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Kr. 86. 28.Iahrga«g. 1. Ktikge des Joraitls" Kerlim NckÄÄ. Jittislitg, ü. Jptil 191L Verband sozialdemokratischer Aahi- vereine GroB-ßerlins. Die«n Sonntag abgehaltene auherordeatliche Ge« neralversammlung nahm Stellung zur Schaffung eines Bezirks-Maifonds. Liepmaa«. der das einleitende Referat hierzu hielt, ver- wies auf die Gründe, welche den Hamburger Gewerkschaftskongretz und den Leipziger Parteitag veranlaht haben, die Schaffung eines Fonds zur Unterstützung der Maiausgesperrten zu beschließen. Auf Grund dieser Beschlüsse ist ein Fonds zu errichten, zu dem jeder Organisierte Beiträge zu entrichten moralisch verpflichtet ist. Nach den bisherigen Erfahrungen sind in Berlin jährlich rund 100 000 M. an Maiausgesperrte zu zahlen. Die Gewerkschaften haben sich bereit erklärt, in diesem Jahre die Unterstützung noch allein aus eigenen Mitteln zu zahlen, so daß die Mittel des zu bildenden Fonds erst vom nächsten Jahre ab in Anspruch genommen werden brauchen. Der Redner betont, es sei ein« ganz falsche Auf- fafsung, wenn geglaubt werde, die Gewerkschaften seien in ihrer Gesamtheit gegen die Maifeier. Man dürfe bezüglich ihrer Stellung zur Maifeier nicht alle Gewerkschaften mit demselben Maß messen. So seien die Berliner Holzarbeiter, die uns schon immer als leuchtendes Beispiel in der Maifeier vorangingen, auch in diesem Jahre ihrer alten Gewohnheit treu geblieben, indem sie beschlossen, den 1. Mai durch Arbeitsruhe zu feiern. Den gleichen Beschluß hätten die Stukkateure gefaßt. In der Kom- Mission seien die Vertreter der Gewerkschaften, mit Ausnahme des Vertreters der Buchdrucker, darin einig gewesen, daß die Maifeier in der bisherigen Weise begangen werden müsse. Es sei doch auch selbstverständlich, daß gerade im gegenwärtigen Augenblick, wo die Reichstagswahlen vor der Tür stehen und alles gegen die Sozialdemokratie rüstet, der ungeeignetste Moment sei, über die Maifeier zu diskutieren. Ein Zurückweichen unsererseits würde den Reaktionären Wasser auf ihre Mühlen liefern. Es kann sich also nur darum handeln, daß wir an der Maifeier festhalten. Die Gewerkschaftskommission hat beschlossen, zur Bildung eines Maifonds Sammelmarken zu 50 und 25 Pf. herauszugeben, wobei von jedem Organisierten erwartet wird, daß er sich an den Samm- lungen beteiligt, mit welcher Zahl von Marken bleibt dem freien Willen überlassen. Der Zentralvorstand der Wahlvereine ist diesem Beschluß beigetreten mit der Maßgabe, daß die Partei» genossen und Genossinnen moralisch verpflichtet sind, Maimarken im Betrage von nicht unter 1 M. für Männer und nicht unter 50 Pf. für Frauen zu entnehmen. Die vorige Generalversamm­lung hat diese Angelegenheit den Bezirken zur Beratung über­wiesen. Das Ergebnis der Beratungen war, daß sich die Kreise (von Teltow - Beeskow liegt das Resultat noch nicht vor) mit er- heblicher Mehrheit für die Vorschläge erklärt haben und Mar teils für den Antrag des Zentralvorstandes, teils für den Beschluß der Gewerkschaften. Der Unterschied zwischen beiden ist der, ob die moralische Beitragspflicht bis zu 50 und 25 Pf. oder bis zu 1 M. und 50 Pf. gehen soll. Die Generalversammlung werde nicht anders können, als den in der Hauptsache übereinstimmenden Be- schlüssen der Gewerkschaften und des Zentralvorstandes beizutreten. Es sei selbswerständlich, daß die am 1. Mai Feiernden zur Zahlung nicht verpflichtet find. Einigkeit herrsche darüber, daß der Fonds geschaffen und an der Maifeier nicht gerüttelt werden solle. Es würde nun das beste sein, wenn dem Vorschlage des Zentral- Vorstandes ohne lange Diskussion zugestimmt würde. Zu diesem Punkt der Tagesordnung