Br. 83.
28. Jahrgang.
1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.
19. Generalversammlung des Zentralverbandes der Zimmerer Deutschlands .
Leipzig , 5. April 1911. Dritter Verhandlungstag. Die Verhandlungen beginnen mit dem Referat des 2. Vorfizenden Ede über die Frage:
,, Wie rüsten wir uns weiter allgemeinen Aussperrungen gegenüber?"
schehen.
Redner betont, daß man sich keinen Illusionen betreffs des Arbeitgeberbundes hinzugeben brauche; was ihm bisher nicht gelang, die Bauarbeiterbewegung zu schwächen, wird er im Jahre 1913 aufs neue versuchen. Der Kampf wird auf breitester Grundlage geführt werden; das Kampffeld wird größer, und der Arbeitgeberbund wird alles daran sehen, das, was er 1910 nicht erreichte, nunmehr durchzusehen. Der Einfluß des Zentralverbandes der Industriellen wird mitwirken; der Bund wird den Weisungen von dieser Seite folgen und Einmischungen dritter, z. B. der Regierung, zurückweisen, und dadurch wird der Kampf ein harter werden. Der Arbeitgeberbund rüstet zu diesem geplanten Stampf auf allen Seiten; dies muß uns anspornen, in größtmöglichster Weise unsere Sträfte zu sammeln, unsere Macht zu stärken. Agitation muß in der ausgiebigsten Weise betrieben und Kapital angesammelt werden. Es müssen Mittel parat stehen, damit die Familien der im Kampf befindlichen Kollegen nicht Not leiden. Diese notwendigen Summen können nicht aus den laufenden Einnahmen aufgebracht werden; wir können aber auch nicht bis 1913 warten, um dazu Stellung zu nehmen. Dies muß vielmehr auf der diesmaligen Generalversammlung geDie Aussperrung im Jahre 1910 verursachte dem Verband eine Ausgabe von 1 700 000 M., bei der nächsten können wir uns auf eine Ausgabe von drei Millionen Mark gefaßt machen. Der Beschluß, eine Ertrasteuer zu erheben, wird unvermeidlich sein. Ihre Höhe muß sich nach der Verdiensthöhe richten. Als Grundlage find die Beiträge zu nehmen, die 1910 jeder in Arbeit stehende Kamerad entrichtet hat. Wenn in beiden Jahren 1911 und 1912 jeoer Kamerad fich diese Extrabeiträge auferlegt, dann sind wir gerüstet den kommenden Dingen mit Siegeszuversicht entgegen zusehen.( Lebhafter Beifall.) Ueber den bedeutungsvollen Vorschlag des Referenten feßt eine lange und eindringliche Diskussion ein, wobei zirka die Hälfte der Redner wohl die Notwendigkeit der Verbesserung der Finanzen anerkennt, doch schwere Bedenten gegen den Vorschlag geltend macht. Schalter- Nürnberg warnte, den Mitgliedern zu viel zuzumuten; man solle lieber die regelmäßigen Beiträge um 5 resp. 10 Pf. erhöhen. Dies sei leichter durchzusehen als Extrabeiträge. Vielleicht könne auch die beitragspflichtige Zeit von 40 auf 45 Wochen verlängert werden. Jürs- Elmshorn will auch Vorsicht geübt sehen, er wisse, daß sogar während des Kampfes nicht alle Mitglieder die Ertrasteuer zahlten. Redner macht den Vorschlag, eine nicht zu hohe Extrasteuer durch Aufschlag auf die Beitragsmarten zu erheben. Witt- Berlin hegt die Befürchtung, daß eine starke Bewegung der Mitglieder gegen den weitgehenden Vorschlag des Referenten einseßen werde. Die Beitragsfrage müsse mit der allergrößten Sorgfalt geprüft und fo gelöst werden, daß das geschlossene Zusammenhalten der Filialen, kurz die Einigkeit des Gesamtverbandes keinen Schaden leidet. Bedenten ähnlicher Art werden auch von Gräp- Magdeburg, Radzuhn- Bremen, Reichardt- Düsseldorf , Jung- Barmen u. a. vorgebracht. Sie sind alle von der Notwendigkeit der höchsten Anspannung aller Sträfte fest überzeugt, aber sie warnen vor einer so hohen Besteuerung, die die Kräfte der Mitglieder übersteigt. Die Mehrzahl der Redner trat für einen Mittelweg ein, u. a. Teich mann Bielefeld , welcher empfahl, die während der Aussperrung von 1910 geleisteten Extrabeiträge je zur Hälfte für 1911 und 1912 zu erheben. Andere wollten den Vorschlag des Referenten auf atvei Drittel ermäßigen. Gegen eine Beitragserhöhung plädierte teiner der Redner. Eine Meinungsverschiedenheit entstand über die Art der Erhebung der Ertrasteuer: ob durch Einheitsmarle oder durch Extrabeiträge.- Bur weiteren Beratung dieser Materie wird eine Kommission gewählt und die Sigung auf Donnerstag vertagt.
