GewerhfcbaftUcbee.Berlin und Qmzegend.Zum Streik in der Zl. E. G.»Bttmiienstrage, nahmen gestern abend nacheinander zwei BetriebsVersammlungen Stellung, zu denen die im Werke noch beschäftigtenArbeiter und Arbeiterinnen in solchen Massen erschienen waren�dast Ballschmieders großer Saal nach Entfernung der Tische undStühle nicht Raum genug bot. Zu Anfang herrschte offenbar dieStimmung vor, einen allgemeinen Sympathiestreik zu beschließen�nachdem jedoch die Vertreter der Organisation, besonders Johansenund Cohen, klargelegt hatten, daß es erst einmal Sache der Streikkenden ist, zu dem Ergebnis der inzwischen fortgesetzten VerHand-lungen Stellung zu nehmen, gab man sich bannt zufrieden, den wertcren Verlauf der Sache abzuwarten. Zum Streik selbst wurde be-richtet, daß die Direktion nach wiederholten Verhandlungen gesternnachmittag das Angebot machte, die Streikenden zu dem Anfangslohn von 42 Pf. wieder einzustellen, und jedem, der bisher schonhöheren Lohn hatte, am l. Mai mindestens 2 Pf. zuzulegen unddarauf weitere Zulagen, so daß innerhalb 3 Monaten die frühereLohnhohe wieder erreicht ist. Ferner hat Herr Direktor Elferserklärt, daß die Berichtigung in der Sonntagnummer des„Vorwärts" nicht zutreffe, sondern daß nach dem Angebot vom vorigenMontag, gemäß der Erhöhung des Einstcllungslohnes, alle im ZLerkbeschäftigten Hilfsarbeiter 2 Pf. Zulage erhalten sollten.— Demgegenüber behaupteten die anwesenden Ausschutzmitglieder in dergestrigen Versammlung, daß die Berichtigung der Streikleitung denTatsachen entspreche, sonst müsse ein Mißverständnis vorliegen.Achtung! Gürtler, Drücker und Schleifer! Der Streik bei Niemann dauert unverändert fort. Wir ersuchen, den Betrieb nachwie vor streng zu meidenDa die Firma und ihre Agenten sich auswärts unter allerhandDeckadressen um Arbeitswillige bemühen, ersuchen wir Arbeitenblätter um Nachdruck.Deutscher Metallarbeiterverband, Ortsverwaltung Berlin.Die Lohnbewegung der Bäcker.Eine öffentliche Versammlung der Bäckergesellen, die gesternnachmittag den großen Kellerschen Saal bis auf den letzten Platzfüllte, nahm Stellung zu der Antwort, welche der Zweckverband derInnungen auf den Beschluß der Gesellenversammlung vom 4. Aprilerteilt hat. Das Antwortschreiben der Innungen stellt erneut dieBehauptung auf, daß der Verband, während er Korporativverträgemit den Innungen abschließen will, gleichzeitig versuche, Tarife miteinzelnen Meistern abzuschließen. Der Referent Hetzschold be-merkte hierzu, dies sei eine Unwahrheit. Falls die Innungen dasan alle Meister gesandte Kündigungszirkular des alten Tarifes alsVersuch des Abschlusses von Einzelverträgen deuten möchten, so seidas eine gekünstelte Auslegung, die geeignet wäre, den Frieden zuhintertreiben. Eigentümlich sei es dagegen, daß zur gleichen Zeit,wo die Vorsitzenden des Zweckverbandes erklären, im Auftrage der17 Innungen zu handeln, einige dieser Innungen, z. B. in Span-bau und Lichtenberg, mit ihren Gesellenausschüssen unter ausdrück-lich betonter Ausschaltung der Lohnkommission und des Zweckver-bandes, besondere Abmachungen treffen wollen. Das sei ein hinter-hältiges Vorgehen, welches gegen Treu und Glauben verstoße.f serner heißt es in dem Antwortschreiben der Innungen, es werdeedauert, daß der Verband den Innungen Herrn v. Schulz alsUnparteiischen aufzuzwingen suche.