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Gewerkfcbaftlicbee. De* Verband der Capezterer im Jabre 1910. Auf eine gute organisatorische EntWickelung im vergangenen Jahre kann auch dieser Verband zurückblicken. Die Mitgliedergahl betrug im Jahresdurchschnitt 9184 gegen 8253 im Jahre 1999. Im Jahre 1999 zählte der Verband erst 4399 Mitglieder; es ge- lang also dieser verhältnismäßig kleinen Berufsorganisation» die Mitgliedergahl in dieser Zeit zu verdoppeln. Der Verband hatte im Jahre 1919 in 47 Orten Lohnbewe- gungen; in 3 Orten fanden Aussperrungen statt. In 22 Orten handelte es sich um Angriffstreiks. In ebenfalls 22 Orten wurden die Kämpfe erledigt, ohne daß es zu Arbeitseinstellungen kam. Be- teiligt an diesen Lohnbewegungen waren 4626 Arbeiter auS 1426 Betrieben. Es wurde erzielt für 1349 Arbeiter eine Arbeitszeit- Verkürzung von durchschnittlich 1?L Stunden pro Woche, ohne daß es zur Arbeitseinstellung kam, und für 279 Arbeiter eine Arbeits- zeitverkürzung von IVj Stunden pro Woche durch Arbeitsein stellung. An Lohnerhöhung ohne Arbeitseinstellung wurden für 2587 Arbeiter durchschnittlich pro Woche 1,99 M. und durch Ar beitseinstellung für 749 Arbeiter pro Woche 1,53 M. erzielt. Der Verlust an entgangenem Arbeitsverdienst betrug für jeden an einer Arbeitseinstellung beteiligten Arbeiter 69,16 M; Streikunter- stützung wurde rund 39 999 M. ausbezahlt. Mit den Einnahmen der Lokalkassen, aber ohne den Vecmögensstand aus dem Jahre 1999, betrug die Fahreseinnahme des Verbandes rund 393 979 M. Die Gesamtausgaben des Verbandes Haupt- und Lokalkasien beziffern sich auf 249 559 M. Davon entfallen auf Reiseunter stützung 7367 M, Arbeitslosenunterstützung 67 949 M., Kranken Unterstützung 19313 M., Sterbeunterstützung 3325 M., Notfall Unterstützung 5269 M., Streikunterstützung 39327 M. usw. Bei gleicher günstiger Fortentwickelung dürfte der Verband am Schlüsse dieses Jahres das zehnte Tausend der Mitglieder erreicht haben. Berlin unck llmgegenck. Warum klagt Wiesenthal nicht? Für diese Zeilen muß ich leider nochmals die Spalten des.Vorwärts" in Anspruch nehmen. Wiesenthal hat im.Vorwärts" vom 22. März angekündigt daß er mich wegen des Vorwurfs der gewerbsmäßigen Vermitte- lung von Streikbrechern verklagen werde. Wiesenthal hat dies bis heute nicht getan. Während ich in meinem öffentlich gemachten Vorwur Wiesenthal persönlich nenne und den Vorwurf gegen den Vorstand des Allgemeinen Metallarbeiterverbandes erhebe, läßt mich Wiesenthal durch Mei Vorstandsmitglieder des Orts- Vereins Berlin verklagen. Der Grund ist durchsichtig genug. Wiesenthal weiß, daß ich den Vorwurf gegen ihn erhoben habe. Daß gegen die- beiden Kläger Dannenberg und Z i e s e der Vorwurf sich nicht richtet, da sie nicht dem Vorstand des Allgemeinen Metallarbeiterverbandes, sondern nur dem Vor stand deS Ortsvereins Berlin angehören. Aus diesem Grunde muß die Klage Dannenberg und Ziese ohne weiteres abgewiesen werden, ohne daß ich den Wahrheitsbeweis führen kann. Das kann Wiosenthal nicht unbekannt sein. Ich erhebe daher hiermit nochmals gegen Wicsenthal l!) den Vorwurf der gewerbsmäßigen Vermittelung von Streikbrechern. Klagt er auch jetzt nicht, dann gibt er damit die Wahrheit meiner Behauptung zu. _ Adolf Cohen. Die Stellung der Putzerträger zur Lohnbewegung der Putzer. Mit der Lage des Putzerträger-GewerbeS, sowie der Stellung nähme der Putzerträger zur Lohnbewegung der Putzer beschäftigte sich eine stark besuchte öffentliche Versammlung der Putzerträger. Hanke referierte und zeigte in seinen Ausführungen den Zu sammenhang beider Gewerbe. Er hob besonders die Abhängigkeit der Putzerträger von den Lohn, und