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Stadtverordneten- Verfammlung.
15. Sizung vom Donnerstag, den 6. April, nachmittags 5 Uhr. Der Vorsteher Michelet eröffnet die Situng nach 5% Uhr und beranlagt zunächst die feierliche Einführung der neugewählten Mitglieder Scholz( A. 2.), Mann und Böhm( Soz.), die darauf auf die Städteordnung verpflichtet werden.
Kleines feuilleton.
zählt: Nach Feierabend saßen der Landjäger Burkhardt, die Wirtin, der bielbeschäftigte und angesehene Tierarzt Hausamann und ich an einem Tisch. Der Tierdoktor war ein Rannegießer, der seine politische Einficht nimmer und vor niemanden zurückhalten konnte. An diesem Abend begann er also:„ Bi m' End, jezt häm mer nit nur dia Banderprediger von denna Schtündler und Settierer und funscht aller hand G'sindel, jetzt fiza au noch dia Chaiba von dütsche SozialdemoIrate in üjerem Kanton Thurgi." „ Das sind aber doch ganz ordentlichi Lüt", meinte der Landjäger. Was, ordentlichi Lüt", rief der Tierarzt, Erabalunke find's! Frässe, fufa und fulänze wölle si, de Riche d' Sach näme und gletscht muaß d' Gmeind sie verhalte. Do drübe wohnt au so a Chog, der gobt als am Sunndig go predige und d' Arbeiter ufheze. Ueber d' Gränz sollt ma dene Chlünki( Strolch) ufipeitsche."
Freitag, 7. April 1911
Darauf gedenkt der Vorsteher des vor wenigen Tagen erfolgten Ruin zahlreicher Gewerbetreibender Todes des Stadtv. Dr. Bütow( Fr. Fr.). Die Versammlung ehrt geführt und hätte zudem einer Ministerialverfügung von 1909 das Andenken an den Verstorbenen durch Erheben von den Sigen. widersprochen. Der Ausschuß hätte in feinen Milderungen noch Oberbürgermeister Kirschner hat die Annahme der Wieder viel weiter gehen müssen, wenn nicht die Mehrheit möglichst viel wahl in einem Dankschreiben erklärt, welches der Vorsteher zur hätte heraus wirtschaften wollen und wenn nicht auch seltsame Berlesung bringt. anderweite Auffassungen aufgetreten wären. Das Konzertwesen Der Stadtv. Fasquel( N. L.) hat wegen Verzuges nach außer liegt in Berlin trotz seiner glänzenden Außenseite danieder und halb sein Mandat niederlegen müssen. würde durch die Steuer direkt bedroht werden. Da hieß es: ach, Die Zuhörertribüne ist überfüllt; hauptsächlich wohnen Ange- das schadet ja gar nichts, wenn es etwas eingeschränkt wird! Das hörige des Gastwirtestandes der Sizung bei. selbe galt für die Mehrheit bezüglich der Kinematographen; da die Austbarkeitssteuer werden auf Antrag Bruns( Soz.) vorweg- froh sein, wenn hier etwas eingedämmt wird. Schlecht genug find Die Vorlagen wegen Neueinteilung der Wahlbezirke und betr. hieß es: die schießen wie Pilze aus der Erde, und wir können nur genommen. die Ausschußbeschlüsse, wenn sie auch gegenüber der Vorlage das kleinere Uebel darstellen. Ganz unzulänglich sind die Bestimmungen über die Steuerbefreiung, sie schlagen der Resolution der Versammlung von 1906 direkt ins Gesicht. Die Freien Volksbühnen hat man steuerfrei gelassen, aber
Neueinteilung der Wahlbezirke.
