it. 90. 28. Zahtgasg. 4. ScilW des.Amilrls- Kttlim WllisblÄ. ZMtag, 16. Apli! Ml Partei- Hncfelcgcnbcitcn» Verband sozialdemokratischer Wahlvereine Berlins und Umgegend. Am Freitag, de» 21. April, findet in allen Bezirken Groß-BerlinZ eine Flugblattverbreitnug statt, worauf wir schon heute hinweisen und um allseitige Beteiligung bitten. _ Der Zentralvorstand. Lsterveranftaltungen von Parteiorganisationen. Auch in diesem Jahre veranstalten Wahlvereinsorgani- fationen an den Ostertagen Matineen und Unterhalwngs- abcnde. Der Wahlverein des v i e r t e n K r e i s e S hat am heutigen Sonntag eine Matinee bei Keller in der Koppenstraße arrangiert, bei der das Berliner Humor-Ouartett mitwirtt. Anfang pünktlich 12 Uhr. Für den fünften Wahlkreis findet heute abend im ..Schweizergarten" am Äönigstor ein Unterhaltungsabend, be stehend aus Sinfoniekonzert und Vorträgen(Berliner Ulk-Trio) statt. Anfang 7 Uhr. Im sechsten Wahlkreise sind heute drei künstlerische Untcrhaltungsabende festgesetzt und zwar in den Lokalen Ball- schmieder. Badstr. 16,„Pharussälen". Müllerstr. 112 und «Pratcr-Theatcr", Kastanienallee 7/9. Anfang 7 Uhr. Billetts zu den heutigen UnterhaltungZabenden des 6. Wahlkreises sind für Mitglieder des Wahlvereins noch in folgenden Lokalen zu haben: Knappe, Grünthaler Str. 6; Bugge, Kastanien-Allee 96; Doye, Müllerstr. 38» und Henckcl, Stralsunder Str. 17. Da die Veranstalter sich bemüht haben, den Genossen gute Unterhaltung zu bieten, so dürste zahlreicher Besuch zu wünschen sei«._ Zur Lokalliste! In PeterSdorf bei Ketschendorf steht bat Lokal„Schweizer garten". Jnh.: Ladewig, der Partei zu allen Veranstaltungen zur Verfügung._ Nindorf. Die Bibliothek deS Wahlvereins bleibt am l<Z.. 17., 18. d. MtS. geschlossen. Die Bibliothekkommission. Schömberg . Heute, am 1. Osterfeiertag, findet in den Neuen Rathaussälen, Meininger Str. 8, ein künstlerischer UnterhaltungS» abend statt. Mitwirkende: Herr Otto Rembe(Rezitation). Frl. Herta Geipelt und Frl. Räte Willc-Bach(Gesang), Herr Siegfried Gerniann (Violine), Herr Osterburg (Lieder zur Laute), Herr F. W. Hardt (Humoristische Vorträge). Das Konzert wird von der Musilkapelle des Herrn Direktor Hollfelder ausgeführt. Beginn abends 6 Uhr. Eintritt 50 Pf. Garderobe 10 Pf. Tanz 50 Pf. Rauchen verboten! Johannisthal . Der hiesige BildungSanSschust veranstaltet am ersten Osterfeiertag abends 7»/, Uhr in„SenstlebenS Festlöten" einen „Heiteren Abend" unter Milivirkung von Herrn Böhmer(Flügel), Fräul. Stolle(Sopran), Fräul. Soehnge(Geige). Fcäul. Borchard und Herrn Raden(Rezitation). Die Parteigenossen und Genossinnen werden ersucht, für den Besuch dieser Veranstaltung recht rege zu agitieren. Der Vorstand. Stralau. Dienstag, den 18. April, abends 7'/, Uhr, von den Bezirkslokalen aus Handzettelverbrcitung. Die Bezirksleitung. Donnerstag, den 20. April, abends SVz Uhr, große öffentliche Versammlung im Lokal Alte Taverne, Alt-Stralau 26/27. Tages- ordnung: 1. WaS hat der diesjährige Gcmeindeetat der arbeitenden Bevölkerung gebracht? Referent: Gemeindevertreter Genosse Ernst Wessel. 2. Diskussion. In dieser Versammlung wird ausfuhr- lnt, über die neueste Gründung im Orte, die Einrichtung eine« „Kinderhorts" durch Kirche und Industrie, berichtet werden. Der Geincindevorstand und die bürgerlichen Gemeindevertrcter find schriftlich zu dieser Bersamnilung eingeladen. Der Einbcruser: Emil Rausch, Markgrafendamm 19, Nieder- Schöneweide. Am Mittwoch, den 19. d, Mts., abends 8'/, Uhr: Generalversammlung des WahlvereinS beim Genoffen Schulze, Brückenftr. 