Arbeitsbedingungen der Putzer hervor und erklärte, daß es ja das Wünschenswerteste sei, wenn das Lohnsystem wieder hergestellt würde, wie es von 1995 bis 1997 üblich war, indem nämlich die Träger aus dem Akkordverhältnis der Putzer herausgenommen und vom Unternehmer entlohnt würden Vorläufig müsse man sich jedoch damit begnügen, eine andere Rege- lung der Lohnbedingungen herbeizuführen. In der Diskussion verlangten einzelne Redner entschieden die Trennung des Lohnverhältnisses mit den Putzern, während andere mit dem Referenten der Ansicht waren, daß diese Forderung zur zeit nicht durchzudrücken sei. Vorerst müsse man dahin wirken, daß die Träger ebenfalls 9 M. erhalten. In seinem Schlußwort wies Hanke darauf hin. daß die Putzer selbst ja nur gewinnen würden, wenn die gewünschte For derung der Trennung erfolgte. Das ändere aber nichts an der Tatsache, daß augenblicklich diese Forderung nicht durchzudrücken sei. Folgende Resolution wurde einstimmig angenommen: .Die am Donnerstag, den 13. April 1911, in Feuersteins Festsälen tagende öffentliche Putzerträgerversammlung betrachtet die Zugehörigkeit zur Organisation als Vorbedingung zur dauernden Verbesserung der Lage der Arbeiterklasse. Für die Putzerträger kann als moderne Organisation nur der Deutsche Wauarbeiterverband in Frage kommen. Als notwendigste Maßnahme zur Verbesserung der gegen wältigen Verhältnisse im Putzergewerbe, soweit die Träger in Frage kommen, kann nur die Trennung des Trägers aus dem Akkordverhältnis der Putzer betrachtet werden. Da hierzu die notwendigsten Vorbedingungen fehlen, macht die Versammlung es jedem Putzerträger zur dringendsten Pflicht, überall da, wo die Putzer die Forderung auf Erhöhung des Ab- schlagslohnes von 9 M. erheben, oder wo dieser Abschlagslohn an die Putzer schon gezahlt wird, dieselbe Forderung an den in Frage kommenden Arbeitgeber, Kolonnenführer. Putzmeister oder Bauunternehmer zu stellen."_ Am Ostermontag arbeiten die �riseurgehilfen nicht! Schon mehrfach haben wir darauf hingewiesen, daß an einer ganzen Reihe von Orten die selbständigen Barbiere und Friseure auf Grund§ 41d der Gewerbeordnung die BetriebSruhe an den drei zweiten Feiertagen herbeigeführt haben, weil es sonst keinen einzigen vollständig freien Sonn- oder Festtag im Friseurgewerbe gibt. Alle Versuche, auch für Groß-Berlin den Geschäftsschluß an den drei zweiten Feiertagen herbeizuführen, sind an dem Verhalten der Innungen des Pfefferbundes gescheitert. Die organisierten Ge« Hilfen haben daher ohne Rücksicht darauf, daß die Geschäfte offen gehalten werden, für sich die Feiertagsruhe am Ostermontag, Pfingstmontag und dem zweiten WeihnachtSfesttage durchgesetzt. Da die Konkurrenzverhältnisse eS den einzelnen Meistern verbieten, ihre Geschäfte zu schließen, sind die Jnhaberdergeregelten Betriebe gezwungen, an den zweiten Feiertagen ihr Geschäft allein zu versehen. An die organisierte Arbeiterschaft richten wir die Bitte, darauf Rücksicht zu nehmen und sich am Ostermontag nicht rasieren und das Haar schneiden zu lassen, Verband der Friseurgehilfen Deutschlands . um die Erringung des freien KoalitionSrechtS. so werden alle Hand- werker darum ersucht, alle bei der Firma Freese Arbeitenden auf ihr unkollegialischeS Handeln aufmerksam zu machen. Ferner wird wieder darauf aufmerksam gemacht, daß sich die Finna R e g i e s, Neanderstraße, dazu hergibt, sür die Firma Freese auf den Bauten die Arbeiten fertig zu stellen. Die Branchenkommission. Achtung, Töpfer! Die Differenzen bei der Firma Paul Damm, Charlottenburg . Leibnizstr. 