— Das ist, wie Hetzschold dar-legte, durchaus nicht der Fall. In der Resolution vom 4. d. M. wirdnicht der von den Innungen abgelehnte Vorsitzende des Gewerbegerichts v. Schulz, sondern der Gewerberichter Schulz vorgeschlagen.Die gleichen Namen der beiden Herren haben Veranlassung ge-geben zu einem Irrtum in den Berichten der Tagespresse. Die am10. d. M. abgehaltene Versammlung des Zweckverbandcs konnte aberdiesem Irrtum nicht zum Opfer fallen, denn ihr lag nicht nur dieResolution vom 4. d. M. vor, sondern Hetzschold hatte schon vorder Versammlung den Obermeister Schmidt schriftlich über denIrrtum in der Tagespresse aufgeklärt.— Weiter heißt es in demAntwortschreiben der Innungen, sie seien mit Rücksicht auf dasGesetz gehalten, Tarifverträge nicht ohne Mitwirkung der Gesellen-ausschüsse abzuschließen. Auf der Teilnahme von Vertretern derGelben an den Verhandlungen bestehen die Innungen. Sie habenober nichts dagegen, daß der Verband eine größere Anzahl vonVertretern zu den Verhandlungen entsendet. Als Verhandlungs-tag schlagen die Innungen den 21. April vor.— Was der Referentzu diesen Punkten des Antwortschreibens ausführte, deckt sich mitdem Inhalt einer von ihm empfohlenen Resolution, die einstimmigangenommen wurde. Sie lautet:Die Versammlung beschließt:I. Als Verhandlungsleiter wird nochmals Herr Magistrats-rat Schulz s nicht v. Schulz. D. B.) in Vorschlag gebracht.2. Zu den Verhandlungen wird ein zu gleichen Teilen vomZweckverband der Innungen und von der Lohnkommission zuernennende paritätische Kommisston zugelassen. Höchstzahl vonjeder Seite ist die Zahl 10.— Wir haben die Gesellenausschüssenicht abgelehnt. Gesetzlich aber sind Verträge, die ohne Mitwir-kung der Gesellenausschüsse zustande kommen, durchaus zulässig.Es bleibt aber den Innungen überlassen, in die Kommission Ge-sellenansschutzmitglieder mit hinein zu wählen, wie sich daS dieLohnkommission auch nicht verbieten läßt.3. Unter keinen Umständen wird ein gelber Vertreter zu denVerhandlungen zugelassen. Falls die Herren mit dem Vertragder von Organisation zu Organisation eventuell abgeschlossenwird, nicht einverstanden sind, bleibt ihnen ja die Niederlegungder Arbeit. Dabei würde sich dann auch gleich zeigen, wie starkdie Herren in Wirklichkeit sind.4. Falls die Innungen unter diesen Voraussetzungen ver-handeln wollen, ist die Versammlung mit dem Termin, demLI. April 1911, einverstanden. Die Verhandlungen können vor-Mittag 10 Uhr beginnen.5. Falls die Verhandlungen auf obiger Grundlage nicht zu-stände kommen sollten, sind dieselben als gescheitert zu betrachtenund weitere Verhandlungen mit den Innungen nicht mehr zuführen..Zum Schluß konstatiert die Versammlung, daß die beidenvon der Freien Vereinigung der Bäckermeister Berlins und Umg.eingereichten Resolutionen, deren Eingang hiermit bestätigt wird,einen weit versöhnlicheren Geist atmen, als die Jnnungsbeschlüsse.Die Versammelten würden gegen die Hinzuziehung herFreien Vereinigung keinerlei Einwände erheben, würden es viel-mehr begrüßen, wenn alle Arbeitgeberorganisationen an denBeratungen über unsere Forderungen beteiligt wären. Fallseine Einigung mit den Innungen nicht erfolgt, soll sofort mitder Freien Vereinigung