritik des Anlage- und Ausbeutungsmonopole zu schaffen sucht; schließ­Kopenhagener Beschlusses und der Haltung des Genossen Lede- lich natürlich die Ehrfüchtigen, die Kriegsknechte und Kolonial­bis der doch immerhin nur kurze Kampf völlig ab­bour schon ausführlich bewiesen haben, bildet die Grundlage abenteurer sowie die Scharen der Patrioten, die durch die geschlossen gewesen wäre. Dann wäre Zeit genug zur dieser Forderung eine illufionäre Auffassung des Kapitalismus, imperialistischen Ideologien beeinflußt und begeistert werden. fritischen Erörterung des Vorgangs gewesen, um, sollte er des Militarismus und des Wesens der auswärtigen Politik. Des Das sind in ihrem Zusammenwirken mächtige Kräfte sich als ein Mißgriff erweisen, seine Wiederholung zu ber Kapitalismus , weil er genötigt ist, um die Austragung der tapi- zur Durchsetzung der kriegerischen Tendenzen des Kapitalismus. hüten. talistischen Gegensähe, die mit jedem Jahre einen kleineren Raum für die kapitalistische Entwickelung freilassen, zu ber­schieben und neue Märkte zu erobern, was ohne Militäre und Marinerüstungen unmöglich ist. Des Militarismus, weil dieser als eine internationale Erschei­nung die Tendenz zum fortdauernden Wachstum besitzt, die sich durch leine parlamentarischen Beschlüsse dauernd zurückdrängen läßt, wie fich durch sie die kapitalistische Entwickelung auch nicht Da sind zunächst die Totengräber des Kapitalismus, die dauernd zurückhalten läßt. Sie beruhen schließlich auf der Ver fennung der Eigenart der kapitalistischen auswärtigen Politit, Proletarier, die an Bahl, an Organisationsfähigkeit, an dank welcher jedes Bündnis einiger tapitalistischer Staaten sich lassenbewußtsein, an Kampfeslust und damit an tatsächlicher, gegen andere richten muß, dant welcher bei der Mannigfaltigkeit Einfluß ausübender Macht stetig wachsen mit dem Wachstum und steter Entwidelung, steter Verschiebung der Machtverhält des Kapitalismus selbst. Diese Tatsache an sich wird sicher niffe, die allgemeine Regulierung und Figierung ihrer Be- von keinem Sozialdemokraten bestritten werden, auch nicht, ziehungen undurchführbar ist. Ohne eine solche Regulierung daß die klassenbewußten Proletarier friegsfeindlich find. Aber und Fixierung wäre eine Einschränkung der Rüstungen unmög­lich, selbst wenn sie nicht schon aus den oben angeführten Grün- unsere Freunde in Leipzig und Bremen scheinen anzunehmen, den unmöglich wäre. Wer solche Forderungen aufstellt, wie es daß das Proletariat zwar seine Macht zur völligen Ab­die Reichstagsfrattion tut, der muß alle diese ent- fchaffung der Kriegsrüstungen geltend machen kann, sobald scheidenden Tatsachen den Massen des arbei- es die Oberhand gewonnen hat und die kapitalistischen tenden Volkes verhüllen, der muß ihnen die Einrichtungen überhaupt beseitigen kann, nicht aber di Wahrheit über die Natur des Kapitalismus Macht hat, auf Einschränkung der Rüstungen hinzuwirken, borenthalten, der führt also die Massen irre, folange es noch eine Minorität bildet im Staat. In der Be statt sie aufzuklären." ziehung denkt selbst ein kapitalistischer Minister in England, Es handelt sich also in der Hauptsache um die Frage: Sir Edward Grey , marristischer. Das tritt in seiner In eine schiefe Position begibt sich jedoch eine sozialdemo- st für ein fapitalistisches Staatswesen, ist Warnung zutage, daß das Uebermaß der Rüstungssteigerung Bratische Fraktion, wenn sie von der bestehenden Gesellschafts- für das Deutsche Reich insbesondere eine mit seinem Uebermaß des Steuerdrucks, besonders wenn deren ordnung des Kapitalismus in der Form parlamentarischer An­träge Dinge verlangt, die innerhalb dieser Gesellschaftsordnung Einschränkung der Rüstungen möglich oder bedrohliche Wirkung gesteigert wird durch den unglücklichen schlechterdings nicht durchführbar sind. Sozial nicht? Die beiden genannten Parteiblätter, die" L. V.- 3." Ausgang eines Krieges, die Gefahr einer Revolution, also demokratische Parlamentarier werden beispielsweise das heutige und die B. B.- 8." verneinen die Frage im Einklang doch wohl nach Greys Auffassung die gewaltsame und sieg­