Urania und Schillertheater
Mit der vom Magistrat vorgenommenen Neueinteilung der Wahlbezirke III. Abteilung hat sich der eingesetzte Ausschuß einverstanden erklärt. Dagegen soll der Magistrat ersucht werden, bon der Neueinteilung der Wahlbezirke I. und II. Abteilung für 1911 Abstand zu nehmen und der Versammlung das nötige Material zugehen zu lassen, damit diese evtl. eine den tatsächlichen Verhält hat man mit Vorbedacht der Stener unterworfen( Hört! hört!). nissen mehr entsprechende Alenderung in den Wahlbezirken der I. Die Schillertheaterverwaltung wird das Schillertheater O aufund II. Abteilung in Vorschlag bringen kann. geben müssen; ich gehöre der Verwaltung seit Jahren an und kann bestätigen, daß wir die Steuer unmöglich bewältigen können. Dann Referent ist Stadtv. Liebenow( A. L.). Ohne Debatte wird der Ausschußantrag zum Beschluß erhoben. sollen Veranstaltungen, selbst wenn sie lediglich wissenschaftlichen und belehrenden Zwecken dienen, der Steuer unterworfen werden, Lustbarkeitssteuer. Diese einzige Bestimmung charakterisiert die Steuer schon als eminent fultur- und bildungsfeindlich.
Die Magistratsvorlage war am 9. Juni 1910 mit sämtlichen für und gegen das Projekt eingereichten Eingaben einem Aus- Hoffentlich macht das Oberverwaltungsgericht einen dicken Strich fiz des Stadtv. Cassel darüber beraten und sie in allerdings sehr bis dahin getrieben worden, es hat erkannt, daß die Pferderennen schuß überwiesen worden, der seit dem 26. September unter Vor- durch diese Bestimmung; in zwei Fällen ist das Verfahren bereits beränderter Fassung mit 8 gegen 6 Stimmen angenommen hat. in Hoppegarten und die Ausstellungen anatomischer Präparate Referent ist Stadtv. Sökeland( A. 2.). Er hebt hervor, daß der nicht steuerpflichtig seien. Tritt die Steuerordnung in Kraft, so Ausschuß nur Milderungen, keine Verschlechterungen borge- werden wir in allen diesen Fällen auf schlagen hat. Die Beschreitung des Klageweges
Freie und die Neue Freie Bolksbühne
Es geht ein Antrag Sonnenfeld Cassel ein, die Vorlage in den Ausschuß zurückzuverweisen( Lachen und Zustimmung; Gelächter auf der Tribüne), um eine flare Auskunft über die Stellung der Königlichen Theater zu gewinnen.
seien befreit worden; auch solle ihnen die Möglichkeit, eigene Theater hinwirken; eine Unzahl von Prozessen wird also die Folge sein. zu bauen, durch die Fassung der Steuerordnung garantiert werden. Die Durchführung der Steuer wird mit großen Schwierigkeiten verDie Bestimmungen der Magistratsvorlage über die Kartensteuer knüpft sein. Der Kämmerer hat zugegeben, daß ein und die Pauschalsteuer seien ganz erheblich abgeschwächt worden; neues großes Steuerbureau mit zahlreichem Personal alle Freikonzerte seien befreit. Für die Kinematographen habe man eingerichtet werden muß; will man etwa über eine solche neue die in der ersten Kommissionslesung beschlossenen Verschärfungen Bermehrung unseres Beamtenheeres stillschweigend hinweggehen? wieder beseitigt. Alle Tanzbelustigungen bis zu 1 M. blieben eben- Bumal an Kontrolleuren aber wird eine Legion notwendig sein, falls frei; desgl. alle Theaterbilletts bis zum Preise von 1 M. Die denn manche Bestimmungen des Tarifs über die Tanzluftbarkeiten Bauschalsteuer trete nur ein, wenn feine Eintrittstarten ausge- nach der Zahl der Stunden oder Tänze sind einfach monströs, man geben werden. Die Frage der Königlichen Theater habe die Aus- müßte schließlich hinter jeden Tanzmeister einen Kontrolleur schußsibungen fast alle beschäftigt. Der Kämmerer habe namens stellen. Schon 1894 hat der Kämmerer Maaß eine Steuer von des Magistrats die bestimmte Erklärung abgegeben, daß die Steuer derartig beratorischem Charakter, die nur das Angebertum weden nicht erhoben würde, falls es nicht gelingen sollte, die Besucher der und großziehen würde, entschieden abgelehnt. Damals hatte Berlin Königlichen Theater heranzuziehen. 