in Verbindung getreten werden.Die Versammelten beschließen, daß bis 25. April die Ver-Handlungen erledigt sein müssen, so daß in einer an diesem Tagestattfindenden Versammlung endgültiger Beschluß gefaßt werdenkann._Achtung, Knabenkonfektion! Bei der Firma Schürer u.Sohn, Petersburger Straße 34, haben die Bügler und Schneide-rinnen die Arbeit niedergelegt, weil die Firma jedes Eingehen aufden vorgelegten Tarifvertrag ablehnte. Ueber die genannte Firmaist daher die Sperre verhängt.Verband der Schneider und Schneiderinnen. Die Ortsverwaltung.Achtung. Töpfer! Wegen Maßregelung verhängen wir hiermitüber die Firma Paul Damm, Charlottenburg. Leibnizstr. 19, dieSperre. In Frage kommt der Bau Rixdorf, Hermann-, EckeSchierkestraße. Die Verbandsleitung.Ein allgemeiner Tarifvertrag für das Militärfchneider-gewerbe.Die Lohnbewegung der Militärschneider hat auf dem Wegefriedlicher Verhandlungen zum Abschluß eines allgemeinen Tarif-Vertrages geführt, der am Montag einer Mitgliederversammlungdieser Branche des SchneiderverbandeZ zur Beschlußfassung vor-gelegt wurde. Der neue Tarif bleibt ein gut Teil hinter demturuck, was man von der Bewegung erwartet hatte, und bei derierlesung der zahlreichen Positionen zeigte sich in der Bersamm-lung bereits eine starke Mißstimmung, die dann später in derDiskussion noch weiter zum Ausdruck kam. Als der Filialvor-sitzende Ku n z e für die Annahme des Tarifes sprechen wollte,schien es zuerst, als wollte ihn die Versammlung aus Mißmutüber das magere Ergebnis der Verhandlungen gar nicht zu Wortekommen lassen, bald darauf hörte man den Redner jedoch ruhigan. Er führte u. a. aus, daß, wenn bei der Bewegung nicht mehrerreicht wurde, die Militärschneider zu einem großen Teil selbstdaran schuld seien, da eine nicht geringe Anzahl von ihnenwährend der verflossenen Jahre nicht auf strenge Durchführungdes alten Tarifes gehalten, ja hier und da mit einzelnen Arbeit-gebern bei einzelnen Positionen tarifwidrige Sonderabmachungengetroffen hätten. Uebrigens biete der neue Tarif im allgemeinen6 bis 7 und 8 Prozent, für einen Teil der Militärschneider sogar15 bis 20 Prozent Lohnzulage. Der wichtigste Erfolg sei aber,daß die Grundsätze, die die Militärschneider für den Tarifab-schluß aufgestellt hatten, von den Arbeitgebern anerkannt wurden,und zum ersten Mal in dieser Branche genau festgelegt ist, wasfür jedes einzelne Stück zu zahlen ist. Die Arbeitgeber derBranche haben sich inzwischen organisiert und sich dem allgemeinenArbeitgeberverband für das Schneidergewerbe angeschlossen. Derneue Tarifvertrag wird also formgerecht zwischen dem Schneider-verband und der Arbeitgeberorganisation geschlossen, und Marauf unbestimmte Zeit mit vierteljährlicher Kündigung. Den nichtorganisierten Firmen wird der Tarif ebenfalls zur Anerkennungvorgelegt, und zwar in unveränderter Form. Die Durchführungwird auch hier kaum größere Schwierigkeiten bieten, da sich dieMehrzahl dieser Firmen schon im Voraus bereit erklärt hat, dasErgebnis der Kommissionsverhandlungen als bindend zu be-trachten.