Die Leipz. Volksztg." und die Bremer Bürgerztg." begegnen sich in der Auffassung, daß der sozialdemokratische Antrag auf Herbeiführung von Rüstungsbeschränkungen sich nicht mit der ungetrübten sozialistischen Auffassung bom Wesen des Kapitalismus, Militarismus und Imperialismus vertrage, da der Kapitalismus mitsamt jenen anderen beiden ihm entstammenden und unlösbar an­haftenden- ismen die Tendenz zum ständigen Auvachsen bis zu seinem endgültigen Zusammenbruch habe. Eine Rüstungs­einschränkung sei deshalb für die im Banne jener drei-ismen lebenden kapitalistischen Staatsgebilde unmöglich; eine solche Unmöglichkeit zu fordern sei deshalb verkehrt für eine sozial­demokratische Partei, sei ein Rückfall in eine kleinbürgerliche Utopie. Die Leipziger Volkszeitung " drückt das in einem Artikel., Praktische Politit" bom 31. März so aus, daß sie zunächst ganz zutreffend darlegt, die Stärke einer fozialdemokratischen Fraktion liege in ihrer unerbittlichen fozialistischen Kritit am Kapitalismus , in zweiter Reihe könne sie mit solchen positiven Anträgen operieren, deren Erfüllung den kapitalistischen Parteien bei gutem Willen möglich sei. Dann fährt das Blatt fort:

Kleines feuilleton.

Ich verstehe ihn nicht.

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Natur oft genug gegen industrielle Unternehmer verteidigen und bor ihren unbesorgten Uebergriffen schüßen müssen, jetzt scheinen sich auch gewisse Künstler an der Natur vergreifen und sie ver­gewaltigen zu wollen. Da wollen wir Freunde der Alpen uns aber schönstens dafür bedanken und energisch dagegen Front machen. Theater.