19, Bau Nixdorf, Hermann-, Ecke Schierke- straße sind noch nicht erledigt. Die Sperre besieht deshalb weiter. Die Verbandsleitung. DeutfcKes Reich. Allgemeine Ausstandsbewegung im Obcrlausitzer Braunkohlenrcvier. Die Bergarbeiter haben, um die Einführung eines Tarif- Vertrages zu erwirken, auf fünf Bergwerken die Arbeit vollständig niedergelegt. Auf anderen Gruben streiken die Bergarbeiter zum größlen Teil. Man kann die Ausstandsbewegung als allgemein bezeichnen._ Tarifbewegung im mitteldeutschen Braunkohlenrevier. Der Bergarbeiterverband, der Hirsch-Dunckersche Gewerkverein, die polnische Bergarbeiterorganisalion und der Verband der Maschinisten und Heizer haben bei den Werksverwaltungen der mitteldeutschen Braunkohlengruben Tarifverträge eingereicht. Sie fordern in der Hauptsache: Abschluß der Verträge mit den Organi- sationen der Arbeiter, Verkürzung der Arbeitszeit von neun auf acht Stunden, Erhöhung des Gedinges und Festsetzmrg eines Minimallohnes für die Gedinge beziehungsweise für die Akkordarbeiter. Erhöhung der Schichtlöhne, einen Erholungsurlaub für die Arbeiter und Nichteinsührung einseitiger Unternehmer- Arbeitsnachweise. In einem Begleitschreiben wurden die Verwaltungen um Verhandlungen ersucht. Die Grubenbesitzer er- teilten den Bescheid, daß sie mit den Organisationen nicht ver- handeln könnten, sondern nur mit den durch Gesetz oder Arbeits- ordnung bestimmten Vertretern der Arbeiter. Sie bezweifelten in ihrem Schreiben das Sinken der Bergarbeiterlöhne und wiesen darauf hin, daß. wenn sich die Wirtschaftslage bessere, auch die Löhne wieder steigen würden. Eme Verkürzung der bestehenden Arbeitszeit sei gesund- heitlich nicht notwendig und wirtschaftlich nicht durchführbar. Tarif- Verträge könnten nach den Erfahrungen, die in anderen deutschen Industrien und im englischen Bergbau damit gemacht worden seien, nicht als eine Gewähr sür ftiedliche Verhältnisse in der Berg- industrie betrachtet werden. Zugleich wurde auf den Gruben eine Bekanntmachung ausgehängt, in der es unter anderem hieß: .Wir hoffen, daß unsere Belegschaft die Berechtigung unserer Ausführungen einsehen und sich der in Versammlungen bereits angekündigten Ausstandsbewegung nicht anschließen wird. Ein Erfolg ist ausgeschlossen." Dem folgen die Namen von 79 Werken bezw. Gewerkschaften. Auf vielen Werken wollten die Arbeiter daraufhin streiken, was von den besonncren Arbeitern jedoch verhindert wurde, denn diese wußten, daß die Vertreter der Belegschaften zunächst mit den OrganifationSleitungen über die weiteren Schritte beraten mußten. Zu diesem Zwecke war zum Karfreitag eine Konferenz nach Leipzig einberufen worden, die äußerst stark besucht war. Die Konferenz nahm zunächst einen Bericht des Lerbandssekretärs H u s e m a n n- Bochum über die gegenwärtige Situation entgegen. Redner besprach die Antwort der Grubenverwaltungen und erbrachte den Nachweis, daß es mit der schlechten Lage der Braunkohlenindustrie nicht weit her sei, denn die Werke könnten trotz hoher Abschreibungen immer noch Dividenden von 1239 Prozent verteilen. Die«rbeiterlöhne dagegen seien im Halleschen Braunkohlenbergbau seit dem 4. Quartal 1997 gefallen, wofür Redner zahlenmäßige Beweise erbrachte; die Arbeiter hätten einen Lohnverlust von fünf Millionen Mark erlitten. Aber auch wenn keine Lohnreduzierungen ein- ;etreten wären, hätten die Arbeitern ein Anrecht auf höheren lohn, weil die Lebenshaltung der Arbeiter in den letzten Jahren bedeutend teurer geworden sei. Auch die übrigen Forderungen der Arbeiter seien durchführbar, wenn die Unternehmer den guten Willen dazu hätten. Die Unternehmer hätten sich in ihrer Antwort auf den nackten Herrenstandpunkt gestellt. Hier könne nur durch den organisierten Willen der Arbeiter etwas erreicht werden. Damit