liegen mehrere An- träge vor. Niederbarnim beantragt, daß die drwcirbslosen Weib- lichen Mitglieder vom Beitrage zu befreien sind. Ein Antrag d«S Wahlvcreins Friedenau verlangt in erster Linie, daß jeder, der am 1. Mai arbeitet, seinen vollen TageS - verdienst dem Fonds zu überweisen hat. Falls dies abgelehnt wird. soll aus dem Antrage des Zentralvorstandes das Wortmoralisch" gestrichen werden. DaS heißt, die Beitragsleistung von 1 M. und 50 Pf. soll unbedingt zur Pflicht gemacht werden. Außer diesen Anträgen liegt noch eine Resolution vor, die sich grundsätzlich für die Arbeitsruhe am 1. Mai erklärt. Eulert(Friedenau ) und Barvin(Lankwitz ) befürworten die Annahme des Friedenauer Antrages. Frau Friedländer wendet sich gegen den Antrag Nieder- barnim. Wir müßten die Frauen dazu erziehen, daß sie sich als vollkommen Gleichberechtigte fühlen. Hausfrauen, die keine Erwerbsarbeit ausüben, könnten nicht als erwerbslos angesehen werden, denn die Hausarbeit sei ebenfalls eine Arbeit, die der Mann bezahlen müßte, wenn sie nicht von der Frau gemacht werde. ES gäbe keinen Grund für die Befreiung der Hausfrauen von den Beiträgen. kleines feiiiUetou. Theater. Neue« Schauspielhaus:Wienerinnen�. Lustspiel von H e r m a n n B a h r. Die Komödie hat bereits ein ziemliches Alter und verdankt die Ehre einer WiederauSgrabuug wohl dem Er- folge des Bahrschen.Konzerts" und der damit einsetzenden KurS- steigerung des Namens. Keine Mühe war gescheut. Eine geschmack- voll elegante Ausstattung und ein flolteS, auch in der Durchführung per Wiener Tonart gut abgestimmtes Spiel wirkten zusammen, um all die Nuancen des witzigen Salonstückes ins hellste Licht zu rücken. Doch sind die Pointen allzu ausschließlich solche der Konversation, um eine stärkere Lusiipielstimmung auszulösen. Statt daß sich eine zusammenhängende Folge von Situationen mit humoristischen Ueber- raschungen entwickelt, wird immerfort geplauscht, hört man von «lnsang bis zu Ende immer nur den Auior mit seinem Räsonneur, dem frischen, kaustisch schlagfertigen Architekten Joseph Ullrich, über den Snobismus posierender Salondamen»nd-löwen sich lustig machen. Daß dieser geradgewachsene Mann, der� sich das richtige Augenmaß für b\e Verächtlichkeit vornehm-mützig- gängeriichen ParositentumS bewahrte. selbst blind verliebt um eine Schönheit dieses Kreises aizhält. und dann, kaum verheiratet, erkennen muß. wie recht er doch mit feiner Regel hatte, ist ein Motiv voll feiner Komik. Bahr streift eS freilich nur ganz obenhin. Statt die Ironie nun geg-» den Jromker zu kehren, den Philosophen zavvelnd in der selbst gelegten«chlinge dem Gelächter preiszugeben. lavi er ihn weiter als den Ueberlegenen figurieren. Ulrich sprengt den Salon der Frau Gemahlin durch e,ne große Rede, und spinnt in seinem Herzen allerhand weltausschauende ErzrehungSpläne für da« holde Wesen auS. Im Schlußakt gibt» ohne jeden Uebergang «ine Versöhnungsszene zwischen'hr und ,hm. Sie bessert sich viel- leicht noch und der klage Mann behalt am Ende recht. Aus dem guten Ensemble traten am markantesten Herr Eugen Burg in der Hauptrolle und Erich Z r e g e l in der Episodenfigur «pe« angehimmelten Salon-SchönrednerS hervor. ät. . Freie Volksbühne(im Thalia- Theater):.Moral'. Komödie von Ludwig T h 0 m a. Das lsc einmal wieder ein ge- funde« Stück,«in kräftiger Griff in das Leben und Treiben der .Gewappelten" undGebroteten". die sich dieVornehmen", die .Gesellschaft' heißen! Diese Gesellschaft ha» natürlich immer zweierlei __«!