1 600 000 Einwohner und der Etat betrug 86 Millionen; jetzt haben wir über 2 Millionen Einwohner und einen Etat von 315 Millionen; und da hält die Mehrheit unter so komplizierten Verhältnissen durchführbar, was Herr Maaß schon damals als undurchführbar erachtetel Der Plan der Lustbarkeitssteuer für Außerdem sind eine Reihe von Amendements gestellt. Berlin blickt jest schon auf eine 85jährige Geschichte zurüd, und Stadtv. Heimann( Soz.): Ich bin in den 12 Jahren meiner noch jedesmal ist trop vielfach herrschender Finanznot die MehrTätigkeit als Stadtverordneter Mitglied vieler Ausschüsse gewesen, heit vor der Einführung zurückgeschreckt. Daß die Steuer von aber eine so umfangreiche Beratung habe ich noch nicht mitgemacht. Den Konsumenten der Lustbarkeiten getragen werden würde, beAlles hätte ich erwartet, aber nicht den Antrag, die Vorlage noch streiten wir durchaus. Nach Einführung der Steuer wird in mals an den Ausschuß zurückzuverweisen. Im Ausschuß wäre ein weitem Umfange wie auf der Eisenbahn eine Abwanderung von solcher Antrag unter allgemeinem Gelächter begraben worden. ben teuren Pläßen auf die billigen stattfinden, zum schweren 17 Sigungen haben die Mitglieder der Subkommission gehabt; fie Schaden der Unternehmer; und soweit eine leberwälzung eintritt, waren wirklich alles andere eher als eine Lustbarkeit. Ich gönne wird sie doppelt bildungsfeindlich sein, weil sie auf die schwächeren diese verlorene Zeit auch meinem ärgsten Feinde nicht, nur dem Schultern übertragen wird; Publikum, Schauspieler und Gasts Kämmerer, der sie als Strafe dafür reichlich verdient hat, daß auf wirtsgehilfen werden einen Teil zu tragen haben. Soweit aber seine Initiative hin die ganze Attion eingeleitet ist( Seiterkeit). eine Üeberwälzung nicht Plak greift, wird sie sich zu einer SonderEbenso ungewöhnlich wie diese Beratung war die Aufnahme der steuer, namentlich Vorlage in der Bevölkerung. Riemals ist mir ein ähnlicher Sturm der Entrüstung
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Die
für das Gastwirtsgewerbe.
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Nach der Reichsfinanzreform hat noch keine Kommune es unternommen, dem überlasteten Gastwirtsgewerbe neue kommunale Lasten aufzuerlegen. Seit der Oberbürgermeister im Mai 1910 fich auf meine Frage äußerte, warum er nicht lieber die Einkommensteuer erhöhe, haben sich die Verhältnisse sehr verschoben. Der Magistrat selbst hat einen Etat mit 110 Proz. Einkommensteuer ist unter uns, die vorgeschlagen; aber abgesehen davon wir doch alle Optimisten sind, auch nur einer so optimistisch, daß er glaubt, es werde noch einmal der Etat mit 100 Broz. zu balanzieren sein? Also, um noch etwa 1 oder 2 Jahre mit 100 Proz. fortzuwursteln eine solche Steuer einzuführen, das sollten sich die Herren doch noch recht überlegen. Und will man denn mit Gewalt die Stellung Berlins als Bildungszentrum durch die Lustbarkeitssteuer erschüttern? Schöneberg hat 1902 seine Lustbarkeitssteuer aufHeute kann man die gleiche Leistung, aber sechsmal so schnell wie damals, für 10, höchstens 20 Pf. haben. Auch die Auflieferung macht etwas weniger Schwierigkeiten, wie zu Ende des 18. Jahrhunderts. Berücksichtigt man gelegentlich an Hand solcher fleiner
Notizen.