16. Tagesordnung: Letzter Vortrag des Genossen Groger über»Die politischen Parteien und ihre Programme". Der Vorstand. Karlöhorst. Am zweiten Feiertag: Familienausflug nach BieS- dorf-Siid. ExncrS GesellschaftshauS. Treffpunkt 2 Uhr am KarlS- borster Bahnhof. Luch die Biesdorfer Parteigenossen sind hierzu eingeladen. Falkeuhagen- Seegefeld. Am Mittwoch, den 19. April, abends 8'/, Uhr, im Lokal des Herrn Ricolay: Vortrag des Genoffen Wilhelm Piek-Steglitz über:.Die deutsche Arbeiterbewegung". Freier Zutritt für Jedermann._ Der Einberufet. Berliner J�acbricbten» Oster-Spaziergang. Hellte und morgen, an den beiden Festtagen des christ- lichcn Auferstehungsmärchens, werden die mündigen Groß- Berliner mit Kind und Kegel zwanglos spazicrengchen, wie es ihrem Herzen und ihrem Willen gefällt. Der geschickteste Polizeipräsident der Welt darf aber seinen Rosien und Reisigen die Feiertagsruhe gönnen. In Scharen, zu Tausenden und Zehntausenden, werden die Sprecathencr aus den dunst- erfüllten Großstadtivohnungen, aus den nüchternen Vorstadt- stratzen uach dem königlich preußischen Tiergarten und den großen städtischen Parkanlagen. nach dem noch halb im Winterschlaf liegenden Grunewald und nach den lang- sam erwachenden Vorortsidyllen pilgern, um die Lungen zu weiten und sich zu freuen an dem Frühlingsgeschenk, das die Natur allen Menschen beschert hat. Die Ostern läuten offiziell den Frühling ein. Liegt die .sündige" Welt am Karfreitag noch im geisttötenden Banne der gcspenstermalenden, menschenglückmordendcn Kirche, so richtet sich alles, was noch an die Jesuslehre glaubt, nach achtundvicrzig Stunden„geläutert" auf zum genußreichen Sturm auf die echt weltlichen Stätten des Vergnügens. Und die Massen des Volkes, die der Kirche nicht mehr Heerfolge leisten, sehen zu Ostern, wie an jedem anderen arbeitsfreien schönen Tage, ihr Hauptvergnügen darin, der beglückenden, im ewigen Kreislauf des Jahres wieder mal verjüngten Natur zu huldigen, kraftvoll die Glieder zu recken und millionenfach tn alle Winde zu rufen: Es lebe der Frühling I Die politischen Stürme schweigen... Die Welt hat Feiertag. Ein Feiertag, den die Kirche zu Ehren ihrer göttlichen Weltordnung eingesetzt hat, und den das aufgeklärte. reife Volk dos zwanzigsten Jahrhunderts feiert zu Ehren des Frühlings. Grollend steht der in den Pantoffeln der Geist- lichkeit schlürfende Staat abseits mit»Gewehr bei Fuß" und sieht mißmutig zu, wie der schwarzgekleideten Nachbarin mit dem lauernden Blick und den frommgefalteten Händen die Osterhasen davonlaufen. Wenn man es könnte und wagen dürfte— man würde kategorisch auch den Oster-Spaziergang verbieten und das Volk mit der Polizei in die Fangarme der Kirche treiben. Das geht aber heute nicht mehr. In Flur und Feld, im Wald und auf der Wiese wird es von Tag zu Tag lebendiger. Noch sind die geheimnisvollen Kräfte, die sich von keiner anderen Kraft halten und binden lassen, im Halbschlummer. Vorsichtig strecken sie die Fühler aus, gucken dem warmen Sonnenschein lächelnd ins Gesicht und sprengen, wenn es Zeit ist, mit elementarer Gewalt die fesselnden Ketten. Staunend siehts alljährlich immer von neuem das natürwüchsige Volk. Merkt mit mächtigem Sehnen, daß von dieser alles überwältigenden Naturkrast auch etwas in ihm selbst schlummert. Etwas, das stärker ist als der lähmende Wille schlechter Menschen und die Fesseln zersprengen wird... wenn es