_____*. O�ruSrt»-..... V. Moral". Bestrebungen. Durch frömmelnde Bruder- und SittlichkeitS vereine ist man stet« emsiglich bemüht, die unterste Volksklasse sittlich Ki_, heben* um desto ausgiebiger im Geheimen seinen Lastern önen zu können. Zhoma reißt rücksichtslos den Schleier von dieser ganzen Sippe weg und zeigt sie nicht nur in aller ihrer Fäulnis Gent verweist darauf, daß die Arbeiterschaft durch Opfer groß und mächtig geworden sei. Wir dürften deshalb auch in diesem Falle kein Opfer scheuen. Die Beitragspflicht müsse obligatorisch lein und auch die Feiernden mühten Beiträge leisten, wenn nicht die Maifeier herabgewürdigt werden solle. Zepernick trat im allgemeinen für die Maifeier ein. Baske betonte, daß der Antrag des Zentralvorstandes aus reiflicher Erwägung entstanden sei. ES habe keinen Zweck, weiter- gehende Beschlüsse zu fa»cn, die voraussichtlich nicht gehalten würden. Die Forderungen des Antrages Friedenau würden nicht die Zustimmung der Gewerkschaften firtben. Die Generalversamm­lung würde der Maifeier den besten Dienst erweisen, wenn sie dem Antrage des Zentralvorstandes ohne weitere Dislussion zu- stimmt. Ein Schlußantrag wurde hierauf angenommen. Nach einem kurzen Schlußwort Liepmanns wurde der Friedenauer Antrag in seinen beiden Teilen abgelehnt. Angenommen wurde der Antrag des Zentralvorstandes, der schon der vorigen Generalversammlung vorlag. Er lautet: Die Vorstände der Berliner Gewerkschaften haben in ihrer Sitzung vom 21. Februar beschlossen: Zur Bildung eines Maifonds wird vom 1. Mai ob eine allgemeine freiwillige Sammlung vorgenommen, zu welcher Marken im Werte von 50 und 25 Pf. herausgegeben werden. Diese Marken sind durch die Vertrauensleute der einzelnen Organisationen abzusetzen und unterliegt es dem freien Willen jedes einzelnen Abnehmers, mit welcher Anzahl Marken er zum Maifonds beisteuern will. Es wird jedoch von jedem Organisierten, gleichgültig ob Mann oder Fvau, erwartet, daß er sich an der Sammlung zum Maifonds beteiligt. Ter Zentralvorftand des Verbandes schloß sich dieser De- klaration an mit der Maßgabe, daß die Parteigenossen und «Genossinnen moralisch verpflichtet sind. Maimarken im Betrage von nicht unter 1 M. für Männer und nicht unter 50 Pf. für Frauen zu entnehmen." Angenommen wurde auch der Antrag Niederbarnim:.Er» werbslose weibliche Mitglieder sind vom Beitrage befreit." Der zweite Punkt der Tagesordnung betrifft die Schaffung einer Montagsausgabe de»vorwärts". Auch diese Angelegenheit ist in der vorigen Generalversamm- lung schon besprochen worden. Dort hatte der Vertreter der Preß- kommission, gestützt auf eine detaillierte Kostenberechnung!, nach- gewiesen, daß die Herausgabe eines am Montagmorgen erscheinen- den Blattes einen Kostenaufwand von 100 480 M. erfordern und nur dann durchführbar sein würde, wenn der Abonnementspreis von 1,10 M. auf 1,20 M. monatlich erhöht würde. Die vorig« General- Versammlung hatte den Kreisen die Entscheidung darüber über- wiesen, ob ein Montagsblatt bei gleichzeitiger Erhöhung des Abonnementspreises herausgegeben werden soll. Nachdem Ernst in der gegenwärtigen Generalversammlung einige«inleitende Worte in dieser Angelegenheit gesagt hatte. nahm Sassen das Worü In einer längeren Rede führte er aus, die Zahlen, welche der Berechnung der Preßkommission zu- gründe gelegt sind, seien nicht zutreffend. Um den Parteigenossen die Herausgabe eines Montagsblattes zu verekeln, seien die Kosten viel zu hoch angesetzt worden. Der Redner stellt eine Berechnung auf und kommt zu dem Ergebnis, daß das Montagsblatt nur 05 840 M. kosten würde. Die Herausgabe lasse sich ohne Erhöhung des Abonnements ermöglichen, die Abonnentenzahl würde sich ver- mehren und die Ueberschüsse würden auf der jetzigen Höhe bleiben. Richard Fischer bemerkte dazu: Wenn die Zahlen- angaben des Vorredners richtig wären, dann