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Abfühlung gab eine Umschichtung des Luftdruces, durch die Mitteleuropa , das vorher warme Südwinde bestrichen hatten, unter die Herrschaft falter Nordwestwinde tam. Noch am Sonntag waren beim Borbeigang eines Teilminimums die Temperaturen an Martin Greif und Henrik Ibsen . Der in Kufstein nach langen einzelnen Orten wieder über 20 Grad hinausgestiegen; Montag da­Lebens- und Schaffenstämpfen wie ein lächelnder Philofoph ge- gegen war vom hohen Norden ein tiefes Minimum, dem sich der storbene Münchener Lyrifer Greif ist einmal heftig mit 3bfen zu erwähnte Teilwirbel angegliedert hatte, in das Gebiet der nördlichen fammengestoßen. Das war nach einer feuchtfröhlichen Tafelrunde Ditsee gelangt, wo sich das Zentrum des Tiefbruds von weniger als Modernes Theater: Colette , die anständige Frau", im Münchener Kunstgewerbebaus. Die beiden Gegenfüßler, der 744 Millimeter Höhe befand. Hinter ihm drang das Grönland­Stimmungslyriker und der realistische Dramatiker, hatten in vor- maximum mit sehr bedeutender Höhe über Jsland hinaus Schwank von Alexander Engel und Julius Horst. Der Schwant gerückter Stunde" Aussprache gehalten und sich gegenseitig einige gegen den Kontinent vor; es erreichte im Nordatlantit 778 milli- ahmt das bekannte Bariser Schema so getreulich nach, daß die Ver­Bosheiten an den Kopf geworfen. Als dann der trinkfeste Jbsen meter Höhe. fasser, in richtiger Selbsterkenntnis, sogar das Namensverzeichnis Die zwischen beiden Druckgebieten herrschenden der Figuren von dorther bezogen haben. Zur Gattung gehören in des Hünen M. G. Conrad Arm eingehängt durch die nächt großen Gefälleunterschiede führten zu starken bis stürmischen auch die Gattungsnamen. Sie sagen einem gleich, daß man an liche Marimilianstraße heimschritt, schimpfte Ibsen , der etwas Nordwest und Nordwinden, unter deren abkühlendem Ein ihre Träger leinen noch so bescheidenen Maßstab der Menschen illuminiert war, sehr aufgeregt auf den idealistischen" Dramen fluß bie Regenschauer schließlich völlig in Schneefälle schreiber Greif. Was wollte denn eigentlich diefer Martin Greif ? übergingen. Im hohen Norden des Erdteils herrschen noch möglichkeit anlegen darf. Kündigte der Theaterzettel statt Was schreibt er denn für Dramen? Die Temperaturen bis zu 14 Grad unter Null; die Abfühlung umfaßt so bestand Gefahr, daß in dieser Hinsicht irrige Erwartungen rege einer Frau Colette eine Frau Müller oder Schulze an, Dramen von Leuten, die längst tot sind, die er niemals gekannt beinahe ganz Europa , und nur von Wittelitalien ab ist es noch werden konnten. Indes bleibt die beutsche kopie auch hinter dent hat. Kann man über Unbekannte Dramen schreiben? Was gehen warm. Nach wiederholten Nachtfrösten dürfte sich bei steigendem den Martin Greif die Toten an? Er soll sie doch in Ruhe lassen Luftdruck allmählich auch im Osten Deutschlands Aufheiterung und schlechten Durchschnitt des französischen Genres nm Erhebliches zurück. und die Lebendigen dramatisieren, soviel er will. Jetzt stört er die damit langsame Wiedererwärmung einstellen; denn das hohe Die ersten zwei Akte sind bei krampfhaftem Bemühen um einen toten bayerischen Fürsten in ihrer Grabesruhe. Wenn er mit diesen Maximum rückt ziemlich schnell hinter den ostwärts abziehenden frivolen Schwerenöterton von trister Langweile. Erst in dem dritten fertig ist, fommen wohl die hohenzollerischen dran! Es ist wahr, es wirbeln gegen den Kontinent vor, und da über Jsland sich schon geht die Verrücktheit hier und da bis zu den Grenzen fort, gibt genug tote Fürsten. Die Geschichte ist groß. Aber das ist heute wieder die Anzeichen einer neuen Depression bemerkbar machen, so to fie in eine Art grotesker Komit umschlägt. Die anständige doch nicht die Aufgabe der Dramatit." Immer wieder stieß dürfte der Stern des Hochs bald auf das Festland gelangen, womit Frau, die anfangs nur, um ihren flatterhaften Mann durch Eifersucht an sich zu fesseln, flirtet, gewinnt dabei Geschmack an diesem Spiele. der Erregte die Frage heraus: Was gehen den Martin Greif die die talten Nordwestwinde ihr Ende erreichen würden. Mit amüsanter Drastit brachte Herr Erich Schönfelder in der toten Könige an?"" Um ihn abzulenfen, warf Conrad ein: Aber, Patriotische Naturverschandelung. In der in München er- Bersteckungs- und Verwechselungshekzjagd der letzten Szenen die lieber Doktor Jbsen, Sie haben doch auch einen Catilina " ge­schrieben!"" Oho!" rief Jbien prompt, erstens war Catilina fein scheinenden Deutschen Alpenzeitung" lesen