— Die Versammlung erklärte sich nach einer sehr regenDebatte, die bis gegen Mitternacht dauerte, gegen eine starkeMinderheit mit dem Tarifvertrage einverstanden.Die Marineuniformen sind in dem allgemeinen Tarif nichtmit aufgenommen, da für sie in Berlin nur wenige Firmen inBetracht kommen. Der Marinetarif soll nach Ostern durch be-sonders Verhandlungen festgestellt werden.Noch eine„Berichtigung".Wir erhalten folgcude Zuschrift:Spandau, den 10. April 1911.Auf Grund des Z 11 des Reichs gesetzes über die Presse vom7. Mai 1874 ersuche ich Sie ergebenst, in der näcbstfolgendenNummer Ihrer Zeitung folgende Berichtigung des Artikels.Der?lbwehrstreik der Hafenarbeiter bei der Firma Kurt Thomas inSpandau" aufzunehmen:Es ist unrichtig, daß Holzpritschen mit Stroh, daS zum Teilverfault ist, den Leuten als Lagerstätte dienen.Es ist vielmehr richtig, daß die Leute eine Holzbettstelle mitStrohsack, Unterlaken, bezogenen Kopfkissen und bezogener Ueber-decke als Lagerstätte erhalten.Es ist ferner unrichtig, daß eine Schlafftelle 2,50 M. proWoche für jeden Mann kostet und bezahlt wird. Es ist vielmehrrichtig, daß die Schlafftelle, einschließlich Kaffee mit zwei BrÜrcfym2,50 M. wöchentlich beträgt.Ferner ist es unrichtig, daß 20 Mann ein Handwch zur Verfügung gestellt wird. Es"ist vielmehr richtig, daß jeder für jedeWoche ein besonderes Handtuch erhält.Schließlich ist es unrichtig, daß die Getränke und Speisenunerhört teuer und schlecht sind.Für warmes Mittagessen wird vielmehr nur 40 Pf. verlangtund bezahlt, das Glas Bier kostet 10 Pf., der Nachmittagskaffeemit Brötchen ebenfalls nur 10 Pf., die Zigarre 5 Pf.Es wird nur gute und nicht schlechte Ware beim Bäcker undSchlächter gekauft.HochachtungsvollFrau Helene Heyn.Es scheint sich hier nicht mehr um einen Streit in der Sache,sondern um einen Streit um Worte zu handeln. Lager, die nuraus einem lakenbedeckten Strohsack, einem bezogenen Kopf-(viel-leicht auch Keil-?) Kissen und bezogener Decke bestehen, entsprechenetwa der Gefängnis-Unterkunft. Ob man das Holzgestell Bett-stelle oder Pritsche nennen will, ist dabei wirtlich Nebensache. Ebensosteht es mit der Bewirtung. Die Preise sind solche, wie sie in Ar-beiterwirtschaften auch sonst gezahlt werden. Geschenkt bekommenalso die Leute gewiß nichts. Ob sie Preise angemessen sind, dar-über kann nur die Qualität der Ware entscheidend sein. Ziffernbesagen da gar nichts. Was Frau Heyn vielleicht für billig undgut ansieht, mag manchem ihrer Gäste als teuer und schlecht er-scheinen._Die Verschmelzung der Zahlstellen NowaweS und Potsdam desdeutschen MetallarbeiterverbandeS, die bereits im Jahre 1907 ohneErfolg angebahnt wurde, kann nunmehr als gesichert gelten. Nach-dem die Zahlstelle Potsdam einen zustimmenden Beschlutz gefaßt.beschäftigte sich Ende voriger Woche auch die Nowaweser Zahlstellein einer außerordentlichen Versammlung mit dieser Frage undkam nach einem Referat des Bezirksleiters Z e r n i ck e- Berlin zureinstimmigen Annahme des vom Vorstand gestellten Antrages aufVerschmelzung mit der Potsdamer Zahlstelle und gleichzeitige An-tellung eines Verwaltungsbeamten. Die nötigen Vorarbeitenwurden einer siebengliedrigen Kommission, bestehend aus je dreiMitgliedern der beiden Zahlstellen und dem Bezirksleiter, über-tragen. Die Anstellung des Beamten soll bereits am 1. Juli er-folgen.VeutfcKes Reich.Achtung. Böttcher! Nach einem llwöchigen Kampfe in derHolzreifenbranche in Culm-Schulitz haben zwei Fabrikanten,Bötel-Schulitz