den Arbeitern in keiner Weise Vorwürfe gemacht werden könnten, sollten die Belegschaften die Arbeiterausschüsse zu den Grubenverwaltungen enden, damit verhandelt würde. Im weiteren müßten alle Vor­bereitungen zu einem eventuellen Kampfe getroffen werden. Zum Schluß besprach Redner die einzuschlagende Taktik. In der nach dem Referat einsetzenden Debatte erklärten mit wenigen Ausnahmen alle Vertreter ihr Einverständnis mit den von Hufemann vorgeschlagenen Maßnahmen. Diese Stimmung kam dann auch in einer Resolution zum Ausdruck, in der a. a. gegen die Be- hauptung des UnlerneHmervereinS protestiert wurde, daß die Arbeiter- ührer auf einen Ausstand Hinarbeitelen. Als letztes Mittel, um die Forderungen der Arbeiter durchzubringen, wurde die Arbeits- niederlegung empfohlen. Damit ist für die Bergarbeiter der Braunkohlenindustrie im Zeitz Weitzcnfelser Altenburger Revier über die zu unternehmenden -schritte Klarheit geschaffen. Zunächst haben die Ausschüsse zu ver- handeln. Ferner müssen die Kündigungszettel unterschrieben und eingesammelt werden, damit, wenn keine Zugeständnisse gemacht werden, die äußersten Mittel zur Anwendung gebracht werden. Vor allen Dingen müssen die Anordnungen der Organisationsleitungen 'trikte befolgt werden._ Zur Lohnbewegung der Breslauer Bäcker. Die Verhandlungen über die Festlegung eines einheitlichen Lohntarifs im Breslauer Bäckergewerbe vor dem Breslaucr Gcwerbegericht sind endgültig �scheitert. Die Bäckerinnung und der mit dieser durch dick und )ünil gehende meistcrtreue Gesellenausschuß haben es abgelehnt, mit der Lohnkommission der organisierten Gehilfen zu verhandeln. Jetzt haben die reaktionären Jnnungsmeister die Folgen der weiteren EntWickelung der Lohnbewegung zu tragen. Einen siegreichen Streik führten die Holzarbeiter der Firma F. Benedix Söhne in Posen nach achttägiger Dauer. Mit dem Deutschen Holzsirrbeiterverband und der polnischen Berufs- Vereinigung wurde ein Tarif mit vierjähriger� Dauer abgeschlossen. Die Arbeitszeit wird um 2 bezw. 4 Stunden wöchentlich herabgesetzt. Der Stundenlohn erhöht sich während der Vcrtragsdauer um 7 Pf. ür gelernte und Maschincimrbeiter, um 6 Pf. für di« übrigen Ar- beiter und um 3 Pf. für Poliererinnen. Die Akkordarberter er- halten einen Aufschlag von 6 Proz. Ueberstunden werden mit 10 Pf., Nacht- und Sonntagsarbeit mit 25 Pf. Zuschlag bezahlt. Die Arbeiter der Ehrrnfelder Waggonfabrik vorm. Her- brand u. Co. in Köln-Ehrenfeld haben zu neun Zehntel am Sonnabend, den 8. April, wegen nachfolgender Forderungen die Kündigung eingereicht: Festlegung der neunstündigen Arbeitszeit. 19 Prozent Lohnerhöhung und wöchentliche Lohnzahlung am Freitag. Zu der ersten Forderung ist zu bemerken, daß die Arbeiter seit 2'/, Jahren die neunstündige Arbeitszeit haben. Eingeführt wurde dieselbe wegen Mangel an Aufträgen. Nachdem nun die Firma merkte, daß die Arbeiter diese Arbeitszeit als NormalarbeilSzeit betrachteten, versuchte sie die zehnstündige Arbeitszeit wieder einzuführen. Denjenigen Arbeitern, die nicht selbst ihre Kündigung eingereicht hatten, wurde seitens der firma gekündigt. Da bis jetzt alle Verhandlungen gescheitert find. o traten die Arbeiter gestern, am 15., in den Streik. In Betracht kommen Metallarbeiter, Holzarbeiter, Lackierer und Sattler, im ganzen 859 Arbeiter. ES ist dieses der größte Kampf, den bis dato izie Kölner Arbeiterschaft geführt hat. Sollten Streikbrecherinserate oder Agenten auftauchen, so bitten wir, sofort Mitteilung zu machen an Aug. Haas, Köln . Severinstr. 