Zeit ist. Wie sie sich innig freuen, die Kinder des harten Lebens, an den verjüngten Kindern der aufblühenden Nawr! LebenShungrig saugen sie den frischen Odem aus den Lüften des zur vollen Arbeit erwachenden Bodens. Be- rauscht jauchzen sie leidenschaftlich dem lachenden Frühlings- kinde zu und geloben es sich auf dem Oster-Spaziergang, den keine Macht der Erde hindern kann, mit Millionen von Zungen: Auch in den Herzen der Menschen, im Leben der frccheitliebenden Völker, soll und muß es Frühling werden! Mit der Beseitigung der Reklamefchilber an den Eisenbahn- strecken geht die Regierung jetzt energischer vor. Soeben wird eine Polizeiderordnung betreffend den Schutz landschaftlich hervor- ragender Gegenden in den Kreisen Teltow . Jüterbog - Luckenwalde und Zauch-Belzig vom Regierungspräsi- deuten zu Potsdam veröffentlicht. Danach ist die Anbringung solcher Reklameschildcr usw., welche daS LandschastSbild verunzieren. außerhalb der geschlossenen Ortschaften auf beiden Seiten der Eisenbahnstrecken Berlin — Halle und Jüterbog — Treuenbrietzen verboten, und zivar darf kein solches Schild in einer Entfernung von je 300 Meter, vom Rande des Bahn- körpers ab gerechnet, angebracht werden; bereits bestehende An- lagen dieser Art müssen bis zum 15. Mai dieses Jahres beseitigt werden. Für ein„Zentralamt zur Prüfung van Polizeivcrordnungcn" tritt der Dirigent der Verkchrsabteilung unseres Polizeipräsi- diums, Regierungsrat Dr. H aaselau, im„Tag" ein. Er weist auf die große Zahl von Polizeiverordnungen hin, von denen sich viele bei näherer Prüfung als ungültig herausstellen, lieber die dadurch hervorgerufene Rechtsunsicherheit, die zu einer erheb- lichen Belastung, namentlich des Kammergerichts, führten, wurde kürzlich auch im Abgeordnetenhause Klage geführt. Das vor- geschlagene„Zentralamt" wäre etwa mit einem Kammergerichts- rat und einem höheren praktisch erfahrenen Polizeibeamten zu besetze». Diesem Zentralamt würde dann die Aufgabe zufallen, sämtliche neuen Polizeiverordnungen vor ihrem Erlaß auf ihre rechtliche Gültigkeit zu prüfen. Wie sehr eine derartige Zentrali- sierung erwünscht sein würde, dürfte aus dem Ilmstand hervor- gehen, daß kaum ein Tag vergeht, an welchem nicht an das Ber - liner Polizeipräsidium von auswärtigen Polizeibehörden die Bitte um Uebcrsendung des Wortlautes einer Polizeiverordnung ge- richtet wird, welche einer neuen Polizeiverordnung als Muster dienen soll. So könnte das Zentralamt zu einer wichtigen Quelle der Fortbildung des preußischen PolizeiverordnungsrcchtS werden. welches noch heute vorwiegend auf daS Gesetz vom 11. März 1850 gestützt ist. Unserer Meinung nach ist das ganze Polizeiverordnungswesen. wie es heute geübt wird, ein Uebel. Es öffnet der Willküc der Polizei Tür und Tor. Der Zentralverein für Arbeitsnachweis, Abteilung für weibliches Personal, teilt den Hausfrauen und Arbeitgebern mit, daß seine Bureaus für Aushilfepersonal sowie für gewerbliche Arbeiterinnen jeder Branche in den Sommermonaten bereit« um 7 Uhr geöffnet werden. Bestellungen werden von 7—1 Uhr entgegengenommen: telephonisch Amt 3, 3791—3797 oder durch Postkarte. C. 54, Rückerstraße 9. DaS„Merkbuch für Reisende" ist soeben in neuer, vermehrter und verbesserter Auflage erschienen. Es soll, wie im Vorwort bemerkt wird, dem Reisenden Gelegenheit geben, sich leicht und bequem über die für den Reiseverkehr getroffenen Einrichtungen zu unterrichten. Selbstverständlich haben nicht alle für den Reise- verkehr