müßte die Geschäfts- leitung desVorwärts', die den Kostenanschlag für die Preß- kommission aufgestellt hat, entweder nicht rechnen können, oder die Absicht haben, die Parteigenossen irrezuführen. In beiden Fällen würde die Geschästsleitung verdienen, ihreS Amtes entsetzt zu werden. Die Geschäftsleitung habe ihre Berechnung mit größter Sorgfalt aufgestellt. Der Redner geht auf die vom Vorredner aufgemachte Rechnung ein und führt aus, daß sie von ganz irrigen Voraussetzungen ausgehe. Wenn der Generalversammlung zu- gemutet imirbe, zu entscheiden, ob die Berechnung der Geschäfts- leitung oder die des Genossen Sassen richtig sei, dann würde wohl jeder, der es mit seinem Urteil ernst meint, eine solche Zu- mutung ablehnen. Wenn die Generalversammlung eine Nach- Prüfung der Berechnung für notwendig halte, dann könnte sie nu{ die Sache an eine Kommission verweisen. Die Berechnung der Geschäftsleitung sei auf gewissenhaftester Grundlage aufgestellt und in die Oeffenttichkeit gebracht mit dem Bewußtsein, daß sie einer Nachprüfung standhalten könne. Der Vorredner habe gesagt, derVorwärts" sei bezüglich der Erscheinungsform das rück- ständigste Blatt Berlins . Das sei richtig vom Standpunkt des Bourgeois, aber falsch vom Standpunkt eines Sozialdemokraten. Wir seien doch Gegner der Sonntagsarbeit. Es sei zu bedauern, und Schein Heiligkeit, sondern auch in ihrem verwerflichen Gehaben und Tun. Im Staat von heute sind das natürlich feststehende und immer sich wiederholende Erscheinungen. Die amtlichen Be­hörden mit Einschluß der hochlöblichen Polizei l arbeiten ausschließlich»m Interesse derGesellschaft". Sie wachen über die sogenannte.öffentliche' Moral und beschirmen die im Schoß der.honetten' Gesellschaft gepflegte Unmoral. Wehe, wenn das ganze Lügengebäude über den Haufen fällt! Nur das nicht I Sonst sähe das.Volk", dem unter allen Umständen die Religion und die Tugend erhalten werden müssen, von wieviel Verworfenheit und Lasterhaftigkeit eS regiert wird. Ludwig Thoma nimmt ober kein Blatt vor den Mund, wenn er diese scheinheilige und verlogene Sippschaft schildert. Wir sehen nun die Stützen von Thron und Altar in aller ihrer Erbärmlichkeit vor uns stehen. Da Hilst kein Ueberkleistern des Sumpfes mit Taufendmarkicheinen. Der lachende Spott des Dichters übergießt den Brei mit ätzender Lauge. Und die Zuschauer verstanden ihn und schüttelten sich vor Lachen. Es ist aber auch ein seltener Genuß, Zeuge dieser Aufführung zu fem. Fritz Witte-Wild hat hier etwas Außerordentliches zu- stände gebracht. Die Darsteller, fast ohne Ausnahme, wirken hier im einzelnen und ganzen mit einem Behagen, dem meisterliche Charakterleistungen entströmen. 0. k. Musik. Die Aufführung der Novität.Die letzten Tage don Pompeji" in der Berliner Volksoper war fastnoch lehrreicher, als e» die dortigen Darbietungen sonst sind. Herrn Direktor AlfieriS Theater wird gleichsam zu einem musik- historischen Seminar, das unS die verschiedensten Stile usw. zeigt. Im Jahre 1834 erschien von dem englischen Dichter Bulwer der vielgelesene Roman.Die letzten Tage von Pompeji ". 1842 kam R. WagnerS nach des gleichen Autors RomanRienzi " bearbeitete gleichnamige Oper. Von 1831 an feierte der international-deutsche Komponist Meyerbeer (f 1864) seine bekannten Triumphe dergroßen" Oper. 1871 wurde zu Kairo beim großen Weltschwindelmarkt der Suezkanalfeier die.Aldo" von Verdi aufgeführt, mit unerhörter .Echtheit". Nach vierzig Jahren» in denen eine neue tonkünstlerische Welt geschaffen worden ist. kommt 1011 die.große tragische Oper in 5 Akten" von R. Montowt. dem Bulwerschen Pompejiroman im Titel gleich, im Inhalt nachgebildet. SS ist jammerschade, daß