197. Arbeiterfreundliche Blätter werden um Abdruck gebeten. Die Fliesenleger in Stuttgart sind am Donnerstag, den 13. April, in den Ausstand getreten. Der seitherige Tarif ist ob Achtung, Bauhandwerker k Im Betnebe von H e i n r i ch F r e e s e. ßiieder-Schönhausen, Blankenburger Str. 34, befinden sich die Jalousie- arbeiter sowie die zweite Abteilung Holzpflasterer im Streik. Da es sich in diesem Kampf nicht um Lohnforderungen handelt, sondern verantw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin , Inseratenteil vergnttv.: Th- Glocke, Berlin . Druck u. Ver lag: Vorwä::sBuchdr. ri Verlagsanstalt Singer& Co., Berlin SW, gelaufen und bis jetzt war es vek der ablehnenden Hakkutkg der Unternehmer nicht möglich, zu einer Einigung über einen neuen Vertrag zu gelangen. Ein besonderes Hindernis bildet die Frage der Hilfsarbeiter. Die Unternehmer verlangen, daß die Fliesen- leger die Hilfsarbeiter selbst stellen und bezahlen, während die Leger darauf bestehen, daß die Bezahlung der Hilfsarbeiter Sache der Unternehmer sein soll. Die Arbeitsgelegenheit ist günstig und deshalb zu erwarten, daß die Unternehmer bald nachgeben werden. Das Recht der Gewerkschaften, sich vor unlauteren Elementen zu schützen, wurde am Donnerstag vor dem Leipziger Schöffengericht behandelt und anerkannt. Der Schlosser Kuhnert wollte beleidigt sein, weil der Vorstand des Deutschen Metallarbeiter« Verbandes in derMetallarbeiter-Zeitung" bekannt ge« macht hatte, daß Kühnert wegen Denunziation nicht wieder im Ver» band aufgenommen werden könne. Der Beleidigung angeklagt war der Redakteur der.Metallarbeiter-Zcitung" Genosse S ch e r m in Stuttgart . Scherm wies darauf hin, daß er laut Anstellungs- Vertrags verpflichtet sei, die ihm vom Verbandsvorstande über- mitteilen Notizen aufzunehmen. Er sei früher schon einmal vom Schöffengericht in Berlin in einem ganz gleichen Falle zu zehn Mark Geldstrafe verurteilt worden, das Land- und Kammergerickt habe ihn aber freigesprochen, da ihm der Schutz des§ 193 (Wahrung berechtigter Interessen) zugebilligt worden sei. Man habe anerkannt, daß statutengemäß solche Warnungen zur Kenntnis der Mitglieder gebracht werden müßten, und Scherm sei verpflichtet, die vom Vorstand ausgehenden Warnungen im Verbandsorgan zu ver« öffentlichen. Scherm führte weiter an. daß er weder berechtigt noch in der Lage sei, die Richtigkeit der Notizen nachzuprüfen, außerdem sei der Ausdruck.Denunziation" hier nicht im verächtlichen Sinne gefallen. Das Leipziger Schöffengericht berücksichtigte diese Darlegungen und schloß sick, in seiner RcchtSauffassung dem preußischen Kammer- gericht an. ES sprach Scherm auch in dem vorliegenden Falle frei. Husland. Französische Gewerkschaftler in Deutschland . Paris , 12. April. (Eig. Ber.) Der Vorstand der Arbeits- konföderation hat in seiner Sitzung am Dienstag beschlossen, den Beschlutz des Toulouser GewerkschastSkougresseS entsprechend die Einladung der deutschen Gewerkschaften anzunehmen. In derselben Sitzung beschloß der Vorstand eine Erklärung, die besagt, daß die ArbeitSkonsöderation mit der Pataud scheu Ver- sammlung mit dem Thema»Freimaurerei und Antisemitismus" nichts zu schaffen hatte. Die C. G. T. protestiert gegen den Miß- brauch, den Privatleute bei Veranstaltung von Versammlungen mit ihrem Namen treiben. Endlich beschloß der Vorstand, eine Propa- ganda zur Verhinderung der Ausführung des AlterSversicheruiigs- gesetzeS einzuleiten. Versammlungen. Zentralverband der Steinarbeiter. Zahlstelle Berlin . Der Generalversammlung, die am Donnerstagabend in den »Musikersälen" stattfand, lag der Bericht der Ortsverwaltung vom 1. Quartal 1911 vor. Der Mitgliederbestand hat sich gehoben; während man zu Anfang des Quartals 855 Mitglieder zählte, er- höhte sich diese Zahl im Laufe der Berichtszeit auf 