maßgebenden Bestimmungen aufgenommen werden können; es sind vielmehr nur solche Borschriften allgemeinen In- Halts berücksichtigt worden, die geeignet scheinen, die Reisenden vor Unbequemlichkeiten und Weiterungen zu bewahren. Wer sich eingehender über die Rechte und Pflichten der Reisenden unter- richten will, wird auf die Eisenbahnverkehrsordnung und die Tarife verwiesen, die käuflich zu haben sind. Ergänzt ist das „Merkbuch" unter anderem durch die neuen Bestimmungen über die Fahrpreisermäßigungen, Rücknahme und Umtausch von Fahr- karten. Sonntagskarten. Benutzung der Warteräume während der Nachtzeiten, Verkehr mit Berliner Vorortstationen usw. Die Bäume in der Schönhauser Allee . In einer Zuschrift an uns war die Vermutung ausgesprochen worden, daß allem Anscheine nach die zwischen der Danzrger Straße und dem Bahnhof Schön- hauser Allee siebenden alten Bäume wohl der zu erbauenden Hockbahn zum Opfer gebracht werden würden, weil dort die Anpflanzung junger Bäume zwischen den alten schönen Bäumen vorbereitet lvird. Vom Magistrat wird hierzu bericktet:„Die Einpflanzung neuer Bäume ist von der städtiscken_ Parkverwaltung angeordnet wdrden, um die Hochbahn möglichst in Grün einzuschließen. Die jetzt dort stehenden Bäume bleiben stehen. Die Bäume werden also verdoppelt, so daß allmählich eine möglichst ge- schlossene grüne Hecke entsteht. Die Maßnahmen der städtischen Parkverwaltung bezwecken also eine Verbesserung deS späteren Straßen- bildeS, nicht eine Verschaiidelung." Wenn dem so sein sollte, wäre die in der Zuschrift ausgesprochene Vennutung unbegründet. Drei Arbeiter durch Schwefelsäure schwer verletzt. Ein schwerer Unfall, bei dem drei Arbeiter durch Schwefelsäure furchtbare Brand- wunden erlitten, ereignete sich am Karfreitag gegen 12 Uhr mittags in der Pianofabrik von Menzel, Warschauer Straße 53. lieber den Vorgang erhalten wir folgende Einzelheiten: In der Pianofabrik von Wilhelm Menzel , in der auch auto- malische Musikapparate angefertigt werden, sollte am Sonnabend- morgen durch den Dampfkessel-RevisionSverein eine Prüfung der ge- samten Maschinenanlage stattfinden. Daher erhielten der 25 jährige Heizer Alfted Baier. Boxhagener Str. 16a. der 19jährige Schlosser Franz Hertel, Schreinerstr. 19, und der 60 jährige in der Fabrik als Fahrstuhlführer angestellte August Stegenow. Krautstr. 19 wohnhast, am DonnerStagnochmittag den Auftrag, im Laufe des KarfteitageS. an dem der Fabrikbetrieb vollständig ruhte, die Dampf- erzciigungßanlagcn für die 250 LL-Dynamomaschinen zu reinigen. Zu diesem Zwecke mußten die Arbeiter durch eine Oeffnuug in der Slesielwand(ich in den Jnuenraum des DampslesselS begeben und die Eifrngewandung von dein anhaftenden Kesselstein mittels Salz« säure befreien. Die drei Arbeiter brachten einen 50 Liter enthaltenden Schwefelsäureballon in das Kesselhaus. Offenbar war nun die Schwefelsäure auf dem Wege vom Lagerleller nach dem Kessel- räum stark geschüttelt worden, denn kaum hatten die Männer den Ballon auf die Erde gesetzt, als der Glasbehälter unter lautem Zischen zerbarst und seinen ätzenden Inhalt über die daneben stehenden Arbeiter ergoß. Die Unglücklichen die im ersten Augenblick vor Schreck völlig betäubt waren, stürzten auf den Hof, laut um Hilfe rufend. Auf das Schreien der Vcr- letzten eilte u. a. der im selben Hause wohnende Inhaber der Piano- fabrik hinzu und schaffte seine Angestellten im Automobil nach der Unfallstation in der Warschauer Straße, wo sie die erste