und Köller in Fordon. die von den Streiken-den aufgestellte 5prozei>tige Lohnaufbesserung bewilligt. Du� übri-gen Fabrikanten, Lehmann, Jahnke und R o h l m a n n, blei-ben so lange gesperrt, bis auch sie die gerechte Forderung der Strci-kenden bewilligt haben. Sämtliche Kollegen in den Packfaßwerk-tellen und Fabriken werden nochmals ganz besonders auf denStreik der Reifenmachcr aufmerksam gemocht. Die Streikendenappellieren an das Solidaritätsgefühl eines jeden Kollegen undfordern auf, aus dem Streikgebiet kommende Holzrcifen nicht eherzu verarbeiten, bis sämtliche Fabrikanten unsere Forderung be-willigt haben.Verband der Böttcher, Weinküfcr und Hilfsarbeiter.Die Aussperrung im Hamburger Holzgewcrbemacht den übrigen Scharfmachern in Hamburg arge Kopf-chmerzen. Insbesondere die Werftbesitzer und der Verband derMetallindustriellcn sind von dem Gang der Dinge gar nicht er-baut und möchten den Holzarbeitern unter allen Umständen eineNiederlage beibringen. Das ist schließlich zu verstehen, wenn man>edenkt, daß die Holzarbeiter in Hamburg bisher schon die>2stündige wöchentliche Arbeitszeit hatten und nun 51 Stundenordern, während in der Eisenindustrie und auf den Werstennoch 3—8 Stunden pro Woche länger gearbeitet wird. Ihrchlechtcs Gewissen sagt den Herrschaften, daß die anderen Berufeden Holzarbeitern folgen werden. Aber ganz besonders paßt denWerftbesitzern und Metallindustriellen der paritätische Arbeits-Nachweis in der Holzindustrie nicht. Diese Herren betrachten denArbeitsnachweis als eine Domäne der Unternehmer und könnenich gar nicht an den Gedanken gewöhnen, daß der Arbeiter inder Nachweisfrage, wo es sich um den Verkauf seiner Arbeitskrafthandelt, überhaupt mitreden will. Die Arbeitsnachweise desMetallindustricllenverbandes an der Unterelbe sind mit die be-rüchtigsten in ganz Deutschland und man nimmt an. daß. wennur das Hamburger Holzgewerbe im allgemeinen die Arbeitsver-niittelung paritätisch geregelt ist, eines Tages auch von denWerften verlangt werden könnte, daß diese die benötigten Arbeits-kräfte, soweit sie für die Tischlerei, Drechslerei usw. nötig sind,, vom paritätischen Arbeitsnachweis beziehen mußten. Herr B l o h mI hat darum im Arbeitgeberverband für Hamburg-Altona auf dieseI Gefahr ganz besonders verwiesen. Er hat mit aller Entschieden»} heit verlangt, daß der Arbeitgeberschutzverband für das Holzge-! werbe den paritätischen Arbeitsnachweis unter allen Umständenablehnt, weil sonst der Holzarbeiterverband es recht bald so machenwürde wie in Bremen, nämlich den Jndustriellennachweis sperren.Und dann müßten die Werftbesitzer ihre Arbeiter wohl oder übelvom paritätischen Nachweis holen, wie man auch die Aktiengesell-schaft„Weser" in Bremen dazu gezwungen habe. Weiter sagteHerr Blohm:„Den Tischlermeistern kann es gleich sein, wohersie ihre Arbeiter beziehen. Diese haben auch kein Interessedaran, daß der paritätische Arbeitsnachweis abgelehnt wird, aberwir Großindustriellen lassen uns die Einrichtung eines solchenArbeitsnachweises nicht gefallen."