wir: Wer sich dem abenteuerlich- blödsinnigen Kombinationen eines Einfaltspinsels und König, sondern ein Anarchist. Zweitens war ich damals fein Dras bayerischen Bergland nähert, den grüßt schon aus weiter Ferne betrogenen Gatten, der sich als Sherlok Holmes aufspielt, heraus. matifer, sondern Apotheker. ( Catilina " war des Apothekerprovisors ein merkwürdiges Berggebilde, eine gedrungene und doch graziöse Jbien erster dramatischer Versuch.) Jst Martin Greif jemals Apo- Felspyramide, ein charakteristisches Mal: das Ettaler Mandl. Jedem Wanderer in diesem Landstrich ists ein lieber, guter Bekannter, ein thefer gewesen? Alsol..." Freund und Kamerad. Und diesen Berg möchte man uns ber­Winter im April. Nachdem die legten Märztage schon völlig schandeln. Verschandeln unter dem Dedmantel des Patriotismus. sommerliche Temperaturen gebracht hatten, ist in dieser Woche ein Da ist nämlich ein Münchener Bildhauer auf die gloriose Idee quis Lansdowne, der Führer der Konservativen, hat das berühmte außerordentlich heftiger Wettersturz erfolgt. Dienstagmorgen verfallen, das Ettaler Mandl ummeißeln" zu lassen. Seine Sil- Gemälde von Rembrandt Die Mühle" für 2 Millionen Mark an herrichte, von der Nordseeküste abgefehen, in ganz Deutschland Frost; houette follte zwar möglichst gewahrt bleiben, aber statt der Felsen - einen reichen Amerikaner veräußert. Die öffentliche Subskription, die Morgentemperaturen lagen überall 1-2 Grad unter dem Ges wand, an der jetzt der Steig auf den Gipfel führt, sollte in Hoch- die zur Erwerbung dieses Gemäldes eröffnet wurde, hatte kein frierpunkt, erhoben sich auch während des Tages kaum um relief, fast Rundplastik, das Brustporträt des Prinz- Regenten, der nennensivertes Ergebnis zu verzeichnen. Es tamen nur 360 000 m. 1-2 Grad über Null. Dabei fanden seit Montag im ganzen Lande Kopf mit einer Kapuze bededt, in etwa zwanzigfacher Lebensgröße zusammen. Der patriotische Lord wollte seinen Landsleuten das Schneefälle statt; Dienstag früh schneite es in fast ganz Mittel in die Erscheinung treten. Jm Münchener Kunstverein war Bild zwar etwas billiger lassen. Aber sie haben es mit Recht abge= und Ostdeutschland, und die Schneefälle wiederholten sich häufig neulich das Modell dieser beabsichtigten Metamorphose, die etwas lehnt, sich auf solche unkontrollierbare Preistreibereien einzulassen. während des Tages. Heiteres, aber gleichfalls faltes Wetter wahrhaft amerikanisch- unkultiviertes hat, zur Schau gestellt. Das Da der Käufer des Bildes nicht genannt wird, fonnte mancher herrichte im wesentlichen nur an der Nordseeküste und an der ist kein Patriotismus, das ist Bizarrerie, das ist Spiel mit Sensa- glauben, es handele sich nur um einen Trid. Linten Rheinseite. Heftige Schneeftürme aus nördlicher Richtung tion. Bu solchen zweifelhaften Zweden sind unsere Berge nicht da.-Frauenrechte auf Jsland. Das isländische Alting richteten an der Ostseeküste erheblichen Schaden an. Die mittleren Patriotismus bekundet sich viel mehr als in solchen Verfuchen in hat in seiner unteren Abteilung einen Gefeßentwurf angenommen, Tagestemperaturen, die Donnerstag vielfach bis zu 10 Grad über reiner Erhaltung der Naturschönheiten. Und davon abgesehen, ge- der den Frauen gleich den Männern das Recht gibt, an sämtlichen den normalen Werten gelegen und Juniwerte erreicht hatten, lagen hört ein reichliches Stück Geschmacklosigkeit dazu, einem viel be- Lehranstalten des Landes Unterricht zu genießen und ihr Examen zu Dienstag bis zu 8 Grad unter der normalen Tagestemperatur und stiegenen Berg eine menschliche Gestalt zu geben. Soll man fünftig machen und alle Beamtenstellen des Landes zu befleiden. Jeland entiprachen damit den normalen Verhältnissen der kältesten Januar- hin vielleicht an der Nase des Porträtierten herumklettern? Soll wird noch im Laufe dieses Jahres feine eigene Universität erhalten. wie es das Modell zeigt auf seinem Stopf fich placieren? Wenn das Gesetz auch die Zustimmung der oberen Abteilung des wochen. Wir hatten somit in Deutschland innerhalb eine Woche man Temperaturgegenfäße, wie sie normalerweise um sechs Monate von Wer so etwas provoziert, den haben Geschmack und Patriotismus Parlaments findet, werden die Frauen im höheren Studium und einander geschieden sein sollen. Den Anlaß zu der heftigen verlassen; hier beginnt die Farce. Man hat bisher unsere den Berufen, die dieses erschließt, den Männern gleichberechtigt sein.

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Notizen.

dt.

Rembrandts Mühle" andert aus. Der Mar­