Hilfe erhielten. Hertel, der im Gesicht, am Hals sowie an beiden Händen und Füßen schwere Brandwunden davongetragen hat, nmßte sofort nach der Klinik in der Mariannenstraße übergeführt werden, während die beiden anderen Arbeiter, die Wunden an den Armen und den Beinen erhalten haben, nach einiger Zeit in ihre Wohnungen ge- schafft werden konnten. Selbstmord nach Unterschlagung von 18 000 M. In Hamburg hat sich der früher im Berliner Rathause beschäftigt gewesene Bureaudiätar Krohmann erschossen. Der Selbstmord steht in Verbindung mit Unregelmäßigkeiten, die sich Krohmann in seiner Eigenschaft als Schatzmeister der„Spar- und Darlehnskasse des Zentralverbandes der Gcmeindebeamten Preußens" hatte zu- schulden kommen lassen. Seit Monaten war es kein Geheimnis mehr, daß in der Kasse ein Fehlbetrag von 18 000 M. vorhanden war, die der Schatzmeister veruntreut hatte. Da die Angelegenheit schließlich dem Oberbürgermeister Kirschner hinterbracht wurde. verfügte dieser vor etwa zlvei Monaten die einstweilige Sus- pendierung des Diätars. Eine Ende Mäoz im Berliner Lehrer- Vereinshause tagende Generalversammlung von Vereinsmit- gliedern nahm zu den Unterschlagungen Stellung. Der Vereins- vorstand mußte die Verfehlungen des Schatzmeisters unumwunden zugeben, wobei er hervorhob, � daß Krohmann Gelder, die von Banken oder durch die Post eingingen, nicht buchte. So sei cS möglich gewesen, daß die Kasscnkontrolleure getäuscht wurden. AIS städtischer Beamter bezog Krohmann ein Gehalt von 2500 M.. und als Schatzmeister erhielt er eine jährliche Vergütung von 1200 Mar!. Seine Leiche wird in Hamburg eingeäschert werden. Eine aufregende Szene spielte sich vorgestern früh auf dem Schlesischen Bahnhof ab. Als dort der 27jährige Eisenbahnschaffner Konrad Forster aus der Lenbachstr. 7 zu Rummelsburg mit einigen Reisenden an einem Fahrplan stand, um die Abfahrtszeit eines Zuges nachzusehen, stürzte sich von hinten plötzlich ein junger Mann ohne jede Veranlassung auf den Beamten und brachte ihm einen Messerstich in den Hals bei. Ter Ueberfallene blieb trotz der schweren Verletzung und des starken Blutverlustes bei Be- sinnung und wurde von den anderen Personen nach der Unfall- station in der.Koppenstraße geschafft. Nachdem er hier einen Not- verband erhalten hatte, erfolgte seine Ucberfühvung nach dem Krankenhaus Am Friedrichshain . Der Täter konnte festgehalten und der Polizei übergeben werden. Wie sich herausstellte, handelt es sich um einen aus Ungarn gebürtigen 27jährigen Lederarbeiter Anton Mecker, der erst vor acht Tagen aus Amerika gugereist ist. Auf der Wache des 45. Polizeireviers führte er derartig wirre Reden, daß er durch den Kreisarzt untersucht wurde. Der Kreis- arzt bezeichnete ihn als einen gemeingefährlichen Geisteskranken und ließ ihn sofort der Irrenanstalt Herzberge zuführen. Der Eisenbahnschafftier Forster wurde gestern auf seinen Wunsch aus dem Krankenhaus nach seiner Wohnung gebracht., Zum Mord in der Boyenstraße. Die Ermittelungen in der Schrammschen Mordsache sind bisher unausgesetzt fortgeführt worden. Ueber das Ergebnis wird berichtet: Bekanntlich nahm man anfänglich an, daß es sich um einen Racheakt seitens eines früheren Zuhälters der Schramm handele. Die Kriminalpolizei hat inzivischen viele solcher Burschen vernommen und glaubt, daß von ihnen niemand als Täter in Frage kommt. Ferner ist er- mittelt, daß die Schramm in der Nacht zum 19. März d. I. zuletzt zwischen 12 und 12� Uhv an der Ecke der