— Herr G u r l i t t, der Ober«stratege des Arbeitgeberschutzverbandes, gab dem WerftbesitzerBlohm vollständig recht und sprach offen aus, daß der paritätischeArbeitsnachweis den Tischlermeistern bisher nur Vorteile ge-bracht habe, denn die Meister hätten, solange der paritätischeArbeitsnachweis bestanden, immer die benötrgten Arbeitskräftebekommen, während das vorher nicht der Fall gewesen sei; abermit Rücksicht auf die Arbeitsnachweise des Metallindustriellen,Verbandes mußten die Tischlermeister den paritätischen Arbeits-Nachweis unter allen Umständen ablehnen. Diesen Standpunkthätte er auch bisher schon mit aller Entschiedenheit vertreten, dochwäre es ihm außerordentlich schwer gemacht, ihn durchzusetzen,weil eine große Anzahl Tischlermeister immer wieder behaupte,der paritätische Arbeitsnachweis habe sich als ein großer Vorteilfür das Hamburger Holzgewcrbe erwiesen.— Wie wir schon be-richteten, bewilligte man hierauf dem Arbeitgeberschutzverbandfür das Holzgewerbe einen Kredit bis zu 100 000 M. und beschloß,alle Maßnahmen zu treffen, um der Aussperrung eine größereAusdehnung zu geben, aber nur unter der Bedingung, daß dieHolzindustriellen an der„Ablehnung des paritätischen jürbeitsnach-weises und der übrigen unerfüllbaren Forderungen" des Holz-arbeiterverbandes festhalten. Das wurde von Herrn Gurlittfeierlich versprochen.— Ob die Tischlermeister sich diesen Be-dingungen fügen werden, läßt sich im Augenblick noch nicht sagen,doch das steht fest: im Arbeitgeberlager rumort es gewaltig, undes bedarf nur noch eines Anstoßes, dann braucht Herr Gurlittseine„erfolgreiche Taktik" nicht mehr zu machen.— Die vonBerlin nach Hamburg geschafften Arbeitswilligen konnten zumgroßen Teil wieder abgesdhoben werden; es waren Leute dabei,die, auf allen möglichen„Pennen" zusammengesucht, unter aller-Hand Versprechungen nach Hamburg verschleppt worden sind. Jetztsuchen die Metallindustriellen-Arbeitsnachweise in einer ganzenAnzahl Orte Holzarbeiter nach Hamburg; diesen muß darum ganzbesonderes Augenmerk gewidmet werden.— Holzarbeiter Deutsch-lands. sorgt für Fernhaltung des Zuzugs lStreik der Schuhmacher in Dresden.Am 1. Mai läuft der im Jahre 1908 mit der Schuhmacher-innung abgeschlossene Lohntarifvertrag ab. In den Vertragsbe-stimmungen ist vorgesehen, daß spätestens mit Ablauf von vierWochen nach erfolgter Kündigung des Vertrages die Parteien ver«pflichtet sind, in Unterhandlungen einzutreten, um einen neuenLohntarifvcrtrag zu vereinbaren. Die Organisationsleitungstellten an die Innung den Antrag, baldigst Unterhairdlungen fest-zusetzen. Der Termin ging vorüber, ohne daß von der Innungeine Antwort einging. Nach Anfrage an den Obermeister, ob dieInnung die Bestimmungen des Vertrages einhalten wolle, wurdedas zugesichert und zugesagt, für Erledigung der Sache Sorgetragen zu wollen. Am 5. April kam dann aber die Antwort vomVo�itzenden des Unternehmerverbandes, daß die Innung es ab-lehne, in irgend welche Verhandlungen einzutreten. Mit dieserAntwort war der Bruch des Tarifvertrages von 1908 vollzogen.Die Arbeiter der Schoßbranche nahmen in einer Versammlungam 9. April zu diesem Vorgehen der Jnnungsnieister Stellung,Nach lebhafter Diskussion, in der alle Redner das Vorgehen derInnung scharf verurteilten, wurde ein Antrag angenonimen, dieArbeit sofort niederzulegen. Montag, den 10. April, haben dieGehilfen die Arbeit eingestellt, da auch für sie keine Verpflichtungmehr besteht, bis 1. Mai, dem Schluß des alten Vertrages, durchArbeitsleistung den Jnnungsmeistern für ihren Vertragsbruch nochDienste zu leisten. Die Schoßschuhmacher werden darauf auf«merksam gemacht, in Dresden Arbeit nicht anzunehmen.Erfolgreicher Schneiderstreik in den Unteriveserorten.Eine erfolgreiche Lohnbewegung von nur ein paar StundenDauer hatten die Schneider der Unterweserorte(Bremerhaven.Lehe, Geestemünde). Verschiedene Firmen weigerten sich, einzelnePositionen des im Vorjahre geschaffenen Tarifs zu bezahlen. ZuUnterhandlungen wollten sie erst nach Ostern Zeit haben. Die so-fortige Arbeitsniederlegung der Schneidergehilfen am Sonnabendvormittag sorgte aber für so viel Zeit, daß die Verhandlungen sofortstattfinden und ein befriedigendes Ergebnis erzielt werden konnte.Die Arbeit wurde deshalb noch im Laufe des Vormittags wiederaufgenommen._Die Differenzen in den Steinzeugwcrken in Friedrichs-f e l d(Baden) sind beigelegt. Die zustandegekommene Einigung be-steht darin, daß der in der Krisenzeit 1903 vorgekommene Abzugauf die Löhne der Töpfer und Steinzeugarbciter wieder zurückgenommen wurde. Die Kündigung der Töpfer durch die Akticngesell-schaft hat sich damit gleichfalls erledigt.Ausland.Eine Warnung an die Bergarbeiter.Die organisierten Bergarbeiter von Amerika richten eine War-nung an die Bergarbeiter aller Länder, sich nicht durch Agenten oderAnzeigen verleite» zulassen, nach N e u- S ch o t t l a n'd(Britisch-Nordamerika) zu gehen. Seit 20 Monaten kämpfen dort die Arbeiterin den Kohlengruben von Spring Hill um bessere Arbeits-bedingungen und um die Anerkennung ihrer Gewerkjchast. Am10. August 1909 legten 1600 Männer die Arbeit nieder und hieltenseitdem tapfer au-Z, obgleich die Untcniehincr zahlreiche Streikbrecher«agenturen errichteten und die größten Anstrengungen machten, dieBewegung der Bergarbeiter niederzuzwingen. Man versucht jetzt,aus den europäischen Ländern Arbeiter Heranzuziehen; die Streikendenwünschen daher die allgemeine Aufmerksamkeit der Bergarbeiter dar-auf zu richten, daß der Kampf in Ncu-Schottland noch nicht be-endet ist.Letzte Nachrichten.Tod des Regenten von Abessinien.Rom, 11. April.(W. T. B.) Wie der„Agenzia SIefani' ausAddis Abeba gemeldet wird, ist R a s T a s sa m m a. der Vormunddes Thronerben und Regent von Abessinien. in der vergangenenNacht gestorben. Er war vor einigen Tagen von einer Lähmungbefallen worden.Einsturz einer Kirche in Spanien.Barcelona. 11. April.(H. 58.) In Aranja ist die Kirchesowie die anstoßenden Gebäulichkciten. welche Ordensschwesterngehörten, eingestürzt. Hierbei wurden zwei Nonnen getötet undmehrere verwundet. Es heißt, daß der Einsturz die Folge einesErdstoßes ist. anderen Meldungen zufolge ist jedoch das Unglück ausanhaltende Regengüsse der letzten Tage zurückzuführen.Zwei Heizer erstickt.Stettin, 11. April.<h. 83.) In letzter Nacht entstand aufdem an der Hedwigshütte im nahen Gotzlow liegenden Dampfer„Breslau" ein Heiner Brand im Packraum neben der Mannschasts»kabine. Der Rauch drang in die Kabine ein und erstickte zweiHeizer. Der Brand ,'elbit konnte bald gelöscht werden.verantw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin. Ja seratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. LerlagSanstalt Paul Singer ch Co.. Berlin SW. Hierzu 4 Beilagen«. Unterhaltung» U.