begegnet( Widerspruch und Lachen). Die Erregung über diese Vorlage ist mit der Länge der Zeit in die Breite und in die Tiefe gegangen und hat Kreise ergriffen, die von der Steuer gar nicht betroffen werden. Dabei gebe ich zu, daß die Ausschußbeschlüsse ein ganz anderes Gesicht tragen als die Vorlage; auch sind in der Agitation Unrichtigkeiten und Uebertreibungen borgekommen( Hört! hört!). Es ist nicht das Verdienst des Ausschusses, daß die Magistratsvorlage so erheblich abgemindert ist; denn diese war so ungeheuerlich, daß sie gar nicht aufrechterhalten werden konnte. Der Vorschlag der Besteuerung jeder Luftbarkeit, auch der unent geltlichen, nach der Bodenfläche, unabhängig von der Bahl der Befucher, war das Härteste und sozial Ungerechteste, was ausgedacht werden konnte. Dieser Vorschlag mußte fallen, denn er hätte zum im Falle eines Kontraktbruches an die Hand gibt. Diese Bedingungen sind nicht ganz leichter Natur. Zunächst ist der fahnen flüchtige Heldentenor der Würde eines Königl. Sächsischen Bom Teilen. Genosse J. Belli veröffentlicht Erinnerungen aus Stammerfängers" entkleidet worden. Burrian ist laut Vertrag fortab der Beit des Sozialistengefezes, die allerlei Episoden aus der Ge- nicht mehr berechtigt, den genannten Titel zu führen, er ist nur noch fultureller Einzelheiten die Unterschiede zwischen damals und heute, schichte der„ roten Feldpost" bieten. Wie ein biederer Schweizer Tier- schrecklicher Gedanke!, Großherzoglicher Stammers so erficht man, was es im Grunde mit dem beliebten Gerede von arat über die Sozialdemokratie dachte, wird darin sehr ergößlich er- fänger", welcher Titel ihm vom Großherzog von Sachsen - der guten alten Zeit" auf sich hat. Weimar - Eisenach verliehen ist und auch durch den Kontraftbruch nicht entzogen werden kann. Doch nicht genug damit. Leitung der Dresdener Hoftheater ist jetzt auf der Suche nach ihrem Liebling und hat ihren Rechtsbeiständen den Auftrag erteilt, Burrians - Die Himmelfahrt des Geistes. Der jüngst verAufenthaltsort mit Hilfe der Polizei zu ermitteln, um die zu storbene Lyriker Martin Greif batte nach 1870 das uhlandsche zahlende konventionalstrafe in Höhe von 30 000 Mart Gedicht„ Wenn heut ein Geist herniederstiege" zum Preise des neuen einziehen zu fönnen. Da Burrian sich in Desterreich aufhalten soll, Deutschen Reiches umgedichtet, indem er den Geist vollauf befriedigt so hat die Direktion der Hofoper große Aussicht, zu diesem Gelde zu und begeistert wieder gen Himmel steigen ließ und ihm von nun fommen, sobald sie feinen Aufenthalt ermittelt hat. Sie beabsichtigt, an die ewige Ruhe zuerkannte. Darauf erwiderte der demokratische beim zuständigen österreichischen Landesgericht bei Nichtzahlung die Lokalpoet Friedrich Stolpe in sehr wißigen Versen, an deren Gröffnung des Konkurses gegen Burrian zu beantragen. Das berfahren in Desterreich ist aber nicht wie in Deutschland zivilrecht- Schluß gegen Greif der doppelsinnige Trumpf ausgespielt wurde: " Ihr braucht in Deutschland feinen Geist." licher Natur, sondern untersteht dem Strafrecht. Während bei uns dem Martin Greif foll darob sehr betrübt gewesen sein. Gemeinschuldner gewisse Konkursvergehen nachgewiesen werden Unserem müssen, um ihn bestrafen zu tönnen, ist in Desterreich der Schuldner - Der Staatsanwalt tontra Bola. gehalten, nachzuweisen, daß ihn kein Verschulden trifft. Da ist wohl Bochumer Parteiorgan, dem Volksblatt" ging vom Ersten anzunehmen, daß Burrian lieber zahlen wird. Der Gatte der von Staatsanwalt in Bochum folgendes Schreiben zu: Burrian entführten Frau hat gegen ihr die Scheidungsklage ein- Wegen des Abdrucks des Bolaschen Romans Arbeit", insgereicht und gegen Burrian Anklage wegen Ehebruchs erhoben. Auch besondere desjenigen Teiles, der in der von Ihnen verantwortlich Burrians nichtgeschiedene Frau hat abermals Alimentationsansprüche gezeichneten Nr. 65 des" Boltsblatts" vom 17. März 1911 ab in Höhe von 30 000 m. geltend gemacht. gebrudt ist, ist Strafanzeige aus§§ 184, 184a Str. G. B. erstattet, Ich gebe Ihnen Gelegenheit, fich binnen einer Woche hierüber zu äußern." Der Bochumer Herr sieht also in diesem grandiosen Bolaschen Porto vor 150 Jahren. Das Reichspostmuseum besitzt unter Stoman eine unzüchtige Schrift. Wir hoffen indes, daß er die Woche feinen ausgedehnten Sammlungen einen Briefumschlag, der zu einem Frist noch zu einigen Studien benußen wird: 1. Ueber Zola und Ich fragte den Zierarzt, ob er wisse, was die Sozialdemokraten Briefe von gewöhnlicher Stärke gehört hat und der bequem erkennen insbesondere über den Roman Arbeit". 