953. Ein- getreten waren 163, ausgeschieden 65 Mitglieder. Nach einer Sta» tistik, die Mitte März vorgenommen wurde, sind in der Stein» industrie etwa 1239 Personen beschäftigt. Von 599 Sandstein- arbcitern waren 425 organisiert; von 459 Marmorarbcitern waren 359 organisiert, von 189 Grabstcinarbcitern waren 125 organisiert. Die restierendcn 199 kommen für Organisationsbestrcbungen über- Haupt nicht in Betracht. In der Sektion I ist der Tarif gut durch- geführt, in der Sektion II sieht man dem Abschluß eines Tarif- Vertrages entgegen. Die gedruckt vorliegende Abrechnung vom 1. Quartal zeigt eine Einnahme von 18 499,54 M., eine Ausgabe von 6989,29 M., somit verbleibt ein Bestand von 12 491,25 M. Am Anfang des Quartals betrug der Bestand 11 991,59 M. Für Unter- stützungsztvecke wurden unter anderem ausgegeben: 1131 M. an Kranke aus der Hauptkasse und 249 M. aus dev Lokalkasse. 174 M. an Reisende aus der Hauptkasse und ll)3 M. aus der Lokalkasse, 69 M. in Sterbefällen auS der Hauptkasse und 79 M. aus der Lokal- lasse. Auf Antrag der Revisoren wurde der Geschäftsführung Decharge erteilt. Zur Frage der M a i f e i e r nahm die Versammlung gegen zwei Stimmen einen Antrag des Vorstandes und der Platzvertreter an, daß der 1. Mai durch allgemeine Arbeitsruhe gefeiert werde. Der Vorsitzende Winkler machte darauf aufmerksam. daß eS Pflicht aller Anwesenden sei, für diesen Beschluß nach Kräften zu agitieren. Eine längere und manchmal erregte Diskusston brachte der dritte Punkt der Tagesordnung, die Akkordarbeit in der Kunststein- branche betreffend. Die Akkordarbeit sowie das Zwischcnmeistcr- shstem wurden scharf verurteilt. Man wies auf den Beschluß der Organisation hin, daß Kunststein nur im Tagelohn bearbeitet werden darf, und beklagte, daß dieser Beschluß oftmals mißachtet wird. Die Organisationszugehörigkeit der Kunststeinarbeiter, die in großer Zahl zum Fabrikarbeiterverband gehören, wurde ferner noch besprochen. Die Zentralvorstände der beiden Verbände werden sich mit der Angelegenheit beschäftigen, um eine Regelung herbei- zuführen. Letzte fiaebriebten. Spanisches. CerFere, 15. April. (SS. T. B.) In Barcelona entstanden während der stillen Woche zwischen Katholiken und Antiklerikalen Streitigkeiten. Ein Karlist� wurde durch einen Revolverschuß ver- wundet, den ein Polizist auf die Katholiken abgab, die den Verkehr der Straßenbahnen aufhalten wollten. Sechs Verhaftungen wurden vorgenommen. Schwierigkeiten in Portugal . Lissabon , 15. April. (W. T. B.).Elmundo" meldet, daß fünf Unteroffiziere in Braga , welche sich gegen die Republik verschworen hatten, verhaftet wurden. Der Vater eines der Korporale, welcher in Porto wohnt, ist ebenfalls nach Braga gebracht worden. In Buarcos bei Figueira wollten während einer Prozession die Katho- liken die Freidenker zwingen, ihre Hüte abzunehmen. Die Folge davon war ein großer Tumult. Mehrere Personen wurden verwun- det, katholische Heiligenbilder durch Steine zerschmettert. Justiz. minister Costa verbot infolgedessen derartige äußere Kundgebungen des Kultus in Buarcos und anderen Ortschaften, wo ebenfalls der« artige Zwischenfälle vorgekommen waren. Chinesische Millionen-Anleihe. Peking , 15. April. (Meldung der Petersburger Tel.-Agentur.) Die vom Finanzminister und den Vertretern der Banken von Amerika , Deutschland , Frankreich und England unterzeichnete fünf- prozentige Anleihe von 59 Millionen Golddollar wird zum Kurse von 93 begeben. Die Tilgung ist auf 45 Jahre berechnet. Bon der Anleihe soll auch ein Teil für die Eutwickelung der Industrie in der Mandschurei verwendet werden» AIS Garantie dienen Einnahmen der Provinzen. eirnge Hierzu 5 Beilagen.