dieS nicht zwischen 1834 und 1871 ge- schah. Eine AuSstattungSoper, wie man sie sich kaum prunkender. eine Orchesterbehandlung, wie man sie sich kaum aufregender denken kann! Freilich, die Textbearbeitung befitzt so gar nichts, auch nur von den, Handwerk der sagen wir: tragischen Posse der Meyer- beer-Text«. Diesmal gibt'S einen LiebeSzwist zwischen einem athenischen Christen und einem pompejanisch-ägyplischen Hohepriester um dessen Mündel Jone; und nachdem Epffoden eines Blumen- daß sich die Buchdrucker, verführt durch die höhere Bezahlung dev Evnntagsarbeit, dazu bereit erklärt haben, den Zeitungen Sonn- tagsorbett zu leisten. Aber wir als Sozialdemokraten müßten nnS gegen die Sonntagsarbeit wehren so lange wir können. Nachdem noch zwei Redner für ein Montagsblatt eingetreten waren, wurde ein Schlußantrag angenommen. Der Antrag auf Herausgabe eines Montagsblattes unter Er- höhung des Abonnements auf 1,20 M. wurde mit erdrückender Mehrheit abgelehnt. Beim letzten Punkt der Tagesordnung: Partei- und Berbandsangelegenheiten begründete Eduard Bernstein namens der sozialdemokratischen Stadtverordneten Schöncbergs folgende Resolution: Die Generalversammlung des Verbandes sozialdemo» krattscher Wahlvereine Berlins und Umgebung erklärt es für an der Zeit, daß die Arbeiterschaft Groß-Berlins zu dem Gesetz- entwurf über den Zweckverband Groß-Berlin Stellung nimmt und ersucht die Redaktion desVorwärts", der Bevölkerung Berlins und seiner Vororte eindringlichst klar zu machen, welche großen Interessen durch die Vorlage in Frage gestellt sind. Zur Begründung der Resolution sagte Bernstein unter anderem: Die große Tragweite des Zweckverbandsgesetzes sei vielen nicht bewußt. Wenn das Gesetz zustande käme, so wäre es ver- hängnisvoll für unser Wirken aus kommunalem Gebiet. Das Gesetz werde im wesentlichen die Wirkung haben, der Regierung viele Millionen zuzuschanzen dafür, daß sie nicht alle Wälder um Berlin bebauen läßt. Besonders verwerflich sei die im Gesetz- entwurf vorgesehene dreimal gesiebte Vertretung, durch die Ge- meind« gegen Gemeinde ausgespielt und die Regierung zum Herrn von Berlin gemacht werde. Gegen diesen niederträchtigen Ver- tretungsmodus müßten wir unsere Stimmen erheben und eine aus direkten allgemeinen Wahlen hervorgehende Vertretung fordern. Hintze hält es für befremdend, daß Bernstein diese Frage hier zur Debatte stellt, anstatt sich damit an den Ausschuß der Gemeindevertreter zu wenden, in dem ja auch die Schöncberger Genossen einen Vertreter haben. Eine Gcmeindevertreterkonferenz habe sich ja bereits mit der Frage des Zweckverbandes befaßt. Es sei nichts dagegen einzuwenden, wenn die Frage noch weiter erörtert werde. Völlig ablehnen könnten wir den Zweckverband nicht, weil die gegenwärtigen Zustände unhaltbar seien. Nachdem sich Ernst und A. H 0 f f m a n n in ähnlichem Sinne zu der Angelegenheit geäußert hatten, wurde die Resolution im Einverständnis Bernsteins dem Ausschuß der Gemeinde-, Vertreter Groß-Berlins überwiesen. 19. Gtnrrillversstmmlilng des Zentrülverbandes der Zimmerer Deutschlands . Leipzig . 8. April 1011, Sechster Verhandlungstag. Zur Arbeitslosenunterstützung werden folgende AenderLngen beschlossen: Arbeitlosenunterstützung erhalten nur Mitglieder,«velche wegen Mangels an Arbeit oder ungünstiger Witterung arbeitslos wurden und solche, die das ArbeitSver« hältnis wegen Krankheit lösen mußten, aber nach Beendigung der Krankheit aus genannten Gründen keine Arbeit finde in. Mitglieder welche vom Ausland übertreten, sind erst nach einjähriger Mitglied« schaft und Zahlung von 40 Wochenbeiträgen zum Bezüge von Arbeitslosenunterstützung berechtigt. Das Recht auf nicht erhobene Arbeitslosenunter« stützung erlischt in 14 Tagen." Eine Debatte fand über einen Antrag statt, der besagte, daß alljährlich Gaukonferenzen stattfinden sollten, auf denen die Gau « leiter Bericht über ihre Tätigkeit geben sollten. Auch soll die Wahl der Gauleiter auf den Gaukonferenzen vorgenommen werden. um das Mitbestimmungsrecht der Mitglieder zu wahren. Durch Schlußantrag wurde die Debatte beendet und der Antrag abgc« lehnt. Gaukonferenzen sollen stattfinden, wenn die Notwendig- keit der Abhaltung vom Vorstand anerkannt wird, und nach wie vor trägt der Zentralvorftand die Kosten dafür. Die Gauleiter werden auch in Zukunft vom Vorstande angestellt. Lau e- Leipzig regt an, daß die auf der Reise befindlichen Mitglieder mehr auf die Herbergen der freien Gewerkschaften aufmerksam gemacht werden. Ueber zwei Anträge, von denen der eine die Verschmelzung mit dem deutschen Bauarbeiter. verband wollte, der andere die Abfassung einer Broschüre und die danach erfolgende Urabstimmung über eine Ver» schmelzung, wurde fast einstimmig zur Tagesordnung überge« gangen. Der Sitz des Verbandes bleibt Hamburg . mädchenS und dergleichen für die Fünfzahl der Akte gesorgt haben. übergibt sich der Vesuv____ Der Komponist, ein Königsberger. hat, am meisten wohl don Meyerbeer, eine reiche Behandlung der Orchesterfarben gelernt und verwendet siedick", wie die Musiker oderpastoS". wie die Maler sagen. Er verfügt auch über den Schein deS heißen dramatischen AtemS; er fängt auch hie und da modern an. Kurz, er hat alles Zeug, um den großen Schein des Echten zu geben. Und am Schlüsse packt er uns sogar mit etwas Echtem. Den übermäßigen Aufgaben, die die neue Oper an den Kapell« meifter und ans Orchester, an die Szenerie und ganz besonders an die Sänger stellt, wurde die kleine Bühne in hohem Maße gerecht. Was leistete da nicht Helene E g g e l i n g als Jone wir würden sie gern öfter und würdiger beschäftigt sehen. Regie und Ausstattung könnten manchmal noch klarer wirken. ez. Notizen« DaS unzüchtige Museum. Im Kaiser-Friedrich» Museum hängt eine gute alte Kopie von Corregios entzückendem (im malerischen Sinne natürlich) mythologischen Gemälde Ja, das die Bersühruna dieser Schönen durch den himmlischen Schwerenöter Jupiter in Gestalt einer schmiegsamen Wolke darstellt. DaS Bild stanlmt auS einer freieren Zeit, als eS die heutige ist, und obwohl eS in keiner Weise ein gesundes Empfinden verletzt, atmet es feinste Sinnlichkeit. Dieses Bild hat seine Geschichte, ein bigotter schwedi- scher Prinz ließ den Kops die Seele des Bilde« heraus- schneiden. Der Kopf ist dann zweimal erneuert worden. Friedrich II. erwarb das Bild, und die preußische Respektabilität. Olthodorie und Zimperlichkeit hat eS bisher ant öffentlichen Orte geduldet. Und erst die preußische Polizei hat das getan, was wunderlicher» weise bisher unterblieben war. Sie hat die im Auftrage de» Museums hergestellten Postkarten mit der Abbildung der Jo be« schlagnahmt. Da die Polizei sicher am besten weiß, was sich schickt. Wird nun konsequenterweise auch das Bild selbst schleunigst sekretiert (d-\ der Oeffenttichkeit entzogen) werden müssen. Jagow sollte überhaupt d,e ganzen Mu,een mal durch ein paar Schutzleute re« vidieren und Neugierige warnen lassen. trrtiZ,® 1 0 m- Wilder. Der am vergangenen re'tag in PartS verstorbene Borsenmann. orientalische Graf und «! n fn. 4 ieiue Gemäldesammlung, die einen ?rank haben soll, der französischen Regierung dem hirn i�r einzigen Bedingung, daß die Gemälde(alle!) uationaw, Kunstmuseum, einverleibt würden. . �i�r tandlich kann sich ein Museum von der Bedeutung de» aufttehmm soll?$ro*en vorschreiben lassen, welche Bilder«S