2. Ueber das Bestreben der läßt, was in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein Schreiben fozialdemokratischen Presse, ihren Lesern ernste, gediegene Literatur Teile wölle fie," war seine Antwort. Jawohl, im Programm von Amerika nach Deutschland kostete. Der Brief war ans Phil-( natürlich aber feinen Familienblattschund) zu bieten. 8. Ueber den glich avörderst im§ 1 ftoht's drin." Ich nahm aus meinem Taschenbuch ein Programm, gab es ihm adelphia abgefandt und an einen Obrist- Lieutenant von Pressentin in Unfug, nach einer aus dem Zusammenhang geriffenen Stelle den und stellte mich vor. Erstaunt fab er mich an und jagte höflich: Sternberg ( Wedlenburg) gerichtet. Der Umschlag trägt die Post- Wert eines Kunstwerks zu beurteilen. 4. Ueber die Untunlichkeit( um und stellte mich vor. Erstaunt sah er mich an und sagte höflich vermerke von Philadelphia , London , Calais , Brüssel, Haag, Amster- endlich staatsanwaltschaftlich zu reden), die realistische, aber alles Ja, so. Sie find der Mann, ja, Sie fenn i schon lang vom Ansehe dam und Hamburg , woraus sich der Beförderungsweg des Briefes pilante Detail" vermeidende Schilderung einer brutalen Szene, wie Sie möcht i lein Lump heiße. Romme Gie morge zu mir, Sie be- bon felbft ergibt. Leider gibt keiner der Poststempel Aufschluß fie in besagter Nummer 65 enthalten ist, für unzüchtig zu erklären. tomme a Bestellung von mir und müsse mi Lieferant werde." Wenn diese Bolasche Arbeit" unzüchtig ist, warum hat der über das Jahr der Beförderung; da jedoch der Adressat, Er hielt sein Wort und empfahl mich außerdem, wo er konnte, nach Angabe seines urenfels, ber seinerzeit den Umschlag Staatsanwalt ihr nicht längst den Prozeß gemacht? Oder sollte er Bei seinen Bekannten. dem Poſtmuſeum vermacht hat, erst im Jahre 1760 nach erst aus dem„ Voltsblatt" davon Kunde bekommen haben? - Theaterchronit. In Shakespeares Richard III. im Sängerromantik von heute. Aus Dresden wird uns geschrieben: Sternberg übergefiedelt ist und dort bis zu feinem Tode Die Affäre des tontrattbrüchigen Dresdener Heldentenors Karl im Jahre 1789 gewohnt hat, so muß der Brief aus der Zeit zwischen 8irtus Busch werden außer Ferdinand Bonn noch auftreten Burrian( der mit der Frau eines anderen auf Reisen gegangen ist) 1760 und 1789 stammen. Das Schreiben war unfrankiert; nach Aus- Adele Sandrock , Lisbeth Steckelberg vom Josefstädter Theater in zieht immer weitere Streife. Seine ehemalige Jutendang in Dresden , weis der auf dem Umschlag angebrachten Postvermerke hatte der Wien , Ludwig Hartau vom Berliner Theater, Richard Hahn und ber der Sänger so übel mitgespielt hat, fennt jegt lein Erbarmen Adresfat für den Brief nicht weniger als 5 Taler 12 Schilling andere Künstler. Der Vorverkauf bei A. Wertheim, im Invaliden mehr und besteht auf Einhaltung aller Bedingungen, die der Bertrag medlenburgisch oder in der Reichswährung 18,90 M. Porto au zahlen.' bank und an den Zirkustassen hat begonnen.
Die Wirtin biß die Zähne zusammen, um das Lachen zu verhalten und fah mich beluftigt an.
Wer isch denn dös?" fragte der Landjäger. " I fenn den Lump nit, aber B. heißt er und da drübe bim Rutishauser wohnt er." Jetzt höret Se aber, Herr Doktor", fiel da der Landjäger ein, der Herr B. wohnt grad unter mir, dös isch fei Lump. Von früh fünfi bis in d' Nacht schafft der Mann und dem fann mer nig nach fage. A Sozialdemokrat isch er frieli, aber er nimmt niemand
was weg."
wollen.
So schwer wird es einem gottbegnadeten Tenor gemacht, etwas von der Romantik zu erleben, die er als gefeierter Held auf der Bühne zu spielen hat.
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