Boyen- und Chaussee- straßc gesehen wurde, und zwar in Begleitung eines bisher nicht ermittelten Mädchens. Nach Bekundung eines anderen Zeugen hat sie bald nach 12 Uhr nachts an dem Eckhause Bohen. und Chausseestraße gestanden und sich dort mit einem kleinen jüngeren Mann unterhalten, der ein pickeliges Gesicht hatte, blaue Schirm- mutze, Sweater und dunklen Paletot trug. Auch dieser Mann ist noch nicht zu ermitteln gewesen. Die Tat ist anscheinend bald nach 1 Uhr nachts ausgeführt, und zwar steht fest, daß die Schramm zu dieser Zeit zwei Männer bei sich in ihrer Wohnung hatte. Einer denselben hat vermutlich einen Schlapphut und ziemlich hellen Ulster getragen. Ob aber von diesem Manne auch die Tat sewst ausgefiihrt ist, steht nicht fest. Bestimmt ist er aber zur Zeit der Tat in der Wohnung gewesen. Bei dem heftigen Kampf mit der Sch. hat sich der Täter, wie schon früher gemeldet, einen Nagel bis ans Fleisch abgerissen. Genauere Untersuchungen am Tatorte haben ergeben, daß der Täter eine stark blutende Wunde am Nagelgliede des linke» kleinen Fingers davongetragen hat. so daß mit größter Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, daß von diesem Finger das obere Nagelende ziemlich weit abgerissen wurde. Auch kann es keinem Zweifel unterliegen, daß dieser Mensch nicht sehr groß ist, sondern eine Größe von nur 1,65 bis 1,68 Meter hat. Die Kriminalpolizei ist der Ansicht, daß die in Frage kommenden beiden Leute auf ihrem Wege nach Hause der Schramm begeg- neien, und zwar wahrscheinlich in der Botienstratze. Die Kriminal- Polizei ersucht, ihr umgehend mitzuteilen, ob irgend jemandem bekannt ist, daß ein nickt sehr großer Mensch am Tage nach dem Morde, ajso am 19. März, oder in den darauf folgenden Tagen eine Verletzung am Nagclgliede des linken kleinen Fingers gehabt hat. Wahrscheinlich gehört dieser Mensch nicht den Zuhälterkrciscn an. Ebenso werden olle Personen, welche die Schramm in der fraglichen Nacht zwischen 12 und 1 Uhr allein oder in Begleitung noch gesehen habe«, nochmals ersucht, sich zu melden. Für wichtige Bekundungen wird den Betreffenden schon jetzt eine entsprechende Belohnung gezahlt werden. Auf einer Herrcnpartie vom Tode überrascht. Einen jähen Ab« schluß sollte eine Hcrrenpartie finden, die am Karfreitag mehrere Berliner Kaufleute unternommen hotten. In besler Stimmung war man dabei, die Müggelberge zu übersteigen, als einer der Teil- nehmet, der Kaufmann Hermann Hübner. plötzlich leblos zusammen- brach. Man schaffte H. schleunigst nach einem nahe» Restaurant und als man mm einen Arzt herbeiholen wollte, stellte sich heraus, daß der Tod bereits eingetreten war. Ein Herzschlag hatte dem Leben deS Mannes ein jähes Ziel gesetzt. „Die ZiichtigungSspitzclei ist weiter bei der Arbeit", schreibt die „Pädagogische Zeitung". Dem Lehrerblatt sind drei neue Fälle anonymer Zuschriften über angebliche Schulkindcrmißhandluiigen mitgeteilt worden, aber durchweg erwiesen die Verdächtigungen sich als grundlos. Das Blatt meldet noch, daß in einem an die Schul- deputation gerichteten Schreiben die„Privat-Kinderschutzvereinigung" eine Anzahl Lehrer als„Prügelpädagogen" benannt hat, und daß nun die Schuldeputation feststellen läßt, ob die Anschuldigungen zutreffen. Die Schuldeputation scheint— ebenso wie die„Pädagogische Zeitung"— ernsthaft an die Existenz der angeblichen„Privat- Kinderschutzvereinigung" zu glaube», die offenbar weiter nichts
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten